In seinem Stück Hinkemann (1921/1922) zeigt Ernst Toller anhand seines Protagonisten Eugen Hinkemann ein für die frühe Weimarer Republik typisches Schicksal eines Kriegsheimkehrers, der nicht nur das Trauma des Kriegserlebnisses bewältigen, sondern auch in einer stark veränderten Nachkriegsgesellschaft seinen neuen Platz suchen muss. Die Gesellschaft der Weimarer Republik bietet jedoch keine Integrationsmöglichkeit an und lässt den Kriegsheimkehrer unweigerlich resignierend, entfremdet, hilflos und als Außenseiter zurück. Die Zeit zwischen 1918 und 1933 lässt sich in drei unterschiedliche Phasen einteilen , der Krisenjahre von 1918 bis 1924, der Zeit der Stabilisierung, wirtschaftlicher Prosperität und politischer Entspannung zwischen 1924 und 1929 (auch die „Goldenen Zwanziger“ genannt) und schließlich der erneuten Krisenjahre als Folge der weltweiten Wirtschaftskrise, in der Arbeitslosigkeit und aufkommende Gewalt das Bild der Weimarer Republik prägte. Dieser Essay bezieht sich auf die frühen Jahre der Weimarer Republik und untersucht die Struktur der Gesellschaft, an der Hinkemann zugrunde geht, das Phänomen der abgeschwächten männliche Subjektivität in dieser Nachkriegsgesellschaft und das gewandelte Gesellschaftsbild von der nur wenige Jahre zuvor propagierten Gemeinschaft/Kameradschaft hin zu einer zersplitterten Gesellschaft, die das Individuum vereinzelt zurücklässt. Ferner untersuche ich die daraus resultierende Schwäche und Machtlosigkeit der Gesellschaft, die Toller...
Inhaltsverzeichnis
- Nachkriegsschicksal in Ernst Tollers Hinkemann: Der Protagonist als entfremdetes Individuum in einer gewandelten modernen Gesellschaft
- Die Gesellschaft der Weimarer Republik und das Schicksal des Kriegsheimkehrers
- Hinkemann als Opfer einer gewandelten Gesellschaft
- Die Gesellschaft der Weimarer Republik: Zersplitterung und Individualisierung
- Die ironische Antwort auf die propagierte Gemeinschaft
- Der Wandel der zwischenmenschlichen Beziehungen
- Hinkemann als geschwächtes Abbild eines Mannes
- Hinkemanns Selbstekel und die Entfremdung
- Die Fiktion als Flucht vor der Realität
- Die Rolle der Frau im Kontrast zum Mann
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht das Schicksal des Kriegsheimkehrers Eugen Hinkemann in Ernst Tollers Stück "Hinkemann" und analysiert, wie er in der frühen Weimarer Republik mit den Folgen des Krieges und der veränderten Gesellschaft zurechtkommt. Der Essay beleuchtet die Struktur der Gesellschaft, die Hinkemann zugrunde geht, die abgeschwächte männliche Subjektivität in dieser Nachkriegsgesellschaft und das gewandelte Gesellschaftsbild von der Gemeinschaft/Kameradschaft hin zu einer zersplitterten Gesellschaft.
- Die Struktur der Gesellschaft der Weimarer Republik und ihre Auswirkungen auf Kriegsheimkehrer
- Die abgeschwächte männliche Subjektivität in der Nachkriegsgesellschaft
- Der Wandel vom Gemeinschaftsgefühl zur Individualisierung
- Die Rolle der Frau in der Nachkriegsgesellschaft
- Die Entfremdung des Individuums von der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das Stück "Hinkemann" zeigt das Schicksal des Kriegsheimkehrers Eugen Hinkemann, der durch die Kriegserlebnisse physisch und mental beeinträchtigt ist. Die Gesellschaft der Weimarer Republik bietet ihm keine Integrationsmöglichkeit und lässt ihn resignierend, entfremdet und hilflos zurück. Die neue Gesellschaft ist kapitalistisch- und leistungsorientiert, und Hinkemann, der als Kriegsversehrter keinen Nutzen für die Gesellschaft darstellt, wird erniedrigt und ausgegrenzt. Die Gesellschaft ist zersplittert und individualisiert, und zwischen dem Individuum und der Gesellschaft gibt es kaum Berührungspunkte. Toller kritisiert die Trägheit und Entzweiung der Gesellschaft, die sich besonders an den Arbeitern zeigt, die trotz ihrer gemeinsamen Klassenzugehörigkeit unterschiedliche politische Auffassungen vertreten.
Die im Stück dargestellte Gemeinschaft ist eine ironische Antwort auf die nur wenige Jahre zuvor propagierte Gemeinschaft, wie sie in Werken von Ernst Jünger und Walter Flex beschrieben wird. Diese Kameradschaft, die von Treue und Solidarität geprägt ist, ist im Hinkemann nicht mehr vorhanden. Stattdessen prägen Zerstrittenheit und Vereinzelung die Gesellschaft. Der Wandel des Gemeinschaftsgefühls ist auf zwei Aspekte zurückzuführen: Die Männer sind nach dem Krieg mit einer Gesellschaftsstruktur konfrontiert, die im Gegensatz zur Männerbündischen Kriegskameradschaft nun auch wieder Frauen beinhaltet. Zudem hat sich die Rolle der Frau gewandelt, an die sich der Mann anpassen muss. Die Frau ist aus den Kriegsjahren unversehrt und emanzipiert hervorgegangen.
Hinkemann ist ein geschwächtes Abbild eines Mannes, der durch die Kriegserlebnisse traumatisiert ist und an Selbstekel leidet. Der Kontrast zwischen Gretes Unversehrtheit und Hinkemanns Selbstekel ist ein häufig verarbeitetes Motiv in Literatur, Film und Kunst der Weimarer Republik. Hinkemanns Entfremdung kann nur in seiner Imagination überwunden werden, nicht aber in der Realität. Toller zeigt dies, indem er Hinkemann sein eigenes Schicksal als Kriegsverwunderter als fiktive Geschichte eines anderen erzählen lässt. In der Fiktion findet Hinkemann Akzeptanz und Liebe, während er in der Realität weiterhin abgelehnt und verhöhnt wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Nachkriegsschicksal, die Weimarer Republik, Ernst Toller, Hinkemann, Kriegsheimkehrer, Entfremdung, Gesellschaft, Individualisierung, Kameradschaft, Männerbild, Frau, Kriegstrauma, Selbstekel, Fiktion, Realität.
- Citar trabajo
- M.A. Bastian Heinsohn (Autor), 2005, Nachkriegsschicksal in Ernst Tollers "Hinkemann", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129850
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