In dieser Arbeit soll untersucht werden, inwieweit sich der Einsatz des Anti-Mobbing-Programms von Olweus zur Vorbeugung und zum Einschreiten eignet. Hierfür wird die These aufgestellt, dass das Programm zur Prävention von Mobbing an Schulen effektiv geeignet ist. Um der Fragestellung und der These nachzugehen, wird zunächst eine begriffliche Definition von Mobbing gegeben und es werden Erkennungsmerkmale aufgezeigt. Im Anschluss daran wird auf die Folgen von Mobbing eingegangen, um die Relevanz des Handelns zu unterstreichen. Daraufhin wird das Anti-Mobbing-Programm nach Olweus vorgestellt, sodass im Fazit der Einsatz im Schulkontext bewertet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition von Mobbing
3 Folgen von Mobbing
4 Anti-Mobbing-Programm nach Olweus
4.1 Ziele des Programms
4.2 Inhalt und Aufbau
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das Thema Mobbing ist für unserer Schulsystem von großer Bedeutung, da es weit verbreitet ist. Es besitzt eine entscheidende Relevanz, weil sich nachweislich in einer Schulklasse etwa ein Schüler oder eine Schülerin als Opfer von Mobbing identifiziert (OECD, 2017). Für die Lehrkräfte ist es dementsprechend bedeutend, Mobbing zu erkennen, korrekt zu intervenieren sowie vor allem geeignete Präventionsmaßnahmen einzusetzen, um Mobbing möglichst vorzubeugen (Wachs et al., 2016). In dieser Arbeit soll untersucht werden, inwieweit sich der Einsatz des Anti-Mobbing-Programms von Olweus zur Vorbeugung und zum Einschreiten eignet. Hierfür wird die These aufgestellt, dass das Programm zur Prävention von Mobbing an Schulen effektiv geeignet ist.
Um der Fragestellung und der These nachzugehen, wird zunächst eine begriffliche Definition von Mobbing gegeben und Erkennungsmerkmale aufgezeigt. Im Anschluss daran wird auf die Folgen von Mobbing eingegangen, um die Relevanz des Handelns zu unterstreichen. Daraufhin wird das Anti-Mobbing-Programm nach Olweus vorgestellt, sodass im Fazit der Einsatz im Schulkontext bewertet werden kann.
2 Definition von Mobbing
Der Begriff Mobbing wird in der Alltagssprache oftmals fälschlicherweise synonym mit den Begriffen Aggression und Gewalt verwendet. Diese Phänomene weisen zwar Überschneidungen auf, beinhalten jedoch nicht die gleichen Charakteristika (Politi, 2020). Für die Definition von Mobbing gibt es drei Bestimmungsmerkmale.
Zum einen gibt es den Wiederholungsaspekt, welcher besagt, dass der bzw. die Täter*in das Opfer wiederholt und über einen längeren Zeitraum mobbt (Wachs et al., 2016). Die Übergriffe haben demnach eine gewisse Kontinuität und können Wochen, Monate oder auch Jahre auftreten. Dabei wird der Härtegrad des Mobbings durch den Wiederholungsgrad und die Zeitspanne bestimmt. Dieser Härtegrad besagt, dass Mobbing bei einer „weichen Definition“ mehrmals pro Monat über mindestens sechs Monate und bei einer „harten Definition“ wöchentlich und häufiger innerhalb von sechs Monaten auftritt (ebd.).
Bei dem zweiten Bestimmungsgrad, dem Machtungleichgewicht, geht es um ein asymmetrisches Machtverhältnis zwischen Ausübenden und Betroffenen zu Gunsten des Täters bzw. der Täterin. Dieses Machtungleichgewicht entsteht durch psychologische, körperliche oder soziale Faktoren (Wachs et al., 2016). Einige dieser machtbegünstigenden Faktoren können leicht erkannt werden, wie beispielsweise ein im Vergleich zum Opfer älterer und körperlich überlegender Ausübender (ebd.).
Der letzte Bestimmungsgrad ist die Verletzungsabsicht. Dieser beinhaltet die beabsichtigte verletzende Handlung des Täters bzw. der Täterin gegen das Opfer (ebd.). Diese Handlungen können direkt oder indirekt auftreten, wobei sie nicht zufällig oder vereinzelt auftreten (Politi, 2020). Die Anzahl der beteiligten Personen kann in Bezug auf Mobbing unterschiedlich ausfallen. „Es kann von Einzelnen oder von einer Gruppe ausgehen und sich gegen Einzelne oder Gruppen richten“ (Politi, 2020, S.6).
3 Folgen von Mobbing
Da ein Opfer über einen längeren Zeitraum von dem bzw. den Ausübenden gemobbt wird und somit den verletzenden Handlungen ausgesetzt ist, entstehen kurz-, mittel- und langfristige Folgen. Das Belastungs- und Frustrationsniveau des Opfers ist abhängig von der Dauer des Mobbings und der empfundenen Intensität der Übergriffe, da es keine ausreichenden Möglichkeiten zur Regeneration sowie zum Erwerb von Problemlösekompetenzen gibt (Wachs et al., 2016).
Die Opfer erleiden häufiger internalisierende Probleme, wie beispielsweise körperliche Verletzungen, soziale Ausgrenzung und die Verletzung ihres Selbstwerts. Dies kann sich negativ auf soziale Beziehungen, die Schulleistungen und die psychische Gesundheit auswirken, wodurch sich bei einigen Betroffenen psychische Störungen entwickeln können (Mehl, 2020). Zu den kurz- und mittelfristigen Folgen zählen bei den Opfern körperliche Verletzungen und Beschwerden, Depressionen, Angststörungen, negative Gefühle, die Verminderung des Selbstwertgefühls und -vertrauens, Essstörungen sowie schulische Probleme (Wachs et al., 2016). Die langfristigen Folgen äußern sich durch körperliche Beschwerden, ein negatives Selbstwertgefühl und -vertrauen, eine erhöhte Depressionsrate, verstärkte Suizidgedanken, soziale Probleme und Probleme beim Eingehen von Bindungen sowie eine erhöhte Arbeitslosenquote (ebd.).
Bei den Tätern treten häufiger externalisierende Probleme auf, welche gleicherweise zu schlechteren schulischen Leistungen führen können. Des Weiteren können sich Störungen des Sozialverhaltens bis hin zu fortschreitenden sozialen und gesellschaftlichen Problemen entwickeln (Mehl, 2020). Zu den kurz- und mittelfristigen Folgen der Täter*innen zählen hier unter anderem körperliche Beschwerden, aggressives und delinquentes Verhalten, verstärkte negative Gefühle, Depressionen, eine erhöhte Aggressionsbereitschaft, schulische Probleme sowie soziale Probleme. Die langfristigen Folgen hingegen beinhalten darüber hinaus noch eine erhöhte Straffälligkeit, Drogenmissbrauch, eine erhöhte Arbeitslosenquote, gewaltbereiteres Erziehungsverhalten, Beziehungsprobleme sowie verstärkte Suizidgedanken (Wachs et al., 2016). Am stärksten gefährdet sind allerdings die Kinder, die sowohl Opfer als auch Täter von Mobbing sind (Mehl, 2020).
4 Anti-Mobbing-Programm nach Olweus
Um Mobbing und somit den Folgen für die Beteiligten Best möglich entgegenzuwirken, ist es für Schulen von besonderer Bedeutung, Maßnahmen einzuführen. Dazu zählen Präventionsmaßnahmen, die bei der Vorbeugung von Mobbing unterstützen und Interventionsmaßnahmen, mit denen in Mobbingsituationen eingegriffen wird. Das Anti- Mobbing- Programm wurde vom norwegischen Psychologen Olweus in den 1980er Jahren entwickelt (Schubarth, 2019). Seitdem wird es in vielen Ländern genutzt und findet seinen Einsatz in Deutschland seit den 1990er Jahren. Es ist ein schulumfassendes Interventionsprogramm, welches durch seinen schulübergreifenden Ansatz zusätzlich ein Präventionsprogramm darstellt (ebd.).
4.1 Ziele des Programms
Die Hauptziele des Programms sind, „so weit wie möglich bestehende Gewalttäter-/ Gewaltopfer- Probleme innerhalb und außerhalb der Schulumgebung zu verhindern und die Entwicklung neuer Probleme zu verhindern- idealerweise vollständig zu beseitigen“ (Olweus, 2006, S. 70). Demnach sollen mittelbare und unmittelbare Gewalt deutlich vermindert, ausgeschaltet und verhindert sowie dadurch eine Verbesserung der Beziehungen der Gleichaltrigen erwirkt werden (Schubarth, 2019). Außerdem sollen Bedingungen geschaffen werden, mit denen die Betroffenen besser miteinander auskommen und sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule zurechtkommen. Dadurch wird die soziale Kompetenz gesteigert sowie das Schulklima und der Zusammenhalt der Schüler und Schülerinnen verbessert (Olweus, 2006). Die positiven Auswirkungen auf die Opfer wären ein größeres Sicherheitsgefühl im schulischen Setting, mehr Selbstvertrauen sowie von den Mitschülern angenommen zu werden. Die Ausübenden lernen, ihre Aggression unter Kontrolle zu bringen und sich sozial angemessen zu verhalten. Dadurch werden ihre negativen Reaktionen vermindert und zugleich ihr positives Verhalten verstärkt (ebd.).
4.2 Inhalt und Aufbau
Das Programm basiert auf Ableitungen aus Forschungserkenntnissen zur Entwicklung und Veränderung problematischer Verhaltensweisen und besonders auf denen zum aggressiven Verhalten. Theoretische Grundlagen sind hierbei lernpsychologische Mechanismen, Lernen durch Verstärkung, sozialpsychologische Mechanismen, Participant Role Approach sowie Modell- Lernen (Olweus, 2006). Aus den lerntheoretischen Ansätzen kann geschlossen werden, dass Mobbing von einem Teufelskreis aus Gewalt und Angst ausgeht. Das Anti- Mobbing- Programm möchte dementsprechend diesen Kreis durchbrechen (Schubarth, 2019).
Das Anti-Mobbing-Programm ist für Kinder zwischen 9 und 17 Jahren ausgelegt und kann jeder Zeit eingesetzt werden (Wachs et al., 2016). Vor Beginn des Programms sollten zwei Rahmenbedingungen erfüllt sein: Die Entwicklung des Problembewusstseins und des Betroffenseins. Das Problembewusstsein schließt ein, dass der momentane Zustand und somit das Gewaltproblem an der Schule von den zuständigen Fachkräften sowie von den Eltern erkannt wurde. Zudem muss dieser Zustand von den Lehrkräften und Eltern selbst angestrebt werden, was als Betroffensein oder auch Änderungsbereitschaft gilt (Schubarth, 2019).
Der Start des Programms nach Olweus erfolgt in drei Schritten: einer Fragebogenerhebung, einem Pädagogischen Tag und der Schulkonferenz. Mit Hilfe der Fragebögen, die alle Kinder der Schule ausfüllen, wird der Ist- Zustand ermittelt, wodurch das Gewaltproblem eingeschätzt werden kann. Die Ergebnisse dieser Erhebung bilden die Grundlage für die weiterführenden Maßnahmen (ebd.). Daraufhin soll der „Pädagogische Tag“ mit dem Schulleiter, allen Lehrkräften sowie Experten durchgeführt werden, bei dem die Ergebnisse der Fragebögen ausgewertet und die Maßnahmen vorbereitet werden. Mit ihm geht ein Handlungsplan einher, welcher langfristig aufgestellt werden soll (Olweus, 2006). Daran anschließend soll eine Schulkonferenz stattfinden, auf der das Programm besprochen und anerkannt wird (Schubarth, 2019).
Das Programm hat bestimmte Grundprinzipien, wie die Beteiligung und Einsatzbereitschaft der Erwachsenen, das Aufstellen klarer Regeln gegenüber unvertretbaren Verhaltensweisen sowie die Durchführung von Konsequenzen bei einer Regelverletzung (Wachs et al., 2016). Darüber hinaus ist die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern von großer Bedeutung. Die Maßnahmen, die den Kern des Programms bilden, finden auf der Schul-, Klassen- und persönlichen Ebene statt (ebd.).
Die Maßnahmen auf der Schulebene richten sich an die gesamte Schülerschaft, wobei sie sich nicht allein auf die Opfer und Täter*innen fokussieren, sondern auch auf die Entwicklung von Einstellungen und das Schaffen von Bedingungen, welche das Auftreten von Gewalttaten an der Schule insgesamt verringern sowie verhindern sollen. Dazu zählen die eben benannte Fragebogenerhebung, der Pädagogische Tag und die Schulkonferenz (Olweus, 2006). Des Weiteren sollte eine Aufsicht auf dem Schulhof und während des Mittagessens eingesetzt werden, da es nachweislich weniger Gewalt während der Pausen und Essenszeiten an Schulen gibt, an der viele Lehrer eingestellt sind. Die Lehrer müssen in diesen Zeiten nicht allein anwesend sein, sondern in Gewaltsituationen entschlossen und konsequent eingreifen. Dies signalisiert den Tätern, dass Gewalt nicht toleriert wird (ebd.). Gleichzeitig wird den Opfern Sicherheit und Schutz vermittelt sowie den anderen Schülern die Motivation genommen, selber Gewalt auszuüben oder sich auf die Seite des Täters zu stellen (Schubarth, 2019). Eine weitere Maßnahme stellt das Kontakttelefon dar, bei dem eine Vertrauensperson als Ansprechpartner*in für jegliche Nachfragen von anonymen Anrufern zum Thema Gewalt fungiert. Die Vertrauensperson klärt offene Fragen, macht sich ein Bild von einer vorherrschenden Gewaltsituation, leistet Beistand und sucht nach Lösungen (Olweus, 2006). Das Telefon sollte durch Elternbriefe und Aushänge im Schulgebäude bekannt gemacht werden, da es für die Schüler und Schülerinnen, Lehrkräfte sowie Eltern zur Verfügung steht (ebd.). Die Kooperation zwischen Lehrkräften und Eltern ist eine weitere wichtige Maßnahme des Programms. Die Eltern müssen über geplante Veränderungen informiert werden und sollten bemüht sein, die Schule bei ihren Zielsetzungen zu unterstützen. Die Haltung gegenüber Gewalthandlungen sollte unter den Lehrkräften und Eltern einheitlich geregelt sein, was in den Arbeitsgruppen der Elternbeiräte geprüft wird (Schubarth, 2019). Die letzte Maßnahme auf der Schulebene sind die Lehrergruppen zur Verbesserung des Sozialklimas, in denen sich die Lehrerschaft über den einheitlichen Umgang in Gewaltsituationen austauscht (ebd.).
Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Klassenebene (Schubarth, 2019). Ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen auf dieser Ebene sind die Klassenregeln gegen Gewalt, bei denen Olweus (2006) Lob und Strafen vorschlägt. Drei vorgeschlagene Regeln aus dem Programm zielen auf unmittelbare und mittelbare Gewalt ab und beinhalten, dass die Schüler und Schülerinnen sich nicht mobben, gemobbte Kinder unterstützen und ausgegrenzte Kinder miteinbeziehen (Olweus, 2006). Die Regeln sowie mögliche Konsequenzen sollten in Klassengesprächen gemeinsam aufgestellt werden. Bei der Einhaltung der Klassenregeln ist es angebracht, die Schüler und Schülerinnen zu loben. Sollte ein Kind aggressives und regelbrechendes Verhalten zeigen, sollten die besprochenen Konsequenzregeln zum Einsatz kommen, welche auf das Alter, das Geschlecht und die Persönlichkeit des Schülers bzw. der Schülerin angepasst sein sollten (Schubarth, 2019). Regelmäßige Klassengespräche stellen eine weitere wichtige Maßnahme dar. Die Schüler und Schülerinnen einer Klasse können hierbei die Klassenregeln, Gewaltsituationen sowie Handlungsmöglichkeiten besprechen. Diese sollten möglichst wöchentlich gehalten werden, um einen Gruppendruck auf aggressive Schüler und Schülerinnen auszuüben (ebd.). Durch Kooperatives Lernen und gemeinsame positive Aktivitäten wird der Klassenzusammenhalt und die Beziehungen der Kinder untereinander gestärkt. Auch auf dieser Ebene ist die Zusammenarbeit des Klassenelternbeirates und der Lehrkräfte eine entscheidende Maßnahme, bei der Diskussionen über das Thema Gewalt und Vorschläge zur Bekämpfung dieser geführt werden (Olweus, 2006).
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- Citar trabajo
- Alicia Hoch (Autor), 2021, Einsatz des Anti-Mobbing-Programms nach Olweus in der Schule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1290071
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