Das Thema Macht ist bei kaum einem Thema so aktuell, wie bei der Ernährung. In der westlichen Welt ist dies jedoch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, da genug Nahrung vorhanden ist. Es besteht ein fast unüberschaubares Nahrungsangebot, in dem sich der Mensch nur so gut zurechtfindet, weil die Erziehung, die Gesellschaft und die Medien Richtlinien vorgeben und somit Macht ausüben.
Die Arbeit erläutert den Machtbegriff in der Ernährung, zeigt Situationen der Machtausübung auf und bringt die Thematik mit der Tätigkeit des/der Diätologen/in in Zusammenhang.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Macht – Eine Definition
2 Macht im Ernährungsalltag
2.1 Eltern als Macht ausübende Instanz
2.1.1 Esserziehung
2.1.2 Essen als Belohnung
2.1.3 Essen als Angstmacher
2.2 Macht der Medien
2.3 Machtausübung in Institutionen
2.4 Macht über sich selbst
3 Macht über die Nahrung
4 Macht und Ernährung in Bezug auf die Tätigkeit des/der Diätologen/in
Conclusio
Literaturverzeichnis
Einleitung
„Alles, was gegessen wird, ist Gegenstand der Macht.“
(Canetti, 1980: 243)
Das Thema Macht ist wohl bei kaum einem Thema so aktuell, wie bei dem der Ernährung. In der westlichen Welt ist dies jedoch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung, da genug Nahrung vorhanden ist. Es besteht ein fast unüberschaubares Nahrungsangebot, in dem sich der Mensch nur so gut zurechtfindet, weil die Erziehung, die Gesellschaft und die Medien Richtlinien vorgeben – und somit Macht ausüben.
In folgender Arbeit werden der Machtbegriff in der Ernährung näher erläutert, Situationen der Machtausübung aufgezeigt und die durchaus wichtige Thematik mit der Tätigkeit des/der Diätologen/in in Zusammenhang gebracht.
1 Macht – Eine Definition
Der Begriff Macht wurde in der Soziologie von Max Weber formuliert:
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“
(Weber, 1964: 38)
Folglich kann ein Machtverhältnis nur dort auftreten, wo eine soziale Ungleichheit besteht.
Macht kann sehr vielfältig sein: Sie äußert sich nicht nur in physischer oder psychischer Überlegenheit, vor allem auch Wissen, Manipulation, Attraktivität, Geheimnisse und besonders Knappheit sind wichtige Instrumente der Macht. All diese Aspekte stehen in Zusammenhang mit der Ernährung. Körperliche Überlegenheit kann sich dadurch ausdrücken, dass der Stärkere sich mit Gewalt Nahrung verschafft oder dem Schwächeren den Zugang zur Nahrung verweigert. Wird Macht auf psychischer Ebene ausgeübt, kann sich das in Bezug auf die Ernährung etwa dadurch bemerkbar machen, dass emotionale Regungen und Bedürfnisse geweckt, jedoch nicht befriedigt werden. Wissen rund um das Thema Nahrung ist oft ungleich verteilt und kann so als Machtmittel benutzt werden, um beispielsweise „gesunde“ oder „ungesunde“ Nahrungsmittel durchzusetzen. (Prahl/Setzwein; 1999: 161)
Auch die Begriffe ‚Machthunger’, ‚machtgierig’ oder etwa ‚Wissensdurst’ deuten auf die enge Verbindung zwischen Macht und Ernährung hin.
Macht muss nicht immer direkt ausgeübt oder verspürt werden. Das Verdecken von Absichten gehört ebenso zu den Strategien der Macht wie auch das Disziplinieren. Solche Formen der Macht setzen sich oft wesentlich lautloser und effizienter durch als physische Machtausübung.
Lautlose Macht muss dem Machtausübenden jedoch nicht immer bewusst sein. Personen, die aufgrund ihres Alters, ihres sozialen Status oder ihrer Position als Vorbild angesehen werden, haben oft in jeder Lebenssituation Vorbildwirkung, ohne diese bewusst wahrzunehmen oder einzusetzen. (Prahl/Setzwein, 1999: 162 f)
2 Macht im Ernährungsalltag
2.1 Eltern als Macht ausübende Instanz
2.1.1 Esserziehung
Zum ersten Mal kommt der Esserziehung im 18. Jahrhundert eine bedeutende Stellung zu. Die ‚richtige’ Ernährung und das ‚richtige’ Verhalten bei Tisch werden zum Paradigma für wohlerzogene Bürger. So wurden eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, durch welche die Kinder schon sehr früh in ihrem Esserhalten diszipliniert werden sollten und mit Verzicht, Aufschub oder Ablenkung gebändigt werden sollten. Eine dieser Maßnahmen war das Legen eines Reissackes auf den Kopf des Kindes, damit dieses während der Mahlzeit still sitzen blieb. In diesem Sinne sagte 1809 der Theologe Johann Michael Sailer, dass der blinden Lüsternheit des Kindes nicht nachgegeben werden dürfe, ebenso dürfe es nicht mit Leckerbissen belohnt und in der Wahl der Speisen sich selbst überlassen werden. Sailer appellierte an die ‚vernünftige’ Mutter, die Kinder von ‚wohlbesetzten Tafeln’ fernzuhalten.
Gegen Leckereien sprachen sich Pädagogen auch 100 Jahre später noch aus, wo es heißt, die Folgen der Leckerei seien ‚in körperlicher Hinsicht die verhängnisvolle Schädigung der Verdauungswerkzeuge und Nerven, in geistig-sittlicher Hinsicht die Blasiertheit mit all ihren natur- und vernunftwidrigen Anhängseln’.
Ein weiterer Ratschlag war etwa auch, den Kindern generell nichts oder nur sehr wenig vom Nachtisch zu geben, um sie in der Unterwerfung zu üben. Oft wurde der Genuss einer Nachspeise auch davon abhängig gemacht, ob die Hauptspeise gegessen wurde. Vielfach setzte sich ohnehin die streng autoritäre Maßnahme durch, dass der Teller unter allen Umständen leer gegessen werden müsse, auch wenn das Kind den ganzen Tag am Tisch vor seiner Mahlzeit sitzen würde.
Prinzipiell wurden also eine strenge Züchtigung sowie die Überwachung der Einhaltung von Verboten seitens der Eltern gefordert. (Prahl/Setzwein, 1999: 126 ff)
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