Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz von sogenannten Mieterdienstbarkeiten als Sicherungsinstrument im Rahmen einer beschränkten persönlichen Dienstbarkeit. Aufgrund der besonderen Konstellation gewerblicher Immobilien, gekennzeichnet durch hohe Investitionsvolumina und damit einhergehendem Fremdfinanzierungsbedarf, muss hierbei jedoch auch das Interesse der grundpfandrechtlich abgesicherten Finanzierungsgläubiger entsprechende Berücksichtigung finden.
Hierzu hat der Verband deutscher Pfandbriefbanken mit einem Marktanteil von 57 % bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen im Jahr 2020 mit seinem Schreiben vom 31.07.2009 wesentliche Praxishinweise gegeben, um die unterschiedliche Interessenslage auf Vermieter-, Mieter- und Finanzierungsbankenseite größtmöglich in Einklang zu bringen. Es handelt sich bei der Mieterdienstbarkeit um eine komplexe Dreiecksbeziehung, die nachfolgend als Mittel zur Standortsicherung bei gewerblichen Mietverträgen näher beleuchtet wird.
Der gewerbliche Mietvertrag als Dauerschuldverhältnis begleitet die Vertragsparteien oftmals über einen längeren Zeitraum. Da jedoch nichts so konstant ist wie der Wandel, können im Zeitverlauf verschiedene Ereignisse eintreten, die dazu beitragen, dass ein scheinbar vertraglich langfristig gesicherter Standort verloren gehen kann. Die starken absatzbedingten Marktveränderungen auf Mieterseite, z. B. Distribution über Online- bzw. Internetkanäle, führen u. a. auch dazu, dass der Mieter aus eigenem Antrieb heraus größere Investitionen in die Immobilie zur Absicherung der gewerblichen Handelsgrundlage am Standort tätigen möchte. Somit steigt auch hier die wirtschaftliche Notwendigkeit, diese Investitionen für den Zeitraum der Amortisierung abzusichern.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Sicherungsinteressen des Gewerberaummieters
- 1. Gewerberaummietvertrag als Grundlage
- 2. Motive für das Sicherungsbedürfnis
- 3. Rechtspositionen des Vermieters
- Sonderkündigungsrecht in der Insolvenz des Vermieters
- Sonderkündigungsrecht in der Zwangsversteigerung
- 4. Weitere Sicherungsbedürfnisse
- 5. Mieterinsolvenz
- C. Dingliche Sicherung
- I. Dienstbarkeiten
- 1. Kategorisierung der Dienstbarkeiten
- 2. Gesetzliche Fallgruppen beschränkter persönlicher Dienstbarkeiten
- II. Dauernutzungsrecht (§ 31 WEG)
- III. Mieterdienstbarkeit
- 1. Rahmenbedingungen
- 2. Sicherungsabrede
- a) Eintritt des Sicherungsfalls
- b) Ausübungsentgelt
- c) Rückgewähranspruch
- 3. Mieterdienstbarkeit in der Zwangsversteigerung
- 4. Mieterdienstbarkeit in der Insolvenz des Vermieters
- 5. Anfechtungsmöglichkeiten in der Insolvenz
- IV. VDP-Standard für Mieterdienstbarkeiten
- 1. Entstehungsgeschichte und Notwendigkeit
- 2. Vorrangigkeit der Mieterdienstbarkeit
- 3. Nachrangigkeit der Mieterdienstbarkeit und Abgabe einer Liegenbelassungserklärung
- 4. Wesentliche Regelungsinhalte nach VDP-Standard
- a) Entgeltlichkeit
- b) Auflösende Bedingung der Dienstbarkeit
- c) Zwingende eintragungsbedürftige Vereinbarung eines Höchstbetrags
- d) Schuldrechtliche Verpflichtungen
- 5. Stellungnahme
- D. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Mieterdienstbarkeit als Instrument zur Standortsicherung bei gewerblichen Mietverträgen. Ziel ist es, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Vor- und Nachteile sowie die praktische Anwendung der Mieterdienstbarkeit im Kontext verschiedener Szenarien (z.B. Insolvenz des Vermieters, Zwangsversteigerung) zu analysieren.
- Rechtliche Grundlagen der Mieterdienstbarkeit
- Sicherungsbedürfnisse des Gewerberaummieters
- Die Rolle der Mieterdienstbarkeit bei Insolvenz und Zwangsversteigerung
- Der VDP-Standard für Mieterdienstbarkeiten
- Abwägung der Vor- und Nachteile der Mieterdienstbarkeit
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Standortsicherung für Gewerberaummieter ein und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit. Sie betont die Bedeutung der Rechtssicherheit für Mieter und die Notwendigkeit, geeignete Sicherungsmechanismen zu finden, insbesondere im Hinblick auf die Risiken von Insolvenzen oder Zwangsversteigerungen des Vermieters.
B. Sicherungsinteressen des Gewerberaummieters: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Interessen und Motive, die Gewerberaummieter zur Standortsicherung veranlassen. Es werden unternehmerische Belange, Investitionen in den Betrieb und die Abhängigkeit vom konkreten Standort detailliert untersucht. Die Rechtspositionen des Vermieters, einschließlich Sonderkündigungsrechten im Falle von Insolvenz oder Zwangsversteigerung, werden im Kontext der Interessen des Mieters analysiert. Die Problematik der Mieterinsolvenz wird ebenfalls diskutiert.
C. Dingliche Sicherung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit dinglichen Sicherungsmitteln, insbesondere Dienstbarkeiten. Es differenziert verschiedene Arten von Dienstbarkeiten und konzentriert sich auf die Mieterdienstbarkeit als spezifisches Instrument der Standortsicherung. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Gestaltungsmöglichkeiten einer Sicherungsabrede (inkl. Eintritt des Sicherungsfalls, Ausübungsentgelt und Rückgewähranspruch) sowie die Auswirkungen auf Zwangsversteigerungen und Insolvenzen werden umfassend dargestellt. Der VDP-Standard wird als relevante Praxisnorm detailliert analysiert.
Schlüsselwörter
Mieterdienstbarkeit, Standortsicherung, Gewerberaummietvertrag, Insolvenz, Zwangsversteigerung, Sicherungsabrede, VDP-Standard, Dingliche Rechte, Rechtssicherheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Gewerberaummieter und Standortsicherung
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument analysiert die Mieterdienstbarkeit als Instrument zur Standortsicherung für Gewerberaummieter. Es untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen, Vor- und Nachteile sowie die praktische Anwendung im Kontext von Insolvenzen und Zwangsversteigerungen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Sicherungsinteressen von Gewerberaummietern, verschiedene Arten dinglicher Sicherungen (insbesondere Dienstbarkeiten und die Mieterdienstbarkeit), den VDP-Standard für Mieterdienstbarkeiten und die Auswirkungen von Insolvenz und Zwangsversteigerung auf die Standortsicherung.
Welche Arten von Dienstbarkeiten werden betrachtet?
Das Dokument unterscheidet verschiedene Arten von Dienstbarkeiten und konzentriert sich auf die Mieterdienstbarkeit als spezifisches Mittel zur Standortsicherung. Es werden auch gesetzliche Fallgruppen beschränkter persönlicher Dienstbarkeiten und das Dauernutzungsrecht (§ 31 WEG) erwähnt.
Was ist eine Mieterdienstbarkeit und wie funktioniert sie?
Eine Mieterdienstbarkeit ist ein dingliches Recht, das dem Gewerberaummieter ein dauerhaftes Nutzungsrecht an der gemieteten Immobilie sichert, auch im Falle von Insolvenz oder Zwangsversteigerung des Vermieters. Die genaue Ausgestaltung wird in einer Sicherungsabrede festgelegt, die u.a. den Eintritt des Sicherungsfalls, das Ausübungsentgelt und den Rückgewähranspruch regelt.
Welche Rolle spielt der VDP-Standard?
Der VDP-Standard bietet einen praxisorientierten Rahmen für die Gestaltung von Mieterdienstbarkeiten. Er regelt wichtige Aspekte wie die Vorrangigkeit/Nachrangigkeit der Dienstbarkeit, die Entgeltlichkeit, die auflösende Bedingung und die Notwendigkeit einer Vereinbarung eines Höchstbetrags.
Wie wirkt sich eine Insolvenz des Vermieters auf die Mieterdienstbarkeit aus?
Das Dokument analysiert die Auswirkungen einer Insolvenz des Vermieters auf die Mieterdienstbarkeit, einschließlich der Anfechtungsmöglichkeiten in der Insolvenz.
Wie wirkt sich eine Zwangsversteigerung auf die Mieterdienstbarkeit aus?
Das Dokument untersucht, wie sich eine Zwangsversteigerung auf die Rechte des Mieters und die Gültigkeit der Mieterdienstbarkeit auswirkt.
Welche Vor- und Nachteile hat die Mieterdienstbarkeit?
Das Dokument bewertet die Vor- und Nachteile der Mieterdienstbarkeit als Sicherungsinstrument im Vergleich zu anderen Möglichkeiten der Standortsicherung. Es wägt die Rechtssicherheit gegen potenzielle Nachteile ab.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Sicherungsinteressen des Gewerberaummieters, ein Kapitel über dingliche Sicherungen (mit Fokus auf die Mieterdienstbarkeit und den VDP-Standard) und ein Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Mieterdienstbarkeit, Standortsicherung, Gewerberaummietvertrag, Insolvenz, Zwangsversteigerung, Sicherungsabrede, VDP-Standard, Dingliche Rechte, Rechtssicherheit.
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- Matthias M. Gmach (Author), 2022, Die Mieterdienstbarkeit als Mittel zur Standortsicherung bei gewerblichen Mietverträgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1315166