„There can be no culture without the transvestite“.
Wenn Transvestismus heute als gesellschaftlich akzeptiert gilt, dann bezieht sich dies vor allem auf gewisse Transvestitshows und Cabarets, die der Unterhaltung dienen.
Der Fetischismus, sich in Gewänder des anderen Geschlechts zu kleiden und dabei sexuell erregt zu fühlen, hat noch immer nicht die Etikette der Normalität erhalten.
Homosexualität, die zumeist mit Transvestismus liiert ist, wurde schon unter vielen ehemaligen Regierungen dieser Welt, verfolgt und bestraft, weil sie als pervers, anormal und schmutzig galt, wobei wohl niemand daran bedachte, dass diese Art der sexuellen Orientierung schon in der Antike gepflegt wurde, denn Frauen galten damals noch nicht viel und dienten nur der Fortpflanzung, nicht aber dem erotischen Vergnügen.
Und trotz der Verfolgung und Diskriminierung, hat es sie immer gegeben, die Transvestiten und Schwulen.
Kaum jemand weiß, um was es ich bei Transvestismus eigentlich handelt, wie die Hintergründe sind und welchen Einfluss unsere Kultur auf die Natur des Transvestiten hat und umgekehrt.
Diese Diskussion ist auch in einigen Filmen thematisiert worden, unter anderem auch in Almodóvars Werken.
In 'Laberinto de pasiónes' geht es um das Leben der Jugendlichen in Madrid zur Zeiten der 'movida', jener Epoche als die Spanier nach 40 Jahren diktatorischer Herrschaft endlich wieder ihre vermeintliche Freiheit leben durften und dies auch in vollen Zügen genossen. Man schämte sich nicht mehr seiner Andersartigkeit, sondern traute sich, diese endlich offen zu zeigen.
Dabei stellt sich aber die Frage, ob es sich beim Transvestismus in diesem Fall um eine psychische Störung, deren Ursprung sich im Kindesalter findet oder um ein Symptom der kulturell-revolutionären 'movida' handelt.
Gliederung
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Der Ödipus-Komplex
2.2 Transvestismus
2.2.1 Psychoanalyse
a) Fotonovela
2.2.2 Merkmale des Transvestiten
a) Szene im Café
b) Soft queen killerman
c) Me vestí como las mujeres de mi tierra
d) ¡Qué síndrome!
e) Reina de Halloween
f) Toraya
2.3 Movida und Camp
a) La ciudad más divertida del mundo
b) El Rastro
c) Intermedialität
d) Fabio, Rizas Vorbild
e) Suck it to me
2.3.1 Transvestismus als Symptom der movida
a) Te entrego mi disfraz
b) Estoy histérica
c) Amor de cloacas
2.3.2 Die Rolle des Transvestiten für Almodóvar
3. Schluss
Bibliographie
Primärquellen:
Sekundärliteratur:
1. Einleitung
„There can be no culture without the transvestite“[1].
Wenn Transvestismus heute als gesellschaftlich akzeptiert gilt, dann bezieht sich dies vor allem auf gewisse Transvestitshows und Cabarets, die der Unterhaltung dienen.
Der Fetischismus, sich in Gewänder des anderen Geschlechts zu kleiden und dabei sexuell erregt zu fühlen, hat noch immer nicht die Etikette der Normalität erhalten.
Homosexualität, die zumeist mit Transvestismus liiert ist, wurde schon unter vielen ehemaligen Regierungen dieser Welt, verfolgt und bestraft, weil sie als pervers, anormal und schmutzig galt, wobei wohl niemand daran bedachte, dass diese Art der sexuellen Orientierung schon in der Antike gepflegt wurde, denn Frauen galten damals noch nicht viel und dienten nur der Fortpflanzung, nicht aber dem erotischen Vergnügen. Und trotz der Verfolgung und Diskriminierung, hat es sie immer gegeben, die Transvestiten und Schwulen.
Kaum jemand weiß, um was es ich bei Transvestismus eigentlich handelt, wie die Hintergründe sind und welchen Einfluss unsere Kultur auf die Natur des Transvestiten hat und umgekehrt. Diese Diskussion ist auch in einigen Filmen thematisiert worden, unter anderem auch in Almodóvars Werken.
In Laberinto de pasiónes geht es um das Leben der Jugendlichen in Madrid zur Zeiten der movida, jener Epoche als die Spanier nach 40 Jahren diktatorischer Herrschaft endlich wieder ihre vermeintliche Freiheit leben durften und dies auch in vollen Zügen genossen. Man schämte sich nicht mehr seiner Andersartigkeit, sondern traute sich, diese endlich offen zu zeigen.
Dabei stellt sich aber die Frage, ob es sich beim Transvestismus in diesem Fall um eine psychische Störung, deren Ursprung sich im Kindesalter findet oder um ein Symptom der kulturell-revolutionären movida handelt.
2. Hauptteil
Zuerst einmal muss geklärt werden, wo die psychologischen Wurzeln des Transvestismus liegen und inwiefern ein Zusammenhang mit der movida wahrscheinlich ist, was anhand des Films Laberinto de pasiónes sehr gut veranschaulicht werden kann.
2.1 Der Ödipus-Komplex
Um das Besondere am Transvestismus zu erkennen, muss man sich erst einmal mit der grundlegenden Situation der Geschlechteridentität, ihrer Zuordnung, die bereits im Kindesalter stattfindet und den psychologischen Hintergründen auseinandersetzen.
Bereits im vierten Lebensjahr treten bei Kindern sexuelle Triebe auf, die auf das gegengeschlechtliche Elternteil gerichtet werden. So hat zum Beispiel der Sohn das Verlangen, die Mutter ganz für sich beanspruchen zu wollen. Für die Versagung seines Begehrens macht das Kind das dritte Objekt im ödipalen Dreieck, also das gleichgeschlechtliche Elternteil verantwortlich.
Diese Versagung geht zum Einen mit einer erzieherischen Unterdrückung einher, die jegliche Auslebung der sexuellen Triebe, eingeschlossen die masturbatorische, bezweckt. Andererseits erkennt das Kind die ihm untersagte Situation im Verhalten der Eltern zueinander.
Das gleichgeschlechtliche Elternteil stellt für das Kind also sowohl die Realisierung des sexuellen Verbots, als auch seine Übertretung dar. Das ödipale Begehren ist bei Jungen aber stärker ausgeprägt als bei Mädchen, da beide durch die einstige Verbindung mit der Nabelschnur eine sehr innige Beziehung zur Mutter hegen, die aber bei den Mädchen durch den Elektra-Komplex, das weibliche Pendant zum Ödipus-Komplex, auf den Vater abgelenkt wird, sich beim Jungen durch das ödipale Begehren noch stärker auf die Mutter konzentriert.
Dass die Macht des Vaters im familiären Patriarchat die stärkste ist, drückt sich auch in der Angst des Jungens vor der Bestrafung durch Kastration durch den Vater, den sogenannten Kastrationskomplex, aus. Die vom Vater ausgehende Unterdrückung des sexuellen Verlangens des männlichen Kindes äußert sich einerseits durch eine gewisse Aggressivität des Sohnes gegenüber dem Vater, der sich durch das Begehren des gleichen Objekts, der Mutter, in die Rolle des störenden Rivalen manövriert hat, zum Anderen, durch eine sekundäre Furcht des Kindes, selbst eine derartige Aggression zu erfahren.
Das männliche Kind unterdrückt letztendlich das Verlangen nach der Mutter und identifiziert sich statt dessen mit dem Vater, in der Hoffnung, selbst einmal die kastrierende Macht zu besitzen. Nach Sigmund Freud ist eine unzureichende Bewältigung des Ödipus-Komplexes die grundlegende Ursache für spätere Neurosen und Persönlichkeitsstörungen.
2.2 Transvestismus
Transvestismus kann sowohl vom psychoanalytischen Standpunkt betrachtet, als auch als ein Symptom der movida betrachtet werden.
2.2.1 Psychoanalyse
Der maskuline Transvestit, der Frauenkleidung trägt, leugnet die Abgrenzung vom Körper der Mutter. Er versucht damit den Mangel des Phallus der Mutter zu verdecken. Hierfür ahmt er die stereotypisierte Weiblichkeit in übertriebener Art und Weise nach, wobei er aber nicht sein männliches Geschlecht verleugnet. Der Transvestit ist demnach ein Hybride, dessen sexuelle Lust daraus besteht, sich in die nicht kastrierende Mutter zu verwandeln. Er versucht die Angst vor der Kastration durch den Vater zu überwinden, indem er dessen Macht verleugnet um sich von der traumatischen Begegnung mit jenem zu lösen und sich deshalb mit der Mutter identifiziert.
Transvestismus ist auch immer unweigerlich mit Fetischismus verbunden. Unter sexuellem Fetischismus versteht man eine Variante der Sexualität, bei der ein Mensch im Zusammenhang mit Gegenständen, Situationen oder Handlungen eine sexuelle Erregung erfährt. Nach Freud können nur Männer Fetische haben, Frauen bekommen Neurosen. Er beschreibt den Fetischisten als jemanden, der an die Realität der Kastration glaubt, sich diesem Glauben jedoch nicht stellen will, das heißt er ist sich des Besitzes des Phallus bewusst.[2]
Der Transvestit weist eine traumatische Realität von sich. Da er aber seinen Fetisch exakt an dieser Realität nährt, stellt er gleichzeitig ihren Bedeutungsträger dar.
a) Fotonovela
In der Szene 4 (00:24) wird die innere Zerrissenheit des Fetischisten zwischen der Verbergung des Mangels und, dessen trotzend, seiner ständigen Signalisierung, deutlich.
Die sexuelle Erregung des Transvestiten ist direkt mit seiner Erektion verbunden, was also heißt, auch mit dem Geständnis im Besitz eines Phallus zu sein.
Das lässt verstehen, warum in dieser Szene, ein Bohrer als Folterinstrument gewählt wurde, denn dieser weist die typischen phallischen Merkmale auf. Der Bohrer ist nicht nur ein Werkzeug, das durchaus dafür geeignet ist einen Menschen zu verletzten, und aus diesem Grund schon einen bedrohlichen Charakter aufweist, er stellt ebenfalls den Phallus des kastrierenden Vaters dar, was dem Fetischisten ja bereits Angst einjagt.
Paradoxerweise entpuppt sich das Gerät aber trotzdem als das Objekt Fabios’ Begierde: „Deseas tanto esa broca. Te gusta, te gusta, te gusta su sabor” (4, 00:23:10). Der Phallus wird also in gewisser Weise glorifiziert, was nicht schlussfolgernd auch die Glorifizierung der kastrierenden Männlichkeit bedeuten muss.
2.2.2 Merkmale des Transvestiten
Zu allererst ist der Transvestit eine Person, die die Äußerlichkeiten und Gebären des kulturell geprägten Geschlechts annimmt, das nicht ihr eigenes ist, sprich, der männliche Transvestit verkleidet sich als Frau und benimmt sich als wäre er eine. Der weibliche Transvestit verkleidet sich demnach als Mann und benimmt sich wie einer.
Somit stellt der Transvestit nicht nur das biologische Geschlecht (sex), sondern auch und vor allem das dem biologischen gesellschaftlich zugeordnete (gender) in Frage.
Aufgrund seiner multiplen Identität vermischt der Transvestit sowohl Weiblichkeit als auch Männlichkeit in seiner Figur, da er die Grenze, die in unserer Kultur zwischen den beiden Geschlechtern verläuft, aufhebt. Diese Vermischung stellt „a mode of articulation, a way of describing a space of possibility, three puts in question the idea of one: of identity, self-sufficiency, self-knowledge”[3] dar.
[...]
[1] Majorie Garber, Vested Interests. Cross Dressing and Cultural Anxiety (New York, 1993), Klappentext.
[2] Garber 1993: 121
[3] Garber 1992: 11
- Arbeit zitieren
- Raphaela Reiber (Autor:in), 2006, Die Rolle des Transvestiten bei Almodóvar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130142
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