Die Arbeit soll analysieren, wie die bewusstseinserweiternden Erfahrungen des Drogenrausches – insbesondere durch die Schärfung der Sinne – Einfluss auf ästhetische Überlegungen und somit auf Methoden und Verfahren des Schreibens, ergo die Poetologie, genommen haben. Als maßgebliche Primärtexte werden hierfür Walter Benjamins Essay Der Sürrealismus (1929) und Gottfried Benns Schrift Provoziertes Leben (1943) als theoretische Gerüste einer Poetik des Drogenrausches herangezogen. Als literarische Realisierung und Verarbeitung dessen sollen unter anderem Benjamins Erzählung Haschisch in Marseille (1932) und Benns Kurzprosa Der Garten von Arles (1920) in der Bachelorarbeit untersucht werden. Dadurch soll nachgewiesen werden, wie die sprachliche Darstellung der Rauscherfahrung realisiert wird und zugleich der poetische sowie politische Stellenwert des Rausches behandelt werden. Nachgewiesen werden soll dadurch die hypothetisch aufgestellte Gemeinsamkeit von Benjamin und Benn im Motiv des schöpferischen Rausches, eines „Rauschglücks“ (WB Bd. 4) respektive der „Rauschmethode“ des Schreibens. Das Forschungsinteresse gilt daher zusammengefasst der politischen und poetischen Funktion des Drogenrausches im Werk von Walter Benjamin und Gottfried Benn.
Gegliedert ist die Arbeit in mehrere Teile: den Anfang macht die Klärung des Begriffes Drogenliteratur sowie eine breitere Darstellung der kulturgeschichtlichen Entwicklung derartiger Literatur – nicht bloß in zeitlicher, sondern ebenso in geographischer Ausdehnung. Hierfür werden weiters in zwei Unterkapiteln die deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche und Ludwig Klages hinsichtlich ihrer Rauschauffassung befragt – mit der Zielsetzung ein Verständnis für Rauschpoetik zu bekommen. Daran anknüpfend werden die genannten Werke Benjamins und Benns durch dichtes Lesen in Bezug auf das Rauschmotiv analysiert und hinsichtlich Analogien und Differenzen verglichen. Den Abschluss bildet ein Fazit, in welchem die Forschungsergebnisse nochmals gebündelt dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rausch und Literatur
- Drogenliteratur und Rauschpoetik
- Kleine Kulturgeschichte des Rausches
- Friedrich Wilhelm Nietzsches Dionysik
- Ludwig Klages Ekstasetheorie
- Pharmakopoietische Moderne
- Benjamin und Benn – Berliner Zeitgenossen
- Benjamin und Benn – Dionysische Ekstase
- Walter Benjamin und Drogen
- Gottfried Benn und Drogen
- Benjamin und Benn – Vergleich des Drogenrausches
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Funktion des Drogenrausches bei Walter Benjamin und Gottfried Benn, zwei prominenten Autoren der literarischen Moderne. Im Zentrum steht die Untersuchung, wie die bewusstseinserweiternden Erfahrungen des Drogenkonsums die ästhetischen Überlegungen und die Schreibmethoden der beiden Autoren beeinflusst haben. Insbesondere wird die Frage untersucht, wie der Rausch die Poetologie und die sprachliche Darstellung der Rauscherfahrung in den jeweiligen Werken geprägt hat.
- Die Rolle des Drogenkonsums in der literarischen Moderne und die Entwicklung der „Rauschpoetik“
- Die Einflussnahme von Nietzsche und Klages auf Benjamins und Benns Verständnis des Rausches
- Der Vergleich der Rauscherfahrungen und ästhetischen Konzepte von Benjamin und Benn
- Die Analyse der literarischen Umsetzung des Drogenrausches in Benjamins „Haschisch in Marseille“ und Benns „Der Garten von Arles“
- Die politische und poetische Funktion des Drogenrausches im Werk von Benjamin und Benn
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und führt in das Thema des Drogenkonsums in der literarischen Moderne ein. Besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse der Werke von Walter Benjamin und Gottfried Benn, die durch ihre Rauschpoetik und den Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen auf ihre Kunst geprägt sind.
- Rausch und Literatur: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der „Drogenliteratur“ und zeichnet eine Kulturgeschichte des Rausches in der Literatur nach. Dabei werden die Rauschauffassungen von Friedrich Wilhelm Nietzsche und Ludwig Klages in Bezug auf die Entwicklung der Rauschpoetik beleuchtet.
- Pharmakopoietische Moderne: Hier werden die Werke von Benjamin und Benn im Kontext der literarischen Moderne betrachtet. Es wird untersucht, wie der Drogenkonsum die ästhetischen Ansätze und die poetischen Methoden der beiden Autoren beeinflusst hat. Dabei werden Benjamins Erfahrungen mit Haschisch und Benns Affinität zu Kokain in den Fokus gerückt.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Drogenliteratur, Rauschpoetik, dionysische Ekstase, pharmakopoietische Moderne, Walter Benjamin, Gottfried Benn, Haschisch, Kokain, „Provoziertes Leben“, „Haschisch in Marseille“, „Der Garten von Arles“, ästhetische Überlegungen, Poetologie, politische Funktion des Drogenrausches. Sie beleuchtet die Themen der bewussten Erweiterung des Bewusstseins durch Drogen, den Einfluss von Rauscherfahrungen auf die literarische Gestaltung und die Beziehung zwischen Kunst, Politik und Drogenkultur in der literarischen Moderne.
- Citar trabajo
- Christopher Hofbauer (Autor), 2020, Schaffensrausch und Rauschschaffen. Funktionen des Drogenrausches bei Walter Benjamin und Gottfried Benn, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1288944