Ernährungsberatungskonzept am Fallbeispiel einer 24-jährigen schwangeren Frau. In den Beratungsgesprächen erfolgt die Anamnese, die Gesamtenergiebedarfsermittlung sowie Informationen zur Nährstoffverteilung und Zielsetzungen und deren Umsetzung.
Der Energiebedarf in der Schwangerschaft wird häufig überschätzt. Im Laufe einer Schwangerschaft steigt er nur leicht an. Eine angemessene Gewichtszunahme liegt für normalgewichtige Frauen etwa zwischen 10 und 16 kg. Das entspricht im ersten Trimester einer Gewichtszunahme von 1-2 kg und für jede weitere Woche circa 0,3-0,4 kg. Schwangere sollten besonders auf die Qualität ihrer Ernährung achten. Im Verhältnis zum Energiebedarf steigt der Bedarf an einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in der Schwangerschaft deutlich stärker an.
Ziel einer Ernährungsberatung in der Schwangerschaft ist es: Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, Lösungen für den Einzelnen zu finden und eine langfristige Änderung des Ernährungsverhaltens zu erlangen. Zur Gesundheitsberatung in der Schwangerschaft gehört ebenso die Bewegungsförderung. Bewegung in einer normalen, gesunden Schwangerschaft ist wünschenswert und sind für Mutter und Kind mit zahlreichen positiven Effekten verbunden. Aktive Schwangere fühlen sich wohler, versorgen ihr Baby besser mit Sauerstoff, können mit den Anstrengungen der Geburt besser umgehen und sind nach der Geburt i.d.R. wieder schneller fit.
Inhalt
1. Einleitung
2. Das erste Informationsgespräch
3. Erstes Beratungsgespräch
3.1 Anamnesegespräche
3.1.1 Allgemeinanamnese
3.1.2 Gesundheitsanamnese
3.1.3 Umfeldanamnese
3.2. Biometrische Daten
3.3 Bestimmung des Energiebedarfs
3.3.1 Grundumsatz nach Harris-Benedict-Formel
3.3.2 Leistungsumsatz (PAL-Wert) und Gesamtenergieumsatz
3.3.3 Ermittlung Gesamtenergiebedarf
4. Zielsetzungen
4.1. Allgemeine Informationen über die Nährstoffverteilung
4.1.1 Kohlenhydrate und Ballaststoffe
4.1.2 Proteine
4.1.3 Fette
4.2 Mikronährstoffe
4.2.1 Folsäure/Folat
4.2.2 Jod
4.2.3 Eisen
4.2.4 Calcium
4.2.5 Vitamin D
4.2.6 Vitamin B12
4.2.7 Vitamin A
4.3 Ernährungsübersicht und Praxistipps
4.4 Zu vermeidende Substanzen
4.4.1 Alkohol
4.4.2 Rauchen
4.4.3 Koffein
4.4.4 Medikamente
4.4.5 Vitamin A
4.5 Bewegung in der Schwangerschaft
4.6 Zusammenfassung der Ziele
5. Kontrollgespräch
6. Finales Gespräch
7. Anschließende Beratung
8 Fazit
9. Abbildungsverzeichnis
10. Literaturverzeichnis
11. Anhang
1. Einleitung
In unserer heutigen Gesellschaft wird Übergewicht zu einem wachsenden gesundheitlichen Problem und erfordert wirksame Präventionsstrategien. Die perinatalen Einflüsse wie z.B. die mütterliche Ernährung in der Schwangerschaft leistet einen wichtigen Beitrag für das Übergewichtsrisiko des Kindes im späteren Leben.
„Prävention beginnt bereits im Mutterleib“ lautet ein Fazit zur aktuellen Thematik „Ernährung und frühkindliche Prägung“ im Ernährungsbericht 2008 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), da das Risiko für Übergewicht nach diesem Konzept bereits im Mutterleib geprägt wird (Ernährungsbericht 2008).
Der starke epidemiehafte Anstieg von Übergewicht und dessen Folgeerkrankungen in den letzten 20-30 Jahren ist genetisch nicht zu erklären. Aus epidemielogischen, klinischen und tierexperimentellen Studien geht hervor, dass die Ernährung während der pränatalen Entwicklung einen prägenden Einfluss auf die spätere Entstehung von Übergewicht und Diabetes mellitus Typ2 haben kann.1
Der Energiebedarf in der Schwangerschaft wird häufig überschätzt. Im Laufe einer Schwangerschaft steigt er nur leicht an. Eine angemessene Gewichtszunahme liegt für normalgewichtige Frauen etwa zwischen 10 und 16 kg. Das entspricht im 1. Trimester einer Gewichtszunahme von 1-2 kg und für jede weitere Woche ca. 0,3-0,4 kg.2
Schwangere sollten besonders auf die Qualität ihrer Ernährung achten. Im Verhältnis zum Energiebedarf steigt der Bedarf an einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in der Schwangerschaft deutlich stärker an.
Ziel einer Ernährungsberatung in der Schwangerschaft ist es: Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, Lösungen für den Einzelnen zu finden und eine langfristige Änderung des Ernährungsverhaltens zu erlangen. Zur Gesundheitsberatung in der Schwangerschaft gehört ebenso die Bewegungsförderung. Bewegung in einer normalen, gesunden Schwangerschaft ist wünschenswert und sind für Mutter und Kind mit zahlreichen positiven Effekten verbunden. Aktive Schwangere fühlen sich wohler, versorgen ihr Baby besser mit Sauerstoff, können mit den Anstrengungen der Geburt besser umgehen und sind nach der Geburt i.d.R. wieder schneller fit.3
Lebensstilveränderungen brauchen Zeit und daher ist es wünschenswert, gesunde Gewohnheiten frühzeitig auf den Weg zu bringen.
In meiner Abschlussarbeit werde ich ein Ernährungskonzept für Frau Müller ausarbeiten. Frau Müller ist das erste Mal schwanger und in der 13.
Schwangerschaftswoche (SSW) als sie das erste Mal zu mir in die Beratung kommt. Sie hat keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen und wünscht sich Informationen über eine optimale Ernährung und Verhaltensweisen in ihrer Schwangerschaft.
2. Das erste Informationsgespräch
Das erste Informationsgespräch dient zum gegenseitigen Kennenlernen und findet in der Regel unverbindlich statt. Hierbei wird das Anliegen, der Ablauf der Beratung, die Wünsche und Befürchtungen der Klientin abgefragt. Es ist notwendig, dass eine gegenseitige Sympathie und das Vertrauen vorhanden sind, um eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten. Ebenso wird der Kostenfaktor geklärt. Auf dieser Grundlage entscheidet die Klientin, ob sie die Beratung in Anspruch nehmen möchte.
Frau Müller kommt strahlend in meine Praxis. Ihre Schwangerschaft ist ihr noch nicht anzusehen. Wir begrüßen uns freundlich. Ich frage sie nach ihrem Anliegen. Frau Müller erzählt mir, dass sie in der 13. SSW ist und dass es sich um ihre erste Schwangerschaft handelt. Daher ist sie sich unsicher, ob sie ihr Ungeborenes ausreichend versorgen kann. In den ersten Wochen hatte sie stark mit Übelkeit zu kämpfen und musste sich häufig übergeben. Seit letzter Woche hat sich dieses aber gebessert und ihr ist nur noch am Morgen direkt nach dem Aufstehen übel.
Ich rate ihr langsam aufzustehen und vor dem Aufstehen im Bett ein leichtes stärkehaltiges Frühstück zu essen (Tee, Zwieback, Vollkornkekse).
Ich erkläre ihr den Ablauf meiner Beratung und Frau Müller stimmt dem Ablauf, den Kosten und dem Zeitaufwand zu.
Sie unterzeichnet die Einverständniserklärung und die Datenschutzrichtlinien. Wir vereinbaren einen Termin für ein Anamnesegespräch und ich gebe ihr dafür einen ausführlichen Anamnesebogen4 und einen Food-Frequency-Fragebogen5 mit und bitte sie beides ausgefüllt zum nächsten Termin mitzubringen.
Frau Müller hat erstmal keine weiteren Fragen und wir verabschieden uns.
3. Erstes Beratungsgespräch
3.1 Anamnesegespräche
Die Anamnese ist ein wesentlicher Bestandteil der Beratung. Nur wenn sämtliche notwendige Daten gewissenhaft ermittelt wurden, kann die Beratung die Bereiche des Handlungsbedarfs aufzeigen und eine auf die Klientin zugeschnittene Beratung erfolgen. Die Daten werden anhand eines Fragebogens ermittelt.
3.1.1 Allgemeinanamnese
Die Allgemeinanamnese umfasst Name, die Kontaktdaten und Geburtsdatum der Klientin.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Allgemeinanamnese Frau Müller
3.1.2 Gesundheitsanamnese
Die Gesundheitsanamnese dient dazu eventuelle Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Vorerkrankungen, familiäre Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen zu ermitteln.
Frau Müller hat keinerlei Vorerkrankungen und auch in ihrer Familie gibt es keine bekannten Erbkrankheiten. Sie befindet sich in der 14. Schwangerschaftswoche und es ist ihre erste Schwangerschaft. Der errechnete Entbindungstermin ist der 05.09.2022. Frau Müller hat schon vor ihrer Schwangerschaft und in den ersten Wochen das Medikament/Supplement Femibion 0 auf Anraten ihres Gynäkologen eingenommen. Seit der 13. SSW nimmt sie nun täglich Femibion 2 ein. Es enthält Folsäure, Metafolin, DHA, Jod, Vitamin D, Zink, Vitamin E, B-Vitamine, Vitamin C, Selen, Magnesium und Eisen.
Frau Müller hat keine Allergien und Unverträglichkeiten.
3.1.3 Umfeldanamnese
Die Umfeldanamnese umfasst die Alltagssituation der Klientin, sowie die sportliche Betätigung, die Selbsteinschätzung zum eigenen Essverhalten und der Grund der Beratung wird erfragt.
Frau Müller ist verheiratet und arbeitet halbtags als Bürokauffrau in einem Autohaus. Ihre Wochenarbeitszeit beträgt 20 h. Sie raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol. Körperlich fühlt sie sich wohl. In den ersten Wochen litt sie unter starker Übelkeit mit Erbrechen. Inzwischen geht es ihr gut. Meinen Rat vom Vorgespräch hat sie umgesetzt und hat morgens im Bett einen Vollkornkeks gegessen und ein Glas Tee getrunken. Inzwischen verspürt sie keine Übelkeit mehr und kann wieder normal aufstehen. Allerdings fühlt sie sich oft müder und unkonzentrierter als vor ihrer Schwangerschaft. Frau Müller betreibt keinerlei Sport. Sie schätzt ihr Essverhalten als gut ein, ist aber unsicher, ob sie ihr Baby auch gut versorgen kann. Eine spezielle Ernährungsform hat Frau Müller nicht, 1-2-mal im Monat isst sie Fisch und zum Kochen verwendet sie Jodsalz. Frau Müller wünscht sich Informationen über eine optimale Ernährung und über günstige Verhaltensweisen in der Schwangerschaft.
3.2. Biometrische Daten
Diese Daten lassen sich objektiv erfassen und somit kann man sie im Laufe der Beratung als Vergleichsparameter gut nutzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Biometrische Daten Frau Müller
Für die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft gibt es empfohlene Grenzwerte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Tabelle BMI in Verbindung mit der Gewichtszunahme in der Schwangerschaft
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Gewichtskurve für Frau Müller
Frau Müller wiegt im Moment 60,5 kg und befindet sich in der 14.SSW. Damit liegt sie am untersten Rand der Kurve (siehe Abbildung 4). Da sie sich in den ersten Wochen viel übergeben musste, hat Frau Müller erst wenig zugenommen. Sie leidet nun nicht mehr unter Übelkeit, daher wird sich die Gewichtszunahme voraussichtlich gut entwickeln. Nach der Empfehlung sollte die Gewichtszunahme von Frau Müller bei 11,5 - 16 kg liegen.
3.3 Bestimmung des Energiebedarfs
Um die Funktions- und Leistungsfähigkeit des Körpers zu erhalten, ist eine ausreichende Energiezufuhr unerlässlich. Der entsprechende Energiebedarf setzt sich aus dem Grundumsatz, dem Leistungsumsatz sowie der nahrungsinduzierten Thermogenese zusammen.
3.3.1 Grundumsatz nach Harris-Benedict-Formel
Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die der Körper in 24 h bei voller Ruhe im Liegen verbraucht, um die Körpertemperatur und den Grundstoffwechsel aufrechtzuerhalten. Er ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und wird beeinflusst durch Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Hormone und individuelle Faktoren.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Harris-Benedict-Formel für Frauen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Grundumsatz Frau Müller
Vor ihrer Schwangerschaft hatte Frau Müller einen Grundumsatz von 1376 kcal / 24h.
3.3.2 Leistungsumsatz (PAL-Wert) und Gesamtenergieumsatz
Der Leistungsumsatz beinhaltet den Mehrbedarf an Energie über den normalen Grundumsatz hinaus. Das Ausmaß der körperlichen Aktivität wird durch den PALWert (Physical Activity Level) ermittelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: PAL- Werte zur Gewichtung der Grundumsätze (Modifiziert nach DGE 2008, S. 27)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: PAL - Wert von Frau Müller
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Berechnung Gesamtenergieumsatz Frau Müller
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Berechnung Leistungsumsatz Frau Müller
3.3.3 Ermittlung Gesamtenergiebedarf
Um den Gesamtenergiebedarf eines Menschen zu berechnen, benötigt man zum Grund- und Leistungsumsatz auch noch die nahrungsinduzierte Thermogenese. Die Thermogenese beträgt im Durchschnitt 6% des Gesamtenergieumsatzes.7 8
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Gesamtenergiebedarfsberechnung Frau Müller
Vor ihrer Schwangerschaft hatte Frau Müller einen Gesamtenergiebedarf von 2042 kcal / 24 h. Im Laufe einer Schwangerschaft steigt der Energiebedarf nur leicht an.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erhöht sich der tägliche Energiebedarf ab dem 4. Monat um täglich 250 kcal und ab dem 7. Monat um 500 kcal. Dieses gilt für normalgewichtige Frauen.9
Gesamtenergiebedarf Frau Müller während der Schwangerschaft:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: Gesamtenergiebedarf Frau Müller während ihrer Schwangerschaft
Im Gegensatz zu dem geringen Mehrbedarf an Energie, steigt der Mehrbedarf an einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen/Spurenelementen deutlich an.
4. Zielsetzungen
4.1. Allgemeine Informationen über die Nährstoffverteilung
Bei der allgemeinen Verteilung der Makronährstoffe ändert sich während der Schwangerschaft wenig. Nur der Anteil der Proteine erhöht sich ab dem 4. Schwangerschaftsmonat um 10g/Tag.
Die Makronährstoffempfehlung gilt als grober Orientierungswert. Bei Frau Müller sieht die empfohlene Verteilung folgendermaßen aus:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13: Makronährstoffverteilung Frau Müler im 2. Trimenon
[...]
1 https://www.dge.de/uploads/media/DGE-Pressemeldung-aktuell-01-2009_Praevention-beginnt- bereits-i m-Mutterleib.pdf
2 Lehrskript Gesundheitsberatung in der Schwangerschaft, Kapitel 1, Academy of Sports
3 Ferrari N, Graf C, Bewegungsempfehlungen für Frauen während und nach der Schwangerschaft, Gesundheitswesen 2017;79: S. 36-39
4 Der vollständige Anamnesebogen befindet sich im Anhang
5 Der Food-Frequency-Fragebogen befindet sich im Anhang
6 BMI = Body-Mass-Index. Errechnet sich als (Körpergewicht in kg) / (Körperlänge in m) 2
7 Lehrskript Gesundheitsberatung in der Schwangerschaft, Kapitel 1, Academy of Sports
8 Lehrskript Grundlagen der Ernährung, Kapitel 3, Academy of Sports
9 https://www.dge.de/presse/pm/immer-mehr-schwangere-sind-zu-dick/
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2021, Ernährungsberatung für Schwangere. Anamnese, Gesamtenergiebedarfsermittlung, Informationen zur Nährstoffverteilung, Zielsetzungen und Umsetzung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1298627
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