Das Ziel der Bachelorarbeit besteht darin, herauszuarbeiten, inwieweit assistive Technologien Senioren in ihrem Alltag bereits heutzutage, als auch in der Zukunft unterstützen können, sodass ein Umzug in ein Betreutes Wohnen (BW) herausgezögert und/oder verhindert werden kann. Nicht nur der demografische Wandel bringt unser Gesundheitssystem in den nächsten Jahren an seine Grenzen, sondern auch der stetig ansteigende Mangel an Pflegepersonal. Auf Grund dieser Umstände müssen viele Senioren in ein BW oder eine anderweitige Wohnform umziehen. Allerdings sind bereits heutzutage viele Wohn- bzw. Betreuungsplätze limitiert und zum größten Teil besetzt. Resümierend können und könnten Smart Home Systeme (SHS) eine Alternative für das Betreute Wohnen bieten – insbesondere für Senioren.
Die Forschungsfrage dieser Arbeit wird anhand vier verschiedener Personenperspektiven betrachtet, um alle relevanten Sichtweisen analysieren zu können. Dies geschieht anhand Experteninterviews mit einem Professor für Wirtschaftsingenieurwesen und Pflege, einer Fachkraft für BW und einer Seniorin, sowie einer Online-Befragung mit Angehörigen. Die gewonnen Daten werden anhand qualitativer bzw. quantitativer Methode ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
I. ABSTRACT
II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
III. TABELLENVERZEICHNIS
IV. INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
1.1 Smart Home als Unterstützung für selbständiges Leben
1.2 Zielsetzung und Fragestellung
1.3 Methodik und Ablauf
1.4 Abgrenzung
2 THEORETISCHEFUNDIERUNG
2.1 Annäherung an den Begriff „Wohnen“
2.1.1 Abgrenzung und Definition von „Wohnen“
2.1.2 Begriffserklärung und Abgrenzung des Begriffs „Senioren“
2.1.3 Die Bedeutung von „Wohnen“ für Senioren
2.2 Smart Home
2.2.1 Begriffserklärung, Abgrenzung und Leistungsgrenze
2.2.2 Darstellung heutiger Systeme und kritische Betrachtung derzeitiger Grenzen
2.3 Betreutes Wohnen
2.3.1 Begriffserklärung und Abgrenzung
2.3.2 Modelle des Betreuten Wohnen
2.3.3 Kostenaspekte des Betreuten Wohnen
2.3.4 Gesundheitliche und soziale Beweggründe für das Wohnen in einem Betreuten Wohnen
2.3.4.1 Pflegebedarf
2.3.4.2 Umzugsbereitschaft
2.3.4.3 SozialeKontakte
3 METHODE, GRUNDLAGEN UND FORSCHUNGSGEGENSTAND
3.1 Bestimmung der Erhebungsmethoden
3.1.1 Experteninterview
3.1.1.1 Vor- und Nachteile der Methodik
3.1.1.2 Limitierende Faktoren
3.1.1.3 Auswahl der Interviewpartner
3.1.1.4 Erhebungsinstrument - Interviewleitfaden
3.1.1.5 Vorbereitung des Experteninterviews
3.1.1.6 Durchführung des Experteninterviews
3.1.1.7 Transkription des Interviews
3.1.2 Online-Befragung
3.1.2.1 Vor- und Nachteile der Methodik
3.1.2.2 Limitierende Faktoren
3.1.2.3 Fragebogenkonstruktion
3.1.2.4 Auswahl der Stichprobe
3.1.2.5 Durchführung der Online-Befragung
3.1.3 Literaturarbeit
3.1.3.1 Vor- und Nachteile der Methodik
3.1.3.2 Limitierende Faktoren
3.2 Triangulation
3.3 Kritik der Methode
3.4 Forschungslücke
3.5 Datenanalyse
3.5.1 Datenauswertung
3.5.2 Gütekriterien
3.6 Ergebnisse
3.6.1 Derzeitige Perspektive
3.6.1.1 Möglichkeiten von SHS gegenüber Betreuten Wohnen
3.6.1.2 Grenzen von SHS gegenüber Betreuten Wohnen
3.6.2 Zukünftige Perspektive
3.6.2.1 Mögliche Chancen von SHS gegenüber Betreuten Wohnen
3.Θ.2.2 Mögliche Grenzen von SHS gegenüber Betreuten Wohnen
4 DARSTELLUNG UND DISKUSSION DER UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
4.1 Chancen und Risiken derzeitiger Smart Home Systeme gegenüber Betreuten Wohnen
4.1.1 Systemische Chancen und Risiken
4.1.2 Emotionale Chancen und Risiken
4.2 Mögliche Chancen und Risiken zukünftiger Smart Home Systeme gegenüber Betreuten Wohnen
4.2.1 Systemische Chancen und Risiken
4.2.2 Emotionale Chancen und Risiken
4.3 Fazit
4.4 Ausblick
V. LITERATURVERZEICHNIS
VI. ANHANG
VII. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
I. Abstract
Das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit besteht darin, herauszuarbeiten, inwieweit assistive Technologien Senioren in ihrem Alltag bereits heutzutage, als auch in der Zukunft unterstützen können, sodass ein Umzug in ein Betreutes Wohnen (BW) herausgezögert und/oder verhindert werden kann. Nicht nur der demografische Wandel bringt unser Gesundheitssystem in den nächsten Jahren an seine Grenzen, sondern auch der stetig ansteigende Mangel an Pflegepersonal. Auf Grund dieser Umstände müssen viele Senioren in ein BW oder eine anderweitige Wohnform umziehen. Allerdings sind bereits heutzutage viele Wohn- bzw. Betreuungsplätze limitiert und zum größten Teil besetzt. Resümierend können und könnten Smart Home Systeme (SHS) eine Alternative für das Betreute Wohnen bieten - insbesondere für Senioren.
Die Forschungsfrage dieser Arbeit wird anhand vier verschiedener Personenperspektiven betrachtet, um alle relevanten Sichtweisen analysieren zu können. Dies geschieht anhand Experteninterviews mit einem Professor für Wirtschaftsingenieurwesen und Pflege, einer Fachkraft für BW und einer Seniorin, sowie einer Online-Befragung mit Angehörigen. Die gewonnen Daten werden anhand qualitativer bzw. quantitativer Methode ausgewertet.
Die Ergebnisse aller Personenperspektiven zeigen, dass SHS definitiv die Chance haben, mehr Senioren ein längeres und selbstständigeres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen - vorausgesetzt, Senioren werden über die Vielfalt der Produkte in Kenntnis gesetzt, und erhalten eine entsprechende Schulung zur technischen Anwendung. Allerdings herrscht auch Konsens darüber, dass der zwischenmenschliche Kontakt, sowie einige pflegerische Aktivitäten (wie beispielsweise die Körperpflege) auch in Zukunft nicht von SHS ersetzt werden könnten bzw. sollten.
Schlüsselwörter:Smart Home System, Ambient Assisted Living, Betreutes Wohnen, Emotionen, Selbstständigkeit
Abstract:
The aim of this bachelor thesis is to assess to what extent assistive technologies can already support senior citizens in their everyday lives today, as well as in the future, so that a move to an assisted living facility can be delayed and/or prevented.
Not only the demographic change will bring our health care system to its limits in the coming years, but also the steadily increasing shortage of nursing staff. Due to these circumstances, many senior citizens will have to move into an assisted living facility. However, already today, many residential or care places are limited and for the most part occupied. Hence, Smart Home Systems (SHS) can and could provide an alternative for assisted living - especially for senior citizens.
The research question reflects on four different stakeholder perspectives to be able to analyze all relevant points of view. This is done by means of expert interviews with a professor of industrial
engineering and nursing, a specialist for assisted living and a senior citizen, as well as an online survey with relatives. The data obtained will be evaluated using qualitative and quantitative methods, respectively.
The results of all different stakeholder perspectives outline that SHS have the chance to enable even more senior citizens to live longer and more independently in their own homes - provided that senior citizens are made aware of the variety of products and receive appropriate training in their technical use. However, there is also consensus that interpersonal contact and nursing activities (such as personal hygiene) cannot and should not be replaced by SHS in the future.
Keywords:smart Home, ambient assisted living, assisted living, emotion, independence
II.Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Beispielhafte Darstellung eines Smart Home
Abb. 2 Übersichtvon AmbientAssisted Living Gesundheitsplattform
Abb. 3 Drei Säulen des Betreuten Wohnen
Abb. 4 Übersicht der Themenblöcke/Screens der Online-Befragung
III.Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Entwicklung der Pflegebedürftigen der über 80-Jährigen bis ins Jahr 2060 (in Millionen)
Tab. 2 Stimmst du den folgenden Aussagen zum Thema „Zuhause“ zu?
Tab. 3 Wie möchten Sie im Alter von 70 Jahren wohnen?
Tab. 4 Relevante Technologien im Alter
Tab. öAnforderungsbereiche an dieAmbientAssisted Living-Technologie
Tab. 6 Anwendungsbereiche digitalerTechnologien im Alter
Tab. 7 Vergleich von wesentlichen Betreuungsformen für Senioren und kranke Menschen
Tab. 8 Modelle des Betreuten Wohnens
Tab. 9 Gründe für den Auszug
Tab. 10 Überblick Interessensgruppen
Tab. 11 Übersichtstichprobenauswahl
Tab. 12 Übersicht der Einschluss- und Ausschlusskriterien
Tab. 13 Welche Sicherheitssysteme sind in derWohnung integriert
Tab. 14 Antworten warum sich Angehörige für das Betreuten Wohnen
Tab. 15Antworten wasfürAbwägungen füreinen Umzuginein Betreuten Wohnen gibt/gab
Tab. 16 Übersicht überdieAngehörigen-Angaben bezüglich der Hemmschwelle
Tab. 17 Mehrwert durch Smart Home in derZukunft, unterteilt nach Bereichen
Tab. 18 Mögliche Grenzen von Smart Home Systeme als Ersatz von Betreuten Wohnen
1 Einleitung
„Ältere Menschen leben häufigerallein“ (Länger zuhause leben: Ein Wegweiserfürdas Wohnen im Alter, 2019, S.15). Dies ist eine Schlussfolgerung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, welche aus dem achten Altersbericht des Jahres 2020 hervorgeht. Demzufolge kann der Trend zu Singularisierung (d.h. Anteil der alleinlebenden Personen) nicht nur bei jungen Menschen beobachtet werden, sondern auch bei Senioren1. Damit geht einher, dass eine für Senioren im Alter oftmals benötigte Unterstützung durch andere Personen im gleichen Haushalt nicht gegeben ist.
Im Jahr 2020 wurden laut Statista in der Bundesrepublik Deutschland 16,48 Millionen Einpersonenhaushalte verzeichnet (Einpersonenhaushalte in Deutschland bis 2020, 2021).2Von diesen alleinlebenden Personen wiesen 26,09% (4,29 Millionen Personen) einen Pflegegrad auf. Laut dem Statistischen Bundesamt wird im Jahre 2050 mit ca. 6,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen gerechnet. Zugleich wird die Zahl der 80-jährigen auf 9,6 Millionen Bundesbürger prognostiziert. (Anzahl der Pflegebedürftigen und über 80-Jährigen in Deutschland bis zum Jahr 2060, 2021) Diese Vorhersage, sowie gesellschaftliche Veränderungen führen dazu, dass der Fokus der Alters- und Seniorenforschung auf die Lebensphase Alter rückt. Mit den proportional steigenden Zahlen im Bereich der älteren Menschen und der Pflegebedürftigkeit steht die Gesellschaft in finanziellen sowie sozialen Aspekten vor einer großen Herausforderung (Schimany, 2003).
Tab. 1 Entwicklung der Pflegebedürftigen der über 80-Jährigen bis ins Jahr 2060 (in Millionen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Satista, 2020
Ein Teil dieser Problematik ist der Pflegekräftemangel in der Bundesrepublik. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt diesen Personalmangel im Jahr 2020 auf ca. 376.000 Pflegekräfte, was sich Hochrechnungen zufolge bis zum Jahre 2050 auf einen Mangel von ca. 493.000 Pflegekräften zuspitzen wird (Andelfinger& Hänisch, 2016, S. 241f. ; Fachkräftemangel - Bedarfan Pflegekräften in Deutschland bis 2035, o. J.). Diesbezüglich stellt sich die Frage, von wem Menschen im Alter versorgt werden sollen, wenn bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine Personalknappheit zu beobachten ist und die Anzahl der Pflegekräfte auch in Zukunft nicht proportional mit den Senioren mit Betreuungsbedarf steigen wird.
Aufgrund dieser Problematik ist der Ausbau bzw. die Förderung von Alternativen sehr wichtig, um die Balance zwischen Pflegebedürftigen und Betreuung im Gesundheitssystem wiederherzustellen. Eine Alternative bieten Smart Home Technologien, die seit einigen Jahren in Seniorenwohnungen Einzug finden. Der Autor Darby beschreib Smart Home als ein „miteinander vernetztes Wohnhaus, das mit Haushaltsgeräten, Sensoren und weiteren technologischen Systemen ausgestattet ist“ (Darby, 2018, S. 143). Das Ziel ist es, die Bedürfnisse von Bewohnern zu befriedigen und ihnen passende Dienste zur Erleichterung des Alltags anbieten zu können (Darby, 2018, S. 140fff.).
Solche SHS können für die ältere Bevölkerung einen enormen Mehrwert liefern, wenn beispielsweise ein Notrufknopf die schnelle Versorgung von hilfsbedürftigen Senioren sicherstellt (Hausnotrufsysteme, o. J.). Ein weiterer Vorteil ist, dass auf einige solcher Dienste auch aus der Ferne zugegriffen werden kann (Darby, 2018, S.140fff.). Zum Beispiel bietet die Firma Gira ihren Kunden eine Türsprechanlage an, die es den Senioren ermöglicht, eine vor der Wohnung stehende Person aus dem Inneren zu sehen, mit ihrzu sprechen und sie gegebenenfalls hereinzulassen, indem die Türe automatisch geöffnet wird (Gira Türsprechanlagen, o. J.). Dieses System könnte beispielsweise Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, die Angst bzw. den Stress nehmen, jemand Wichtigen an der Wohnungstüre zu verpassen.
Auch das Bundesministerium hat mittlerweile einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung für ältere Bürgerinnen und Bürger gelegt, denn der technologische Fortschritt macht vor dieser Bevölkerungsgruppe ebenfalls nicht halt. Dabei darf nicht vernachlässigt werden, dass es insbesondere für Senioren etliche Hürden gibt, die überwunden werden müssen. In Deutschland besitzen viele ältere Menschen zum Beispiel noch immer keinen Internetanschluss, der für einen Großteil der momentan verfügbaren Systeme eine Voraussetzung darstellt (Achter Altersbericht: Ältere Menschen und Digitalisierung, 2020).
Insgesamt ist festzustellen, dass der Einsatz von SHS schon heute ein wichtiges Element darstellt, welches älteren Menschen ein längeres und selbstständigeres Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglichen kann. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass sich ein Umzug in ein BW oder eine andere betreute Wohnungsform hinauszögern bzw. verhindern lässt. Insbesondere in Anbetracht des immer größer werdenden Pflegekräftemangels kann die Ausweitung und Förderung von SHS ein wichtiger Bestandteil derzukünftigen Betreuungsmöglichkeiten werden.
1.2 ZielsetzungundFragestellung
In dieser Arbeit soll die zuvor beschriebene Problematik rund um die alternde Gesellschaft sowie des Pflegekräftemangels beleuchtet und der Einsatz von SHS als möglichen Lösungsansatz betrachtet werden.
Das Aufzeigen der momentanen Grenzen von Smart Home Technologien, sowie erwartete Möglichkeiten potenzieller zukünftiger Technologien, ist ein großer Bestandteil dieser Ausfertigung. Dabei werden sowohl systemische Begebenheiten (z.B. Technologien oder finanzielle Mittel) als auch emotionale Faktoren (z.B. Wünsche/Gefühle von Senioren oder Angehörigen) betrachtet, die für die Umsetzung von möglichen Zukunftskonzepten notwendig wären. Beide Dimensionen, systemisch als auch emotional, stellen zentrale Analyseperspektiven dieser Arbeit dar und bilden die Grundlage für aussagekräftige Ergebnisse. Um ausreichend Erkenntnisse zu beiden Dimensionen zu erhalten, wurden neben Senioren auch Angehörige und Experten von Smart Home, eine Leitung von mehreren Betreuten Wohnanlagen interviewt, sowie eine Online-Umfrage geschalten. Es handelt sich bei den erhobenen Daten um eine Bestandsaufnahme, weshalb zu diesen Fragen keine Hypothesen gebildet wurden. Für die Datenerhebung wurde als quantitative Methode die Online-Befragung ausgewählt und als qualitative Methode auf Experteninterviews zurückgegriffen. Beide Methoden werden in den folgenden Kapiteln genauer erläutert.
1.3 MethodikundAblauf
Das Konzept Smart Home sowie die Alternative BW, einschließlich der dazugehörigen und für das Verständnis wichtigen Begriffe bzw. Definitionen, sollen im Teil der theoretischen Fundierung näher erläutert werden. Im dritten Teil dieser Arbeit wird die Ausgangslage sowie die Fragestellung aufgegriffen und im Anschluss die einzelnen Methoden anhand ihrer Vorgehensweise veranschaulicht. Die Datenerhebung erfolgt durch eine qualitative und eine quantitative Methode und wird mit einer Literaturrecherche komplementiert. Die Präsentation der gesammelten Daten findet im Unterpunkt Darstellung der Ergebnisse statt, wo auf die Beantwortung der Forschungsfrage eingegangen wird. Im Diskussionsteil werden die Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert, sowie ein Ausblick in die Zukunft geschaffen.
1.4 Abgrenzung
Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen haben die meisten älteren Menschen den starken Wunsch, möglichst lange in ihrem Zuhause bleiben zu können (Meyer, 2010, S. 6fff.). Im Rahmen dieser Arbeit wird nur die Personengruppe ab einem Alter von 65 Jahren betrachtet und mit dem Wort „Senioren“ deklariert. Senioren, welche in dieser Arbeit behandelt werden, sind nicht mehr berufstätig und benötigten zur Bewältigung des Alltags Unterstützung in Form von Hilfsmitteln, Angehörigen und/oder Pflegepersonal. Zur Vereinfachung der Darstellung des BW wird die Wohnform allgemein gehalten und bei den Forschungsfragen sowie der Untersuchung nicht nach den einzelnen Modellen differenziert.
2 Theoretische Fundierung
2.1 Annäherung an den Begriff „Wohnen“
2.1.1 Abgrenzung und Definition von „Wohnen“
Der Begriff „wohnen“ stammt aus dem mittelhochdeutschen „wonën“ und bedeutet „sich aufhalten“, „bleiben“, „wohnen“ und „gewohnt sein“. Des Weiteren bezeichnet es den Aufenthaltsort einer Person für einen andauernden Aufenthalt oder für einen vorübergehenden Zeitraum (Duden | wohnen | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft, o. J.).
„Heimisch-Sein“ wird auch oft mit „Zuhause“ assoziiert. Zu dieser Thematik führte der Möbelfachmarkt IKEA im Jahr 2018 eine Befragung durch, mit deren Hilfe Empfindungen rund um das Thema „Zuhause“ ermittelt werden sollten.
Tab. 2 Stimmst du den folgenden Aussagen zum Thema „Zuhause“ zu?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statista, 2019
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass für die Befragten nicht nur die eigenen vier Wände von großer Bedeutung sind, sondern auch die Umgebung und die damit einhergehenden Umweltfaktoren, beispielsweise die Nachbarschaft, einen großen Faktor darstellen. Abschließend ist erkennbar, dass „Wohnen“ neben einem materiellen Wert, auch eine große emotionale Komponente, unter anderem in Form eines Sicherheitsgefühls, enthält. (Wohnen - Aussagen zum Thema Zuhause 2018, o. J.) Insbesondere für Senioren spielt Vertrautheit und Sicherheit eine große Rolle - vor allem wenn es darum geht, sich heimisch und Zuhause zu fühlen.
Für diese Arbeit wird der Begriff „wohnen“ mit den eigenen Vierwänden oder einer eigenen Wohnung in einem BW assoziiert.
2.1.2 Begriffserklärung und Abgrenzung des Begriffs „Senioren“
In dieser Arbeit wird des Öfteren der Begriff „ältere Menschen“ verwendet. Dieser ist ein Synonym für die Bezeichnung Senioren, welche vom lateinischen „Senior“ abstammt und „der Ältere“ oder „ältere Menschen“ bedeutet (Siebeis, 2009a S. 26 zitiert nach Kirsch 2003, S. 183). Ein weiteres Synonym ist der Begriff „Rentner“, welcher oft für Personen nach der Beendigung ihrer beruflichen Laufbahn verwendet wird und für eine Altersgruppe ab 65 Jahren steht (Siebeis, 2009, S. 26).
In der Literatur gibt es keine klaren Abgrenzungen, ab wann eine Person als „Senior/in“ oder „älterer Mensch“ bezeichnet wird, da jeder Mensch einen anderen biologischen sowie psychologischen Verlauf des Älterwerdens bestreitet. (Siebeis, 2009a S.26 zitiert nach Lilienthal 2007, S.7)
Nicht nur die Abgrenzung der Altersgruppe gestaltet sich als schwierig, sondern auch die Heterogenität dieser Gruppe.
Aufgrund der Tatsache, dass Personen über 60 in dieser Lebensphase fitter und leistungsfähiger als vor einigen Jahrzehnten sind (Baltes, Paul B. & Baltes, Margret Μ., 1989, S. 85fff.), gibt es in dieser Altersklasse große Unterschiede bezüglich körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit (Böhm et al., 2009, S. 7fff.). Für die große Variabilität in der genetischen Ausstattung sind die unterschiedlichen Umweltbedingungen, Lebensführungen und Krankheitsbilder der Menschen ursächlich. Folglich können Personen im gleichen Alter in ihrer Leistungsfähigkeit und Funktionalität unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen (Baltes, Paul B. & Baltes, Margret Μ., 1989, S. 85fff.)
2.1.3 Die Bedeutung von „Wohnen“ für Senioren
Selbstbestimmtes Wohnen ist eines derwichtigsten Güterfür Senioren, wie eine Studie der Economist Intelligence Unit und Swiss Life belegt (sichtweisen-zum-laengeren-selbstbestimmten-le- ben.pdf, 2016). Im Alter verbringt der Mensch einen Großteil desTages in seinen eigenen vier Wänden. Dort wo er seinen Alltag bewältigt, befindet sich sein Lebensmittelpunkt, empfängt er Familie und Freunde und geht seinen Hobbys nach (Kampmann et al., 2011, S. 240ff. ; Seeliger, 2014, S. 1). Des Weiteren empfinden viele Senioren ihren eigenen Wohnraum als Rückzugsort, welchen sie jahrelang selbst gestaltet und eingerichtet haben. Das Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Geborgenheit spielt dabei eine große Rolle, und gewinnt im Alter nachweisbar an Bedeutung (Seeliger, 2014, S.53).
Damit verbunden ist oft eine Abneigung gegenüber Umzügen, was in einer Studie von Spellerberg und Schneider im Jahr 1999 beobachtet wurde. Unabhängig von den verschiedenen Wohnbedürfnissen der Senioren war die Umzugsbereitschaft gering (Lange-Lagemann, 2010, S. 19).
Allerdings spielen nicht nur die häusliche Umgebung sowie die Wohnbedürfnisse eine wichtige Rolle, sondern auch ein gewohnter Tagesablauf, welcher Senioren Halt im Alltag gibt. Dazu gehören geregelte Abläufe, wie zum Beispiel die Lieferung von Essen (oft durch „Essen auf Rädern“), feste Zeiten des Pflegedienstes oder der Besuch der Angehörigen (Seeliger, 2014). Das Zusammenspiel von gewohnten Abläufen zu den immer gleichen Uhrzeiten ist für das Wohlbefinden vieler Senioren ausschlaggebend.
Aus einer Befragung des Unternehmens TNS Emnid ist klar erkennbar, dass 67% der Befragten im Alter von 70 Jahren ohne fremde Hilfe in ihrer Wohnung bzw. in ihrem Haus leben möchten. 57% der Befragten bevorzugen die eigene Wohnung / das eigene Haus auch dann noch, wenn es die Möglichkeit gibt, darin Hilfe zu erhalten. Nur noch 23% bzw. 22% können sich einen Wohnsitz in einem BW ohne bzw. mit Pflegeheimanschluss vorstellen. Interessant allerdings ist, dass die Befragten eher in ein BW ziehen würden, anstatt ihren Angehörigen „zu Last“ zu fallen (16%).
Tab. 3 Wie möchten Sie im Alter von 70 Jahren wohnen?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statists, 2020
2.2 Smart Home
2.2.1 Begriffserklärung, Abgrenzung und Leistungsgrenze
Durch die Entwicklung von assistiven Technologien hat Smart Home Einzug in Wohnräume erhalten. Ab wann ein Wohnraum smart ist, ist schwer abzugrenzen, da es keine einheitliche Begriffsbestimmung gibt. Vereinfacht übersetzt bedeutet Smart Home „intelligentes Zuhause“ und umfasst laut dem Statistischen Bundesamt die Bereiche „Energiemanagement über Sicherheitstechnik bis hin zur Unterhaltungselektronik“ (3,3 Millionen Menschen nutzten 2020 smarte Haushaltsgeräte, o. J., S. 3). DerAutor Strese et al. (2010, S. 8) definiert Smart Home mit folgenden Worten:
„Das Smart Home ist ein privat genutztes Heim (z.B. Eigenheim, Mietwohnung), in dem die zahlreichen Geräte der Hausautomation (wie Heizung, Beleuchtung, Belüftung), Haushaltstechnik (wie z.B. Kühlschrank, Waschmaschine), Konsumelektronik und Kommunikationseinrichtungen zu intelligenten Gegenständen werden, die sich an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren. Durch Vernetzung dieser Gegenstände untereinander können neue Assistenzfunktionen und Dienste zum Nutzen des Bewohners bereitgestellt werden und einen Mehrwert generieren, der über den einzelnen Nutzen der im Haus vorhandenen Anwendungen hinausgeht“ (Strese et al., 2010).
Im alltäglichen Leben sind die Einschränkungen nicht nur auf die Fähigkeiten einer Person, sondern auch auf die Wohnumwelt zurückzuführen, womit der Ansatz des Ambient Assisted Living (AAL) an Bedeutung gewinnt (Meyer, 2010).
Abb. 1 Beispielhafte Darstellung eines Smart Home
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darrstellung in Anlehnung an (Choi et al., 2019)
Die vorliegende Abbildung soll einen Überblick über die Verknüpfung von verschiedenen SHS aus dem Bereich der Sicherheitssysteme rund um die eigenen vier Wände aufzeigen. Dabei lässt sich erkennen, dass die Geräte nicht nur miteinander, sondern auch mit einer Smart Home Zentrale verbunden sind, wo Daten gesammelt, analysiert und transportiert werden. (Choi et al., 2019)
Da der Schwerpunkt dieser Arbeit auf Senioren ab einem Alter von 65 Jahren liegt, wird im Zusammenhang mit Smart Home hauptsächlich das Konzept „Ambient Assisted Living“ (AAL) betrachtet, welcher übersetzt für folgendes steht: „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben“ (Bürger & Sidel, 2020, S. 10). Da keine einheitliche Definition von AAL vorliegt, orientieren sich die meisten Autoren an der Definition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Rosliwek-Hollering, 2013, S. 41): „Ambient Assisted Living (AAL) steht für Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen, um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, zu erhöhen“ (Technik die unser Leben vereinfacht, 2016).
Laut einer Befragung der Bertelsmann Stiftung von 2019, empfinden 44% der Befragten, dass Smart-Home-Technologien eine einflussreiche Entwicklung für die Senioren bieten wird. Der gleiche Anteil der Befragten (44%) sehen den Bereich E-Health auch als einflussreiche Entwicklung an. Darüber hinaus empfinden 65% persönliche Assistenzsysteme als einflussreichste Entwicklung an, die im Alter eine Rolle spielen wird. (Bürger & Sidel, 2020, S. 11)
Tab. 4 Relevante Technologien im Alter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: (Bürger & Sidel, 2020, S.11)
Diese Technologie beinhaltet nicht nur die Gestaltung des häuslichen Umfelds, sondern auch gesundheitlichen Systeme, zum Beispiel digitale Armbänder, die den Puls und den Herzrhythmus messen können (Mit der EKG-App auf derApple Watch ein EKG aufzeichnen, o. J.).
Zahlreiche SHS sind auf ältere Menschen als Anwender, Ärzte, Pflegekräfte und Pflegende in Form von Angehörigen ausgerichtet (Rosliwek-Hollering, 2013, S. 41). DerAnteil an alleinstehenden und älteren Menschen in der deutschen Bevölkerung nimmt, wie zuvor bereits festgestellt, stetig zu. Dadurch wird der Bedarf an Systemen, welche den Alltag erleichtern und/oder Aufgaben für sie übernehmen, immer wichtiger (VDE-Positionspapier, Intelligente Heimvernetzung. Ambient Assisted Living Smart Home, Smart Metering Konsumerelektronik, 2011, S. 7).
Die Hauptaufgaben der AAL-Technologie sind unteranderem das Auslösen eines Alarmes, wenn ein Parameter einen Grenzwert überschreitet. Des Weiteren gibt es noch zahlreiche weitere Anforderungen an die Technologie. In Tabelle 6 ist eine Übersicht über sechs Anforderungsbereiche und die dazugehörigen Anforderungen aufgeführt (Betz et al., 2010, S. 74f.).
Tab. 5 Anforderungsbereiche an die Ambient Assisted Living-Technologie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Betz et al., 2010,S. 75)
Zusätzlich zu diesen Anforderungsbereichen gibt es aufgrund körperlicher und geistiger Fähigkeiten noch ergonomische und spezifische Anforderungen (Betz et al., 2010, S. 76f.).
2.2.2 Darstellung heutiger Systeme und kritische Betrachtung derzeitiger Grenzen
Die Veränderungen der Digitalisierung betreffen die gesamte Bevölkerung und prägen den Alltag jeder Gesellschaftsschicht. Besonders jedoch die ältere Altersgruppe, denn diese wird mit vielen neuen und unbekannten Errungenschaften konfrontiert. Neue Technologien, dazugehörige Geräte (SHS) und entsprechende Anwendungen bereichern den Alltag in den verschiedensten Bereichen und Abläufen. (Ältere Menschen und Digitalisierung: Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts, 2020)
Betrachtet man den Einfluss der Digitalisierung auf das Leben von Senioren, rücken zwei Faktoren in den Vordergrund. Zum einen gibt es die systematische Komponente, bei der hauptsächlich die Übertragung, die Speicherung, sowie der Schutz von Daten eine Rolle spielt. Zum anderen ist der soziale Aspekt von großer Bedeutung, da sich durch die Digitalisierung auch die Art der Kommunikation zwischen Freunden, Angehörigen und Betreuern verändert. Positiv hervorzuheben ist, dass durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, beispielweises mit Senioren-Smartphones, viele ältere Menschen ihr soziales Umfeld trotz körperlicher Einschränkungen pflegen können. (Ältere Menschen und Digitalisierung: Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts, 2020, S. 7) Auch eine Überwachung der Mobilität von Senioren in Form von Tracking Systemen und Sensoren erhöht die Sicherheit der älteren Menschen in ihrem Alltag. Exemplarisch hierfür bietet die Firma paj-gps kleine handliche GPS-Tracker für Senioren an, die ihren Angehörigen unter anderem den aktuellen Standort sowie bereits absolvierte Strecken anzeigen kann. Somit bietet dieses System auch an Demenz erkrankten Personen, die Möglichkeit sich zu bewegen und die Angehörigen über ihren aktuellen Aufenthaltsort zu informieren („GPS Tracker für Senioren - der EASY Finder 2.0 von PAJ mit Tracking-App“, o. J.). Zugleich bedeutet dies aber auch ein Eingriff in die Privatsphäre und die Freiheit von Senioren.
Zusammenfassend zeigt die Digitalisierung Senioren einige Vorteile auf. Die Kommunikationsmöglichkeiten im sozialen Umfeld und der erleichterte Zugang zu Wissen und Bildung sind nur zwei Beispiele. Aber auch Nachteile, wie die Thematik um den Datenschutz oder das Gefühl der totalen Überwachung, können dadurch entstehen (Ältere Menschen und Digitalisierung: Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts, 2020, S. 9).
Bereits im Jahr 1984 brachte das Deutsche Rote Kreuz das erste SHS auf den deutschen Markt. Zur damaligen Zeit wurde das allerdings noch nicht als solches betitelt (Marx, 2006, S. 17ff.). Dieses Produkt - der Hausnotrufknopf - zählt auch heute noch zu den bekanntesten SHS für Senioren. Bereits mehr als 200.000 Personen nutzen den Hausnotrufknopf der Johanniter in Deutschland (Johanniter-Hausnotruf, o. J.)._Aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes geht hervor, dass „fast ein Drittel der 65-Jährigen und Älter sowie die Hälfte der 80-Jährigen und Älteren jährlich mindestens einmal stürzen“ (Dortschy, 2009, S. 43). Laut Schätzungen stürzen ca. 5 Millionen Senioren jährlich, wovon rund 300.000 nach dem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen („Haushaltsunfälle bei Senioren“, 2021). Die Besonderheit an einem Hausnotrufknopf ist, dass er zu einem der wenigen AAL Modulen zählt, die bei vorhandener Einstufung in einen Pflegegrad heutzutage von der Krankenkasse übernommen werden (Dortschy, 2009; Technik die unser Leben vereinfacht, 2016).
In der folgenden Tabelle werden auf dem Markt verfügbare SHS dargestellt. Da dieser Markt enorm schnelllebig ist, sind diese Tabellen nur beispielhaft und nicht vollständig. Zusätzlich wurden sie in die drei Kategorien Komfort-, Sicherheits- und Gesundheitsanwendungen geclustert. Im Bereich der Komfortanwendungen liegt der Schwerpunkt auf der Bequemlichkeit und einem angenehmen Wohnklima. Den Schutz vor Einbruch, Brand oder ähnlichen Ereignissen sowie die Verhinderung von Unfällen deckt der Bereich der Sicherheitsanwendungen ab (Meyer et al., 1997, S. 38ff.). Deren Ziel ist die Überwachung von gesundheitsbezogenen Daten, wodurch der Anwender zu einem gesundheitsfördernden Handeln geleitet wird (Meyer, 2010, S. 49).
Eine aufgelistete und geclusterte Liste über den aktuellen Ist-Stand an Produkten, ist im Anhang S, S.136 beigefügt. Diese Systeme sollen einen Überblick über die auf dem Markt aktuell verfügbaren Produkte darstellen.
Im Optimalfall können alle diese Systeme miteinander verknüpft und mittels Handlungsabläufe nacheinander aktiviert werden. Somit ist eine effektive und ideale Versorgung der Bewohner, die so lange wie möglich selbstständig Zuhause leben möchten, gegeben. Folgende Abbildung soll solch eine Gesamtheit die Kombinationsmöglichkeiten von AAL-Technologien veranschaulichen. (Choi et al., 2019)
Abb. 2 Übersicht von AmbientAssisted Living Gesundheitsplattform
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (Choi et al., 2019)
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass auch eine Rundum-Unterstützung durch AAL Systeme nur den Einzug in eine Wohnung enthält, wenn die Akzeptanz der Senioren vorhanden ist. Der Einfluss von subjektivem Pflegebedarf, persönlicher Technikerfahrung sowie soziodemographischen Eigenschaften ist somit für die Annahme von Smart Homes entscheidend. (Baier, o. J, S. 65fff.; McCreadie & Tinker, 2005, S. 91fff.; Schlussbericht: Marktpotenziale, Entwicklungschancen, Gesellschaftliche, gesundheitliche und ökonomische Effekte der zukünftigen Nutzung von Ambient Assisted Living (AAL)-Technologien, 2009, S. 23fff.)
Allerdings zeigen nachfolgende Studien, dass die Akzeptanz von technischen Errungenschaften erreicht worden und der Wille diese in ihr Eigenheim zu installieren teilweise vorhanden ist. Jeder zweite Befragte kann sich ein längeres Leben zu Hause mit Smart Home Lösungen vorstellen. Für 64% wären bis zu 100€ monatlich eine akzeptable Summe, die sie in technische Hilfsmittel investieren würden. Weitere 7% wären bereit, noch größere Summen monatlich zu investieren. Diese Zahlen gehen aus einer Online-Befragung der Deutschen Assistance Firma von 2017 hervor. (Ambient Assisted Living - Notfallmanagement - Deutschen Assistance, 2017)
Aus einer weiteren Befragung der Bertelsmann Stiftung von 2019 ist ersichtlich, dass 84% einen Einbau von altersgerechten Assistenzsystemen in Form von Bewegungssensoren oder eines Notrufs als eine hilfreiche Anschaffung empfinden.
Tab. 6 Anwendungsbereiche digitaler Technologien im Alter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: (Bürger & Sidel, 2020, S.10)
Allerdings gibt es derzeit auch einigen Grenzen von SHS und deren optimaler Nutzung.
Ein Grund dafür ist die systematische Hemmschwelle der Senioren gegenüber solchen Technologien. Der Autor Georgieff stellt die Behauptung auf, dass Senioren nicht technikfeindlich eingestellt sind. Sie sind zwar zurückhaltend und distanziert gegenüber Neuerungen, aber dies sei nicht mit einer Technikablehnung gleichzusetzten (Georgieff, 2009). Für Senioren bedeutet der Einsatz von SHS nicht nur, Geräte in ihre Wohnung zu integrieren/einbauen zu lassen, sondern auch, mit diesen adäquat umgehen zu können, damit die Systeme auch ihren vollen Nutzen entfalten können. Diese Kompetenz, welche insbesondere für ein langes, selbstbestimmtes Leben wichtig ist, wird auch digitale Souveränität genannt (Bürger und Sidel - Jetzt Alle! Digitale Souveränität von Älteren.pdf, 2020, S. 5).
Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung empfinden nur 6% der Befragten über 60 Jahren, dass ihre eigenen digitalen Kenntnisse sehr gut seien. 38% sehen ihre Kenntnisse als gut an und 36% als schlecht. Weitere 17% der über 60-Jährigen meinen, sehr schlechte digitale Kenntnisse zu besitzen. (Bürger und Sidel - Jetzt Alle! Digitale Souveränität von Älteren.pdf, 2020, S. 7)
Ein weiterer Grund für die derzeitig suboptimale Nutzung von AAL Anwendungen, ist die fehlende Marktdurchdringung. Das liegt unter anderem an den hohen Kosten für die Systeme, die fehlende Erstattung durch Kostenträger, sowie die fehlende Zahlungsbereitschaft auf Seiten der Anwender (Rosliwek-Hollering, 2013, S. 53). Letztere ist aufgrund einer durchschnittlichen Rente von 1.100€ pro Monat (im Jahr 2020) bei vielen Senioren reduziert (o.A., 2021). Die Kosten der Produkte belaufen sich von einigen hundert bis hin zu mehreren tausend Euro. Des Weiteren sind für umfassendere Systeme häufig etliche Umbauten notwendig, zum Beispiel die Schaffung der Barrierefreiheit (Stro- isch & Garthe, 2016, S. 108).
Als eine letzte aufgeführte Problematik der Smart Home Technologie ist die Thematik des Datenschutzes aufzugreifen. Diese spielt, wie in vielen anderen von der Digitalisierung betroffenen Lebensbereichen, auch bei Smart Home eine große Rolle.
Das Unternehmen Deloitte führte eine Befragung zum Thema „Motive für Nicht-Nutzung von und fehlendem Interesse an Smart Home-Angeboten“ durch (Wagner et al., 2018, S. 15). Als Entscheidungsgrund gegen eine Smart Home Produkt nannten 33% der Befragten den Aspekt Datenschutz. (Wagner et al., 2018, S. 15)
Bei einer weiteren Umfrage (2017, 2060 Befragte, ab 18 Jahren) des internationalen Marktfor- schungs- und Beratungsinstituts YouGov über Vorbehalte gegenüber Smart Home antworteten 37% der Befragten und damit am zweithäufigsten, dass ihnen Hackerangriffe Ängste bereiten. Der Punkt Datenschutz wurde mit 29% am vierthäufigsten genannt, was die Bedeutung von entsprechenden Datenschutzregelungen bei SHS unterstreicht (Wisser, 2018, S. 87). Die Autorin Mayer und Kolleginnen zeigt auf, wie wichtig es ist, die Sorgen und Bedenken der Senioren einzubeziehen. Ihre irrationalen Ängste (Überwachungsgefühl, Verlust von Selbstständigkeit etc.) werden häufig gegenüber den Vorteilen von Smart Home Anwendungen abgewogen (Meyer et al., 1997, S. 136).
Abschließend zu diesem Kapitel soll ein Blick in die Zukunft geworfen werden, und anhand einer koreanischen Studie exemplarisch aufgezeigt werden, inwiefern AAL Systeme die zukünftige Lebensumgebung von Senioren prägen können. In dieser Untersuchung werden Umweltmerkmale ältere Menschen analysiert, Kategorien (physische, mentale und soziale) erstellt und anschließend ein morgendlicher Tagesablauf mit dem passenden Smart Home Technologien kombiniert. (Choi et al., 2019) Dabei erkannten die Forscher, dass es von großer Bedeutung ist, auf die Bedürfnisse und Tages- und Nachtabläufe der Senioren einzugehen. Denn sie gehen z.B. nachts häufiger auf die Toilette oder stehen früher auf, was bei den Systemen hinterlegt werden muss, dass kein Fehlalarm ausgelöst wird. (Choi et al., 2019) Eine Tabelle, die im Anhang A, S. 54 beigefügt wurde, soll die theoretischen Umsetzmöglichkeiten in der Praxis aufzeigen.
2.3 Betreutes Wohnen
2.3.1 Begriffserklärung und Abgrenzung
In Deutschland gibt es laut Pflegedatenbank im Jahr 2020 mehr als 7.050 betreute Wohnanlagen, die 315.000 Wohnungen für Pflegebedürftige anboten (Marktanalyse - Statistiken BW in Deutschland 2019, 2019). Diese Sonderwohnform bietet Menschen mit Unterstützungsbedarf die Möglichkeit, eigenständig zu leben und nach persönlichem Bedarf Betreuungs-, Pflege-und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen (Kremer-Preiß et al., 2019, S. 3).
Das Betreute Wohnen wird durch zwei unterschiedlichen Grundbereiche differenziert. Die erste Sparte bietet Wohnformen für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Der zweite Bereich ist für Menschen im höheren Alter ohne körperliche und geistige Behinderung (hier als Senioren bezeichnet) vorgesehen. Im Folgenden dieser Arbeit wird sich ausschließlich auf Zweiteres bezogen.
Diese Wohnform zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus: Sie bietet Barrierefreiheit (Wohnung auch mit Rollstuhl oder einem Rollator begehbar), einen Grundservice, welcher in Form eines Ansprechpartners gewährleistet wird, sowie Zusatzleistungen und externe Dienstleistungen, die nach Bedarf gewählt werden können (Kremer-Preiß et al., 2019, S.3). Zusatzleistungen sind zum Beispiel die pflegerische- oder hauswirtschaftliche Versorgung, der Mahlzeitendienst oder der Fahrdienst (Boggatz, 2019, S. 12).
Abb. 3 Drei Säulen des Betreuten Wohnen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: BW im Alter, 2010, S. 29
Viele Träger von BW bieten Senioren die Möglichkeit, sich eine Wohnung in einer Anlage zu kaufen bzw. zu mieten. Verschiedene Kostenmodelle ermöglichen auch Senioren, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, den Einzug in ein BW. Die Wahl der passenden Wohnform ist nicht nur vom Kapital abhängig. Auch anderen Faktoren, wie Pflegeumfang, Betreuungsbedarf und Barrierefreiheit, haben einen Einfluss. In der folgenden Abbildung soll eine Abgrenzung von BW zu anderen Wohnformen dargestellt werden.
Tab. 7 Vergleich von wesentlichen Betreuungsformen für Senioren und kranke Menschen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: (Vergleich Betreuungsformen Pflege, 2008)
Ein weiterer Vorteil des BWs ist, dass die Bewohner nach Bedarf und ohne Verlassen der Wohnanlage Zusatzleistungen in Form von Pflegedienstleistungen dazu buchen können. Das Ziel dieser Wohnform ist es, Senioren so viel Selbstbestimmung und Verantwortung wie möglich zu überlassen, sowie die Integration und Teilhabe an der Gesellschaft zu erhalten (Lange-Lagemann, 2010, S. 29).
2.3.2 Modelle des Betreuten Wohnen
Für das Modell BW gibt es keine einheitliche Definition. Dies hat zur Folge, dass viele verschiedenen Konzepte entstanden sind. In den letzten Jahren haben sich folgende vier Modelle durchgesetzt:
- BW mit Ansprechpartner und externen Serviceangebot
- BW mit Betreuungskraft und Pflegestützpunkt
- BW in einer an ein Pflegeheim angekoppelten Wohnanlage
- BW in einer Einrichtung mit gesonderter Pflegeabteilung
(Crößmann & Börner, 2005, S. 12f.; Was das Betreute Wohnen bietet, 2017)
Tab. 8 Modelle des Betreuten Wohnens
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung: (Crößmann & Börner, 2005, S. 12f.; Was das Betreute Wohnen bietet, 2017)
Die vorhergehende Tabelle spiegelt die Vielfalt an Konzepten, Kostenstrukturen, Leistungsangeboten und Organisationsrahmen wider (Kremer-Preiß et al., 2019, S.13). Nicht nur der äußerliche Rahmen ist von Träger zu Träger unterschiedlich, auch die internen Angebote und Dienstleistungsstrukturen werden individuell angeboten.
Im vorigen Kapitel wurden die verschiedenen Modelle mit Fokus auf ihre äußere Struktur beschrieben. Von größerer Bedeutung sind allerdings auch die internen Strukturen und das Angebot des Trägers.
Basierend auf einer Studie des Kuratoriums Deutsche Altershilfe und BFS war bei 91,1% der 428 Wohnanlagen, die Beratung eine der am häufigsten genannte Grundleistung. An zweiter Stelle, mit 82,9%, lag das Freizeitangebot, gefolgt von Hilfe im Alltag mit 79,3%. Die Notrufsicherung erzielte 75,5%, was allerdings auch daran liegen könnte, dass % der 428 Wohnanlagen dies als Grundleistung anbieten. (Kremer-Preiß et al., 2019, S.21)
Zusätzlich zu den Grundleistungen bieten viele Träger Pakete von Wahlleistungen an, die die Senioren zusätzlich buchen kann. Diese werden durch den Träger selbst oder durch externe Dienstleister erbracht.
Anhand der Studie vom Kuratorium Deutsche Altershilfe und BFS ist erkennbar, dass lediglich 49,8% der 434 befragten Wohnanlagen eine häusliche Pflegeleistung anbieten (Kremer-Preiß et al., 2019). Wählbare Zusatzleistungen beinhalten unter anderem pflegerische Dienstleistungen, Einkaufsdienste, Wäschedienste, Mahlzeitendienste, Handwerkerleistungen, Fahr-bzw. Begleitdienste sowie kosmetische Angebote (Boggatz, 2019, S. 13).
Die Wohnform des BWs hat selbstverständlich auch seine Grenzen. Diese sind häufig dann erreicht, wenn Senioren einen Grad an Pflegebedürftigkeit erreicht haben, der eine umfangreichere und intensivere Betreuung verlangt.
Tab. 9 Gründe für den Auszug
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Betreutes Seniorenwohnen, 2019, S. 27
2.3.3 Kostenaspekte des Betreuten Wohnen
Sobald eine Person in ein BW umzieht, wird ein Miet- und Betreuungsvertrag mit dem Träger abgeschlossen, da diese Wohnform unterdas Miet- und Dienstleistungsvertragsrechtfällt. Neben Angaben zum allgemeinen Leistungsangebot enthält der Vertrag auch Punkte zum individuellen Leistungsangebot (das wohn und betreuungsvertragsgesetz.pdf, o. J. S. 20f.). Die Kosten setzen sich aus den Grundleistungen und Zusatzkosten zusammen. Laut Verbraucherzentrale betragen die Aufwendungen für die Grundleistungen zwischen 15-150€. Die Zusatzkosten werden häufig in Form von Servicepauschalen monatlich berechnet und variieren je nach Umfang der gewählten Leistungen. Das Leben im BW muss in der Regel durch eigene finanzielle Mittel bestritten werden - sowohl die Miet- oder Kaufkosten, als auch die Kosten für individuelle Leistungen (Kosten für BW, o. J.).
Im Jahr 2017 wurden 76% der Pflegebedürftigen von ihren Angehörigen Zuhause versorgt (Drei Viertel der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, 2019), wovon rund 2,5 Millionen Berufstätige diese Pflege ausführen (Akuthilfe für pflegende Angehörige beschlossen, 2020; Pflegestatistik 2013 - Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse, 2013, S. 5ff.).
Nicht nur die Pflege liegt häufig in derVerantwortung der Familienangehörigen. Auch bezüglich der finanziellen Versorgung mussten viele Angehörige bis Ende 2019 einspringen. Seit Januar 2020 ist das Angehörigen-Entlastungsgesetz in Kraft getreten, welches beinhaltet, dass Kinder nur noch ab einem Jahreseinkommen von 100.000€ belangt werden können. Zuvor mussten Kinder für ihre Eltern Teile der Pflegekosten übernehmen, wenn diese aufgrund einer geringen Rente oder eines zu kleinen Vermögens nicht in der Lage waren, selbstständig dafür aufzukommen (Bundesministerium fürArbeit und Soziales, 2019).
Bezogen auf das Betreute Wohnen gibt es für Personen mit limitierten finanziellen Mitteln verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten - zum Beispiel um den Umzug oder auch das weitere Leben in einer solchen Einrichtung stemmen zu können. Dabei gibt es verschiedene Varianten zur Kostenübernahme, Wohngeld, Leistungen des Sozialamtes oder der Pflegeversicherung sowie die Grundsicherung und Leistungen der Krankenkassen sind Beispiele hierfür. Derzeit wird bei der Kostenübernahme für die Wohnung und für individuelle Leistungen, die erbracht werden, unterschieden. Bei einem geringen Einkommen kann unter bestimmten Voraussetzungen ein Mietzuschuss in Form von Wohngeld gewährt werden (BW - eine Alternative fürs Wohnen im Alter, o. J.).
2.3.4 Gesundheitliche und soziale Beweggründe für das Wohnen in einem Betreuten Wohnen
Das Betreute Wohnen wird als Wohnform von Personen ausgewählt, „die Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger selbstständiger Lebens- und Haushaltsführung suchen“ (Kremer-Preiß & Stolarz, 2003, S. 93). Auch wenn die ältere Personengruppe eine deutliche Heterogenität (siehe 2.1.2) aufweist, zeigen sie übereinstimmende zentrale Bedürfnisse. Senioren können durch AAL Technologien unterstützt werden und ein selbständiges, längeres Leben in den eigenen vier Wänden führen (Betz et al., 2010, S. 15ff.). Trotzdem können diese Technologien nicht alle individuellen Problematiken beheben oder die Bedürfnisse der Senioren vollumfänglich abdecken. Falls dies der Fall ist, ist ein Umzug in ein BW eine Alternative.
2.3.4.1 Pflegebedarf
Der Autor Boggatz beschreibt die Pflegebedürftigkeit als „Notwendigkeit, Pflege in Anspruch zu nehmen“ (Boggatz, 2019,S. 22). Bereits vor bzw. auch nach einem Umzug in ein BW kann eine Pflegebedürftigkeit auftreten (Boggatz, 2019, S. 272). Darüber hinaus weisen 80% der Personen eine dauerhafte gesundheitliche Erkrankung auf, etwa drei vierteil leiden unter Geh- und Bewegungsbeschwerden und ca. zwei Drittel besitzen ein auf das Herzkreislaufsystem bezogenes Krankheitsbild. Zusätzlich weist jeder zweite Bewohnereine Seh- und/oder Hörschwäche auf. (Leben und Wohnen im Alter. Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische Erfahrungen bei der Umsetzung eine Bestandsanalyse, 2003, S. 111)
Zusammenfassend ist zu erkennen, dass bei einem vorhandenen Betreuungsbedarf ein Umzug in ein BW oft als Wohnform gewählt wird und bei einer Verschlechterung der gesundheitlichen Situation medizinische/pflegerische Zusatzleistungen gebucht werden (Leben und Wohnen im Alter. Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische Erfahrungen bei der Umsetzung eine Bestandsanalyse, 2003, S. 106fff.).
2.3.4.2 Umzugsbereitschaft
Der Spruch „einen alten Baum verpflanzt man nicht“ wird dadurch bestätigt, dass die Wohnmobilität mit steigendem Alter abnimmt (Saup, 2003, S. 25). Unabhängig davon gibt es zahlreiche Senioren, welche aufgrund verschiedener Gründe trotzdem umziehen.
Viele Senioren ziehen auf Anraten der Angehörigen in ein BW um (Kuratorium Deutsche Altershilfe, 1996, S. 20). In der Augsburg Längsschnittstudie geht hervor, dass einer der wichtigsten Gründe für den Einzug in ein BW die „Krisenvorsorge“ ist (Saup, 2003, S. 114). Daraus lässt sich ableiten, dass das Bedürfnis Sicherheit eine entscheidende Rolle spielt.
Des Weiteren haben Senioren den Wunsch, im gehobenen Alter lediglich einmal umziehen zu müssen. Dies kann durch ein BW und die Möglichkeit der zu buchbaren Zusatzleistungen im Bedarfsfall bis zu einem bestimmten Betreuungsbedarf ermöglicht werden.
2.3.4.3 Soziale Kontakte
Die Basis für eine aktive Lebensführung bildet die Einbindung in soziale Netzwerke, ein gesundheitliches Wohlbefinden und eine positive Einstellung zum Leben (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 1994, S. 16). Senioren, die in einer Partnerschaft leben, sehen in ihrem Lebenspartner die wichtigste Bezugsperson. Zugleich sind die Beziehungen zu den Kindern mit deren Partnern sowie den Enkelkindern von großer Bedeutung. Weitere wichtige Bezugspersonen bilden Geschwister, Freunde und Nachbarn (Mollenkopf & Flaschenträger, 2001, S. 156f.). Nicht nur familiäre und nachbarschaftliche Kontakte bilden für Senioren ein soziales Fundament, sondern auch der soziale Kontakt in Form von kirchlichen oder bezahlten Sozialdiensten, spielt eine enorme Rolle. Wenn aufgrund einer gesundheitlichen Erkrankung ein selbstständiges Verlassen der eigenen Wohnräume nicht mehr möglich ist, besteht die Gefahr, dass die sozialen Kontakte abnehmen (Schelisch, 2015, S. 43). Hierbei bietet das Betreute Wohnen eine gute Möglichkeit, soziale Kontakte weiterhin aufrecht zu erhalten. Laut einer österreichischen Studie von 2008, die in Vorarlberg erhoben wurde, gaben 73% der Studienteilnehmer an, einen guten bis sehr guten Kontakt zu den übrigen Bewohner im BW zu hegen (Boggatz, 2019, S. 52). Der Autor Boggatz beschreibt die Situation mit den Worten „BW bietet günstige Kontaktbedingungen für ältere Menschen, wenn sich auf Grund von altersbedingten Mobilitätseinschränkungen ihrAktionsradius verringert“ (Boggatz, 2019, S.273).
3 Methode, Grundlagen und Forschungsgegenstand
3.1 Bestimmung der Erhebungsmethoden
Die Analyse der Forschungsfrage wird mittels methodischen Ansatzes der Primärforschung durchgeführt. Primärforschung wird als Art der Marktforschung interpretiert, die aufgrund von Befragungen und Beobachtungen neues Datenmaterial für einen bestimmten Zweck generiert. (Clemens-Ziegler, 2010, S. 26)
In der empirischen Sozialforschung gibt es drei Gruppen von Erhebungsmethoden: Recherche, Beobachtung und Befragung. Bei der Recherche werden bestehende Daten gesammelt und ausgewertet. Anschließend werden bei der Beobachtung Verhaltens- und Interaktionsweisen von Menschen bzw. Tieren erhoben, um neue Informationen zu generieren. Die Befragung zielt darauf ab, neue Informationen zu erheben, die durch die reine Beobachtung nicht erbracht werden können. Darunter sind unterandere Meinungen, Einstellungen, Gedanken und Gefühle gemeint. (Hug & Po- scheschnik, 2014, S. 82f.)
Um möglichst viele Personenperspektiven zu der Forschungsfrage beleuchten zu können, wurden vier verschiedene Interessensgruppen befragt.
Tab. 10 Überblick Interessensgruppen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Die qualitative Befragung in Form des Experteninterviews und der Online-Befragung als quantitative Forschungsmethode wurden durch die Literaturrecherche erweitert.
Im Folgenden werden beide Befragungsmethoden sowie die Literaturrecherche näher beschrieben.
3.1.1 Experteninterview
Eines der am häufigsten eingesetzten Erhebungsinstrumente in der empirischen Sozialforschung ist das Experteninterview (Bogner et al., 2014, S. 3; Meuser & Nagel, 2009, S. 453). Die Autoren Meu- ser und Nagel beschreiben das Experteninterview als ein allgemein, wenig strukturiertes Erhebungsinstrument, welches zu explorativen Zwecken angewandt wird (Meuser & Nagel, 2009, S. 465ff.). Dieses Instrument liefert qualitative Daten zu einer Thematik und dient der „Teilhabe an exklusivem Expertenwissen“ (Bogner et al., 2005, S.37), welches für die Forscher leicht zugänglich ist. Die Erhebung der Expertenmeinung erfolgte in Form eines teilstrukturierten Face-to-Face Interviews vor Ort, welches nicht fest an einen Interviewleitfaden gebunden war (Bogner et al., 2005, S. 17). Die teilstrukturierte Interviewform zeichnet sich durch ihre Flexibilität während der Gesprächsführung aus, wodurch der Interviewer den individuell anpassen kann (Mikos & Wegener, 2017, 254f.). Dies geschieht abhängig vom Interviewfluss und der spezifischen Expertise des Befragten (Marquardt, 2007, S. 5f.; Mayer, 2004, S. 423).
3.1.1.1 Vor- und Nachteile der Methodik
Jede Methode der empirischen Sozialforschung weist Vor- und Nachteile auf, welche im Folgenden erläutert werden.
Die Autoren Kühl et al. beschreiben Vorteile von Experteninterviews mit den Worten „die Prinzipien der Prozesshaftigkeit, Kommunikation und Flexibilität bieten Experteninterviews Erkenntnischancen qualitativen Zuschnitts“ (Kühl et al., 2009, S. 53). Zugleich können bei dieser Methodik Schwerpunkte gesetzt und entsprechend Hypothesen gezogen werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Strukturierung von Themenblöcken, die Auswertung des Datenmaterials vereinfacht wird. Des Weiteren können sehr vielfältige Antworten gewonnen werden und im Vergleich zu quantitativen Daten, sehr reichhaltige Informationen liefern (Mikos & Wegener, 2017, S. 254f.).
Auf der anderen Seite kann es vorkommen, dass der Interviewer durch die gestellten Fragen nicht alle Perspektiven und Aspekte miteinbezieht, wodurch eine subjektive Perspektive des Interviewers entstehen kann. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus den sozialen Kompetenzen und der Gesprächssteuerung des Interviewers, da diese ausschlaggebend für die Offenheit eines Interviews sind. Insbesondere die inhaltliche Kompetenz spielt eine große Rolle, da ein adäquates Maß an Fachwissen entscheidend ist, um kein Gefühl eines „Experten-Duells“ aufkommen zu lassen. (Kühl etal., 2009, S.54)
3.1.1.2 LimitierendeFaktoren
Ein limitierender Faktor dieser empirischen Forschungsmethode stellt die geringe Anzahl der Experten dar. Solch eine kleine Stichprobe kann nur einen sehr begrenzten Themenbereich beleuchten und keine holistische Betrachtung des Themas ermöglichen.
Aufgrund der aktuellen Corona Situation in Deutschland war eine erweiterte Befragung in einem BW nicht möglich, was die Sichtweise der Anwender noch differenzierter und zielgerichteter präsentiert hätte. Des Weiteren konnte neben dem Gespräch mit einem Professor für Wirtschaftsingenieurwesen ein angebundenes AAL Lab nicht besucht werden, welches das Interview mit dem Experten bezüglich dieserThematik noch praxisbezogenergestaltet hätte.
3.1.1.3 Auswahl der Interviewpartner
Für eine erkenntnisreiche Analyse der Forschungsfrage wurden Interessensgruppen ausgewählt, welche sowohl die systemische als auch die emotionale Dimension von Smart Home und BW abdecken.
Als Fachexperten für die systemische Seite wurde ein Experte für SHS beziehungsweise für AAL Lösungen gesucht, welcher anhand ausführlicher Internetrecherche gefunden wurde. Der Professor hat seine Schwerpunkte im Wirtschaftsingenieurwesen und Pflegebereich gelegt. Als Expertin für BW konnte eine Fachkraft bei einem ansässigen, großen Anbieter gewonnen werden. Um insbesondere die emotionale Dimension abzubilden, wurde ein weiteres Interview mit einer Seniorin durchgeführt, welche noch in ihren eigenen vier Wänden wohnt, allerdings bereits einige Smart Home Techniken verwendet. Des Weiteren waren bei dieser Seniorin die Themen BW oder Pflegeheim für sie selbst bzw. ihren Mann schon öfter in der Diskussion.
Alle drei angesprochenen Teilnehmer erklärten sich bereit, dass ihre Informationen vertraulich verarbeitet werden dürften.
3.1.1.4 Erhebungsinstrument - Interviewleitfaden
Die Erstellung des Interviewleitfadens der vorliegenden Arbeit erfolgte in mehreren Schritten und wurde anhand der Forschungsfrage an die jeweiligen Perspektiven und Interessensgruppen angelehnt (vgl. Kap. 5.1).
Die Fragen des Interviewleitfadens wurden im zweiten Schritt als neutrale, sachliche Fragen formuliert. Dadurch bildeten sich in den Themenkomplexen sogenannte offene, als auch geschlossene Schlüssel- und Eventualfragen heraus (Hoffmeyer-Zlotnik, 2013, S. 262f.). Nachfolgend wurden die Fragen anhand Themengebieten und Wichtigkeit sortiert. Pro Themengebiet wurde eine Einführungsfrage formuliert, um einen passenden Einstieg zur Thematik zu finden. Anschließend folgte die Schlüsselfrage, womit sichergestellt wurde, dass alle relevanten Themenblöcke angesprochen wurden (Klammer, 2005, S. 230). Jeder Experte erhielt passend zu seinem beruflichen oder privaten Hintergrund entsprechend ausarbeitete Fragen. Aufgrund dessen variierte die Anzahl der Fragen pro Interview leicht. Zusätzlich wurde entsprechend des jeweiligen Interviewverlaufes Fragen (Eventualfragen) hinzugefügt oder ausgelassen, um den Gesprächsfluss nicht zu unterbrechen bzw. den Fokus auf die wichtigsten Themen legen zu können. Die ausführlichen Interviewleitfäden aller Experteninterviews sind im Anhang B-2, S. 59, Anhang C-2, S. 79 und Anhang D-2, S. 95 dieser Arbeit zu finden.
3.1.1.5 Vorbereitung des Experteninterviews
Zur Durchführung eines Experteninterviews und zur Erstellung eines Interviewleitfadens ist ein gewisses Maß an Fachwissen Voraussetzung. Das für diese Interviews notwendige Fachwissen wurde durch die eigene berufliche Erfahrung, als Physiotherapeutin und die Betreuung und Pflege der eigenen Großeltern sowie über die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen, welche in den Kapiteln zwei und drei erläutert wurden, sichergestellt.
3.1.1.6 Durchführung des Experteninterviews
Alle drei Interviews wurden zwischen dem 14.10.2021 und dem 22.10.2021 im privaten oder beruflichen Rahmen der Befragten durchgeführt. Zu Beginn der Interviews erhielten die Experten eine Einleitung über die Dauer und den Zweck des Gespräches, sowie einen Überblick über das Thema bzw. die Forschungsfrage der Arbeit. Zusätzlich wurden die Experten über die Datenschutzvereinbarung aufgeklärt, welche unterschrieben im Anhang B-1, S. 56, Anhang C-1, S. 76 und Anhang D1, S. 92 angehängt ist. Damit die Interviewerin alle Aspekte des Interviews ausführlich analysieren und interpretieren konnte, wurden die Interviews mittels eins Diktiergeräts aufgezeichnet sowie anschließend transkribiert (Anhang B-3, S. 63, Anhang C-3, S. 83 und Anhang D-3, S. 99).
Nach einer kurzen Vorstellung der Interviewerin wurde anschließend das Thema der Arbeit inklusive der Forschungsfrage erläutert. Dabei wurde deutlich gemacht, dass es bei dem Gespräch hauptsächlich um den Transfer von Wissen, Erfahrungen sowie Einschätzung zu Smart Home bzw. BW geht. Alle Gespräche wurden anhand des vorab erstellten Interviewleitfadens geführt.
3.1.1.7 Transkription des Interviews
Alle drei Interviews wurden direkt nach dem Gespräch von der Interviewerin transkribiert. Dabei wurde die einfache Transkription nach Dresing und Pehl gewählt. Folglich wurden bei der Transkription der Interviews Sprechweise und umgangssprachliche Formulierungen an die Schriftsprache angepasst (Dresing & Pehl, 2012, S. 25 ff.). Die drei transkribierten Interviews sind im Anhang B-3, S. 63, Anhang C-3, S. 83 und Anhang D-3, S. 99
3.1.2 Online-Befragung
Als weitere empirische Erhebungsmethode wurde die Befragung in Form einer schriftlichen OnlineBefragung gewählt. Diese Methode sammelt Informationen, welche nur durch eine Beobachtung nicht erhoben werden können. Bei dieser Methode werden Einstellungen, Meinungen, Gedanken und Gefühle derTeilnehmermündlich oder schriftlich erhoben. (Hug & Poscheschnik, 2014, S. 83) Ziel dieser Erhebungsmethode war es, von möglichst vielen Angehörigen eine Einschätzung zu den heutigen sowie zukünftigen Möglichkeiten von Smart Home Techniken gegenüber BW zu erhalten. Angehörige haben oft einen sehr großen Einfluss auf die Wohnform der Senioren und sind oft für die Betreuung oder den Support / die Koordination und Organisation verantwortlich. Des Weiteren ist es manchmal einfacher, klare Antworten, Aussagen und Informationen über Senioren von Angehörigen zu erhalten.
3.1.2.1 Vor- und Nachteile der Methodik
Die Online-Befragung weist mehrere Vorteile auf. Einerseits ermöglicht sie zeitliche und örtliche Unabhängigkeit für die Teilnehmer, wodurch eine große Anzahl an Personen angesprochen werden können. Andererseits kann eine zielgruppenspezifische Gestaltung der Befragung vorgenommen werden. Weiter Vorteile sind die geringen Kosten, die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten und eine hohe Qualität der Angaben, weil Fehl- oder Falscheingaben bei der Eingabe automatisch erkannt werden können. (Jackob et al., 2008, S. 292)
Doch auch diese Methode weist Nachteile auf, denn es besteht die Möglichkeit, dass Personen mehrfach an einer gleichen Umfrage teilnehmen, was das Ergebnis verfälschen kann. Zusätzlich besteht die Gefahr einer hohen Abbruchquote, da die Aufmerksamkeit im Internet schnell abnimmt. (Cengiz, 2015, S. 49). Bei der Erstellung der Umfrage wurde darauf geachtet, den Umfang möglichst kurz, sowie die Fragen klar und prägnant zu formulieren, um die Abbruchquote der Teilnehmer gering zu halten.
3.1.2.2 LimitierendeFaktoren
Aufgrund der geringen Anzahl von 67 Teilnehmern ist diese Befragung nicht als repräsentativ anzusehen. Zusätzlich lag die Abschlussquote bei einer Länge von 22 Fragen bei 75%, was die Anzahl der Teilnehmer nochmals reduziert. Zugleich hatten die Teilnehmer via E-Mail-Einladung die Möglichkeit, den Link weiter zu versenden, wodurch keine Übersicht über die weiteren Teilnehmer bestand. Ein weiterer limitierender Faktor spielte das vorausgesetzte Wissen über die Thematik BW und Smart Home Technologie. Die Teilnehmer sollten sich in irgendeinem Umfang bereits mit beiden Thematiken beschäftigt haben und ein Grundwissen mitbringen. Durch die Vorauswahl wurde die Zahl derTeilnehmergeringer, weil nichtjeder Interessent teilnehmen konnte.
3.1.2.3 Fragebogenkonstruktion
Die Erstellung des Fragebogens basiert auf dem theoretischen Wissen aus den Kapiteln 2 und 3 und zielte aufdie Beantwortung der Forschungsfrage anhand der Angehörigenperspektive aus.
Der Fragebogen wurde mit der Online Befragungssoftware SurveyMonkey (www.surveymon- key.com) erstellt.
Die verschiedenen Fragen wurden zu sechs chronologisch aufeinander aufbauenden Themenbereichen zusammengefasst. Während alle Teilnehmer Fragen zu den Themenbereichen eins bis drei beantworten mussten, entscheiden ausgewählte Antworten im vierten Themenblock den weiteren Verlauf der Umfrage. Entsprechend der Verzweigungslogik wurden Teilnehmer, welche sich bereits mit der Thematik BW auseinandergesetzt hatten, ab dem vierten Themenbereich hauptsächlich Fragen zu dieser Wohnform gestellt. Gleiches galt für teilnehmende Angehörige, welche sich bis dato nur mit der eigenen Wohnung inkl. Smart Home ihrer Eltern befasst hatten. Im letzten Themenblock wurden den Teilnehmern dann Fragen zu ihrer persönlichen Einschätzung bezüglich bestehender und zukünftiger Möglichkeiten und Grenzen von Smart Home gegenüber BW gestellt, allerdings wurden auch hierbei in Abhängigkeit bestimmter Antworten nur entsprechende Folgefragen gestellt.
Abb. 4 Übersicht derThemenblöcke/Screens derOnline-Befragung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Bei der Erstellung des Fragebogens wurde sehr darauf geachtet, dass jede Frage klar und für jeden Teilnehmer verständlich formuliert wurde. Gleichzeitig wurde bei der Fragenabfolge darauf geachtet, dass die Fragen Interesse wecken, um die Abbruchquote gering zu halten. Dieser ist im Anhang E, S. 106 beigefügt.
Die Online-Befragungwurdeam 19.10.2021 livegeschaltetundwarbiszum 03.11.2021 online.
3.1.2.4 Auswahl der Stichprobe
Bei der webbasierten Umfrage gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich einer Stichprobe anzunähern. Charakteristisch für eine aktive Auswahl ist, dass das Forschungsinstitut selbst die Teilnehmer um eine Teilnahme bei der Befragung bittet (Standards zur Qualitätssicherung für Online-Befragungen, 2001, S. 2). Die aktive Auswahl wurde anhand der Schneeballtechnik erweitert. Dabei wurden bekannte Personen gebeten, den Weblink an weitere (passende) Personen weiterzuleiten (Thielsch, 2008, S. 95f.). Die aufgeführt Tabelle gibt eine Übersicht über die Zusammensetzung der Stichprobe.
Tab. 11 Übersichtstichprobenauswahl
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
3.1.2.5 Durchführung der Online-Befragung
Nach der Fertigstellung der Fragen und der Umfrage wurden mehrere Pretests durchgeführt, um Fehler zu identifizieren und Umformulierungen vorzunehmen. Nach Fertigstellung der Online-Befragung wurde der Weblink über die in Tabelle 11 aufgelisteten Kanäle verbreitet. Zum 03.11.2021 wurde die Befragung geschlossen und die Auswertung der Ergebnisse initiiert. Im Zuge der Auswertung wurden Rückschlüsse auf die Perspektiven derAngehörigen zu den derzeitigen sowie zukünftigen Chancen und Grenzen von Smart Home gegenüber BW gezogen.
3.1.3 Literaturarbeit
Ergänzend zu den zwei empirischen Forschungsmethoden wurde die systematische Literaturrecherche gewählt, um den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf die Entwicklung und Akzeptanz von Smart Home gegenüber BW abbilden zu können.
Zur Beantwortung der vorliegenden Forschungsfrage, wurde ab dem Tag der Anmeldung der Bachelorarbeit am 03.10.2021 eine Literaturrecherche durchgeführt. Ziel davon war es, passende Studien, Monografien und wissenschaftliche Artikel zu finden, welche interessante Perspektiven und bestehende Erkenntnisse als Grundlage für die Beantwortung der Forschungsfrage liefern konnten. Zur Suche wurden verschiedene Datenbanken verwendet, unteranderem die eigene online Universitätsbibliothek, PubMed, Statista und Thieme. Dabei wurden folgende Schlüsselwörter verwendet: Smart Home, Smart Home Konzepte, Smart Home Technologien, Grenzen von Smart Home, Perspektiven von Smart Home, AmbientAssisted Living, AmbientAssisted Living Technologien, Grenzen von Ambient Assisted Living, Perspektiven von Ambient Assisted Living, Digitalisierung, BW, Grenzen von BW, Perspektiven von BW, Pflegebedürftigkeit, Pflegebedürftigkeit im BW, SHS im BW. Durch die Konjunktion „und“ wurden die Begriffe in unterschiedlichen Kombinationen verwendet.
3.1.3.1 Vor- und Nachteile der Methodik
Ein Vorteil der Literaturrecherche ist, das auf eine Vielzahl von Datenbanken und Bibliotheken zurückgegriffen werden kann. Dadurch können die verschiedensten Studien, Berichte, Monografien und ähnliches als Grundlage zur Beantwortung der Forschungsfrage herangezogen werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das deutsche sowie englische Fachliteratur verwendet werden kann.
Ein Nachteil dieser Forschungsmethode ist, dass es passieren kann, dass nicht die richtige Literatur gewählt wird, weil nicht die richtigen Schlagwörter ausgewählt wurden. Bei einer Literaturrecherche muss beachtet werden, das aktuelle Studienergebnisse wie wissenschaftlichen Erkenntnisse herangezogen werden, damit keine überarbeiteten Fakten dargestellt werden.
3.1.3.2 LimitierendeFaktoren
Durch die Recherche konnten einige interessante wissenschaftlich Arbeiten als Grundlage für diese Arbeit identifiziert werden. Diese wurden anhand folgender Ein- und Ausschlusskriterien geprüft und ausgewählt.
Tab. 12 Übersicht der Einschluss- und Ausschlusskriterien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Durch die Ausschlusskriterien reduzierte sich die Auswahl der Studien und Monografien. Trotzdem konnte ein guter Überblick über die Gesamtheit des aktuellen Entwicklungsstandes getroffen werden.
3.2 Triangulation
DerAutor Flick beschreibt die Triangulation mit den Worten, „dass ein Forschungsgegenstand von (mindestens) zwei Punkten aus betrachtet wird“ (Flick, 2008,S. 11). Dies bedeutet, dass der Untersuchungsgegenstand von verschieden Perspektiven gleichzeitig behandelt wird (Flick, 2008, S. 11 ff). Für diese Arbeit wurde die methodische Triangulation angewandt, wo qualitative sowie quantitative Daten kombiniert werden (Flick, 2011, S. 49).
3.3 Kritik der Methode
Im Bereich des methodischen Vorgehens steht vor allem die Konstruktion der Fragebögen für die Experten im Zentrum der Kritik. Die Leitfadenerstellung erfolgte vor Fertigstellung des theoretischen Teils dieser Arbeit. Dies hatte zum Vorteil, dass für die vorgesehene Datenerhebung sowie die Auswertung genügend Zeit zur Verfügung stand, jedoch gleichzeitig wichtige Erkenntnisse erst während der Ausarbeitung des theoretischen Teils aufkamen. Diese Problematik zeigte sich deutlich beim Interview, insbesondere bei der zielgenauen Erstellung einiger Fragen, mit dem Smart Home Experten. Ein Beispiel ist die Frage nach den Bereichen, in welchen SHS bereits heute BW ersetzen können. Dabei wurde die Klassifizierung der Systeme in Anwendungsbereiche, sowie die Genauigkeit der Umsetzung von Smart Home Technologien nicht berücksichtigt. Schlussfolgernd erwies sich das verwendetet Erhebungsinstrument des strukturierten Interviewleitfadens jedoch als geeignet, da die Mehrzahl der Fragen von allen drei Experten interessiert, reflektiert und differenziert zur Thematik beantwortet wurden.
In Bezugnahme auf die Online-Umfrage kann ein weiterer methodischer Kritikpunkt hervorgehoben werden, welcher sich auf die geringe Stichprobe bezieht. Diese wird pro Perspektive (Erfahrung der Angehörigen von Smart Home vs. BW) durch die Verzweigungslogik innerhalb der Umfrage nochmals reduziert. Dies hat zu Folge, dass die Repräsentation und Aussagekraft der Aussagen limitiert ist.
3.4 Forschungslücke
In dieser Arbeit wurde der Fokus auf die Beleuchtung der vier Personenperspektiven gelegt, um zu verstehen, inwieweit SHS eine Alternative für das Betreute Wohnen sein können.
Ein Großteil der Studien im Bereich SHS oder AAL wurden nur in wenigen Gebieten durchgeführt. Darüber hinaus wurden in den meisten Studien nicht alle Personenperspektiven in die Betrachtung miteinbezogen.
In Deutschland gibt es zu der Thematik AAL Systeme einige Pilotprojekte, allerdings fehlt die Anzahl an flächendeckenden Studien. Zusätzlich war die Forschung in den vorabgenannten Bereichen hauptsächlich in Bezug auf Pflegeheime und nicht auf BW ausgerichtet. Anhand dieser Forschungslücken wurde die Forschungsfrage für diese Arbeit herausgearbeitet.
3.5 Datenanalyse
3.5.1 Datenauswertung
In diesem Abschnitt wird für beide Erhebungsmethoden die jeweils passende Auswertungsmethode erläutert. Zuerst wird die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring kurz beschreiben und angewendet. Mayring beschreibt das Ziel dieser Auswertungsmethode mit den Worten, „Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion einen überschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist“ (Flick, 2011). Ein Vorteil dieser Methode ist, dass das Material schrittweise analysiert und in Kategorien eingeteilt wird (Mayring, 2015, S. 70ff.), wodurch sich diese Methode insbesondere für die Auswertung von Experteninterviews eignet. Das beigefügte Schema im Anhang F, S. 119 zeigt das inhaltsanalytische Ablaufmodell nach Mayring auf, wobei deutlich wird, dass der Analyseprozess in drei interpretative Verfahren eingeteilt wir: Das Zusammenfassen, die Explikation und die Strukturierung - welche alle zur Beantwortung der Forschungsfrage herangezogen werden können. (Mayring, 2015, S. 65ff.)
Die zentralste inhaltsanalytische Technik ist die Strukturierung, mit welcher eine Anordnung der Aussagen nach festgelegten Kategorien erfolgt (Lamnek & Krell, 2016, S. 492ff.). Um eine Kategorisierung vornehmen zu können, müssen Kodes (Oberbegriffe) und Subkodes (Unterbegriffe) erstellt werden. Die Strukturierungsdimensionen eines Kodier Leitfadens beinhalten folgende drei Schritte (Mayring, 2015, S. 97):
1. Definition der Kategorien: Genau Definition, was für Textbestandteile unter die gleiche Kategorie fallen.
2. Ankerbeispiel: Aufführung von konkreten Textstellen, die unter eine gemeinsame Kategorie fallen.
3. Kodierregeln: Bei Abgrenzungsproblematiken zwischen zwei Kategorien, werden Regeln formuliert, wodurch eine eindeutige Zuordnung ermöglicht wird.
Das Ablaufmodell der Strukturierung verdeutlicht den Ablauf der Datenanalyse und wurde im Anhang F, S. 119 beigefügt. Die Datenauswertung wird von den Arbeitsschritten Kodieren, Extrahieren, Paraphrasieren, Generalisieren und Zusammenfassen geleitet. Die daraus entstehenden Ergebnisse werden in Kategorien dargestellt, zusammengefasst und diskutiert. (Mayring, 2015, S. 71 - 72) Zu Beginn des Kodierverfahrens wurde eine Übersicht zur Kategorisierung der Aussagen anhand eines Entscheidungsbaums aufgestellt. Anhand der Entscheidung von Senioren (und ggbf. Angehörigen) für die eigene Wohnung mit integrierten SHS oder BW, wurden jeweils emotionale als auch systemische Entscheidungstrigger aufgezählt. Dem gegenübergestellt wurde auch die Perspektive der jeweiligen Experten für die entsprechende Wohnform und deren erwartete Entscheidungstrigger aufgezeichnet. Die Entscheidungstrigger aller Experten wurden als Grundlage für die Erstellung der Kodes verwendet. Diese Darstellung des Entscheidungsbaums ist im Anhang H, S. 124 beigefügt.
Neben der qualitativen Erhebung wurde für die Online-Umfrage eine quantitative Datenerhebung durchgeführt. Solche eine Erhebung liefert eine große Menge an Informationen, welche geordnet, geprüft und analysiert, sowie auf eine geringe Menge von aussagekräftigen Daten verdichtet werden müssen (Berekoven et al., 2009, S. 197). Die erhobenen Daten wurden quantitativ ausgewertet und durch die Online-Befragungsplattform surveymonkey bereitgestellt. Somit mussten die Datensätze nicht manuell eingegeben werden, sondern konnten direkt aus der Befragungsplattform übernommen werden. Dadurch reduzierte sich der Aufwand deutlich und es konnten keine Eingabefehler entstehen.
Als Auswertungsmethode wurde die deskriptive (beschreibenden) Statistik gewählt, um die Darstellung und das Zusammenfassen gesammelter Daten in grafischer (Balkendiagramm, Kreisdiagramm etc.) oder numerischer (Mittelwert, Standardabweichung etc.) Form darzustellen (Cleff, 2015,S. 4f.). Als Auswertungsunterstützung wurde das computergestützte Analyseprogramm MAXQDA für qualitative und quantitativen Daten angewandt.
[...]
1 In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich das generische Maskulin verwendet. Es wird darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll und keinesfalls eine Geschlechtsdiskriminierung zum Ausdruck bringt.
2Es wurden keine Einteilung der Altersgruppen bei dieser Statistik berücksichtigt.
- Citation du texte
- Magdalene Burghold (Auteur), 2021, Smart Home für Senioren. Eine Alternative zum Betreuten Wohnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1302507
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.