Hesiod, der Bauernsohn aus Askra in Böotien, schrieb zur Zeit Homers neben der Theogonie ein zweites größeres, jedoch im Umfang in keinem Fall mit dem der Odyssee zu vergleichendes, Gedicht: die Werke und Tage. Die Έργα setzen sich aus zwei großen Teilen zusammen und beinhalten neben einigen Mythen, Bildern und Gleichnissen ganz praktische Anweisungen, welche Bedingungen etwa für eine ertragreiche Feldarbeit erfüllt werden sollten. Darüber hinaus können sie auch als Anklageschrift gegen Hesiods Bruder Perses gelesen werden. Eine eindeutige und abschließende Interpretation der Έργα gestaltet sich aufgrund der Vielzahl von verschiedenen Breichen, die das Werk anspricht, auch als außergewöhnlich schwierig. Des Weiteren scheint der erste Teil von Hesiods Gedicht (Έργα) nicht so recht zum zweiten (den Ημέραι) zu passen. Folglich ist dieses Opus in der Literatur bereits in vielerlei Hinsicht interpretiert und analysiert worden.
Für die vorliegende Eruierung ist vor allem der erste Teil der Έργα (Vers 1-381) von Interesse. Es soll bei der Untersuchung dieser Verse der Frage nachgegangen werden, inwieweit Hesiods Forderung, das Recht zu achten und einen redlichen Lebensstil zu verfolgen, ein (implizites) Postulat darstellt, in einer Polis das Recht zu kodifizieren. Auf den ersten Blick erscheint die Fragestellung leicht beantwortbar, (1) da solch ein Postulat in dem sonst sehr detailreichen Text nirgends aufgestellt wird. (2) Andererseits ist dies vielleicht auch gar nicht erforderlich, da es sich – wie noch zu zeigen sein wird – notwendigerweise aus der Argumentation Hesiods ergibt. Das Ziel dieser Arbeit besteht also darin, diese beiden Gedanken (1 und 2) sowie die dafür wesentlichen Textstellen zu erörtern, um schlussendlich durch Abwägen zu einer Aussage über die jeweilige Wahrscheinlichkeit zu gelangen – Wahrscheinlichkeit deshalb, weil der Text wohl eine definitive Antwort nicht erlaubt und viel der individuellen Interpretation überlassen bleiben wird.
Der Aufbau der Beweisführung dieser Arbeit vollzieht sich wie folgt: Um überhaupt einen Zugang zu Hesiods Denken und Argumentation zu bekommen, werden nacheinander seine Theorie der Weltzeitalter, das Gleichnis des Habichts und der Nachtigall sowie das Bild der zwei Städte vorgestellt. Diese dienen als Grundlage, um sich anschließend eingehend mit der von Hesiod so vehement geforderten δίκη auseinandersetzen zu können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bilder und Mythen in den 'Epya
- Der Weltaltermythos
- Das Gleichnis vom Habicht und der Nachtigall
- Stadt der Gerechtigkeit und Stadt des Unrechts
- Der zentrale Begriff der díкn
- Síкn als „,Schlachtruf“ der unteren Schichten
- Ein Ruf nach einer Kodifizierung des Rechts?
- Fazit
- Verwendete Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht Hesiods Werke und Tage und analysiert, ob die darin enthaltene Forderung nach Recht und redlichem Lebensstil ein implizites Postulat für eine Kodifizierung des Rechts in einer Polis darstellt. Die Arbeit analysiert die Argumentation Hesiods und untersucht, ob diese Forderung aus der Argumentation des Autors hervorgeht.
- Die Weltalterlehre als Grundlage für die Argumentation Hesiods
- Das Gleichnis vom Habicht und der Nachtigall als Beispiel für die Bedeutung von Recht und Gerechtigkeit
- Die Rolle der díкn in Hesiods Werken und Tage
- Die Bedeutung der díкn für die unteren Schichten der Gesellschaft
- Die Frage nach einer Kodifizierung des Rechts in Hesiods Werken und Tage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Fragestellung sowie die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie erläutert die Bedeutung der Werke und Tage für die Forschung und die Herausforderungen, die sich aus der Interpretation des Werkes ergeben.
Der erste Teil der Arbeit analysiert die Bilder und Mythen, die Hesiod in seinen Werken und Tage verwendet. Hierbei wird insbesondere auf den Weltaltermythos, das Gleichnis vom Habicht und der Nachtigall sowie das Bild der zwei Städte eingegangen. Diese Bilder und Mythen dienen als Grundlage für die weitere Argumentation der Arbeit.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem zentralen Begriff der díкn in Hesiods Werken und Tage. Es wird untersucht, wie häufig das Wort im Text vorkommt, welche unterschiedlichen Bedeutungen es hat und wie sich die Bedeutung der díкn im Laufe des Textes entwickelt.
Der dritte Teil der Arbeit untersucht die Rolle der díкn als „Schlachtruf“ der unteren Schichten der Gesellschaft. Es wird gezeigt, dass die díкn für die unteren Schichten eine besondere Bedeutung hat und dass sie als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen eingesetzt wird.
Der vierte Teil der Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Hesiods Werke und Tage einen Ruf nach einer Kodifizierung des Rechts darstellen. Es wird untersucht, ob Hesiods Argumentation ein implizites Postulat für eine Kodifizierung des Rechts in einer Polis darstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hesiods Werke und Tage, Recht, Gerechtigkeit, díкn, Kodifizierung, Weltaltermythos, Habicht und Nachtigall, Stadt der Gerechtigkeit, Stadt des Unrechts, untere Schichten, Polis.
- Arbeit zitieren
- Daniel Sosna (Autor:in), 2009, Hesiods Werke und Tage , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129247
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