In Kindertagesstätten und noch mehr in der Krippe spielen Nähe und Distanz eine große Rolle. Der Arbeitsschwerpunkt dieser Einrichtungen liegt auf dem Beziehungs- und Bindungsaufbau zwischen dem Kind und den Erzieher*innen, sowie bei Älterwerden zwischen den Kindern selbst. In dieser Arbeit thematisiere ich, welche Bedeutung Nähe und Distanz in der Frühpädagogik haben und inwieweit körperliche Nähe ein integrativer Bestandteil der Frühpädagogik ist. Dabei arbeite ich außerdem heraus, wie wichtig der Körperkontakt und die Bindung zwischen dem Kind und den Erzieher*innen für die Entwicklung des Kindes ist.
Unter Nähe und Distanz kann man viel verstehen. Im Vordergrund stehen hierbei meistens die beiden Begriffe für die Bewegung im Raum und für Zeit. In dieser Arbeit wird aber das Thema im Bereich der Frühpädagogik thematisiert. Nähe und Distanz sind die Messung von einer Annäherung an oder von einer Distanzierung von anderen Menschen. Die Phänomene beziehen sich nicht nur auf Räumlichkeit oder Zeitprozesse, sondern auch auf das „richtig“ empfundene Maß von Nähe und Distanz in der Frühpädagogik.
Nähe und Distanz bergen in sich ein paar andere Begriffe, die eine paradoxe Struktur darstellen. In unserem Alltag werden durch diese Strukturen bereits die Beziehungserfahrungen präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2. Nähe und Distanz
3. Berührungen in der Frühpädagogik
3.1 Bindung als Grundlage der Erzieher*innen- Kind-Beziehung und Körperkontakt in der Krippe
4. Schlussfolgerung
1 Einleitung
In Kindertagestäten und noch mehr in der Krippe spielen Nähe und Distanz eine große Rolle. Der Arbeitsschwerpunkt dieser Einrichtungen liegt auf dem Beziehungs- und Bindungsaufbau zwischen dem Kind und den Erzieher*innen, sowie bei Älterwerden zwischen den Kindern selbst. In dieser Arbeit thematisiere ich, welche Bedeutung Nähe und Distanz in der Frühpädagogik haben und inwieweit körperliche Nähe ein integrativer Bestandteil der Frühpädagogik ist. Dabei arbeite ich außerdem heraus wie wichtig der Körperkontakt und die Bindung zwischen dem Kind und den Erzieher*innen für die Entwicklung des Kindes ist.
2. Nähe und Distanz
„Der Leib destilliert geradezu das Wissen um räumliche An- und Abgrenzung, Versetzungen, Vernetzung und ist somit für den Menschen die wesentliche Instanz, die zwischen Innen und Außen, Nahem und Fernem, hier und dort entscheidet.“ (Dörr/ Müller 2007: 7)
Unter Nähe und Distanz kann man viel verstehen. Im Vordergrund stehen hierbei meistens die beiden Begriffe für die Bewegung im Raum und für Zeit. In dieser Arbeit wird aber das Thema im Bereich der Frühpädagogik thematisiert. Nähe und Distanz sind die Messung von einer Annäherung an oder von einer Distanzierung von anderen Menschen. Die Phänomene beziehen sich nicht nur auf Räumlichkeit oder Zeitprozesse, sondern auch auf das „richtig“ empfundene Maß von Nähe und Distanz in der Frühpädagogik. Diskutiert wird das Maß von „weit weg“ oder „nahe dran/zu nahe dran“ der Begriffe (vgl. Dörr/Müller 2007:7).
Anliegend wird im sozialen Kontext Nähe und Distanz genuin auf den Körper bezogen, weil für uns Menschen der eigene Körper und dessen habituelles Funktionieren der erste gegebene Erfahrungskomplex darstellt. Daraufhin signalisiert unser Körper den gefühlten Abstand auf das Einzelwesen und ebenfalls auf die wahrgenommen und gelebten vielschichtigen Räume der Lebenswelten. Der Körper spielt im wörtlichen Sinn für das Wissen um räumliche An- und Abgrenzung, Verortungen und Vernetzungen eine große Rolle und ist mit Menschen und für Menschen wesentliche Instanz, die zwischen Innen und Außen, Nahem und Fernem, da und hier, entscheidet (vgl. Dörr/ Müller 2007:7).
Nähe und Distanz bergen in sich ein paar andere Begriffe, die eine paradoxe Struktur darstellen. In unserem Alltag werden durch diese Strukturen bereits die Beziehungserfahrungen präsentiert. Schon während der Entwicklung als kleines Kind muss gelernt werden, wie man die Gemengelage von Nähe und Distanz, von
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Autonomiebestrebungen in vielfältigen Situationen, anhängig von Reifungsprozessen, Entwicklungsaufgaben und auch gesellschaftlichen Erwartungen gemeinschaftlich und miteinander behandelt. Auf diese Art stellen die beiden Begriffe zwei Pole eines Zusammenhaltens dar, die im alltäglichen Leben oft schwierig zu balancieren ist. Auf der einen Seite handelt es sich daher um die eigene Selbstbehauptung als ein abgegrenztes Subjekt, andererseits muss die gegenseitige Anerkennung von Abhängigkeiten des menschlichen Lebens in nahen und persönlichen Beziehungen selbst reguliert werden (vgl. Dörr/ Müller 2007:7). In der Sozialen Arbeiten umschreiben die beiden Begriffe am meisten die Anforderungen an die Gestaltung von sozialpädagogischen Beziehungen (vgl. Andrea/Braun/ Gunther Grasshoff/ Cornelia Schweppe 2011, S. 85). Vor allem stellen Margret Dörr & Burkhard Müller (2012) dar, dass emotionale Nähe hauptsächlich durch Empathie geäußert und ausgedrückt werde - nur so soll eine Vertrauensbasis geschafft werden können. Im professionellen Rahmen soll diese Nähe nur in einem balancierten Maß präsentiert werden. Somit muss gleichzeitig der Bedarf an einer emotionalen Distanz erschaffen werden, um eine distanzierende Haltung zu gewährleisten, in dem die Person in der Lage ist, die Situation zu reflektieren und daraufhin zu handeln (vgl. Dörr/Müller 2012, S. 8-9).
Als pädagogische Professionelle der Sozialen Arbeit müssen sowohl das Berührungs- als auch das Distanzverhalten bewusst reguliert werden können. Das Wissen über wichtige Unterschiede zwischen dem Distanzverhalten und dem Berührungsverhalten ist hierbei entscheidend, da beispielsweise das Berührungsverhalten hauptsächlich bewusst passiert indem man angefasst wird. Es besteht aber auch in den meisten Fälle die Möglichkeit zu vermeiden, dass man jemanden berührt. Schwierig ist dies, wenn (Arbeits-) Routinen Körperkontakt beinhalte, da diese nicht immer zu verhindern sind. Deshalb wird viel diskutiert und reflektiert, welches richtige Maß an Nähe und Distanz von den pädagogischen Professionellen verlangt werden kann und soll. Peter A. Andersen und Kenneth Leibowitz (1998) beschreiben die Korrelation zwischen Berührungsverhalten und emotionaler Distanz mit dem Begriff „Touch Avoidance“. Dieser steht für die Vermeidung von Körpertankt als Indikator und für die emotionale Distanz einer zwischenmenschlichen Beziehung. Außerdem zeigen sie, dass die Ausprägung der emotionalen Nähe einen Einfluss darauf hat, wie die Berührung (von der berührten Person) wahrgenommen wird (vgl. Andersen, Peter A. & Libowski, Kenneth 1985,S. 90).
Hinzugefügt werden kann, dass das Empfinden von angebrachter körperlichen Nähe und Distanz von Situation und Person abhängig ist, sodass keine pauschal geltende Regel formuliert werden kann. Weiterhin spielen hierbei verschiedene Faktoren eine große Rolle, wie Alter, Geschlecht und Kultur beider Interaktionspartner*innen ebenso wie äußere Gegebenheiten z.B. Lärm und Helligkeit (vgl. Edward T. Hall, 1969, S. 131).
3. Berührungen in der Frühpädagogik
Körperliche Nähe gehört zu einem integrativen Teil der Früherziehung. Dennoch existieren in der Pädagogik viele Unsicherheiten in der Gestaltung von Berührungen. Daher wird das Thema Körperlichkeit aus erziehungstheoretischer Sicht als ein frühpädagogisches Produkt analysiert. Bei der Betreuung von Kindern müssen die Berufserziehende bereits verschiedene Problemstellungen reflektieren können, da fürsorgenden (Früh-)Erziehung sich aus der körperlichen Komponente ergeben. Als Bestandteil einer umfassenden Ethik professioneller pädagogischer Beziehungen wird infolgedessen die Entwicklung einer Berufsethik des Anfassens gefördert, die die definierte körperliche Nähe als Objekt ethischer Entscheidung und Begründung bestimmt (vgl. Drieschner, 2020, 75 Jahrgang, S.155-172).
Die kleinen Kinder entdecken oftmals ihre Welt durch die Hände der schützenden Bezugspersonen. Zu dieser Begleitung gehören die Formen der Zuwendung von Pflege und Trösten als körperliche Nähe, die auch als integrativer Bestandteil von pädagogischer Interaktion sind (vgl. Bowlby, J. 2000).
Ihr Bedürfnis von sozial-emotionaler Nähe, sowie ihr körperlicher Zugang zur kognitiven Welterfahrung sind vor allem biotische, konstitutive Voraussetzungen der frühpädagogischen Interaktion. Gleichlaufend wird auch die erschaffene Gestaltung von körperlicher Nähe in der pädagogischen Interaktion sozial konstruiert. Dadurch wird gezeigt, dass die kulturelle Vielfalt körperlicher Kommunikationsformen Einfluss auf die Praxis der Betreuung und Erziehung von kleinen Kindern nimmt (vgl. Drieschner, 2020, 75 Jahrgang, S.155-172).
Die Berührung durch das geforderte Anfassen ist dementsprechend Teil eines frühpädagogischen Ethos auf Basis der konstanten Bereitschaft und Fähigkeit zur feinfühligen, empathischen Reflexion. Durch das Anfassen können Kinder sich beruhigen, sowie Stress und Emotionen können reguliert werden. Bereits wenn das Kind nach Sicherheit sucht, wie z.B. beim Vorlesen, machen es sich einzelne Kinder gemütlich auf dem Schoß der pädagogischen Fachkraft. Dies zeigt nicht nur, dass das Kind nach Nähe sucht, sondern auch nach Geborgenheit durch körperliche Nähe (vgl. Drieschner, 2020, 75 Jahrgang, S.155-172).
Das erste Lebensjahr des Säuglings wird durch den Konflikt zwischen dem primären Sicherheitsbedürfnis und Vertrauen geprägt. Dies muss von der Bezugsperson reguliert werden. Die Bildungsforschung verweist vorwiegend auf die Relevanz physisch und psychisch naher Interaktionen mit vertrauten, kulturerfahrenen Bezugspersonen, die das Überleben, die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes unterstützen (vgl. Fonagy, P. 2009, S. 12).
Die Nähe, die Personalität und die Ganzheitlichkeit enger Bindungen in der frühen Kindheit unterstützt vor allem die Fähigkeitsentwicklung in der Zukunft distanziertere gesellschaftliche Rollen einzunehmen. Dadurch, dass das Kind mit all seinen Eigenschaften, Stärken, Schwächen, Besonderheiten, Ängsten und Vorlieben- und Bindungsbedürfnissen von einer Bezugsperson angenommen wird, kann es später mit rollentypischen Verhaltensbeschränkungen besser umgehen (vgl. Schleiffer, R. 2015, S266-287).
3.1 Bindung als Grundlage der Erzieher*innen- KindBeziehung und Körperkontakt in der Krippe
Säugling und Kleinkind brauchen eine sichere Beziehung zu Erwachsenen, die intensiv und konstant ist. Damit wird die Entwicklung des Kindes im positiven Sinn beeinflusst (vgl. Bowlby, J. 2006). Beziehungen, die sehr intensiv sind, werden als Bindungen bezeichnet. In der Regel besteht die Bindung zuerst zwischen Säugling und Mutter und etwas später zwischen Säugling und Vater. Seit einigen Jahren wird langsam akzeptiert, dass kleine Kinder außerhalb der Familie, Bindungen zu anderen Menschen aufbauen. Diese enge Beziehung entsteht indem man über einen längeren Zeitraum hinweg Zeit mit dem Kind verbringt, ihm Zuneigung und Zuwendung entgegenkommen lässt und auch wenn man intensiv mit ihm interagiert, auf seine verbalen und nonverbalen Äußerungen eingeht, sowie angemessen auf seine Bedürfnisse und Wünsche reagiert (vgl. KiTa HRS 2008, 16, S.132-136).
[...]
- Citation du texte
- Karen Costa Queiroz (Auteur), 2022, Welche Bedeutung haben Nähe und Distanz in der Frühpädagogik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1288210
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.