Kein Land des Reiches hatte so viele Klöster wie Altbayern und es hieß, dass die Prälaten reicher seien und mehr vermochten als die anderen Stände (Adel und Bürger) zusammen. Gerade die Klöster waren es, „die der süddeutschen Barockkultur ihr Gepräge gaben. […] Man glaubt heut noch das frohe Leuchten aller Augen zu sehen, wenn man in alten Kirchenrechnungen für festliche Aufzüge und Komödien, für Weihnachtskrippen und Heilige Gräber, Posten um Posten findet. Bodenständiger als die Jesuiten, vielleicht weniger aktiv, aber dafür dem Volke näher, wurden gerade die alten Orden zu den großen Bauherren des Landes, und die Entfaltung des bayerischen Barocks geht mit dem Wiederaufblühen des Benediktinerordens Hand in Hand. Erst die gewaltige Wirtschaftskraft ihrer Klöster ermöglichte es, diesen baulustigen Prälaten die volle Freiheit des Gestaltens zu geben. […] Es war ein Sich-Verschwenden an die barocke Kunst." Am Anfang des bayerischen Rokokos steht vor allem die Familie Asam!
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Die Künstlerfamilie Asam vom Tegernsee
2.1.1. Vater Hans Georg Asam
2.1.2. Cosmas Damian Asam
2.1.3. Egid Quirin Asam
2.1.4. Die Gebrüder Asam
2.2. Schaffensbeginn im Kloster Aldersbach unter Prälat Theobald I. Grad
2.3. Kloster Weltenburg – Abt Maurus Bächl
2.4. Die Augustinerchorherren des Klosters Rohr mit Propst Patritius II. von Heydon 2.5. Prämonstratenser in Osterhofen – Abt Paulus Wieninger
2.6. Godin de Tampezo, Abt von St. Emmeram zu Regensburg und Johann Baptist Kraus, sein Grosscellerar als Auftraggeber der Asam’s
2.7. Verlorenes: Sankt Paul, Kapuzinerkloster und Augustinerkirche in Regensburg
2.8. letztes Gemeinsames Werk: Die Ursulinenkirche in Straubing unter Leitung von Oberin Maria Magdalena von Empach
3. Abschlussgedanke: Die Asambrüder im Herzen eines Bayern
Abkürzungsverzeichnis
Nachweis der Bildquellen
Literaturverzeichnis
Hinweis: Die Arbeit wurde nach den neuen Regeln der deutschen Rechtschreibung aufgrund der von den zuständigen Stellen der deutschsprachigen Länder im Juli 1996 in Wien unterzeichneten zwischenstaatlichen Erklärung verfasst. Zitate aus älteren Quellen wurden diesen neuen Regelungen angepasst.
1. Einleitung
Von 1720 etwa bis in die sechziger Jahre hinein – das war die eigentliche Zeit des bayerischen Rokokos – und in einer einzigen Bauwelle erwuchsen die wahrhaften Eigenschöpfungen bayerischer Kunst.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Deckenfresko der Maximilianskapelle Schloss Schleißheim
„Cosmas Damian Asam quittierte am 21. Juli 1721 den Empfang von 800 Gulden für die Ausmalung der im südwestlichen Eck des Hauptgebäudes liegenden Großen Kapelle.“[1]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Das „Asam-Salettl“
Gräflicher Frühstücksraum in
Schloss Alteglofsheim,
500 Gulden erhielt Cosmas Damian für die im Mai und Juni 1730
erfolgte Ausmalung.[2]
Denn trotz Schloss Schleißheim oder Schloss Alteglofsheim: nicht auf die Hofkunst kommt es an, sondern auf die des Volkes, nicht auf die Schlösser, sondern auf die Kirchen. Das bayerische Rokoko ist weder Zopfstil noch Dekadenz, es ist einfach später Barock. Es ist Stammesart der Bayern, die fremden Anregungen erst spät aufzugreifen, aber dann alle darin beschlossenen Möglichkeiten zur letzten Reife zu steigern.
Kein Land des Reiches hatte so viele Klöster wie Altbayern und es hieß, dass die Prälaten reicher seien und mehr vermochten als die anderen Stände (Adel und Bürger) zusammen.[3] Gerade die Klöster waren es, „die der süddeutschen Barockkultur ihr Gepräge gaben. […] Man glaubt heut noch das frohe Leuchten aller Augen zu sehen, wenn man in alten Kirchenrechnungen für festliche Aufzüge und Komödien, für Weihnachtskrippen und Heilige Gräber, Posten um Posten findet. Bodenständiger als die Jesuiten, vielleicht weniger aktiv, aber dafür dem Volke näher, wurden gerade die alten Orden zu den großen Bauherren des Landes, und die Entfaltung des bayerischen Barocks geht mit dem Wiederaufblühen des Benediktinerordens Hand in Hand. Erst die gewaltige Wirtschaftskraft ihrer Klöster ermöglichte es, diesen baulustigen Prälaten die volle Freiheit des Gestaltens zu geben. […] Es war ein Sich-Verschwenden an die barocke Kunst.“[4]
2. Hauptteil
2.1. Die Künstlerfamilie Asam vom Tegernsee
Am Anfang des bayerischen Rokokos steht vor allem die Familie Asam. Der Vater und seine beiden bekanntesten Söhne sollen nachfolgend vorgestellt werden. Sohn Philipp Emanuel lebte als Pater Engelbrecht im Zisterzienserkloster Fürstenfeld., weitere Kinder (u. a. Franz Erasmus, * 1720, † 1795) erlangten keine Berühmtheit.[5]
2.1.1. Vater Hans Georg Asam
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[6]
Abb. 3: Klosterkirche Benediktbeuern
Der Vater Hans Georg Asam (* 12. Oktober 1649 als Sohn des Klosterbräuwirts in Rott am Inn, † 7. März 1711 in Sulzbach/Oberpfalz) hatte noch in biederer Landmeisterart seine Fresken, Decken- und Tafelbilder gemalt, wie er es als Schüler und Schwiegersohn des Nikolaus Prugger gelernt hatte. In den Jahren 1683 – 1687 schuf er im Auftrag des Benediktinerabtes Placidus Mayr von Benediktbeuern einen christologischen Zyklus an der Decke in der Hauptachse der Kirche. Dort beauftragte man ihn 1682/1683 auch mit der Erstellung der Abtportraits.[7]
Zu seinen Schülern zählt Jakob Prandtauer (1660 – 1726).[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Abtportrait in der Klosterkirche Benediktbeuern
2.1.2. Cosmas Damian Asam
Cosmas Damian wurde am 27 (?[9][10] ). September 1686 an der Wirkungsstätte des Vaters in Laingruben nahe Benediktbeuern in Oberbayern geboren.
Er starb am 10. Mai 1739 in München, vier Tage vorher hatte er testamentarisch verfügt, dort an der Frauenkirche neben seiner ersten Frau begraben zu werden. Ebenso regelte er genau die Verteilung seines Vermögens unter seinen Angehörigen und als Stiftungen an Klöster und Bruderschaften.[11]
Ein erstes ‚Trinkhgelt’ mit 30 Kreuzer hat er sich als 16jähriger für Mithilfe bei Faßarbeiten des Vaters verdient.[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5:
Cosmas Damian Asam, Selbstportrait,
neben ihm wahrscheinlich seine Brüder Egid Quirin (links)
und Pater Engelbrecht (rechts).
Öl auf Leinwand, um 1725 - 1730[13]
Abt Quirin IV. Millon (1700 – 1714) von Kloster Tegernsee erkannte die Begabung und schickte ihn nach dem Tod des Vaters zur Ausbildung nach Rom.[14],[15]
Eine Investition, die sich für die Kirche mannigfaltig auszahlen wird!
Dort studierte er unter Pierleone Ghezzi, wo er 1713 den ersten Preis der Accademia di San Luca gewann – bei der Preisverleihung am 25. Mai 1713 auf dem Kapitol ist Papst Clemens XI. anwesend – , und bildete sich zu einem der gewandtesten und charakteristischsten Nachahmer der ausgehenden italienischen Barockmalerei.[16]
Ebenso verstand er sich auch auf die Ölmalerei. Laut Überlieferung bringt er aus Rom ein Werk aus dem Jahre 1713 für die Schutzengelkirche in Straubing mit.[17]
Seinen Hauptruhm aber verdankte er dem Fresco. Voll von Eindrücken und Schaffensdrang war er 1714 nach Hause gekommen. Blühendes Colorit, kecker Pinsel und gewandte Gruppierung bezeichnen seine Kunstweise, der freilich die Tiefe und Solidität fehlt. Wie hätte es bei seiner fabrikartigen Schnellmalerei auch anders sein können? Vor allem die Benediktinerorden schätzten seine Genialität, aber auch die übrigen Würdenträger förderten ihn. 1725 wurde er Kammerdiener und Hofmaler des Fürstbischofs von Freising.[18]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Hl. Theresa v. Avila und hl. Petrus von Alcántara, Förderer Theresas.
Den beiden Heiligen erscheint der schmerzhafte Christus.
Ein Engel bringt Geißeln für die Exerzitien.
2.1.3. Egid Quirin Asam
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Porträt Egid Quirinus Asam, Öl auf Leinwand, Georg Desmarées (zugeschrieben), um 1730/35[19]
Das Geburtsdatum des Egid Quirin Asam ist unbekannt. Die Taufmatrikel von Tegernsee verzeichnen jedoch den 1. September 1692. Am 29. April 1750 starb er in Mannheim, bevor er dort für die Jesuiten in deren Kirche die 1749 begonnen Deckenbilder vollendete.[20] Architekt, Plastiker und Stuckator war er vor allem, die Malerei überlies er meist seinem älteren Bruder. Mit ihm pflegte er gemeinsam an den verschiedensten Orten zu arbeiten.
Angesichts einer fachlichen Ausbildung entschied sich „der jüngere Bruder Egid Quirinus […] für den regulären zünftischen Weg, er trat […] am 25. Juli 1711 als Lehrjunge ein und wurde 1716 freigesprochen.“[21] Die Bauten, Altäre und Baldachine des Egid Quirin Asam sollten bald den süddeutschen Raum zieren und überspannen.
Vom Freisinger Fürstbischof wurde er gleichfalls hoch ausgezeichnet.[22]
2.1.4. Die Gebrüder Asam
Beide Brüder halfen dem Vater schon 1708 bei den Fresken in der ‚Maria-Hilf’-Kirche bei Freystadt in der Oberpfalz.[23] Und auch „wenn man zehnmal weiß, dass Cosmas Damian Asam der große Malerarchitekt war und Egid Quirin der Bildhauer und Stuckateur: die beiden Brüder arbeiteten einander unvergleichlich in die Hände und ließen mit schrankenloser Schöpferkraft alle Künste ineinander spielen.
Sie kamen von der Malerei; Architekten waren sie erst in zweiter Linie, und sie bauten ihre Räume lieber aus Licht und Traum. In Altbayern allein mögen es gut dreißig Kirchen sein, für und in denen die Asam gearbeitet haben.“[24]
Darunter finden sich Glanzleistungen wie
- die Klosterkirche von Aldersbach (1720),
- das Kloster Weltenburg (ab 1716),
- das Kloster Rohr (1718),
- die Abteikirche von Osterhofen (1731)
- und das letzte gemeinsame Werk, die Ursulinenkirche in Straubing (1736 – 1739).
In der Stadt Regensburg wirkten sie für das
- Kloster St. Emmeram (1731 – 1739)
- und die zerstörten Kirchen Sankt Paul, des Kapuzinerklosters und des Augustinerkonventes (1716).
Jene Werke der Künstler und ihre Mäzene sollen in der weiteren Ausführung dargestellt werden, ohne dass diese einen Anspruch auf Vollkommenheit erheben kann.
2.2. Schaffensbeginn im Kloster Aldersbach unter Prälat Theobald I. Grad
Von der Oberpfalz (Sulzbach) aus waren die Gebrüder Asam nach dem Tod des Vaters zur Ausbildung nach Rom bzw. München gezogen, in der Oberpfalz setzte ihr geniales Schaffen sechs Jahre nach der Rückkehr aus Rom ein; 1720 nahmen sie gemeinsam die Innenausstattung von Aldersbach in die Hände.
Im 12. Jahrhundert hatten Zisterziensermönche das bestehende Kloster übernommen und verlegten Kirche und Kloster an die heutige Stelle. Während des "goldenen Zeitalters", im Jahre 1720 wird das Langhaus neu gebaut und durch die Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam im neuen Stil des Rokoko mit Fresken und Stuckaturen ausgeschmückt. Unter dem Rokokoprälat Abt Theobald I. Grad wird "Maria Himmelfahrt" zu einer der schönsten Marienkirche Bayerns.[25]
[...]
[1] Bushart. Leben und Werk. S. 219.
[2] ebd. S. 247.
[3] vgl. Bayerische Geschichte. S. 285.
[4] ebd. S. 286 f.
[5] vgl. Hanfstaengel, Erika: Art.: „Asam“ in: NDB, Bd. 1 (1953), S. 408 f.
[6] vgl. Bautz, Friedrich Wilhelm: Art. „ASAM, Hans Georg“ in: BBKL, Bd. I (1990) Sp. 251.
[7] vgl. Hanfstaengel, Erika: Art.: „Asam, Hans Georg“ in: NDB, Bd. 1 (1953), S. 408 f.
[8] vgl. Prange, Peter: Art.: „Prandtauer, Jakob“ in: NDB, Bd. 20 (2001), S. 670 f.
[9] Die Schreibweise des Namens (Cosmas / Kosmas) variiert in der Literatur. In dieser Arbeit wird er einheitlich mit „Cosmas“ wiedergegeben.
[10] Tauftag: 28. September 1686. vgl. Bushart. Leben und Werk. S. 12.
[11] vgl. Hanfstaengl. S. 7 f.
[12] vgl. Bushart. Leben und Werk. S. 13.
[13] Diözesanmuseum Freising. S. 208.
[14] Bauer. Klöster. S. 71.
[15] vgl. Hanfstaengl. S. 7.
[16] vgl. Bushart. Leben und Werk. S. 13.
[17] vgl. Bushart. Leben und Werk. S. 44.
[18] vgl. Hanfstaengel, Erika: Art.: „Asam, Cosmas Damian“ in: NDB, Bd. 1 (1953), S. 406 f.
[19] Diözesanmuseum Freising. S. 212.
[20] vgl. Hanfstaengel, Erika: Art.: „Asam, Egid Quirin“ in: NDB, Bd. 1 (1953), S. 407 f.
[21] Bushart. Leben und Werk. S. 13.
[22] vgl. Hanfstaengel, Erika: Art.: „Asam, Egid Quirin“ in: NDB, Bd. 1 (1953), S. 408.
[23] Hanfstaengl. S. 9.
[24] Bayerische Geschichte. S. 297.
[25] vgl. Bushart. Leben und Werk. S. 215.
- Quote paper
- Christian Kalis (Author), 2009, Die Katholische Kirche als Kunstmäzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131476
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