Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit beschränkt sich auf die Tagesberichte Nr. 335 bis Nr. 345 der Lodzer Getto Chronik, genauer gesagt von Freitag, den 17. Dezember 1943, bis zum Montag , den 27. Dezember 1943, also ungefähr ein halbes Jahr vor der Auflösung des Lodzer Gettos.
Inhalt
1 Einführung in die Thematik
2 Analyse der Tagesberichte
2.1 Aufbau und sprachliche Besonderheiten der Tagesberichte
2.2 Rubriken „Tagesnachrichten“ und „Approvisation“
2.3 Rubrik „Kleiner Getto-Spiegel“
3 Abschließende Reflektion
4 Literaturverzeichnis
1 Einführung in die Thematik
Das Ghetto Lodz, gelegen in Zentralpolen, bestand in dieser speziellen Form zwischen den Jahren 1939 und 1944. Die administrative Leitung hatte ein Mann namens Chaim Rumkowski inne, der in seiner Funktion als „Ältester Jude“ für die Deportation von weit mehr als 100000 Juden in das Konzentrationslager Auschwitz als verlängerter Arm der Nationalsozialisten mitverantwortlich war.[1] Durch diese Taten und sein Verhalten wurde Rumkowski zu einer ausgesprochen kontrovers diskutierten Persönlichkeit innerhalb des Holocaust.[2]
Als größtes und am längsten bestehendes Ghetto hatte es einen ausgeprägten Verwaltungsapparat, welcher für die deutsche Kriegsindustrie und Kriegswirtschaft über die Jahre gesehen verstärkt von Bedeutung wurde.[3] Chaim Rumkowski selbst soll die Idee zur Entstehung des Archivs gehabt haben. Ausgehend von einer Abteilung zur Dokumentation der Geschichte und der Entwicklung des Lodzer Gettos, lautete die durch die nationalsozialistischen Demagogen befohlene Hauptaufgabe, statistisches Material zusammenzustellen, welches Aufschluss über Krankheiten, Demographie im Getto, Kriminalität und andere statistisch relevante Daten geben sollte.
Aufgrund der Tatsache, dass imperialistische Vorgaben und tägliche Realität meist divergieren, lässt sich ableiten, dass der Lodzer Getto-Chronik de facto eine wesentlich größere Signifikanz zu Teil wurde, als lediglich die eines Archivs voll mit Statistiken. Allerdings, und dies sollte man sich vor Augen führen, zeigten sich die Limiten „journalistischer“ Arbeit immer dann, wenn man als Autor den Schein der rein dokumentarischen Archivarbeit gegenüber den Nazis verfehlte und es offenkundig wurde, dass hier eine Dokumentation für die Nachwelt beabsichtigt war. Oskar Singer war beispielsweise einer dieser Autoren. Als jüdischer Journalist und Schriftsteller, deportiert 1941 von Prag nach Lodz, wirkte dieser besonders in der Endphase der Ghetto Chronik als einer der beiden Hauptautoren neben Oskar Rosenfeld. Heute sind uns eine Vielzahl von Reportagen, Notizen, Essays und anderen Schriftstücken überliefert, welche es uns als Linguisten ermöglichen, die Sprache der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns zu untersuchen und eingehend zu analysieren. Ungeachtet der Tatsache, dass Rumkowski eigentlich selbst jüdischer Herkunft war, konnte man von ihm nur begrenzte Unterstützung erwarten, da nachweislich Egozentrik, Machtbesessenheit und Korruption innerhalb der administrativen Kreise des Ghettos zum omnipräsenten Alltag gehörten.[4] In wieweit man das Verhalten des Ältesten aus heutiger Sicht verurteilen bzw. grundsätzlich beurteilen kann, bleibt fraglich, bedenkt man, dass jüdische Mitarbeiter innerhalb der administrativen Ebene des Ghettos durch zusätzliche Essenrationen „entlohnt“ wurden. Somit lässt sich in der unwirklichen, ausgesprochen brutalen erscheinenden Welt des Ghetto Alltags vielleicht nicht immer ganz so pauschal sagen, dass „weiß stets weiß und schwarz immer schwarz ist“.
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit beschränkt sich auf die Tagesberichte Nr. 335 bis Nr. 345, genauer gesagt von Freitag, den 17. Dezember 1943, bis zum Montag , den 27. Dezember 1943, also ungefähr ein halbes Jahr vor der Auflösung des Lodzer Gettos.
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[1] Löw, Andrea: Das Getto Litzmannstadt – eine historische Einführung, in: Die Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt Anhang und Supplemente, Jörg Riecke u.a., Göttingen 2007, S.157ff.
[2] Löw (2007), S.147f.
[3] Löw (2007), S.154f.
[4] Oskar Singer: „ ‚Im Eilschritt durch den Gettotag…’ Reportagen und Essays aus dem Getto Lodz “, Hrsg. Jörg Riecke u.a., Berlin 2002, S.13f.
- Arbeit zitieren
- Florian Fromm (Autor:in), 2009, Die Lodzer Getto-Chronik , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130638
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