Diese Arbeit widmet sich der klassischen Konditionierung von Immunfunktionen. Die Fragestellung dabei lautet: Wie entsteht eine klassische Konditionierung von Immunfunktionen?
Um diese Frage beantworten zu können, wird in Kapitel 2 zunächst die klassische Konditionierung näher erklärt, und auf die verschiedenen, prinzipiellen Begriffe eingegangen. Anschließend wird ein Einblick in das Experiment von Iwan Pavlov geworfen, da es zu den, wohl bekanntesten Experimenten der klassischen Konditionierung gehört. In Kapitel 3 werden für das Verständnis, einige Grundlagen des Immunsystems erläutert. Anschließend wird in Kapitel 4 auf die klassische Konditionierung von Immunreaktionen näher eingegangen, und auch die Anwendung am menschlichen Subjekt näher erläutert. Die wissenschaftliche Arbeit endet innerhalb der Diskussion mit einer Zusammenfassung der Inhalte und einer finalen Beantwortung der anfangs eingeführten Fragestellung.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Klassische Konditionierung
2.1 Pavlovsche Hunde
2.2 Praktische Anwendung der klassischen Konditionierung
3 Grundlagen des Immunsystems und Zusammenspiel mit der Psyche
3.1 Natürliche und erworbene Immunität
4 Klassische Konditionierung von Immunreaktionen
4.1 Klassische Konditionierung von Immunreaktionen bei Menschen
4.2 Psychoneuroimmunologie
5 Diskussion und Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Ein normaler Abend, mit einem gemütlichen Abendessen. Im späteren Verlauf des Abends, wird einem übel und muss sich übergeben. Als erstes denkt man darüber nach, was als Letztes gegessen wurde. Da kommt einem das verspeiste Rührei vom Abendessen in den Sinn, und die Übelkeit überkommt einen erneut. Ein paar Wochen vergehen und es ist Zeit, zu Abend zu essen. Es wird überlegt, was gekocht werden könnte. Man denkt darüber nach, Rührei zum Abendessen zuzubereiten und einem wird übel. Das Rührei wird automatisch mit der Übelkeit und dem Erbrechen verknüpft. Ungewollt hat eine klassische Konditionierung stattgefunden.
Hört oder liest man die Worte „Klassische Konditionierung“, wird einem meistens der Pavlovsche Hund von Iwan Pavlov (1849-1936) ins Gedächtnis gerufen. Kopp und Mandl (2014) beschreiben das Prinzip der klassischen Konditionierung wie folgt: Es wird ein unbedingter Reiz, in Zusammenhang mit einem seither neutralen Reiz gesetzt. Durch Koppelung des neutralen Reizes mit dem unbedingten Reiz, werden diese beiden Reize in Zusammenhang gebracht, so dass sich eine bedingte, oder gelernte Reaktion bildet (Kopp & Mandl, 2014, S. 29-31).
Anhand des Beispiels im obigen Text kann man sehen, wie sehr das Prinzip der Klassischen Konditionierung den Menschen im Alltag begleitet, selbst ohne dass es bewusst wird. Dieses Prinzip lässt sich nun aber auch, auf andere Bereiche unseres Lebens anwenden. Hörbelt et al. (2020) schreibt in seiner Arbeit, dass man bereits vor 60 Jahren davon ausging, dass neben der rein pharmakologischen Wirkung eines Medikaments „andere Kräfte am Werk sind“. Assoziative Lernprozesse können Veränderungen in autonomen Funktionen auslösen. Somit kann mit dem Prinzip der Klassischen Konditionierung, periphere Immunfunktionen erlernt werden (Hörbelt et al., 2020, S. 667). Daher widmet sich die vorliegende Arbeit der klassischen Konditionierung von Immunfunktionen.
Die klare Fragestellung lautet: Wie entsteht eine Klassische Konditionierung von Immunfunktionen?
Um diese Frage beantworten zu können, wird in Kapitel 2 zunächst die klassische Konditionierung näher erklärt, und auf die verschiedenen, prinzipiellen Begriffe eingegangen. Anschließend wird ein Einblick in das Experiment von Iwan Pavlov geworfen, da es zu den, wohl bekanntesten Experimenten der klassischen Konditionierung gehört. In Kapitel 3 werden für das Verständnis, einige Grundlagen des Immunsystems erläutert. Anschließend wird in Kapitel 4 auf die klassische Konditionierung von Immunreaktionen näher eingegangen, und auch die Anwendung am menschlichen Subjekt näher erläutert. Die wissenschaftliche Arbeit endet innerhalb der Diskussion mit einer Zusammenfassung der Inhalte und einer finalen Beantwortung der anfangs eingeführten Fragestellung.
2 Klassische Konditionierung
Um die Fragestellung der vorliegenden Hausarbeit zu verstehen, muss die klassische Konditionierung genauer betrachtet und erklärt werden.
Obwohl heute anspruchsvollere und modernere Theorien der neurophysiologischen Informationsverarbeitung bei Menschen und Tieren existieren, bleibt das Prinzip der klassischen Konditionierung laut Schmelzer & Schmelzer (2005), ein einfaches und vernünftiges Erklärungsmodell. Nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen lassen sich psychophysiologische Konditionierungen immer wieder beobachten - insbesondere bei körperlichen Reaktionen, einer Kombination von Angstreaktionen, Angst vor bestimmten Ursachen, psychischen Erkrankungen oder im Bereich der Psychiatrie (Schmelzer & Schmelzer, 2005, S. 359).
Zur Klärung einiger Grundbegriffe der klassischen Konditionierung, soll Bezug auf die Arbeit von Myers et al. (2014) genommen werden. In der Arbeit wird ein unkonditionierter Reiz, als ein Reiz beschrieben, der nicht erlernt werden muss, da dessen Relevanz für den Organismus angeboren ist. Wird ein unkonditionierter Reiz von einem gesunden Organismus wahrgenommen, so reagiert er mit einer angeborenen Reaktion. Eine unkonditionierte Reaktion, also ein unbedingter Reflex, beschreibt die oben vorliegende angeborene Reaktion. Diese Reaktion kann laut Myers et al. motorisch, kognitiv oder auch vegetativ sein. Ein neutraler Stimulus, hat anfangs für den Organismus keine große Bedeutung und wird normalerweise durch eine Orientierungsreaktion beantwortet. Ein konditionierter Stimulus, also ein Bedingter Reiz, entsteht aus einem anfangs neutralen Reiz, wenn dieser räumlich und zeitlich eng zusammenhängend, mit einem unkonditioniertem Reiz verbunden wird. Der anfangs neutrale Reiz wird zu einem konditionierten Stimulus, welcher eine konditionierte Reaktion, also einen bedingten Reflex auslöst (Myers et al., 2014, S. 293-294). Rinck und Becker (2011) gehen bei der klassischen Konditionierung darauf ein, dass ein zuvor neutraler Reiz eine Reaktion erzeugt, die zuvor nur durch einen unkonditionierten Reiz erzeugt wurde. Das Subjekt lernt beim klassischen Konditionieren, dass das Signal auf ein Ereignis schließen lässt. Rinck und Becker betiteln die klassische Konditionierung aus diesem Grund sekundär als Signallernen, was eine überlebensdienliche und wichtige Schlüsselfunktion des Lernens ist, denn dadurch wird die Umwelt voraussagbarer. Die Vorteile sind besonders offensichtlich, wenn in Betracht gezogen wird, dass konditionierte Reize nicht nur annehmbare Ereignisse wie Essen ankündigen können, sondern darüber hinaus auch Lästige oder Gefährliche. In diesem Fall haben Subjekte, die durch klassische Konditionierung lernen können, einen erheblichen Überlebensvorteil, z.B. das Flüchten beim entfernten Brüllen eines Raubtieres (Rinck & Becker, 2011, S. 9).
2.1 Pavlovsche Hunde
Der Pavlovsche Hund, ist eines der bekanntesten Experimente im Bereich der klassischen Konditionierung und trägt zum Verständnis des Prinzipes bei. Wird von der klassischen Konditionierung gesprochen, ist das Experiment von Ivan Pavlov nicht wegzudenken.
Schmelzer & Schmelzer (2005) beschreiben die Versuchsreihe Pavlovs wie folgt: Als er begann, die von seinen legendären „Pavlovschen Hunden“ abgesonderte Speichelmenge objektiv zu messen, entdeckte er, dass die Hunde nicht nur beim Anblick des Futters zu speicheln begannen, sondern auch dann, wenn der Versuchsleiter sich näherte. Laut Schmelzer & Schmelzer war diese Beobachtung Ausgangspunkt für viele weitere Forschungen zum „Pavlov Reflex“. Im klassischen Versuchsaufbau wurden einem hungrigen Hund Futtersorten angeboten, und als Reaktion auf diesen unbedingten Reiz floss Speichel, was ein angeborener, unbedingter Reflex ist. Ein neutraler Reiz - wie das Läuten einer Glocke - wirkt sich zunächst nicht auf die Speichelsekretion aus. Wird dieses Geräusch jedoch mehrmals vor, oder mit dem Essen gehört, löst es allein den Speichelfluss aus. Pavlov nannte diese neue Reaktion einen bedingten Reflex. Der bedingte Reiz der früher neutral war, aktiviert jetzt die Reaktion. Pavlov betonte kontinuierlich die kollektiven Grundlagen der Nerventätigkeit bei Menschen und Tieren, erwähnt aber simultan die Besonderheit der menschlichen Sprache und die Fähigkeit zur Abstraktion (Schmelzer & Schmelzer, 2005, S. 358-359).
2.2 Praktische Anwendung der klassischen Konditionierung
Um die Tragweite der klassischen Konditionierung näher zu beschreiben, werden einige Anwendungsgebiete aufgezeigt.
Laut Bodenmann und Schaer (2006) hat der Ansatz der klassischen Konditionierung auch nach vielen Jahren, seine Relevanz nicht eingebüßt. Die klassische Konditionierung wird zum Beispiel in der Werbung eingesetzt. Es sollen positive Reaktionen auf die präsentierten Produkte erfolgen. Oder wie bereits in der Einleitung erwähnt, können Abneigungen gegen Speisen erfolgen. Ebenfalls im pädagogischen Kontext, beschreiben Bodenmann und Schaer den bewussten Einsatz der klassischen Konditionierung. Außerdem können Ängste, Phobien oder Angststörungen ebenso aus einer klassischen Konditionierung resultieren, indem räumlich und zeitlich eine enge Koppelung, eines neutralen Stimulus mit einem unkonditionierten, negativen Stimulus entsteht (Bodenmann & Schaer, 2006, S. 6). Wie man anhand der am Anfang dieser Hausarbeit eingeführten Fragestellung sehen kann, hat das Prinzip der klassischen Konditionierung ein weitgefächertes Anwendungsgebiet, und ist nicht nur auf Immunreaktionen anwendbar.
3 Grundlagen des Immunsystems und Zusammenspiel mit der Psyche
Schedlowski et al. (2006) beschreiben eine deutliche Wendung in den letzten Jahren in der streng gegensätzlichen Betrachtungsweise von Psyche und Körper. Kontrollierte Untersuchungen und Alltagserfahrungen sprechen gegenwärtig dafür, dass sich akute psychische Funktionen auf körperliche Prozesse auswirken können. Die Infektanfälligkeit wird durch psychische Stressoren deutlich erhöht. Die intensive Kommunikation und enge funktionelle Beziehung zwischen Hormonsystem, Immunsystem und Nervensystem ist verantwortlich dafür. So kann man erkennen, dass Immunfunktionen durchaus von der Psyche eines Menschen beeinflusst werden können. Schedlowski et al. beschreibt zwei verschiedene Kommunikationswege zwischen dem Immunsystem und dem Nervensystem. Über Nervenbahnen des Sympathikus werden vom zentralen Nervensystem Informationen, an primäre und sekundäre lymphatische Organe gesendet. Der zweite Kommunikationsweg erfolgt über das Blut, mit Hilfe von verschiedenen Botenstoffen (Schedlowski et al., 2006, S. 759).
3.1 Natürliche und erworbene Immunität
Um Immunreaktionen zu verstehen, müssen anfangs Grundfunktionen und Prozesse des Immunsystem näher beleuchtet werden.
Roth et al. (2017) beschreiben zwei Arten von Immunität. Es stehen einerseits, das erworbene und andererseits, das angeborene Immunsystem, als Kämpfer gegen pathogene Erreger zur Verfügung. Das angeborene Immunsystem greift die eingedrungenen Erreger schnell an, jedoch hat es kein Gedächtnis. Das heißt, bei einer möglichen Zweitinfektion geht die Abwehr der Erreger nicht schneller. Das erworbene Immunsystem hingegen, reagiert bei der Erstinfektion langsamer. Bei der Zweitinfektion, hat es anschließend eine hohe Spezifität gegen den, erneut eingedrungenen Erreger. Dies hat zur Folge, dass es zu einer lebenslangen Immunität gegen eine wiederholte Infektion mit dem gleichen Erreger kommt. Im
Regelfall kann das erworbene Immunsystem im Übrigen zwischen „Nicht Selbst“ und „Selbst“ differenzieren. (Roth et al., 2017, S. 267).
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- Arbeit zitieren
- Vanessa Herrsche (Autor:in), 2022, Klassische Konditionierung von Immunfunktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1321120
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