„Gleichheit, wörtlich verstanden, ist ein Ideal, das seinen Verrat vorprogrammiert.“ (Walzer 1992: S. 15)
Im Jahr 1983 erschien Michael Walzers Spheres of Justice. Es gilt bis zum heutigen Tage als eines der einflussreichsten zeitgenössischen Werke zum Thema distributive Gerechtigkeit. In diesem Buch entwickelt Walzer eine pluralistische Gerechtigkeitstheorie unter dem Leitprinzip der komplexen Gleichheit. Demnach besteht die Gesellschaft aus verschiedenen, autonomen Gerechtigkeitssphären mit unterschiedlichen Gerechtigkeitsprinzipien. In Abgrenzung zu John Rawls lässt sich Gerechtigkeit1 in Walzers Augen somit nicht aus individuellen, vorpolitischen Rechten als abstraktes, rein vernunftbegründetes System der Distribution deduzieren, sondern muss immer als eine konkrete Konstruktion im Kontext einer politischen Gemeinschaft gedacht werden (vgl. Walzer 1992: S. 29-30). Es sind die Mitglieder der politischen Gemeinschaft, die in Abhängigkeit ihrer kulturellen, geschichtlichen und moralischen Prägung deliberativ die Grenzziehung der Sphären und die darin geltenden Konstellationen, Prinzipien und Verfahren bestimmen. Für den Kommuntaristen Walzer nimmt der partizipierende Citoyen somit eine zentrale Rolle für die Herstellung von Gerechtigkeit in einer Gesellschaft ein. Getragen von politischen Führern, bildet die aktive Mitgliedschaft den Rahmen für die Definition der innergesellschaftlichen Gerechtigkeitskonzepte und erweist sich somit als das wichtigste zu verteilende Gut2 einer Gesellschaft (vgl. ebd.: S.61).
Seit Erscheinen von Spheres of Justice sind über 25 Jahre vergangen und die Welt von damals ist mit der heutigen kaum mehr zu vergleichen. Der Zusammenbruch des Ostblockes, fortschreitende internationale Interdependenzen und die damit verbundene Aufweichung des nationalstaatlichen Gewaltmonopols sowie der kontinuierlich Prozess der Supranationalisierung Europas zeigen deutlich, dass nationalstaatliche Prinzipien zur Regelung inter- und intragesellschaftlicher Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert vermehrt an Legitimitäts- und Lösungspotential verlieren...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spheres of Justice – Walzers Theorie distributiver Gerechtigkeit
- Demokratieverständnis
- Komplexe Gleichheit und Autonomie der Sphären
- Mitgliedschaft in der politischen Gemeinschaft
- Spheres of Justice – Mitgliedschaft als dominantes Gut und Prinzip einfacher Gleichheit?
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Michael Walzers Theorie der distributiven Gerechtigkeit, wie sie in seinem Werk „Spheres of Justice“ (1983) dargelegt wird. Sie untersucht, wie Walzers Konzept der komplexen Gleichheit und die Autonomie von Gerechtigkeitssphären mit seinem Demokratieverständnis zusammenhängen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle der Mitgliedschaft in der politischen Gemeinschaft als dominantes Gut und potentielle Quelle von Ungerechtigkeit. Die Arbeit beleuchtet kritische Punkte in Walzers Theorie und diskutiert mögliche Erweiterungen und Ansatzpunkte für eine zeitgemäße Gerechtigkeitstheorie.
- Walzers Demokratieverständnis und seine Verbindung zur Gerechtigkeitstheorie
- Das Konzept der komplexen Gleichheit und die Autonomie von Gerechtigkeitssphären
- Die Rolle der Mitgliedschaft in der politischen Gemeinschaft als dominantes Gut
- Kritikpunkte an Walzers Theorie und mögliche Erweiterungen
- Die Relevanz von Walzers Theorie für aktuelle Gerechtigkeitsdebatten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Walzers „Spheres of Justice“ vor und erläutert die Relevanz seiner Theorie für aktuelle Gerechtigkeitsdebatten. Sie skizziert die zentralen Argumente des Buches und die Problematik der Mitgliedschaft in der politischen Gemeinschaft als dominantes Gut.
Das zweite Kapitel beleuchtet Walzers Demokratieverständnis als kommunitaristische Variante der partizipatorischen Demokratietheorie. Es wird gezeigt, wie Walzers Konzept der politischen Teilhabe und der politischen Gemeinschaft die Grundlage für seine Gerechtigkeitstheorie bildet.
Das dritte Kapitel analysiert Walzers Konzept der komplexen Gleichheit und die Autonomie von Gerechtigkeitssphären. Es wird erläutert, wie Walzer die Gesellschaft in verschiedene Sphären mit unterschiedlichen Gerechtigkeitsprinzipien unterteilt und wie er strukturelle Ungerechtigkeit vermeiden möchte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die distributive Gerechtigkeit, die komplexe Gleichheit, die Autonomie von Gerechtigkeitssphären, die Mitgliedschaft in der politischen Gemeinschaft, das Demokratieverständnis, der Kommunitarismus, die Kritik an Walzers Theorie und die Relevanz für aktuelle Gerechtigkeitsdebatten.
- Citar trabajo
- Torben Fischer (Autor), 2009, Michael Walzers "Spheres of Justice" und das Problem der Mitgliedschaft als Voraussetzung für distributive Gerechtigkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128476
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