1 EINLEITUNG
In der aktuellen Diskussion um den anthropogen verursachten Klimawandel und seine Auswirkungen
werden die Polarregionen Arktis und Antarktis gerne als Beispiel für die katastrophalen
Folgen herangezogen, die durch eine Veränderung des Klimas hervorgerufen werden.
In der öffentlichen Diskussion bleiben allerdings oft wichtige Fakten zu den naturräumlichen
Bedingungen der Polarregionen unberücksichtigt, ein allgemein weit verbreitetes
Unwissen um die komplexen natürlichen Abläufe in diesen Regionen ist feststellbar.
Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften der Polarregionen
kurz darzulegen und zu untersuchen, inwieweit sie vom, mittlerweile wohl unbestreitbar,
anthropogen verursachten Klimawandel tatsächlich betroffen sind. Darüber hinaus
wird auf die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen am Beispiel Arktis genauer
eingegangen.
INHALTSVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Polarregionen: Merkmale und Entwicklung
3 Schmelzen die Polkappen?
3.1 Grundlegende Überlegungen
3.2 Entwicklungen in der Arktis
3.3 Entwicklungen in der Antarktis
4 Auswirkungen der Entwicklungen am Beispiel der Arktis
5 Fazit
Literaturverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Temperaturveränderung der Atmosphäre
Abb. 2: Die Rolle der Kryosphäre im Klimasystem
Abb. 3: Jahresmittelwerte der Lufttemperatur in der Arktis
Abb. 4: Entwicklung der sommerlichen Schmelzfläche
Abb. 5: Eisschild der Antarktis. Zu- bzw. Abnahme der Eisdicke
1 EINLEITUNG
In der aktuellen Diskussion um den anthropogen verursachten Klimawandel und seine Aus-wirkungen werden die Polarregionen Arktis und Antarktis gerne als Beispiel für die katast-rophalen Folgen herangezogen, die durch eine Veränderung des Klimas hervorgerufen wer-den. In der öffentlichen Diskussion bleiben allerdings oft wichtige Fakten zu den naturräum-lichen Bedingungen der Polarregionen unberücksichtigt, ein allgemein weit verbreitetes Unwissen um die komplexen natürlichen Abläufe in diesen Regionen ist feststellbar.
Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften der Po-larregionen kurz darzulegen und zu untersuchen, inwieweit sie vom, mittlerweile wohl un-bestreitbar, anthropogen verursachten Klimawandel tatsächlich betroffen sind. Darüber hin-aus wird auf die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen am Beispiel Arktis genauer eingegangen.
2 DIE POLARREGIONEN: MERKMALE UND ENTWICKLUNG
Will man sich näher mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Polarregionen be-schäftigen, so scheint es für das Verständnis sinnvoll zu sein, im Vorfeld einige elementare Eigenschaften der Kryosphäre1 zu erläutern. Neben den großen Eisschilden der Arktis und Antarktis sowie den Gebirgsgletschern gehören die globale Gesamtmenge an Schnee, Fluss-sowie Meereis dazu. Die Kryosphäre, in welcher 75 Prozent des Süßwassers gebunden ist, unterliegt Schwankungen im Hinblick auf die Eismenge. Während für die Menge des Schnees und des Meereises saisonale Schwankungen das bestimmende Element sind, verän-dern sich die Eisschilde der Pole in erdgeschichtlich wesentlich längeren Zeiträumen. Fest-zuhalten bleibt, dass die Polarregionen einer stärkeren Dynamik unterworfen sind, als in der Vergangenheit vielfach angenommen wurde. Sie sind also keine „starren“ Eismassen (RE-MY/RITZ 2001, S.32).
Den heutigen klimatischen Bedingungen entsprechend ist eine ganzjährige Eisbede-ckung nur an den Polen der Erde möglich. Der Grund dafür liegt in den besonderen klimati-schen Bedingungen dort, auf die an dieser Stelle jedoch nicht detaillierter eingegangen wer-den kann (FORKEL 2008). Tatsächlich ist die Erde jedoch, erdgeschichtlich betrachtet, normalerweise völlig eis- und frostfrei. Nur in periodisch wiederkehrenden, vergleichsweise kurzen, Kältephasen ist eine dauerhafte Bedeckung der Erde mit Eis möglich. Diese „Eiszei- ten“ dauern etwa fünfzehn bis 20 Millionen Jahre. Während dieser Zeiträume wechseln sich im Rhythmus von etwa 100.000 Jahren Warmzeiten (Interglaziale) und Kaltzeiten (Glaziale) ab. Als Grund für diesen periodischen Wechsel werden Schwankungen der Stellung der Erdachse angenommen. Seit circa 2,6 Millionen Jahren befindet sich die Erde in einer sol-chen Eiszeit und innerhalb dieser Eiszeit seit etwa 11.000 Jahren in einer Warmzeit, dem so genannten „Holozän“. Waren in der letzten Kaltzeit noch deutlich größere Gebiete der Erde mit Eis bedeckt, so sind die heutigen Eisschilde der Polarregionen und die Berggletscher die letzten Reste (REMY/RITZ 2001, S. 35). Einen Überblick über die Abfolge von Warm- und Kaltzeiten sowie den entsprechenden Temperaturen gibt Abbildung 1. Deutlich wird, dass in den Kaltzeiten deutlich kältere Temperaturen als im Holozän vorherrschten.
Abb. 1: Temperaturveränderung der Atmosphäre (Abweichung von der Mitteltemp. des Holozän)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: HBS (2007): http://www.hamburger-bildungsserver.de/klima/klimafolgen/eis)
Das entscheidende Resümee dieses erdgeschichtlichen Exkurses ist, dass Schwan-kungen der Temperatur und der Eisbedeckung der Erde nicht ungewöhnlich sind. Verände-rungen durch den anthropogen verursachten Klimawandel sind dabei ein neuer, kaum bere-chenbarer Faktor dieser dynamischen Entwicklung. Berücksichtigt man die Tatsac]he, dass zwar Schneefall und Meereis unmittelbar auf Klimaveränderungen reagieren, es aber tau-sende Jahre dauert bis Temperaturschwankungen zum Grund der Eisschilde durchgedrungen sind (REMY/RITZ 2001, S. 32), so wird deutlich, dass eine Beurteilung über den anthropo-genen Anteil an aktuellen Veränderungen der polaren Eisbedeckung schwierig ist. Ab-schmelzprozesse können sowohl eine Folge aktueller anthropogen verursachter Klimaände-rungen als auch Auswirkungen natürlicher langzeitlicher Schwankungen sein (MPI-M 2008).
Ein weiterer für das Verständnis des polaren Klimas wichtiger Faktor ist der globale Strahlungshaushalt. Eis und Schnee haben als wichtigste klimatologische Eigenschaft eine, im Vergleich zu anderen Oberflächen, starke Reflexionswirkung für Sonnenstrahlen, auch „Albedo“ genannt. Dadurch werden 60 bis 90 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlen in den Weltraum reflektiert und gehen somit dem Energiehaushalt der Erde, und damit auch den Polarregionen, verloren. Im Vergleich dazu reflektieren Waldgebiete und Ozeane nur etwa zehn Prozent der Sonnenstrahlen. Daraus resultiert eine Dynamik, welche „Eis-Albedo-Rückkopplung“ genannt wird und welche eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Folgen der Klimaerwärmung in den Polarregionen spielt. Die Aussage ist vereinfacht, dass mit abnehmender Eisbedeckung durch einen Anstieg der Temperatur die globale mittlere Albedo sinkt und somit die globale Mitteltemperatur weiter steigt. Dieser Prozess kann sich ebenso in umgekehrter Richtung vollziehen (MAROTZKE et al. 2006, S. 237f.). Auf die Entwicklung der Temperatur und Eisbedeckung in der Arktis und Antarktis wird erst später in dieser Arbeit eingegangen, es lässt sich aber bereits vermuten, dass dieser selbstverstär-kende Effekt eine wichtige Rolle spielen muss.
Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle eine für die weitere Betrachtung not-wendige Differenzierung. So muss, im Hinblick auf die Eisbedeckung, zwischen den inlän-dischen Eisschilden über Grönland und dem Kontinent Antarktika, dem Schelfeis und dem Meereis unterschieden werden. In Abbildung 2 sind die verschiedenen Bereiche und ihre Lage zu erkennen.
Abb. 2: Die Rolle der Kryosphäre im Klimasystem
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: HBS (2007): http://www.hamburger-bildungsserver.de/klima/klimafolgen/eis)
Die Eisschilde befinden sich auf dem Festland und stellen die Hauptmasse des arkti-schen Eises dar. Das Schelfeis hingegen ist die schwimmende Verlängerung der Inlands-eismassen und entsteht durch natürliche Bewegungsprozesse der Eisschilde, welche auf dem Land entstehen und sich in Richtung der Meere ausdehnen. Durch Abbrüche am Rand des Eisschelfs entstehen Eisberge. Während die Eisschilde und das Schelfeis durch Akkumula-tion von Schneeniederschlag entstehen, wird das Meereis durch das Gefrieren des Meerwas-sers bei Temperaturen unter minus 1,8 Grad gebildet. Durch die Dicke von nur wenigen Metern ist dieses Eis stark temperatursensibel. Daraus resultieren deutliche Schwankungen zwischen der Meereisbedeckung im Sommer und Winter. Das Meereis wird als guter Indi-kator für klimatische Veränderungen betrachtet (LOZAN et al. 2006, S. 11).
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1 Als Kryosphäre wird der Bereich der Erdoberfläche bezeichnet, der von Eis bedeckt ist.
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