Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick und ein Verständnis vom koreanischen Schamanismus zu vermitteln und auf die heutige Bedeutung des Schamanismus einzugehen. Dazu wird zunächst der Begriff des Schamanismus eingeordnet und definiert. Dabei wird ebenfalls auf das Welt- und Götterbild von Schaman*innen eingegangen. Darauf folgend soll ein Blick auf die heutige Stellung des koreanischen Schamanismus geworfen werden. Anschließend wird ein Fazit gezogen.
Vom Schamanismus haben die meisten Menschen zwar schon einmal gehört, jedoch können nicht viele wirklich etwas damit anfangen. Von manchen wird der Schamanismus direkt mit Begriffen wie Naturheilkunde und Spiritualität in Verbindung gebracht. Hinter dem Schamanismus steckt jedoch mehr: Er gehört zu den ältesten und dennoch allgegenwärtigsten Religionen der Welt. Auch in westlichen Kulturen gewinnt er heutzutage immer mehr an Bedeutung, denn seine Praktiken und Glaubensgrundsätze unterscheiden sich von den bisher verbreiteten Kenntnissen und werden schon seit einiger Zeit in der New-Age-Bewegung thematisiert. In Ostasien ist der Schamanismus schon seit sehr langer Zeit aktiv. Vor allem in Korea spielt er auch heute noch eine sehr bedeutende Rolle und ist aus der Gesellschaft nicht wegzudenken.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 koreanischer Schamanismus
2.1 Begriff und Definition
2.2 Weltbild und Götterwelt
3 Bedeutung in Korea und der Welt
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Vom Schamanismus haben die meisten Menschen zwar schon einmal gehört, jedoch können nicht viele wirklich etwas damit anfangen. Von manchen wird der Schamanismus direkt mit Begriffen wie Naturheilkunde und Spiritualität in Verbindung gebracht. Hinter dem Schamanismus steckt jedoch mehr: er gehört zu den ältesten und dennoch allgegenwärtigsten Religionen der Welt (Chang, 1988). Auch in westlichen Kulturen gewinnt er heutzutage immer mehr an Bedeutung, denn seine Praktiken und Glaubensgrundsätze unterscheiden sich von den bisher verbreiteten Kenntnissen und werden schon seit einiger Zeit in der New-Age-Bewegung thematisiert (Blümel, 2019). In Ostasien ist der Schamanismus schon seit sehr langer Zeit aktiv. Vor allem in Korea spielt er auch heute noch eine sehr bedeutende Rolle und ist aus der Gesellschaft nicht wegzudenken.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick und ein Verständnis vom koreanischen Schamanismus zu vermitteln und auf die heutige Bedeutung des Schamanismus einzugehen. Dazu wird zunächst der Begriff des Schamanismus eingeordnet und definiert. Dabei wird ebenfalls auf das Welt- und Götterbild von Schaman*innen eingegangen. Darauf folgend soll ein Blick auf die heutige Stellung des koreanischen Schamanismus geworfen werden. Anschließend wird ein Fazit gezogen.
2. Koreanischer Schamanismus
2.1 Begriff und Definition
Den Begriff des Schamanismus zu definieren ist in der Wissenschaft bis heute nicht eindeutig möglich. Die große Vielfalt an Definitionen ist der Vielschichtigkeit des Schamanismus geschuldet (Schlottmann, 2007, S. 21). Obwohl er von so vielen Wissenschaftler*innen bereits erforscht wurde, sind die verschiedenen Interpretationen des Schamanismus zu zahlreich und vielfältig, um sie zusammenzufassen (Kim, 2001). Ein wenig mehr Einigkeit besteht jedoch bei den Vermutungen über den begrifflichen Ursprung des Wortes: die meisten Wissenschaft- ler*innen gehen davon aus, dass dieser tungusisch ist und durch russische Quellen (laut Stolz (1988) meist Reiseberichte aus Zentralasien und Sibirien) in den wissenschaftlichen Wortschatz aufgenommen wurde (Schlottmann, 2007 zit. nach Eliade, 1997) . Das tungusische Wort „saman“ leitet sich dabei aus dem Verb „sa“ ab, was „wissen“ bedeutet (Stolz, 1988). Ein Schamane ist demnach ein „wissender“ Mensch. Vereinzelt vermuten Wissenschaftler*innen wie zum Beispiel Ivar Paulson auch einen begrifflichen Ursprung in Indien, ausgehend von dem Wort „samana“, was „Bettelmönch“ bedeutet und über die chinesische Form „sha-men“ in den tungusischen Wortschatz gelangt sein könnte (Stolz, 1988).
Die Vermutungen über Ursprung und Alter des Schamanismus gehen sehr weit auseinander. So gibt es viele Forscher, die den Ursprung des Schamanismus aufgrund von archäologischen Funden bereits im Jungpaläolithikum vermuten, andere Wissenschaftler*innen, wie beispielsweise Eliade, schätzen den Ursprung jedoch noch älter ein (Schlottmann, 2007). Fest steht, dass der Ursprung spätestens auf Jäger- und Sammlervölker Nordasiens zurückzuführen ist (Findeisen, 1983). Lommel (1980) erklärt, dass diese durch ihre Schuldgefühle beim Jagen und Töten von Tieren, auf das sie zum Überleben angewiesen waren, einen Bewältigungsmechanismus entwickelten. Um diese Schuldgefühle zu lindern, wurde die unsterbliche Seele als Kernelement des Schamanismus erfunden, „um sagen zu können, dass er die Tiere ja eigentlich nicht töte, sondern nur ihren Körper, und dass sie aus ihren Knochen, wenn man sie richtig behandle und verwahre, immer wieder neu erstehen könnten“ (Lommel, 1980, S. 20). Daraus entstanden wohl auch die Vorstellungen vom Jenseits und der Götter- und Geisterwelt, welche die Basis des klassischen Schamanismus bilden (Haase, 1991).
Auch über die korrekte Definition des Schamanismus gibt es in der Wissenschaft eine große Meinungsverschiedenheit. Laut Stolz (1988) liegt dies daran, dass bei der Erforschung des Schamanismus die Wissenschaftler*innen durch die regionalen Unterschiede zu verschiedenen Interpretationen kamen und so die Eigenschaften des Schamanismus unterschiedlich gewichten würden. Eine, wenn nicht sogar die bekannteste Forschung, ist auf den Religionswissenschaftler Mircea Eliade zurückzuführen. Für ihn ist der Schamanismus eine Ekstase-Technik, bei der es darum geht, mit höheren Wesen in Verbindung zu treten (Stolz, 1988). Ein anderer nennenswerter Forscher ist Tae Kon Kim. Er hat selber über 30 Jahre lang eine Feldforschung zum koreanischen Schamanismus betrieben, indem er in mehreren Regionen Koreas den Schamanismus erforschte (Kim, 2001). In einem Buch zum koreanischen Schamanismus schlägt er schließlich eine Definition vor, die diesen zusammenfassen soll:
Schamanismus ist eine traditionelle und spontane religiöse Erscheinung, in welcher der Schamane, der über die besondere Fähigkeit zur Trance-Besessenheit verfügt (also Kontakt mit der Welt des Übernatürlichen herstellen kann), mit seiner übernatürlichen Kraft dabei hilft, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen in Bezug auf Glück, Abwehr von Unglück, Segen usw. zu erfüllen (Kim, 2001, S. 20).
Die Schaman*innen, im koreanischen Mansin genannt, sind also Mittler zwischen der Welt der Menschen und der Geisterwelt und erfüllen die Aufgabe, Menschen zu helfen. Zu ihren Aufgaben gehört nach Stolz (1988) die Heilung von Krankheiten, der Kontakt zum Jenseits, die Begleitung von Seelen in die Götterwelt, die Abwehr von Unglück, Wetter- und auch Zukunftsvorhersagungen.
Über die typischen Merkmale des Schamanismus sind sich die meisten Wissenschaftler*innen mittlerweile einig (Stolz, 1988), lediglich die Gewichtung dieser wird meist unterschiedlich wahrgenommen. In seinem Artikel aus dem Jahre 1964 hat Paulson diese typischen Merkmale des Schamanismus auf Grundlage des Wissenschaftlers Vajda zusammengetragen. Nachdem die Merkmale im Folgenden kurz genannt werden, werden Sie später genauer erklärt. Das wichtigste Merkmal im Schamanismus ist laut Paulson (1964) die rituelle Ekstase, welche freiwillig und kontrolliert durchgeführt wird und deswegen zu unterscheiden ist von einer bloßen Besessenheit. Ein weiteres Merkmal ist der Glaube an das dualistische Weltbild und daran, dass es eine vom Körper lösbare Seele gibt (ebd.). Bei der rituellen Ekstase spielen sogenannte Hilfsgeister eine bedeutende Rolle, denn sie begleiten die schamanische Seele und unterstützen sie (Schlottmann, 2001, S. 49 zit. nach Siikala, 1992, S.7). Der Glaube an diese und sogenannte Ahnengeister gilt als weiteres Merkmal für den Schamanismus (Paulson, 1964). Im koreanischen Schamanismus war und ist die große Mehrheit der Schamanen weiblich (Pride of Korea, 2003). Weibliche Schamanen werden Mudang genannt, während die männlichen Schamanen Paksu genannt werden. Die Paksu sind jedoch laut des Blogs Pride of Korea (2003) meistens Gehilfen der Mudang. Um den koreanischen Schamanismus (= Musok) wirklich zu verstehen, ist es hilfreich, sich vorerst mit dem Welt- und Götterbild der Mansin auseinandersetzen.
2.2 Weltbild und Götterwelt
Im Folgenden zitiere ich bis auf Weiteres sinngemäß die Dissertation von Dirk Schlottmann aus dem Jahre 2007, der das Welt- und Götterbild im Musok sehr ausführlich beschreibt.
Der Musok ist durch ein dualitisches Weltbild gekennzeichnet. Für Mansin ist die Welt demnach in zwei Spähren unterteilt, das Diesseits (= ieseung) und das Jenseits (= jeoseung). Zwischen diesen beiden Sphären befindet sich die Welt der Menschen. Im Jenseits, der „oberen“ Welt, leben die Götter, die Geister und andere himmlische Wesen. Sie leben in einem System mit ihren individuellen Aufgabenbereichen und Eigenschaften. An oberster Stelle stehen die Götter: Die Götterwelt ist sehr komplex und es ist unklar, wie viele und welche Götter es überhaupt gibt. Dies betont der Begriff mansin, der sich aus den Wörtern man = zehntausend und sin = Geister zusammensetzt. Die Zahl zehntausend steht im Koreanischen für Unzählbarkeit, was die Ungewissheit über die Anzahl der Götter im Musok verdeutlicht. Manche Wissen- schaftler*innen, auch Tae Kon Kim, gehen von ca. 300 Gottheiten aus, andere von über 2000. Es gibt im Musok eine gewisse Rangordnung: an oberster Stelle im Götterreich steht der Gott Cheonsin. Er ist der älteste Gott. Als nächstes kommen die anderen Götter und dann die Ahnen. Die Götter haben alle unterschiedliche Funktionen und Eigenschaften. So steht der Gott Daegam zum Beispiel für finanzielle Angelegenheiten und der Gott Sambul Jeseok für die Geburt. Die Gottheiten werden von allen Mansin anders priorisiert, entsprechend ihrer Vorlieben. Im Musok werden nicht nur Götter verehrt, sondern auch Prinzen, historische Persönlichkeiten und buddhistische sowie chinesische Helden der Geschichte und Gegenwart. Dies macht die Götterwelt des Musok zu einer sehr offenen und vitalen Welt.
Unter den Göttern existieren die Geister. Es gibt böse Geister, Hilfsgeister und Ahnengeister. Hilfsgeister unterstützen die Mansin dabei, eine Verbindung mit den Göttern herzustellen oder ihre Seele bei der Seelenwanderung zu begleiten. Jeder Mansin besitzt einen oder mehrere solcher Hilfsgeister. Es ist hilfreich, so viele wie möglich zu haben, denn jeder Geist ist nur für ein bestimmtes Aufgabengebiet zuständig. So gibt es beispielsweise Geister, die für die Heilung einer bestimmten Krankheit zuständig sind oder Geister, die lediglich als Reisebegleitung der Schaman*innen dienen. Sie treten bei der schamanischen Ausbildung erstmals in Kontakt mit den Schaman*innen. Im Laufe der Zeit entsteht zwischen der Schaman*in und den Hilfsgeistern eine enge, fast verwandtschaftliche Bindung und sie werden daher oft symbolisch am Gewand der Schaman*in getragen. In der Götterwelt gibt es zudem die Ahnengeister. Ahnengeister haben einen noch größeren Stellenwert als die Hilfsgeister. Schaman*innen glauben daran, dass die Ahnengeister früher selber Schaman*innen waren und sie es sind, die einen Nachkommen auswählen.
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2022, Die Bedeutung des Schamanismus in Südkorea, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1288362
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