Vor dem Hintergrund und der Vorgabe des Inhaltsfeldes 11 „Neuordnungen der Welt und Situation Deutschlands“ des Kernlehrplans NRW für das Fach Geschichte soll für die Jahrgangsstufe 9 ein Unterrichtsentwurf zum Einstieg in die Unterrichtsreihe „Zusammenbruch des kommunistischen Systems und der deutschen Einheit“ mithilfe des Beispiels der „Berliner Mauer“ und deren Errichtung und Fall für eine Einzelstunde skizziert werden.
Der Begriff und die damit verbundene Konzeption des Problemorientierten Geschichtsunterrichts (POGU), welcher erstmals im Jahre 1975 von Hans Heumann vorgestellt und in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich in der schulischen Unterrichtspraxis weiterentwickelt wurde, ist heutzutage zum alltäglichen Lehrmodell des Geschichtsunterrichts an deutschen Schulen avanciert. Dieses geschichtsdidaktische Konzept soll vor allem bei Schülern die theoretische Reflexion und das historische Lernen in der Unterrichtspraxis zusammenführen und miteinander in Einklang zu bringen versuchen, damit moderner und zeitgemäßer Geschichtsunterricht sich den in der Gegenwartserfahrung entstehenden Fragen annehmen und Antworten für die Klärung historischer Sachverhalte liefern kann. Des weiteren soll der POGU eine neue Sichtweise auf vermeintlich Selbstverständliches im modernen Alltag ermöglichen und dementsprechend zur Erweiterung des Fragehorizontes bei Schülern beitragen. Hierbei gilt es in erster Linie, einen eigenen Standpunkt mit den Schülern zu entwickeln, damit sie Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen, zu kritisch denkenden Individuen heranreifen können und lernen ihren zukünftigen Lebensweg auf Basis des selbständigen Denkens und der Mündigkeit zu beschreiten.
Der nun im Folgenden skizzierte Unterrichtsentwurf zur „Berliner Mauer“ orientiert sich an der Konzeption zur Durchführung des Problemorientierten Geschichtsunterrichts.
Inhaltsverzeichnis
1. Unterrichtsentwurf für eine Einzelstunde zum Thema „Berliner Mauer“
2. Historischer Hintergrund zur geplanten Unterrichtsreihe
3. Unterrichtseinstieg anhand einer gegenständlichen Quelle
4. Erarbeitungsphase zum Einstieg in die Unterrichtsreihe
5. Ergebnissicherung und Problematisierung
Literaturverzeichnis
1. Unterrichtsentwurf für eine Einzelstunde zum Thema „Berliner Mauer“
Vor dem Hintergrund und der Vorgabe des Inhaltsfeldes 11 „Neuordnungen der Welt und Situation Deutschlands“ des Kernlehrplans NRW für das Fach Geschichte soll für die Jahrgangsstufe 9 ein Unterrichtsentwurf zum Einstieg in die Unterrichtsreihe „Zusammenbruch des kommunistischen Systems und der deutschen Einheit“1 mithilfe des Beispiels der „Berliner Mauer“ und deren Errichtung und Fall für eine Einzelstunde skizziert werden.
Der Begriff und die damit verbundene Konzeption des Problemorientierten Geschichtsunterrichts (POGU), welcher erstmals im Jahre 1975 von Hans Heumann vorgestellt und in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich in der schulischen Unterrichtspraxis weiterentwickelt wurde, ist heutzutage zum alltäglichen Lehrmodell des Geschichtsunterrichts an deutschen Schulen avanciert. Dieses geschichtsdidaktische Konzept soll vor allem bei Schülern die theoretische Reflexion und das historische Lernen in der Unterrichtspraxis zusammenführen und miteinander in Einklang zu bringen versuchen, damit moderner und zeitgemäßer Geschichtsunterricht sich den in der Gegenwartserfahrung entstehenden Fragen annehmen und Antworten für die Klärung historischer Sachverhalte liefern kann. Des weiteren soll der POGU eine neue Sichtweise auf vermeintlich Selbstverständliches im modernen Alltag ermöglichen und dementsprechend zur Erweiterung des Fragehorizontes bei Schülern beitragen. Hierbei gilt es in erster Linie, einen eigenen Standpunkt mit den Schülern zu entwickeln, damit sie Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen, zu kritisch denkenden Individuen heranreifen können und lernen ihren zukünftigen Lebensweg auf Basis des selbständigen Denkens und der Mündigkeit zu beschreiten.2
Der nun im Folgenden skizzierte Unterrichtsentwurf zur „Berliner Mauer“ orientiert sich an der Konzeption zur Durchführung des Problemorientierten Geschichtsunterrichts.
2. Historischer Hintergrund zur geplanten Unterrichtsreihe
Im Jahr 1960 kam es zu einer inneren Krise in der DDR, weil das wirtschaftliche Ziel, die BRD und deren Lebensstandard und Konsum zu übertreffen, nicht eingehalten werden konnte. Die selbst erklärte ökonomische Zielsetzung des 5. Parteitages von 1958 war in seinen Erwartungen zu hoch angesetzt worden. Der bescheidene wirtschaftliche Aufschwung, der in vielen volkswirtschaftlichen Bereichen zuvor erreicht worden war, kam zum Erliegen bzw. stagnierte und führte in der Folge zu großen flächendeckenden Einbrüchen innerhalb der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion der DDR. Durch die schwere Versorgungskrise vergrößerte sich die Anzahl der Personen, welche die DDR in Richtung Bundesrepublik verließen. Im Zeitraum von 1960-1961 verlor die DDR über 400.000 Menschen, davon immer mehr junge, hochqualifizierte Arbeitskräfte. Mit dem Mauerbau im August 1961 versuchte die SED-Führung verzweifelt, dem drohenden Untergang der DDR und dem damit einhergehenden Machtverlust entgegenzusteuern.3
Auf einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961 versuchte der SED-Chef Walter Ulbricht, die Absicht einer innerdeutschen Teilung zu dementieren, indem er auf die diesbezügliche Frage einer westdeutschen Journalistin antwortete: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ Ulbrichts politische Propaganda um die Abriegelung Berlins stand im Zusammenhang mit der angeheizten Berlin-Krise, die durch den sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow initiiert worden war und dessen Forderung, den Viermächtestatus Berlins aufzuheben, den Truppenabzug alliierter Streitkräfte aus West-Berlin zu forcieren und Berlin in eine „entmilitarisierte freie Stadt“ umzuwandeln. Durch die sowjetischen Forderungen waren die zuvor getätigten Absprachen der Jahre 1958-1959 zur Einheit Deutschlands, welche bis dahin im Mittelpunkt der Verhandlungen der vier Siegermächte gestanden hatten, in weite Ferne gerückt.
Am 1. August 1961 gab Chruschtschow in Moskau dem Drängen Ulbrichts nach, die Fluchtwellen aus der DDR zu stoppen und mit der Abriegelung der Grenze von WestBerlin und Westdeutschlands zu beginnen. Ulbricht erhielt aus Moskau sämtliche Vollmachten, den Zeitpunkt des Mauerbaus zu bestimmen und durchzuführen. Mit der — Zustimmung der Mitglieder des Warschauer Paktes wurden Planung und Ausführung der SED-Führung übertragen, die sich nun der Ursachen für die inneren Stabilitätswirren der DDR annehmen konnte. Die „offene Grenze“ zu Westdeutschland als entscheidendes Problem war somit gewaltsam geschlossen.4
Der innerdeutsche Grenzverlauf und die Absperrgrenzanlagen zu West-Berlin wurden fortan flächendeckend von Grenztruppen überwacht sowie mit Selbstschuss- und Hundelaufanlagen weiter gegen Fluchtversuche perfektioniert. Das Risiko der Flucht aus der DDR in den Westen kostete bis zum Fall der Mauer bis 1989 fast 700 Personen das Leben. Für die Bevölkerung der DDR bedeutete der Mauerbau einen erheblichen Einschnitt in ihre Lebensumstände, da vor allem die Trennung der Familien und Verwandtschaften unbestritten an erster Stelle stand. Zudem bedeutete die Schließung der „offenen Grenze“ das Ende der Freiheit und der Annehmlichkeiten, die das ostdeutsche Leben erträglich gemacht hatten. Die Ost-Berliner konnten ab jetzt nicht mehr in den Westteil der Stadt gelangen, um dort zum Beispiel mit DDR-Währung Westzeitungen und -zeitschriften zu kaufen oder Kinos und Theateraufführungen zu besuchen. Nur noch über das Werbefernsehen war es möglich, die westdeutsche Konsumwelt zu bewundern. Gezwungen zum Verbleib in der DDR, musste die Bevölkerung sich immer mehr mit dem sozialistischen System arrangieren.5
In der Einstiegsphase soll das Interesse der Schüler für die kommende Unterrichtsreihe geweckt werden. Hierzu wird anhand einer gegenständlichen Quelle, einem Bruchstück aus der Berliner Mauer, versucht den Einstieg in die Thematik herzustellen, und durch die Plastizität des Mauerstückes soll eine gewisse Spannung und Faszination bei den SuS erzeugt werden. Während das Mauerstück im Plenum herumgereicht wird, soll im gleichen Zuge ein Brainstorming zum Vorwissen der SuS stattfinden, indem die Wortmeldungen der Schüler vom Lehrer an der Tafel/Smartboard festgehalten werden.
Der Zeitrahmen für das Brainstorming und die Begutachtung des Mauerbruchstückes sollte ca. fünf bis sechs Minuten in Anspruch nehmen, so dass auch jeder Schüler die Möglichkeit hat, etwas beizutragen bzw. das Bruchstück auch haptisch erfahren zu können.
Der Einsatz einer gegenständlichen Quelle - in diesem Beispiel das Mauerstück - soll den Schülern eine erste Anbahnung über historisches Wissen und historisch relevante Entwicklungen ermöglichen, die sie durch die Wahrnehmung dieser Sachzeugnisse und den darin innewohnenden Lebensspuren (Authenzität) ansatzweise erschließen können. Zudem soll Interesse und Faszination für die Unterrichtsthematik geweckt werden. Des weiteren wird den Schülern eine kurze Filmsequenz über den berühmten Satz von Walter Ulbricht („Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen.“) gezeigt.6 Diese plakative Ausführung des SED-Chefs soll durch seine befremdende Art Fragen, Assoziationen oder gar Ablehnung provozieren. Im Raume steht damit die Klärung möglicher Schülerfragen wie zum Beispiel: „Was ist dran an dieser Aussage?“ oder „Wie verhält sich die Aussage zur historischen Realität des Mauerbaus?“ Mit der Filmsequenz und der gegenständlichen Quelle soll eine Kontrastierung erreicht werden, die zu einer übergeordneten Problemstellung führen soll, die von den SuS zum Beispiel mit der Frage konkretisiert werden könnte: „Was hat der Überrest der Berliner Mauer mit der Aussage von Walter Ulbricht gemein?“
4. Erarbeitungsphase zum Einstieg in die Unterrichtsreihe
Im Anschluss an das Brainstorming zur gegenständlichen Quelle und der Filmsequenz erfolgt die Bearbeitung eines Arbeitsblattes respektive des dazu gestellten Arbeitsauftrages. Die SuS bekommen hierzu ca. 20-25 Minuten Zeit, den Text zu lesen, und mittels Partnerarbeit sollen der Anlass des Mauerbaus, die Gründe des Mauerbauvorhabens seitens der SED-Führung und die damit zusammenhängenden Ziele der Abschottungspolitik der DDR erarbeitet werden.
In den noch verbleibenden 15 Minuten werden die Ergebnisse des Arbeitsauftrages an der Tafel festgehalten und ggf. von den SuS notiert, damit in der Weiterführung der Unterrichtsreihe Grundinformationen vorhanden sind, auf welche im weiteren Verlauf aufgebaut bzw. zurückgegriffen werden kann.
Mit der Bearbeitung der gestellten Aufgabe auf dem Arbeitsblatt wird die erste Phase der Erarbeitung eingeleitet. Mittels Auseinandersetzung durch das Lesen in Einzelarbeit werden die Schüler mit einer historischen Faktenlage (Fluchtstatistik) konfrontiert, aus der die weitere Bearbeitung der Aufgabenstellung resultiert. Hier bietet es sich an, die Lernzielebenen von Wissen und Verstehen, von Erkennen und Anwenden/ Problematisieren mithilfe eines Querschnitts für die übergeordnete Unterrichtsthematik der „Neuordnungen der Welt und der Situation in Deutschland“ herzustellen. Dazu gilt es auch eine Auswahl geeigneter Lernmaterialien zu treffen, die der Altersgruppe in zeitlichem Bearbeitungsaufwand und Schwierigkeitsgrad gerecht wird.
Mit der Bearbeitung der Aufgabenteile in Partnerarbeit zum Anlass des Mauerbaus, der Gründe und Ziele der Abschottungspolitik der SED wird der Versuch gemacht, eine für die Altersgruppe geeignete Sozialform zur Erreichung der Lernzielebenen herzustellen. Im diskursiven Austausch mit dem Partner wird darauf abgezielt, eine gegenseitige Überprüfung bzw. Reflexion über das Gelesene zu erreichen und damit gleichzeitig festzustellen, ob der Partner alles verstanden hat oder noch gewisser Klärungsbedarf besteht.
5. Ergebnissicherung und Problematisierung
In den restlichen 15 Minuten der Einzelstunde steht die Ergebnissicherung im Vordergrund, welche mithilfe eines Tafelbildes für die SuS gestaltet werden soll. Hierbei sollten nach Möglichkeit alle Partnergruppen zu Wort kommen, indem sie ihre Ergebnisse mündlich vortragen und diese von der Lehrkraft an der Tafel festgehalten werden, sodass gegen Ende der Unterrichtseinheit für alle Beteiligten ein allgemeingültiges Ergebnis festgehalten werden kann. Das Ziel soll eine gemeinsame Reflexion des Erarbeiteten sein, aus dessen Ergebnissen sich eine Problemstellung entwickeln lässt. Zudem kann sich die Lehrkraft vergewissern, ob alle Beteiligten den Kern der Unterrichtseinheit auch verstanden haben. Des weiteren ermöglicht die Ergebnissicherung und die Diskussion im Plenum, offene Fragen anzusprechen und ggf. zu klären. Besteht nunmehr kein Klärungsbedarf, muss nun der Übergang zur problematisierenden Fragestellung erfolgen, die von den Schülern selbst erarbeitet werden soll. Mit der Erarbeitung des Arbeitsauftrages kann die Problemstellung für die Unterrichtseinheit gemeinsam formuliert werden. Eine Möglichkeit für eine abschließende Bilanzierung bzw. Problematisierung könnte in der gemeinsamen Formulierung münden: „Aufgrund welcher ideologischen Perspektive wurde die Berliner Mauer errichtet bzw. welche Absicht steht hinter der Errichtung und Abschottung?“
Kann aus Zeitgründen die Ergebnissicherung nicht komplett erfolgen, bietet es sich an, die noch ausstehenden Ergebnisse als Hausaufgabe bis zur nächsten Unterrichtseinheit zu vergeben. Dies schließt auch die Überlegung zur Problematisierung bzw. zur Formulierung einer Problemstellung mit ein, an die im Folgenden angeknüpft werden kann.
[...]
1 Vgl. dazu http://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-s-i/gymnasium- g8/geschichte-g8/kernlehrplan-geschichte/stufen-der-anforderungen/stufen-der-anforderungen.html, online abgerufen am 19. Juli 2015.
2 Vgl. Uffelmann, Uwe: Problemfindung, Problemlösung, Reflexion - Problemorientierter Geschichtsunterricht in der Schulpraxis, in: Praxis Geschichte, Heft 5, September 1998, S. 4-7.
3 Vgl. Malycha, Andreas: Der Ausbau des neuen Systems (1949-1961). In: Informationen zur politischen Bildung, 3. Quartal (2011), Nr. 312, S. 19-36, zu oben S. 33.
4 Vgl. ebd. S. 34.
5 Vgl. ebd. S. 34-35.
6 Das Video zur Aussage Ulbrichts ist auf Youtube unter dem Link https://www.youtube.com/watch?v=fHKlktgZ4iU frei verfügbar.
- Citation du texte
- Kjell Ostenrath (Auteur), 2015, Unterrichtsentwurf zum Thema "Bau der Berliner Mauer" (1961) (Fach Geschichte, Jahrgangsstufe 9), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1314943
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