Die Außenpolitik Englands unter Karl II. weist keine konsequente Richtung auf, wechselnde Koalitionen mit den Niederlanden und Frankreich spiegeln dies wieder. Zudem verwirrt die Differenz zwischen der öffentlichen, nationalen und der geheimen, persönlichen Politik. Die Arbeit möchte sich mit folgenden Fragen befassen: Welche Motive bestimmten diese Politik? Welche äußeren Faktoren bewirkten die jeweiligen Allianzbildungen?
Kapitelübersicht
1. Einleitung
2. Die ersten Jahre (1660-1667)
3. Die Triple-Allianz (1668)
4. Der Geheimvertrag von Dover (1670)
5. Die Auswirkungen des Vertrages von Dover (1670-1674)
6. Das frankophobe Parlament und die Katholizismus-Hysterie (1674-1681)
7. Die letzten Jahre
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
10. Quellenverzeichnis
1. Einleitung :
Die Außenpolitik Englands unterKarl II.weist keine konsequente Richtung auf, wechselnde Koalitionen mit den Niederlanden und Frankreich spiegeln dies wieder. Zudem verwirrt die Differenz zwischen der öffentlichen, nationalen und der geheimen, persönlichen Politik. Die Arbeit möchte sich mit folgenden Fragen befassen: Welche Motive bestimmten diese Politik? Welche äußeren Faktoren bewirkten die jeweiligen Allianzbildungen?
2. Die ersten Jahre (1660-1667) :
Die Königshäuser Englands und Frankreichs waren verwandtschaftlich eng miteinander verknüpft, Karl II. undLudwig XIV. waren Cousins und Karls Schwester Henriette-Anne mit Ludwigs Bruder Philipp verheiratet. Karl war am französischen Königshof aufgewachsen und meinte bereits zu Beginn seiner Herrschaft in einem Brief an seine Schwester „a very fast friendship is good and necessary for us both.“1 Trotz diesen offensichtlich sehr guten Beziehungen und einem eindeutigen Interesse beider Monarchen an einer Allianz, gab es in den frühen sechziger Jahren im wesentlichen drei Faktoren, die dem Zustandekommen einer solchen im Wege standen. Zum einen fürchtete man in England das militärisch expandierende Frankreich, dass den Anspruch auf Hegemonie über ganz Europa hegte, zum anderen waren die beiden zuständigen BotschafterLord Hollesund derComte de Cominges, der nicht einmal die englische Sprache beherrschte, unfähig eine engere Liaison in die Wege zu leiten. Darüber hinaus war Frankreich durch einen Vertrag von 1662 daran gebunden, den Niederlanden im Kriegsfalle gegen England beizustehen.
Dank der Heirat mitKatharina von Braganza(Mai 1662), die 500.000 £ plus die Besitzungen Tanger und Bombay einbrachte, und dem Verkauf Dünkirchens an die Franzosen (1662) war der englische König zu diesem Zeitpunkt finanziell relativ unabhängig, ein Krieg gegen die Niederlande sollte die Kassen weiter füllen und diesen Zustand erhalten. Im April 1664 genehmigte das Parlament 2.500.000 £ für die Finanzierung des Krieges. Als der zweite Englisch-Niederländische Krieg 1665 tatsächlich ausbrach und französische Truppen gemäß ihres Vertrages an der Winterkampagne 1666/67 auf Seiten der Holländer teilnahmen, lagen die diplomatischen Beziehungen vorerst auf Eis; selbst der Briefwechsel Karls mit seiner Schwester, ansonsten ein sicherer und oft genutzter Kanal zur Kommunikation mit dem französischen König, kam für einige Zeit zum Erliegen. Militärische Misserfolge und die Pest (1665) sowie das große Feuer in London (1666) und dieTragödie am Medway(1667) ließen die ursprüngliche Begeisterung für den Krieg gegen den Handelskonkurrenten schnell erkalten, das Parlament drängte auf eine schnelle Beendigung der Kriegshandlungen. DerFriede von Breda(1667), der den status quo ante bellum wiederherstellte, ließ Ludwig als eigentlichen Sieger aus dem Krieg hervorgehen, schließlich hatten sich seine beiden stärksten Konkurrenten gegenseitig geschwächt. Der Friedensvertrag war noch nicht unterschrieben, da überrannten seine Truppen bereits die Spanischen Niederlande.
Innenpolitisch hatte der Krieg eine Entfremdung des Volkes vom König zur Folge, „der allgemeinen Begeisterung von 1660 für Karl war nur kurze Dauer beschieden.“2 Das zunehmende Misstrauen des Parlaments, dass den König in finanziellen Dingen immer kürzer hielt und Rechenschaft über die Verwendung der für den Krieg genehmigten Gelder forderte, und die Einsetzung desCabal-Kabinettsnach dem Sturz Clarendons (1667) sollten für die weitere Entwicklung der Außenpolitik Karls noch von großer Bedeutung sein: „Die Männer, die Karl an seine (Clarendons) Stelle setzte, brachten König und Volk in schwere Gefahren, die Clarendon vermieden hätte. Denn sie verrieten die Interessen Englands an Frankreich.“3 Die chronischen finanziellen Probleme sollten Karl im weiteren Verlauf immer mehr in die Arme des freigiebigen Königs Ludwig XIV. treiben und England zum Satelliten Frankreichs degradieren.
3. Die Triple-Allianz :
Engländer und Niederländer betrachteten das militärische Vordringen der Franzosen in den Spanischen Niederlanden mit wachsender Furcht. In der sogenanntenTriple-Allianzvom Januar 1668, die in erstaunlich kurzer Zeit unter der Leitung vonSir William Templezustande kam, verpflichteten sich England, die Niederlande und Schweden einander im Falle eines französischen Angriffs beizustehen. Zudem sollten Spanien und Frankreich zum Frieden gebracht werden. Ludwig beugte sich der Übermacht der drei Länder, kam an den Verhandlungstisch und unterzeichnete den Frieden von Aachen. Auch wenn diese Politik der Erhaltung des kontinentaleuropäischen Gleichgewichts in der politischen Öffentlichkeit Englands große Zustimmung fand, stand sie jedoch konträr zu den Interessen des Königs, der, wie bereits erwähnt, schon lange eine Anlehnung an Frankreich suchte. Ludwig sah die Koalition gegen sich als Demütigung an, Rachegefühle gegen die Niederlande wurden wach. Er sandte den Bruder Colberts, denMarquis de Croissy, nach England, erste Verhandlungen legten den Grundstein für die Geheimpolitik Karls, die im Geheimvertrag von Dover gipfeln sollte.
4. Der Geheimvertrag von Dover (1670) :
Kam die Triple-Allianz unter dem Eindruck der expandierenden Franzosen in kürzester Zeit zustande, so fiel derGeheimvertrag von Doverdurch die Langsamkeit seiner Entstehung auf : Vom ersten Besuches des Marquis de Croissy im August 1668 bis zur Ratifizierung des Vertrags am 1.Juni 1670 vergingen beinahe zwei Jahre. Die Verhandlungen wurden auf verschiedensten Wegen geführt, so stand Karl in regem, nun chiffrierten, Schriftverkehr mit seiner Schwester, der Marquis de Croissy besuchte den englischen Königshof mehrfach, Ludwig schrieb Karl einen persönlichen Brief diesbezüglich, Arlington, Clifford und Buckingham nahmen an den geheimen Treffen teil. In Paris und London arbeiteten „secret working-parties“4 unter Hochdruck an einem Vertragsentwurf.
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1 Howat : Stuart & Cromwellian Foreign Policy, S.98.
2 Schnurmann, Claudia : Vom Inselreich zur Weltmacht, S.136.
3 Travelyan, G.M. : Geschichte Englands, S.516.
4 Howat, S.125
- Quote paper
- Florian Unzicker (Author), 2004, Wechselnde Koalitionen und Geheimvertrag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129020
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