Kinder und Politik – das passt für viele (Erwachsene) nicht zusammen. Zwar mag niemand bestreiten, dass die Kinder von heute nicht in einer von den Themen und Problemen der Erwachsenen isolierten Welt aufwachsen, dennoch scheint für viele der Gedanke befremdlich, dass Politik in der Lebens- und Gedankenwelt von Kindern im Grundschulalter eine Rolle spielt. Zudem wird auch bei Erwachsenen über mangelndes politisches Interesse geklagt – kann man da politisches Wissen bei Kindern erwarten? Befürworter der politischen Bildung bereits in der Grundschule plädieren dafür. Sie sehen eine frühe Auseinandersetzung mit politischen Themen als Voraussetzung für erfolgreiches Weiterlernen in der Sekundarstufe und – noch wichtiger – für die Entwicklung „mündiger Bürger“ in einer Demokratie.
„Politisch-soziales Lernen verfehlt (…) seinen Sinn, wenn es nicht auch die moralische Erziehung als eine wichtige Aufgabe und die Entwicklung moralischer Handlungs- und Urteilsfähigkeit als wichtige Ziele begreift und Probleme der Moral nicht als zentralen Inhalt begreift.“ (Henkenborg 1996: 51). Reinhardt (1999: 338) begründet diese Notwendigkeit mit der „zunehmenden Unsicherheit und Unbestimmtheit des individuellen und kollektiven Lebens“. Moralisches Lernen gehört also ganz klar zu politischer Bildung.
Moralische Dilemmata können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Sie „haben im Unterricht die Kraft, Schülerinnen und Schüler in Auseinandersetzungen über moralische Fragen zu verwickeln, sie zur Klärung ihrer Entscheidungen zu befähigen und die Notwendigkeit und Möglichkeit von Begründungen erfahren zu lassen.“ (Reinhardt 1999: 341) Bereits Anfang der 90er Jahre wurde dies im Modellversuch „Demokratie und Erziehung in der Schule“ in Nordrhein-Westfalen untersucht und bestätigt. (Ebd.)
In dieser Arbeit soll diese Thematik aufgegriffen werden. In welchem Verhältnis steht politisches Lernen und moralisches Urteil? Welche Lernpsychologischen aber auch curriculare Voraussetzung finden wir in der Grundschule? Und wie kann am konkreten Beispiel eine Sachkundeunterrichtsstunde aussehen, die sich mit einem moralischen Dilemmata befasst?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Politisches Lernen und moralisches Urteil
2.1 Moralische Ziele politischen Lernens im Grundschulalter
2.2 Lernpsychologische Voraussetzungen
2.3 Curriculare Voraussetzungen
3. Unterrichtspraktische Umsetzung
3.1 Themenwahl
3.2 Ein moralisches Dilemmata
3.3 Unterrichtsentwurf
4. Zusammenfassung (Fazit, Diskussion der Vor- und Nachteile, eventueller Schwierigkeiten, usw.)
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Kinder und Politik – das passt für viele (Erwachsene) nicht zusammen. Zwar mag niemand bestreiten, dass die Kinder von heute nicht in einer von den Themen und Problemen der Erwachsenen isolierten Welt aufwachsen, dennoch scheint für viele der Gedanke befremdlich, dass Politik in der Lebens- und Gedankenwelt von Kindern im Grundschulalter eine Rolle spielt. Zudem wird auch bei Erwachsenen über mangelndes politisches Interesse geklagt – kann man da politisches Wissen bei Kindern erwarten? Befürworter der politischen Bildung bereits in der Grundschule plädieren dafür. Sie sehen eine frühe Auseinandersetzung mit politischen Themen als Voraussetzung für erfolgreiches Weiterlernen in der Sekundarstufe und – noch wichtiger – für die Entwicklung „mündiger Bürger“ in einer Demokratie.
„Politisch-soziales Lernen verfehlt (…) seinen Sinn, wenn es nicht auch die moralische Erziehung als eine wichtige Aufgabe und die Entwicklung moralischer Handlungs- und Urteilsfähigkeit als wichtige Ziele begreift und Probleme der Moral nicht als zentralen Inhalt begreift.“ (Henkenborg 1996: 51). Reinhardt (1999: 338) begründet diese Notwendigkeit mit der „zunehmenden Unsicherheit und Unbestimmtheit des individuellen und kollektiven Lebens“. Moralisches Lernen gehört also ganz klar zu politischer Bildung.
Moralische Dilemmata können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Sie „haben im Unterricht die Kraft, Schülerinnen und Schüler in Auseinandersetzungen über moralische Fragen zu verwickeln, sie zur Klärung ihrer Entscheidungen zu befähigen und die Notwendigkeit und Möglichkeit von Begründungen erfahren zu lassen.“ (Reinhardt 1999: 341) Bereits Anfang der 90er Jahre wurde dies im Modellversuch „Demokratie und Erziehung in der Schule“ in Nordrhein-Westfalen untersucht und bestätigt. (Ebd.)
In dieser Arbeit soll diese Thematik aufgegriffen werden. In welchem Verhältnis steht politisches Lernen und moralisches Urteil? Welche Lernpsychologischen aber auch curriculare Voraussetzung finden wir in der Grundschule? Und wie kann am konkreten Beispiel eine Sachkundeunterrichtsstunde aussehen, die sich mit einem moralischen Dilemmata befasst?
2. Politisches Lernen und moralisches Urteil
Spricht man von politischem Lernen, so umfasst dies ein immenses Spektrum an Themen, über die Wissen vermittelt werden, aber auch Kompetenzen, die der Schüler im Laufe seiner Schulbildung erwerben soll. Deutlich wird dies auch, wenn man als Erwachsener in wenigen Worten zusammenzufassen versucht, was Politik eigentlich ist.
Meyers großes Handlexikon definiert Politik wie folgt: „Berechnendes, auf Durchsetzung bestimmter Ziele gerichtetes Verhalten, u. a. durch Führung und Vertretung eines Gemeinwesens, auch eines Interessenverbandes oder einer Partei; staatliches Handeln durch Einwirken in verschiedenen Bereichen: Außen-, Innen-, Sozialpolitik usw.“ ( 1994: 676) Deutlich wird in dieser Definition das Spannungsfeld zwischen der Gemeinheit und verschiedenen Interessen – und dem Bedürfnis nach Entscheidungen und Handlungen. Notwendiger Zwischenschritt ist das Urteilen, sowohl auf Seiten der Politiker, die sich für bestimmte Interessen engagieren, als auch auf Seiten des Bürgers, der passiv z.B. durch das Anschauen von Nachrichten oder Lesen von Zeitungen am politischen Leben Anteil nimmt.
Aus diesem Grund spielt das Urteilen über politische Sachverhalte im politikbezogenen Unterricht eine wichtige Rolle. Anzumerken ist jedoch, dass „politische Urteilsbildung (…) nicht mit moralischer Urteilsbildung gleichgesetzt werden [kann]“ (Breit 197: 134), sondern letzteres einen Teil politischer Urteilsbildung darstellt.
Im Folgenden sollen die Ziele politischen Lernens in der Grundschule aufgezeigt werden. Insbesondere soll auf die Bereiche oder Dimensionen näher eingegangen werden, die im Zusammenhang mit moralischem Lernen und speziell der Urteilsfähigkeit stehen.
2.1 Moralische Ziele politischen Lernens im Grundschulalter
„Politische Mündigkeit“ zu schaffen, das sieht der Geschichtsdidaktiker von Reeken als oberstes Ziel politischer Bildung, nicht nur in der Primar-, sondern auch in der Sekundarstufe. Dies umfasst für ihn im Wesentlichen drei Punkte: Analyse-, Urteils- und Handlungsfähigkeit.[1] Er führt dies weiter in acht Zieldimensionen aus. Urteilsfähigkeit kommt dabei insbesondere im Bereich „Grundlegung demokratischer Haltungen“ zum tragen. Hierzu gehört laut von Reeken (2007: 53ff.) „die Fähigkeit zum selbstständigen rationalen Urteilen“, die durchaus in „Verpflichtung auf einen bestimmten demokratischen Grundkonsens“ herausgebildet werden soll.
George und Prote (1996: 7ff.) unterscheiden sieben Dimensionen politischen Lernens. Dazu gehören Soziales, Moralisches, Ökonomisch-gesellschaftliches, Politisches, Historisches, Geographisches und Naturwissenschaftlich-technisches Lernen. Alle sieben Lernebenen sollen möglichst im Sachunterricht aufgegriffen werden – natürlich nicht isoliert voneinander, schließlich stehen sie alle miteinander in Verbindung. Wie beschreiben George und Prote nun das Moralische Lernen? Dieses „hat das Ziel, vorhandene Wert- und Normvorstellungen der Kinder bewusst zu machen und sie im Sinne einer autonomen Moral weiterzuentwickeln“ (1996: 8). Dazu zählt für die Autoren:
- „Infragestellung erlernter Rollen und der damit verbundenen Legitimationen“
- „Nützlichkeitsdenken (Egoismus) und Engagement für andere gegeneinander abwägen lernen“
- „gesetzliche Regelungen akzeptieren und kritisch hinterfragen lernen“
- „Prinzipien sozialer Gerechtigkeit als Norm für politisches Handeln reflektieren“
Schmiederer (1977, In: von Reeken 2007: 57) fasst Urteilsbildung, Wertsysteme und Werturteilsproblematik als eine Lernzielkategorie zusammen. „Der Schüler soll die Fähigkeit erlangen, über gesellschaftliche und politische Systeme, Institutionen, Sachverhalte, Vorgänge und Handlungsweisen zu urteilen.“ (Ebd.)
[...]
[1] Vgl. von Reeken 2007: 49.
- Arbeit zitieren
- Mandy Busse (Autor:in), 2008, Förderung des Urteilsbewusstseins in der politischen Bildung von Grundschülern mithilfe eines moralischen Dilemmas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129977
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