In dieser Arbeit sollen fünf Ortsnamen besprochen und in ihrer historischen Entwicklung sowie Etymologie dargestellt werden. Dies ist natürlich nur sehr exemplarisch, aber natürlich kann kein umfassendes Gesamtwerk der Hofer Region in einer Hausarbeit an dieser Stelle vorgelegt werden. So soll es bei einem schlaglichtartigen Überblick über ausgewählte Orte bleiben, bevor im Schluss diese Erkenntnisse in die – der Forschung bekannten – Besiedlungsgeschichte versucht werden einzuhängen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Zielstellung
3. Methode
4. Hauptteil
4.1 Hof
4.2 Rehau
4.3 Schwarzenbach am Wald
4.4 Döbra
4.5 Prex
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Hofer Land, auch manchmal Bayerisches Vogtland, nach der langen und prägenden Herrschaft durch die Vögte von Weida, befindet sich am nordöstlichsten Rand von Bayern und von Oberfranken. Hier grenzt es im Norden an die neuen Bundesländer Thüringen und Sachsen und im Osten an die Tschechische Republik. Nach Westen und Süden hin endet der Betrachtungsraum mit der Grenze des Landkreises Hofs. Naturräumlich wird der Raum mit der Münchberger Hochfläche, dem östlichen Teil des Frankenwaldes, dem Vogtland/Regnitzland und dem Fichtelgebirge, dass aber in dieser Arbeit keine Beachtung fand. Diese ganze Region zählt nicht unbedingt zu den Gunstregionen, was die Bodenqualität zum Beispiel anging – ein elementares Kriterium bei der Anlage einer Siedlung. Durch diesen unvorteilhaften Standortfaktor zählt die Hofer Region nicht zum Altsiedelland. Auch die Archäologie brachte bisher nur sehr wenige Befunde und Funde zu Tage und lässt auch auf zum großen Teil eher temporäre Aufenthalte von Menschen in der Region schließen. Erst der Populationsdruck in der mittelalterlichen Warmzeit zwang Menschen dazu in die hier thematisierte Landschaft einzudringen und dauerhafte Siedlungen zu errichten. Dies geschah etwa ab dem Jahr 1000 n. Chr..1 Diese Darstellung bezieht sich vor allem auf die fränkisch-deutschen Siedler aus dem Westen und Süden kommend und geschah in mehreren Wellen. Slawische Bevölkerungen gab es schon etwas vorher – allerdings mit einer sehr dünnen Besiedlung von maximal 1000 Personen im gesamten Gebiet des Hofer Stadt- und Landkreises.2
2. Zielstellung
In dieser Arbeit sollen fünf Ortsnamen besprochen und in ihrer historischen Entwicklung sowie Etymologie dargestellt werden. Dies ist natürlich nur sehr exemplarisch, aber natürlich kann kein umfassendes Gesamtwerk der Hofer Region in einer Hausarbeit an dieser Stelle vorgelegt werden. So soll es bei einem schlaglichtartigen Überblick über ausgewählte Orte bleiben, bevor im Schluss diese Erkenntnisse in die – der Forschung bekannten – Besiedlungsgeschichte versucht werden einzuhängen.
3. Methode
Die Herangehensweise ist aufgrund der zuvor genannten Einschränkungen nicht systematisch gewesen. Vielmehr wurden aufgrund der persönlichen Bande des Verfassers der vorliegenden Arbeit mit dem Hofer Land ausgehend von bereits vorher bekanntem Wissen der Fokus der Hausarbeit immer breiter, da Anzahl und Umfang der Literatur hinter den Erwartungen zurücklag. So stand zuerst der Heimatort des Autors – Hof – mitsamt der doch wechselvollen Geschichte der Stadt und des Namens im Mittelpunkt der Arbeit. Doch wie gesagt langte diese nicht, um allein damit eine Hausarbeit zu füllen, sodass weitere Orte aufgenommen wurden in den Betrachtungskreis. Harte Kriterien für die Aufnahme hierein gab es keine; ausgenommen, dass es Literatur dazu in der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek geben muss.3
Durch diese Einschränkung ist die Auswahl der behandelten Orte recht beliebig erscheinend, allerdings hat der Verfasser versucht verschiedenste Ortsnamen auszuwählen, um eine größere Brandbreite an behandelten Bildungsformen und Herkünften vorstellen zu können. Konkret heißt das, dass nur ein leicht als Deutsch zu erkennendem Ortsnamen ausgewählt wurde (siehe Kapitel 3.3. Schwarzenbach am Wald) – beim ebenfalls simpel klingenden Hof aus Kapitel 3.1. wusste der Verfasser von der doch nicht so einfachen Genese. Die anderen Ortsnamen waren alle ihm erstmal fremd.
Bearbeitet wurden die Orte idealerweise folgendermaßen, wenn bestimmte Informationen nicht unauffindbar waren, beziehungsweise noch nicht untersucht oder schlicht verloren sind: Am Anfang stand eine kurze geographische Einordnung innerhalb des Hofer Landes, wobei hierbei Hof aufgrund seiner zentralen Lage als Orientierungspunkt verstanden wurde. Dann wurden die Nennungen und Hinweise mit dem chronologisch ältesten beginnend aufgezählt. Es sollte so gut es geht die Entwicklung zur heutigen Schreibweise aufgezeigt werden. Zuletzt wurde versucht die Etymologie der Ortsnamen darzulegen.
4. Hauptteil
4.1 Hof
Der größte Ort und namensgebend für die hier zu behandelnde Region ist die freie Kreisstadt Hof an der Saale. Die älteste erwähnte Siedlung hieß um 1160 Rekinzi und 1194 Reginzi.4 Im Jahr 1214 wurde dieser Ort im Testament des Plebans Albert de Rekkenze als Rekkenze genannt. Namensgebend war das Hydronym Regnitz. Problematisch ist hierbei allerdings, dass dieser Gewässername zweimal innerhalb des heutigen Stadtgebietes vorkommt: Südliche und nördliche Regnitz. Beide Mündungen in die Saale sind aber über 2,5 km von der Keimzelle der späteren Stadt entfernt, während die Saale direkt daran vorbeifließt, mitsamt einer Furt, die sicherlich auch ein Grund für die Anlage der Siedlung an dieser Stelle war. Um diese Diskrepanz zu erklären, interpretiert zum Beispiel Adelheid Weißer, dass die Saale in der Hofer Region im Hochmittelalter noch Regnitz genannt wurde. Dafür fand sie auch einen Beleg in den Quellen, denn es wird noch 1436 die „ stad zum Hofe an der Regnitz gelegen“5 erwähnt. Saale wird der Fluss erst ab Ende des 15. Jahrhunderts genannt. Bis zu dieser Zeit hatten Fluss, Stadt und Region allerdings alle noch einen an Regnitz angelehnten Namen. Die Erwähnung von 1230 „in Franconia et in Rekkinz“6 bezog sich nämlich auf das Gebiet um den Hauptort, das heutige Hof, aus dem der Zehnt verschenkt wurde.7
Im selben Jahr gab es eine einschneidende Veränderung in der Siedlung: Nördlich der alten Stadt wird eine neue gegründet. Der Name der Altstadt (Rekkenze) geht – wie es beispielsweise auch für Bayreuth belegt ist – auf die Neustadt über, da 1268 in Regenz ein in der Neustadt zu verortendes Hospital genannt wird. Im Jahr 1276 sind von einer lateinischen Urkunde sowohl das Revers als auch eine deutsche Übersetzung der Originalurkunde erhalten. Hier wird die Bezeichnung curia Reckenize mit schlosz Reckenitz übersetzt.8 Curia bedeutet heute in Lateinisch ‚Versammlungsort‘, ‚(Wirtschafts-/Guts-)Hof‘ oder ‚Residenz‘.9 In den nächsten Jahren wird das Schloss, der nun Verwaltungssitz der Vögte von Weida war, immer öfters genannt und die Stadt als zum Hof gehörig angesehen. Daher kommen in den folgenden Jahren ein Doppelname aus Hof/curia und Regnitz, zum Hof oder nur Hof/Curia als Bezeichnung für die Stadt auf und standen paritätisch nebeneinander. So wird der Ort beispielsweise 1288 Stadt zum Hof, 1293 Curia, 1296/129971301/1302/1304 Curia Regniz, 1306 zu dem Hove und 1318 die stat zu dem Hofe genannt. Dass Curia oder Hof erst so lange nach der Gründung der Neustadt 1230 durch den Herzog von Andechs-Meranien aufkommt, wird an der Zeitverzögerung von zirka 30 Jahren zwischen der neuen Niederlassung und dem Ausbau der Verteidigungsanlagen mitsamt dem Bau eines Schlosses gelegen haben. In der Folge wuchs die Bedeutung des Verwaltungszentrums, des Schlosses, dass der auf die Neustadt übergegangene Name Rekkenze/Regnitz zum Beinamen absank und Stadt zum Hof sich durchgesetzt hatte – im Zuge der zunehmenden Verwendung der deutschen Sprache in den Urkunden auch gegenüber Curia.10
Der Name Rekkenze oder das spätere Regnitz selbst lässt sich aus dem Obersorbischen kommend erklären: Der erste Wortteil soll von rak (=Krebs) und der Zweite abgeleitet von den Suffixen - ov Ƅ und - nica stammen.11
4.2 Rehau
Die ehemalige Kreisstadt Rehau im Osten des Hofer Landes liegt nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Die älteste Erwähnung datiert auf das Jahr 1246 und bezieht sich auf einen Vertreter eines Zweigs der Herren von Kotzau, namens Conradus, der als de resawe, also von Rehau, genannt wird. Er tritt als Zeuge eines Stiftungsbriefes auf. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit kann dazu passend ein Sitz dieses Herrschergeschlechtes in Rehau ausgemacht werden, da die Fundamentreste einer durch einen breiten Wassergraben geschützte Turmhügelburg mitsamt Keramikscherben aus der Mitte des 13. Jahrhunderts in Rehau am Krötensee ausgegraben wurden. Eine Urkunde von 1417 berichtet vom anteiligen Verkauf des burgstal zu resaw. Mit Burgstall wird in diesem Zusammenhang aber vermutlich schon eine abgegangene Burg gemeint sein. Hierbei ist auch zu beobachten, dass Rehau im Jahre 1390 wüst gefallen war, wie eine Urkunde berichtet (hier Rehau = Resau und Resa).12
Unter den bisher genannten Schreibweisen ist besonders häufig Resaw(e) überliefert (zum Beispiel noch 1376, 1382, 1387, 1423 etc.). Ab dem 16. Jahrhundert kommt die Schreibweise mit einem ‚h‘ in der Wortmitte auf, wie exemplarisch an dieser Stelle vorgestellt: Rehaw im Jahr 1509. Dies könnte an einem mehrfachen Fehlinterpretieren des Buchstaben ‚s‘ als ‚h‘ in den Handschriften gelegen haben oder nicht mehr slawisch sprechende Bewohner sahen den Ortsnamen aus den Tieren ‚Reh‘ und ‚Sau‘ heraus entstanden. Der wahrscheinliche Ursprung des Namens hatte allerdings nicht mit damit zu tun. Dieser liegt im altslawischem re žati (=Schnitt) bzw. mainwendischem * r ěsov und steht im Zusammenhang einer Waldrodung.13
4.3 Schwarzenbach am Wald
Die Stadt Schwarzenbach am Wald befindet sich ganz im Westen des Hofer Landes westlich des Döbraberges (Siehe Kapitel 3.4. Döbra). Die erste Nennung von Schwarzenbach ist nicht auf die Stadt bezogen, sondern beschreibt ein größeres Gebiet im Nordwald, wie der Frankenwald damals noch hieß. In dieser Urkunde, datiert auf das Jahr 1017, wird jenes Gebiet vom Bamberger Bischof gegen andere Besitzungen seines Bruders Chuno getauscht. Bei der Aufzählung der Grenzen des Gebietes wird der Swarzenbach genannt. Es geht eindeutig aus der Urkunde hervor, dass damit ein Gewässer, das heute Culmitz genannt wird, gemeint ist und noch nicht der spätere Ort. Allerdings wird in diesem Raum auch von Ruoden gesprochen, sodass darauf geschlossen werden kann, dass kein besiedlungsleeres Waldgebiet getauscht wurde. Einschränkend ist zu erwähnen, dass dieser Beleg aus einer jüngeren Urkunde von 1150 stammt, die auf eine über hundert Jahre Ältere Bezug nimmt.14
Der nächste, nicht ganz direkte Hinweis stammt aus dem Jahr 1293 und bezieht sich auf ein Urteil von vor 33 Jahren. Hier wird Otto von Schwartzburch (Swartzberch) erwähnt. Dieser Ort bezog sich auf eine Burg und ist nicht sicher zu lokalisieren. In Frage kommen Schwarzenstein, wo sich auf einem Bergsporn später eine Burg über der Wilden Rodach befand, oder im Zentrum von Schwarzenbach am Wald.15
Sicherlich ist mit der in diesem Kapitel vorgestellte Stadt eine Nennung von 1388 gemeint. Hier wird im Zusammenhang eines Sühneeides neben weiteren Adeligen aus Oberfranken auch ein Fritz aus dem Geschlecht der Plassenberger mit dem Wohnstättenname zu Swerczenbach erwähnt.16 In den folgenden Jahren wurde der Ort in den Quellen auch Swartzenbach (1497) genannt oder schon 1502 in der heute korrekten Schreibweise Schwarzenbach. Um das Ende des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts herum sind in zwei Quellen Urkunden überliefert, in denen von Hinterswertzenpach (1520-1525) und Hinterschwarczpach (1528) die Rede ist.17 Der Meinung des Autors der vorliegenden Arbeit nach könnte der Zusatz Hinter - aus der Sichtweise des Bamberger Verfassers hinter einem schwarzen Bach herstammen. Hier kommt die Wilde Rodach in Frage, die nicht durch Schwarzenbach am Wald fließt, aber von Bamberg aus gesehen davor am Döbraberg entspringt und Richtung Süden fließt, in die Rodach mündet und von hieraus über Main sowie der Regnitz auch mit Bamberg sich ein Wassersystem teilt.
Die Bedeutung des Namens Schwarzenbach ist recht offensichtlich: - bach ist der Bach swarz - das zugehörige Bestimmungswort wie die Adjektive schwarz oder dunkelfarben. Der Zusatz am Wald diente zur Unterscheidung von Schwarzenbach an der Saale, das weniger als 25 km entfernt liegt und 1591 zum ersten Mal auftritt. Schwarzenbach an der Saale wird schon achtzehn Jahre zuvor mit der heute üblichen Lokalisierung ‚an der Saale‘ genannt.18
[...]
1 Vgl. Wurdack, Jörg: Geschichte des Raumes Schwarzenbach am Wald bis zum späten Mittelalter. In: Miscellanea curiensie, Bd. 6, 2006, S. 91-92.
2 Vgl. Kluge, Arnd: Zur Erschließung der Hofer Region bis zum Ende des Mittelalters. In: Miscellanea curiensie, Bd. 6, 2006, S. 35.
3 Die Ausnahme von der Ausnahme ist hierbei allerdings: von Reitzenstein, Wolf-Armin: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken. Mittelfranken, Untenfranken. München: C.H. Beck, 2009.
4 Vgl. von Reitzenstein 2009, S. 107.
5 Urkunde d. Marktgrafen Friedrich von Brandenburg, zitiert nach: Weißer, Adelheid: Zur Herkunft des Namens der Stadt Hof. Neue Untersuchungen zu einer alten Frage. In: Miscellanea curiensia, Bd. 4, 2003, S. 21.
6 Urkunde d. Herzog Ottos VII. von Andechs-Meranien, zitiert nach: Weißer 2003, S. 22 f.
7 Vgl. Weißer 2003, S. 21 f.
8 Vgl. Weißer 2003, S. 23.
9 Vgl. von Reitzenstein 2009, S. 107.
10 Vgl. Weißer 2003, S. 23-29.
11 Vgl. von Reitzenstein 2009, S. 107.
12 Vgl. Höllerich, Reinhard: Rehau – Selb. München: Laßleben 1977 (=Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Oberfranken 3), S. *48, *52, 65 u. 69.
13 Vgl. Höllerich 1977, S. 65-67.
14 Vgl. Wurdack 2006, S. 121-123.
15 Vgl. Wurdack 2006, S. 127 f,
16 Vgl. Wurdack 2006, S. 129.
17 Vgl. von Reitzenstein 2009, S. 204.
18 Vgl. von Reitzenstein 2009, S. 204.
- Arbeit zitieren
- Dominik Faber (Autor:in), 2019, Historische Ortsnamen aus dem Hofer Land, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1289959
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