In seinem Buch „Digitizing the News“ entwirft Pablo Boczkowski eine
Entwicklungslinie der Auftritte von Zeitungsverlagen im World Wide Web. In dieser
stellt er für Ende der 1990er Jahre eine bereits gefestigte Position der Zeitungen auf
dem Markt der Online-Nachrichtenanbieter fest. Bescheinigt wird den Verlagen
dabei eine enorme Bandbreite bei der Nutzung von online-spezifischen
Möglichkeiten innerhalb ihrer Angebote. Die Intensität der Nutzung wie auch die
Wahl der Mittel sei dabei jedoch sehr divers geblieben. 1 Wenn es darum geht, ihre
Inhalte im Internet ansprechend, nutzungsfreundlich und journalistisch hochwertig zu
präsentieren, gehört die Nutzung multimedialer Elemente im redaktionellen wie im
Servicebereich mit Sicherheit zu den interessantesten neuen Möglichkeiten, welche
sich den Zeitungsverlagen mit dem Eintritt ins World Wide Web eröffnen. Die
Nutzung dieser Möglichkeiten soll Thema vorliegender Arbeit sein. Dabei soll
mitnichten die Frage geklärt werden, wer wie oft und in welcher Weise multimediale
Elemente nutzt. Es soll vielmehr eine Aufschlüsselung der Angebote erarbeitet und
ansatzweise versucht werden darzustellen, welchen Rahmenbedingungen
multimedialer Journalismus bei Onlinezeitungen insbesondere auf der Seite der
Anbieter unterliegt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Multimedia
2.1 Eine Definition
2.2 Kategorisierung von multimedialen Inhalten
3 Typen der Anwendung multimedialer Inhalte im redaktionellen Bereich
3.1 Anwendungen des Typs „Multiple Media“
3.2 Anwendungen des Typs „Multimedia“
4 Rahmenbedingungen des Einsatzes von Multimedia bei Onlinezeitungen
4.1 Anbieterseitige Ziele des Multimedia-Einsatzes
4.2 Multimedia und die Erwartungen der Nutzer
4.3 Journalistische Arbeitsweise unter Multimedia-Einsatz
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In seinem Buch „Digitizing the News“ entwirft Pablo Boczkowski eine Entwicklungslinie der Auftritte von Zeitungsverlagen im World Wide Web. In dieser stellt er für Ende der 1990er Jahre eine bereits gefestigte Position der Zeitungen auf dem Markt der Online-Nachrichtenanbieter fest. Bescheinigt wird den Verlagen dabei eine enorme Bandbreite bei der Nutzung von online-spezifischen Möglichkeiten innerhalb ihrer Angebote. Die Intensität der Nutzung wie auch die Wahl der Mittel sei dabei jedoch sehr divers geblieben. 1 Wenn es darum geht, ihre Inhalte im Internet ansprechend, nutzungsfreundlich und journalistisch hochwertig zu präsentieren, gehört die Nutzung multimedialer Elemente im redaktionellen wie im Servicebereich mit Sicherheit zu den interessantesten neuen Möglichkeiten, welche sich den Zeitungsverlagen mit dem Eintritt ins World Wide Web eröffnen. Die Nutzung dieser Möglichkeiten soll Thema vorliegender Arbeit sein. Dabei soll mitnichten die Frage geklärt werden, wer wie oft und in welcher Weise multimediale Elemente nutzt. Es soll vielmehr eine Aufschlüsselung der Angebote erarbeitet und ansatzweise versucht werden darzustellen, welchen Rahmenbedingungen multimedialer Journalismus bei Onlinezeitungen insbesondere auf der Seite der Anbieter unterliegt.
2. Multimedia
2.1 Eine Definition
Den Begriff Multimedia in einer befriedigend allumfassenden und universalen Art zu definieren, erscheint heute unmöglich – dennoch muss für die vorliegende Arbeit ein Definitionsrahmen gefunden werden. Dabei soll im Folgenden nach definitorischen Ansätzen unterschieden und selektiert werden.
Definitionen für Multimedia können ihren Ursprung in einem „polytechnisch-additiven“ Verständnis haben, in dem Multimedia als die Summe von Geräteinstanzen im Sinne von Medienträgern gesehen werden kann.2 Dem gegenüber steht ein „monotechnisch-integratives“ Verständnis, welches eine Integration von verschiedenen Darstellungsformen (Text, Bild, Video ..) innerhalb nur eines Wiedergabegerätes bzw. eines Mediums annimmt.3 In der vorliegenden Arbeit soll als Wiedergabegerät der Computer, sowie das World Wide Web4 als Medium gesehen werden.5 Dabei soll generell von einem „monotechnisch-integrativen“, letztlich lediglich Inhalte-bezogenen Multimedia-Begriff ausgegangen werden.
Unzählige Definitionsversuche lassen Gemeinsamkeiten erkennen, die als allgemein anerkannte Konstanten angenommen werden können. Definitorisch setzt sich Multimedia in der Regel so aus mindestens zwei Aspekte zusammen, welche jeweils mehr oder minder in den Vordergrund gerückt werden können. Börner und Schnellhardt definieren Multimedia, ausgehend von den technischen Möglichkeiten der Zeit (1992) noch von einem stark „polytechnisch-additiven“ Verständnis, als „das Zusammenspiel aller derzeit verfügbaren elektronischen Datenträger für Bild-und Toninformationen [..] .“ Ein zweiter Aspekt drückt sich hier folgendermaßen aus: „Der Anwender ist aktiv beteiligt und kann den Ablauf nach seinen Wünschen gestalten.“6 Diese Betrachtung unter zwei Aspekten – ein Aufzeigen der beinhalteten Medien von gegenüber der Darstellung von Nutzungs- und Präsentationseigenschaften der Produkte, findet sich in der Mehrzahl der Defintionen und wird bei den später allgemein präferierten monotechnisch-integrativen Definitionen und Konzepten weiter angewandt.7 So statuiert Klimsa einen systematischen Ansatz, der sich für die Betrachtung spezifischer Formen von Multimedia auf Internetseiten anbietet und hier wiedergegeben werden soll.8 Demnach ist Multimedia zum einen gekennzeichnet von einem „Medienaspekt“, der auf die Integration verschiedener digitaler „Medien“ abstellt. Der zweite Aspekt, „Integrations- oder Präsentationsaspekt“ genannt, vereinigt Bedingungen dieser Integration und gliedert sich in die Unteraspekte Interaktivität, Multitasking und Parallelität.9 Multimedia ist demnach gekennzeichnet durch den Einsatz mehrerer „Medien“-Typen innerhalb eines (multimedialen) Produktes. Diese unterliegen den Bedingungen der Interaktivität (der Nutzer erfährt Eingriffs- und Steuermöglichkeiten), des Multitasking (mehrere Prozesse laufen - technisch betrachtet - gleichzeitig ab) sowie der Parallelität (Medien werden parallel präsentiert). Weitere definitorische Erörterungen zu Multimedia gehen nicht, wie Klimsa, vom Begriff „Medien“ aus. Streng genommen handelt es sich bei den oben betrachteten, unter „Medienaspekt“ subsumierten Einheiten demnach nicht um Medien, sondern primär um „Darstellungsformen“,10 welche lediglich „ursprünglich im Kontext anderer Medien geprägt wurden.“ 11
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1 Aspekte des Konzepts Multimedia nach Klimsa 2002 (eigene Darstellg.)
Die definitorischen Ungenauigkeiten an dieser Stelle sollen jedoch im Kontext der vorliegenden Arbeit unbearbeitet bleiben, zumal sich die Vermischung beider Termini in der Fachliteratur derzeit quasi als hingenommen darstellt.12 Zudem erfordert die jeweilige Fokussierung auf Produktion, Veröffentlichung oder Rezeption multimedial gestalteter Inhalte verschiedene Ausgangspunkte für deren Charakterisierung. Im Kontext dieser Arbeit soll, abweichend von der Konzeption Klimsas, vom Terminus der „Darstellungsform“ ausgegangen werden – wobei inhaltlich vorerst keine Abweichung zu dessen Konzept zu erkennen ist.13 Darstellungsformen können demnach beispielsweise Text, Video, Audio oder Animation sein. In diesem Zusammenhang wird von einem Rückgriff auf den Terminus der „Codierung“ bewusst abgesehen. Es soll eher ein praktischer, wenig einschränkender bzw. vordefinierter Begriff benutzt werden, da in der vorliegenden Arbeit eine Darstellung von teilweise innovativen, wenig standardisierten Formen von Multimedia erfolgen soll, die mit dem Begriff der Codierung nicht trennscharf analysiert werden könnten.14 Die Anzahl und Arten von Darstellungsformen, welche integriert und parallel angeboten werden müssen um eine genuine Anwendung von Multimedia erkennen zu lassen, lässt sich natürlich definitorisch nicht festlegen. Jedoch gehen viele Autoren so weit, eine Verbindung von zeitunabhängigen (z.B. Text) und zeitabhängigen (z.B. Video) Formen als Voraussetzung für das Vorliegen von Multimedialität zu sehen.15 Im Kontext der vorliegenden Arbeit soll dieser Gedanke mitgetragen werden. Multimedia liegt demnach vor, wenn mindestens jeweils eine zeitunabhängige und eine zeitabhängige Darstellungsform unter den Bedingungen der Interaktivität, Parallelität und des Multitasking eingesetzt werden. Zusätzlich soll hier jedoch eine weitere definitorische, semantisch-strukturelle, Bedingung erfüllt werden. Das betrachtete Multimedia-Produkt soll den o.g. Minimal-Umfang an Darstellungsformen jeweils im Kontext eines von diesen gemeinsam getragenen Inhaltes einsetzen. Betrachtet wird Multimedia-Einsatz demnach nicht auf der Ebene einer Organisation oder eines bestimmten Angebotes im WWW (beispielsweise sueddeutsche.de als Anbieter bzw. Angebot), sondern auf der Ebene redaktioneller Beiträge bzw. Informationseinheiten,16 welche multimedial in verschiedene Darstellungsformen gegliedert sind bzw. solche vereinen.
Empirisch abgesicherte Daten zur Verbreitung von multimedialen Inhalten in hier genanntem Sinne sind derzeit nur in geringem Umfang verfügbar. Dies kann als Folge einer sich mit enormem Tempo entwickelnden Verbreitung von und einer relativ jungen Tendenz hin zu verstärktem Einsatz von multimedialen Elementen bewertet werden. 17 Hinzu kommt, dass diese in vorliegender Arbeit in einem spezifischen Nutzungszusammenhang betrachtet werden sollen und sich insbesondere das Angebot an Audio- und Videoinhalten hinsichtlich des konkreten Einsatzgebietes stark ausdifferenziert. 18
[...]
1 Boczkowski 2004, 173ff. Zum Gewicht der Zeitungsverlage in diesem Markt auch Theilmann 1999, 202
2 Beispielhaft für eine polytechnisch-additive Sichtweise z.B. Börner/Schnellhardt 1992, 18 sowie Fegter 1995, 29f.
3 Vgl. Vesper 1998, 28f.
4 im folgenden „WWW“
5 Zur Definition des Terminus „Medium“ siehe Burkart 39ff. sowie spezifisch für das WWW z.B. Gunter 2003, 75; Neverla 1998, 29f. sowie Neuberger 2003a, 56 Die Zuschreibung des Status „Medium“ ist demnach für das Internet/WWW als insgesamt eher ungeeignet anzusehen. Andererseits wird die Zuschreibung in der vorliegenden Arbeit als hilfreich und hinreichend angesehen, zumal diese Frage allgemein uneindeutig erscheint.
6 Börner/Schnellhardt 1992, 18
7 Vgl. dazu Vesper 1998, 28,
8 Issing/Klimsa 2002, 5ff., 559
9 Ein dritter, „Anwendungsaspekt“ genannter Aspekt von Multimedia nach diesem Konzept beinhaltet mögliche Anwendungskategorien für Multimedia, unter anderem auch „Hypermediasysteme“ (Klimsa 2002:5f.) – eine Kategorie, in die das WWW verortet werden soll.
10 Vgl. Vesper 1998, 28 sowie Gerpott/Schlegel 2000, 342
11 Vesper 1998, 29
12 Vgl hierzu auch Neuberger 2003, 57
13 Siehe Gerpott/Schlegel 2000 sowie Vesper 1998
14 Zum Begriff der „Codierung“ in der Multimedia-Diskussion z.B. Weidenmann 2002, 48ff. In englischsprachiger Literatur wird oft analog problematischer weise auch der Terminus „modality“ im Sinne des präferierten Begriffs Darstellungsform verwendet. Siehe hierzu bspw. Sundar 2000
15 Vgl. bspw. Fegter 1995, 28f. oder die Ausführungen zu dieser Frage bei Kerres 2002, 20f.
16 Vgl. die Abgrenzung nach Donsbach 1991, 25f.
17 Hierbei ist zu beachten, dass ein möglichst aktueller Erhebungszeitpunkt für solche Daten eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Selbst die Erkenntnisse über die Verbreitung multimedialer Elemente auf Zeitungswebsites überhaupt, die über die Betrachtung nur einiger Untersuchungsobjekte hinausgehen, liefern nur wenige Studien. Hier bspw. ifra 2002 (Video und Audio, weltweit), Gerpott 2004 (Audio und Video, Dtschld.), Neuberger 2003b (Video, Audio und Animationen, Dtschld., Feldzeit, 2000) Schroeder 2004 (Interaktive Grafiken, europaweit),
18 Es soll beispielhaft der Internetauftritt der Wochenzeitung „Die Zeit“ genannt werden, Dort werden in einem gesonderten (kostenpflichtigen) Bereich Audio-Versionen von Texten zum Download angeboten, welche in inhaltlich gleicher Form online und/oder in der Druckversion publiziert werden..
- Arbeit zitieren
- Maik Roßmann (Autor:in), 2006, Multimediaeinsatz auf Nachrichtenwebsites, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130569
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