Die Studentenbewegung war die erste soziale Bewegung, in der weit über den politischen Protest hinausgehend etablierte kulturelle Werte, Lebensformen und emotionale Verhaltensmuster völlig neu geordnet wurden. Außerdem war sie die erste soziale Bewegung, die ihren Protest nicht nur in alternativen Teilöffentlichkeiten und auf der Straße artikulierte, sondern die für ihre Proteste gezielt die Massenmedien nutzte. Die Inszenierung von Tabu-Brüchen, Grenzverletzungen und Schockaktionen traf Ende der 1960er Jahre auf eine medien-historische Schwellensituation, in der die Massenmedien durch den Siegeszug des Fernsehens einem grundlegenden Wandel unterzogen wurden. Neben dem Fernsehen stellten auch die Print-Medien ihre Berichterstattung umfassend auf visuelle und emotionale Kriterien um. Die expressiven Protestaktionen der Studentenbewegung wurden in diesem medien-historischen Kontext der Visualisierung und Emotionalisierung von den Massenmedien schon früh als Medienereignis erkannt. In ihrer wirksamen Re-Inszenierung der Proteste wurden die Massenmedien damit selbst zu Akteuren im Bereich der politischen und kulturellen Konflikte Ende der 1960er Jahre.1
„Es ist zweifelhaft, ob die Revolte jemals solche Ausmaße angenommen hätte, wenn es keine Fernsehkameras gäbe. Studentenproteste, die sich in geordneten Formen und nach den Spielregeln der freien Meinungsäußerung abspielen, haben nicht die mindeste Chance, [...] auf die Titelseiten der Presse zu kommen.[...]. Die Dirigenten der Rebellion spekulierten mit wachsendem Erfolg auf die Faszination der modernen Gesellschaft durch das Abnorme und auf ihr kränkliches Bedürfnis nach immer stärkeren Nervenkitzeln.“2 Es besteht also kein Zweifel daran, dass ohne das Fernsehen die Austrahlungskraft eines Dutschke auf die junge Intelligenz der damaligen Bundesrepublik eine sehr viel geringere gewesen wäre. Zumal die Ereignisse in Berlin praktisch zeitgleich in die ganze Bundesrepublik übertragen wurden und damit den Eindruck der „Nähe“ vermittelten. Im Übrigen war auch der Vietnam-Krieg der erste „Fernsehkrieg“, der unter den kommunikativen Bedingungen dieses damals noch jungen Mediums geführt wurde.3
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand und Problemstellung
- Forschungsstand
- Aufbau und Methode
- Soziale Bewegungen und Massenmedien
- Definition „Bewegung“
- Soziale Bewegungen und massenmediale Berichterstattung
- Ereignisinszenierung und die Schaffung von Öffentlichkeit
- Medienberichterstattung
- Die Beziehung der Studentenbewegung zu den Medien
- Protestformen und ihre Funktionen
- Revolte vor den Medien
- Revolte mit den Medien: Das Kursbuch
- Revolte gegen die Medien
- Rückwirkungen der Studentenbewegung auf die Massenmedien
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen der Studentenbewegung der 1960er Jahre und den Massenmedien. Sie untersucht, wie die Studentenbewegung die Massenmedien für ihre Proteste nutzte und wie die Medien ihrerseits die Bewegung beeinflussten. Die Arbeit analysiert die Rolle der Medien in der Inszenierung von Protesten und die Auswirkungen der Studentenbewegung auf die Entwicklung der Massenmedien.
- Die Studentenbewegung als erste soziale Bewegung, die die Massenmedien gezielt für ihren Protest einsetzte.
- Die Bedeutung der Medien für die Verbreitung und Inszenierung von Protesten.
- Die Wechselwirkungen zwischen Studentenbewegung und Massenmedien.
- Die Rolle des Kursbuchs als Medium der Studentenbewegung.
- Die Auswirkungen der Studentenbewegung auf die Entwicklung der Massenmedien.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Studentenbewegung und ihre Beziehung zu den Massenmedien ein. Sie stellt den Untersuchungsgegenstand und die Problemstellung dar, beleuchtet den Forschungsstand und erläutert den Aufbau und die Methode der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem allgemeinen Verhältnis von sozialen Bewegungen und Massenmedien. Es definiert den Begriff „Bewegung“ und analysiert die Rolle der Medien in der Berichterstattung über soziale Bewegungen. Dabei werden die verschiedenen Funktionen der Medien für soziale Bewegungen sowie die Strategien der Bewegungen im Umgang mit den Medien beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Beziehung der Studentenbewegung zu den Medien. Es untersucht die verschiedenen Protestformen der Studentenbewegung und ihre Funktionen im Hinblick auf die Medien. Es analysiert die Rolle der Medien in der Inszenierung der Revolte und die Bedeutung des Kursbuchs als Medium der Studentenbewegung. Schließlich wird der Einfluss der Studentenbewegung auf die Entwicklung der Massenmedien betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Studentenbewegung, die Massenmedien, die Inszenierung von Protesten, die Rolle des Fernsehens, das Kursbuch, die Medienberichterstattung, die Revolte gegen die Medien und die Auswirkungen der Studentenbewegung auf die Entwicklung der Massenmedien.
- Citation du texte
- Bianca Hühnerfuß (Auteur), 2008, Die Studentenbewegung und die Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129347
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