Diese Seminararbeit bewasst sich mit der Förderung der Kreativität innerhalb der sonderpädagogischen Förderung. Zu Beginn wird ein Beispiel einer Therapiestunde zur Förderung der Krrativität dargelegt, in dem nicht nur der Verlauf thematisiert wird, sondern auch die Erfahrungsebenen.
Hiernach folgt der Teil zur Förderung der Kreativität, in der verschiedene Sichtweisen dargestellt werden. So werden auch auf die fünf Ebenen der Kreativität und die sieben kreativitätsfördernde Aktivitätsformen nach Braun eingegangen.
Im weiteren Verlauf geht es im Detail um den Einsatz von Techniken, Materialien und Methoden. Im besonderen geht es um die Einzel-, Partner- und Gruppentherapie, um deren Vor- und Nachteile.
Inhaltsverzeichnis
1. Therapiestunde zur Förderung der Kreativität
2. Förderung der Kreativität
3. Einsatz von Techniken, Materialen und Methoden
3.1. Einsatz von Techniken und Materialien
3.2. Einsatz von Methoden
3.3. Einzel-, Partner- und Gruppentherapie
3.3.1. Gruppentherapie
3.3.2. Einzeltherapie
3.3.3. Partnertherapie
4. Literaturverzeichnis
1. Therapiestunde zur Förderung der Kreativität
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Thema:
Tiergesichter
Arbeitsform:
Einzelarbeit in der Gruppe
Material:
Lufttrocknende Modelliermasse, Teppichmesser, zwei kleine Holzlatten (ca. 0,5 cm dick), Wasserglas oder Nudelholz, Ausstechformen (z.B. Glas), runde Stiftkappen und Ähnliches, Stifte, Stäbchen, Löffel etc. Zum Verzieren Abtönfarben, Plakafarben, Pinsel.
Erfahrungsebene:
- Materialqualität der Modelliermasse kann erfühlt und erlebt werden, besonders die Veränderbarkeit der Masse.
- Es wird strukturell vorgegangen, aber auch individuell und spielerisch, so dass die Kreativität gefördert und ein unmittelbarer Zugang zu den eigenen kreativen Kräften geschaffen werden kann.
- Freudiges, phantasievolles und selbstständiges Schaffen.
- Durch die Konzentration auf die eigene Arbeit wird die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit erhöht. Das Modellieren, Gestalten und Malen führt zu innerer Ausgeglichenheit.
Verlauf:
- Zu Beginn kann eine Phantasiereise in verschiedene Tierwelten (Dschungel, Afrikasteppe, Zoo, Haustiere etc.) unternommen werden.
- Ein faustgroßes Stück wird von der Modelliermasse mit dem Teppichmesser abgeschnitten und von den Kindern geschmeidig geknetet. Anschließend mit einem Wasserglas oder Nudelholz zu einem ca. 0,5 cm flachen Fladen ausrollen (2 kurze und flache Holzlatten links und rechts verhindern, dass der Fladen verschieden dick ausfällt!). Mit einem Glas oder anderen runden Formen verschieden große Kreise aus dem Fladen ausstechen (z.B. für den Kopf des Tieres u.ä.). Für andere Körperteile des Tieres weitere Formen herstellen, wie z.B. Dreiecke für mögliche Ohren eines Tieres. Die Kinder, die möchten, können dies selbstständig, ohne Ausstechformen, tun.
- Die Kreise, Dreiecke etc. zu Tiergesichtern arrangieren. Damit die einzelnen Teile gut aufeinander haften bleiben, werden sie mit ganz wenig Wasser benetzt. Am besten mit angefeuchteten Händen arbeiten. Die Verarbeitung ist der von Ton sehr ähnlich.
- Mit Kugelschreibern und Bleistiften, Löffeln und Gläsern lassen sich die Gesichter durch Einpieksen, -ritzen und –stanzen verzieren; es entstehen Mäuler und Pupillen, Schnurrbärte, Ohrmuscheln und vieles mehr.
- Die fertig modellierten Tiergesichter müssen einen Tag lang luftgetrocknet werden. Danach die getrockneten Figuren mit Farbe und Pinsel bemalen.
2. Förderung der Kreativität
Unter dem Begriff Kreativität als Förderziel, werden unterschiedliche Phänomene beschrieben.
Eine Auffassung ist, dass Kreativität eine persönliche Eigenschaft ist, die nur gefördert werden kann, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Im Gegensatz hierzu wird die Kreativität in der Kunsttherapie bei jedem Menschen vorausgesetzt, die geweckt und entfaltet werden kann.
Rubin (1993/329) nimmt an, dass alle Menschen in irgendeiner Weise kreativ sind, die Möglichkeit zur Erhöhung und Ausbreitung der Kreativität in sich tragen, die dann zu einer immer höheren Leistungsstufe führt. Er setzt allerdings voraus, dass jeder Mensch auch seine bevorzugten Medien, Modalitäten und Themen hat.
Die zentrale Bedeutung für die kunsttherapeutische Arbeit mit Kindern und ihren Familien setzt voraus, dass jeder Mensch von Natur aus kreativ ist.
Davon ausgehend, dass es ein Grundbedürfnis des Menschen ist, sich auszudrücken, um sich selbst darin zu entdecken, bieten sich hierfür eine Vielzahl von Möglichkeiten. Außer den kreativen Aktivitäten im engeren Sinne, wie z.B. Singen, Musizieren, Tanzen, Dichten und Gestalten, zählen im weiteren Sinne auch Sprechen, Sport, handwerkliche Betätigungen, Programmieren usw. dazu.
Die Erfahrungen in der Kunsttherapie zeigen, dass oft nur die „Schranken im Kopf“ überwunden werden müssen, um sich gestalterisch auszudrücken. Natürlich sind Kinder mit schweren geistigen oder körperlichen Behinderungen in ihrer Ausdrucksfähigkeit stark eingeschränkt. Für sie wird in der Kunsttherapie ein Ausgleich gesucht, z.B. durch den Einsatz von entsprechenden Techniken und Materialien oder gestalterische Aktivitäten mit spielerischem oder Aktionscharakter.
Von Kreativität im Rahmen der Förderung von Kindern mit einer geistigen Behinderung spricht man, wenn
1. technische Fertigkeiten und Ausdrucksformen im Bereich des ästhetischen Handelns vorhanden sind, (wobei davon ausgegangen wird, dass dem Kind, je nach Fähigkeiten, entsprechende Materialien und Techniken vorgestellt werden und die praktischen Gestaltungsmöglichkeiten schrittweise, durch kulturelle Formung, entwickelt werden.)
2. Problemlösungsstrategien und Ideen vorhanden sind
3. und eine treibende Kraft der Identitätsbildung vorhanden ist.
2005 und 2006 hat Schuppener sich mit der Kreativität von Menschen mit geistigen Behinderungen, wie auch mit dem heutigen Stand der Kreativität im Zusammenhang zwischen Identität und Kreativität beschäftigt und diese veröffentlicht. Sie geht besonders auf das Verständnis von Kreativität als Vorhandensein von Ideen und Problemlösungsstrategien ein, indem sie von 5 Ebenen der Kreativität spricht:
- die ungehinderte Produktion von Ideen,
- der geschickte Umgang mit Werkzeugen und Technik,
- die neuartige Anwendung von schon Bekanntem,
- die Erweiterung schon bekannter Prinzipien,
- die Entwicklung neuartiger Prinzipien.
Gerade in der kunsttherapeutischen Praxis kommt es häufig vor, dass Kinder neue Ideen erdenken und bereits bekannte Techniken und Materialien auf interessante neue Art nutzen.
Da ganze Generationen behinderter Kinder, durch das Ausmalen von Schablonen oder Mandalas unterfordert wurden, ist es nicht verwunderlich, dass alleine das Vorhandensein von schöpferischen Materialien noch keine Kreativität weckt. Deshalb unterstützt Schuppener die „Entwicklung übergeordneter Förderprinzipien und offener methodischer Anregungen für die Unterstützung einer Kreativitätsentfaltung“, die sich auf jede Art schulischer, wie auch außerschulischer Förderung beziehen können, die insbesondere auch als Leitlinien in der kunsttherapeutischen Kreativitätsförderung genutzt werden können.
Hiermit nimmt sie auf Braun (1999) Bezug, die sieben kreativitätsfördernde Aktivitätsformen erarbeitet hat, die entfernt auch als Methoden der Kreativitätsförderung verstanden werden können.
1. Suchen und Sammeln
Hierbei werden Ideen (Brainstorming oder Imaginationstechniken) gesucht und Materialien (z.B. Blätter oder Baumfrüchte) gesammelt.
2. Experimentieren
Experimentiermöglichkeiten gibt es reichlich im Bereich des Gestaltens (z.B. Farbwahl, Auswahl von Materialien bei einer Collage). Kinder sollten unbedingt zum Probieren ermutigt werden und das möglichst ohne äußere Einflüsse, damit es sich selbst mit den Dingen auseinandersetzen kann.
3. Entdecken
Neugier ist ausgesprochen wichtig für die Entwicklung von Kreativität. Durch das Aufzeigen von beispielsweise neuen Entdeckungsmöglichkeiten im Bereich der sinnlichen Wahrnehmung, wird Neugier angeregt und gefördert. Improvisierende, zufällige Methoden lassen Kinder neue optische Erfahrungen machen, die sie ermutigen.
4. Erfinden
Hierbei handelt es sich um Produkte der Fantasie, die mündlich, schriftlich oder abgebildet, vorgestellt werden. Erfinden lässt keine Bewertung zu und realitätsbezogene Logiken werden nicht beachtet. Insbesondere geistig behinderte Kinder empfinden es erleichternd, dass sie ganz sie selbst sein können.
5. Verändern und Verfremden
Kinder sollen erfahren, dass die Nutzungsmöglichkeiten von Materialien veränderbar und gestaltbar sind, um sie auch aus anderen Perspektiven zu betrachten. Dadurch werden Kinder offener und flexibler im Umgang mit Gegenständen. Bunt bemalte Steine oder Stöcke lassen sich plötzlich weiter bearbeiten und werden Teil von etwas Neuem.
6. Darstellen
Ein Thema wird vorgegeben, wobei eine gewisse Freiheit für die persönliche Auslegung und Gestaltung bleibt. Darstellungen schöpferischer Einfälle sind als sinnbildliche Ausdruckformen der Realität zu sehen, in der eine Selbst- und Fremdwahrnehmung gleichzeitig geschieht. Während der Darstellung können kreative Bestandteile die Schemas überlagern. Es ist ein Vorurteil, dass die Vorgabe eines Themas Kinder in ihrer Kreativität einschränkt, denn die Praxis zeigt, dass Kinder in die Ausgestaltung eines Themas sehr viel Persönliches einbringen und durch unterschiedlichste Ausarbeitung überraschen. Arbeiten Kinder in Gruppen oder mit einem Partner, lernen sie auch, was ihre eigene Individualität ausmacht und wie unterschiedlich die Realität ist.
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- Arbeit zitieren
- Stefanie Grippekoven (Autor:in), 2008, Entwurf einer Therapiestunde: Tiergesichter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131019
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