„Angst-Räume“ - Orte im öffentlichen Raum, an denen Frauen Angst haben, Opfer einer Gewalttat zu werden - sind ein klassisches Thema bei Diskussionen über geschlechtsspezifische Raumnutzung in der Geographie und Stadtplanung.
In bisherigen Studien zu diesem Thema wird „Geschlecht“ weitgehend als unabhängige, erklärende Variable betrachtet, wird somit die Angst von Frauen im öffentlichen Raum geradezu als natürlich zur Wesenheit der Frau gehörend anerkannt und wird diese Angstzuschreibung immer wieder reproduziert und rezementiert. Dahinter stehende soziale Verhältnisse, die sich in Angst-Räumen lediglich baulich-räumlich manifestieren, bleiben meist unangetastet.
Die vorliegende Arbeit fragt nach möglicherweise gesellschaftlich verankerten Ursachen dieser spezifischen Angst und versucht Wege daraus aufzuzeigen. Die soziale Trennlinie für Angst-Räume wird (auch) entlang der Geschlechtszugehörigkeit gesetzt. Diese Ungleichheitskategorie soll deshalb im Vordergrund stehen und der Zusammenhang zwischen Angst im öffentlichen Raum und Geschlecht identifiziert werden. So steht die Konstruktion der Geschlechterdifferenz selbst im Zentrum der Analyse.
Diese Vorgehensweise verlangt die Auseinandersetzung mit feministischer Theorie (Gleichheit oder Differenz der Geschlechter) und den Bezug auf theoretische Ansätze, die zur Dekonstruktion selbstverständlicher Zuschreibungen verwendet werden können (Konstruktivismus, Diskurstheorie).
Den theoretischen Überlegungen zu Raum und Geschlecht aus dekonstruktivistischer Perspektive folgen Auszüge aus Interviews mit Frauen, die als Joggerinnen die Münchner Isarauen – bei Dämmerung und Dunkelheit ein sog. „Angst-Raum“ – nutzen.
Die Erhebung erfolgte unter Rückgriff sowohl auf Leitfaden gestützte, themenzentrierte, qualitative Einzelinterviews als auch auf das Instrument der Gruppendiskussion.
Die Untersuchung zeigt, dass der Geschlechterdiskurs und der Angst-Raum-Diskurs miteinander verwoben sind. Ungleichheit, Hierarchie, Macht und Gewalt werden an raum-zeitlichen Angst-Raum-Situationen festgemacht und in ihnen reproduziert.
Es wird deutlich, wie mächtig sowohl der Angst-Diskurs als auch die geschlechtsspezifischen Zuordnungen sind, und mit welchen Strategien die Frauen versuchen, sich davon zu befreien.
Trotz dieser individuellen Aufbrüche muss das Geschlechtersystem als in sich stabil und die Angst im öffentlichen Raum als ein Stabilitätsfaktor dieses Systems erkannt werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Fragestellung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Feministische Theorie
2.1 Gleichheit oder Differenz der Geschlechter?
2.2 Feministische Standpunkttheorien
2.3 Theoretische Ansätze als Grundlage für den Dekonstruktivismus
2.3.1 Konstruktivismus
2.3.2 Diskurstheorie
2.4 Feministischer Dekonstruktivismus
3 Dekonstruktivismus und Angst-Räume
4 Raum und Geschlecht
4.1 Angst-Räume - Raumbezogene Kriterien und Voraussetzungen
4.2 Tatsächliches und empfundenes Kriminalitätsrisiko
4.3 Sexuelle Gewalt an Frauen - ein Strukturmerkmal patriarchaler Gesellschaften
4.4 Sport und geschlechtsspezifische Raumzuweisung
5 Methodisches Vorgehen
5.1 Entscheidung für einen qualitativen Ansatz
5.2 Auswahl der Gesprächspartnerinnen
5.3 Methoden und Ablauf der Datenerhebung
5.4 Vorgehensweise bei der Auswertung
6 Darstellung der empirischen Ergebnisse
6.1 Beschreibung der Gesprächspartnerinnen
6.2 Angst im öffentlichen Raum
6.2.1 Formen und Ausprägungen von Angst
6.2.2 Angst-Räume als "Ersatz-Arena"?
6.2.3 Dunkelheit als zentraler Angstauslöser
6.2.4 Soziales Umfeld und Medien
6.2.5 Motivation zur Angstüberwindung
6.2.6 Vertrautheit des Raumes
6.2.7 Wehrhaftigkeit
6.2.8 Bewältigungsstrategien
6.3 Raumaneignung und (körperliches) Empowerment
6.4 Geschlechterverhältnis
6.4.1 Weiblichkeitszwang
6.4.2 Akzeptanz-/Toleranzgrenze von Übergriffigkeiten
6.4.3 Verharren in traditionellen Geschlechterstereotypen
7 Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse
8 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Kurzdarstellung der Arbeit
Anhang
Vorwort
Im Zentrum der Arbeit von Karin Kutschinske stehen sog. „Angst-Räume“, d.h. Orte im öffentlichen Raum, an denen Frauen Angst haben, Opfer einer Gewalttat zu werden. Diese Angst-Räume werden als Spiegel sozialer Verhältnisse, d.h. als konstruiert begriffen und insofern, als die Geschlechtszugehörigkeit eine wichtige Rolle spielt, steht das Geschlechterverhältnis als konstruierendes zur Debatte.
Die Autorin versucht demnach, Zusammenhänge zwischen normativen Vorstellungen und beobachtbaren Unterschieden bezüglich der Raumnutzung von Frauen und Männern einerseits und Konstruktionen von Geschlechterdifferenz andererseits zu entschlüsseln.
Als theoretische Grundlagen bezieht sie sich dafür auf feministische Ansätze zur Gleichheit oder Differenz der Geschlechter und auf theoretische Ansätze (Konstruktivismus, Diskurstheorie), die für die Dekonstruktion „selbstverständlicher“ Zuordnun- gen eingesetzt werden können.
Als erster Folgeschritt werden die Linien aufgezeigt, entlang derer es möglich ist, Angst-Räume zu dekonstruieren, d.h. räumliche Positionierungen als sozial ausgehandelte zu verstehen.
Im empirischen Teil wird eine konkrete Situation untersucht, nämlich die Nutzung der Isarauen in München als Erholungsraum für Frauen, und zwar auch in der Dämmerung und Dunkelheit, also dann, wenn gemäß „normaler“ Konstruktion Frauen diesen Raum eher meiden sollten, weil er für die gefährlich ist.
Acht Leitfaden gestützte, qualitative Interviews mit Frauen, die sich nicht an die üblichen Normen halten, dienen dazu, die Entstehung, Verfestigung und Gültigkeit von gesellschaftlich sanktionierter Raumnutzung zu analysieren und Möglichkeiten eines emanzipatorischen Verhaltens aufzuzeigen.
Die Arbeit ist in drei Aspekten brillant.
Erstens greift sie sehr komplexe aktuelle Theorieansätze auf und richtet sie in knapper, klarer Konzentration auf das Thema aus.
Zweitens ist der Zugang zum Thema originell und fruchtbar.
Alle anderen mir bekannten Studien zu Angst-Räumen orientieren sich am Problem von „Frauen als Opfer“ in Parkgaragen, dunklen Parks etc. Entsprechend wird in Fragebögen und Interviews nach Opfern gefragt, und Opfer werden gefunden und beklagt. Die Analyse, wer jetzt wie zum Opfer gemacht wird, bleibt jedoch meist an der Oberfläche.
Anders in der vorliegenden Arbeit. Dadurch dass Frauen gefragt werden, die sich - trotz allem - trauen, werden die ganz feinen „Mechanismen“ der Entstehung und möglicherweise der Überwindung von Angst und Opferstatus sichtbar gemacht. Die Frauen, die sich in den Interviews äußern, sind keineswegs Personen, die nie Angst haben oder sich beispielsweise von „normalisierenden“ Medienberichten nicht beeindrucken lassen. Vielmehr wird gezeigt, wie verschiedene biographische Erfahrungen dazu führen können, dass „Raum nehmen“ wichtiger ist als der erwartete Rückzug. Die latente Präsenz des „Normalen“ erfordert aber eine stetige Auseinandersetzung in der Form von individuellen Überwindungsstrategien. Diese Strategien werden sehr fein differenziert nachvollziehbar geschildert.
Als dritte hervorragende Leistung ist zu nennen, dass Karin Kutschinske es geschafft hat, in ihren Interviews in derart intime Bereiche, wie es persönliche Ängste und Gewalterfahrungen sind, Einsicht zu gewinnen, und dass es ihr ebenso gelingt, die gewonnen Information gut aufzubereiten und mit klaren Kommentaren zu versehen, aber gleichzeitig der Leserin oder dem Leser Raum für eigenes Interpretieren und Verstehen lässt.
Somit stellt die Arbeit einen originären Beitrag zum Diskurs über Angst-Räume im Speziellen und soziale Konstruktionen von Raumzuweisungen im Allgemeinen dar.
München, September 1999 Prof. Verena Meier
1.1 Ausgangslage und Problemstellung
"Angst-Räume" - ein Thema, auf das wir bei einer Literaturrecherche zum Themenbereich "Frau und Raum" früher oder später unweigerlich stoßen. In der Fachliteratur hat sich dieser Begriff für Orte im öffentlichen Raum etabliert, an denen Frauen Angst haben, Opfer einer Gewalttat - in erster Linie einer Vergewaltigung - zu werden, wenn sie - vor allen Dingen nachts - ohne Begleitung unterwegs sind. Zu typischen Angst-Räumen zählen z. B. Parks, Tiefgaragen oder menschenleere Straßen. Ein Blick auf die Ergebnisse einer Infas-Umfrage zeigt, dass 75% aller Frauen angeben Angst zu haben, wenn sie abends und nachts allein unterwegs sind. Der Anteil der ängstlichen Frauen steigt in den Großstädten sogar auf 85% (infas 1984; zit. nach STIFTUNG MITARBEIT 1991, S. 7). In der Konsequenz bedeutet das für Frauen entweder den gänzlichen Verzicht auf Aktivitäten nach Einbruch der Dunkelheit oder zumindest eine äußerst eingeschränkte Mobilität. Letzteres bringt oft zusätzliche finanzielle Belastungen durch die als sicherer empfundene Beförderung im eigenen Auto oder im Taxi mit sich, da auch die nächtliche Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mit den notwendigen Wartezeiten an vor allem abgelegenen Haltestellen als beängstigend beschrieben wird.
Weil - wie die Daten zeigen - sich viele Frauen von diesen Einschränkungen betroffen fühlen, findet dieser Sachverhalt immer wieder Erwähnung bei der Auseinandersetzung mit dem Thema "Frau und städtischer Raum". Sei es in einem allgemeineren Rahmen, wie beispielsweise Ausstellungen, in denen der "Alltag in der Stadt - aus der Sicht der Frauen" gezeigt (STIFTUNG MITARBEIT 1991) oder die Frage "Wem gehört der öffentliche Raum?" gestellt wird (KAIL/KLEEDORFER 1991), oder etwa in einer Architekturzeitschrift zum Thema "Frau und gebaute Umwelt" mit dem Titel "Kein Ort, nirgends - Auf der Suche nach Frauenräumen" (ARCH+, Nr. 60, 1981). Darüber hinaus befassen sich Untersuchungen - meist von Autorinnen und oft im Auftrag von Gleichstellungsstellen oder Frauenbeauftragten der jeweiligen Kommunen - auch explizit auf kleinräumiger Ebene mit konkreten Angst-Räumen einzelner Städte. In solchen Arbeiten wird statistisch das Ausmaß der Angst der dort wohnenden Frauen aufgezeigt, die Angst-Orte der Stadt identifiziert sowie deren räumliche, Angst auslösenden Merkmale analysiert (vgl. hierzu exemplarisch STADT HEIDELBERG 1994).
Als Lösungsvorschläge zur Verminderung von Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum werden schließlich planerische, städtebauliche und gestalterische Maßnahmen ausgearbeitet, wie z. B. Frauenparkplätze in Tiefgaragen und verbesserte Beleuchtungen (vgl. statt vieler den Maßnahmenkatalog von SIEMONSEN/ZAUKE 1991). Zudem werden speziell für Frauen geschaffene Instrumente wie das NachtTaxi gefordert oder Strategien entwickelt, die die Perspektive der Betroffenen bereits in den Planungsprozess einfließen lassen und versuchen, Angst-Räume von vornherein vermeiden zu helfen (vgl. INSTITUT FÜR LANDES- UND STADTENTWICKLUNG DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN 1995). Auch das Postulat nach verstärkter Besetzung maßgeblicher Positionen in Planungsreferaten, Stadtbauämtern etc. durch Frauen spricht die Notwendigkeit an, bei der Gestaltung der Städte frauenspezifische Belange mehr zu berücksichtigen.
Die AutorInnen, die sich mit Angst-Räumen auseinandersetzen, gehen davon aus, dass räumliche Gegebenheiten (sexuelle) Gewalt an Frauen im öffentlichen Raum begünstigen bzw. hemmen können. Sie sind sich aber auch einig, dass im Raum selbst nicht die Ursache für Gewalt zu finden ist. Trotzdem das Problem aus einer standpunkttheoretischen[1] Position heraus - also in beschreibender Form des empirisch Vorfindbaren - anzugehen, birgt jedoch auch nicht zu unterschätzende Gefahren der Zementierung der dahinter stehenden gesellschaftlichen Gegebenheiten und der Ablenkung von den eigentlichen, gesellschaftlichen Ursachen.[2]
Angst-Räume sind ein Abbild, sind die "baulich-räumliche Manifestierung sozialer Verhältnisse" (FRAUENSEMINAR AN DER UNI DORTMUND 1981, S. 31). Demzufolge stellt sich die Frage, welche sozialen Strukturen Angst-Räume ausdrücken.
Dem Angst-Raum-Diskurs[3] zufolge haben nur Frauen Angst, und zwar haben sie Angst vor Männern (zu haben). Die soziale Trennlinie für Angst-Räume wird also (auch) entlang der Geschlechtszugehörigkeit gesetzt. Diese Ungleichheitskategorie steht bei der vorliegenden Arbeit im Vordergrund.
Es geht also übergeordnet um das Geschlechterverhältnis. Insofern müssen Aspekte, die in Angst-Räumen enthalten sind, auch dem Geschlechterverhältnis inhärent sein. Ungleiche Raumverfügung, Angst und Gewalt stehen hinter dem Terminus "Angst-Raum". Ungleichheit, Macht, Hierarchie und Gewalt sind Merkmale, die in einem patriarchalen Gesellschaftssystem das Verhältnis zwischen den Geschlechtern definieren.
1.2 Zielsetzung und Fragestellung
Im Bereich der Geographie - vielmehr der feministischen Geographie - wird immer wieder gefordert, "sich mit dem historisch gewachsenen und damit veränderbaren Geschlechterverhältnis auseinanderzusetzen und der Diskriminierung von Frauen entgegenzuwirken" (BOCK et al. 1989, S. 5). Diesem Postulat möchte ich in der vorliegenden Arbeit nachkommen. Es kann aber dabei nicht nur darum gehen, AngstRäume als solche zu identifizieren und die daraus resultierenden Nachteile für Frauen darzustellen (vgl. BÄSCHLIN/MEIER 1995, S. 250).
"Die Existenz von Unterschieden in den räumlichen Verhaltensmustern von Frauen und Männern ist eine Tatsache, die im Rahmen der geographischen Frauenforschung aufgezeigt wurde. Es kann jedoch nicht genügen, diese sichtbar zu machen. Vielmehr müssen die Gründe für die nach wie vor untergeordnete Stellung der Frau erforscht und analysiert werden.
Hier setzt die feministische Geographie an. [...] Dies impliziert eine Veränderung der gesellschaftlichen sowie der räumlichen Verhältnisse. Es kann also im Rahmen der Geographie nicht nur darum gehen, aus räumlich inadäquaten Verhältnissen kurzfristige Bedürfnisse zu identifizieren und umzusetzen. Vielmehr müssen langfristige Perspektiven formuliert werden mit dem Ziel, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und im Raum zu verbessern." (OSWALD 1992, S. 8).[4]
Ein ähnliches Ziel verfolgt auch die vorliegende Arbeit. Es geht mir nicht um einen weiteren empirischen Beleg für die Benachteiligung von Frauen und um politisch umzusetzende Lösungsvorschläge. Vielmehr interessieren mich die sozialen Hintergründe und gesellschaftlichen Zusammenhänge von Angst-Räumen, so dass am Ende das Ergebnis dieser Arbeit in Form von Wissen eine Grundlage sein kann für mögliche konkrete Schritte in der Zukunft.
Ausgangspunkt der Überlegungen war der Sachverhalt, dass die meisten Frauen bei Dunkelheit im öffentlichen Raum Angst haben. Diese Angst wird in unserem Alltagsverständnis nicht weiter hinterfragt, sondern hingenommen, wird sie uns doch als zur "Natur der Frau" gehörend vermittelt. Interessant ist jedoch, dass es auch Frauen gibt, die den Eindruck erwecken, sich über diese Angst hinwegzusetzen bzw. die bei Befragungen wie der infas-Studie ihre Angstlosigkeit äußern. Aus der Perspektive dieser Frauen werde ich die Angst-Raum-Problematik betrachten. Dies erscheint mir aus mehreren Gründen interessant:
- Die Möglichkeit eventueller Angstlosigkeit ist im Gegensatz zur Ängstlichkeit von Frauen hinsichtlich der Raumnutzung und Raumaneignung so gut wie nie thematisiert worden.
- Die Angst sozusagen retrospektiv ins Visier zu nehmen, d. h. nach dem Prozess einer eventuellen Angstüberwindung, kann Einblicke in den Auseinanderset- zungsprozess geben und mögliche Bewältigungsstrategien gegen Angst im öffentlichen Raum offenlegen.
- Mein Erkenntnisinteresse wurde aber auch von persönlichen Motiven zur eigenen Angstauseinandersetzung geleitet.
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses:
- Wie objektiv berechtigt ist die Angst von Frauen im öffentlichen Raum?
- Warum ist diese subjektiv in so hohem Maß bei so vielen Frauen vorhanden?
- Inwieweit gelingt es den Frauen, die angeben angstfrei zu sein, sich mit geschlechtsspezifischer Angst möglicherweise anders auseinanderzusetzen als andere Frauen?
- Inwieweit können sie die daraus gewonnenen Freiräume nutzen?
- Welche Auswirkung hat diese Widerständigkeit auf die Gesellschaft - repräsentiert u. a. durch das soziale Umfeld dieser Frauen?
- Inwiefern bewegen sich diese Frauen dennoch innerhalb patriarchaler Denkformationen?
- Ist es vielleicht u. a. das Vorhandensein dieser Angst, welches das so und nicht anders vorfindbare Geschlechterverhältnis beständig am Leben erhält?
1.3 Aufbau der Arbeit
Sich mit dem Geschlechterverhältnis auseinanderzusetzen heißt auch, sich mit feministischer Theorie zu befassen. In Kapitel zwei wird deshalb ein Einblick in die derzeitige Diskussion innerhalb der Frauenforschung und der feministischen Wissenschaft gegeben. Dabei soll auch der Entstehungszusammenhang des neueren theoretischen Ansatzes, des Dekonstruktivismus, deutlich werden. Die theoretischen Ansätze, von denen er sich ableitet, werden deshalb ebenfalls skizziert. Vor dem Hintergrund der hier dargestellten neueren Theorieansätze sollen die Fragestellungen dieser Arbeit beantwortet und die empirischen Ergebnisse interpretiert werden.
In Kapitel drei wird versucht zu veranschaulichen, warum es sinnvoll und notwendig ist, Angst-Räume aus einer dekonstruktivistischen Perspektive zu beleuchten.
Kapitel vier bezieht sich auf die Auseinandersetzung mit der existierenden Literatur. Es versucht einen Überblick über den Stand der Forschung im Bereich Geschlecht, Angst, Raum und Gewalt zu vermitteln.
Die empirische Untersuchung stützt sich auf Methoden der qualitativen Sozialforschung. Das methodische Vorgehen und das Umsetzen des qualitativen Forschungsansatzes in dieser Untersuchung stehen im Mittelpunkt des fünften Kapitels.
Mit dem empirischen Teil der Arbeit befasst sich Kapitel sechs. Es erfolgt zunächst die Beschreibung der befragten Untersuchungspersonen. Die Interpretation der Gespräche ist in drei Hauptteile untergliedert. Der erste Teil beleuchtet Angst im öffentlichen Raum in unterschiedlichen Dimensionen. Daraufhin wird herausgearbeitet, welches Potential für die Persönlichkeitsentwicklung in der Raumaneignung liegen kann. Im dritten Teil steht das Geschlechterverhältnis im Mittelpunkt, um es in seiner irrationalen Stabilität zu ergründen.
In Kapitel sieben sollen die gewonnen Erkenntnisse zusammengeführt und einer abschließenden Bewertung unterzogen werden. Auch die eingangs formulierten Fragestellungen sollen beantwortet werden.
Schließlich erfolgt in Kapitel acht ein kurzer Ausblick und weiterreichende Überlegungen zu Forschung, Wissenschaft und Politik.
Das Phänomen Angst-Räume ist ein Ausdruck des Geschlechterverhältnisses, und die Art und Weise des Geschlechterverhältnisses in unserer Kultur ist ein Produkt des Patriarchats. Die feministische Wissenschaft untersucht sowohl auf theoretischer als auch empirischer Ebene die Lage von Frauen in patriarchalen Gesellschaften.
Innerhalb der feministischen Wissenschaft ist nun seit ca. Mitte der 80er Jahre ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Zur Erläuterung der neueren theoretischen Ansätze im Feminismus, die für die vorliegende Arbeit den theoretischen Rahmen bilden sollen, bedarf es der Vollständigkeit und des Verständnisses halber des folgenden Rückblicks auf die Diskussionen innerhalb der feministischen Wissenschaft und der Frauenbewegung.
2.1 Gleichheit oder Differenz der Geschlechter?
Eine zentrale Stellung innerhalb der feministischen Wissenschaft und der Frauenbewegung nimmt die Auseinandersetzung mit der Frage von Gleichheit oder Differenz der in männlich und weiblich unterschiedenen Geschlechter ein. Die Diskurse bewegten sich lange Jahre zwischen zwei Grundpositionen - zwischen dem Gleichberechtigungsmodell auf der einen und dem Differenzmodell auf der anderen Seite (vgl. HEINTZ 1993).
Die das Gleichheitskonzept vertretende Position unterscheidet zwischen einem biologischen, d. h. physisch ablesbaren Geschlecht (sex) und einem sozialen/kulturellen, d. h. geschlechtsspezifische Verhaltensweisen, Rollenzuschreibungen etc. betreffenden Geschlecht (gender).
Kommt also ein Kind zur Welt, wird es zunächst nach seinem biologischen Geschlecht (sex), in der Regel anhand seiner primären Geschlechtsorgane, als männlich oder weiblich identifiziert. Welche Fähigkeiten, Verhaltensweisen, psychischen Merkmale dieses Kind dann vom Zeitpunkt seiner Geburt an ausbildet und welche soziale Position es einnimmt (gender), ist nicht zwingend mit dem biologischen Merkmalen verknüpft, sondern kann - je nach dem, in welcher Kultur es lebt - stark variieren.[5]
Die Frauen und Männern zugeschriebenen Charakteristika und die daraus abgeleiteten sozialen Unterschiede samt hierarchischer Ordnung zwischen Frau und Mann werden diesem Standpunkt nach als geschlechtsspezifisch unterschiedliches, gesellschaftliches Produkt, also als kulturelles Artefakt betrachtet und nicht als Resultat ihres biologischen Geschlechts.
Die Unterscheidung von "sex" und "gender" richtete sich gegen biologistische Vorannahmen und sollte beweisen, dass die beiden Geschlechter, trotz ihrer biologischen Andersartigkeit, von ihrem sozialen Merkmalspotential her von Natur aus gleich seien, das biologische Geschlecht im Grunde also irrelevant sei.[6] Gleichberechtigung in Form von gleichen Bedingungen für alle Menschen - so dieses Emanzipationskonzept - ließe sich nur unter dieser Prämisse erreichen, indem die sozialen und kulturellen Hindernisse, die der ursprünglichen Gleichheit im Wege stünden, abgebaut würden.
Aufgrund der enttäuschenden Erfahrung, dass Gleichberechtigung für Frauen in der Realität doch nur Anpassung an die männliche Lebenswelt hieß, und Frauen insofern als defizitäre Menschen erschienen, entstand innerhalb des Feminismus eine Gegenbewegung, welche die Differenztheorie hervorbrachte. Dieses Konzept sieht die Ursache für die gesellschaftliche Schlechterstellung von Frauen nicht in der Differenz an sich begründet, sondern in der asymmetrischen Wertung der Differenz. Ein Argumentationsstrang dieses Ansatzes ist der biologistisch-ontologische:
"Der Geschlechtsunterschied sei ein essentieller, originär existierender Unterschied, die Zweigeschlechtlichkeit ein fragloser und zeitloser Bestandteil der Natur, Weiblichkeit ein essentieller Wert. Das Dasein wäre demnach von allem Anfang an und auf nicht zu beendigende Weise durch diese Verschiedenheit bestimmt, Weiblichkeit wäre sozusagen ein ontologischer Status und das Menschsein wesentlich an Geschlecht und Geschlechtlichkeit, an Körperlichkeit und Körpererfahrung gebunden. ... Dementsprechend geht es hier um die Entdeckung, Anerkennung und Aufwertung von Weiblichkeit, um die Positivierung des Weiblichen, den Stolz aufs Frausein, die Suche nach Wurzeln und Ursprüngen. Das Geschlechterverhältnis soll zwar enthierachisiert, aber der Geschlechterunterschied wieder als ein ursprünglicher freigelegt werden" (THÜRMER-ROHR 1995, S. 88[7] ; zit. nach NISSEN 1998, S. 71).
Die unterschiedlichen Körper avancierten zum Mittelpunkt der Diskussion und von ihnen wurden - wohl auch aus Gründen der Identitätsschaffung - für alle Frauen gültige Gemeinsamkeiten und die sich diametral gegenüberstehenden "Wesensartigkeiten" von Mann und Frau abgeleitet. Demnach werden Frauen als fürsorglich, einfühlsam, intuitiv, anpassungsfähig etc. beschrieben, Männer hingegen u. a. als rational, nüchtern, destruktiv-technokratisch und gewaltbereit (vgl. GILDEMEISTER 1990, S. 6; HAGEMANN-WHITE 1988, S. 225). Sexuelle Gewalt gegen Frauen wird diesem Ansatz nach als primäre Form der Unterdrückung betrachtet, ausgehend von grundlegenden (sexuellen) Differenzen zwischen Frauen und Männern (vgl. LANG/RICHTER 1994, S. 16).
Die zweite differenztheoretische Richtung argumentiert historisch und sozialisationsbezogen und bezieht sich auf die gesellschaftlich erworbene Andersartigkeit von Frauen. Die Besonderheit von weiblichen Lebenszusammenhängen evoziert demnach z. B. ein besonderes "weibliches Arbeitsvermögen"[8] [9]. Obwohl in diesem Konzept nicht biologistisch argumentiert wird, wird ihm aufgrund der Verallgemeinerung ein quasi natur-ähnlicher Status vorgeworfen, der so die soziale Konstruktion von Geschlecht erneut verdecke (vgl. NISSEN 1998, S. 70f). (vgl. GILDEMEISTER 1990, S. 7f)
In dieser zweigeteilten Welt weist "die" Frau darüber hinaus eine spezifisch "weibliche Moral'0 auf, sie ist friedfertiger (vgl. MITSCHERLICH 1987) und denkt anders[10]. Letztendlich ist es Männern und Frauen gar nicht möglich, miteinander zu kommunizieren, da ihnen ihre grundlegenden Unterschiedlichkeiten im Weg stehen[11].
Die Anerkennung der Differenz und das Recht darauf stehen im Zentrum der Forderungen dieses essentialistischen Emanzipationskonzeptes. Durch die Naturalisierung der geschlechtlichen Differenz, durch das Insistieren auf einem elementaren AndersSein, wird gerade das unterlaufen, was die Patriarchatskritik zu zeigen beabsichtigte, nämlich "wie sehr das Geschlecht eine soziale Kategorie, die Sozialcharaktere historisch, relativ und gesellschaftlich produziert" sind (HAGEMANN-WHITE 1988, S. 225). Dies ist fatal und von konservativer Argumentation schwer abzugrenzen.
"Hier gleichen sich nicht nur die entworfenen Bilder, sondern letztlich auch ihre Funktionen, nämlich die Frau mit ihrer Zweitrangigkeit auszusöhnen. Indem sie nun wieder die moralische Überlegenheit für sich in Anspruch nehmen darf, bleibt sie in ihrer traditionellen Rolle gefangen. Da sie vom moralischen Standpunkt her dem >besseren GeschlechU angehört, sollte es für sie wenig Anlass geben, die Verhältnisse ändern zu wollen, würde doch jedes aktive Eingreifen ihrerseits sie immer auch moralisch diskreditieren. Das heißt, mit solch polarisierenden Zuschreibungen halten sich die Frauen selbst in dem sie unterdrückenden System gefangen."
(ROMMELSPACHER 1995, S. 182f)
Wie soll vor einem solchen theoretischen Hintergrund, z. B. gegen Untersuchungsergebnisse wie die von Eric Ericson[12] (zit. nach SPITTHÖVER 1989b, S. 46f), argumentiert werden? An die "Morphologie der Sexualorgane" (SPITTHÖVER 1989b, S. 48) erinnerten ihn räumliche Bauklötze-Spielszenen von Kindern, was wiederum das bereits beobachtbare unterschiedliche Raumverhalten von Mädchen und Jungen untermauern sollte: Die männlichen Sexualorgane nach außen, die weiblichen nach innen gerichtet. Damit wäre hinreichend begründet, warum sich Frauen (natürlicherweise) weniger raumgreifend verhalten als Männer. Auch die Frage nach der dahinterstehenden Angst im öffentlichen Raum wäre so mit einem Wisch vom Tisch gefegt, denn wäre es nicht logisch vor etwas Angst zu haben, wofür frau von Natur aus einfach nicht vorgesehen und geschaffen ist? Sozusagen als Warninstrument gegen ungerechtfertigte und unnatürliche Ansprüche?
2.2 Feministische Standpunkttheorien
Auf der Grundlage von marxistischer Theorie, Erkenntnistheorie und Objektbeziehungstheorie argumentierend, gehen feministische Standpunkttheorien von den Prämissen aus, dass erstens "die Identität des Erkenntnissubjektes und der Erkenntnisprozess nicht getrennt voneinander gesehen werden können, und zweitens, dass Erkenntnis auf theoretisierter Erfahrung beruht" (SEIFERT 1992, S. 258).
Demnach sind in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft und für eine feministische Perspektive letztlich zwei Standpunkte von Bedeutung: der weibliche und der männliche. Diesem Ansatz nach werden die unterschiedlichen psychischen Erfahrungen von Mädchen und Jungen hinsichtlich der Mutter durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung entlang der Linie männlich/weiblich zusätzlich verstärkt. Aufgrund der geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Betroffenheit von historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und der daraus resultierenden unterschiedlichen Erfahrungen in den differierenden Lebens- und Arbeitsbedingungen, steht der erkenntnistheoretische Standpunkt von Frauen dem der Männer entgegen (vgl. SEIFERT 1992, S. 258ff).
Auf der Basis dieser Überlegungen liefern standpunkttheoretische Ansätze auch die Begründung für eine weibliche Perspektive in Wissenschaft und Forschung sowie die Anforderung an neue Theorien, denn "indem sie die Perspektive eines jeden Erkenntnisprozesses verdeutlichen, werfen Standpunkttheorien ein Licht auf die spezifischen Begrenztheiten und Verzerrungen, die die Ausschließlichkeit eines männlichen Standpunktes mit dem engen Fokus auf männliche Erkenntnisbedürfnisse und -möglichkeiten produziert" (SEIFERT 1992, S. 262).
Die unverzichtbare Bedeutung von Standpunkttheorien liegt meines Erachtens darin, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und den Mechanismus aufzuzeigen, wie die Prämissen, Bedürfnisse, Lebensweisen etc. der einen (männlich definierten) Hälfte der Bevölkerung in patriarchalen Kulturen der anderen (weiblich definierten) Hälfte aufoktroyiert werden.
So zeigen Untersuchungen zu Angst-Räumen überhaupt einmal die Tatsache auf, dass es Frauen gibt, die in der Öffentlichkeit Angst haben, außerdem welche Orte vom Standpunkt der Frauen aus als Angst-Räume zu bewerten und welche Maßnahmen zur Angstminderung zu ergreifen sind. Erst der "weibliche" Blick auf diese Orte macht sie zum Problem. Insofern sind diese Studien, die auch in ihrer Analyse bewusst zwischen weiblicher und männlicher Sichtweise trennen, den standpunkttheoretischen Arbeiten zuzuordnen.
Allerdings stoßen Standpunkttheorien auch auf Schwierigkeiten. Ein Dilemma wird deutlich, wenn die Frage gestellt wird, ob es im Grunde nicht so viele Standpunkte wie Individuen gibt? Bei der Herausarbeitung eines gemeinsamen, weil viele gleichsam betreffenden Standpunktes, darf die Gefahr, Pluralitäten zu unterdrücken, nicht unterschätzt werden. "Die" Frau zu universalisieren und so gleichzeitig zu ontologi- sieren ist ein Schwachpunkt von Standpunkttheorien.
Aus standpunkttheoretischer Perspektive gibt es Frauen, die Angst haben sich unter bestimmten Umständen im öffentlichen Raum zu bewegen und die sich deswegen in ihrer Raumnutzung äußerst reduziert verhalten. Dieser Standpunkt wird bereits rege vertreten. Es gibt aber auch Frauen mit anderen Erfahrungen. Der Standpunkt dieser Frauen, die sich in ihrer Mobilität nicht einschränken lassen, müsste jedoch erst formuliert und auch beachtet werden. Dies ist jedoch - aus welchen Gründen auch immer - kaum der Fall. Er wird ausgeblendet, so dass schließlich von "der weiblichen Angst" die Rede ist, so, als läge sie in der Natur "der" Frau.
Neben weiteren Schwierigkeiten, bei denen Standpunkttheorien an ihre Grenzen stoßen (vgl. SEIFERT 1992, S. 264 ff), wird von feministischer Seite vor allem ein Aspekt kritisiert: Standpunkttheorien erklären die Geschlechterdifferenz nicht, sondern setzen die Unterscheidung von Männern und Frauen vielmehr implizit voraus. Die Kategorie 'Geschlecht' selbst bleibt durch Standpunkttheorien unangetastet. Die Notwendigkeit, diese selbstverständliche Unterscheidung in Frage zu stellen, zeigen die folgenden Ausführung.
2.3 Theoretische Ansätze als Grundlage für den Dekonstruktivismus
So konträr die beschriebenen Standpunkte des Gleichberechtigungs- und des Differenzmodells auch sein mögen, in einem Punkt stimmen diese beiden Entwürfe überein: Beide Sichtweisen teilen die Trennung zwischen Natur und Kultur. Sie behandeln den Körper (sex) als einen außerkulturellen Tatbestand, und die Geschlechter werden einstimmig als bipolar in Frauen und Männer - und zwar nur in Männer und Frauen - organisiert gesehen.
Seit Mitte der 80er Jahre etablierte sich eine neue theoretische Denkweise mit dem englischsprachigen Raum als Keimzelle: der Dekonstruktivismus. Dieser Ansatz ging aus den theoretischen Strömungen des Konstruktivismus und der Diskurstheorie hervor, die nachfolgend kurz skizziert werden sollen.
2.3.1 Konstruktivismus
Während auf feministischer Seite vor allem die in unserer von Männern dominierten Welt nicht beachtete und benachteiligte Lebenswirklichkeit von Frauen in den Blick gerückt wurde, versuchten andere, poststrukturalistische Sozialwissenschaftler darzulegen, dass und wie eine Gesellschaftsordnung von Mitgliedern jener Gesellschaft selbst produziert und immer wieder neu erschaffen wird, und warum dieser Prozess dazu führt, dass die Menschen diese Eigenkonstruktion schließlich als Wirklichkeit bzw. Naturgegebenheit erkennen. Diesen Konstruktionsprozess beschreiben Peter Berger und Thomas Luckmann erstmals 1966 in ihrer Theorie der "gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit" (BERGER/LUCKMANN 1994).
Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft ist ein dialektisches. "Gesellschaft ist nur, wo der Einzelne sich ihrer bewusst ist. [...] Das individuelle Bewusstsein ist immer gesellschaftlich determiniert" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 83).
Da sich die Sozialisation von Menschen - neben der natürlichen Umwelt - auch in einer gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung vollzieht, ist der Mensch als gesamter (auch biologischer) Organismus in unterschiedlichster Weise gesellschaftlichen Prägungsfaktoren ausgesetzt (vgl. BERGER/LUCKMANN 1994, S. 51 f). Die Ethnologie hat dies - wie bereits in Kapitel 2.1 erwähnt - anhand der kulturabhängigen und äußerst verschiedenen Erscheinungen von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" empirisch nachgewiesen. Berger/Luckmann konstatieren dazu:
"Menschsein ist sozio-kulturell variabel. Mit anderen Worten: Eine biologische Natur des Menschen, die als solche sozio-kulturelle Gebilde und ihre Mannigfaltigkeit bestimmte, gibt es nicht. [...] So kann man zwar sagen: der Mensch hat eine Natur. Treffender wäre jedoch: der Mensch macht seine eigene Natur - oder, noch einfacher: der Mensch produziert sich selbst" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 51).
Eine soziale Ordnung ist also durch Menschen hervorgebracht und alles, was in unserer Alltagswelt als wirklich wahrgenommen wird, ist Teil dieses Produktes. Der Mensch glaubt die Welt sei unabhängig von ihm "wirklich", weil er sich diese Realität im Sozialisationsprozess sozusagen einverleibt, sie internalisiert. Unser dichotomes Verständnis der Geschlechter kann als Bestandteil dieser "Wirklichkeit" verstanden werden. Wie entsteht nun eine soziale Ordnung, warum wird sie erhalten und weitergegeben?
Durch ständige Wiederholung entstehen aus gewohnten Handlungen und Verhaltensweisen Modelle, d. h. Tätigkeiten werden habitualisiert. Dieser Habitualisie- rungsprozess entlastet das Leben im Alltag. Über den Weg der Typisierung - "Das handelnde Selbst und der handelnde Andere werden so nicht als einzigartig, sondern als Typen empfunden. Diese Typen sind per definitionem austauschbar" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 78) - und Objektivierung formen sich auf dieser Grundlage schließlich Institutionen (vgl. BERGER/LUCKMANN 1994, S. 56ff). Diese Institutionen, wie beispielsweise Recht, Religion, Ehe, lenken das Verhalten der Gesellschaftsmitglieder in vorgegebene Kanäle und üben durch ihr Vorhandensein soziale Kontrolle aus. Durch Rollen - "eine typifizierte Antwort auf eine typifizierte Erwartung" (BERGER 1982, S.107) - wird die gesellschaftlich konstruierte Welt, die Institutionen, in das individuelle Bewusstsein internalisiert.
Wird nun ein neuer Mensch geboren, trifft er auf eine Alltagswelt mit gesellschaftlich objektiviertem, tradiertem, intersubjektiv geteiltem "Wissen". Dieses Wissen, d. h. "die objektivierte Sinnhaftigkeit institutionalen Handelns" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 75) stellt "das Allgemeingut an gültigen Wahrheiten über die Wirklichkeit" dar (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 70).
Ein zentrales Medium, mittels dessen die Gesellschaft nun dieses Wissen, das alle Gesellschaftsmitglieder miteinander teilen, an den neuen Menschen weitergibt, ist die Sprache. Diese Übereinkunft, die wir Sprache nennen, ist für ein Kind so selbstverständlich, dass "ein Ding ist, was es heißt" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 63) und nichts anderes ist möglich. Diese Selbstverständlichkeit wirkt fort auf die Dinge, die per Sprache vermittelt werden. "Die Wirklichkeit der Alltagswelt wird als Wirklichkeit hingenommen. Über ihre einfache Präsenz hinaus bedarf sie keiner zusätzlichen Verifizierung. Sie ist einfach da - als selbstverständliche, zwingende Faktizität. Ich weiß, dass sie wirklich ist" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 26).
Durch die Weitergabe des gesellschaftlichen Wissens im Erziehungs- und Sozialisationsprozess nimmt die Wirklichkeitsdichte noch zu (vgl. BERGER/LUCKMANN 1994, S. 66). Nichtsdestotrotz bedarf die institutionale Welt der Erklärung und Rechtfertigung, gerade wenn bereits historische Institutionen neuen Generationen vermittelt werden sollen (vgl. BERGER/LUCKMANN 1994, S. 100). Die Funktion dieser Legitimierung ist, "'primäre' Objektivationen, die bereits institutionalisiert sind, objektiv zugänglich und subjektiv ersichtlich zu machen" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 99). Legitimationen verfügen sowohl über eine kognitive (Wissen) als auch über eine normative Seite (Werte) und erfolgen auf verschiedenen Ebenen (vgl. BERGER/LUCKMANN 1994, S. 100).
Bereits in ein Vokabular, z. B. im Begriffspaar "Mann und Frau", sind legitimierende Erklärungen eingebaut. Durch die Vermittlung dieser Bezeichnungen wird die Information, dass ein Mensch Mann oder Frau ist, weitergegeben und gleichzeitig wird auch ein Verhalten sowohl als Mann oder Frau als auch Männern oder Frauen gegenüber legitimiert ("Ein Junge weint nicht."). So ist dem o. g. Begriffspaar u. a. inhärent, dass es außer Mann und Frau nichts gibt, dass also die Geschlechterwelt zweigeteilt ist. Dieses "System sprachlicher Objektivationen menschlicher Erfahrung" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 100) ist die "Grundlage des 'Wissens' als Gewißheit, auf der alle späteren Theorien ruhen müssen" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 101). "Das ist so"- und "Das macht man so"-Erklärungen gehören hierher.
Auf der nächsten Ebene kommen "theoretische Postulate in rudimentärer Form" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 101) hinzu. Märchen und Sprichwörter z. B. verknüpfen objektive Sinngefüge miteinander. Folgende typische Aussagen können hier beispielhaft genannt werden: "Wenn ein Mädchen pfeift, dann weint Maria", "Bis du heiratest, ist alles wieder gut" oder "Mädchen, die pfeifen oder krähen, soll man beizeiten den Hals umdrehen".
"Explizite Legitimationstheorien" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 101) rechtfertigen mit differenziertem Wissen Ausschnitte der institutionalisierten Welt. Dieses Wissen ist einem bestimmten Personenkreis zugeteilt, der damit auch (Definitions-)Macht in seinen Händen hält und diese durch die Weitergabe des Wissens in "formalisierten Initiationsriten" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 101) noch festigt.
Claudia Kugelmann (1996, S. 17f) nennt Beispiele, wie gesellschaftliche Phänomene aus Legitimationstheorien geschaffen werden. Dazu gehören die Definition, was als Jungen- oder Mädchenspielzeug zu gelten hat, oder der unterschiedlich zugebilligte Bewegungsspielraum für Mädchen und Jungen.
Die letzte Ebene der Legitimierung bilden "symbolische Sinnwelten" (BEGER /LUCK- MANN 1994, S. 102), die "alle Ausschnitte der institutionalen Ordnung in ein allumfassendes Bezugssystem integriert, das eine Welt im eigentlichen Sinn begründet, weil jede menschliche Erfahrung nun nurmehr als etwas gedacht werden kann, das innerhalb ihrer stattfindet" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 103).
Eine symbolische Sinnwelt ist außerhalb der Alltagswirklichkeit angesiedelt, wiewohl auch sie ein gesellschaftliches Produkt mit ihrer eigenen Geschichte ist (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 104). Sie ist "die höchstmögliche Integrationsebene für all jene widersprüchliche Sinnhaftigkeit, die [...] inmitten des Alltagslebens der Gesellschaft vorkommt. [...] [Sie] ordnet und regelt Alltagsrollen, Prioritäten und Prozeduren und rechtfertigt sie zugleich" (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 106). Mit Hilfe von Stützkonzeptionen wie die der Mythologie, Theologie, Philosophie oder Naturwissenschaft werden die Sinnwelten aufrechterhalten und vor Angriffen "Abtrünniger" geschützt (BERGER/LUCKMANN 1994, S. 114ff).
Die Soziobiologie beispielsweise trägt als Stützkonzept zur Aufrechterhaltung der herrschenden Geschlechterverhältnisse bei. Als Folge der biologischen Funktionen sei die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und die daraus resultierende Geschlechterhierarchie als selbstverständlich zu betrachten (vgl. KUGELMANN 1996, S. 19).
Die Persistenz der gesellschaftlichen Verhältnisse wird somit durch die in aller Kürze skizzierte Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit verständlich.
2.3.2 Diskurstheorie
Der diskurstheoretische Ansatz in der feministischen Theorie entstand in Anlehnung an den französischen Poststrukturalismus, repräsentiert durch Jaques Lacan, Jaques Derrida und Michel Foucault, und aus dem erkenntnistheoretischen Interesse des Konstruktivismus. Die Diskurstheorie stellt die vor allem für die Wissenschaft als Grundlage gültige Kategorien wie Wahrheit und Objektivität in Frage. Im Zentrum steht dabei die Auffassung von Sprache als "der Ort, wo tatsächliche und mögliche Formen der gesellschaftlichen Organisation und ihre wahrscheinlichen sozialen und politischen Konsequenzen definiert und in Frage gestellt werden. Sie ist aber auch der Ort, an dem unsere Eigenwahrnehmung, unsere Subjektivität konstruiert wird." (WEEDON 1990, S. 35[13] ; zit. nach SCHELLER 1995, S. 26).
Sprache vollzieht sich diskurstheoretisch gesehen innerhalb gesellschaftlich produzierter symbolischer Ordnungen. Wenn über Weiblichkeit gesprochen wird, wurde also bereits vorher eine Trennung entlang der Linie weiblich - männlich vorgenommen. Von Foucault "Diskurse" genannte sprachliche Konstrukte produzieren diese symbolischen Ordnungen. Sprache wird demnach nicht als Wortansammlung verstanden, mit Hilfe derer wir uns über die "reale" Welt austauschen, sondern Sprache wird aufgefasst als ein Zeichensystem, mit dem Bedeutungen und folglich die "Realität" produziert werden (vgl. SEIFERT 1992, S. 270f). Um diese "Realität" zu schaffen, braucht man Macht, und durch die "Realität" werden gesellschaftliche Machtverhältnisse inszeniert (vgl. auch SEITZ 1995, S. 185f):
"Ein Diskurs, das heißt systematische Aussagen über einen Gegenstand, entsteht nie, ohne dass es eine Macht gibt, die ihn in die Welt setzt. Macht und Wissen konstituieren den Diskurs und können die vielfältigsten Bündnisse eingehen. Macht geriert sich als Wissen überall dort, wo sie einen Gegenstand des Wissens kreiert, indem sie Aussagen über ihn macht und ihn somit der Betrachtung erst zugänglich macht. Die Schöpfung von Diskursen geht über den Begriff der Definitionsmacht hinaus: Nicht eine vorgängig vorhandene Wirklichkeit wird interpretiert, sondern eine ganz bestimmte Wirklichkeit und keine andere wird geschaffen, indem Wissen in die Welt gesetzt wird" (SEIFERT 1992, S. 271).
Auch die Wirklichkeit der historisch jeweils gültigen Subjektivität konstituiert sich durch einen diskursiven Prozess. Sexualitäts- und Körperdiskurse, Diskurse der Biologie, der Medizin, der Psychiatrie sowie des Rechts arbeiten nicht eine Essenz des Menschen heraus, sondern formen das "normale" Individuum, legen fest, was der Mensch ist, und werden als "die Wahrheit" präsentiert und akzeptiert (vgl. SEIFERT 1992, S. 271 f).
Wenn also die Subjektivität, sprich die Identität des Menschen ein historisches Produkt von Diskursen darstellt, muss auch die Geschlechteridentität der Subjekte in Frage gestellt werden und folglich die Zweigeschlechtlichkeit an sich. Dieser theoretischen Sichtweise folgend ist im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis ein essen- tialistisches und universal gültiges Konzept "der Frau" obsolet (entsprechendes gilt für "den Mann") und das Erkenntnisinteresse richtet sich vielmehr auf die Produktionsbedingungen und den Entstehungskontext der Kategorie "Geschlecht"
(vgl. SEIFERT 1992, S. 272f).
2.4 Feministischer Dekonstruktivismus
Während sich im deutschsprachigen Bereich die feministisch-theoretische Diskussion noch immer um die Frage der Gleichheit oder Differenz bzw. um eine Umbewertung der Differenz bewegte, entwickelte sich im anglo-amerikanischen Raum bereits seit den 60er Jahren aus den Traditionen der Ethnomethodologie, des symbolischen Interaktionismus, der phänomenologischen Soziologie und der Kulturanthropologie heraus eine theoretische Auseinandersetzung, in der die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit selbst ins Zentrum der Analyse gestellt wurde - ausgehend von außerhalb der Frauenforschung angesiedelten mikrosoziologischen Studien
Harold Garfinkels, Susan Kesslers und Wendy McKennas sowie Erving Goffmans[14] (vgl. GILDEMEISTER/WETTERER 1992, S. 202; HIRSCHAUER 1993, S. 55). Die in Deutschland zu beobachtende "Rezeptionssperre" (GILDEMEISTER/WETTERER 1992) hinsichtlich dieser Erörterungen[15] scheint vor allem mit der Übersetzung von Judith Butlers provozierendem Buch "Gender Trouble" (1987)[16] überwunden zu sein, mit dem gleichzeitig eine äußerst kontroverse Debatte innerhalb des Feminismus ausgelöst wurde[17].
Mit ihrem philosophisch-diskurstheoretischen Dekonstruktionsansatz versucht Judith Butler diese universalisierende Kategorie in Frage zu stellen. Sie greift damit den Unmut auf, der seit Anfang der 80er Jahre, wiederum ausgehend von den USA, am Feminismus der weißen, westlichen Mittelschichtsfrau Kritik laut werden ließ. Farbige Frauen relativierten mit der Artikulation ihrer unterschiedlichsten Lebenszusammenhänge den universal gültigen Anspruch der Frauenbewegung und somit der Kategorie "Frau" an sich, welche die Differenzen innerhalb dieser Geschlechtskategorie negierte (vgl. HEINTZ 1993, S. 35f). Bettina Heintz (1993, S. 36f) weist darauf hin, dass durch die Pluralisierung der Lebenssituationen von Frauen auch in unserer Gesellschaft die weibliche Normalbiographie abgelöst wird durch verschiedene heterogene sozialbiographische Verlaufsmuster und so eine universalisierende Begriff- lichkeit in einer hochgradig differenzierten Gesellschaft nicht aufrechterhalten werden kann.
Was genau besagt nun der sog. post-feministische Diskurs des Dekonstrukti- vismus?[18]
Im Zentrum dieser Diskussion steht nicht mehr das soziale Geschlecht (gender), sondern das biologische Geschlecht (sex) bzw. die Art und Weise, wie die Beziehung zwischen Körper und Kultur, dargestellt durch "sex" und "gender", konzeptualisiert ist. Diesem Ansatz nach wird auch "sex" als soziale Konstruktion begriffen, d. h. der Körper wird nicht mehr, wie bei der mittlerweile als Scheinlösung kritisierten sex- gender-Unterscheidung (vgl. GILDEMEISTER/WETTERER 1992), als außerkultureller Tatbestand behandelt. Natur (sex) und Kultur (gender) lassen sich nicht voneinander trennen, da das, was wir als Natur erleben, durch eine kulturelle Vorleistung immer schon geprägt und verformt ist (vgl. HEINTZ 1993, S. 24f).
Das "symbolische System der Zweigeschlechtlichkeit" (HAGEMANN-WHITE 1984) knüpft an unser Alltagsverständnis der Geschlechtsdifferenz an, das von den axio- matischen Grundannahmen ausgeht, dass jeder Mensch eindeutig aus angeborenen, körperlichen Gründen und unveränderlich entweder weiblich oder männlich sein muss (vgl. HAGEMANN-WHITE 1988, S. 228).
"Dieses Wissen funktioniert als selbstverständlicher und nicht-hinterfragter Hintergrund von Wahrnehmungsprozessen und Begründungsfiguren, indem es eine dichotome Optik bereitstellt, die sowohl in der Wahrnehmung von Personen wie in der von Körpern immer zwei Sorten zu erkennen vermag" (HIRSCHAUER 1996, S. 243).
Dass die Wahrnehmung von ausschließlich zwei Geschlechtern kulturabhängig ist, zeigen ethnologische Studien, wonach sowohl Kulturen bekannt sind mit drei oder mehr Geschlechtern als auch Kulturen mit der nicht auf Irrtum begründeten Möglichkeit des Geschlechtswechsels sowie Kulturen, in denen nicht die Körpermerkmale, sondern die Ausführung der Geschlechtsrolle für die Geschlechtszuschreibung herangezogen wurde (vgl. HAGEMANN-WHITE 1988, S. 228f).
Die große Variationsbreite hinsichtlich Körperbau, Gestalt und Ausdruck, derzufolge auf einer Feminin-Maskulin-Skala immer Männer und Frauen auch in der Mitte zu finden sind, da sie von den Geschlechter klassifizierenden Merkmalen weniger zeigen, hält nicht davon ab, trotzdem immer nur zwei Geschlechter wahrzunehmen (vgl. GILDEMEISTER 1990, S. 13).
"Welche kulturellen Leistungen in die Herstellung von zwei Geschlechtskörpern eingehen, können schon einfache Überlegungen zeigen. Zunächst einmal entstehen zwei Geschlechter natürlich ebensowenig aus den Genitalien, wie Rassen automatisch aus Hautfarben entstehen. Dies nicht so sehr, weil es ambigue Zwischenphänomene gibt, sondern weil die Genitalien erst als Zeichen einer Geschlechtszugehörigkeit konstruiert sein müssen" (HIRSCHAUER 1996, S. 242).
Die Unterscheidung der Geschlechter ist eine kontinuierlich erfolgende soziale Praxis, die ein Wissenssystem reproduziert, welches sich in den Wissenschaften fortsetzt. Auch sie beruhen wesentlich auf dem Alltagswissen, das zur unüberprüften, aber strukturierenden Basis sozialwissenschaftlicher Kategorienbildung wird. Wird über Geschlechtsunterschiede geforscht, existiert immer schon im Voraus die alltägliche Unterscheidung von zwei Geschlechtern (vgl. HIRSCHAUER 1996, S. 244).
Die kulturelle Konstruktion von Geschlecht umfasst aber nicht nur die Wahrnehmung, sondern vor allem die Darstellung der Geschlechtszugehörigkeit. Anhand ethno- methodologischer Studien[19] zur Transsexualität kann beobachtet werden, wie in der sozialen Interaktion Attributionen und Darstellungen ineinandergreifen und "Gesellschaftsmitglieder ihre Geschlechtszugehörigkeit wechselseitig kommunizieren, anerkennen und aufrechterhalten" (HIRSCHAUER 1996, S. 248). Ein Geschlecht hat man also nicht, sondern man tut es. Dieser mit dem Begriff des "doing gender" umschriebene Prozess ist insofern von großer Tragweite, weil davon ausgegangen wird, dass die Frage: "Can we ever avoid doing gender?" (WEST/ZIMMERMANN 1991[20] ; zit. nach WETTERER 1995, S. 128) eindeutig mit Nein beantwortet werden muss. Was bedeutet das in der Konsequenz?
"Indem wir die Zweigeschlechtlichkeit mit herstellen [...] vollziehen und bestätigen wir deren immanente Hierarchie. Die Höherwertigkeit des Männlichen wird nicht zusätzlich zu einer an sich neutralen Differenz erzeugt, wie dies in allen Ansätzen angenommen wurde, welche den 'kleinen Unterschied' als biologische Gegebenheit ansahen. In der Interaktion zeigt sich bei genauerer Beobachtung vielmehr, dass wir Männlichkeit als Dominanz, Weiblichkeit als Unterordnung symbolisch vollziehen. Damit wirken wir alltäglich bei der Fortschreibung patriarchaler Ungleichheit mit." (HAGEMANN-WHITE 1993, S. 71)
Obwohl Angelika Wetterer (1995, S. 129) von der "Unentrinnbarkeit des 'doing gender'" spricht, will sie in Anlehnung an Ruth Seifert (1992) zum "dekonstruktivisti- schen Guerillakrieg" anleiten, um Schlupflöcher aus dieser Ausweglosigkeit zu finden. Indem sie den besonders augenscheinlichen, historischen Geschlechtswechsel von Berufen rekonstruiert, versucht sie den Herstellungsmodus der Differenz aufzuschlüsseln und des Scheins der Natürlichkeit zu entkleiden, zu entnaturalisieren - ein erster Schritt zur Dekonstruktion.[21] Diese erachtet Angelika Wetterer als unerlässlich, denn wenn jede Konstruktion der Differenz immer gleichzeitig hierarchisch sei, bleibe auch die Aufwertung des "Weiblichen" hinsichtlich der Auflösung bestehender Machtverhältnisse erfolglos. Deshalb fragt sie, ob der Herstellungsmodus der Zweigeschlechtlichkeit selbst nicht Elemente beinhaltet, die dieses System sozusagen "von innen heraus" aushebeln können. Die Funktionstüchtigkeit dieses Klassifikationssystems sei sowohl auf Plausibilität (auch wider besseres Wissen) als auch auf Naturalisierung der Geschlechterdifferenz angewiesen. Die Grenze der Verge- schlechtlichung läge demzufolge bei deren nachhaltigem Plausibilitätsverlust und der Durchschaubarkeit des Konstruktionsmodus, d. h. die soziale Konstruktion der Geschlechterdifferenz müsse als soziale erkennbar sein.
Wenn Ulrike Prokop (1994, S. 86) behauptet, "Geschlecht ist nichts als Übereinkunft über Regeln eines Spiels, das aufgekündigt werden kann", ist dem ersten Teil ihrer Aussage wohl uneingeschränkt zuzustimmen. Diese Spielregeln sind allerdings so tief in die Körper und somit in die Identitäten der Gesellschaftsmitglieder eingeschrieben, dass sie so leicht nicht aufgekündigt werden können, wie gezeigt wurde. Von neuen Spielregeln nach der Dekonstruktion der alten, also von konkretisierbaren Alternativen zur Geschlechterdifferenz ist "weit und breit vorerst noch nix zu sehen - jedenfalls nicht 'in Wirklichkeit'", wie Angelika Wetterer (1995, S. 126) vorwissenschaftlich bemerkt.
Es stellt sich hier die Frage, wie derartige Spielregeln aussehen sollten. Ein Zwischengeschlecht zuzulassen sei, wie Stefan Hirschauer (1993, S. 60) konstatiert, doch wieder eine Denkmöglichkeit auf der Basis der Geschlechterdichotomie. Und statt der herrschenden zwei nun 7 oder 87 Geschlechter zu konzipieren (vgl. WETTERER 1995, S. 126), heißt noch lange nicht, dass deshalb automatisch eine Hierarchie vom Tisch wäre (wenn sie gegebenenfalls auch subtiler wäre als in dichotomen Strukturen). Ein Ziel der Dekonstruktion der Geschlechterdifferenz wäre es jedoch, die Kategorie Geschlecht seiner Funktion als sozial relevantes Klassifikationskriterium zu berauben (vgl. GILDEMEISTER/WETTERER 1992, S. 249).
"Der soziale Raum weist die Tendenz auf, sich mehr oder weniger strikt im physischen Raum in Form einer bestimmten distributionellen Anordnung von Akteuren und Eigenschaften niederzuschlagen. [...] Jeder Akteur ist charakterisiert durch den Ort, an dem er mehr oder minder dauerhaft situiert ist [...] und durch die Position seiner Lokalisationen [...] im Verhältnis zur Position der Lokalisationen der anderen Akteure. Er ist weiter charakterisiert durch den Platz, den er im Raum (legal) einnimmt anhand seiner Eigenschaften beziehungsweise seines Besitzes [...], die mehr oder minder ,raumfüllend‘ sind [...]. Daraus folgt, dass der von einem Akteur eingenommene Ort und sein Platz im angeeigneten physischen Raum hervorragende Indikatoren für seine Stellung im sozialen Raum abgeben.
[...] In einer hierarchisierten Gesellschaft gibt es keinen Raum, der nicht hierarchisiert ist und nicht die Hierarchien und sozialen Distanzen zum Ausdruck bringt, (mehr oder minder) entstellt und verschleiert durch den Naturalisierungseffekt, den die dauerhafte Einschreibung der sozialen Realitäten in die physische Welt hervorruft: Aus sozialer Logik geschaffene Unterschiede können dergestalt den Schein vermitteln, aus der Natur der Dinge hervorzugehen" (BOURDIEU 1991, S. 26f.).
Teilen wir - wie in unserer Gesellschaft üblich - die in Bourdieus Zitat erwähnten Akteure in die beiden Geschlechterkategorien ein und lassen somit den Autor von den Geschlechtern anstatt von Akteuren sprechen, dann erfahren wir:
- Das weibliche Geschlecht ist charakterisiert durch den Ort und die Position seiner Lokalisation im Verhältnis zur Position der Lokalisation des männlichen Geschlechts.
- Das jeweilige Geschlecht ist charakterisiert durch den Platz, den es im Raum einnimmt anhand seiner Eigenschaften, die mehr oder minder „raumfüllend“ sind.
- Daraus folgt, dass der vom jeweiligen Geschlecht eingenommene Ort und sein Platz im angeeigneten physischen Raum hervorragende Indikatoren für seine Stellung im sozialen Raum abgeben.
- In einer hierarchisierten Gesellschaft gibt es keinen Raum, der nicht hierarchisiert ist und nicht die Hierarchien und sozialen Distanzen zum Ausdruck bringt, (mehr oder minder) entstellt und verschleiert durch den Naturalisierungseffekt, den die dauerhafte Einschreibung der sozialen Realitäten in die physische Welt hervorruft: Aus sozialer Logik geschaffene Geschlechterunterschiede können den Schein vermitteln, aus der Natur der Dinge hervorzugehen.
Welche Stellung für Frauen im sozialen Raum spiegeln demnach Angst-Räume in unserer Gesellschaft wider? Der öffentliche Raum bedeutet für Männer und Frauen nicht das gleiche. Angst-Räume verhindern für Frauen die Aneignung und Nutzung von öffentlichem Raum. Die im Vergleich zu Männern - auch unabhängig von AngstRäumen - eingeschränkte Raumbeanspruchung von Frauen wurde bereits fundiert nachgewiesen (vgl. SPITTHÖVER 1989a), ebenso, dass es nicht immer so war (vgl. TERLINDEN 1990). Während es für Männer als ganz selbstverständlich gilt, immer und überall in der Öffentlichkeit präsent zu sein, werden Frauen auf die Privatheit der Häuser verwiesen (vgl. KÖHLER 1990, S. 70ff.), mit dem Resultat, dass diese Zuschreibung als eine "naturhafte" interpretiert wird, weil es den Anschein hat, als wäre es schon immer so gewesen und als müsste es folglich so sein (analog zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung). Die Hierarchie, die hinter diesem Sachverhalt steckt, wird somit - so sagt Bourdieu (s. o.) - "entstellt und verschleiert".
Auch der stete Hinweis darauf, dass Frauen Angst haben, und diese geschlechtsspezifische Angst nicht weiter zu hinterfragen, nicht weiter zu analysieren, was diese Angst mit den Geschlechtsrollenstereotypen zu tun hat, sondern das Geschlecht als erklärende Variable für diese Angst einzusetzen, trägt dazu bei, die "weibliche" Angst im öffentlichen Raum als naturhaftes Wesensmerkmal "der" Frau zu konsolidieren und die dahinterstehenden sozialen Verhältnisse unangetastet zu lassen.
Wie sehr die Angst zu Frauen gehörend aufgefasst wird, zeigt die Tatsache, dass der Begriff des Angst-Raumes geradezu verschweißt zu sein scheint mit der Kategorie "Frau". Grundsätzlich gilt, dass in Fragen, welche die Geschlechter betreffen, eher Frauen zu Untersuchungsobjekten werden, der Blick also auf die sog. unterlegene Gruppe gerichtet wird. Dass es hinsichtlich des vorliegenden Themas auch ängstliche Männer gibt (siehe Kap. 4.2), Angst also nicht als "typisch weibliche" Eigenschaft gesehen werden kann, fällt meistens unter den Tisch.
Die in der Literatur vorgeschlagenen Lösungsmaßnahmen für Angst-Räume (vgl. Kapitel 1.1) noch einmal aufgreifend, muss auch hier hinterfragt werden, ob diese nicht einen unbeabsichtigten Effekt der Zementierung der Verhältnisse mit sich bringen. Die Einrichtung eines Nacht-Taxis z. B. verhilft Frauen glücklicherweise zu mehr Mobilität. Gleichzeitig könnte diese Maßnahme aber das nächtliche Stadtbild verfestigen, d. h. Frauen auf den Straßen zu dieser Zeit werden noch seltener, eine entgegengesetzte Botschaft wird vermittelt.
Derartige Auswirkungen dürfen nicht übersehen werden, wenn wir die Lesart von Doreen Massey in einem Beitrag zur "Geographie der Geschlechterdifferenz" berücksichtigen,
"...dass Raum und Ort, Räume und Orte und die Art und Weise, wie wir sie erfassen (sowie damit verbundene Dinge, wie etwa der unterschiedliche Mobilitätsgrad), durch und durch geschlechtsspezifisch bestimmt sind. Mehr noch, sie sind auf tausend verschiedene Arten geschlechtsspezifisch bestimmt, die je nach Kultur und Zeit variieren. Diese Determi- nierung von Raum und Ort durch das Geschlecht widerspiegelt und beeinflusst ihrerseits die Art, wie das Geschlecht in der Gesellschaft, in der wir leben, konstruiert und verstanden wird." (MASSEY 1993, S. 110f.)
Demzufolge wirkt der Raum auch auf die Geschlechterkonstruktionen und bewirkt das mit, was Angst-Räume verursacht: die sozialen Verhältnisse aufgrund des hierarchischen Systems der binären Geschlechterdifferenz. Angst-Räume vom Standpunkt der dichotomen Zweigeschlechtlichkeit aus zu betrachten, kann diese Endlosschleife folglich nicht auflösen.
Der Raum selbst und folglich Angsträume und ihre Wirkungen können als gesellschaftliches Produkt gesehen werden, ebenso wie die Geschlechterkategorien selbst. Die meisten Frauen sind weniger mobil als Männer, und zwar auch deshalb, weil sie Angst haben. Sie haben aber nicht Angst, weil sie Frauen sind, und weil Frauen nun mal vor Männern Angst haben müssen, sondern weil die Angst den Frauen zugeordnet wird und das Angsterzeugen den Männern, und zwar aufgrund bestehender hierarchischer Konstruktionen, die dem Angsthaben vorausgehen und dieses vorschreibt.
"Es kann uns nicht zufriedenstellen, im Vergleich festzustellen, dass Äußerungen nach dem Muster A) in der Gruppe der Frauen häufiger sind, solche vom Muster B) aber in der Gruppe der Männer [...]. Denn dieser Vergleich setzt voraus, dass Frau- oder Mannsein unhinterfragbar gegeben ist; und daraus scheint zu folgen, dass die gehäuften Äußerungen ursächlich auf diese Primärordnung zurückzuführen sind. [...] Es wäre vielmehr nötig zu wissen, in welchem Maße Muster A) oder Muster B) die regulativen Normen für Weiblichkeit oder Männlichkeit transportieren [...] und ferner, ob ihr Einsatz in den empirisch erfaßten Gruppen eine 'strategische' Bedeutung für die konstitutive Ebene der Geschlechterordnung hat" (vgl. HAGEMANN-WHITE 1994, S. 306).
[...]
[1] Definition von Standpunkttheorien siehe Kap. 2.2
[2] Näheres dazu siehe Kap. 3
[3] Definition von Diskurstheorie siehe Kap. 2.3.2
[4] Karin Oswald spricht hier von "der" Frau, was in der vorliegenden Arbeit als universalisierende Kategorie abgelehnt wird (was aber andererseits in Hinsicht auf die untergeordnete Stellung von Frauen in patriarchalen Systemen doch wieder zutrifft).
[5] Anhand kulturanthropologischer Studien wurde gezeigt, dass Frauen je nach Gesellschaftszugehörigkeit entweder wild, stark und für die körperlich harte Arbeit zuständig sein können oder auch sanft und passiv und mit leichter Arbeit betraut (vgl. HEINTZ 1993, S. 19)
[6] Die Monographie von Ursula Scheu (1977) ist in der Tradition dieser Theorielinie verfasst. Alice Schwarzer bemerkt zu diesem Buch auf dessen Umschlag: "Frauen gibt es für die politische These von der ursprünglichen Gleichheit der Geschlechter einen konkreten Beweis in die Hand: Weiblichkeit ist nicht angeboren, sondern anerzogen."
[7] THÜRMER-ROHR, Christina (1995): Denken der Differenz. Feminismus und Postmoderne. In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, 18/1995/39, S. 87-97.
vgl. BECK-GERNSHEIM, Elisabeth / OSTNER, Ilona (1979): Mitmenschlichkeit als Beruf. Frankfurt am Main.
[9] vgl. GILLIGAN, Carol (1984): Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. München und Zürich.
[10] vgl. NÖLLEKE, Brigitte (1985): In alle Richtungen zugleich. Denkstrukturen von Frauen. München.
[11] vgl. TANNEN, Deborah (1991): "Du kannst mich einfach nicht verstehen." Warum Männer und Frauen aneinander vorbei reden. Hamburg.
[12] ERICSON, Eric (1979): Genitale Modi und räumliche Modalitäten. In: Bauwelt, 70, 31/32, S. 12881291
[13] WEEDON, Chris (1990): Wissen und Erfahrung. Feministische Praxis und poststrukturalistische Theorie. Zürich.
[14] GARFINKEL, Harold (1967): Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs. KESSLER, Susan / MCKeNnA, Wendy (1978): Gender - An Ethnomethodological Approach. New York. GOFFMAN, Erving (1976): Gender Advertisements. Cambridge. GOFFMAN, Erving (1977): The Arrangement between the Sexes. In: Theory and Society, Jg. 4, S. 301-331.
[15] Es gab auch in Deutschland Ansätze in dieser Richtung z. B. von HIRSCHAUER, Stefan (1989): Die interaktive Konstruktion von Geschlechtszugehörigkeit. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 18, Heft 2, S. 100-118 und Carol HAGEMANN-WHITE (1984, 1988), die allerdings ungehört verhallten.
[16] dt: BUTLER, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main.
[17] vgl. dazu die Beiträge in: Feministische Studien: Kritik an der Kategorie "Geschlecht". 11. Jg., Nov. 1993, Nr. 2, Weinheim.
[18] Zu der Auseinandersetzung, wie Dekonstruktion verwirklicht werden kann bzw. welche Vorgehensweise als dekonstruktiv betrachtet werden kann, siehe WARTENPFUHL 1996.
[19] Mit Hilfe des ethnomethodologischen Ansatzes sollen Alltagsvorgänge in der eigenen Gesellschaft verfremdet und wie aus der Sicht einer anderen Kultur wahrgenommen werden.
[20] WEST, Candace / ZIMMERMAN, Don (1991): Doing Gender. In: LORBER, Judith / FARELL, Susan (Hrsg.): The Social Construction of Gender. Newbury Park, S. 13 - 37. (Zuerst in: Gender and Society, 1987/1, S. 51 - 125).
[21] Der Geschlechtswechsel von Berufen ist von zwei Grundformen bestimmt: Der Wechsel vom Männerberuf zum Frauenberuf, z. B. vom Sekretär zur Sekretärin, ist verbunden mit einer Statusminderung. Die Verberuflichung von weiblich geltenden, aus der Hausarbeit entstandenen, in männlich geltende Tätigkeiten, unterliegt einer Statuserhöhung, z. B. beim Beruf des Kochs oder wenn aus der Putzfrau der Lehrberuf des Gebäudereinigers wird. Weitere interessante Beispiele wie der Wandel von der Schriftsetzerin im 19. Jahrhundert zum Schriftsetzer vgl. GILDEMEISTER/WETTERER 1992, S. 222.
- Quote paper
- Karin Kutschinske (Author), 1999, Angst im öffentlichen Raum - Die Produktion von Angst-Räumen als Ausdruck der Geschlechterkonstruktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129383
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