Harry Truman, der am 12. April 1945 nach dem Abkleben Franklin D. Roosevelts das Amt des amerikanischen Präsidenten übernahm, zeichnete sich während seiner Amtszeit durch eine Reihe wegweisender und historischer Entscheidungen aus. Während zu Beginn seiner Regierungsperiode der Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im Sommer 1945 hervorsticht und in den Jahren danach zumal das abkühlende Verhältnis zur Sowjetunion überwiegt, welches schlussendlich im Kalten Krieg münden sollte, spielte die Truman-Administration ebenso eine herausragende Pionierrolle im Zusammenhang mit ausländischer Entwicklungshilfe. Diesbezüglich ist es nicht nur der Marshall-Plan zum Wiederaufbau Europas ab dem Jahr 1948, welcher besondere Aufmerksamkeit verdient, sondern ebenfalls die Ausweitung amerikanischer Entwicklungshilfe an zusätzliche Drittstaaten, welche Präsident Truman in seiner Inaugurationsrede vom 20. Januar 1949 zu Beginn seiner zweiten Amtszeit in Aussicht stellte und die Vereinigten Staaten so auf einen neuen außenpolitischen Kurs setzte.
Analyse der Rede des amerikanischen Präsidenten Harry Truman zur Ausweitung amerikanischer Entwicklungshilfe
(Inaugurationsrede vom 20. Januar 1949)
Harry Truman, der am 12. April 1945 nach dem Abkleben Franklin D. Roosevelts das Amt des amerikanischen Präsidenten übernahm, zeichnete sich während seiner Amtszeit durch eine Reihe wegweisender und historischer Entscheidungen aus. Während zu Beginn seiner Regierungsperiode der Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im Sommer 1945 hervorsticht und in den Jahren danach zumal das abkühlende Verhältnis zur Sowjetunion überwiegt, welches schlussendlich im Kalten Krieg münden sollte, spielte die Truman-Administration ebenso eine herausragende Pionierrolle im Zusammenhang mit ausländischer Entwicklungshilfe. Diesbezüglich ist es nicht nur der Marshall-Plan zum Wiederaufbau Europas ab dem Jahr 1948, welcher besondere Aufmerksamkeit verdient, sondern ebenfalls die Ausweitung amerikanischer Entwicklungshilfe an zusätzliche Drittstaaten, welche Präsident Truman in seiner Inaugurationsrede vom 20. Januar 1949 zu Beginn seiner zweiten Amtszeit in Aussicht stellte und die Vereinigten Staaten so auf einen neuen außenpolitischen Kurs setzte.1
Nachfolgend soll vor diesem Hintergrund analysiert werden, was genau sich der amerikanische Präsident unter Entwicklungshilfe vorstellte, wie konkret diese in der Praxis umgesetzt werden sollte sowie nicht zuletzt, welche Vorteile sich die Vereinigten Staaten selbst damit in Bezug auf die Sicherung ihrer eigenen Nationalinteressen erhofften. Auffällig ist in Trumans Rede zunächst einmal die Tatsache, dass das Thema Entwicklungshilfe, welches der Präsident in seiner Ansprache als vierten Punkt erwähnte und somit schlicht und einfach als "Point IV" Eingang in die amerikanische Geschichtswissenschaft gefunden hat, eine überaus hohe Gewichtung erfuhr, indem es nahezu die Hälfte seiner Ausführungen an jenem Tag im Januar 1949 ausmachte.2
Truman begann damit, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer in Washington darauf zu lenken, dass sich die Vereinigten Staaten vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage, welche sich durch einen Wettstreit demokratisch-freiheitlicher Gesellschaften gegenüber kommunistisch-autoritären Regimen auszeichnete, einem neuen weltweiten Programm widmen mussten, "um die Vorteile unserer wissenschaftlichen Errungenschaften und unseres industriellen Fortschritts für die Verbesserung und das Wachstum unterentwickelter Gebiete verfügbar zu machen."3 Immerhin war es eine unabweisbare Tatsache, so Truman, dass noch immer weitaus mehr als die Hälfte der Menschen auf der Welt unter elenden Bedingungen lebten und Opfer von Nahrungsmangel und tödlicher Krankheiten waren. Ferner war ihr Wirtschaftsleben primitiv und stagnierte vielerorts, sodass die daraus hervorgehende Armut eine Bedrohung nicht nur für sie selbst, sondern nicht selten auch für wohlhabendere Weltregionen darstellte. Zum ersten Mal in der Geschichte besaß die Menschheit allerdings das Wissen und die Fertigkeiten, das Leiden dieser Menschen zu lindern. Zwar verfügten auch die Vereinigten Staaten laut Truman nur in begrenztem Maße über materielle Ressourcen; gleichwohl aber konnten sie anderen Staaten dennoch ihr technisches Wissen zur Verfügung stellen. Dies sollte in Kooperation mit anderen Nationen geschehen, unterstrich Truman, und zwar indem gemeinsam Kapitalinvestitionen in entwicklungsbedürftigen Gebieten gefördert wurden. In diesem Zusammenhang galt für den amerikanischen Präsidenten allen voran das Schlagwort "Hilfe zur Selbsthilfe."4 Wie Truman erläuterte:
Unser Ziel sollte es sein, den freien Völkern der Welt zu helfen, durch ihre eigenen Bemühungen mehr Nahrung, mehr Kleidung, mehr Materialien für Wohnungen und mehr mechanische Kraft zu produzieren, um ihre Lasten zu erleichtern. Wir laden andere Länder ein, ihre technologischen Ressourcen in diesem Vorhaben zu bündeln. Ihre Beiträge werden herzlich begrüßt. Dies sollte ein kooperatives Unternehmen sein, in dem alle Nationen über die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen zusammenarbeiten, wo immer dies möglich ist. Es muss eine weltweite Anstrengung für das Erreichen von Frieden und Freiheit sein.5
Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen, Privatkapital, Landwirtschaft und Arbeitern könne das angestrebte Programm die industrielle Aktivität in anderen Nationen erheblich steigern und ihren Lebensstandard obendrein deutlich verbessern. Dahingehende wirtschaftliche Beziehungen mussten gleichwohl dergestalt konzipiert sein, dass sie den ansässigen Völkern unmittelbar zugutekommen würden: "Garantien für den Investor müssen durch Garantien im Interesse der Menschen ausgeglichen werden, deren Ressourcen und deren Arbeitskraft in diese Entwicklungen fließen."6 In diesem Kontext schnitt Truman das noch immer aktuelle Thema kolonialer Machtbestrebungen an, indem er erklärte:
Der alte Imperialismus – Ausbeutung für ausländischen Profit – hat in unseren Plänen keinen Platz. Was wir uns vorstellen, ist ein Entwicklungsprogramm, das auf den Konzepten des demokratischen Fair-Deals basiert. Alle Länder, einschließlich unseres eigenen, werden in hohem Maße von einem konstruktiven Programm zur besseren Nutzung der menschlichen und natürlichen Ressourcen der Welt profitieren. Die Erfahrung zeigt, dass sich unser Handel mit anderen Ländern ausdehnt, wenn sie sich industriell und wirtschaftlich weiterentwickeln.7
[...]
1 Zum Point IV-Program, vgl. Thomas G. Paterson, "Foreign aid under wraps: the point four program", Wisconsin Magazine of History (1972), S. 119–126; Stephen Macekura, "The Point Four Program and U.S. International Development Policy", Political Science Quarterly 128, no. 1 (2013), S. 127–60.
2 Harry S. Truman, Inaugural Address, 20. Januar 1949. Abrufbar unter: https://www.trumanlibrary.gov/library/public-papers/19/inaugural-address
3 Ebd.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Ebd.
- Arbeit zitieren
- Joe Majerus (Autor:in), 2012, Analyse der Rede des amerikanischen Präsidenten Harry Truman zur Ausweitung amerikanischer Entwicklungshilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1301766
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