Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Resilienz und Stress am Arbeitsplatz unter Berücksichtigung der Anwendung von Stressmanagement-Methoden.
In Anbetracht wurden vier Hypothesen aufgestellt. Es liegt eine quantitative Querschnittsstudie mit 223 Probanden im Alter zwischen 18 und 56 Jahren vor. Daneben wurde als Instrumentarium ein Online-Frageboden über SoSci Survey eingesetzt, um Daten zu erheben, die für die Hypothesentestung sowie zur Beantwortung der Forschungsfrage erforderlich waren. Der Fragebogen war aufgebaut mit zwei validierten Skalen, dem Stress- und Coping- Inventar und der Resilienzskala-13. Des Weiteren beinhaltete die Umfrage selbstkonstruierte Items, die die Kenntnis von acht Stressmanagement-Methoden und ihrer Anwendung abgefragte. Mithilfe des Statistik Programms RStudio erfolgte die Auswertung.
Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung steigt bei immer mehr Menschen die Anforderungen am Arbeitsplatz. Dies führt zu hohen Beanspruchungserleben bei den Beschäftigten, die dadurch den Folgen ausgesetzt sind. Menschen unterscheiden sich demzufolge bei der Bewältigung des Stressempfindens. Einige Mitarbeiter/-innen nehmen die Stresssituation nicht so stark wahr, oder können diese besser bewältigen als andere. Die Resilienz kann hierbei von Bedeutung sein.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage, Problemstellung und Ziel der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Stressforschung
2.1.1 Arbeitsbedingter Stress
2.1.2 Belastung und Beanspruchung
2.1.3 Stress als Transaktionsprozess nach Lazarus
2.2 Resilienz
2.2.1 Begriffsbestimmung
2.2.2 Ursprünge der Resilienzforschung
2.2.3 Risiko- und Schutzfaktoren
2.3 Stressmanagement-Methoden
2.4 Forschungsstand und Ableitung der Forschungsfragen/-hypothesen
3 Methode
3.1 Untersuchungsdesign und -durchführung
3.2 Stichprobe
3.3 Messinstrumente
3.3.1 Resilienzskala RS-13
3.3.2 Stress- und Coping-Inventar
3.3.3 Stressmanagement-Methoden
3.4 Datenaufbereitung und statistische Verfahren
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Datenanalyse
4.2 Güteprüfung der Skalen
4.3 Inferenzstatistische Prüfung der Hypothesen
4.4 Weitere statistische Ergebnisse
5 Diskussion
5.1 Limitationen und Impulse für künftige Forschungen
5.2 Zusammenfassung und Interpretation der empirischen Ergebnisse
5.3 Präventionsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
A) Fragebogen
Abstract
Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung steigt bei immer mehr Menschen die Anforderungen am Arbeitsplatz. Dies führt zu hohen Beanspruchungserleben bei den Beschäftigten, die dadurch den Folgen ausgesetzt sind. Menschen unterscheiden sich demzufolge bei der Bewältigung des Stressempfindens. Einige Mitarbeiter/-innen nehmen die Stresssituation nicht so stark wahr, oder können diese besser bewältigen als andere. Die Resilienz kann hierbei von Bedeutung sein. Aus diesem Grund untersucht die vorliegende Arbeit den Zusammenhang zwischen Resilienz und Stress am Arbeitsplatz unter Berücksichtigung der Anwendung von Stressmanagement-Methoden. In Anbetracht wurden vier Hypothesen aufgestellt. Es liegt eine quantitative Querschnittsstudie mit 223 Probanden im Alter zwischen 18 und 56 Jahren vor. Daneben wurde als Instrumentarium ein Online-Frageboden über SoSci Survey eingesetzt, um Daten zu erheben, die für die Hypothesentestung sowie zur Beantwortung der Forschungsfrage erforderlich waren. Der Fragebogen war aufgebaut mit zwei validierten Skalen, dem Stress- und Coping- Inventar (Satow, 2012) und der Resilienzskala-13 (Leppert et al., 2008). Des Weiteren beinhaltete die Umfrage selbstkonstruierte Items, die die Kenntnis von acht Stressmanagement-Methoden und ihrer Anwendung abgefragte. Mithilfe des Statistik Programms RStudio erfolgte die Auswertung. Die Ergebnisse zeigen einen negativen Zusammenhang zwischen Stresslevel (r s = -.23, p < .001) und Resilienz auf. Auch der negative Zusammenhang zwischen den Stresssymptomen und Resilienz wurde angenommen (r s = -.46, p < .001). Die dritte und vierte Hypothese wurde mit der Mediatoranalyse geprüft. Demnach wurde ein vollständiger Mediatoreffekt der Hypothesen gefunden. Die Ergebnisse erwiesen, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Anwendung von Stressmanagement-Methoden und dem Stresslevel sowie der Stresssymptome besteht. Die Resilienz jedoch vermittelt hierbei einen indirekten Effekt. Abschließend wurden anhand der Erkenntnisse mögliche Präventionsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen diskutiert, die besonders für Unternehmen eine hohe Relevanz darstellen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Die zwei Systeme der Stressreaktion (eigene Darstellung nach Schandry, 2011)
Abbildung 2 Transaktionales Stressmodell nach Lazarus (eigene Darstellung nach Litzcke et al., 2012)
Abbildung 3 Mediationsmodell (eigene Darstellung)
Abbildung 4 Altersgruppen
Abbildung 5 Kreisdiagramm zur prozentualen Häufigkeit der Führungskräfte
Abbildung 6 Histogramm Stresslevel
Abbildung 7 Ausmaß der Resilienz
Abbildung 8 Häufigkeit der bekannten Stressmanagement-Methoden
Abbildung 9 Häufigkeit der Anwendung von Stressmanagement-Methoden
Abbildung 10 Streudiagramm mit der Regressionsgerade der Korrelation zwischen Resilienz und Stresslevel
Abbildung 11 Streudiagramm mit der Regressionsgerade der Korrelation zwischen Resilienz und Stresssymptome
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Interpretation der Resilienzskala-13 nach Leppert et al. (2008)
Tabelle 2 Häufigkeitsangaben zum Bildungsabschluss
Tabelle 3 Häufigkeitsangaben zum Beschäftigungsverhältnis
Tabelle 4 Deskriptive Statistik der Konstrukte
Tabelle 5 Konstrukt Stress und die demographischen Variablen
Tabelle 6 Deskriptive Statistik der Resilienz
Tabelle 7 Psychometrische Kennwerte für die Skala Stresslevel
Tabelle 8 Psychometrische Kennwerte für die Skala Stresssymptome
Tabelle 9 Psychometrische Kennwerte für die Skala Resilienz
Tabelle 10 Regressionsmodell der Resilienz und der Anwendung von Stressmanagement-Methoden
Tabelle 11 Mediatoranalyse für die Variable Stresslevel
Tabelle 12 Regressionsmodell - Stresssymptome durch Resilienz und Anwendung von Stressmanagement-Methoden
Tabelle 13 Mediatoranalyse für die Variable Stresssymptome
Die Thesis hat einen Umfang von 15.380 Wörtern. Grundlage ist der Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten in der Wirtschaftspsychologie in der Version 1.3 vom 11.12.2021.
1 Einleitung
Die Einleitung dient zur Darstellung einer Übersicht über die Aufgabenstellung und die damit verbundenen Ziele. Des Weiteren wird in diesem Kapitel der Aufbau der Arbeit aufgezeigt.
1.1 Ausgangslage, Problemstellung und Ziel der Arbeit
Der bekannte Kung-Fu Kampfkünstler Bruce Lee (o.D.) sagte eins: „Be water my friend!“1. Die Bedeutung dahinter ist mit einer tiefen Weisheit verbunden. Kampfkünstler fungieren in bedrohlichen Situationen handlungsfähig und vermindern, wenn möglich, die gegenwärtige Gefährlichkeit in diesen Situationen. Ihre rechtzeitige Einsatzbereitschaft bezieht sich auch auf das Arbeitsleben. In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt aufgrund der technischen Weiterentwicklung und der Globalisierung stark evolviert. Themen, wie der politische und gesellschaftliche Wandel, die Klimakrise oder betriebsbedingte Umstrukturierungen können mit der Zeit in der Organisation nicht mehr unter Kontrolle gehalten werden. Durch diese Veränderungen steigt die Besorgnis um die Zukunft der Gesellschaft (Ducki, 2017). Unternehmen passen sich dem Wandel zielstrebig an, um im globalen Wettbewerb ihren Stellenwert nicht zu verlieren (Wohlrabe, 2019). Sie digitalisieren ihre Prozesse, um die Produktivität und Effizienz zu steigern. Dadurch werden auch Mitarbeiter/-innen von routinierten und sich wiederholenden Aufgaben entlastet. Im Gegensatz dazu steigen aber komplexere Arbeitsanforderungen und Arbeitsbelastungen der Menschen (Hasselmann et al., 2017). Die steigende Konkurrenz, die häufig wechselnden Aufgaben und der erhöhte Zeitdruck am Arbeitsplatz sind Faktoren, die zu Stress führen und folglich bei den Erwerbstätigen physische und psychische Krankheitssymptome verursachen (Mainka-Riedel, 2013). Eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahre 2021 belegt die Korrelation zwischen Stress und gesundheitlichen Problemen (Techniker Krankenkasse, 2021). Darunter sind Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Depressionen und Magenbeschwerden (Techniker Krankenkasse, 2021). Menschen stehen an der Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit (Spieß & Fabisch, 2017). Folglich führen die Krankheitssymptome zu hohen Fehlzeiten der Mitarbeiter/-innen, was sich wiederum für Unternehmen negativ auswirkt. (Mainka-Riedel, 2013). Demnach stehen das Arbeitsleben und die Gesundheit in Konflikt, denn infolge der hohen Arbeitsanforderungen sind die vorhandenen individuellen Fähigkeiten für die Bewältigung sehr gering oder gar verbraucht (Kratzer & Dunkel, 2011). Durch diese geringen Ressourcen kommt es zur psychologischen Fehlbelastungen (Rudow, 2014). Die Wahrnehmung von Stress wird jedoch von jedem Menschen individuell wahrgenommen. Somit ist die Maßnahme für die Bewältigung ausschlaggebend (Allenspach & Brechbühler, 2005). Da die Unternehmen stark von dem Thema betroffen sind, unterstützen diese ihre Mitarbeiter/-innen hierbei mit dem Ziel den „menschlichen und ökonomischen Schäden entgegenzuwirken“ (Mourlane & Hollmann, 2016, S. 121). Die Bezeichnung Resilienz gewinnt dabei in den letzten Jahren an großer Bedeutung, da dies als Erklärung für die unterschiedlichen Stresswahrnehmungen sowie deren Folgen dienen könnte (Scharnhorst, 2012). Die Tatsache, dass Resilienz gelernt und gefördert werden kann, unterstreicht die Wichtigkeit im Stressmanagement.
Die vorliegende Arbeit stützt sich auf bisherige Forschungen, welche die Faktoren Stress, Resilienz und Stressmanagement-Methoden beinhaltet. Das Ziel der empirischen Untersuchung ist es zu prüfen, ob ein Zusammenhang zwischen dem individuellen Stresserleben und der Resilienz am Arbeitsplatz besteht. Die Anwendung von Stressmanagement-Methoden wird somit auch in Betracht gezogen, da diese bei der Verhinderung von Stress einen wichtigen Faktor darstellen. Zudem soll die Bachelorarbeit, auf Basis der erhobenen Daten, als Handlungsempfehlung für Unternehmen dienen, um den Stress am Arbeitsplatz erfolgreich zu bewältigen. Somit lassen sich folgende Forschungsfragen ableiten:
- Inwiefern beeinflusst die Resilienz das individuelle Stresserleben am Arbeitsplatz?
- Haben Stressmanagement-Methoden eine Rolle auf die Beziehung zwischen Resilienz und Stresserleben?
1.2 Aufbau der Arbeit
Die empirische Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und empirischen Teil. Das darauffolgende Kapitel umfasst die relevanten theoretischen Grundlagen der Konstrukte Stress, Resilienz und Stressmanagement-Methoden. Dazu werden in diesem Zusammenhang werden alle relevanten Begrifflichkeiten sowie die theoretischen Ansätze erläutert. Daraufhin wird auf die bisherigen Forschungsstände der Zusammenhänge eingegangen, die als Basis der einzelnen aufgestellten Forschungshypothesen dienen. In Kapitel 3 wird die Methodik für den empirischen Teil aufgezeigt. Hierbei wird das Untersuchungsdesign sowie die -durchführung näher erläutert. Neben einer detaillierten Erklärung der genutzten Messinstrumente, erfolgt die Prüfung und Ausführung der Gütekriterien der Reliabilität, Validität und Objektivität werden ebenso geprüft und anschließend ausgeführt. Das Kapitel 5 beinhaltet die Ergebnisse der vorliegenden Forschung. Anschließend folgt eine ausführliche Diskussion, die die Interpretation der Ergebnisse, Limitation und Impulse für zukünftige Forschungsvorhaben einschließt. Zum Schluss werden Präventionsmaßnahmen und Handlungsempfehlungen für die Arbeitgeber dargestellt und ein Fazit gezogen, welches ein Ausblick für zukünftige Forschungen geben.
In der vorliegenden Arbeit wird zur besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet, wobei die weibliche Sprachform der männlichen Sprachform gleichgestellt ist.
2 Theoretischer Hintergrund
Dieses Kapitel stellt die Konstrukte von Stress, Resilienz und die Stressmanagement-Methoden näher dar. Hierbei folgen die Deutungen der Begrifflichkeiten der theoretischen Ansätze sowie der bisherigen Befunde. Abschließend werden die Forschungshypothesen gebildet, die sich auf die theoretische Basis der jeweiligen Konstrukte und den aktuellen sowie älteren Studien stützen.
2.1 Stressforschung
In den 1930er-Jahren bis heute wurde die Stressforschung von Hans Selye beschaffen. Seine Definition von Stress lautete als „unspezifische Reaktion des Körpers auf jede an ihn gestellte Anforderung“ (Selye, 1974, S. 58). Hinzu erläutert Greif (1991) Stress als eine individuelle Empfindung eines Individuums auf eine unangenehme Unruhe. Stress ist eng mit schädlichen Symptomen verbunden. Doch Stress kann auch positive Auswirkungen haben (Karaboya, 2021). Stress unterscheidet sich in Eustress und Distress, die Präfix stammen aus dem Griechischen und werden übersetzt mit gut für eu und schlecht für dys (Semmer & Zapf, 2018). Der positive Stress, der sogenannte Eustress, nimmt belastende Reize als angenehm war (Selye, 1974). Durch die gleichzeitige Zufuhr von Kortisol und Serotonin, verspürt die Person ein Wohlgefühl und fühlt sich auch widerstandsfähiger (Schandry, 2011). Die Wirkung des Stressors hängt von der Einschätzung des Individuums ab (Satow, 2012). „Stress wird als negativ empfunden, wenn er die Fähigkeiten einer Person zur Bewältigung der Stressreaktion übersteigt, ohne die Möglichkeit einer Erholung des Organismus einzuräumen“ (Gerber & Schilling, 2018, S. 94). Belastungen und Anforderungen können sich über einen längeren Zeitrahmen zu Stresssymptomen ausweiten (Lohmann-Haislah, 2012). Die Beanspruchung von arbeitsbezogenen Belastungen kann durch Über- und Unterforderung der Leistungsfähigkeit von Erwerbstätigen hervorgerufen werden und sich zu körperlichen Beschwerden entwickeln (Richter, 2000). Unter den Arbeitsanforderungen sind die Organisation des Unternehmens, Beschäftigungsverhältnis oder das Aufgabengebiet beinhaltet (Lohmann-Haislah, 2012). Demnach belaufen die genannten Anforderungen als Anhaltspunkte für die Begründung von Stress. Es erfolgen zwei Wege über die funktionellen Prozesse im menschlichen Körper, um die Regulierung der verschiedenen Bestandteile einer Stressreaktion zu verdeutlichen. Diese werden in der später folgenden Abbildung 1 erkennbar (Schandry, 2011). Der erste Weg erfolgt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse (HPA-Achse), der Zweite über Neurotransmission im sympathischen Nervensystem (Schandry, 2011). Wirkt ein Stressor auf die Großhirnrinde, so wird der Hypothalamus angeregt, womit anschließend das Kortikotropin- Releasing-Hormon (CRH) aufkommt und an die Hypophyse weitergeleitet wird (Schandry, 2011). Die Hypophyse schüttet somit das Adrenokortikotrope-Hormon aus der Nebennierenrinde aus. Die Nebennierenrinde wird außerdem auch über den Sympathikus animiert Glukokortikoiden auszuschütten. Somit gelangt Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol in den Blutkreislauf, die schließlich Wirkungen in den Organen erzeugen, wie zum Beispiel, dass das Herz schneller schlägt, das Verdauungssystem gehemmt oder die Atmung schneller wird (Schandry, 2011). Durch die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin arbeitet das Herz intensiver und der Blutdruck wird somit erhöht. Der wichtigste Vertreter der Glukokortikoide ist das Kortisol. Bei einer Stressreaktion arbeitet diese für die Bereitstellung der Energie. Nebenwirkungen wie Wachstumshemmungen, Abbau von Muskelgewebe, Unfruchtbarkeit oder Kraftstörungen können die Folge eines erhöhten Glukokortikoidspiegels sein (Schandry, 2011).
Abbildung 1 Die zwei Systeme der Stressreaktion (eigene Darstellung nach Schandry, 2011)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1.1 Arbeitsbedingter Stress
Das Erleben und Verhalten auf der Arbeit haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Individuums, da sie einen erheblich großen Teil ihrer Zeit am Tag bei der Arbeit verbringen. Somit wird auch durch eine Studie der Techniker Krankenkasse (2021) angenommen, dass arbeitsbedingter Stress der stärkste Stressfaktor ist. Der arbeitsbedingte Stress wird definiert als „die emotionale und psychophysiologische Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte der Arbeit, des Arbeitsumfelds und der Arbeitsorganisation. Stress ist ein Zustand, der durch hohe Aktivierungs- und Belastungsniveaus gekennzeichnet und oft mit dem Gefühl verbunden ist, man könne die Situation nicht bewältigen.“ (Europäische Kommission Generaldirektion V, 1997, S. 1). Darunter kann also der Spannungszustand zwischen der Arbeitsumgebung und den Erwerbstätigen verstanden werden. Nach Richter und Hacker (1998) grenzen sich verschiedene Stressfaktoren am Arbeitsplatz ab. Beispielsweise resultieren auslösende Faktoren aus den Arbeitsaufgaben, den materiellen und sozialen Umgebungen, der Position und dem Person-System (Richter & Hacker, 1998). Als schwerwiegende Aufgaben werden von den Berufstätigen Arbeitsunterbrechungen, das schnelle Arbeiten und ein starker Leistungsdruck empfunden (Lohmann-Haislah, 2012). Die Studie zu Stress der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021 weist außerdem weitere belastende Faktoren auf, wie zu viel und mangelnde Zustimmung der geleisteten Arbeit. Im Gegensatz zu der Studie im Jahr 2016 wurden im Jahr 2021 weniger deutliche Unterschiede zwischen den Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten nachgewiesen. Der Zusammenhang zwischen den bestimmten Regelmäßigkeiten in Arbeitsabläufen und Stress zeigt einen Unterschied zwischen Männern und Frauen auf. Bei Frauen mit unregelmäßigem Arbeitsrhythmus ließ sich signifikant mehr Stress nachweisen als Frauen mit regelmäßigen Arbeitszeiten. Dies könnte mit den Haushaltstätigkeiten begründet werden. Bei den Männern ist der Fall umgekehrt. Es gibt weitere Risiken und negative Folgen, die mit Stress am Arbeitsplatz verknüpft sind. Knapp jeder Dritte in Deutschland hat das Gefühl, dass das Privatleben bezüglich dem Belastungsniveau der Arbeit vernachlässigt wird. Mit 29% war aber dies im Gegensatz zum Jahr 2016 zehn Prozent weniger. Hierbei ist eine positive Entwicklung dieser Stressfolge deutlich zu sehen. Dies kann durch den starken Anstieg von Homeoffice während der Coronapandemie erklärt werden, da Erwerbstätige dadurch mehr Zeit mit der Familie verbringen konnten. 33 % der Berufstätigen haben ganz oder teilweise mobile Arbeit in Anspruch genommen (Meyer et al., 2021). In Bezug auf Gesundheit und Stress erwies die Studie der Techniker Krankenkasse einen statistisch signifikanten Zusammenhang. Der allgemeine gesundheitliche Zustand der gestressten Menschen ist deutlich schlechter, als der, die manchmal oder noch seltener gestresst sind. Somit konnte zwischen der psychischen Belastbarkeit und Beanspruchung auf der Arbeit und deren Folgen ein Wirkungszusammenhang erfasst werden (Lohmann-Haislah, 2012).
2.1.2 Belastung und Beanspruchung
Stress am Arbeitsplatz ist in der Stressforschung ein höchst relevantes Thema. Da die meisten Menschen täglich mehr Zeit auf der Arbeit verbringen, hat die Arbeit somit einen großen Einfluss und verschiedene Auswirkungen auf die Psyche des Menschen (Rusch, 2019). Unter Stress von Erwerbstätigen wird die psychische, psychosomatische, psychoemotionale, psychosoziale oder geistige Belastung verstanden. Somit kann Stress als ein Synonym von psychischer Belastung und Beanspruchung bestimmt werden. Demzufolge wurde für das Verständnis der Begrifflichkeit die Norm DIN EN ISO 10075 gebildet (Rusch, 2019). Die Herkunft der Belastungs- und Beanspruchungsforschung ist eines der ältesten Forschungsthemen, die sich an das 19./20. Jahrhundert der Psychologie und der Arbeitswissenschaft anlehnt. Es folgt eine Übersicht von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) um eine Klarheit der Belastung und Beanspruchung zu verschaffen.
Psychische Belastung
Nach DIN EN ISO 10075-1 werden unter der psychischen Belastung, die äußeren erfassbaren Einflüsse, die der Mensch wahrnimmt und psychisch auf ihn einwirken, verstanden. Hierbei definiert sich der Begriff „psychisch“ als ein rationaler und emotionaler Prozess. Im Zusammenhang auf die Arbeit knüpft sich die psychische Belastung an die Arbeitsatmosphäre an (BAuA, 2014).
Psychosoziale Belastung
Zu der psychischen Belastung nimmt auch die psychosoziale Belastung an Wert. Unter dem Begriff psychosoziale Belastung wird „die Bedeutung der Qualität der sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz für die Gesundheit und das Wohlergehen des Menschen“ verstanden (BAuA, 2014, S. 20).
Belastungsfaktoren
Arbeitspensum, Arbeitsbedingungen, soziale Unterstützung und vieles mehr sind verschiedene Faktoren der arbeitsbedingten psychischen Belastung (BAuA, 2014).
Anforderungen
Die Anforderungen werden von den Arbeitnehmer/-innen kognitiv oder emotional absolviert. Diese können für die Erwerbstätigen interessant und lernbereit sein, doch auch über- oder unterfordernd (BAuA, 2014).
Ressourcen
Ressourcen wie Handlungsspielraum und soziale Unterstützung durch gute Zusammenarbeit mit den Kollegen, können die arbeitsbedingten Belastungsfaktoren verringern und somit einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Das Fehlen der Ressourcen kann zu Erschöpfung und einem allgemein schlechten Gesundheitszustand leiten (BAuA, 2014).
Gefährdung
„Unter dem Begriff der ,Gefährdung‘ wird die Möglichkeit eines Schadens oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung verstanden, ohne bestimmte Anforderungen an ihr Ausmaß oder ihre Eintrittswahrscheinlichkeit“ (BAuA, 2014, S. 20).
Psychische Beanspruchung
Psychische Beanspruchung zeigt sich die Wirkung im Gegensatz zu der psychischen Belastung auf das Individuum. Es können die gleichen Belastungsfaktoren zu unterschieden Beanspruchungen führen. Diese können entweder zu Erkrankungen oder zur Leistungsförderung lenken (Poppelreuter & Mierke, 2012).
Rohmert und Rutenfranz (1975) verstehen unter Belastung das Einwirken von äußeren Faktoren auf den Menschen. Die Art und Weise, wie zunächst neutrale Einflüsse auf das Individuum einwirken, sind von der Beanspruchung geprägt. Demnach kommt es auf das individuelle Empfinden an, welches durch die Belastung erzeugt wird. Aus diesem Grund lassen die unterschiedlichen Ausprägungen bei Individuen, unter gleichem Einfluss, auf die individuellen Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen schließen (Rohmert & Rutenfranz, 1975). Die unterschiedliche Beanspruchung stellt sich aus den Reaktionen der Person in Abhängigkeit ihrer individuellen Eigenschaften heraus (Faller, 2016). Sollten Fähigkeiten und Eigenschaften des Angestellten für die Belastungsbewältigung fehlen, kommt es zu einer Fehlbelastung, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Leistungsabgabe hat (Rudow, 2014). Das Gesundheitsrisiko kann verringert werden, indem die Person auf seine Ressourcen zurückgreift und die Belastungen überwindet (Rudow, 2014). Wie diese überwunden werden können, werden im späteren Verlauf der Arbeit näher herangezogen. Stress gehört hierbei zu den negativen Beanspruchungsreaktionen. Diese ist eine intuitive Wirkung, die durch die Beurteilung der Belastung als Gefahr wahrgenommen wird. Die Beanspruchungsfolgen können hierbei chronischen Stress beeinträchtigen, welches zu psychischen Krankheiten, wie zum Beispiel Burn-out, führen kann (Rudow, 2014).2
2.1.3 Stress als Transaktionsprozess nach Lazarus
Nach Richard Lazarus und Susan Folkman wird der psychische Stress als „a particular relationship between the person and the environment that is appraised by the person as taxing or exceeding his or her resources and endangering his or her well-being” definiert (Lazarus & Folkman, 1984, S. 19). Das Stressmodell von Lazarus wird öfters in der Stressforschung angewendet. Dieses beinhaltet insbesondere kognitive und emotionale Bewertungsprozesse eines Individuums, deren wahrgenommene Situation und deren vorhandene Überwindungsmöglichkeiten (Karaboya, 2021 zitiert nach Richter & Hacker, 1998). Hierbei ist die Bewertung des empfangenen Reizes des Stressors bedeutsam (Lazarus & Folkman, 1984). Wenn eine Person einen Reiz einer Situation als herausfordernd, bedeutsam oder belastend wertet, so tritt eine Stressreaktion auf. Vorerst nimmt der Mensch eine potenzielle Stressreaktion durch einen Reiz im Organismus, beispielsweise Druck, Streit oder Angst wahr. Diese wird als eine Reaktion im Körper des Menschen angeregt (Lazarus & Folkman, 1984). Anschließend folgt die primäre Bewertung (primary appraisal). Die Person bewertet den Reiz als irrelevant, positiv oder belastend. Wenn der Reiz als irrelevant beurteilt wird, so wird diese nicht mehr beachtet und somit aus dem Stresskreislauf ausgeschlossen (Faltermaier et al., 2022). Wertet das Individuum jedoch die Situation als bedrohlich ein und werden individuelle Fähigkeiten und Eigenschaften überschreitet, so wird Stress wahrgenommen (Faltermaier et al., 2022). Die Situation wird in der primären Bewertung als Schädigung, Bedrohung oder Herausforderung eingestuft. Die Bedrohung und Herausforderung beziehen sich auf noch nicht eingetretene Ereignisse, indessen die Schädigung sich auf einen Zustand bezieht, welcher in der Vergangenheit liegt (Kaluza, 2018). Zeitgleich wird die sekundäre Bewertung (secondary appraisal) in Betracht gezogen, bei der die Überwindungsmöglichkeit des Individuums mit den Situationsanforderungen reguliert werden. Die herausfordernden Situationen, die zu bewältigen sind, werden oftmals mit Positivem in Verbindung gebracht (Gerrig & Zimbardo, 2008). Sollten nicht ausreichend eigene Fähigkeiten und Eigenschaften für die Bewältigungsmöglichkeit vorhanden sein, wird die Situation als bedrohend wahrgenommen. Daraufhin folgt eine Neubewertung der Situation (reappraisal). Die vorigen Bewertungsprozesse können je nach Bewältigung oder Nichtbewältigung erneut durchgeführt werden (Knoll et al., 2013). Zu der primären und sekundären Bewertung folgen die Stressbewältigungsstrategien (Coping), die zur Stressreduzierung dienen (Renneberg et al., 2009). Lazarus unterscheidet die Bewältigung im Stressmodell in zwei Arten: die emotionale (palliative) und die problembezogene (instrumentelle) Bewältigung (Lazarus & Folkman, 1984). Beim emotionalen Coping werden die Empfindungen, die während der Situation hervortreten, revidiert. Hierbei werden negative Gefühle durch das emotionsorientierte Coping mit verschiedenen Coping Mechanismen, beispielsweise das Abreagieren durch Sport oder durch positives Denken, bewältigt. Somit sind nicht die Stressoren im Vordergrund, sondern die Gefühle, die währenddessen entstehen (Faltermaier & Lessing, 2014). Durch das problembezogene Coping wird eine beabsichtigte Handlung zur Änderung der Stresssituation anvisiert (Richter & Hacker, 1998). Hierbei werden eigene Ressourcen verwendet, um die Situation zu ändern und den stressauslösenden Faktor zu beseitigen. Beispielsweise können diesbezüglich Änderungen der eigenen Gedanken stressreduzierend agieren (Faltermaier & Lessing, 2014). Folglich nach der Bewältigung des Stressors durch die zwei Arten der Stressbewältigung geht eine Veränderung des Stressreizes hervor. Somit wird der Stressor in Zukunft nicht als eine Bedrohung oder Schädigung wahrgenommen, sondern als eine Herausforderung. In Abbildung 2 wird das transaktionale Stressmodell visuell dargestellt.
Abbildung 2 Transaktionales Stressmodell nach Lazarus (eigene Darstellung nach Litzcke et al., 2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Konzept der Resilienz nimmt neben dem Konzept der Salutogenese in der Forschung gesundheitlicher Schutzfaktoren an Bedeutung ein (Bengel & Lyssenko, 2012). Wie vorerst beschrieben, hängt die Stressreaktion eines Individuums von den personenbezogenen Ressourcen ab. Nicht alle Erwerbstätigen leiden unter demselben Stress und deren Stressfolgen. Dies hängt von den unterschiedlichen Ressourcen ab. In der Psychologie wird die Widerstandsfähigkeit gegenüber belastenden Stressoren Resilienz genannt (Scharnhorst, 2012). Zunächst wird das Konzept der Resilienz erläutert, daraufhin folgen die Ursprünge der Resilienzforschung sowie die Wechselwirkung zwischen den Risiko- und Schutzfaktoren, um das Konstrukt Resilienz näher zu erläutern (Karaboya, 2021).
2.2.1 Begriffsbestimmung
Resilienz ist auf das lateinische Wort „resilire“ zurückzuführen und bedeutet „abprallen“ oder „zurückspringen“ (Wellensiek, 2011). Das Prinzip des „Stehaufmännchen“ wird für die Beschreibung der Resilienz verbündet. Das Stehaufmännchen ist stark gegenüber äußeren Einflüssen und besitzt die benötigten Ressourcen, um aus unterschiedlichen Situationen, in denen es sich befindet, aus eigener Kraft wieder rauszukommen (Fooken, 2016). Der Begriff wurde zuvor in der Physik und Materialkunde angewandt und wurde als Widerstandskraft und Spannkraft gegenüber belastenden Lebensumständen verstanden (Bengel & Lyssenko, 2012). Resilienz wurde in der Physik für die Eigenschaften der Werkstoffe verwendet, die sich umformen, aber wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren (Scharnhorst, 2012). Somit ist der Vorgang des Prinzips des Stehaufmännchens nicht außergewöhnlich. Weiterhin wurde der Begriff auch in der Biologie angewendet, welches als Synonym für die Elastizität von biologischen Stoffen verstanden werden kann (Fooken, 2016). In der Literatur wird Resilienz unterschiedlich definiert. Nach Welter-Enderlin und Hildenbrand bedeutet Resilienz „die Fähigkeit von Menschen, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.“ (Welter- Enderlin, 2012, S. 13) Wustmann Seiler definiert Resilienz als „die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken.“ (Wustmann Seiler, 2015, S. 18). Sarris erläutert Resilienz als „die intra- und interindividuell sehr variable kognitive und motivationale Fähigkeit eines Menschen, mit widrigen Lebensumständen, das heißt extrem hinderlichen bzw. belastenden Situationen, erfolgreich umzugehen (psychische Widerstandskraft)“ (Sarris, 2019, S. 6). Demzufolge erklären die Definitionen, warum manche Individuen trotz hoher Belastung und Beanspruchung gelassener bleiben als andere, während diese durch die Risiken anfällig für Erkrankungen sind (Welter-Enderlin, 2012). Resilienz ist keine angeborene, stabile Persönlichkeitseigenschaft (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015). Nach Wellensiek ist es aber bei jedem unterschiedlich ausgeprägt und kann gestärkt werden (Wellensiek & Galuska, 2014). Resilienz ist ein aktiver Prozess, der angepasst und entwickelt werden kann, da die Widerstandsfähigkeit des Menschen sich im Lebensalter möglicherweise ändern (Wustmann Seiler, 2015). Des Weiteren ähneln sich persönliche Fähigkeiten, wie beispielsweise Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugung mit Resilienz. Trotz dessen ergeben sich unter den Konstrukten auch Unterschiede. Die Resilienzfaktoren sind in allen Lebensumständen konditionierbar (Wellensiek, 2011).
2.2.2 Ursprünge der Resilienzforschung
In den 1950er-Jahren gewann die Resilienzforschung an Bedeutung während der Arbeit der Entwicklungspsychologie von Kindern und Jugendlichen (Wellensiek, 2011). Die Forschung hat mit der Langzeitstudie Kauai-Studie von Werner und Smith (2001) angefangen. Hier wurden die Folgen von Kindern in schwierigen Lebensumständen analysiert. Die Ergebnisse der Studie zeigen auf, dass ein Drittel der Kinder (Gruppe der Hochrisikokinder) selbstbewusste, verantwortungsvolle und fürsorgliche Erwachsene wurden, obwohl sie unter schwierigen Bedingungen und hohen Belastung aufgewachsen sind. Dementgegen sticht der Rest der Kinder durch auffallende Haltungen hervor (Werner, 2006). Weitere bekannte Langschnittstudien aus Deutschland sind die Mannheimer Risikokinderstudie von Laucht et al. (2000), die Bielefeld-Erlangen-Studie von Lösel und Bender (2008) und die BELLA-Studie von Bettge und Ravens-Sieberer (2005). Diese analysierten mit demselben Hintergrund, ob auf das psychische Wohlbefinden und für die Resilienzentwicklung die Risiko- und Schutzfaktoren einen Einfluss haben. Die Bedeutung von Resilienz im Berufsleben ist in der Forschung aufgrund der Erhöhung der psychischen Erkrankungen gestiegen (Wellensiek, 2011). Resilienz kann als eine grundlegende Fähigkeit im Arbeitsleben gesehen werden, um die Kontrolle über die eigene Arbeit zu haben und anpassungs- und einsatzfähig zu sein. Berufstätige, bei denen die Resilienz höher geprägt ist, können mit komplexeren Situationen problemlöseorientierter handeln (Henninger, 2016). Zur Stärkung von Schutzfaktoren ist die innerbetriebliche Förderung der Resilienz eine gesundheitsförderliche Maßnahme (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Bose, 2015). Demzufolge untersuchen die Universitäten in Freiburg und in Erlangen-Nürnberg im Verbundprojekt „Resilire - Altersübergreifendes Resilienz-Management“, wie Resilienz von einzelnen Mitarbeiter/- innen weiterentwickelt werden kann (Soucek & Pauls, 2017). Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung (2012) erwies einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen der Resilienz, Burnout-Symptomen und körperliche Beschwerden aufgrund seelischer Belastungen zugleich auch zwischen der Resilienz und der Arbeitszufriedenheit. Die Erkenntnisse zeigen, dass Menschen mit einer ausgeprägten Resilienz weniger an Burnout-Symptomen und Folgen psychischer und psychosomatischer Beschwerden erkranken. Des Weiteren haben handlungsorientierte und optimistische Mitarbeiter/-innen eine höhere Arbeitszufriedenheit als Mitarbeiter/-innen, bei denen sie nicht so ausgeprägt ist. Resümierend konnte Resilienz als ein vorsorgliches Konstrukt in dem Zusammenhang belegt werden (Mourlane et al., 2013). Eine weitere Studie im Jahr 2014 der Ruhr-Universität Bochum belegte auch die Korrelation zwischen Resilienz und Stress. Aufgrund des chronischen Stresses wurde die Studie, als Ursache psychischer Störungen und in Bezugnahme auf die persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften bei der Bewältigung von Stress, durchgeführt (Brailovskaia et al., 2014). Auch zeigen weitere Studien, dass Personen, die eine hohe Resilienzausprägung haben zufriedener mit ihrem Leben sind und in bedrohlichen Umständen weniger an Belastungssyndromen leiden (Seery et al., 2010).
2.2.3 Risiko- und Schutzfaktoren
Eine bedeutsame Grundannahme der resilienten Menschen sind die Risiko- und Schutzfaktoren. Erhöhte Risikofaktoren führen zu psychischen Störungen, wohingegen risikomildernde Faktoren die psychische Widerstandfähigkeit stärken (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015). „Ein fehlender Schutzfaktor kann als Risikofaktor gesehen werden“ (Ball & Peters, 2007, S. 130), da Schutzfaktoren nicht nur als Gegensatz zu Risikofaktoren betrachtet werden, sondern sich auch wechselseitig prägen (Karaboya, 2021). Somit entsteht Resilienz in einem Zusammenhang mit Belastungen und Beanspruchungen, die folglich zu einer Erkrankung führen können (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau- Böse, 2015). Zu den Risikofaktoren stehen die Schutzfaktoren im Vordergrund. In der Literatur findet sich es als Resilienzfaktor (Bengel & Lyssenko, 2012). Dies wird definiert als eine Fähigkeit, die ein Individuum in der „Interaktion mit der Umwelt sowie durch die erfolgreiche Bewältigung von altersspezifischen Entwicklungsaufgaben im Verlauf erwirbt.“ (Wustmann Seiler, 2015, S. 46). Es konnten durch empirische Untersuchungen mehrere Einflussfaktoren festgestellt werden, die einen schützenden Effekt auf Belastungen und Beanspruchungen haben. Beispielsweise die optimistische Lebenseinstellung, Kommunikationsfähigkeit, Kontrollüberzeugung, Empathie und Kreativität (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015). Zur Förderung der Widerstandsfähigkeit einer Person sollte strukturell auf die Einflussfaktoren der individuellen Eigenschaften, sozialen Ressourcen und umweltbezogenen/arbeitsbezogenen Ressourcen verwiesen werden (Wellensiek & Galuska, 2014).
Es wurden folgende Schutzfaktoren in mehreren Studien als Resilienzfaktoren belegt (Bengel & Lyssenko, 2012; Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015; Vanhove et al., 2016):
Selbst- und Fremdwahrnehmung:
Unter Selbstwahrnehmung wird die Bewertung eigener Handlungen, Gedanken und Empfinden verstanden. Hierbei steht auch die Selbstreflexion im Mittelpunkt. Demgegenüber beschreibt die Fremdwahrnehmung sich in die Gefühlslage anderer Personen hinein versetzen zu können (Fröhlich- Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015).
Selbststeuerung:
Eine effiziente Selbststeuerung erfolgt durch die Fähigkeit eines Individuums, seine Handlungen zu kontrollieren und gehörig zu steuern (Kolodej et al., 2013).
Selbstwirksamkeit:
Die Selbstwirksamkeit bezeichnet das Vertrauen und den Glauben an das Individuum selbst. Das bedeutet, die Anforderungen aus eigener Kraft verarbeiten zu können. Dies kann durch die Erfolge der Person und die positiven Wertungen ihrer Mitmenschen erzielt werden (Bengel & Lyssenko, 2012).
Soziale Unterstützung/ Soziale Kompetenz:
Die soziale Unterstützung baut das subjektive Wohlbefinden auf und schützt somit Risiken (Bengel & Lyssenko, 2012). Menschen, die von ihrem sozialen Umfeld profitieren können, haben im Gegensatz zu Menschen, die allein sind, geringere Risiken zur Erkrankung (Bengel & Lyssenko, 2012). Für ein gesundes soziales Umfeld müssen bei der Person soziale Kompetenzen vorhanden sein. Demnach können resiliente Menschen als kontaktfreudig und anpassungsfähige Personen spezifiziert werden (Bengel & Lyssenko, 2012).
Problemlösekompetenz:
Erfolgreiche Bewältigung der problematischen Situationen verläuft, indem Probleme unter belastenden Bedingungen gelöst werden (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015). Die Resilienz wird somit durch die entwickelten brauchbaren Strategien gestärkt. Die Kompetenz zu haben, problemlöseorientiert zu handeln, eignet den Menschen dazu, die eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften gemäß möglichen Schwierigkeiten zu spiegeln und dementsprechend auf anspruchsvolle Situationen zu handeln (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015).
Realistischer Optimismus:
Die Grundeinstellung resilienter Menschen ist durchaus positiv (Hao et al., 2015). An dieser Stelle wird der Optimismus nicht als eine Naivität oder Wunschvorstellung gesehen, sondern als eine Gewissheit, dass eine positive Veränderung möglich ist (Frick, 2011).
Für eine protektive Wirkung gegenüber schwierigen Situationen sind die Resilienzfaktoren von großer Bedeutung (Henninger, 2016). Hierbei ist auch die subjektive Betrachtung und Beurteilung der Person auf die Situation wichtig (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015).
2.3 Stressmanagement-Methoden
In der modernen Arbeitswelt kommt es aus der unternehmerischen Sichtweise immer zu weiteren und mehreren Problemen. Der Begriff Stressmanagement beinhaltet alle Methoden und Handlungen, die bei einer Stresssituation hilfreich sein können, um diese zu verringern oder gar zu vermeiden (Kentzler et al., 2011). Demnach spielen die Stressmanagement-Methoden eine wichtige Rolle, um die Strategien für eine bessere Vorgehensweise mit Stress zu ermöglichen (Windemuth et al., 2014). Das Stressmanagement umfasst die Stressprävention und Stressintervention, damit sich Stress gar nicht erst bildet und die Stressreaktionen und -folgen abzubauen (Kaluza, 2018). StressmanagementMethoden richten sich an bedingungsbezogenen oder an personenbezogenen Faktoren aus (Rudow, 2014). Da es sich in der vorliegenden Arbeit um individuelle Stressempfinden und den Bewältigungsstrategien am Arbeitsplatz handelt, wird hier auf die personenbezogenen Mittel im Stressmanagement eingegangen (Rudow, 2014):
Körperliche Aktivität:
Unter der körperlichen Aktivität kann beispielsweise Laufen, Schwimmen oder Radfahren verstanden werden. Die Aktivitäten stärken das Herz-Kreislauf-System und reduzieren gleichzeitig den Stress. Hierbei werden auch Glückshormone ausgelöst, die das Wohlbefinden steigern (Rudow, 2014).
Entspannung:
Meditation, Atemübungen oder Muskelentspannung können Stresssituationen bewältigen und verbessern zugleich das Verhalten gegenüber Angst, Ärger oder Wut (Rudow, 2014).
Kognitives Training:
Unter anderem systematisches Problemlösen oder Selbstinstruktionstraining können die Bewertung der stressbedingten Anspannung nicht als eine Bedrohung, sondern als eine Herausforderung gesehen werden (Rudow, 2014).
Verhaltenstraining:
Verhaltenstrainings sind hilfreich bei modernen Arbeitstechniken sowie sozialen Kompetenzen. Diese antrainierten Strategien und Kompetenzen unterstützen Erwerbstätige bei der Bewältigung der arbeitsbedingten Stresssituationen (Rudow, 2014).
Welche Stressmanagement-Methoden gewählt werden, ist von der jeweiligen Situation, den Anforderungen und den individuellen Voraussetzungen des Erwerbstätigen beschränkt (Günthner & Batra, 2012).
2.4 Forschungsstand und Ableitung der Forschungsfragen/-hypothesen
In Bezug auf Stress konnte im Allgemeinen erwiesen werden, dass Vollzeitbeschäftigte Personen mehr unter Stress leiden als Teilzeitbeschäftigte oder arbeitslose Personen (Techniker Krankenkasse, 2021). Die Erwerbstätigkeit bestimmt einen wichtigen Bestandteil des Stresserlebens, da Menschen, die Vollzeit tätig sind, ihre meiste Zeit in der Arbeit verbringen und mit vielerlei Aufgaben gegenüberstehen. Der alltägliche private Stress hat allein keinen bedeutsamen Einfluss auf die Stressentstehung, demnach führt der arbeitsbedingte Stress zu psychischen oder physischen Erkrankungen, wie beispielsweise Burnout (Hao et al., 2015, S. 68). Ein konstantes Stressempfinden kann zu Schädigungen und Störungen führen (Rau, 2012). Aufgrund einer weiteren Studie wurde dies bestätigt, indem identifiziert wurde, dass durch den dauerhaften Stresszustand psychische Erkrankungen steigen (Lademann et al., 2006). Bei der Untersuchung zum Zusammenhang zwischen dem arbeitsbedingten Stress und psychischer Störungen konnten arbeitsbezogene Faktoren erfasst werden. Darunter fallen die fehlende Wertschätzung der geleisteten Arbeit, der hohe Arbeitsumfang sowie die fehlende soziale Unterstützung vom Vorgesetzten und den Kollegen (Rau & Henkel, 2013). Außerdem erwiesen Studien, dass Resilienz nicht angeboren und stabil ist, sondern im Lebensalter erworben und gefördert werden kann (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2015). Genetische Faktoren sind genauso wichtig wie die Umweltfaktoren (Lieb, 2015, S. 10). Die Begründung, wieso Resilienz bei den Individuen unterschiedlich entwickelt ist, wird auf die Gene und die Umwelt bezogen (Amstadter et al., 2014). Die Resilienzfaktoren werden bei der Progression nicht vereinzelt bewertet, denn die Stärkung eines Schutzfaktors kann gleichzeitig einen weiteren Faktor fördern (Vanhove et al., 2016). Resilienz ist ein diskutiertes Thema im Hinblick auf die Gesundheit des Menschen. Eine weitere Studie von Leppert et al. (2005) belegt, dass Menschen, bei denen das Resilienzniveau mehr ausgeprägt ist, eine höhere Lebenszufriedenheit haben und weniger physische und psychische Schädigungen wahrnehmen als weniger resiliente Personen (Leppert et al., 2005). Auch erwiesen Studien der Bertelsmann Stiftung, dass resiliente Individuen leistungsfähiger und emotional stärker sind (Mourlane & Hollmann, 2013). Laut der Studie liegt ein negativer Zusammenhang zwischen „dem Ausmaß an Resilienz eines Menschen und dem Auftreten von Burn- out-Symptomen und psychosomatischen Beschwerden“ vor (Mourlane & Hollmann, 2016, S. 131). Des Weiteren erwies auch die Bertelsmann Studie einen positiven Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Resilienz (Mourlane & Hollmann, 2016). Demnach kann Resilienz als schützender Faktor gegen psychische Beschwerden wahrgenommen werden, da Resilienz das Wohlbefinden in positiver Art beeinflusst. Nach der Studie von Shatté et al. (2017) auf den beruflichen Kontext, wurde ein Zusammenhang der Resilienz und der Arbeitszufriedenheit erwiesen. Zusätzlich haben resiliente Mitarbeiter/-innen im Gegensatz zu weniger resiliente Mitarbeiter/-innen eine geringere Abwesenheitsquote und erreichen bessere Arbeitsziele (Shatté et al., 2017). Nach der Studie von Leppert et al. (2005) zeigen die Ergebnisse, dass Frauen zwischen 61 und 75 Jahren und älter im Gegensatz zu Männern im selben Alter ein geringeres Resilienzniveau haben (Leppert et al., 2005). Passend dazu wurde in der Alterswissenschaft das Ausmaß der depressiven Symptome bei älteren Frauen höher als bei Männern der gleichen Altersgruppe identifiziert (Leppert et al., 2005). In der Studie der Bertelsmann Stiftung wurde auch der Resilienzunterschied der Mitarbeiter/-innen und den Führungskräften betrachtet. Die Ergebnisse liefern bei Führungskräften ein bedeutsam höheres Ausmaß an Resilienz (Mourlane & Hollmann, 2013). Im Hinblick darauf stellt sich die Frage, ob das hohe Resilienzniveau die Aufstiegschancen zur Führungsrolle auslöst oder ob das Ausmaß an Resilienz nach dem Aufstieg gefördert wird.
In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf der Korrelation der Konstrukte Stress und Resilienz, darum sind auch die Studien wesentlich, die beide Faktoren beinhalten. Einige amerikanische Studien fanden heraus, dass positive Emotionen Stressreaktionen mildern und zu einer erfolgreichen Bewältigung führen (Ong et al., 2006). Des Weiteren wurde die Veränderung in emotionalen Stressreaktionen aufgrund der Resilienzunterschiede deutlich. Folglich gehen resiliente Menschen mit Stress deutlich besser um und können die Stressreaktionen schneller überstehen (Ong et al., 2006). Bei der Studie wurde kein direkter Zusammenhang zwischen Resilienz und Stress untersucht, obwohl durch die erhobenen Ergebnisse einen indirekten Einfluss der Resilienz durch die positiven Emotionen auf Stress vorliegt. In der Studie von Shatté et al. (2017) befassten sie sich mit der Frage, ob das Resilienzniveau der Erwerbstätigen die Arbeitsbedingungen sowie die -umgebung veranschaulicht und ob Resilienz gegen die problematischen Arbeitssituationen robust wirkt (Shatté et al., 2017). Die Ergebnisse liefern, dass die Wahrnehmung der Arbeitsbedingungen und -umgebung, ob positiv oder negativ, nicht die Stärke der Resilienz bestimmt. Weiterhin kann erfasst werden, dass resiliente Beschäftigte besser mit Stress umgehen und sogar weniger Stress empfinden (Shatté et al., 2017). Eine weitere Beobachtung der Studie besagt, dass der größte Einfluss der Resilienz auf das Stressempfinden dann auftritt, wenn die soziale Unterstützung gleichermaßen hoch war. Daraus kann geschlossen werden, dass die Unterstützung in der Arbeit die Resilienz der Personen stärkt (Shatté et al., 2017). Auch die Erkenntnisse der deutschen Studie der Ruhr-Universität Bochum von Brailovskaia und Kollegen (2014) erwiesen eine signifikante negative Korrelation zwischen Resilienz und Stress.
[...]
1 Bruce Lee (o.D.)
2 Textabschnitt aus dem Exposé übernommen, eingereicht am 16.07.2021
- Quote paper
- Cansu Karaboya (Author), 2022, Zusammenhang zwischen Resilienz und Stress am Arbeitsplatz. Quantitative Studie unter Berücksichtigung der Anwendung von Stressmanagementmethoden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1288060
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