Kennen Sie das auch? Sie waren im Krankenhaus und wurden gebeten, einen Fragebogen kurz vor Ihrer Entlassung auszufüllen und ihn in den dafür vorgesehenen Briefkasten auf der Station zu werfen.
Fragebögen sind seit einigen Jahren in vielen Krankenhäusern sowie Arztpraxen üblich. Sie sind entwickelt worden, um zu prüfen, wie es sich mit der Patientenzufriedenheit verhält und um ein solides Qualitäts- und Beschwerdemanagement zu erzielen.
In meiner Hausarbeit möchte ich zwei Arten von Fragebögen miteinander vergleichen – den Kurzfragebogen und den differenzierten Fragebogen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Kurzfragebogen
3. Der differenzierte Fragebogen
4. Ergebnisbezogene Unterschiede der Fragebögen
5. Gemeinsamkeiten beider Fragebögen
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Kennen Sie das auch? Sie waren im Krankenhaus und wurden gebeten, einen Fragebogen kurz vor Ihrer Entlassung auszufüllen und ihn in den dafür vorgesehenen Briefkasten auf der Station zu werfen.
Fragebögen sind seit einigen Jahren in vielen Krankenhäusern sowie Arztpraxen üblich. Sie sind entwickelt worden, um zu prüfen, wie es sich mit der Patientenzufriedenheit verhält und um ein solides Qualitäts- und Beschwerdemanagement zu erzielen.
In meiner Hausarbeit möchte ich zwei Arten von Fragebögen miteinander vergleichen – den Kurzfragebogen und den differenzierten Fragebogen.
2. Der Kurzfragebogen
Ein Kurzfragebogen besteht in der Regel aus ein oder zwei DinA4 Seiten mit Fragen, kurzen sozialanamnestischen Angaben[1] und meist einem Platz für einen zusätzlichen freien Text. Ein sehr bekanntes Beispiel für einen Kurzfragebogen ist die Lübecker Fragebogen-Doppelkarte, die sich bereits in einigen Kliniken etabliert hat.
Kurzfragebögen haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Ein sehr großer Vorteil ist, dass die Fragen übersichtlich und klar sind. Somit sind sie für die Patienten leicht verständlich und selbsterklärend. Es handelt sich um wenige, meist undetaillierte Fragen. Dies erspart sowohl den Patienten beim Ausfüllen als auch den Auswertenden der Bögen eine Menge Zeit. Außerdem macht es das Instrument stations- und fachbereichsunabhängig. Die Fragen sind gut gegeneinander abgrenzbar. Somit wird ein Überblick über alle Problemfelder erlaubt. Die Durchführung der Befragung ist relativ kostengünstig, was heutzutage bei den geringen Etats der Kliniken eine bedeutende Rolle spielt, denn es ist keine Befragung sinnvoll, wenn man sie am Ende aus Kostengründen nicht auswerten kann.
Mit Kurzfragebögen werden die Anschnitte von vielen verschiedenen Themengebiete in der Befragung möglich. So kann beispielshalber fachliche Kompetenz, menschliche Kompetenz und die Kompetenz der Organisation beurteilt werden (vgl. Viethen, G., S. 51). Auf Grund dieser Möglichkeit, der Unspezifität der Fragen und der Fachbereichsunabhängigkeit entsteht eine gewisse Universalität und Flexibilität der Fragebögen. Sie können dadurch auf breite Spektren angewandt werden.
Die Kürze der Bögen erlaubt eine sehr einfache und zeitnahe Evaluierung, welches für den Prozess des Beschwerdemanagements sehr wichtig ist, denn dies spart Kosten und lässt die Ergebnisse noch nachvollziehbar erscheinen. Würde eine Auswertung erst ein Jahr nach der Befragung stattfinden, könnten zum Befragungszeitpunkt häufiger erwähnte Probleme oder Kritiken eventuell nicht mehr nachvollzogen oder verbessert werden.
Zusätzlich ist als Vorteil die gute Testsensitivität[2] zu erwähnen. Sie ermöglicht einen interinstitutionellen Vergleich[3], das heißt, wenn sich in mehreren Institutionen derselbe Kurzfragebogen etablieren würde, könnte man Vergleiche zwischen den verschiedenenen Krankenhäusern ziehen und somit gezielter an den eigenen Problembereichen arbeiten. Außerdem lässt sich ebenfalls ein intrainstitutioneller[4] Vergleich über einen längeren Zeitraum erheben. Wenn man beispielsweise auf einer Station mit häufigerem Personalwechsel über eine Zeitspanne von zwei Jahren die Freundlichkeit des pflegerischen Personals evaluiert, lässt sich erkennen, welche Besetzung die größte Patientenzufriedenheit erzielt und bei wem noch an der menschlichen Kompetenz gearbeitet werden muss.
Wie bereits erwähnt, hat ein Kurzfragebogen jedoch nicht nur Vorteile. Die wenigen undetaillierten Fragen sind auch kritisch zu betrachten. Durch eine geminderte Anzahl der Items können nicht alle wesentlichen Themenschwerpunkte, wie zum Beispiel die Medikation, angesprochen werden. Außerdem sind nur allgemein gültige und keine spezifischen Aussagen möglich. Wenn man paradigmatisch nach der Zufriedenheit über die Sauberkeit fragt und es wird des öfteren eine gewisse Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht, weiß der Auswertende nicht, ob die Sauberkeit der Zimmer oder der sanitären Anlagen oder der Station im Allgemeinen kritisiert wurde. Somit zeigt sich eine Problem-Insensitvität. Die meisten Kurzfragebögen sind also sensitiv für Patientenzufriedenheit, jedoch insensitiv für die Unzufriedenheit.
Der größte Nachteil besteht aber in den verfälschenden Antworttendenzen. Patienten haben häufig gewisse Antworttendenzen ohne sich dessen selbst bewusst zu werden. Da die Patienten durch die Testanonymität bei der Auswertung nicht näher über einige vielleicht doch bestehende Kritiken befragt werden können, also ein genaueres Nachfragen nicht ausgeschlossen ist, entstehen somit Verschiebungen und Verfälschungen des Ergebnisses. Zu solchen Tendenzen gehören die Ja-Sage-Tendenz, die zentrale Tendenz und der Milde-Fehler. Die Ja-Sage-Tendenz ist die Neigung der Patienten eher gute bis sehr gute Urteile beziehungsweise Bewertungen abzugeben. Die zentrale Tendenz ist die Neigung, keine extremen Urteile abzugeben, sondern die Mittelwerte zu bevorzugen. Das resultiert in der Aussagefähigkeit der Antworten, die nun als nicht mehr aussagekräftig gelten. Beim Milde-Fehler neigt der Patient dazu sozial erwünschte Urteile abzugeben. Es wäre zum Beispiel sozial unerwünscht einen Arzt als inkompetent zu bezeichnen, dementsprechend fällt die Bewertung trotz eigentlicher Unzufriedenheit positiv aus. Die Antworttendenzen sind gravierende Fehler, die leider nicht umgangen werden können. Hingegen kann aber ein Nachteil umgangen werden, der ebenfalls eine Verschiebung des Testergebnisses hervorruft: die Frage nach der Zufriedenheit. Würde man gezielt nach der Unzufriedenheit, wie es vereinzelt auch in Kurzfragebögen vorkommt (z.B. in der Lübecker Fragebogen-Doppelkarte), fragen, würden sich die Antworttendenzen nicht so ausgeprägt repräsentieren und eine ehrlichere und somit effektivere Auswertung wäre gesichert.
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[1] Hierzu zählen meist Alter, Geschlecht und Beruf.
[2] Sensitivität ist die Fähigkeit des Testes zutreffende Patientenzufriedenheit auch als solche zu erkennen.
[3] Vergleich zwischen zwei oder mehr Institutionen
[4] Vergleich innerhalb einer Institution
- Arbeit zitieren
- Anne-Kathrin Jahnke-Wurm (Autor:in), 2006, Patientenbefragungen: Kurzfragebogen oder differenzierter Fragebogen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130279
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