Die Betrachtungsweise von Menschen mit geistiger Behinderung hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Sie führt weg von einem Defizit orientierten Blickwinkel „hin zu einem kompetenzorientierten und ökologischem Verständnis, welches die Relativität und Relationalität von Behinderung anerkennt“ (METZLER & WACKER 2001, zit. nach WACKER et al. 2005, S. 10). Diese neue Sichtweise lässt sich in allen Bereichen der Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung wieder finden, so auch im Bereich Wohnen.
Genau diesem Bereich soll diese Arbeit gewidmet sein. Sie will sich mit der Lebenssituation von Bewohnern in Wohnheimen befassen, d.h. konkret, sie will das Empfinden der Wohnzufriedenheit aus der Perspektive von Menschen mit geistiger Behinderung darstellen. Dies soll exemplarisch anhand eines Wohnheims des Miteinander Leben e. V. in Köln - Rondorf geschehen, in welchem ich seit nunmehr fast drei Jahren arbeite. Um auswertbare Daten zu erheben, werden Interviews mit den Bewohnern und Bewohnerinnen geführt.
Insbesondere die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation spielt eine zentrale Rolle im Leben eines jeden Menschen. Nur wenn wir uns wohlfühlen, wenn wir uns „beheimatet“ (vgl. BOLLINGER 1990, S. 5; SPECK 2005, S. 336) fühlen, kann Wohnen als zentraler Wert für ein menschenwürdiges Dasein aufgefasst werden. Wie wichtig das Wohnen auch für Menschen mit geistiger Behinderung ist, zeigen z.B. WACKER et al. (2005, S. 23), indem sie „die häusliche Situation“ an erster Stelle aufführen, wenn sie die ganzheitliche Lebenssituation von Menschen mit geistiger Behinderung analysieren.
Um dem Begriff der Wohnzufriedenheit mit Inhalt zu füllen, wird in Kapitel 1 dieser Arbeit zunächst einmal der Begriff des Wohnens und der Wohnung betrachtet. Schon BOLLINGER (1990, S. 4) stellt sich in ihrer Arbeit die Leitfragen, „Was bedeutet Wohnen überhaupt? Welche Bedürfnisse des Menschen können mit dem Wohnen befriedigt werden?“
Diese Fragen sollen im ersten Teil dieser Arbeit beantwortet werden, denn „vor dem neuen Selbstverständnis von Menschen mit Behinderung, Bürger mit gleichen Rechten und mit den Potentialen für eine selbstbestimmte Lebensführung zu sein“ (WACKER et al. 2005, S. 4), sind ihre Bedürfnisse in keiner Weise von den unseren (bzw. denen der empirischen Sozialforschung) zu unterscheiden. Auch die Wohnqualität soll hier nicht unterschlagen werden, ist sie doch maßgeblich entscheidend für die Zufriedenheit mit der Wohnsituation.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Theoretischer Hintergrund
- 1. Wohnen - Mehr als nur ein Dach über dem Kopf..
- 1.1 Menschliche und wohnbezogene Grundbedürfnisse...
- 1.2 Die besondere Bedeutung der Wohnung für Menschen mit geistiger Behinderung
- 2. Leitideen und Prinzipien des Wohnens von Menschen mit geistiger Behinderung....
- 2.1 Das Normalisierungsprinzip.….……………………
- 2.2 Selbstbestimmtes Leben....
- 2.3 Soziale Integration und Inklusion
- 2.4 Empowerment.
- 2.5 SGB IX und HeimG
- 1. Wohnen - Mehr als nur ein Dach über dem Kopf..
- II. Eigene Untersuchung.
- 3. Fragestellung
- 4. Planung der Untersuchung…..
- 4.1 Das qualitative Paradigma...
- 4.2 Auswahl des Erhebungsverfahrens
- 4.2.1 Qualitative Interviews.
- 4.2.2 Methodisch-technische Aspekte........
- 4.2.3 Das problemzentrierte Interview.
- 4.3 Der Interviewleitfaden
- 5. Darstellung der Untersuchung..
- 5.1 Beschreibung der Wohneinrichtung.
- 5.2 Auswahl der Interviewpartner..
- 6. Auswertung der Untersuchung ….
- 6.1 Auswahl der Auswertungsmethode.......
- 6.2 Definition der Analyseeinheiten
- 6.3 Bemerkungen zu den Transkripten
- 6.4 Darstellung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse .......
- 6.4.1 Wohlbefinden innerhalb der Wohneinrichtung..
- 6.4.2 Empfinden der Wohnzufriedenheit in Bezug auf das Leben in einer Gemeinschaft mit Mitbewohnern und Betreuern..
- 6.4.3 Wahrnehmung des Wohnens in Hinsicht auf Selbstbestimmung und Autonomie aus der Perspektive der Bewohner.
- 6.4.4 Kontakte zu Familie und Freunden innerhalb und außerhalb der Wohneinrichtung..
- 6.4.5 Aussagen zur Beständigkeit der Gruppe.
- 7. Zusammenfassung und Resümee..
- 7.1 Ausblick
- Literatur …………………………….
- Quote paper
- Patrick Schickedanz (Author), 2008, Empfinden der Wohnzufriedenheit aus der Perspektive von Menschen mit geistiger Behinderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130217
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