Arbeit bedeutet für die meisten Menschen in der heutigen Zeit nicht nur Broterwerb. Sie ist ein wichtiger Lebensbereich, der die Verwirklichung von Fähigkeiten, Potenzialen und Inte-ressen ermöglicht, aber auch bereichernde Kontakte zu Kunden und Kollegen mit sich bringt. Die Erwerbstätigkeit ist eine entscheidende Quelle für Zufriedenheit, Wohlergehen und Iden-titätsbildung.
Im Folgenden wird die hohe Relevanz, die der Erwerbsarbeit zukommt, deutlich gemacht und näher beschrieben. Mitunter erschließt sich der Stellenwert der Erwerbsarbeit erst durch den Verlust des Arbeitsplatzes und die Erfahrung der Arbeitslosigkeit, weshalb die Folgen bei Wegfall der Erwerbsarbeit ebenfalls skizziert werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
1. Bedeutung von Erwerbsarbeit
1.1 Finanzielle Aspekte
1.2. Implikationen für die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung
1.3. Soziales Ansehen
1.4. Bedeutung hinsichtlich der sozialen Beziehungen
1.5. Folgen für das psychische und physische Wohlbefinden
1.6. Fazit
2. Literatur
1. Bedeutung von Erwerbsarbeit
Arbeit bedeutet für die meisten Menschen in der heutigen Zeit nicht nur Broterwerb. Sie ist ein wichtiger Lebensbereich, der die Verwirklichung von Fähigkeiten, Potenzialen und Interessen ermöglicht, aber auch bereichernde Kontakte zu Kunden und Kollegen mit sich bringt. Die Erwerbstätigkeit ist eine entscheidende Quelle für Zufriedenheit, Wohlergehen und Identitätsbildung. Seit Herausbildung der bürgerlichen Gesellschaft gilt sie als „zentrales Instrument der Verteilung der individuellen Chancen und der Konsummöglichkeiten… sie ist Motor des Wachstums… sie baut auf und sie zerstört.“[1]
Nicht alle Beschäftigten finden die Voraussetzungen für Zufriedenheit und Wohlergeben an ihrem Arbeitsplatz vor. Die Anforderungen, die an sie gestellt werden, oder die Arbeitsbedingungen, unter denen sie tätig sind, setzen sie unter Druck. Dennoch gilt die Berufstätigkeit als Ideal und gesellschaftliche Norm.
Die Bedeutung, welche die Erwerbsarbeit für jeden einzelnen einnimmt, bildet sich im Laufe der eigenen Biografie heraus. Entscheidend hierfür sind die durch die engen Bezugspersonen in der familiären Sozialisation indirekt vermittelten Erfahrungen mit der Arbeitswelt, die von der Schule und den berufsvorbereitenden Institutionen geprägten Einstellungen zur Arbeit sowie die eigene Berufstätigkeit, in der die Beweggründe und Haltungen gegenüber der Erwerbsarbeit verfestigt oder verändert werden.[2] Es kann angenommen werden, dass bestimmte Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit oder Familiengründung, Arbeitsplatzwechsel und Umschulungen sowie die ausgeübten Tätigkeiten auf die arbeitsplatzbezogenen Werthaltungen Einfluss nehmen.
Die individuelle Bedeutung der Erwerbsarbeit lässt sich darüber hinaus ableiten aus ihrem Stellenwert im Vergleich zu anderen Lebensbereichen (Familie, Freizeit, Religion etc.), dem Grad der Internalisierung sozialer Normen, dem persönlichen Anreizsystem und den Arbeitsmotiven.[3]
Im Folgenden wird die hohe Relevanz, die der Erwerbsarbeit zukommt, deutlich gemacht und näher beschrieben. Mitunter erschließt sich der Stellenwert der Erwerbsarbeit erst durch den Verlust des Arbeitsplatzes und die Erfahrung der Arbeitslosigkeit, weshalb die Folgen bei Wegfall der Erwerbsarbeit ebenfalls skizziert werden sollen.
1.1 Finanzielle Aspekte
Arbeit stellt eine zweckgerichtete Aktivität dar. Es handelt sich um „die Summe aller körperlichen und geistigen Tätigkeiten des Menschen zur Herstellung von knappen, d.h. begehrten Gütern und Dienstleistungen.[4] Bei der Erwerbsarbeit findet diese Tätigkeit gegen Entgelt statt.
Erwerbsarbeit bedeutet „das Innehaben einer Stelle zum Erwerb des Lebensunterhalts.“[5] Sie ist das Mittel, mit dem der Großteil der Menschen ihren Lebensunterhalt verdient und ihre Existenz sichert, eine materielle Entlohnung und oft auch vertragliche Vereinbarungen vorausgesetzt.[6] Das Gehalt des Erwerbstätigen bestimmt seine Lebensstil, das heißt sein Wohlbefinden in vielfältigen Bereichen: zum Beispiel seinen Lebensstandard, seine Wohnform, seine Freizeitgestaltung, seine Bekleidung und Möglichkeiten zur gesundheitlichen Vorsorge. Die ökonomischen Bedingungen, unter denen ein Mensch lebt, werden vielfach als Indikator für die Lebensqualität angenommen.[7] Es ist nicht verwunderlich, dass der Erhalt eines sicheren Einkommens das wichtigste Motiv ist, weshalb der Großteil der Bevölkerung arbeiten geht.[8] Das Gehalt vermittelt Selbstbewusstsein, wenn es über die unmittelbaren Grundbedürfnisse hinaus Möglichkeiten der Selbstverwirklichung erlaubt.[9]
Bei der Ausübung von Hobbys, Haus- und Familienarbeit sowie ehrenamtlichen Tätigkeiten fehlt die finanzielle Dimension der Arbeit. Untersuchungen zeigen, dass dies weit reichende Beeinträchtigungen im Erleben und Verhalten der Betroffenen mit sich bringen kann.[10] Eine Entlohnung für geleistete Arbeit verspricht größere Befriedigung.
Wird ein Mensch arbeitslos, bedeutet dies eine veränderte finanzielle Situation: Der Ausfall eines Erwerbseinkommens, zumal wenn es sich um dasjenige des Haupt- bzw. Alleinverdieners handelt, kann durch staatliche Sozialleistungen zumeist nicht kompensiert werden.[11]
Ein Teil der dauerhaft Arbeitslosen gerät bei der Zahlung von Miete und Versicherungen in Verzug. Die Bereitschaft, sich zu verschulden, nimmt mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit zu.[12] Nicht selten bedingt länger anhaltende Arbeitslosigkeit einen Wohnungswechsel, eine Minderung der Wohnqualität und Einschränkungen bei den Freizeitaktivitäten.[13] Das Armutsrisiko für Arbeitslose liegt mit einer Quote von 40,9 Prozent deutlich über derjenigen für abhängig Beschäftigte (7,1 %).[14]
[...]
[1] Kramer (1994), S. 7.
[2] Vgl. Wilpert (1994), S. 27.
[3] Vgl. ebd., S. 27f.
[4] Rürup (1994), S. 35.
[5] Jahoda (1983), S. 24.
[6] Vgl. ebd., S. 25, 136.
[7] Vgl. ebd., S. 15.
[8] Vgl. Wilpert (1994), S. 30.
[9] Vgl. Heinichen (1994), S. 63.
[10] Vgl. Jahoda (1983), S. 27.
[11] Vgl. Roth (2003), S. 46.
[12] Vgl. Gaß / Klems / Krömmelbein / Schmid (1997), S. 30-34; Klems / Schmid (1990), S. 44.
[13] Vgl. Klems / Schmid (1990), S. 53.
[14] Vgl. Lampert / Ziese (2005), S. 106.
- Quote paper
- Susanne Sommer (Author), 2007, Die Bedeutung von Erwerbsarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129268
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