Das Thema steht im Schnittpunkt mediengeschichtlicher, -politischer und -rechtlicher Fragestellungen. Zunächst werden die ideologischen und rechtlichen Grundlagen der staatlichen Kommunikation durch das Fernsehen der DDR dargestellt. Die Verfassung der DDR, die einfachen Gesetze wie etwa das StGB (DDR) und untergesetzliche Rechtsnormen bestimmten den Handlungsrahmen. Von faktisch wesentlich größerer Bedeutung war die konkretisierende Ausgestaltung des durch die marxistisch-leninistisch geprägte Staatsideologie determinierten Programmauftrags des Fernsehens durch die Politik der SED, insbesondere durch Parteitagsbeschlüsse und Entscheidungen des ZK. Dabei hat eine Abkehr weg von der offensichtlichen Indoktrination hin zu einer Ideologisierung des Massenpublikums durch Elemente der Unterhaltung stattgefunden. Dieser Weg lässt sich exemplarisch anhand der Fernseh-Krimireihe „Polizeiruf 110“ nachzeichnen. Zu betrachten sind hier Programminhalte, -auftrag und -ästhetik. Paradigmatisch lassen dabei sich die Charakteristika des DDR-Mediensystems, nämlich Planung, Lenkung und Kontrolle der Medien durch den Staats- und Parteiapparat, nachweisen. Die Funktion der Massenmedien in der DDR wurde von den Akteuren des Systems als Herrschaftsmittel gesehen: „Die sozialistischen Massenmedien leisten als Führungs- und Kampfinstrumente der Partei der Arbeiterklasse und des sozialistischen Staates ihren Beitrag zur Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit mittels spezifischer journalistischer bzw. künstlerischer Mittel.“ Von Interesse ist in diesem Zusammenhang die Überlegung, ob die große Popularität der Sendereihe nicht auch mit einer eine „Ersatzöffentlichkeit“ schaffenden, politisch unterdrückte gesellschaftliche Probleme diskutierenden Ventilwirkung in der publizistischen Enge der DDR-Gesellschaft zu erklären sein kann. Möglicherweise eröffnete der Fernseh-Krimi eine Nische in der streng SED-reglementierten Medienlandschaft der DDR. Der Verfasser hat sich mit seiner Arbeit sein Ziel erreicht, die publizistischen Wirkungsabsichten sowie das Gelingen bzw. Misslingen der staatskommunikativen Instrumentalisierung des Mediums Fernsehen im Kontext der allgemein-politischen und gesellschaftlichen Entwicklungslinien der sozialistischen Gesellschaft der DDR zu hinterfragen. Denn die medienhistorische Forschung soll sich nicht in der These vom DDR-Fernsehen als Machtinstrument der SED erschöpfen, sondern das Medium vielmehr in seiner Gesamtheit betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Zielsetzung
- Forschungsinteresse und -methodik
- Sendereihe „Polizeiruf 110"
- Hauptteil
- Begriff und Ziele der Staatskommunikation
- Geistig-politische Beeinflussung der Willensbildung
- Mittel der Agitation zum Zwecke der Apologetik
- Medienlenkung und -Kontrolle in der DDR
- Rechtliche Grundlagen der zentralen Medienlenkung im Fernsehen
- Ideologische Medienlenkung und -Kontrolle im Fernsehen
- Spezifische Veränderungen in der Fernsehpolitik ab 1970.
- Entstehungsphase und Konzeption der Sendereihe,,Polizeiruf 110"
- Erscheinungsformen von Kriminalität und ihre Ursachen in der Reihe,,Polizeiruf 110"
- Gattungsbegriff,,Sozialistischer Kriminalfilm im Fernsehen"
- Didaktischer Ansatz
- Unterhaltender Ansatz
- Produktionsbedingungen der Reihe,,Polizeiruf 110"
- Aufgaben des (Chef-) Dramaturgen
- Weitere Beteiligte
- Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern
- Abnahmeentscheidung
- Kontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit
- Konsequenzen staatlicher Einflussnahme
- Materielle Gegenstände der Reihe „Polizeiruf 110"
- „Polizeiruf 110“-Ermittler als Idealbild der Deutschen Volkspolizei
- Zuschauerbindungsstrategie
- Tatsächlicher Eintritt der intendierten Wirkungen beim Zuschauer
- Sehbeteiligung
- Inhaltliche Wirkungen in Gestalt einer Ersatzöffentlichkeit
- Aufarbeitung der DDR-Wirklichkeit in der Wendezeit 1989/90
- Ergebnis
- Literaturverzeichnis
- Internetquellen
- Anhang Folgen der Reihe „Polizeiruf 110“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit analysiert die Krimiserie „Polizeiruf 110“ als Instrument der Staatskommunikation und ideologischen Apologetik in der DDR. Die Arbeit untersucht die Rolle des Fernsehens als Medium der staatlichen Propaganda und die spezifischen Mittel, die zur Durchsetzung der sozialistischen Ideologie eingesetzt wurden. Dabei wird der Fokus auf die Produktionsbedingungen der Serie und die Einflussnahme staatlicher Institutionen gelegt. Die Arbeit beleuchtet die Konzeption und die Inhalte der Serie im Kontext der DDR-Gesellschaft und analysiert die Auswirkungen auf die Zuschauer.
- Staatskommunikation und Ideologie in der DDR
- Medienlenkung und -kontrolle im Fernsehen der DDR
- Die Rolle des „Polizeiruf 110“ als Instrument der Staatskommunikation
- Die Darstellung von Kriminalität und gesellschaftlichen Problemen in der Serie
- Die Wirkung der Serie auf die Zuschauer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Masterarbeit ein und erläutert die Fragestellung, die Zielsetzung und die Forschungsmethodik. Sie stellt die Sendereihe „Polizeiruf 110“ als Gegenstand der Untersuchung vor.
Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit dem Begriff und den Zielen der Staatskommunikation in der DDR. Er analysiert die geistig-politische Beeinflussung der Willensbildung durch die Medien und die Mittel der Agitation zum Zwecke der Apologetik.
Im weiteren Verlauf werden die rechtlichen Grundlagen der zentralen Medienlenkung im Fernsehen der DDR sowie die spezifischen Veränderungen in der Fernsehpolitik ab 1970 beleuchtet.
Die Entstehungsphase und die Konzeption der Sendereihe „Polizeiruf 110“ werden detailliert dargestellt. Die Arbeit analysiert die Erscheinungsformen von Kriminalität und ihre Ursachen in der Serie und untersucht den Gattungsbegriff „Sozialistischer Kriminalfilm im Fernsehen“.
Die Produktionsbedingungen der Reihe „Polizeiruf 110“ werden im Detail betrachtet, wobei die Aufgaben des (Chef-) Dramaturgen, die weiteren Beteiligten, die Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern, die Abnahmeentscheidung, die Kontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit und die Konsequenzen staatlicher Einflussnahme im Mittelpunkt stehen.
Die Arbeit analysiert die materiellen Gegenstände der Reihe „Polizeiruf 110“ und untersucht die Darstellung der „Polizeiruf 110“-Ermittler als Idealbild der Deutschen Volkspolizei.
Die Zuschauerbindungsstrategie der Serie wird untersucht, wobei der Fokus auf den tatsächlichen Eintritt der intendierten Wirkungen beim Zuschauer, die Sehbeteiligung und die inhaltlichen Wirkungen in Gestalt einer Ersatzöffentlichkeit liegt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Staatskommunikation, Ideologie, Apologetik, Medienlenkung, Medienkontrolle, DDR-Fernsehen, „Polizeiruf 110“, Kriminalfilm, Produktionsbedingungen, Zuschauerbindung, Ersatzöffentlichkeit.
- Quote paper
- Torsten F. Barthel (Author), 2009, Das Fernsehen als Mittel der Staatskommunikation und der ideologischen Apologetik in der DDR , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130707
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