Die gute Aufnahme, die meinem Erstlingswerk („Am Land draußen“, 2020) zuteil wurde, hat mich zum Schreiben dieses zweiten Buches ermutigt. Viel persönlich Erlebtes ist diesmal dabei und die Kindheitserinnerungen reichen über acht Jahrzehnte zurück. Abgesehen von der Kriegszeit waren es schöne Jahre, für die ich dem Herrgott danken darf.
Wie Sie erfahren werden, gab es auch viel zu lachen …
PFARRERGESCHICHTEN
1 Meisterringer und Missionar
2 Mein Segn habt’s
3 Besuch beim Untersbergpfarrer
4 Mäuseturm und Kardinal
WIE GEWONNEN SO ZERRONNEN
5 Aufstieg und Fall von „Salzbaron“ Ady Vogl
IN DIE WELT HINAUS
6 Ein Koppler unter „Wilden“
7 Auf Vaters Spuren durch die Sahara
MEINE BRUCKER JAHRE
8 „Was, du kommst zum Mader? Na so was!“
9 „Das Deutschlandlied singen wir nicht!“
10 Der große Augenblick
11 Mit enk Löder fahrn ma net!
12 An Tuscher solls toan…
SCHATZGESCHICHTEN VON HINTERSEE
13 Das Goldstück vom „Boanlrichter“
14 Hintersee und die Schatzräuber
15 Eine unheimliche Geschichte
ALLERLEI LUSTIGES
16 Die schönsten Goiserrinnen
17 Das verflixte Mikrofon
18 Hühnerkrieg von Weinau
19 „Unterschreiben tua i!“
20 Feuchtfröhliches Weltkriegsende in Elsenwang
21 Die Glan und die Klane
KINDHEIT IM KRIEG
22 Lehrer-Personalpolitik 1938
23 In der Volksschule
24 Die Tanten
25 Onkel Heinrich
26 Wir rannten um unser Leben!
27 Brückensprengungen für die „Alpenfestung“
28 Die gesprengte Saalachbrücke und der Grünauwirt
29 Schneitzlreuth: Heldentod eines Bürgermeisters
30 Den Siezenheimer Steg haben sie übersehen
31 Wolfgangseebundesstraße: Terror am letzten Kriegstag
32 Die Bomber warten schon!
33 Vaters abenteuerliche Heimkehr
IN DIE BERG BIN I GERN
34 Wo Salzburg an Italien grenzt
Liebe Leserinnen und Leser!
Die gute Aufnahme, die meinem Erstlingswerk („Am Land draußen“, 2020) zuteil wurde, hat mich zum Schreiben dieses zweiten Buches ermutigt. Viel persönlich Erlebtes ist diesmal dabei, und die Kindheitserinnerungen reichen über acht Jahrzehnte zurück. Abgesehen von der Kriegszeit waren es schöne Jahre, für die ich dem Herrgott danken darf.
Wie Sie erfahren werden, gab es auch viel zu lachen…
In der Hoffnung, liebe Leserinnen und Leser, Ihnen interessante Lektüre zu bieten und mit Dank für Ihr Interesse verbleibe ich mit besten Grüßen
PFARRERGESCHICHTEN
1 Meisterringer und Missionar
Chocabamba, drittgrößte Stadt Boliviens, liegt südöstlich der Hauptstadt La Paz und ist berüchtigt wegen Gewaltkriminalität. Reisende werden dringend ermahnt, Menschenansammlungen zu meiden und nach Einbruch der Dunkelheit im Hotel zu bleiben. Trotzdem geschah es, dass eines Abends im Herbst 1998 der aus Großarl stammende Steyler Missionar Pater Klaus Laireiter, mit Einkaufstaschen bepackt, sich zu später Stunde durch den Trubel am Marktplatz wagte. Plötzlich drangen drei Burschen auf ihn ein und wollten ihm sein Gepäck entreißen, erlebten aber eine böse Überraschung: Der Überfallene ließ seine Fäuste wirbeln und die drei Ganoven landeten mit blutigen Schädeln und Beulen auf dem Pflaster. Sie konnten natürlich nicht wissen, dass ihr vermeintliches Opfer nicht nur Priester, sondern auch Hagmoar (Ringermeister) beim Pinzgauer Hundsteinrangeln war!
Pater Klaus Laireiter, geboren 1949 als eines von acht Kindern einer Zimmererfamilie in Großarl, hatte nach acht Volksschuljahren schon einen Platz als Sattlerlehrling in Aussicht. „Warst du ein guter Schüler?“ fragte ich. Die Antwort war zuerst ein Lacher, dann: „Guter Schüler? Das wäre wohl übertrieben, in meinen Zeugnissen gab es jede Menge Dreier und Vierer, und einmal sogar einen Fünfer! Und in Religion keinen einzigen Einser!“ „Ja, wie bist du dann…“ „Das war unser Schuldirektor, der Oberlehrer Steinpaz. Der muß irgendwie gespürt haben, dass ich doch nicht so dumm war - und hat meine Aufnahme ins Missionsgymnasium St. Rupert (Bischofshofen) organisiert. Dort war ich 7 Jahre und die Matura habe ich im Missionsgymnasium Liefering absolviert.“
Dann ging es Schlag auf Schlag: Beitritt zum Orden der Steyler Missionare, Noviziat in St.Gabriel, Studium von Theologie und Philosophie, Lehrer und Erzieher in St. Rupert, Priesterweihe, Studium der Sozialpolitik…
Einmalig war wohl, dass Pater Klaus parallel zur Priesterlaufbahn auch eine Karriere als Pinzgauer Hundstein-Rangelmeister absolvierte. „Ich hab‘ schon mit 10 Jahren gerangelt, zusammen mit meinen Brüdern, die oft besser als ich waren. 1967 war ich schon am Hundstein dabei. Und 1978 bin ich erstmals „Hagmoar“ (Rangelmeister) geworden! Und ich hab‘ immer weiter gerangelt, bis zum Alter von 40 Jahren!“
Höhepunkt im Priesterleben von P. Klaus waren die Missionsjahre von 1998 bis 2001 in Bolivien, dem ärmsten Land Lateinamerikas. Was er dort an Armut sah und erlebte, erschütterte ihn schwer. „Die Armut hat viele Gesichter“, schreibt er, „aber unter den Armen sind die Kinder die Ärmsten, und da wieder die Verletzten.“ Er gründete eine Hilfsorganisation und gab ihr den Namen „Para ninos“ (Nur für Kinder). Und Kinder kamen: Verletzte, Kinder mit Missbildungen, mit Verbrennungen…
Nun zeigte sich, dass P. Klaus auch begabter Organisator ist. Heute, 23 Jahre nach der Gründung, verfügt „Para ninos“ über ein Kinderkrankenhaus, mehrere Zahnheilstationen, Heime für behinderte Kinder, Heime für Straßenkinder, ein Mutter-Kind-Zentrum, ein Krankenhaus in der Hauptstadt La Paz… und vieles mehr.
Mit Stolz sagt P. Klaus heute: „Ich habe nie ein Kind abweisen müssen!“
Jetzt, mit 72 Jahren, ist er eigentlich in Pension. Aber „Para ninos“ leitet er immer noch und besucht jährlich seine ehemaligen Wirkungsstätten in Bolivien.
Im Jahr 2021 konnte P. Klaus noch einen besonderen Glücksfall erleben: Er wurde ersucht, vertretungsweise in Pöham beim Erntedankfest auszuhelfen. „Das war so schön“, erzählte er mir, „wieder zurück im heimatlichen Pongau, herrliches Herbstwetter, der Hochkönig im Sonnenglanz, ich hab‘ mich so gefreut und war so in Schwung, dass ich eine der besten Predigten meines Lebens gehalten habe…“ Aber nicht nur er war begeistert, sondern auch die Pöhamer. „Du musst bei uns Pfarrer werden, bitte!“ Der Angehimmelte erwiderte: „Ja, was bildet ihr euch ein? Wisst ihr, wie viele Pfarren heute ohne Priester sind?“ „Das ist uns wurst, wir kriegen das hin…“ P.Klaus: „Na gut, meinetwegen, probiert’s es halt…“
Die Pöhamer probierten – und triumphierten! P.Klaus „residiert“ heute zwar im Pfarrhof Pfarrwerfen und hilft natürlich im ganzen Pfarrverband Werfen – Pfarrwerfen – Werfenweng mit, sein Haupteinsatzgebiet aber ist die Pfarre Pöham!
2 Mein Segn habt’s!
Erinnerungen an Pfarrer Valentin Pfeifenberger Genau weiß ich es nicht mehr, es war irgendwann in den Achtzigerjahren, als ich nach einer Veranstaltung des Christlichen Landeslehrer- Der Verfasser vor dem Voitl-Denkmal vereins beim Knappenwirt in Tamsweg noch lange sitzenblieb. Dabei wurde erzählt und erzählt, und so erfuhr ich auch allerhand über Valentin Pfeifenberger, den berühmten Pfarrer von Thomatal, im Volksmund Voitl genannt – oder liebevoll „Bischof vom Lungau“. Viel wurde über ihn bereits geschrieben, in Zeitungsartikeln und Büchern, und das meiste davon habe ich auch gelesen. Mit einer Anekdote, die, glaube ich, noch nie publiziert wurde, will ich hier beginnen.
Firmung in Thomatal! Der Erzbischof wurde erwartet, sagte aber kurzfristig ab und als Vertretung wurde irgendein sehr hoher Würdenträger aus Deutschland erwartet, ich weiß leider nicht mehr wer, aber es handelte sich um irgend eine Exzellenz. Ein Herr, der sich freute, einmal gebirglerische Urwüchsigkeit erleben zu dürfen. Er wurde nicht enttäuscht.
Der hohe Gast wurde vom Voitl in St. Michael mit dem PKW abgeholt. Während der Fahrt hielt der Pfarrer es für angebracht, seinen Besuch mit wichtigen Informationen über den Zielort zu versorgen. Dabei soll er u. a. gesagt haben: „Und noch etwas ganz Wichtiges, Eure Exzellenz! In Thomatal gibt es kein ‚per Sie‘, die Leute sagen zu jedem ‚du‘. Die Einzigen, die dort ‚Sie‘ sagen können, sind ich und du!“
Die und ähnliche Geschichten haben mein Interesse an diesem ungewöhnlichen Landpriester geweckt, ich habe mich weiter erkundigt und auch allerlei über ihn gelesen, besonders im Buch seines Biographen Arnold Pichler. Ich zitiere daraus aus dem Vorwort:
…“Als ich nach einem Schiunfall mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus lag, wurde er an mein Bett gerufen. In immer wiederkehrenden Erinnerungen sehe ich schemenhaft sein Gesicht, höre seine leise Stimme und spüre, wie er mir mit seiner feinen Hand mit dem geweihten Öl das Kreuzzeichen auf die Stirne malt und mir damit die Angst vor dem Sterben nimmt…“
Valentin Pfeifenbergers Lebenslauf liest sich sehr einfach: Geboren 1914 in Zederhaus als drittes von sieben Kindern, Borromäum, Studium an der Theologischen Fakultät in Salzburg, Priesterweihe 1940, Kooperator in Vigaun, Wagrain, Unken und Ellmau, Pfarrer in Thierbach und von 1956 bis 2004, seinem Todesjahr im Thomatal.
Der Voitl hatte zwei Gesichter: ein sehr freundliches für seine Pfarrkinder und ein unfreundliches gegenüber der Obrigkeit. Zwei Beispiele! (Quelle: Pichler)
Während der ersten Visitation - in Thierbach - durch Erzbischof Andreas Rohracher wurde des Pfarrers legerer Ton vom Hofkaplan gerügt. Voitls Antwort: „Dann sag ich halt nix mehr“.
Jahrzehnte später (1962) in Thomatal. Als der Besuch des Erzbischofs angekündigt wurde, wollte der Pfarrgemeinderat das desolate Klosett durch ein modernes WC ersetzen lassen. Der Pfarrer war dagegen: „Wenns dem Bischof net gfallt, fahrt er nach Tamsweg - und kimmt vielleicht gar nimmer eina!“
Einige Voitl – Zitate aus „Valentin Pfeifenberger, Weisheiten vom Lungauer Bischof“ (von Caroline Kleibel, herausgegeben von Servus TV):
Ich habe mir nie etwas ausgesucht. Auch nicht die Pfarreien. Dort, wo keiner hinwollte, in abgelegene Gegenden, bin ich gekommen. Das hat mich nie gekümmert.
Bräuche können sich ändern, aber sie sollen nicht abkommen. Das Brauchtum reicht viel weiter als das gesprochene Wort.
Kritik übte der Voitl auch am Konzil und am „Papst Hansei“ (Johannes XXIII):
Der Ritt auf dem Esel, der den Einzug Jesu in Jerusalem symbolisiert, das ist meine Osterfreude. In so einem Hinterwinkel muss man sich eine Gaudi machen… Ich sehe den Eselsritt auch als Reaktion auf das Zweite Vatikanische Konzil. Seit die Osterfeier vom Karsamstagnachmittag auf die Osternacht verlegt wurde, gibt es für die Kinder keine Auferstehungsfeier mehr…
Bei meinen Krankenbesuchen erzähle ich gerne Witze. Lachen ist wichtig, denn das Lachen ist ein Gesundheitsmittel und vertreibt trübe Gedanken.
Die Neuzeit geht zu Ende. Im Zeitenlauf einer zu Ende gehenden Epoche kommt immer eine Beschleunigung der Menschheitsgeschichte in Gang. Alle Gelehrten wissen das. Wie das aber kommt, scheint niemand zu wissen. Der Himmelvater, der am Webstuhl der Zeit sitzt, schafft diese Gegebenheit. Vergleichen kann man das nur mit dem Weberschiffchen. Es enthält eine Spule, die den Querfaden macht. Und diese Spule dreht sich ums schneller, je weniger Faden noch vorhanden ist, weil der Drehradius kürzer wird.
Zu guter Letzt! Ich habe dir vieles gesagt. Gescheites? Ich weiß nicht. Es muss auch nicht alles immer g’scheit sein.
Mein‘ Segen habt’s!
3 Besuch beim Untersbergpfarrer
„Im Jahr 1969, als ich Pfarrer von Großgmain geworden bin, bin ich mit alten Leuten bekannt geworden, die noch regelmäßig zu den ‚Untersbergern‘ gebetet haben. Ab da hat mich der Untersberg nicht mehr losgelassen!“
So begann am 3.Februar 2022 mein Gespräch mit Altpfarrer Herbert Schmatzberger in Großgmain. Er ist zwar schon 10 Jahre in Pension, aber immer noch aktiv. Sein Suchen und Forschen kreist um zwei Schwerpunkte:
1. Der Untersbergmythos, seine Sagenwelt und die Hoffnung auf ein gerechtes, christliches Reich
2. Großgmain als Wallfahrtsort, Marienheilgarten und Kraftplatz
Ich erlaube mir, aus Schmatzbergers Schriften ( „Der Untersberg, Mythos und Sage“, „Der Marienheilgarten Großgmain“) zu zitieren:
„…Der Berg zieht magisch an. Ich begegne immer wieder Leuten, die sich wegen dieses Berges bei uns ansiedeln. Aus all den vielen Begegnungen und Erfahrungen mit diesen Menschen bin ich überzeugt, dass der Untersberg ein ganz großer Kraftort ist… Ich habe mittlerweile gelernt, dass unsere Mutter Erde und das ganze Weltall keine gefühllose Maschine, sondern ein lebendiger Organismus ist Und wenn man jetzt sagt, Karl der Große würde wieder kommen, so bedeutet dies erstens nichts anderes, als dass wieder ein gerechtes Reich erstehen würde, auch in unserer Zeit. Es ist die Aussage, dass die Gerechtigkeit über das Unrecht siegt.
Ich persönlich glaube nicht, dass das leibhaftig ein neuer Kaiser sein wird, ich glaube auch nicht, dass eine Schlacht am Walserfeld stattfinden wird, ich glaube vielmehr, dass es eine geistige Auseinandersetzung sein wird Mit meiner Initiative ‚Grenzenloses Großgmain‘ vor genau 20 Jahren, der heutigen Untersberg-Akademie, den Wanderungen zu den Plätzen der Kraft, der Umrundung des Berges an jedem 14. August (Vortag von Maria Himmelfahrt), beginne ich ihn zu achten, jedenfalls ist er für mich ein Geheimnis und bleibt eine Herausforderung Und es ist kein Zufall, dass am 14. August jedes Jahres eine Wallfahrt rund um diesen Berg stattfindet. Sagen und Mythen bilden sich weiter und so wurden im Laufe dieser Zeit aus den ursprünglichen 9 heute 14 Untersbergkirchen… Die Namen dieser Kirchen sind: Großgmain – Grödig – St. Leonhard – Effenberg – Kunterweg – Berchtesgaden – Maria Gern – St. Zeno – Bischofswiesen – Loipl – Gois – Marzoll – Winkl – Bayrisch Gmain Schon sind die Zeiten vorbei, wo man sich lächerlich machte, wenn man an das Vorhandensein einer Seele im Menschen glaubte. Inzwischen setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass das ganze Weltall beseelt ist und dass jedes Stäubchen lebt. Das Weltall besteht nicht einfach aus einer Anhäufung von toten Körpern, es ist ein lebendiger Organismus, der beseelt ist von guten Mächten, die das Ganze zusammenhalten, ordnen und beleben Überall auf der Erde gibt es solche starken Plätze, heilige Stätten, Orte der Kraft und der positiven Erd- und Himmelsstrahlen. Der Marienheilgarten gehört zu den Gnadenstätten: Er ist ein Haus Gottes in der freien Natur Nur eine kosmische Religiosität, welche die Welt als Geschöpf Gottes achtet, wird eine echte Erneuerung bringen…“
Die Untersberger
Wer sind die sagenhaften Wesen, zu denen laut Pfarrer Schmatzberger vor 50 Jahren die alten Leute noch gebetet haben?
Ich zitiere aus dem Buch „Rund um den Birnbaum“, verfasst 1985 von meinem Vater als Band 5 der Heimatbücher von Wals – Siezenheim: „… In der Dämmerung oder in finsterer Nacht begegnen sie einsamen Wanderern… Das erlebte auch ein Bauer, der zur Klingeralm aufsteigen wollte, um bei seinem Jungvieh Nachschau zu halten. Da saß auf einmal neben dem Weg auf einem Wurzelstock ein graubärtiges Männlein. Das zog jetzt einen prächtigen Kristall aus seiner Kutte und forderte den Bauer auf, durchzugucken, hinunter aufs Walserfeld. Der Mann blickte durch und sah einen pflügenden Bauer. „So war es,“ sagte der Untersberger und verschwand hinter einem Felsblock. Der Bauer schüttelte den Kopf und stieg dann weiter. Er war schon in der Nähe der Windlöcher, da gewahrte er wieder das seltsame Männlein. „Schau nochmal durch den Kristall!“ rief der Untersberger und hielt ihm wieder den schönen Stein vors Gesicht. Jetzt sah der Bauer eine endlose Reihe Soldaten marschieren. „So ist es“ murmelte der Zwerg und verschwand wieder. Als der Bauer schon beinahe die Höhe erreicht hatte, saß der Zwerg zum dritten Mal vor ihm und hielt ihm den wundersamen Stein hin. Dabei sagte er mit zitternder Stimme: „Und so wird es sein!“ Als der Mann einen Blick durch das Zauberglas geworfen hatte, wurde er leichenblass und begann am ganzen Körper zu zittern. Er dachte nimmer an sein Jungvieh auf der Alm, sondern stürzte mit angstverzerrtem Gesicht talwärts. Daheim konnte anfangs niemand etwas aus ihm herausbringen. Schließlich erzählte er von dem Zusammentreffen mit dem Untersberger und von den ersten zwei Blicken durch den Kristall. Was er aber beim dritten Durchblicken gesehen hatte, das blieb sein Geheimnis, bis zu seinem Tod!
4 Mäuseturm und Kardinal
Nicht nur Naturgenuss und Gipfelfreuden erlebt man als Bergsteiger, sondern auch Begegnungen mit interessanten Menschen.
Am Gipfl der Gima Tosa: vl Inghild, Herbert, Ernst und Arno
Im August 1964 durchwanderte ich mit Inghild - damals noch meine "Zukünftige" - sowie meinen Brüdern Herbert und Ernst die Brenta - Dolomiten. Eine imposante Felslandschaft! Höhepunkt war die Ersteigung der 3173 Meter hohen Cima Tosa. Am Abend erreichten wir todmüde, aber glücklich die von uns als Nachtquartier eingeplante Schutzhütte Rifugio Pedrotti - und mussten erfahren, dass für uns kein Platz mehr war. „Tutto occupato!“ wiederholte der Hüttenwirt immer wieder, wir aber wachelten mit unseren ÖAV-Ausweisen und stellten uns begriffsstutzig. Da lächelte der Mann auf einmal und winkte uns, ihm zu folgen, ungefähr 10 Minuten bergab zu einem desolaten Nebengebäude. Der Innenraum war mit Gerümpel gefüllt und darüber lag eine dicke Staubschicht. „Casa vecchia“ (altes Haus) wurden wir aufgeklärt, und: „Nix bezahlen.“ Was blieb uns übrig? Wir legten die Rucksäcke ab und gingen mit unserem „Herbergsvater“ zum Schutzhaus zurück.
Die Gaststube war voll, aber an einem Tisch rückten vier Männer so zusammen, dass wir auch noch Platz hatten. Der Wirt brachte Getränke, der Rotwein schmeckte, große Erleichterung, alles in Ordnung… Unsere freundlichen Tischnachbarn waren „Boarische“: ein ernstblickender Älterer mit großen Augengläsern, ein wesentlich jüngerer Dicker und zwei junge Dünne. Der Dicke führte das große Wort und erzählte viel Lustiges, die Dünnen lachten, der Ältere aber blieb ernst und redete kein Wort. Aber sein Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor! Als sie von unserem Außenquartier erfuhren, rief der Di height="613" src="file:///C:/Users/HP/AppData/Local/Temp/msohtmlclip1/01/clip_image018.jpg" align="left" hspace="12" alt="Description: Ein Bild, das draußen, Tal, Natur, Baum enthält. Automatisch generierte Beschreibung" />Beim Heimfahren, wir saßen schon im Zug, sagte Inghild: „Ich glaub‘, der Ältere von denen ist der Kardinal Döpfner.“ - Er war es auch, wie wir später durch Zeitungsfotos eindeutig feststellen konnten. Wir hatten also den Abend mit dem berühmten Konzilstheologen Julius August Kardinal Döpfner, Erzbischof von München und Freising, verbracht - nichtsahnend, am engen Tisch, mit Rotwein und Gaudi Was man als Bergsteiger nicht alles erleben kann!
Kardinal als Predigtstörer
Noch eine Döpfnergeschichte.
Schneizlreuth kennt man als Ort, an dem man vorbeifährt, wenn man von Salzburg über Reichenhall dem Pinzgau zustrebt. Nur wenn man einen besonderen Grund hat, macht man dort Station.
So einen besonderen Grund hatten an einem Sonntag des Jahres 1969 zwei Bergsteiger, die nach Abstieg von der Reiter Alpe in der Kirche von Schneizlreuth ihre Sonntagspflicht erfüllen und den Abendgottesdienst besuchen wollten. Leider hatten sie die Wegstrecke unterschätzt und kamen fünf Minuten zu spät. Vorsichtig öffneten sie die Kirchentür und hörten, dass gerade die Predigt war. "Da wollen wir nicht stören", sagte der Ältere, "warten wir heraußen, bis es drinnen still wird." Aber einer vorbeigehenden Frau kamen die Beiden komisch vor. "Was steht ihr da herum," fragte sie, "geht's doch hinein! Schadet euch wohl nicht, wenn ihr einmal eine gescheite Predigt hört!" Die Angesprochenen, nach langer Bergtour friedlich gestimmt, gehorchten und traten leise in die Kirche. Da unterbrach der Prediger seinen Redefluss und rief: "Hallo, ihr Zwei da hinten! Ja, euch meine ich! Wenn ihr schon zu spät kommt, dann geht's doch ganz vor, da gibt es noch Sitzplätze!" Die Zwei gehorchten - und dann gab es dem Prediger einen Riss, und zwar einen gewaltigen. Einen der Männer kannte er: Es war der Kardinal Döpfner!
Nach dem Gottesdienst traf man sich in der Sakristei. Was dort geredet wurde, wissen wir nicht, nur so viel: Die Drei kamen miteinander lachend heraus!
WIE GEWONNEN SO ZERRONNEN
5 Aufstieg und Fall von „Salzbaron“ Ady Vogl
„Konsul C. A. Vogl zur Verhaftung ausgeschrieben!“ titelten 1976 die Tageszeitungen. 160 Mill. Schilling soll sein Schuldenberg betragen haben und monatlich wären eine Million Zinsen fällig gewesen…
Wie konnte einem Mann, der weitum als einer der Reichsten galt, so etwas passieren?
Carl Adolf Vogl wurde 1906 in Hof in Bayern geboren. Er entstammte einer Kaufmannsfamilie (Gewürzhandlung) mit geschäftlicher Verbindung nach Argentinien. Als Kind durfte er einen mit seinem Vater befreundeten Förster auf Reviergängen begleiten, so entwickelte sich früh sein Interesse für Jagd und Natur. Beruflich trat er in den väterlichen Betrieb ein und war für das Argentiniengeschäft zuständig.
Nach Kriegsende zog er geschäftlich das große Los: Er erwarb das Vertriebs- und Verkaufsrecht für das „Reichenhaller Spezialsalz“ – und gehörte bald zu den reichsten Männern von Deutschland! Salzbaron wurde er von der Presse genannt, ein Titel, gegen den er keine Einwände hatte.
Casa Vogl auf Ibiza
Und er zeigte seinen Reichtum: Eine Villa in Ibiza (Casa Vogl), das Hotel Goldener Hirsch in der Getreidegasse, eine 60.000 ha große Hazienda in Argentinien - und unser Schloss Fuschl! Hier weilte er am liebsten und feierte auch den Polterabend seiner „Märchenhochzeit“ mit der berühmten Filmschauspielerin Winnie Markus – im Kreis von Freunden aus Hof.
Polterabend im Schloss Fuschl: v.l. Alois Roither, Sepp Stöllinger, Edi Schmidhuber, Winnie Markus, Karl Ebner, Johann (Johnny) Stöllinger, Konsul Adi Vogl, Bgm. Johann Mayrhofer, Hans Schweighofer An Selbstvertrauen fehlte es ihm nicht. Als Schloss- und Jagdherr beschrieb er seine Mission so: „Wie die Kelten, die Römer, wie die Erzbischöfe, handelt auch der heutige Eigentümer Konsul Vogl mit Salz, das in zahlreiche Länder geht. Schloss Fuschl erhielt durch ihn seinen heutigen Glanz. Die ganze Welt kommt nach Schloss Fuschl. Nicht zuletzt das Wiederaufleben alten Jagdbrauchtums, wie es unter Kaisern und Erzbischöfen gepflegt wurde, trägt dazu bei. Alle vier Jahre findet ein großes Jagdfest statt. Nach der Jagd kommt am Abend der beste erlegte Hirsch auf einer Holzplätte über den See, flankiert von sechs Jägern mit Fackeln, ein äußerst stimmungsvolles Bild. Auf einer Bahre wird er zur Kapelle gebracht, wo der Bischof eine kurze Ansprache hält. Dann legt man den Hirsch zu der übrigen Strecke vor dem Schloss, die der anwesende Bischof weiht. Jetzt erst verteilt der Forstmeister den Bruch an die erfolgreichen Jäger und die Strecke wird von einer Jagdhorngruppe verblasen. Anschließend ziehen alle Schützen bei Musik und Fackelschein ins Schloss, wo das festliche Jagdessen und der Umtrunk stattfinden…“ (Zitat aus „Jagdschätze im Schloß Fuschl“, erschienen 1974 in der Droemischen Verlagsanstalt, herausgegeben von Dr. h. c. Vogl).
Großes Jagdfest v.l. Konsul C.A. Vogl, Karl Ebner, Bgm. Johann Mayrhofer, … in der Mitte Prälat Dr. Franz Simmerstätter neben Winnie Markus, im Hintergrund die Trachtenmusikkapelle Hof mit Kapellmeister Eduard Schmidhuber Hofer Gemeindevertreter bei Schlossbesuch v.l. Josef Felber, Franz Achleitner, …. C.A. Vogl, Karl Ebner, Winnie Markus, darüber Franz Ainz, … Bgm. Johann Mayrhofer, … Franz Scheffenacker,…,… Schloss-Hotel Fuschl wurde unter Konsul Vogl und Winnie Markus weltberühmt. Ein Blick auf die Gästeliste: US-Präsident Richard Nixon, Herzog und Herzogin von Windsor, UdSSR-Ministerpräsident Nikita Chruschtschows, Oskar Kokoschka, Ernst Häussermann, Lorin Maazel, die Filmschauspieler(innen) Yul Brynner, Audrey Hepburn, Clark Gable, Burt Lancaster und Curd Jürgens, der Boxweltmeister Max Schmeling… Der Ruhm stieg Vogl so in den Kopf, dass er die Übersicht über seine Finanzen verlor. Er verlegte den Schwerpunkt seiner Interessen nach Argentinien. Nahe der chilenischen Grenze, 1 800 km von Buenos Aires entfernt, kaufte er ein Gebiet in der Größe von 80.000 ha und errichtete dort u. a. auch einen riesigen Tierpark. In dem Areal tummelten sich nicht nur südamerikanische Tiere, sondern auch von Vogl übersiedelte Gämsen, Rothirsche, Damhirsche, Mufflons, Steinböcke und Wisents! Um den Bestand von 800 bis 900 Stück Rotwild ausgeglichen zu halten, mussten jährlich 25 bis 30 kapitale Hirsche geschossen werden, was natürlich für Vogl Anlass für großzügige Einladungen und Feiern wurde. Dabei übernahm er sich… 1976 fiel, wie oben geschildert, das Imperium wie ein Kartenhaus zusammen. Es folgten Klagen, Gerichtsverhandlungen und Zwangsversteigerung, Schloss und Ländereien wurden schließlich laut „Die Welt“ (20./21.12.1986) um 9,5 Mill.DM von Max Grundig erworben.
Aber die Geschichte vom Salzbaron Ady Vogl fand doch noch ein halbwegs gutes Ende. Es gelang ihm irgendwie, mit Gericht und Gläubigern zu einem Ausgleich zu kommen. Im Pflieglhof am Tegernsee konnte er mit seiner Winnie noch etliche schöne Jahre der Ruhe erleben, wurde von Hofer Freunden besucht - und pflegte zu philosophieren, wie schnell sich die Zeiten ändern… Er starb 1993 am Tegernsee.
IN DIE WELT HINAUS
6 Ein Koppler unter „Wilden“
Stehend 2. von links Franz. Familie Fuchsberger von Koppl, Pfaffenschwand 1959
Es war vor gut sechs Jahren, da blieben wir einmal nach einem „Offenen Singen“ in Hof noch länger sitzen und gerieten in eine heftige Diskussion. Es ging um die Menschen aus armen Ländern, die gewaltsam in die „Festung Europa“ eindringen wollen und dabei in ihr Unglück rennen. Sollte man wirklich, wie manchmal gefordert wird, alle aufnehmen und nach einem bestimmten Schlüssel auf die EU-Länder verteilen? Könnten wir das überhaupt? Wir einigten uns darauf, dass man primär in den Herkunftsländern für menschenwürdige Zustände sorgen müsste. Aber wie? Einer aus unserer Runde – der Gatte unserer Chorleiterin - bemerkte dazu: „Da kann ich mitreden. Ich hab’ das schon einmal gemacht, vor fünfzig Jahren. In Neuguinea!“ Natürlich wollten wir gleich Näheres erfahren! Dieser Wunsch wurde erfüllt, gespannt hörten wir zu ...
Franz Fuchsberger, der Erzähler, entstammt einer kinderreichen Koppler Bauernfamilie (Pfaffenschwandt). Die „Pfaffein“, wie man sie in ihrer Heimat nennt, sowie ihre weitverzweigte Verwandtschaft sind als Sänger und Musikanten bekannt.
Franz, geboren 1938, wollte, obwohl „weichender Bauernsohn“, beruflich in der Landwirtschaft bleiben. Nach Absolvierung der Landwirtschaftsschule Oberalm verschlug es ihn in den Ennspongau, wo er in Reitdorf auf Schloss Höchst „Moarknecht“ wurde. Bei einem Heimabend der Katholischen Landjugend in Altenmarkt kam ihm zufällig eine Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“ in die Hand. Gespannt las er einen Aufruf an katholische Burschen und Mädchen: Kommt und helft unseren Missionaren in Afrika und Asien!
Warum nicht? dachte Franz und meldete sich im September 1963 an. Dann ging alles sehr schnell.
Hinreise mit Unterbrechungen
Zusammen mit einem Schicksalsgenossen – Hans Wieser aus dem Stubaital – waren ein Missionskurs in Westfalen und ein Sprachkurs in England zu besuchen. Bald darauf kam der Einsatzbefehl: Neuguinea, als Entwicklungshelfer zu den holländischen Franziskanern!
Bei der Hinreise gab es sechs Unterbrechungen. In Rom trafen die zwei jungen Abenteurer ihren neuen Chef, den holländischen Bischof Stavermann, der gerade am II. Vatikanischen Konzil teilnahm. Weitere Stationen waren Karatschi, Kalkutta, Rangun, Singapore und Dscharkatta, bis schließlich Jayapura bzw. Hollandia, die Hauptstadt der ehemaligen Kolonie, erreicht war. Mit einer einmotorigen Cessna, dem wichtigsten Verkehrsmittel der Missionare, ereichten sie schließlich Sentani, ihren ersten Einsatzort.
West – Neuguinea befand sich damals gerade im ersten Jahr nach der Entkolonialisierung. Die Holländer mussten (wie alle europäischen Kolonialmächte) ihre südostasiatischen Ländereien aufgeben, aus Holländisch - Neuguinea wurde zusammen mit Borneo, Sumatra, Java (u. a. Inseln) der neue Staat Indonesien. Die Indonesier als neue Landesherren nahmen keinerlei Rücksicht auf die Papuas, die Ureinwohner. Diese sollten noch oft Ursache haben, sich nach den Holländern zurückzusehnen.
Auf der Plantage
Beim Abzug der Holländer hatte ein Großgrundbesitzer die Plantage Sentani den Franzikanern geschenkt. Diese bauten sie zu einem zentralen Missionsstützpunkt aus, von dem aus mehrere entlegene Außenstellen betreut wurden. Die Verbindung dorthin erfolgte per Funk und vier Cessna – Flugzeugen, Straßen gab es nicht.
Fuchsberger und Wieser, die beiden Neulinge, mußten sich zuerst einmal auf der Plantage bewähren. Ein Riesengrundstück! 1 ha für Kaffeeanbau, 1 ha für Kakao, 3 ha Kokospalmen (ca. 1000 Bäume), dazu ein großer Viehstand mit Schweinen, Kühen und über 700 Hühnern!
Unter Aufsicht der beiden Missionshelfer arbeiteten 15 bis 20 junge Papuas als Landwirtschaftslehrlinge. Sie erhielten auch Grundschulunterricht. Der Tagesablauf: 6 Uhr Frühstück, anschließend Stalldienst, dann hinaus ins Freie. Hauptarbeit war das Säubern der Felder von den üppig wuchernden Unkrautsträuchern. Als Werkzeug dienten Buschmesser, Sensen waren unbekannt! Nach drei Ernten wurde, um neuen Anbau zu ermöglichen, eine Brandrodung nötig.
Auch der Flugplatz war strauchfrei zu halten.
Unsere zwei Jungbauern merkten bald - bei allem Respekt vor der Frömmigkeit der Mönche – dass diese von der Landwirtschaft nur wenig verstanden. Warum, zum Kuckuck, hatten die hier keine Sensen? Franz schrieb an die Katholische Jugend Österreichs und bald darauf langte in Sentani ein schweres Paket ein: Sensen aus Österreich, eine Spende der KJ!
Die Arbeit selbst war für die beiden kräftigen Bauernburschen kein Problem, wohl aber das Klima: Luftfeuchtigkeit von 90 % (!) und Temperaturen zwischen 35° und 40°C!
Zweimal im Jahr – August bis Oktober und Februar bis April – war Regenzeit: am Vormittag brütende Hitze, zu Mittag plötzlich dichte Wolken und Regenmassen, Überschwemmungen! Dies dauerte bis Mitternacht, dann wurde es mit einem Schlag still. Hitze und dichte Wasserdämpfe lagen auf dem Land - bis es zu Mittag erneut zu regnen begann. Und so weiter, Tag für Tag...
Die Regenzeit hatte aber auch ihre Vorteile. „Nie im Leben hab’ ich soviel Freizeit gehabt“, erzählt Franz lachend. Die sonnigen Vormittage wurden zum Baden am nahen Meeresstrand genutzt.
Franz Fuchsberger bei einem Papua-Stammesfest
Ein langsames Angewöhnen an die neue Umwelt war unseren Missionshelfern nicht vergönnt, denn plötzlich ging die Malaria um. Fuchsberger blieb gesund, aber Wieser erwischte es schwer, er vertrug das schwüle Sumpflandklima nicht. Es wurde entschieden, ihn zu einer Außenstation ins Hochland zu versetzen. Während der folgenden drei Jahre sahen sich die beiden Freunde nur ein einziges Mal!
Versetzung „um auf andere Gedanken zu kommen“
Fuchsberger bemühte sich auch außerhalb der Arbeitszeit um seine Papua – Lehrlinge, erteilte Flötenunterricht, betrieb allerlei Sportarten und ging mit ihnen schwimmen. Es bildete sich ein freundschaftliches Lehrer – Schülerverhältnis, der Österreicher lernte dadurch auch etwas Malayisch: „Selamat pagi“ (Guten Tag), „Terima kasik“ (Dankeschön), usw...
Lehre und Schule dauerten drei Jahre. Was geschah mit den Buben dann? Leider zogen die meisten nicht in ihre Dörfer zurück, sondern in die Stadt – und landeten in Slums! Fuchsberger beschloss, diese Fehlentwicklung nicht tatenlos hinzunehmen und bei Gelegenheit zu thematisieren. Dies geschah dann bei einer Missions - Regionalkonferenz unter Vorsitz des Bischofs. Fuchsberger legte los und beendete seine Wortmeldung mit der Frage: „Was hat unsere Arbeit für einen Sinn, wenn die Burschen nachher in den Elendsvierteln der Stadt verschwinden? Seien wir uns ehrlich: Wir bilden Slumbewohner aus!“
Diese offenen Worte kamen bei der geistlichen Obrigkeit nicht gut an, sie ließen Respekt und Gehorsam vermissen. Man beschloss, dem aufmüpfigen Laien Gelegenheit zu geben, auf andere Gedanken zu kommen. „Und da“, erzählt Fuchsberger heute lachend, „haben sie mich versetzt. Nach Waris, einer winzigen Station im Urwald, 90 km ins Landesinnere hinein, ins Hochland hinauf!“
Unter „Wilden“
Waris, der neue „Dienstort“, bestand aus einem Missionsgebäude mit fünf Ordensangehörigen und einem Laien ( Fuchsberger) sowie ein paar Eingeborenenhütten. Rundum dichter Urwald!
Hier lernte Franz die „Wilden“ kennen. Erster Eindruck: Was man in Europa erzählt, sind großteils Schauermärchen – erfunden von den weißen Eroberern, die damit von eigenen Gräueltaten ablenken wollten. Papuas waren keine „Menschenfresser“!
Aber es gab „Bräuche“, die einen Europäer erschüttern mussten. So fiel z. B. sofort auf, dass alle Frauen verstümmelte Hände hatten, an einem oder mehreren Fingern fehlten die oberen Glieder. Diese waren bei Begräbnissen abgehackt worden, als Opfergabe, damit die Götter den Verstorbenen im Jenseits wohlgesinnt sein sollten. Und warum nur bei Frauen? Bei Männern hätte so etwas die Kampftüchtigkeit beeinträchtigt, die Frauen aber mussten damit zurechtkommen.
Eine andere schreckliche „Sitte“! Frauen durften nur drei Kinder haben und zwischen diesen musste ein dreijähriger Altersabstand sein. Kinder, die nicht in diese Regelung passten, wurden ertränkt! Diese grausame Geburtenregelung hatte allerdings einen ernsten Grund: Die Einwohnerzahl durfte nicht steigen, jeder Stamm hatte sein Revier und musste davon leben. Bevölkerungsvermehrung bedeutete Hungersnot oder Krieg! (Anmerkung: Was geschieht bei uns mit ungewollten Schwangerschaften?)
Was die Ordensoberen bezweckt hatten, erfüllte sich: Fuchsberger kam wirklich auf andere Gedanken.
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- Citation du texte
- Arno Mueller (Auteur), 2023, Turbulente Zeiten mit interessanten Leuten. Noch mehr Geschichten ..., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1322499
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