In recent years Neo-Nazi structures seem to become more attractive for young people. It has been much written about the phenomenon that Neo-Nazi organisations gained many new members of young age. Especially since the Reunification, German media has reported many cases of horrible violent acts against foreigners and their homes. Is there really just since 20 years an increase in crimes with racist backgrounds, which were committed mostly by groups of young Neo-Nazis? The purpose of this paper is to clarify which groups of young people get easily affected by the Neo-Nazi ideology and why. Do they perceive themselves collectively as a right wing youth cultures? Which reasons are playing an important role for young people to join a right wing attitude? Which methods and verbal strategies are used by Neo-Nazi organisations to gain new young members? What role are playing items like music, clothes or activities in order to create an extremist and collective Lifestyle?
The paper discusses these and other questions and tries to give a proper scientific answer.
Inhalt
Einleitung
1 Begriffsklärungen
2 Rechtsextreme Jugendkultur
2.1 Weltanschauung
2.2 Struktur
2.3 Zeichen und Symbole
2.4 Kleidung und Accessoires
2.5 Ereignisse und Musik
2.6 Orte
3 Besonderheiten gegenüber anderen Jugendkulturen
3.1 Streben nach kultureller Hegemonie
3.2 Staatliche Verfolgung
3.3 Die Rolle der Frauen
4 Zusammenfassung
5 Literatur
Einleitung
Spätestens seit den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock, Mölln und Hoyerswerda Anfang der Neunziger Jahre und verstärkt durch die Berichterstattung der bundesdeutschen Medien in den vergangenen drei Jahren sind rechtsextreme Jugendcliquen ein Dauerbrenner der öffentlichen Diskussion. Das Bild der von gewalttätigen, kahl geschorenen Neonazis kontrollierten „national befreiten Zone“ hängt ganzen Landstrichen an – nicht ganz zu Unrecht. Hand in Hand mit der rechtsextremen, teilweise neo-nationalsozialistischen Weltanschauung gehen jugendkulturelle Elemente wie Musik, Kleidung, Accessoires und Freizeitaktivitäten, so dass sich nicht nur im Osten der Republik eine rechtsextreme Jugendkultur herausgebildet hat.
Rechtsextremismus ist dabei kein neues Phänomen, vielmehr lässt sich in den Neuen Bundesländern ein schon in der DDR bis heute andauernder Trend in der rechtsextremen Skinhead-Szene und eine höhere Gewaltbereitschaft nachweisen.[1] Auch ein Ansiedeln rechtsextremer Jugendkultur am Rand der Gesellschaft – wie es der Begriff „extrem“ suggeriert – wird der Tatsache nicht gerecht, dass es sich bei rechtsextremen Einstellungsmustern durchaus um Meinungen handelt, die der sogenannten bürgerlichen Mitte entspringen. So wird das Potential der rechtsextrem eingestellten Jugendlichen und Erwachsenen in Brandenburg beispielsweise mit rund 20% angegeben.[2]
Im Unterschied zu anderen Jugendkulturen, die meist als wenig politisch gelten, findet sich bei rechtsextremer Jugendkultur die explosive Überlagerung einer jugendkulturellen und einer politischen Dynamik. Diese Hausarbeit liefert einen einführenden Überblick über politische und kulturelle Aspekte des jugendlichen Rechtsextremismus in Deutschland. Dazu wird nach der Klärung notwendiger Begriffe zunächst die rechtsextreme Weltanschauung und die komplexe Struktur des jugendlichen Rechtsextremismus erklärt. Daran anschließend werden jugendkulturelle Stilelemente, Ereignisse und Orte dargestellt. Die erwähnte spezielle politische Dynamik ist Ursache für verschiedene Besonderheiten der rechtsextremen Jugendkultur, die abschließend in einem eigenen Abschnitt behandelt werden.
1 Begriffsklärungen
Bevor im Weiteren auf rechtsextreme Jugendkultur eingegangen wird, ist es notwendig, diesen Begriff zu klären. Der Verfassungsschutz unterscheidet begrifflich zwischen rechts extremen und rechts radikalen Parteien, wobei „rechtsextremistisch“ synonym zu „rechtsextrem“ verwandt wird. Nach den Definitionen des Verfassungsschutzes gelten radikale Parteien als verfassungskonform, extreme Parteien stehen hingegen im Verdacht, verfassungsfeindliche Ziele zu verfolgen. Rechtsextremismus ist demnach dann gegeben, wenn Handlungen und Bestrebungen die klare Zielstellung aufweisen, den Grundbestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung oder die Bundesrepublik Deutschland als Ganzes oder Teile ihrer föderalistischen Struktur zu gefährden; hier würde also die klare Option für ein anderes politisches System bestehen.[3]
Diese Definitionen des Verfassungsschutzes sind für eine Betrachtung extrem rechter Jugendkultur wenig hilfreich, die nämlich eigentlich ein Phänomen der sogenannten bürgerlichen Mitte darstellt.[4] Deswegen soll hier eine Definition aus den Sozialwissenschaften verwandt werden. Zwar existiert keine einheitliche und allgemein anerkannte Definition oder gar Theorie zum Rechtsextremismus. Jedoch bieten sich hier wesentlich mehr Bezugspunkte, um rechtsextreme Jugendkultur beschreiben und eingrenzen zu können. Demnach weisen rechtsextreme Einstellungen und Verhaltensweisen einen unverkennbaren Widerspruch zum geltenden demokratischen Wertekonsens auf. Ein rechtsextremes Einstellungsmuster weist mindestens folgende Bestandteile auf: Nationalismus, Autoritarismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit - bzw. exakter (völkischer) Rassismus und die Vorstellung der „Volksgemeinschaft“ - sowie eine befürwortende Einstellung zum historischen Nationalsozialismus.[5] Weiterhin werden universelle Freiheits- und Gleichheitsrechte aller Menschen negiert.[6] Wie eine als seriös geltende Studie von Stöss und Niedermayer für das Frühjahr 1998 ergab, besitzt ein knappes Fünftel der Brandenburger Bevölkerung über 14 Jahre ein solches rechtsextremes Einstellungsmuster.[7] Hier wird deutlich, dass die Definition des Verfassungsschutzes, die nämlich lediglich den parteimäßig organisierten Rechtsextremismus einschließt, für unsere Zwecke zu eng gefasst ist. Rechtsextremes Verhalten, hingegen verstanden nach sozialwissenschaftlichen Definitionen, beinhaltet neben der Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Partei oder Organisation und dem Wahlverhalten auch das Ausüben von Gewalt oder Terror sowie Handlungen aus Protest oder zur Provokation. Für das Jahr 2000 ging man beispielsweise in der Bundesrepublik offiziell von knapp 10.000 gewalttätigen und –bereiten Rechtsextremen aus.[8]
Von einer Jugendkultur sprechen Sozialwissenschaftler dann, wenn sich eine Gruppe von Jugendlichen durch Gemeinsamkeiten bezüglich ihrer Weltanschauung, Aktivitäten und Ereignisse, Kleidung und Accessoires, Sprache, Musik, Zeichen und Symbole nicht ortsgebunden zueinander zugehörig fühlt.[9]
In dieser Arbeit wird also unter rechtsextremer Jugendkultur verstanden, wenn einerseits die genannten Stilelemente die Abgrenzung zu anderen Gruppen und ein nicht ortsgebundenes Zugehörigkeitsgefühl nahe legen, andererseits diese so erklärte Jugendkultur durch eine rechtsextreme Weltanschauung aus dem Rahmen des demokratischen Wertekonsens fällt.
2 Rechtsextreme Jugendkultur
Beim Phänomen der rechtsextremen Jugendkultur überlagert sich also eine jugend (kultur)-spezifische und eine politische Dynamik. Tatsächlich ist es die politisch rechtsextreme Orientierung, die als eine Art Bindeglied die „Szene“ nach innen zusammenhält.[10] So ist es möglich, dass zwar die sogenannten Skinheads das klassische Bild des jugendlichen Neonazis ausfüllen, aber trotzdem verschiedene andere Jugendkulturen zum Teil rechtsextrem orientiert sind: Gothics, Dark Wave, Black Metal & Heavy Metal, Biker, Fußballfans und sicherlich auch andere.[11]
Dieser Abschnitt beschreibt zunächst rechtsextreme Weltanschauung und die komplexe Struktur des jugendlichen Rechtsextremismus. Anschließend werden jugendkulturelle Stilelemente erläutert, die auch als Integrationsmedien dienen, um neue Anhänger für die rechtsextreme Ideologie zu gewinnen.
2.1 Weltanschauung
Das spezifische Merkmal der extrem rechten Jugendkultur ist die selbst gewählte Zugehörigkeit zur „nationalen Bewegung“ bzw. dem „nationalen Widerstand“, die einen starken Zusammenhalt in der Gruppe ergeben kann.[12] Das Ziel der Bewegung ist eine mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Übernahme und verfassungswidrige Umgestaltung des politischen Systems der BRD.
Rechtsextremisten erkennen individuell gültige Menschenrechte nicht an, vielmehr sei die/der Einzelne Teil eines natürlich gewachsenen Kollektivs, das in einem ständigen Überlebenskampf um die „Reinheit“ der eigenen Kultur bzw. „Rasse“ steht. Hier begründen sich auch Sekundärtugenden wie Aggressivität, Ausdauer, Disziplin und Kameradschaft.
Zentrale Elemente der rechtsextremen Ideologie sind Rassismus und Antisemitismus sowie ein völkischer Nationalismus. Letzterer geht historisch falsch von einer homogenen deutschen Kultur aus, die es vor „Überfremdung“ zu schützen gilt. Rechtsextreme Jugendliche zeichnen sich weiterhin durch relativ klare Freund-Feind-Unterscheidung aus. Zu den wichtigsten „Feindgruppen“ gehören Ausländer („Kanaken“, „Fidschis“, „Polacken“, „Parasiten“, „Nigger“, „Asylbetrüger“), Behinderte („Krüppel“, „Spasten“, „Unwerte“), Homosexuelle („Abartige“), Juden („Unarische“), Vertreter der Wirtschaft („Kapitalbonzen“, „Jüdisch-kapitalistische Weltverschwörung“), Linke („Undeutsche“, „Rotfaschisten“, „Zecken“), Polizei und Staat ( „Unrechtssystem“), religiös oder humanistisch ambitionierte Menschen („Gutmenschen“), Personen, die sich für Ausländer bzw. Respekt vor anderen Kulturen einsetzen („Volksschädlinge“, „Multi-Kulti-Kaffer“) und andere jugendliche Subkulturen („Dekadente“). Außerdem lässt sich eine antidemokratische Ausrichtung nachweisen, die das Bild eines schwachen Staates zeichnet, der sich „überfremden“ lässt. Ausdruck des Geschichtsrevisionismus und Pronazismus ist u.a. eine Art NS/SS-„Starkult“, z.B. um Hitler und Hess.[13]
[...]
[1] BfV, S. 4
[2] BfV, S. 5 und Wagner, S. 3
[3] Stöss, S. 12 und Wagner, S. 1 ff.
[4] Stöss, S. 19
[5] Wagner, S. 2f.
[6] Stöss, S. 21
[7] Wagner, S. 3
[8] Hafeneger, S. 2
[9] Schröder, Leonhard, S. 17f.
[10] Wagner, S. 6
[11] Wagner, S. 7
[12] Wagner, S. 5
[13] Wagner, S. 7
- Quote paper
- Sandra Pfeil (Author), 2003, Rechtsextreme Jugendkultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131813
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