Gegenstand dieser Arbeit wird es sein, ein umfassendes Bild der Besonderheiten der Rohstoffmärkte zu erarbeiten und speziell für diesen Markt geeignete Investitionsstrategien aufzuzeigen, die sich aufgrund der charakteristischen Eigenschaften der Rohstoff-märkte ergeben.
Das Interesse von privaten und institutionellen Investoren ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Eine Investition in Rohstoffe war bis vor einigen Jahren eher die Spezialität von großen Stiftungsfonds, wie dem der Universität Yale oder großen Pensionsfonds in den USA, die die Vorteile einer höheren Diversifikation für ihre Portfolios gesucht haben.
Gerade der rasante Anstieg der Rohstoffpreise und die Angst vor einer weiteren welt-weiten Verknappung der Rohstoffe haben in jüngster Zeit den Fokus der Öffentlichkeit zunehmend auf die entsprechenden Märkte gelenkt. Anleger sehen vermehrte Investitionschancen an den Rohstoffmärkten und Kreditinstitute bieten immer neue Produkte aus dem Rohstoffbereich im Privatkundengeschäft an.
Für die meisten Leute stellt eine Investition in Rohstoffe jedoch immer noch ein erhöhtes und unüberschaubares Risiko im Vergleich zu Aktien oder Anleihen dar. Dies hängt zum einen mit fehlender Erfahrung in diesem Bereich zusammen, aber auch mit der vermeintlichen Undurchsichtigkeit der Funktion der Rohstoffmärkte.
Diese Arbeit soll einen umfassenden Überblick über die Funktionalität der Rohstoffmärkte und den daraus resultierenden Investitionsstrategien präsentieren. Im ersten Teil wird erläutert, was die Besonderheiten, Unterschiede und Charakteristika der Rohstoffmärkte sind und welche Auswirkungen diese auf das Investment eines Anlegers haben. Dazu gehört, wer die Markteilnehmer sind, an welchen Plätzen der Handel stattfindet und wo er sich bündelt. Im zweiten Teil wird auf die Investitionsinstrumente eingegangen, mit deren Hilfe ein Anleger an diesen Märkten agieren kann, um die verschiedenen Möglichkeiten des Investierens aufzuzeigen und zu bewerten. Im dritten Teil liegt der Fokus auf den Performance-Bestandteilen eines Rohstofffutures Investments, um die Zusammensetzung von Erträgen und Verlusten erklären zu können. Es wird darauf ein-gegangen, welche Kräfte die Preisentwicklung beeinflussen und wie diese auf das individuelle Investment Einfluss haben. Im letzten Teil werden dann einige Strategien skizziert, die ein Investor an den Rohstoffmärkten in verschiedenen Marktlagen nutzen kann, um die bestmögliche Investition tätigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Überblick
2 Charakteristika von Commodities als Asset im Vergleich zu anderen
2.1 Definition eines Assets
2.2 Tatsächlicher Verbrauch der gehandelten Güter
2.3 Lagerproblematik
2.4 Nicht vorhandene Substitute
3 Entwicklung und Charakteristika von Rohstoffmärkten
3.1 Aufbau und Organisation von Rohstoffmärkten
3.1.1 Übersicht der wichtigsten Rohstoffbörsen
3.1.2 Gehandeltes Volumen – Top 20 Kontrakte 2007
3.2 Marktteilnehmer und ihre unterschiedlichen Motive
3.2.1 Produzenten
3.2.2 Abnehmer
3.2.3 Spekulanten
4 Investitionsinstrumente
4.1 Physische Beschaffung als Kapitalanlage
4.2 Investieren in Aktien von Rohstoffproduzenten
4.3 Commodity Futures
4.4 Commodity Futures Indizes
4.4.1 Aktiv gemanagte Future Indizes
4.4.2 Passiv gemanagte Futures Indizes
4.5 Benchmarks
5 Ertragsquellen von Rohstofffutures
5.1 Komposition der Erträge aus Commodity Futures
5.1.1 Spot Return
5.1.2 Roll Return
5.1.3 Collateral Return
5.2 Überblick der historischen Zusammensetzung der Erträge
6 Strategien für Investoren
6.1 Gesamtmarkt long only statisch
6.2 Gesamtmarkt long only dynamisch
6.3 Alpha long/short auf Terminstruktur
6.4 Alpha Long/Short auf Subindizes
6.5 Erträge aus Terminsstruktur bei saisonalen Rohstoffen am Beispiel von Heizöl
7 Schlussbetrachtung
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Langfristige Korrelation der S&P GSCI Subindizes mit
bedeutenden Indizes
Abbildung 2: 5 Jahres Korrelation der S&P GSCI Subindizes mit
bedeutenden Indizes
Abbildung 3: Durchschnittliche Lagerkosten für ausgewählte Rohstoffe
Abbildung 4: Übersicht der Wichtigsten Rohstoffbörsen
Abbildung 5: Übersicht der am meisten gehandelten Kontrakte
Abbildung 6: Performancevergleich der Ölmarke WTI und Ölproduzierenden
Aktienunternehmen
Abbildung 7: Contango- und Backwardationstruktur
Abbildung 8: Historische Zusammensetzung der Erträge für ausgewählte
Rohstoffe
Abbildung 9: Optimum Yield Prozess im Vergleich zur monatlichen
Rollmethode am Beispiel Crude Öl
Abbildung 10: Spread DBLCI-OY gegenüber DBLCI
Abbildung 11: 30 Tageskorrelation des DBLCI-OY gegenüber DBLCI
Abbildung 12: Langfristige Outperformance des DBLCI-OY gegenüber
dem DBLCI und Skizzierung der Backwardation- und Contangophasen
Abbildung 13: Saisonale Schwankungen des Heizöl Forward Kurven
Abbildung 14: Spread eines dynamischen Heizölinvestments gegenüber
einem statischen Investitionsverhalten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Überblick
Gegenstand dieser Arbeit wird es sein, ein umfassendes Bild der Besonderheiten der Rohstoffmärkte zu erarbeiten und speziell für diesen Markt geeignete Investitionsstrategien aufzuzeigen, die sich aufgrund der charakteristischen Eigenschaften der Rohstoffmärkte ergeben.
Das Interesse von privaten und institutionellen Investoren ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Eine Investition in Rohstoffe war bis vor einigen Jahren eher die Spezialität von großen Stiftungsfonds, wie dem der Universität Yale oder großen Pensionsfonds in den USA, die die Vorteile einer höheren Diversifikation für ihre Portfolios gesucht haben.
Gerade der rasante Anstieg der Rohstoffpreise und die Angst vor einer weiteren weltweiten Verknappung der Rohstoffe haben in jüngster Zeit den Fokus der Öffentlichkeit zunehmend auf die entsprechenden Märkte gelenkt. Anleger sehen vermehrte Investitionschancen an den Rohstoffmärkten und Kreditinstitute bieten immer neue Produkte aus dem Rohstoffbereich im Privatkundengeschäft an.
Für die meisten Leute stellt eine Investition in Rohstoffe jedoch immer noch ein erhöhtes und unüberschaubares Risiko im Vergleich zu Aktien oder Anleihen dar. Dies hängt zum einen mit fehlender Erfahrung in diesem Bereich zusammen, aber auch mit der vermeintlichen Undurchsichtigkeit der Funktion der Rohstoffmärkte.
Diese Arbeit soll einen umfassenden Überblick über die Funktionalität der Rohstoffmärkte und den daraus resultierenden Investitionsstrategien präsentieren. Im ersten Teil wird erläutert, was die Besonderheiten, Unterschiede und Charakteristika der Rohstoffmärkte sind und welche Auswirkungen diese auf das Investment eines Anlegers haben. Dazu gehört, wer die Markteilnehmer sind, an welchen Plätzen der Handel stattfindet und wo er sich bündelt. Im zweiten Teil wird auf die Investitionsinstrumente eingegangen, mit deren Hilfe ein Anleger an diesen Märkten agieren kann, um die verschiedenen Möglichkeiten des Investierens aufzuzeigen und zu bewerten. Im dritten Teil liegt der Fokus auf den Performance-Bestandteilen eines Rohstofffutures Investments, um die Zusammensetzung von Erträgen und Verlusten erklären zu können. Es wird darauf eingegangen, welche Kräfte die Preisentwicklung beeinflussen und wie diese auf das individuelle Investment Einfluss haben. Im letzten Teil werden dann einige Strategien skizziert, die ein Investor an den Rohstoffmärkten in verschiedenen Marktlagen nutzen kann, um die bestmögliche Investitionsentscheidung für sich treffen zu können.
2 Charakteristika von Commodities als Asset im Vergleich zu anderen
Aktien oder Anleihen stellen Vermögenswerte dar, die von Investoren erworben werden, um damit Gewinne zu generieren. Ob Investoren allerdings Rohstoffe erwerben, um Gewinne zu generieren, ohne sie jedoch verbrauchen zu wollen, ist fraglich. Es gibt gute Argumente dafür, dass dies nicht der Fall ist. Weder Aktien noch Anleihen nutzen sich über den Zeitablauf hinweg ab - Rohstoffe hingegen schon. Auch bleibt zu klären, warum ein Rohstoff überhaupt in der Lage sein soll, einen Gewinn für den Investor zu realisieren, ohne verbraucht zu werden.
Die Grundüberlegung bei der Investition in Aktien und Anleihen besteht darin, dass einige Marktteilnehmer anderen Marktteilnehmer Kapital zur Verfügung stellen, mit dem sie dann wirtschaften können. Da der Kapitalgeber dem Risiko gegenübersteht, dass der Kapitalnehmer ihm sein Kapital nicht zurück zahlen kann, stellt der Kapitalnehmer dem Kapitalgeber einen deutlich höheren Betrag für die Rückzahlung in Aussicht, für den Fall das seine Geschäftstätigkeit erfolgreich ist. Je höher das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Geschäftstätigkeit des Kapitalnehmers ist, um genauer zu sein in die Rückzahlungsfähigkeit, umso geringer ist ihre Forderung bezüglich der in Aussicht gestellten Rückzahlung. Dieser Aufpreis wird im Allgemeinen als Risikoprämie bezeichnet.
Es leuchtet schnell ein, dass diese Überlegungen nicht für Rohstoffe gelten können.
Investmentgesellschaften und Banken haben in den letzten Jahren die Asset-Klasse Rohstoffe für sich und ihre Kunden entdeckt. Den Hintergrund für diese Entdeckung liefert eine einfache Erklärung: Steigende Benzin- und Lebensmittelpreise nehmen alle Menschen in ihrem täglichen Leben wahr. Daher ist es für Finanzdienstleister relativ einfach, ihre Kunden davon zu überzeugen in Rohstoffe zu investieren. Investmentgesellschaften können so schnell Gewinne generieren, da sie keine langwierige Überzeugungsarbeit für Investmentprodukte im Rohstoffbereich leisten müssen – die Kunden erfahren selber, dass die Rohstoffpreise steigen. Folglich macht es für Finanzdienstleister auch Sinn, Rohstoffe als einen festen Baustein und eigene Asset-Klasse in ihre empfohlene Asset-Allokation aufzunehmen, um dann die vermeintlich passenden Produkte beim Kunden abzusetzen. Dies gestaltet sich wesentlich leichter, als über die Vor- und Nachteile von heimischen Aktien oder Rentenpapieren aus Übersee zu diskutieren.
Im Folgenden soll daher herausgestellt werden, was Begriff „Asset“ eigentlich genau beschreibt, ob und inwiefern diese Bezeichnung auch für Rohstoffe zutrifft, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu klassischen Assets bestehen und auf welche Eigenschaften ein Investor bei der Kapitalanlage in Rohstoffen speziell zu achten hat.
2.1 Definition eines Assets
Ein Asset wird als eine Ressource definiert, die einen ökonomischen Wert für ein Individuum oder eine rechtliche Person hat und dem Eigentum dieser Person zugeordnet werden kann, mit der Erwartung in der Zukunft Gewinne mit ihr zu erwirtschaften.[1]
Für Finanzökonomen sind anfänglich zwei Kriterien entscheidend, um eine Klasse von Vermögensgegenständen als eigene Asset-Klasse zu deklarieren: Einerseits ist es für Finanzökonomen wichtig, ob eine solche Gruppe homogen genug ist, also die Vermögensgegenstände innerhalb der Gruppe eine hohe Korrelation zueinander haben andererseits ob die Gruppe sich von anderen Asset-Klassen unterscheidet, also eine sehr geringe Korrelation zu diesen hat. Nur dann macht es Sinn, sie strategisch als separate Gruppe innerhalb der Asset-Allokation eines Investors zu betrachten.
Außerdem stellt sich die Frage, ob es möglich ist, durch den Erwerb dieser Vermögensgegenstände nachhaltig einen Ertrag zu generieren. Dieses Kriterium ergibt sich per Definition, denn ein Gegenstand oder eine Ressource kann nicht als Vermögensgegenstand bezeichnet werden, wenn der Gegenstand nicht seinen realen Wert über die Zeit hinweg erhalten kann.
Sind die bereits genannten Kriterien erfüllt, reicht dies dennoch nicht aus um von einem Asset zu sprechen, auch wenn Rohstoffe an sich zueinander ähnlich und als Gruppe verschieden zu anderen Asset-Klassen verhalten. Es muss zusätzlich eine Risikoprämie durch den Erwerb über den Zeitablauf hinweg erwirtschaftet werden, welche nicht durch Diversifikation eliminiert werden oder durch andere Assets dupliziert werden kann.
Der Vorgang bei der Investition in ein Asset läuft also wie folgt ab: ein Individuum investiert Einkommen, welches nicht zum täglichen Konsum benötigt wird, in einen Vermögensgegenstand, da es davon ausgeht, dass sich der Wert dieses Gegenstandes über den Zeitablauf hinweg erhöht und so ein Mehrertrag über die Investition erwirtschaftet wird, der später konsumiert werden kann. Diesen Ertrag bekommt er von den anderen Markteilnehmern für die Übernahme eines Risikos entlohnt (die sogenannte Risikoprämie). Es ist jedoch entscheidend, dass er diese Risikoprämie nur und ausschließlich durch Erwerb eben jenes Vermögensgegenstandes erhalten kann und dies nicht durch andere Assets dupliziert bzw. nachgestellt werden kann. Trifft dies zu, handelt es sich bei dem erworbenen Gut um ein Asset.
Mit dieser Definition als Entscheidungsgrundlage stellt sich nun die Frage, ob Rohstoffe als eigene Asset-Klasse zu bezeichnen sind.
Auf der einen Seite sind sie homogen genug, um von ihnen als Gruppe sprechen zu können. Andererseits sind sie auch als Gruppe im Vergleich zu anderen Assets verschieden genug. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Korrelation des Goldman Sachs Commodity Index im Vergleich zu US-Anleihen und Aktien:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Langfristige Korrelation der S&P GSCI Subindizes mit bedeutenden Indizes[3][4]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: 5 Jahres Korrelation der S&P GSCI Subindizes mit bedeutenden Indizes[5][6]
Nicht nur die von John Maynard Keynes aufgestellte Theorie der Normal Backwardation beschreibt den Prozess der Risikoübernahme durch die Spekulanten, die im Gegenzug von den Produzenten entlohnt werden, sondern auch empirische Daten zeigen, dass es zumindest mit Rohstofffutures nachhaltig möglich ist, einen Ertrag zu erwirtschaften.[7][8] Als Normal Backwardation wird die Form einer Rohstoffterminstrukturkurve bezeichnet, die aus der Risikoübernahme des Preisänderungsrisikos der Spekulanten ergibt. In der Folge sind Terminkontrakte mit längerer Laufzeit günstiger, als Terminkontrakte mit kürzerer Laufzeit. Im nächsten Kapitel wird dieses Phänomen und die Gründe für dieses zu Stande kommen näher erklärt.
Diese spezielle Risikoprämie ist nur durch Rohstoffe zu erwirtschaften, mit Assets, wie beispielsweise Aktien oder Anleihen von Rohstoffproduzenten, ist dies nicht möglich (siehe Kapitel Investitionsinstrumente).
Anbetracht der oben beschriebenen Überlegungen scheint es also zulässig, von Rohstoffen als eigene Asset-Klasse zu sprechen, da die wesentlichen Kriterien erfüllt sind. Trotzdem muss bedacht werden, dass erhebliche Unterschiede zu bereits etablierten und einem breiten Publikum bekannten Assets bestehen, auf die potentielle Investoren besonders achten sollten.
2.2 Tatsächlicher Verbrauch der gehandelten Güter
Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Tatsache, dass die gehandelten Güter der Asset-Klasse Rohstoffe tatsächlich verbraucht und gebraucht werden. Aktien oder Anleihen werden hingegen nicht konsumiert.
Rohstoffe hingegen sind elementar für das tägliche Leben und werden auch real konsumiert. Auch wenn die Anzahl der gehandelten Kontrakte oftmals wesentlich höher ist als der aktuell zur Verfügung bestehende Bestand eines Rohstoffes, da auch zahlreiche Spekulanten und Investoren in Rohstofffutures investieren, so verändert dies nicht den Umstand, dass Kontrakte auch eingegangen werden, um bei Fälligkeit der Termingeschäfte eine physische Lieferung herbeizuführen, da diese vom jeweiligen Abnehmer benötigt werden. Gleiches gilt für den Verkauf bei den jeweiligen Rohstoffproduzenten. Das hat zur Folge, dass ständig verschiedene Marktteilnnehmer mit unterschiedlichen Interessen mit ein und denselben Kontrakten handeln. Die einen, mit dem Ziel einer reinen Kapitalvermehrung und die anderen, da sie diesen Rohstoff für ihre gewerbliche Tätigkeit benötigen.
Sowohl bei Anleihen, als auch bei Aktien ist dieser Interessensunterschied bei den jeweiligen Akteuren nicht gegeben.
2.3 Lagerproblematik
Ein anderer wesentlicher Unterschied von Rohstoffen im Vergleich zu anderen Assets besteht in der ungleich komplexeren Logistik. Während bei Financial Assets eine papierhafte oder elektronische Aufbewahrung möglich ist, müssen Rohstoffe adäquat gelagert werden. Dies führt zum einen zu Kosten beim Eigentümer, da die entsprechenden Lagerungsstätten finanziert werden müssen, hat zum anderen aber auch Einfluss auf die Investitionsmöglichkeiten im Ganzen. Jedes Lager, unabhängig von seiner Größe, hat eine maximale Kapazität und somit bestehen natürliche Grenzen für den Investor im Bezug auf das Investitionsvolumen. Selbstverständlich ist es möglich, Lagerkapazitäten zu erhöhen, allerdings ist dies ein Vorgang der nicht nur zusätzliche Kosten verursacht, sondern auch Zeit beansprucht, die der Anleger in den meisten Fällen nicht in dem Ausmaß zur Verfügung hat, wie sie benötigt wird, um neue Kapazitäten zu schaffen.
Grundsätzlich stellen sich die Lagerkosten, die in der Regel als Fixkosten zu bezeichnen sind, als Funktion des aktuellen Kassapreises dar. Je mehr der Wert des gelagerten Rohstoffes steigt, umso geringer wird der prozentuale Kostenanteil, da sich die Lagerkosten nicht verändern.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Durchschnittliche Lagerkosten für ausgewählte Rohstoffe[10]
Wie aus der Übersicht zu erkennen ist, variieren die Lagerkosten sehr stark in Abhängigkeit des jeweiligen Rohstoffes. Während Gold, wie auch andere Edelmetalle aufgrund ihres hohen Preises, im Vergleich zu seinem Lagervolumen keine relevanten Kosten verursacht, sind die Kosten bei Agrar- und Energierohstoffen immens. Die Lagerkosten von 10 – 22 % p.a. haben ein solches Niveau, dass unter Umständen eine Investition nicht mehr lohnend sein kann.
Spezialisiert sich ein Investor auf eine langfristige Anlage in Rohstoffe, entsteht ein weiteres Problem. Lebendrinder, Weizen und alle anderen verderblichen Rohstoffe haben eine natürliche Höchstgrenze innerhalb derer sie überhaupt gelagert werden können, bevor sie verderben und ihren Wert vollkommen verlieren. So ist beispielsweise bei Lebendrindern nur eine Lagerung von wenigen Monaten möglich. Dies schränkt die Investitionsdauer so beträchtlich ein, dass das gesamte Engagement des Anlegers davon beeinflusst wird.
Außerdem stellt sich die Frage, welche Kosten für den Transport der Rohstoffe bestehen, und damit verbunden, an welchem Ort sich das Lager befindet. Unterschiedliche Lagerstandorte führen zu unterschiedlichen Logistikkosten und führen dazu, dass für unterschiedliche Marktteilnehmer auch unterschiedliche Preiskalkulationen entstehen. Ein weiterer Faktor, der eine einheitliche, für alle Marktteilnehmer homogene Preisfindung erschwert und erklären kann, warum eine bei Financial Assets übliche Cash and Carry bzw. Reverse Cash and Carry Arbitrage nicht vollkommen vollzogen werden kann.
Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass sich ein potentieller Investor bei der Investition in Rohstoffe ein umfassendes Bild über die entstehenden Kosten machen muss und diese in seine Kalkulation mit einbeziehen sollte. Es gilt zu prüfen, ob eine physische Investition überhaupt sinnvoll erscheint und in der Lage sein kann Profite zu erwirtschaften, was in den meisten Fällen verneint werden muss.
2.4 Nicht vorhandene Substitute
Rohstoffe weisen eine weitere Besonderheit auf, die darin besteht, dass sie nicht duplizierbar sind. Zinspapiere können durch Kombination unterschiedlicher Titel dupliziert werden und nicht nur zu gleichen Auszahlungsprofilen führen, sondern auch mit dem exakten Risiko behaftet sein. Aktien können durch Low Exercise Options ersetzt und dupliziert werden, so dass es eine Alternative zum Erwerb des Aktientitels für Investoren gibt. Low Exercise Options sind Aktienoptionen, die mit einem so geringen Basispreis ausgestattet sind, dass sie sich so tief im Geld befinden, dass sich ihre Wertentwicklung nicht signifikant von der des Aktientitels bzw. Basiswertes unterscheidet. Somit hat ein Anleger zwei Möglichkeiten an der Kursentwicklung einer Aktiengesellschaft zu partizipieren: Rechtlich gesehen bestehen Unterschiede, zum Beispiel im Bezug auf das nicht vorhandene Stimmrecht bei Low Exercise Options. Dies führt jedoch bei einem reinen Rendite-Risikovergleich für den Anleger zu demselben Ergebnis.
Rohstoffe können nicht dupliziert werden. Sie werden tatsächlich produziert und müssen für die Abnehmer auch physisch verfügbar sein und geliefert werden. Rohstofffutures stellen zwar eine Erleichterung dar, da durch sie Investitionen getätigt werden können, die nicht zur angesprochenen Lagerproblematik und den damit verbundenen Kosten führt. Eine Duplizierung ermöglichen sie jedoch nicht.
Leerverkäufe können ebenfalls bei Rohstoffen nicht getätigt werden, da es keinen organisierten Leihemarkt, wie etwa bei Wertpapieren oder Anleihen gibt und auch keine Umgehungsmöglichkeiten gibt, da der Rohstoff beim Abnehmer tatsächlich geliefert werden muss.
Es erscheint schnell einleuchtend, dass diese gravierenden Unterschiede bei Rohstoffen nicht nur die Preisfindung deutlich beeinflussen, sondern auch zu Preisunterschieden bei Rohstofffutures für denselben Rohstoff bei unterschiedlichen Lieferzeitpunkten des Termingeschäftes zur Folge haben, da Lager- und Transportkosten entstehen, sobald ein Rohstoff physisch geliefert werden muss.
[...]
[1] http://financial-dictionary.thefreedictionary.com/Asset , Stand: 22. August 2008
[2] US Treasury Bill
[3] Deutsche Bank Global Markets Research, Bloomberg
[4] Daten basierend auf monatlich annualisierten Werten von Dezember 1982- Februar 2007
[5] Deutsche Bank Global Markets Research, Bloomberg
[6] Daten basierend auf monatlich annualisierten Werten von Dezember 1982- Februar 2007
[7] Siehe Abbildung 8
[8] John Maynard Keynes, A Treatise on Money: Seite 12
[9] Einheit der US-Börsen bushel
[10] Deutsche Bank, An Investor Guide To Commodities: Seite 20
- Quote paper
- Stephan Hahn (Author), 2008, Rohstoffinvestmentstrategien unter Berücksichtigung von Terminstrukturkurveneffekten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131532
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.