In der Zeit des Mittelalters stellte der Aufruf zum Kreuzzug die Minnesänger vor eine völlig neue Problematik: Sie mussten sich entscheiden zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zur Herrin.
Mit der Bekennung zu Gott war damals unweigerlich die Teilnahme am Kreuzzug verbunden. Denn nach Auffassung der Zeitgenossen wurde von Gott selbst, durch den Mund des Papstes, dazu aufgefordert. So war ein Kreuzzug Bußübung und Kriegszug zugleich und als Werk der Buße umrahmt von liturgischen Handlungen, ähnlich wie sie im Pilgerwesen vorkamen.
Von der Teilnahme am Kreuzzug versprach sich der Ritter vor allem die Vergebung seiner Sünden und die ewige Seligkeit.
Die Frauenminne hingegen gestaltete sich als ein Konstrukt, bei dem der Sänger sich selbst und auch die von ihm auserkorene Dame durch seinen Gesang gesellschaftlich erhob.
Der innere Konflikt, in dem sich der Sänger nun befindet, kommt in den so genannten Kreuzliedern zum Ausdruck.
Jedoch wurden diese im Laufe der Entwicklung des Minnesangs von den einzelnen Dichtern sehr unterschiedlich gestaltet.
Die Mannigfaltigkeit innerhalb der deutschen Kreuzzugslyrik soll im Folgenden an dem Vergleich zweier klassischer Kreuzlieder mit einem Kreuzlied Neidharts ersichtlich werden:
Zunächst wird Friedrichs von Hausen Lied Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden hinsichtlich Inhalt und Form analysiert und interpretiert, anschließend mit dem Lied Ich var mit iuwern hulden, herren unde mage des Dichters Hartmann von Aue verglichen. Dabei wird besonders auf die Konfliktbewältigung von Gottesdienst contra Frauenminne Bezug genommen.
Danach werden die beiden klassischen Werke dem Neidhartschen Kreuzlied Komen sint uns die liehten tage lange gegenübergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kreuzlieder des klassischen Minnesangs
- Friedrich von Hausen Min herze und min lip diu wellent scheiden
- Hartmann von Aue Ich var mit iuweren hulden, herren unde mage
- Neidharts SL 12 Komen sint uns die liehten tage lange im Vergleich
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert und vergleicht Kreuzlieder des klassischen Minnesangs mit einem Kreuzlied Neidharts. Ziel ist es, die Problematik des Kreuzzugsaufrufs für die Minnesänger zu beleuchten und die unterschiedlichen Konfliktbewältigungsstrategien der Dichter zu untersuchen.
- Der Konflikt zwischen Gottesdienst und Frauenminne
- Die Rolle des Kreuzzugs in der Minnesangtradition
- Die unterschiedlichen Darstellungsformen des Kreuzlieds
- Die Bedeutung der „staetekeit“ im Minnesang
- Die Kritik an der unerwiderten Frauenminne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik des Kreuzzugsaufrufs für die Minnesänger ein und stellt die zentrale Frage nach dem Konflikt zwischen Gottesdienst und Frauenminne. Sie erläutert die Bedeutung des Kreuzzugs als Bußübung und Kriegszug und die damit verbundene Vergebung der Sünden. Im Gegensatz dazu wird die Frauenminne als ein Konstrukt beschrieben, das den Sänger und seine Dame gesellschaftlich erhebt.
Das Kapitel „Kreuzlieder des klassischen Minnesangs“ analysiert und interpretiert zunächst Friedrich von Hausens Lied „Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden“. Der Autor zeigt auf, wie der Sänger in diesem Lied den Konflikt zwischen seinem „lîp“, der in den Kreuzzug ziehen möchte, und seinem „herze“, das sich für eine Frau entschieden hat, darstellt. Die Analyse beleuchtet die Symbolik des „herze“ und „lîp“ und die formale Gestaltung des Liedes, die den inneren Konflikt des Sängers widerspiegelt.
Anschließend wird das Lied „Ich var mit iuwern hulden, herren unde mage“ von Hartmann von Aue betrachtet. Der Vergleich mit Friedrich von Hausens Lied zeigt auf, wie die beiden Dichter den Konflikt zwischen Gottesdienst und Frauenminne unterschiedlich bewältigen. Während Friedrich von Hausen den Konflikt offenlässt, versucht Hartmann von Aue, eine Lösung zu finden, indem er sich für den Dienst an Gott entscheidet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kreuzlieder, Minnesang, Kreuzzug, Gottesdienst, Frauenminne, „staetekeit“, Friedrich von Hausen, Hartmann von Aue, Neidhart, Konfliktbewältigung, Literatur des Mittelalters.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2005, Die Kreuzliedproblematik bei Friedrich von Hausen und Hartmann von Aue im Vergleich zu Neidharts Sommerlied 12, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129531
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