Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Vermögensverteilung in Deutschland und mit der Forschungshypothese, "Die Einkommens- und Vermögensverteilung seit 1990 hat sich ausschließlich zum Nachteil für die Unter- und Mittelschicht entwickelt, da die Diskrepanz zwischen Armen und Reichen immer größer wird."
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung: Soziale Ungleichheit in Deutschland - Eine Analyse der Vermögens- und Einkommensverteilung seit 1990
2 Dimensionen sozialer Ungleichheit
2.1 Soziale Ungleichheit
2.2 Einkommens- und Vermögensverteilung
2.3 Chancengleichheit
3 Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland seit 1990
4 Ursachen von Einkommens- und Vermögensungleichheit
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:Eigene Darstellung, Daten entnommen aus WSI Verteilungsbericht, 2021, Gini Koeffizient Entwicklung der verfügbaren Haushaltseinkommen in Deutschland von 1991 bis 2018.
Abbildung 2: Eigene Darstellung, Daten entnommen aus DIW Wochenbericht, 2021, Vermögensverteilung in Deutschland (Stand 2019).
1 Einleitung: Soziale Ungleichheit in Deutschland - Eine Analyse der Vermögens- und Einkommensverteilung seit 1990
„Weil fast alles teurer wird, müssen viele Menschen sparen. Manchen fällt das leicht - andere stürzt es in die Verzweiflung“ (Diemand & Von Blazekovic, 2022). So lautet der Untertitel in einem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen Artikel über die aktuelle hohe Inflationsrate. Viele Menschen in Deutschland haben Angst vor der Inflation und machen sich über ihre eigene wirtschaftliche Situation große Sorgen (Diemand & Von Blazekovic, 2022). Zudem hat die Corona Pandemie die soziale Ungleichheit in Deutschland und der Welt nochmal verstärkt, was aus einem Bericht von Oxfam, einer der weltweit größten Nothilfe- und Entwicklungsorganisationen, hervorgeht. Allein die zehn reichsten der Welt haben binnen 8 Monaten von März 2020 bis November 2020 ihr Vermögen verdoppelt und gleichzeitig wurden zusätzliche 160 Millionen Menschen als in Armut lebend eingestuft (Zweites Deutsches Fernsehen , 2022). Um die Gründe für diese Verunsicherung innerhalb der Gesellschaft herauszufinden, muss die Einkommens- und Vermögensverteilung der letzten Jahre analysiert werden.
Dazu soll innerhalb dieser wissenschaftlichen Ausarbeitung der Frage nachgegangen werden, wie sich die Einkommens- und Vermögensverteilung seit 1990 entwickelt hat. Am Ende der Ausarbeitung soll die folgende aufgestellte Forschungshypothese beantwortet werden:
Die Einkommens- und Vermögensverteilung seit 1990 hat sich ausschließlich zum Nachteil für die Unter- und Mittelschicht entwickelt, da die Diskrepanz zwischen Armen und Reichen immer größer wird.
Dies soll mit Hilfe von empirisch erhobenen Daten öffentlicher Einrichtungen über die Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung der letzten Jahre detailliert untersucht werden. Zusätzlich werden Ursachen für die Entstehung von Ungleichheiten bei der Verteilung untersucht und im abschließenden Ausblick einige Handlungsoptionen dargelegt.
2 Dimensionen sozialer Ungleichheit
2.1 Soziale Ungleichheit
„Soziale Ungleichheit beschreibt, ob bestimmte Gruppen von Menschen in einer Gesellschaft besser oder schlechter gestellt sind als andere.“ (Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 2017). Diese Ungleichheit entsteht immer dann, wenn Ressourcen in einer Gesellschaft so verteilt sind, dass bestimmte Personengruppen regelmäßig schlechtere oder bessere Lebens- und Verwirklichungschancen haben als andere Teile der Bevölkerung. Dabei unterscheidet man in materiellen Ressourcen wie das Einkommen oder das Vermögen, aber auch in immaterielle Ressourcen wie Bildung und Aufstiegschancen (Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 2017). Generell werden also Ressourcen oder Güter bestimmt, die in einer Gesellschaft als wertvoll gelten und die Lebensbedingungen begünstigen. Historisch betrachtet sind diese Ressourcen keinesfalls gleichgeblieben, denn zum Beispiel war im Mittelalter Bildung für den Großteil der Bevölkerung unerheblich (Hradil, 2005). Erst durch die Festlegung der wertvollen Ressourcen für gute Lebensbedingungen, lässt sich soziale Ungleichheit als Erscheinungsform identifizieren (Hradil, 2005). Innerhalb der soziologischen Terminologie spricht man immer dann von sozialer Ungleichheit, wenn diese Ressourcen nicht absolut gleich verteilt sind, d.h. Kriterien wie Alter und Bedürfnisse werden nicht miteinbezogen (Hradil, 2005).
2.2 Einkommens- und Vermögensverteilung
Mit der Einkommens- und Vermögensverteilung innerhalb einer Gesellschaft lassen sich soziale Ungleichheiten quantitativ identifizieren. Die Darstellung erfolgt mit dem Gini- Koeffizienten, welcher ein statistisches Standardmaß zur Messung der Ungleichheit einer Verteilung ist (DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung e.V., 2022). Der Gini- Koeffizient kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen und je höher der Wert ist, desto stärker ausgeprägt ist die Ungleichheit (Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 2017). Sofern der Gini-Koeffizient also bei 1 liegt, besitzt eine Person das gesamte Einkommen oder Vermögen und der andere Teil nichts (DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung e.V., 2022). Unter dem Begriff des Einkommens werden dabei alle Einkünfte in Form von Geld oder Sachgütern verstanden, die eine Person, ein Haushalt oder ein Unternehmen innerhalb eines definierten Zeitraums erhalten (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016). Das Einkommen gliedert sich in zwei Arten, das Faktoreinkommen, wozu Einkommensarten wie Lohn und Gehalt oder Bodeneinkommen wie die Grundrente zählen und das Transfereinkommen oder Sozialeinkommen, welches Leistungen ohne einen wirtschaftlichen Produktionsprozess oder eine Gegenleistung beinhaltet. Wichtig für den weiteren Teil dieser Arbeit ist ebenso die Unterscheidung in Brutto- und Nettoeinkommen, d.h. vor und nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016). Unter dem Begriff des Vermögens versteht man alle bewerteten dauerhaften Güter und Rechte wie Grundbesitz, Wertpapiere oder Bargeld einer Person, eines Unternehmens oder eine Volkswirtschaft (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016). Das Vermögen ist im Unterschied zum Einkommen eine Bestandsgrößte und keine Stromgröße (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016). Das Vermögen ist also unmittelbar von der Stromgröße abhängig und der Zuwachs einer Periode ergibt sich unteranderem aus den nicht verbrauchten Teilen des Einkommens (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016).
2.3 Chancengleichheit
Auch die Chancengleichheit kann als Referenz zur Feststellung von sozialer Ungleichheit herangezogen werden (Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 2017). Hervorzuheben ist der Artikel 3 des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland, indem festgeschrieben ist, dass jeder das Recht auf eine freie Entfaltung seiner Persönlichkeit hat. Es ist unabhängig davon, ob aus einer armen oder reichen Familie stammend, ferner der Hautfarbe oder der Religion (Toyka-Seid & Schneider, 2022). Alle Bürger sollen die gleichen Chancen bekommen, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ein erfülltes Leben zu haben (Toyka-Seid & Schneider, 2022). Niemand soll Nachteile in seinen Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten fern ab von den Einkommensverhältnissen der Eltern haben (Toyka- Seid & Schneider, 2022). Dies ist sogar im Jahr 2022 noch nicht der Fall, denn unteranderem der Schulerfolg oder die Jobsuche, hängen mit der finanziellen Situation der Eltern und dem Handeln einflussreicher Personen zusammen (Toyka-Seid & Schneider, 2022). Aus diesem Grund liegt der Fokus dieser Arbeit auf der Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland, da diese unmittelbaren Einfluss auf die Chancengleichheit und somit besseren Lebensbedingungen haben. Der Erhalt oder Nichterhalt von ausreichendem Einkommen oder Vermögen als immaterieller Zufluss hat direkten Einfluss auf den materiellen Zufluss.
3 Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland seit 1990
Diese Verteilungsfragen haben auch in den steuer- und sozialpolitischen Debatten der vergangenen Jahre mehr Beachtung erhalten. Bereits im Bundestagswahlkampf 2021 spielte dieses Thema eine zentrale Rolle (Bach, 2013). Dabei sollte hohes Einkommen und Vermögen stärker besteuert werden, um einerseits mehr Gerechtigkeit und andererseits auch höhere Steuereinnahmen für die Schuldentilgung zu generieren (DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung e.V., 2021). Durch die Ablehnung der FDP wurde diese Maßnahme allerdings nicht umgesetzt, weshalb der Koalitionsvertrag für die Ampel-Koalition keine Steuererhebungen für Wohlhabende beinhaltet (SPD, 2021).
Für eine zuverlässige Untersuchung der Einkommensverteilung kann man sich auf die Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) beziehen, welche die Grundlage für die in Abbildung 1 dargestellten Werte bilden. Die Daten stammen aus dem WSI Verteilungsbericht 2021 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts und wurden durch das SOEP in einer Umfrage ermittelt. Hierbei ist zu erkennen, dass zu Beginn von 1991 bis zur Jahrtausendwende ein minimaler Abfall zu erkennen ist. Ab dann steigt der Koeffizient jedoch rasant an und erreicht bereits nach drei Jahren im Jahr 2003 einen Wert von 0,27, was einen Anstieg von 0,02 in nur 3 Jahren bedeutet. Ab dem Jahr 2005 ist nur noch eine geringe Steigerung der Ungleichheit zu verzeichnen, was sich auf die günstige gesamtwirtschaftliche Entwicklung und den dynamischen Arbeitsmarkt zurückzuführen lässt (Bach, 2013). Allerdings lässt sich in den vergangenen Jahren weiterhin eine geringe Steigerung des Gini-Koeffizienten feststellen. Laut Statistischen Bundesamt liegen die Gini-Koeffizienten im Jahr 2020 mit 0,30 und im Jahr 2021 mit 0,31 erneut über dem Wert von 2018 mit 0,29 (Statistisches Bundesamt , 2022). Dieser Trend könnte sich mit der erhöhten Inflation fortsetzen und die Ungleichheit beim Einkommen weiter verschlechtern (DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung e.V., 2022). Schaut man sich zusätzlich den Vergleich von Ost und West Deutschland an kann man ähnliche Verhältnisse feststellen. Der Unterschied im Gini-Koeffizienten zwischen Ost und West von 1991 bis 2018 lag kontinuierlich bei circa 0,04. Die Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 hat diese Entwicklung etwas abgeschwächt, da der untere Teil der Bevölkerung eine deutliche Lohnsteigerung erhalten hat, die Differenz ist dennoch viel zu hoch für die heutige Zeit (Deutscher Gewerkschaftsbund, 2021). Ebenso hervorzuheben ist, dass der Verlauf von Gesamtdeutschland und Westdeutschland nahezu gleich ist, was für ein immer noch stark ausgeprägtes Ost-West-Gefälle spricht. Es ist lediglich eine leichte Annährung zu erkennen aber noch lange keine Angleichung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1:Eigene Darstellung, Daten entnommen aus WSI Verteilungsbericht, 2021, Gini Koeffizient Entwicklung der verfügbaren Haushaltseinkommen in Deutschland von 1991 bis 2018.
Dieses Ungleichgewicht lässt sich auch beim Nettovermögen der privaten Haushalte feststellen. Dabei ist die Ungleichheit beim Vermögen deutlich höher als beim Einkommen. Vergleicht man die beiden Gini-Koeffizienten von 2017 liegt der des Vermögens bei 0,78 und der des Einkommens bei 0,295. Aktuelle Zahlen von 2019 zeigen zu dem, dass Deutschland mit einem Gini-Koeffizienten von 0,816 den Drittletzten Platz beim Ranking im Vergleich mit anderen Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD (Organization für Economic Co.-operation and Development), belegt (Deutscher Gewerkschaftsbund, 2021). Im Vergleich zu 2010 ist dies ein Anstieg von 19,3, was auch zukünftig eine Verschlechterung der Ungleichheit vermuten lässt. Die untere Hälfte der Bevölkerung hat keine nennenswerten Vermögensgegenstände, wohingegen die reichsten 10 Prozent der Bundesrepublik rund 67 Prozent des gesamten Privatvermögens ausmachen (DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsförderung e.V., 2021).
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- Citation du texte
- Jonas Hansen (Auteur), 2022, Soziale Ungleichheit in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1305796
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