Übersetzung ist die Übertragung eines Textes von einer Sprache in eine andere, das dürfte den meisten wohl klar sein. Seit Beginn der Sprache, mit der Menschen bzw. ihre Vorfahren miteinander kommunizieren, gibt es auch Übersetzung. Sie ist grundlegend für das gegenseitige Verständnis verschiedener Kulturen. Doch in der Lyrik gibt es nicht die eine Definition der Übersetzung, denn sie ist so viel mehr als einfach nur ein Material zum Verständnis einer anderen Sprache. Die lyrische Übersetzung ist, anders als zum Beispiel Prosa-, Film-, Musikübersetzung, nicht ein abgeschlossenes Ganzes.
Sie wird eingesetzt, um die Gefühle des Autors auszudrücken, um den Leser zum Denken anzuregen und vor allem um mit verschiedenen Sprachen ‚spielen‘ zu können. Dennoch gibt es viele Probleme zu bewältigen: Wie geht man vor, wenn man einen lyrischen Text übersetzt? Was genau ist ihr Zweck? Wie kann man alle Gefühle des Autors wiedergeben? Wie kann sichergestellt werden, dass die Übersetzung nicht missverstanden wird? Und noch viele weitere Fragen müssen hierbei geklärt werden. Die vorliegende Hausarbeit geht näher auf die lyrische Übersetzung, ihren Ursprung und vor allem auf ihre Problematiken ein. Es soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass die Arbeit nur Kritik auf die Übersetzbarkeit von lyrischen Texten ausüben soll, es gibt auch positive Aspekte der lyrischen Übersetzung, die erwähnt werden müssen. Zudem wird die Frage erklärt, ob sie sich denn nun im Endeffekt eher positiv oder negativ auf die Lyrik auswirkt.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Welchen Zweck verfolgt die lyrische Übersetzung und wie entsteht sie?
3. Problematiken der lyrischen Übersetzung
4. Mehrsprachigkeit und Übersetzung
5. Nicht gewollte Übersetzng?
6. Fazit
Einleitung
Übersetzung ist die Übertragung eines Textes von einer Sprache in eine andere, das dürfte den meisten wohl klar sein. Seit Beginn der Sprache, mit der Menschen bzw. ihre Vorfahren miteinander kommunizieren, gibt es auch Übersetzung. Sie ist grundlegend für das gegenseitige Verständnis verschiedener Kulturen. Doch in der Lyrik gibt es nicht die eine Definition der Übersetzung, denn sie ist so viel mehr als einfach nur ein Material zur Verständnis einer anderen Sprache. Die lyrische Übersetzung ist, anders als z. B. Prosa-, Film-, Musikübersetzung, nicht ein abgeschlossenes Ganzes, das heißt, sie ist favorabel, diskutiert und genau analysiert zu werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Übersetzung auch tatsächlich das wiedergibt, was der Autor auch sagt bzw. schreibt. Sie wird eingesetzt, um die Gefühle des Autors auszudrücken, um den Leser zum Denken anzuregen und vor allem um mit verschiedenen Sprachen ,spielen‘ zu können. Dennoch gibt es viele Probleme zu bewältigen: Wie geht man vor, wenn man einen lyrischen Text übersetzt? Was genau ist ihr Zweck? Wie kann man alle Gefühle des Autors wiedergeben? Wie kann sichergestellt werden, dass die Übersetzung nicht missverstanden wird? Und noch viele weiteren Fragen müssen hierbei geklärt werden. Walter Benjamin hat sich hierzu auch Gedanken gemacht, hat sich z. B. auch gefragt was der eigentliche Sinn der Übersetzung sein soll: „Gilt eine Übersetzung den Lesern, die das Original nicht verstehen?“ (Benjamin, S. 383). Die folgende Hausarbeit wird näher auf die lyrische Übersetzung, ihren Ursprung und vor allem auf ihre Problematiken eingehen. Es soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass die Arbeit nur Kritik auf die Übersetzbarkeit von lyrischen Texten ausüben soll, es gibt auch positive Aspekte der lyrischen Übersetzung, die erwähnt werden müssen. Zudem wird die Frage erklärt, ob sie sich denn nun im Endeffekt eher positiv oder negativ auf die Lyrik auswirkt.
Welchen Zweck verfolgt die lyrische Übersetzung und wie entsteht sie?
Der wohl wichtigste Zweck, der auch das Dasein der lyrischen Übersetzung begründet, ist der des Verständnisses. Sie ermöglicht es, Menschen anderer Kulturen und jenen, die die Sprache des Autors nicht beherrschen, das Werk zu verstehen. Das lyrische Werk wird somit für jedermann verständlich gemacht, ohne dass man die eigentliche geschriebene Sprache verstehen muss. Walter Benjamin erörtert dies wie folgt: „Übersetzung ist eine Form. Sie als solche zu erfassen, gilt es zurückzugeben auf das Original. Denn in ihm liegt deren Gesetz als in dessen Übersetzbarkeit beschlossen.“ (Benjamin, S. 383) und „Alle Übersetzung ist nur irgendwie eine vorläufige Art, sich mit der Fremdheit der Sprachen auseinanderzusetzen.“ (Benjamin, S. 387) Benjamin sagt also aus, dass Übersetzung keine fixe Regeln hat, man kann sie also in diesem Sinne mit lyrischen Gedichten vergleichen, die auch weitestgehend regellos geschrieben werden. Es geht darum, zu versuchen, fremde Sprachen verständlich zu machen, dies ist also das eigentliche Ziel der lyrischen Übersetzung. Dies ist beileibe nicht einfach; der bzw. die Übersetzer/in hat mit vielen verschiedenen Parametern zu kämpfen, die so ziemlich alle bei der Übersetzung berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen Ort der Publikation, Datum der Veröffentlichung und vor allem der historische Kontext. Es geht nicht einfach nur darum, ein Gedicht, so wie es dasteht, zu übersetzen, sondern es dem Leser auch verständlich zu machen. Da viele Wörter in früher andere Bedeutungen hatten, muss der Übersetzer sich ganz genau überlegen, welchen Begriff er für das gewählte Wort aussucht. Das mittelhochdeutsche Wort ,vrouwe‘ hatte damals beispielsweise eine andere Bedeutung wie das neuhochdeutsche Pedant ,Frau‘. Der historische Hintergrund des Gedichtes muss mit einbezogen werden, denn nur so kann man eventuell verschiedene Wörter erst richtig verstehen und übersetzen. Zudem kommt noch hinzu, dass viele Gedichte Reime aufweisen, die, wenn man sie denn beibehalten möchte, auch so präzise wie nur möglich, übersetzt werden müssen, ohne dabei den Sinn des Gedichtes zu verlieren. Lyrische Übersetzung weitet zudem das Spektrum der Möglichkeiten der wissenschaftlichen lyrischen Arbeit aus. Übersetzungen verfolgen nicht immer dem Motiv des eigentlichen Sprachwechsels, sondern sie verfolgen auch das Ziel, sich mit der Übersetzung zu beschäftigen, indem man sie in ihre Einzelteile zerlegt und detailliert analysiert. Dies kann zur Erkenntniserweiterung des Übersetzers und des analysierenden Wissenschaftlers führen, wenn diese im regelmäßigem Austausch stehen sollten. Sie soll zum Denken anregen und somit das lyrische Allgemeinwissen fördern, denn eigentlich ist sie hypothetisch. Denn im Gegensatz zum simultanen Dolmetschen lässt sich die Übersetzung nachträglich einfacher verbessern.
Problematiken der lyrischen Übersetzung
Es gibt fast kein Gebiet der Lyrik, das nicht mit Problematiken zu kämpfen hat. Doch genau diese Problematiken und/oder Ungereimtheiten machen die lyrische Literatur doch gerade so interessant und lesenswert. Regelbrüche, wie z. B. das freie Schreiben ohne jegliche Einschränkungen und Struktur, das spontane Hervorbringen der eben gedachten Ideen oder aber auch das Verwenden mehrerer Sprachen in einem kleinem Gedicht machen die Lyrik zu einem Erlebnis, wenn man denn einmal anfängt, sich mit ihr zu beschäftigen. Nichtsdestotrotz führen diese einzigartige Eigenschaften zu unterschiedlichen Problemen bei der Übersetzung, wie Rainer Emig es schon festgehalten hat: „Lyrikübersetzung gilt generell als problematisch.“ (Emig 2013, S. 143) Eines der wichtigsten Probleme ist der Sinnverlust: es kann vorkommen, dass bei der Übersetzung eines Gedichtes der eigentliche Sinn verloren geht. Ein Beispiel hierzu ist Paul Celans Haut Mal1. Schon der Titel des 14 Verse umfassenden Werks weist schon viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten auf. Meint er das deutsche Wort ,Hautmal‘ oder doch das französische ,haut mal‘, was eigentlich , großes Leid‘ heißt? Oder referiert er hier auf eine ganz andere Sprache? Das Gedicht ist auf Deutsch geschrieben, der Titel ist jedoch wahrscheinlich in französischer Sprache verfasst worden. Dies sind alles Fragen und Interpretationsansätze, über die man sich schon allein anhand des Titels Gedanken machen kann. Im Ungarischen heißt der Titel Epilepszia, was auf Deutsch wiederum ,Fallsucht‘ bedeutet. Diese Übersetzung führt zu Sinnverlust, sie ist jedoch nicht komplett falsch, da die Fallsucht eigentlich ein großes Leid darstellt. Man stellt hier das Phänomen der Verharmlosung fest; nicht nur der Interpretationsansatz weicht vom Original ab, sondern die Stärke, die Celan hier mit Haut Mal ausdrücken möchte, geht verloren. Diese Stärke, die nicht mehr detailgetreu übernommen wird, stellt ein nächstes Übersetzungsproblem dar. Uljana Wolfs Falsche Freunde2 3 kann man hier als sehr gutes Beispiel hinzunehmen. Die Übersetzung Susan Bernofskys vom Deutschen Falsche Freunde ins Englische falsefriends2 ist zwar sehr gut gelungen, jedoch geht auch hier eine gewisse Stärke verloren. Auf „welche art laut, oder leise, listen, when they begin the beguine, und wann ist das?“ (Wolf, S. 10) antwortet Bernofsky mit „what art, what sort of sound, of silence, listen, when they begin the beguine, when's that?“ (Bernofsky, S. 4), was jedoch nicht die Gedanken, wiedergibt, die Wolf eigentlich hervorbringen wollte. Sie hat bewusst in ihr Gedicht englische Passagen mit einbezogen, um beim Leser einen bestimmten Interpretationsansatz auszulösen, der jedoch bei der Lektüre im Englischen nicht mehr vorhanden ist. Wäre es z. B. richtig gewesen, wenn Bernofsky die englischen Passagen ins Deutsche übersetzt hätte? Oder hätte dies zu noch mehr Sinnverlust geführt? Wie hätte sie das Wort „beguine“ übersetzt? Es handelt sich hier um Fragen, auf die niemand, wahrscheinlich auch nicht mal Wolf und Bernofsky selbst eine Antwort parat hätten. Da bei der Übersetzung eine gewisse Stärke verloren geht, ergibt sich daraus ein neues Problem, das der Interpretation. Da durch die Übersetzung der eigentliche Primärtext nicht mehr beibehalten werden kann, kann eine gewisse Irritation beim Leser entstehen, die die Interpretation noch schwieriger machen. Genauso tritt dieses Interpretations-Phänomen bei Goethes Faust auf. Vers 1323 beinhaltet eines der berühmtesten Zitate Goethes: „Das also war des Pudels Kern!“ (Goethe, S. 46), im Englischen jedoch heißt es in Anthony S. Klines Faust’ „This was the dog’s core!“ (Kline, S. 54). Dies ist ein fast schon fataler Übersetzungsfehler. Die Hunderasse Pudel wird hier einfach durch das englische Wort ,dog‘ ersetzt. Es braucht keine großen Englischkenntnisse, um zu wissen, dass dies nicht die korrekte Übersetzung für Pudel ist. Der Pudel wird bewusst von Goethe ausgewählt und auch dementsprechend erwähnt. Wieso er gerade den Pudel auswählt, wird an dieser Stelle nicht beantwortet, da es nicht zum Thema beiträgt. Das Übersetzungsprinzip, so viel wie möglich korrekt und vor allem sinngemäß zu übersetzen, wird hier nicht respektiert von Kline. Der entsprechende Interpretationsansatz mit dem Pudel - Wieso wählt Goethe gerade den Pudel, wieso keine andere Rasse? Welche Bedeutung hat der Pudel hier? Ist er wichtig? - verfällt hier. Den Lesern, die den Text auf Englisch lesen, wird hier also ein sehr wichtiges Detail nicht gegeben, wenigstens wurde mit ,core‘ der ,Kern‘ richtig übersetzt. Es gibt noch zig andere Beispiele, die an dieser Stelle genannt werden können. Man könnte hier von einer gewissen Respektlosigkeit der Fairness ausgehen, die es, wie schon vorhin erwähnt, den nichtdeutsch sprechenden bzw. lesenden Menschen unmöglich macht, das Werk richtig interpretieren zu können. Es handelt sich hier zwar um ein Drama und nicht um ein Werk der Lyrik, jedoch ist es auch bedeutsam, die Übersetzungsprobleme, die hier auftreten, zu schildern. Susan Bernofskys false friends macht es den Lesern auch nicht gerade einfach, den eigentlich von Uljana Wolf hervorgebrachten Interpretationsansatz wiederzugeben. Zudem kann es auch zu Schwierigkeiten bei der Interpretation kommen, wenn der Reim bzw. die Ironie nicht beibehalten wird. Bernofsky übersetzt Wolfs „sagt der lippen sich gewiss (gebiss erst etwas später)“ (Wolf, S. 10) mit „to being sure of one's lips (teeth soon to follow)“ (Bernofsky, S. 4), was zwar richtig übersetzt ist, jedoch die Ironie zwischen ,gewiss‘ und ,gebiss‘ nicht wiedergibt. Dieser Reim spielt für das Gesamtkonstrukt des Gedichts wohl keine allzu große Rolle, jedoch bleibt dem, der die Übersetzung liest, diese Ironie verborgen. Nach der Lektüre dieses Werkes werden mehrere Leser sich die Frage stellen, ob dieser ,Fast-Spott‘ gewollt war oder Uljana Wolf während des Schreibens spontan eingefallen ist. Diese Menge der möglichen Interpretationen bleibt dem Bernofsky-Leser verborgen. Es sind schließlich die Details, die ein Gedicht und die anschließende Interpretation ausmachen. Die Summe all dieser Probleme der Übersetzbarkeit lyrischer Texte kann zu einer Konfusion des Lesers führen und somit zu einer möglichen 4 Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Herausgegeben und kommentiert von Erich Trunz. 16., überarbeitete Auflage, München 1996. 5 Kline, A. S.: Faust. Parts I & II. Johann Wolfgang von Goethe. A translation into English by A. S. Kline.With illustrations by Eugène Delacroix. Manchester 2003. ungerechten ,Ablehnung‘ des Gedichtes. Diese wäre insofern ungerecht, da der Autor falsch verstanden werden könnte, obwohl er sich klar und deutlich ausgedrückt hat, die Übersetzung die eigentlichen Ausdrücke und Gefühle jedoch nicht ganz genau zurückgibt. Somit stellt sich die Frage, wer daran Schuld ist, wenn einem ein Gedicht/lyrisches Werk nicht gefällt: Autor, Übersetzer oder doch Leser? Hat der Übersetzer sich nicht deutlich genug ausgedrückt, hat der Leser diese falsch verstanden und/oder interpretiert oder ist das Original einfach nicht lesenswert? Emig spricht hier von einer „Unmöglichkeit der Übertragung“ (Emig, S. 145) und davon, dass „Übersetzung [...] möglich [ist], aber sie [...] zugleich auch unmöglich [ist]“ (Emig 2013, S. 158). So kann man dem Übersetzer bzw. der Übersetzerin keine Schuld zuschieben, da diese/r die eben genannte „Unmöglichkeit“ des Übersetzens irgendwie versuchen muss zu überwinden, um etwas anständiges und anspruchsvolles zu schreiben. Trotzdem darf man den Übersetzer nicht ganz abschreiben, da man nicht weiß, wie kompetent dieser wirklich ist, ob er denn auch alles richtig übersetzt hat, ob er die Interpretationsansätze miteinbezieht, usw. Emig hält an dieser Stelle die besondere Ausgabe des Übersetzers fest:
Wenn Interpretation Bedeutung immer neu herstellt und dies an Texten erfolgt, die Bedeutung beständig in Frage stellen, muss gerade ihre Übersetzung sich quasi des dreifachen Balanceakts zwischen möglichen Textbedeutungen, dem telos möglicher Interpretationen und dem telos möglicher Übersetzungen der beiden ersten Phänomene stellen. Dies kann zu keinem dauerhaft richtigen Ergebnis führen. Insofern sind moderne Gedichte - und vielleicht alle poetischen Texte - unübersetzbar. (Emig 2013, S. 158-159)
Egal aus welcher Perspektive man die Übersetzbarkeit lyrischer Texte zu verteidigen versucht, sie kann und wird womöglich nie ihre Arbeit hundertprozentig erfüllen können. Diese ,Schuld‘ ist jedoch nicht ihr, sondern ihren gegebenen Materialien zuzuschreiben. Es gibt in jeder Sprache gewisse Regeln und eigene Syntaxen, die einfach nicht übersetzt werden können. Die Original- bzw. Muttersprache eines Autors ist ein Unikat und kann nicht einfach so für andere verständlich gemacht werden. Somit wird es schwieriger ein Wort, das früher eine andere Bedeutung als heute hatte, richtig zu übersetzen. Die sprachliche Umgebung, der Kontext, muss hierfür miteinbezogen werden. Auch heute gibt es dieses Problem noch, Walter Benjamin hebt dieses hervor: „In „Brot“ und „pain“ ist das Gemeinte zwar dasselbe, die Art, es zu meinen, dagegen nicht.“ (Benjamin, S. 387) Man sieht also, dass es viele verschiedene Problematiken gibt, mit denen die lyrische Übersetzung zu kämpfen hat. Diese müssen weitestgehend behoben werden, damit man ein lyrisches Werk nicht nur befriedigend, sondern auch sehr gut übersetzen kann.
Mehrsprachigkeit und Übersetzung
Mehrsprachigkeit ist nicht gleich Übersetzung. Beide kann man unabhängig voneinander beurteilen und behandeln. Jedoch gibt es verschiedene Zusammenhänge, die man definitiv nicht außer Acht lassen sollte. Mehrsprachigkeit öffnet der Lyrik genauso wie die Übersetzung mehr Möglichkeiten, beide tragen jeweils ihren Teil dazu bei, dass die Lyrik ein Lektüreerlebnis werden kann. Hier muss man die Mehrsprachigkeit hervorheben, die man noch höher als die Übersetzung stellen kann, da diese direkt vom Autor mit in das lyrische Werk mit eingebunden wird. Dagmara Kraus‘ gatodas4 stellt hierfür ein gutes Beispiel dar: die Wörter liza stara oder angenähte Tanten bedeuten in anderen Sprachen ganz andere Wörter. Bei der ersten Lektüre reibt man sich vielleicht die Augen, wieso in ihrem Gedicht von angenähte[n] Tanten die Rede ist. Wenn man sich aber näher mit der Autorin befasst und um ihre Herkunft sich gewiss ist, weiß man, dass sich die beiden Wörter sehr einfach ins polnische Übersetzen lassen und dann nichts anderes als Freundinnen bedeuten. Hier wird dem deutschsprachigen Leser eine neue Welt geöffnet, die des Polnischen. Andersrum könnte man genauso gutsagen, dass polnische Leser mit ein bisschen Deutschkenntnissen sofort herausfinden, auf was die Autorin rausmöchte. Das Gedicht ist dermaßen konzipiert, dass es an sich keiner Übersetzung bedarf, da es schon drei Sprachen enthält. Würde man es jedoch zum Beispiel ins Arabische übersetzen, käme die Frage auf, wie man es den übersetzen würde? Wie kann man die verschiedenen polnischen und französischen Wörter übersetzen, damit sie trotzdem aus dem Text herausstechen? Hier könnte man ein paar Möglichkeiten in Betracht ziehen:
- Erstens, man übersetzt nur die deutschen Wörter, die anderen bleiben stehen.
- Zweitens, man übersetzt alles bedingungslos ins Arabische.
- Drittens, man übersetzt die deutschen Wörter ins Arabische, die polnischen und französischen in andere Sprachen.
[...]
1 Celan, Paul: Haut Mal. In: Wiedemann, Barbara (Hg.): Die Gedichte. Kommentierte Gesamtausgabe in einem Band. Herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann. 4. Auflage, Frankfurt am Main 2012, S. 259.
2 Wolf, Uljana: Falsche Freunde. In: Wolf Uljana (Hg.): Falsche Freunde. Gedichte. Idstein 2009. S. 10.
3 Bernofsky, Susan: A. In: Bernofsky Susan (Hg.): False Friends. A DICHTionary of false friends true cognates and other cousins. New York 2011. S. 4.
4 Kraus, Dagmara: gatodas. In: Frankfurter Analogie Jahrgang 40 (2019), S. 16.
- Citar trabajo
- Sam Maquet (Autor), 2020, Übersetzung in der mehrsprachigen Lyrik. Fluch oder Segen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1318019
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