Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse von Handlungsansätzen zur Gesundheitsförderung im Setting Grundschule. Diese umfasst eine Analyse der gesundheitlichen Ausgangssituation, eine Recherche und Bewertung des Modellprojekts "Gesunde Stunde".
Inhaltsverzeichnis
1 ANALYSE DER GESUNDHEITLICHEN AUSGANGSSITUATION
1.1 Gesundheitsbezogene Datenlage im Setting Grundschule
1.2 Ableitung von Handlungssätzen
1.2.1 Ernährung
1.2.2 Bewegung
1.2.3 Lebenskompetenz
2 RECHERCHE MODELLPROJEKT
3 BEWERTUNGMODELLPROJEKT
3.1 Good-Practice-Kriterien
3.2 Schlussfolgerung für die Praxis
4 LITERATURVERZEICHNIS
5 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
5.1 Abbildungsverzeichnis
5.2 Tabellenverzeichnis
1 Analyse der gesundheitlichen Ausgangssituation
1.1 Gesundheitsbezogene Datenlage im Setting Grundschule
Übergewicht und Adipositas gehören zu zentralen Gesundheitsproblemen von Grundschulkindern - Fehlernährung, Bewegungsmangel zählen hierbei als zentrale Ursachen und können u.A. das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 oder auch orthopädische Probleme erhöhen (Brand, S. et al., 2010). Insbesondere körperliche Inaktivität in Kombination mit der Nutzung von Bildschirmmedien wird mit der Entstehung von Übergewicht in Zusammenhang gebracht (Lampert, T. Sygusch, R. & Schlack, R. 2007). Als Grundlage für die Beurteilung von Übergewicht wird der BMI herangezogen; bei Erwachsenen wird ein BMI >25 als Übergewicht- und >30 als Adipositas definiert (DAG, 2014). Bei Kindern werden die von Kronmeyer-Hauschild definierten Referenzdaten zugrunde gelegt. In der groß angelegten KiGGS-Studie durch das Robert-Koch-Institut wurden unter anderem BMI-Werte von Kindern und Jugendlichen ermittelt. Es zeigte sich, dass über 6% der 3-17-jährigen an Adipositas leiden - das entspricht etwa 800.000 Adipösen in Deutschland in dieser Altersklassifizierung (Kurth, B.-M. & Schaffrath Rosario, A., 2007). Die Werte für die Altersgruppe 7-10 Jahre (=Grundschulalter) stellt, in gekürzter Form, nachfolgender Tabelle dar:
Tab. 1: BMI-Kategorisierung der 7-10-jährigen aus der KiGGS-Studie des RKI (RKI, 2006; modifiziert nachKromeyer-Hauschild, 2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Anteil an übergewichtigen Grundschulkindem liegt bei über 15%, hiervon sind 6,4% als adipös einzustufen. Bereits in den Jahren 2005 und 2006 ergab sich in Schuleingangsuntersuchungen der einzelnen Bundesländer eine ähnliche Tendenz: 4,4% der Kinder wurden als adipös eingestuft, ca. 10% zählen in die Kategorie „Übergewichtig“.
Neben falscher Ernährung spielt Bewegungsmangel eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Übergewicht. Die KiGGS-Studie (Welle 1) des RKI ergab weiterhin, dass lediglich 27,5% der befragten Kinder und Jugendlichen die Bewegungsempfehlung der WHO von mindestens 60 Minuten/Tag erreichen (Manz et al., 2014). Bei den Grundschu- lindem zeigte sich, dass fast jedes vierte Kind nicht regelmäßig und jedes zehnte Kind überhaupt nicht sportlich aktiv ist (RKI & BZgA, 2008). Abb.l stellt den wöchentlichen sportlichen Umfang bei Kindern im Grundschulter aus der KiGGS-Welle 1 dar -Jungen sind generell sportlich aktiver, begründet wird dies durch die Teilnahme an Sportvereinen (Manz et al., 2014).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Umfang der sportlichen Aktivität bei 7-10-jährigen Mädchen und Jungen (KiGGS Welle 1) (modifiziert nach Manz et al., 2014)
Weitere Einflussfaktoren finden sich unter anderem in einer Veränderung der aktiven Alltagsgestaltung; die Bewegungsgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen haben zugunsten von körperlich inaktiven Beschäftigungen wie Fernseh- oder Computerkonsum stark abgenommen (Rauh-Pfeiffer, A. & Koletzko, B., 2007). Wie stark die Mediennutzung Einfluss auf die körperliche Konstitution hat, zeigte sich bei einer Studie an 5-6jährigen Neu-Grundschülem: Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas war bei einem Medienkonsum von mindestens 2 Stunden mehr als doppelt so hoch, wie bei einer Vergleichsgruppe mit geringerer Mediennutzungsdauer (Kalies, H. et al., 2001). Auch in den Ergebnissen der KiGGS-Welle 1 zeigte sich geschlechtsunabhängig ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Medienkonsum und der körperlichen Inaktivität. Eine Mediennutzung von 5 Stunden und mehr pro Tag ging mit einer verdoppelten Rate fehlender Sportbeteiligung einher (Manz, K. et al, 2014).
Jedoch nicht nur fehlende Bewegung allein ist als Ursache für die Zunahme an übergewichtigen Kindern zu sehen. Die Emährungsgewohnheiten von Kindern werden, neben den Eltern, auch durch das soziale Umfeld und somit auch durch die Schule beeinflusst. Eine korrekte Ernährung ist essenziell für den Erhalt von Körperfunktionen und den Aufbau der körperlichen sowie geistigen Entwicklung und der Gesundheit im Allgemeinen. Die KiGGS-Studie untersuchte auch den Lebensmittelverzehr diverser Lebensmittelkategorien. Allgemein verzehren mehr als die Hälfte (Mädchen sogar über 60%) der Kinder der Altersklasse von 7-10 Jahren täglich Obst und Gemüse. Dies nimmt mit steigendem Alter, 14-17 Jahre, wieder ab; auf bis knapp über 30% (Obst, Jungen) respektive knapp > 40 % (Obst, Mädchen). Bei Gemüse sinkt der Anteil der 14-17-jährigen auf 40- (Jungen) bzw. knapp unter 50% (Mädchen). Auf der anderen Seite steigt der prozentuale Anteil der Kinder die Lebensrnittel konsumieren, deren Verzehr als ungünstig eingestuft wird. Nachfolgende Tabelle stellt jene Lebensmittelkategorien in den Altersklassen 7-10 und 11-13 Jahre gegenüber.
Tab. 2: Anteile mit wöchentlichem Konsum von Lebensmitteln nach Geschlecht und Altersklassen (modifiziert nach Mensink, 2007)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ausgenommen Kuchen, häuft sich der Konsum von Fast Food und Knabberartikeln sowohl bei Mädchen als auch Jungen in den Altersklassen von 11-13 gegenüber denjenigen im Alter von 7-10 Jahren. Ein vermehrter Verzehr von Fast-Food wird in direkt mit der Zunahme des Körpergewichts und einer damit einhergehenden Insulinresistenz in Verbindung gebracht (Rauh-Pfeiffer, A. & Koletzko, B., 2007).
Der seltenere Konsum von Obst und Gemüse in Kombination mit einem zunehmenden Anteil an konsumiertem Fast Food und Knabberartikeln, spricht für eine Intervention zum Thema Lebensmittelverzehr und ausgewogener Ernährung. '
Ein gesundheitsbewusstes Verhalten ist essenziell für die Entwicklung eines Kindes - neben körperlicher Aktivität spielt eine bedarfsgerechte Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Prävention und Gesundheitsförderung, um bereits frühzeitig einer Adipositas und den damit verbundenen Risiken entgegenzuwirken. Die Schulen sollten es hierbei als Aufgabe sehen, den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen gegenüber Gesundheitsgefahren zu schützen und mit entsprechenden Maßnahmen zu einer gesteigerten körperlichen Aktivität führen (Dobbins, M. et al., 2013). Weiterhin sollten zum einen emährungsbezogene Inhalte vermittelt werden und zum anderen ein entsprechendes Mahlzeitangebot zu gewährleistet sein. (Siegelt, J. et al., 2008).
1.2 Ableitung von Handlungssätzen
Bei der Analyse der Gesundheitsförderung im Setting Schule zeichnen sich die drei zentrale Handlungssätze „Ernährung“, Bewegung“ sowie „Lebenskompetenz“ ab (Bundesministerium für Gesundheit, 2020). Gesundheitsschädigendes Verhalten wird maßgeblich von den zwei Komponenten der Fehlernährung und des Mangels an sportlicher Aktivität beeinflusst. Beide Verhaltensweisen sind zwar unabdingbar für ein gesundheitsförderndes Verhalten, da der Umfang an sportlicher Aktivität mit steigendem Alter jedoch zunimmt (Manz et al, 2014), sollte der ernährungsbezogene Unterricht samt praktischer Umsetzung priorisiert werden. Es zeigt sich, dass Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Lebensrnitteln sowie die Bereitstellung von entsprechendem Mahlzeitangebot in den Schulen nicht ausreichend gegeben ist (Heseker, 2004).
Eine gesundheitsfördernde Schule umfasst alle Aspekte des Lebens in der Schule und somit ist neben der Behandlung der relevanten Gesundheitsthemen im Unterricht auch die praktische Umsetzung (Förderung Schulsport, gesundes Nahrungsangebot, Stressmanagement) erforderlich.
1.2.1 Ernährung
Als Hauptursache für Übergewicht und Adipositas gilt eine positive Energiebilanz, d.h. die Energieaufnahme liegt über dem Energieverbrauch. Der Konsum von ungünstigen Lebensrnitteln mit hoher Energiedichte kann diese Energiebilanz beeinflussen. Wie in 1.2.1 gehen auch hier Ernährung und Bewegung Hand in Hand - eine hohe körperliche Aktivität sorgt für einen höheren Energieverbrauch und somit für eine ausgeglichener Energiebilanz (Journal of Health Monitoring, 2020). Die Notwendigkeit für gesundheitsfördernde Maßnahmen um emährungsbedingten Erkrankungen entgegenzuwirken ist gegeben. Hier gilt es frühzeitig zu intervenieren, da sich das Emährungsverhalten bereits im Kindesalter manifestiert (Heseker, H. & Beer, S., 2004). Ernährungsbezogener Unterricht kann bei der Verbesserung des Ernährungsverhaltens somit ein essenzieller Faktor sein.
1.2.2 Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein wesentlicher Faktor, wenn es um die gesunde Entwicklung eines Kindes geht. Die WHO gibt für Kinder und Jugendliche eine vor allem aerobe Aktivität (moderate bis hohe Intensität) von mindestens 60min. pro Tag vor. Das diese Vorgabe meistens nicht erreicht wird, zeigt sich in Abb. 1 (siehe 1.1). Bewegungsmangel - insbesondere in Kombination mit Fehlernährung - gilt als eine der Hauptursachen für Übergewicht und Adipositas und dessen Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen oder auch Typ-II-Diabetes (Robert-Koch-Institut, 2003) und es besteht ein inverser Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kindlicher Adipositas. Unzureichende Aktivität im Alltag wird durch einen Bewegungsmangel im Schulalltag begünstigt. Daher sollte der Fokus auf eine regelmäßige sportliche Aktivität im Schulalltag gelegt werden, um auch die Alltagsaktivität zu fördern und zu erhöhen.
1.2.3 Lebenskompetenz
Lebenskompetenz (engl. „life skills“) umfasst die bio-psychosozialen Komponenten; die WHO (2003) versteht hierunter die Fähigkeit zu adaptivem und positivem Verhalten, die es dem Einzelnen ermöglicht, die Anforderungen und Herausforderungen des täglichen Lebens effektiv zu bewältigen. Es gilt somit als eine wesentliche Voraussetzung gesundheitliches Wohlbefinden.
Laut Lampert et al. (2009) liegen für 15% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 317 Jahren Hinweise auf psychische Verhaltensauffälligkeiten vor.
Die KiGGS-Studie (Welle 2) zeigte, dass der Anteil an auffälligen Kindern und Jugendlichem um ca. 3%, im Vergleich zur KiGGS-Welle 1, zurückgegangen ist. Um dies weiterhin zu gewährleisten gilt es Projekte zur Prävention und Intervention psychischer Störungen und der Förderung der psychischen Gesundheit in Grundschulen weiterhin aufrechtzuerhalten und die psychosozialen Kompetenzen zu fördern (Journal ofHealth Monitoring, 2018).
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- Arbeit zitieren
- Toni Werner (Autor:in), 2022, Analyse von Handlungsansätzen zur Gesundheitsförderung im Setting Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1299344
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