Geschuldet dem Raum dieser Facharbeit, ist das Ziel dieser lediglich ein allgemeines Verständnis des Themas der Hexenverfolgungen in Afrika; ich erhebe keinen Anspruch auf eine allumfassende und tiefgehende Darstellung. Zunächst werde ich auf die Verbreitung des Hexenglaubens und den Verfolgungen im südlichen Teil Afrikas eingehen, um das Ausmaß kenntlich zu machen. Anschließend möchte ich einige Ursachen des Hexenglaubens erläutern, die sich sowohl auf die Historie als auch auf die vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen beziehen. Nach einer Betrachtung der sogenannten Hexenkinder und wie diese verfolgt und „geheilt“ werden, folgt abschließend ein Blick in die Zukunft, der auch das Wirken von Hilfsorganisationen mit einbezieht.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Thema und persönliche Motivation
1.2 Leitfaden und Methodik
2 Verbreitung des Hexenglaubens und der Verfolgungen in Subsahara-Afrika
2.1 Verbreitung des Glaubens und den Verfolgungen
3 Ursachen des Hexenglaubens
3.1 Ursachen in der Historie und der Gesellschaft
4 Hexenkinder und Verfolgungsarten
4.1 Hexenkinder
4.2 Verfolgungsarten
4.3 „Heilungsmethoden“ für Hexenkinder
5 Prävention und Zukunftsperspektive
5.1 Hilfsorganisationen
5.2 Zukunftsaussichten
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung
1.1 Thema und persönliche Motivation
Bereits in der elften Klasse des Gymnasiums begegnete mir ein Thema, was dem dieser Facharbeit nicht allzu fremd ist: Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit. Ich war geradezu schockiert darüber, wie sehr die Menschen dem Aberglauben über die Hexerei verfallen waren. Bei meiner damaligen Recherche stieß ich auch auf die Thematik der Hexerei in Afrika; jedoch nicht wie ich zuerst annahm ebenfalls zur Zeit der frühen Neuzeit, sondern in der Gegenwart. Da diese den Rahmen meiner früheren Arbeit aber deutlich gesprengt hätte, die Ereignisse aber doch so gegenwärtig sind und die Hintergründe höchst interessant, möchte ich mich im Folgenden genauer mit „Hexenverfolgungen in Subsahara-Afrika heute“ beschäftigen.
1.2 Leitfaden und Methodik
Geschuldet dem Raum dieser Facharbeit, ist das Ziel dieser lediglich ein allgemeines Verständnis des Themas der Hexenverfolgungen in Afrika; ich erhebe keinen Anspruch auf eine allumfassende und tiefgehende Darstellung.1
Zunächst werde ich auf die Verbreitung des Hexenglaubens und den Verfolgungen im südlichen Teil Afrikas eingehen, um das Ausmaß kenntlich zu machen. Anschließend möchte ich einige Ursachen des Hexenglaubens erläutern, die sich sowohl auf die Historie als auch auf die vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen beziehen. Nach einer Betrachtung der sog. Hexenkinder und wie diese verfolgt und „geheilt“ werden, folgt abschließend ein Blick in die Zukunft, der auch das Wirken von Hilfsorganisationen mit einbezieht.
In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist. (Ausnahme: „Hexen“ im generischen Femininum)
2 Verbreitung des Hexenglaubens und der Verfolgungen in Subsahara-Afrika
2.1 Verbreitung des Glaubens und den Verfolgungen
Im südlichen Teil von Afrika, ist die Zahl der Verfolgten besonders hoch. Dabei gibt es keine konkreten Werte; vielmehr verzeichnet man einen erneuten Anstieg des Glaubens und somit einen Anstieg der der Hexerei Angeklagten. Dabei werden viele Hexen im
Ursachen des Hexenglaubens örtlichen Bezugskreis, z.B. dem eines Dorfes, verfolgt, sodass auch Schätzungen die tatsächliche Anzahl der Verfolgungen wohl nicht treffen könnten. Das Familienministerium in Tansania behauptet dennoch, dass dort zwischen den Jahren 1994 und 1998 über 5000 Hexen getötet worden seien.2 Doch auch in anderen Ländern ist die Zahl der Beschuldigten hoch. Mittlerweile sprechen viele Wissenschaftler von einem größeren Ausmaß als bei der europäischen Verfolgungswelle in der frühen Neuzeit, bei der schätzungsweise 50000 bis 80000 Menschen hingerichtet wurden.3 Der wichtigste Aspekt ist jedoch wohl, dass der Hexenglaube keinen Halt vor bestimmten Gesellschaftsschichten macht - er kommt in allen Kulturkreisen und Bevölkerungsschichten vor und trifft sämtliche Lebenssituationen. Erklären lässt sich dies mit der Tatsache, dass jeder eine Hexe sein kann und nahezu willkürlich Menschen - ob die Machtelite, die unterprivilegierte Schicht oder Außenstehende - für negative Ereignisse verantwortlich gemacht werden, indem sie als Hexen denunziert werden.4
3 Ursachen des Hexenglaubens
3.1 Ursachen in der Historie und der Gesellschaft
Hexerei ist ein Phänomen, dass in den meisten Kulturen schon seit Anbeginn der Zeit existiert und vor allem als Mittel galt, um persönliche Schicksalsschläge, Katastrophen oder Unerklärliches zu verantworten. Wie die große Welle der Hexenverfolgungen in Europa, begründen sich auch die neuartigeren Hexenverfolgungen Afrikas in Kriegen, Hungersnöten und Chaos. Nach der Kolonialzeit, die in Afrika ab dem Jahr 1957 mit der Unabhängigkeit Ghanas endete5, befindet sich der Kontinent in einer historischen Umbruchszeit ohne jegliche Ordnung. Es gibt kein gültiges Rechtssystem mehr - es entsteht eine Glaubenskrise und Machtvakua, sodass auf traditionelle Bestandteile der afrikanischen Kultur zurückgegriffen wird, um diese zu füllen. Das Recht wird privatisiert und bietet so Raum für Machtmissbrauch, Manipulationen und Verhetzung. Menschen aus Minderheiten erscheinen als eine Gefahr und durch die Werteunsicherheit beginnt, wie auch im frühneuzeitlichen Europa, die Suche nach Schuldigen für sämtliches Übel. Die Angeklagten können sich nicht wehren und kommen vor Gericht, wo das Lynchen als angemessene Strafe zunehmend verbreitet ist. Auch die lange Zeit der Apartheid, in der die schwarze Bevölkerung systematisch unterdrückt worden ist, oder Krankheiten wie
Hexenkinder und Verfolgungsarten z.B. Aids, befeuern das Praktizieren von Magie in Form von Schadenszaubern und Ritualmorden und verleiht diesen eine neue Bedeutung.
Der Hexenglaube ist also ein tief verinnerlichtes Gefühl, das aus Angst vor Schaden an einem selbst und aus katastrophenähnlichen Zuständen resultiert, für die jemand verantwortlich gemacht werden soll. Dabei ergibt sich eine Mischung aus der christlichen Kultur, die in den Kolonien durchgesetzt wurde und der traditionellen afrikanischen Denkweise. So stammen zum Beispiel Aspekte der Besessenheit und Besitznahme eines Menschen von dem Teufelsbild des Christentums und Schadenszauberpraktiken, wie z.B. der Voodoo, von dem afrikanischen Glauben.6 Auch die biblische Ermahnung im zweiten Buch Mose (Kapitel 22 Vers 17), die besagt, dass man eine Hexe nicht am leben lassen soll, weist das christliche Gedankengut nach, welches viele Anhänger bestimmter kirchlicher Splittergruppen sehr ernst nehmen. Der Glaube an Hexerei in Afrika ist alt und, radikalisiert durch die dualistische Zuspitzung des Christentums, heute noch überall verbreitet.
4 Hexenkinder und Verfolgungsarten
4.1 Hexenkinder
Hexenkinder müssen nicht zwangsläufig wegen ihres Aussehens oder Benehmens für verhext gelten, dies kann aber ausschlaggebend sein.7 Martin Dawes von Unicef8 erklärt sich die zunehmende Denunzierung von Kindern als sog. Hexenkindern durch ihre Hilfs- losigkeit, sich zu wehren. Außerdem lasse sich mit Teufelsaustreibungen eine Menge Geld verdienen, die die Eltern bereit sind zu bezahlen, sofern die Eltern nicht sogar selbst von einer Bösartigkeit ihrer Kinder überzeugt sind.9 Angeblich benutzen bana ban- doki10 ihre magischen Fähigkeiten dazu, um andere Menschen zu schädigen. Viele Erwachsene sehen in ihnen die Verkörperung des Bösen und bestrafen sie dementsprechend hart (siehe Verfolgungsarten).11 Dabei gibt es keine Altersgrenzen und um dem Tode zu entkommen, muss ein Hexenkind geheilt, oder von z.B. einer Hilfsorganisation gerettet werden.
4.2 Verfolgungsarten
Hexenkinder kämpfen nebst sämtlichen physischen Strafen auch mit der völligen gesellschaftlichen Isolation und müssen in ständiger Angst vor Bestrafungen leben. Häufig fliehen sie in sog. Hexendörfer oder Camps, in denen sich die Beschuldigten unter teilweise sehr dürftigen Bedingungen zusammentun.12 Längst nicht alle Kinder werden zu einem Sangoma13 oder Priester gebracht, da diese einen Preis verlangen, den sich nicht jede Familie leisten kann, oder will. Die verstoßenen Kinder sterben häufig auf der Straße an Hungersnot, oder erliegen ihren Verletzungen; manche Eltern lassen ihre Kinder sogar von einem sog. Fixer töten.14 Häufiger werden die beschuldigten Kinder aber zunächst bestraft. Hier kommt eine Vielzahl von Folterinstrumenten zum Einsatz: Säure, die geschluckt werden muss, das Anketten vor dem Haus ohne Nahrung, oder das Begießen mit kochendem Wasser15, um nur einige Beispiele zu nennen.
4.3 „Heilungsmethoden“ für Hexenkinder
Die einzige „Heilung“ der Hexenkinder kann durch Prediger, oder Sangomas erfolgen, die mit Exorzismen die Kinder „bereinigen“ - eine Lösung für reichere Familien.16 Dabei führen die Exorzisten verschiedene Rituale durch, die sich ebenfalls wie die Bestrafungen der Kinder stark unterscheiden. Mit Hilfe von Amuletten, Pulvern, Federn sowie unter Verwendung von Beschwörungsformeln oder durch Einritzungen in den Körper sollen die bösen Geister ausgetrieben werden. Dies geschieht entweder direkt und unmittelbar aufgrund der Zauberkraft des magischen Aktes und des Heilers oder aber durch die Einschaltung von Gott, den Ahnen oder hilfreichen Geistern. Jedoch können sich längst nicht alle Familien so einen Exorzismus leisten, oder die Kinder werden später wieder zu einem Hexenkind und landen auf der Straße.
5 Prävention und Zukunftsperspektive
5.1 Hilfsorganisationen
Hilfsorganisationen bilden einen wesentlichen Bestandteil bei der Rettung von Hexenkindern von der Straße, aber auch bei der Prävention sind sie eine wichtige Institution. Dabei gibt es sowohl große Organisationen wie z.B. Unicef, SOS-Kinderdorf und Aktion Deutschland, als auch kleinere Organisationen, die sich in ihrem Wirken aber nicht zwingend unterscheiden müssen. Leo Igwe schildert in seinem Artikel „Kampf gegen die Hexenverfolgung in Afrika“ vom 13.Januar diesen Jahres, dass Afrika „robuste und effektive Kampagnenprogramme mit einer klaren und kategorischen Position gegen Hexereivorwürfe und Hexenverfolgung“ und „NGOs, die ohne Doppelmoral agieren, Organisationen, die sich aufrichtig und ohne Vorbehalte für die Ausrottung dieses dunklen und zerstörerischen Phänomens einsetzen“ braucht.17 Hier wird deutlich, dass vor allem die Präsenz vor Ort und das „Beim Namen nennen“ die wesentlichen Faktoren für eine gute Aufklärungsarbeit darstellen. In Südafrika existieren bereits viele Auffangstellen für Kinder, die der Hexerei angeklagt sind. So kann ihnen Bildung und eine psychologische Betreuung gewährleistet werden.18 Doch auch für die der Hexerei Angeklagten generell, gibt es Organisationen wie AFAW19, die Verfolgte unterstützen und durch lokalen Akti- vismus versuchen, über den Aberglauben aufzuklären. Dabei treffen sie jedoch oft auf Widerstand, denn der Hexenglaube sitzt in vielen Gemeinden tief.
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1 vgl. B. Grill. (15.09.2005). zeit.de. Die Macht der Hexen.
2 vgl. B. Grill. (15.09.2005). zeit.de. Die Macht der Hexen.
3 vgl. Interview mit W. Behringer (12.03.2014). taz.de. Historiker Behringer über Hexenverfolgung. vgl. Unbekannt (Stand 2010) Lernhelfer.de. Hexenverfolgung und Hexenwahn
4 vlg. M. Schönhuth (ohne Datum). Theorien zu Hexerei in Afrika. Typen von Hexereianklagen, Seite 21.
5 E. Wiedemann (27.05.2007). Afrikanische Kolonien. Der Garten Eden, der keiner war.
6 A. Imfeld. (Juli 2009). Afrikanische Hexerei - Ist sie verschieden von der europäischen? Versuch einer Kontextualisierung des Hexenwesens.
7 SOS Kinderdorf (kein Datum) Das Schicksal der vermeintlichen Hexenkinder.
8 Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children's Fund).
9 Vgl. Unbekannt. 20.10.2009. Spiegel Panorama. Kindesmisshandlung. Die „Hexenkinder“ von Nigeria
10 = Hexenkinder
11 H. Weber und M. Basfeld. (Januar 2011). Die Verfolgung von „Hexenkindern“ in Afrika. Krieg gegen Kinder.
12 D. Sadaqi (30.10.2021) tagesschau.de Hexenverfolgung in Ghana
13 Wahrsager und Heiler im südlichen Afrika
14 vgl. SOS-Kinderdorf. (kein Datum). Das Schicksal der vermeintlichen Hexenkinder
15 vgl. ARTEde (01.07.2021) Dokumentation: Dieser Aberglaube kostet Leben. Minute sechs folgend.
16 Vgl. ARTEde (01.07.2021) Dokumentation: Dieser Aberglaube kostet Leben. Minute sieben folgend.
17 L. Igwe. (13.01.2021) hpd.de in dem Artikel „Kampf gegen die Hexenverfolgung in Afrika“
18 Vgl. ARTEde (01.07.2021) Dokumentation: Dieser Aberglaube kostet Leben. Minute 19 folgend.
19 Advocacy for Alleged Witches (AFAW) ("Anwaltschaft für vermeintliche Hexen")
- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Hexenverfolgung in Afrika heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1316024
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