In den Vereinigten Staaten von Amerika spielen direktdemokratische Elemente in dem Prozess der politischen Ressourcenallokation eine wichtige Rolle. So werden auf
bundesstaatlicher sowie auf lokaler Ebene regelmäßig Referenden durchgeführt, die über die Höhe bestimmter öffentlicher Ausgaben entscheiden. Thomas Romer und Howard Rosenthal entwickeln in ihrem Aufsatz „Bureaucrats versus Voters: On the Political Economy of Resource Allocation by Direct Democracy” ein Modell für die Höhe öffentlicher Budgets bei direkter Demokratie. Kernaussage des Papiers ist, dass die Ausgaben grundsätzlich höher sind, als es der „traditionelle“ Medianwähler-Ansatz
voraussagt.
Meine Arbeit hat das Ziel, die Annahmen und Grundzüge des Modells von Romer und Rosenthal darzustellen, um so diese zentrale These zu begründen. Ich beginne mit einem groben Überblick über den Medianwähler-Ansatz (zweites Kapitel) und führe anschließend das Monopolmodell von Romer und Rosenthal ein (drittes Kapitel). Kapitel vier und fünf beschäftigen sich mit der Höhe öffentlicher
Ausgaben bei Sicherheit beziehungsweise bei Unsicherheit über die Wahlbeteiligung. Im sechsten Kapitel soll geklärt werden, ob die Ergebnisse des Monopolmodells empirisch bestätigt werden können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Medianwähler-Ansatz
3. Einführung des Monopolmodells
3.1 Allgemeine Annahmen
3.2 Individuelle Präferenzen
3.3 Bedeutung des Rückfallpunktes
4. Ausgabenniveau bei Sicherheit
5. Ausgabenniveau bei Unsicherheit
5.1 Einführung von Wahrscheinlichkeiten
5.2 Budgetmaximierung des Agenda-Setters
5.3 Wahlwiederholungen
6. Empirische Analyse
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den Vereinigten Staaten von Amerika spielen direktdemokratische Elemente in dem Prozess der politischen Ressourcenallokation eine wichtige Rolle. So werden auf bundesstaatlicher sowie auf lokaler Ebene regelmäßig Referenden durchgeführt, die über die Höhe bestimmter öffentlicher Ausgaben entscheiden. Thomas Romer und Howard Rosenthal entwickeln in ihrem Aufsatz „Bureaucrats versus Voters: On the Political Economy of Resource Allocation by Direct Democracy” ein Modell für die Höhe öffentlicher Budgets bei direkter Demokratie. Kernaussage des Papiers ist, dass die Ausgaben grundsätzlich höher sind, als es der „traditionelle“ Medianwähler-Ansatz voraussagt.
Meine Arbeit hat das Ziel, die Annahmen und Grundzüge des Modells von Romer und Rosenthal darzustellen, um so diese zentrale These zu begründen.
Ich beginne mit einem groben Überblick über den Medianwähler-Ansatz (zweites Kapitel) und führe anschließend das Monopolmodell von Romer und Rosenthal ein (drittes Kapitel). Kapitel vier und fünf beschäftigen sich mit der Höhe öffentlicher Ausgaben bei Sicherheit beziehungsweise bei Unsicherheit über die Wahlbeteiligung. Im sechsten Kapitel soll geklärt werden, ob die Ergebnisse des Monopolmodells empirisch bestätigt werden können. Ein kurzes Fazit ziehe ich im letzten Kapitel.
2. Medianwähler-Ansatz
Zunächst möchte ich kurz auf das Medianwähler-Theorem eingehen. Es besagt, dass die Idealposition des Medianwählers bei einer Mehrheitsentscheidung nicht verlieren kann, wenn es sich um ein eindimensionales Entscheidungsproblem handelt und alle Wähler über eingipflige Präferenzen verfügen (vgl. Black 1971, S. 16).
Dieses Theorem lässt vermuten, dass sich das Level öffentlicher Ausgaben in der Nähe der idealen Ausgabenhöhe des Medianwählers befindet. Sollte eine Regierung eine von diesem Niveau stark abweichende Ausgabe tätigen, würde die Opposition einen Punkt vorschlagen, der näher an der von dem Medianwähler präferierten Position liegt. Bei der nächsten Wahl wäre die aktuelle Regierung nicht mehr in der Lage, eine Mehrheit zu erlangen, da der Medianwähler und mindestens die Hälfte der restlichen Wählerschaft den Vorschlag der Opposition vorziehen würden. Aufgrund des Wettbewerbs um Wählerstimmen müsste sich somit die Höhe der öffentlichen Budgets mit dem Präferenzniveau des Medianwählers decken (vgl. Romer/Rosenthal 1979, S. 563).
3. Einführung des Monopolmodells
Die Intention von Romer und Rosenthal ist es, ein Modell für die Höhe öffentlicher Ausgaben zu entwickeln, wenn diese durch Volksentscheide legitimiert werden müssen.
3.1 Allgemeine Annahmen
Die Autoren rücken von dem Medianwähler-Ansatz ab, da sie von grundlegend anderen Mechanismen in dem Prozess der politischen Ressourcenallokation ausgehen.
Romer und Rosenthal nehmen an, dass der Bürokratie eine entscheidende Rolle zukommt. Es wird unterstellt, dass sie einziger Anbieter eines öffentlichen Gutes ist. Sie „produziert“ dieses Gut, wenn die Wähler, die hier Nachfrager sind, ihr im Gegenzug ein bestimmtes Budget zur Verfügung stellen. Die Bürokratie besitzt eine erhebliche Monopolmacht, da sie den Wählern Vorschläge über den „Preis“ ihrer Leistung, also die Höhe des Budgets, unterbreitet und somit als „Agenda-Setter“ agiert. Die Wähler akzeptieren diese Monopolstellung und sind Preisnehmer. Im Folgenden ist deshalb auch die Rede von einem Monopolmodell.
Schlägt die Bürokratie ein bestimmtes Budget vor, dann entscheiden die Wähler in einem Referendum, ob es angenommen wird oder nicht. Im Falle der Ablehnung wird eine Ausgabe in Höhe eines institutionell festgelegten Rückfallpunktes[1] getätigt.
Die wichtigste Annahme des Monopolmodells ist, dass die Bürokraten bestrebt sind, ihr Budget, also die Höhe öffentlicher Ausgaben, zu maximieren (vgl. Romer/Rosenthal 1979, S. 563 f.).
3.2 Individuelle Präferenzen
Um das Wahlverhalten eines Individuums bei dem Vorschlag einer bestimmten Ausgabenhöhe zu erklären, ist es wichtig, seine Präferenzen darzustellen.
Es wird angenommen, dass der Nutzen (U) eines Wählers i abhängig von seinem Konsum des privaten Gutes C und des kollektiv finanzierten Gutes G ist. Die (streng) quasi-konkave Nutenfunktion Ui(Ci,Gi) ist nicht fallend in (C,G). G ist hier von besonderer Bedeutung, da die individuelle Konsummenge dieses Gutes eine steigende und (schwach) konkave Funktion von der Höhe der öffentlichen Ausgaben (E) ist:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Daraus ergibt sich die (streng) quasi-konkave individuelle Nutzenfunktion Ui[Ci, fi(E)], die nicht fallend in (Ci,E) ist.
Die öffentlichen Ausgaben für G werden durch eine Steuer auf das individuelle Einkommen (Yi) gedeckt. Bei einem Steuersatz t und einem Gesamteinkommen[2] von Y ist das Ausgabenniveau gegeben durch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgrund der Einkommensteuer unterliegt jedes Individuum der Budgetbeschränkung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wird Gleichung (2) nach t aufgelöst und in (3) eingesetzt, so ergibt sich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch das Einsetzen von (4) in die individuelle Nutzenfunktion erhält man Ui[Yi - EYi⁄Y,fi(E)]. Wird das Einkommen als exogen gegeben betrachtet, so ist der Nutzen eines Wählers also lediglich von E abhängig. Zur besseren Übersichtlichkeit definieren Romer und Rosenthal die indirekte Nutzenfunktion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus dieser Funktion lassen sich interessante Erkenntnisse gewinnen. Eine Erhöhung von E hat zwei konträre Nutzeneffekte. Einerseits erhöht sich der individuelle Nutzen aufgrund des Mehrkonsums von G. Andererseits kommt es jedoch zu Nutzeneinbußen, da eine Steigerung von E eine Steuererhöhung und eine damit verbundene Reduzierung des Konsums von C mit sich bringt. Vi(E) ist wachsend in E, solange der Nutzenzuwachs einer Ausgabenerhöhung die Einbußen übersteigt. Das Maximum wird bei Ēi erreicht, dem Punkt, bei dem der „Nettoeffekt“ gleich null ist, also der
Nutzengewinn gerade dem Nutzenverlust entspricht. Für alle E > Ēi ist Vi(E) fallend in E, da hier zusätzliche öffentliche Ausgaben den Nutzen des Individuums reduzieren. Demnach ist Vi(E) eingipflig und jeder Wähler hat ein präferiertes Ausgabenlevel bei Ēi (siehe Abbildung 1) (vgl. Romer/Rosenthal 1979, S. 565 f.).
Abbildung 1 (vgl. Romer/Rosenthal 1979, S. 568)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Bedeutung des Rückfallpunktes
Die Wähler haben unterschiedliche Idealpunkte, da jeder über ein bestimmtes Einkommen und individuelle Präferenzen verfügt. Wäre es einem nutzenmaximierenden Individuum gestattet, E selbst festzulegen, würde es sich für öffentliche Ausgaben in Höhe von Ēi entscheiden. Da die Budgets jedoch durch Referenden beschlossen werden, hat jeder Wähler lediglich die Möglichkeit, für oder gegen[3] den Vorschlag der Bürokratie zu stimmen.
Die Position des Rückfallpunktes (Er) spielt bei dem Wahlverhalten eine entscheidende Rolle. Stiftet ein Vorschlag (Ep) einen höheren Nutzen als der Rückfallpunkt [Vi(Ep) > Vi(Er)], dann wird das Individuum bei dem Volksentscheid für Ep votieren. Romer und Rosenthal nehmen an, dass dies auch der Fall bei Vi(Er) = Vi(Ep) ist. Ist dagegen Ep weiter von Ēi entfernt als der Rückfallpunkt [Vi(Ep) < Vi(Er)], dann stimmt der Bürger mit „Nein“.
[...]
[1] Romer und Rosenthal verwenden hier den Ausdruck „reversion expenditure“.
[2] Bei n Individuen ist [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten].
[3] Die Option der Stimmenthaltung wird hier nicht betrachtet.
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