Mit den Freiburger Thesen vollendete die Freie Demokratische Partei (FDP) 1971 einen
programmatischen Wandel, der zugleich eine Wiederbelebung älterer sozialliberaler
Traditionen darstellt. Die FDP entwickelte mit den Thesen eine theoretische Grundlage des
sozialen Liberalismus, der den freiheitlichen Rechtsstaat durch einen freiheitlichen Sozialstaat
ergänzen und vollenden sollte, indem Freiheiten nicht nur gesetzlich garantiert, sondern auch
gesellschaftlich erfüllt werden.
Der Weg des deutschen Liberalismus bis zu den Freiburger Thesen und damit bis zur
organisierten Manifestierung des sozialen Liberalismus als Handlungsmaxime einer Partei,
der gleichzeitig durch Regierungsmitverantwortung die Chance zukam, ihrem Bekenntnis
durch Regierungshandeln Ausdruck zu verleihen, war lang und beschwerlich. Bereits im
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert wird der Bergriff Sozialliberalismus „methodisch
handhabbar“ und erhält durch Friedrich Naumann und seiner Gefolgschaft im
Nationalsozialen Verein ein deutliches Profil. Dadurch sollte die klassische liberale Lehre
Antworten auf die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse und Probleme der Industrialisierung,
insbesondere im Bezug auf die ‚soziale Frage’, formulieren. Dennoch blieb die Durchsetzung
der sozialliberalen Idee als Hauptströmung des Liberalismus sowohl im Wilhelminischen
Deutschland, als auch in der Weimarer Republik versagt. Im folgenden sollen Faktoren und
Ereignisse erörtert werden, die dem sozialen Liberalismus eine dominierende Stellung in den
verschiedenen Spielarten des Liberalismus in Deutschland verwehrten. Dazu werden in einem
ersten Schritt einige Merkmale und Postulate des Liberalismus und des sozialen Liberalismus
dargestellt, um anschließende Entwicklungszusammenhänge besser einordnen zu können. In
einem zweiten Schritt sollen Motive und Ursachen aufbereitet werden, die zu einer
programmatischen Isolation sozialer Probleme führten und die mangelnde Durchsetzungskraft
der Idee des sozialen Liberalismus aufzeigen. Daran anknüpfend erfolgt die Entstehung der
FDP zur Partei des demokratischen und sozialen Liberalismus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anmerkungen zum Liberalismusbegriff
- Entwicklungen des sozialen Liberalismus während des Kaiserreichs und Gründe für seine fehlende Durchsetzungskraft
- Gründe der programmatischen Isolation sozialer Problemfelder
- Die Entstehung des Klassencharakters des Liberalismus
- Partei- und Interessenspolitik
- Modellannahmen des Liberalismus
- Industriegesellschaftliche Entwicklungen
- Verbandsliberalismus
- Elemente des sozialen Liberalismus von Friedrich Naumann
- Sozialer Liberalismus in den Parteien des Kaiserreichs
- Zwischenfazit: Ansätze des sozialen Liberalismus blieben ohne Einfluss
- Gründe der programmatischen Isolation sozialer Problemfelder
- Der Weg zu den Freiburger Thesen
- Die sozialpolitische Orientierung der FDP
- Die traditionelle Spaltung
- Die sozialkonservative Orientierung der FDP
- Die programmatische Ausrichtung sozialliberaler Prägung als Minderheitsposition
- Der Modernisierungsprozess der FDP
- Der Zwang der Liberalen zu einem Kurswechsel
- Probleme und Folgen der Modernisierung
- Konsolidierung der FDP und die Verabschiedung der Freiburger Thesen
- Die sozialpolitische Orientierung der FDP
- Schlussbemerkung: Späte Durchsetzung des sozialen Liberalismus?
- Anmerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entstehung des sozialen Liberalismus in Deutschland, insbesondere im Kontext der Entwicklung der Freien Demokratischen Partei (FDP) und ihrer programmatischen Wandlung hin zu den Freiburger Thesen von 1971. Die Arbeit untersucht die historischen Wurzeln des sozialen Liberalismus, die Gründe für seine fehlende Durchsetzungskraft im Kaiserreich und in der Weimarer Republik sowie die Faktoren, die zur Entstehung der FDP als Partei des demokratischen und sozialen Liberalismus führten.
- Die Entwicklung des Liberalismus in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert
- Die Entstehung des sozialen Liberalismus als Reaktion auf die Herausforderungen der Industrialisierung
- Die Rolle von Friedrich Naumann und dem Nationalsozialen Verein in der Entwicklung des sozialen Liberalismus
- Die programmatische Ausrichtung der FDP und ihre Wandlung hin zu den Freiburger Thesen
- Die Bedeutung der Freiburger Thesen für die Entwicklung des sozialen Liberalismus in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Freiburger Thesen als programmatischen Wandel der FDP vor, der eine Wiederbelebung älterer sozialliberaler Traditionen darstellt. Die Arbeit untersucht den Weg des deutschen Liberalismus bis zu den Freiburger Thesen und die Gründe für die fehlende Durchsetzungskraft des sozialen Liberalismus im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Liberalismusbegriff und seine verschiedenen Ausprägungen. Es werden die Grundauffassungen und Postulate des liberalen Denkens dargestellt, sowie die Besonderheiten des sozialen Liberalismus im Vergleich zu anderen Strömungen des Liberalismus.
Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklungen des sozialen Liberalismus während des Kaiserreichs und die Gründe für seine fehlende Durchsetzungskraft. Es werden die programmatische Isolation sozialer Problemfelder, die Entstehung des Klassencharakters des Liberalismus, die Rolle von Partei- und Interessenspolitik sowie die Bedeutung des Verbandsliberalismus untersucht. Außerdem werden die Elemente des sozialen Liberalismus von Friedrich Naumann und die Rolle des sozialen Liberalismus in den Parteien des Kaiserreichs beleuchtet.
Das vierte Kapitel beschreibt den Weg zu den Freiburger Thesen und die sozialpolitische Orientierung der FDP. Es werden die traditionelle Spaltung der FDP, die sozialkonservative Orientierung der FDP und die programmatische Ausrichtung sozialliberaler Prägung als Minderheitsposition analysiert. Außerdem wird der Modernisierungsprozess der FDP, der Zwang der Liberalen zu einem Kurswechsel, die Probleme und Folgen der Modernisierung sowie die Konsolidierung der FDP und die Verabschiedung der Freiburger Thesen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den sozialen Liberalismus, die Freiburger Thesen, die Freie Demokratische Partei (FDP), die Industrialisierung, das Kaiserreich, die Weimarer Republik, Friedrich Naumann, der Nationalsoziale Verein, die soziale Frage, der Interventionsstaat, der Wohlfahrtsstaat, die programmatische Ausrichtung, die sozialpolitische Orientierung, die Modernisierung, die Konsolidierung und die Durchsetzungskraft.
- Citar trabajo
- Thorsten Blank (Autor), 2003, Die Entstehung des sozialen Liberalismus in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129537
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