Im Zuge der deutschen Energiewende schaffen sich inzwischen immer mehr Privathaushalte eine Photovoltaikanlage an, nicht zuletzt mit den seit Herbst 2021 stark steigenden Strompreisen. Damit liegen erstmalig Produktion und Verbrauch von Strom in ihrer Hand. Dabei haben sie die Wahl, ob sie den erzeugten Strom selbst nutzen oder gegen eine Einspeisevergütung ins Stromnetz einspeisen möchten, mit verschiedenen Implikationen für sich selbst und die Gesellschaft. Dementsprechend ist es notwendig zu verstehen, wie Privathaushalte mit dieser Doppelrolle als „Prosumer“ (=Produzent und Konsument) umgehen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu beantworten, wie sich mit der Anschaffung einer Photovoltaikanlage das Stromnutzungsverhalten der Prosumer ändert. Dazu wurde eine überwiegend quantitative Umfrage zu den betroffenen Privathaushalten und der Nutzung ihrer Photovoltaikanlagen durchgeführt. Dabei wurden neben Daten zur Photovoltaikanlage besondere Schwerpunkte auf die Anschaffung von Geräten mit hohem Strombedarf sowie Verhaltensänderungen der Privathaushalte und die resultierenden Auswirkungen auf Stromverbrauch und Eigenverbrauch gelegt. Außerdem wurde die Zufriedenheit der Prosumer näher untersucht.
Die Auswertung der Antworten zeigt, dass den PV-Besitzern die Autarkie wichtiger ist als Klimaschutz, Kostenkontrolle (Absicherung gegen steigende Strompreise) oder Rendite. Prosumer mit Elektroauto oder Batteriespeicher weisen einen erhöhten Eigenverbrauch auf. Während vor allem die Haushalte mit früh installierter Photovoltaikanlage vermehrt auf Elektroautos setzen, schaffen seit 2019 immer mehr Haushalte eine größere Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher an. Der prozentuale Eigenverbrauch sinkt mit zunehmender Größe (Leistung) der Photovoltaikanlage. Zudem zeigte sich eine erhöhte Zufriedenheit bei größeren Anlagen mit geringerem Eigenverbrauch.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Private Photovoltaik in Deutschland
2.1 Technische & wirtschaftliche Grundlagen
2.2 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
2.2.1 Die Photovoltaik und das Erneuerbare-Energien-Gesetz
2.2.2 Die Einspeisevergütung
2.2.3 Netzparität
2.2.4 Eigenverbrauch & Autarkie
2.2.5 Die Rolle von Smart Homes
2.2.6 Netzdienlichkeit
3. Soziologische Konzepte zu Verhalten & Rolle der Prosumer
3.1 Verhaltenstheorie
3.2 Verhaltensökonomik
3.3 Kontrollüberzeugung (Locus of Control)
3.4 Das Prinzip Verantwortung
3.5 Diffusionstheorie
3.6 Private Photovoltaikbesitzer als Prosumer
4. Methodik
5. Stromnutzung nach Anschaffung einer Photovoltaikanlage
5.1 Gestaltung der Anlage
5.2 Anschaffung neuer Verbraucher & Elektrifizierung
5.3 Steuerung der Verbraucher & Nutzung von Smart-Home-Systemen
5.4 Stromverbrauch & Eigenverbrauch
5.5 Zufriedenheit & Verbesserungspotenziale
5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse
6 Diskussion
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Zusammenfassung
Im Zuge der deutschen Energiewende schaffen sich inzwischen immer mehr Privathaushalte eine Photovoltaikanlage an, nicht zuletzt mit den seit Herbst 2021 stark steigenden Strompreisen. Damit liegen erstmalig Produktion und Verbrauch von Strom in ihrer Hand. Dabei haben sie die Wahl, ob sie den erzeugten Strom selbst nutzen oder gegen eine Einspeisevergütung ins Stromnetz einspeisen möchten, mit verschiedenen Implikationen für sich selbst und die Gesellschaft. Dementsprechend ist es notwendig zu verstehen, wie Privathaushalte mit dieser Doppelrolle als „Prosumer“ (=Produzent und Konsument) umgehen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu beantworten, wie sich mit der Anschaffung einer Photovoltaikanlage das Stromnutzungsverhalten der Prosumer ändert.
Dazu wurde eine überwiegend quantitative Umfrage zu den betroffenen Privathaushalten und der Nutzung ihrer Photovoltaikanlagen durchgeführt. Dabei wurden neben Daten zur Photovoltaikanlage besondere Schwerpunkte auf die Anschaffung von Geräten mit hohem Strombedarf sowie Verhaltensänderungen der Privathaushalte und die resultierenden Auswirkungen auf Stromverbrauch und Eigenverbrauch gelegt. Außerdem wurde die Zufriedenheit der Prosumer näher untersucht.
Die Auswertung der Antworten zeigt, dass den PV-Besitzern die Autarkie wichtiger ist als Klimaschutz, Kostenkontrolle (Absicherung gegen steigende Strompreise) oder Rendite. Prosumer mit Elektroauto oder Batteriespeicher weisen einen erhöhten Eigenverbrauch auf. Während vor allem die Haushalte mit früh installierter Photovoltaikanlage vermehrt auf Elektroautos setzen, schaffen seit 2019 immer mehr Haushalte eine größere Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher an. Der prozentuale Eigenverbrauch sinkt mit zunehmender Größe (Leistung) der Photovoltaikanlage. Zudem zeigte sich eine erhöhte Zufriedenheit bei größeren Anlagen mit geringerem Eigenverbrauch.
Weiterführende Forschung könnte die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von Motiven und Verhalten der Prosumer auf die Energiewende und die Stromnetze untersuchen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Windkraft und Solar ergänzen sich in der Stromerzeugung in Europa
Abbildung 2 Sinkende Preise für Photovoltaik-Aufdachsysteme in Deutschland von 2006 bis 2021
Abbildung 3 Promotion Parity privater Photovoltaik in Deutschland im Jahr 2012
Abbildung 4 Typische Stromflüsse in einem Prosumer-Haushalt
Abbildung 5 Diffusionskurve und Adopterkategorien nach Rogers (1962)
Abbildung 6 Autarkie ist vor Klimaschutz, Kostenkontrolle und Rendite das wichtigste Kaufmotiv
Abbildung 7 Die Leistung der meisten Anlagen liegt bei knapp unter 10 kWp
Abbildung 8 Zum Vergleich: Anzahl installierter PV-Anlagen und kummulierte Leistung bis 100 kWp im Jahr 2020
Abbildung 9 Laut den meisten Befragten hat die Einspeisevergütung die Anlagengröße nicht beeinflusst
Abbildung 10 Nach zwischenzeitlichem Absinken steigt die durchschnittliche Anlagenleistung wieder
Abbildung 11 Die Anlagengröße steigt im Mittel mit der Zahl der Haushaltsmitglieder
Abbildung 12 In den PLZ-Regionen 3, 0 und 9 sind die Anlagen im Durchschnitt am größten
Abbildung 13 Über die Hälfte der Prosumer haben auch ein Elektroauto gekauft
Abbildung 14 Die frühen Prosumer haben häufiger ein Elektroauto gekauft
Abbildung 15 Der Anteil der Batteriekäufer unter allen Prosumern steigt leicht
Abbildung 16 Fast alle Prosumer überwachen ihre Stromerzeugung digital
Abbildung 17 Fast alle Prosumer nutzen Geräte gezielt bei Erzeugungsüberschuss
Abbildung 18 ca. 90 % der Prosumer waschen, trocknen oder spülen gezielt mit PV- Strom
Abbildung 19 Bei den meisten ist der Stromverbrauch gestiegen oder gleichgeblieben
Abbildung 20 Der Stromverbrauch von Prosumern mit Wärmepumpe, Elektroauto oder Stromspeicher ist häufiger gestiegen
Abbildung 21 Der Eigenverbrauch liegt bei neuen PV-Anlagen höher als bei älteren Anlagen
Abbildung 22 Der durchschnittliche Eigenverbrauch sinkt mit zunehmender Anlagenleistung
Abbildung 23 Prosumer mit Elektroauto haben im Mittel einen höheren Eigenverbrauch
Abbildung 24 Prosumer mit Stromspeicher haben im Mittel den höchsten Eigenverbrauch
Abbildung 25 Besitzer einer Klimaanlage haben im Mittel einen geringeren Eigenverbrauch
Abbildung 26 Bei fast allen Prosumern wurden die Erwartungen erfüllt oder übertroffen
Abbildung 27 Die Erwartungen von Prosumern mit großer Anlage wurden häufiger übertroffen
Abbildung 28 Die Erwartungen von Prosumern mit geringem Eigenverbrauch wurden häufiger übertroffen
Abbildung 29 Anzahl der Antworten nach Installationsjahr im Abgleich zur jährlich installierten PV-Leistung
Abkürzungsverzeichnis
ca zirka
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz
ggf gegebenenfalls
kW Kilowatt (Einheit für elektrische Leistung)
kWp Kilowattpeak (Einheit für die maximale Leistung einer Anlage)
M Mittelwert
n Größe einer Stichprobe
N Gesamtanzahl der Grundgesamtheit
PLZ Postleitzahl
PV Photovoltaik
u.a unter anderem
z.B zum Beispiel
1. Einleitung
Schon 1896 vertrat der schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius unter Berufung auf den Treibhauseffekt die These, dass die durch Menschen verursachte Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre zu einer Erhöhung der Erdtemperatur führen könnte (Arrhenius, 1896). Dennoch gelangte das Thema erst 1992, also etwa 100 Jahre später, mit der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) auf die Tagesordnung der Weltpolitik.
Im Sinn der Protokolle der folgenden Klimaschutzkonferenzen hat sich Deutschland 2010 u.a. das Ziel gesetzt, bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 % gegenüber 1990 zu senken. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde dieses Minderungsziel 2020 zwar erreicht, 2021 mit einer Emissionsminderung von 38,65 % jedoch wieder verfehlt. Um die Ziele der Klimaneutralität bis 2045 und 65 % Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 zu erreichen, muss Deutschland sowohl die Windkraft als auch die Photovoltaik massiv ausbauen.
Neben ihrer Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel ist mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 jüngst besonders auch die mit Erneuerbaren Energien erreichbare höhere Unabhängigkeit von Energieimporten in den Mittelpunkt gerückt. So sprach Finanzminister Christian Lindner (FDP) in Bezug auf Erneuerbare Energien erstmals von „Freiheitsenergien“ (Bundesministerium der Finanzen, 2022).
Da die Flächen in Deutschland begrenzt sind, müssen neben Freiflächen vor allem Dach- und Fassadenflächen mit Photovoltaik (PV) bebaut werden. Bei Privathaushalten mit einer Photovoltaikanlage auf ihrem Dach führt dies meist dazu, dass sie Strom erstmalig nicht nur konsumieren, sondern als sogenannte „Prosumer“ auch selbst produzieren (Goerdeler, 2012). Die Arbeit soll u.a. beleuchten, wie diese neue Doppelrolle als Produzent und Konsument sich praktisch auf die Stromnutzung der betroffenen Haushalte auswirkt.
Kann ein Haus den erzeugten Strom nicht selbst nutzen, kann der Überschuss gegen eine vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme abhängigen, festgeschriebenen Vergütung ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Da diese Einspeisevergütung immer weiter abgesunken ist, wurde es zunehmend attraktiv, den erzeugten Photovoltaikstrom möglichst selbst zu verbrauchen und nicht einzuspeisen.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, wie Privathaushalte ihre eigene Photovoltaikanlage nutzen und wie sich dadurch der Alltag rund um ihre Stromnutzung verändert. Dabei wird besonders beleuchtet, wie sich der Anreiz zur Erhöhung des Eigenverbrauchs auf das Nutzungsverhalten im Alltag, darunter auch die Nutzung von Smart-Home-Systemen, sowie die Planung der Anlage auswirkt. Diese Daten zum Verhalten werden zudem zu den Daten der PV-Anlage (Kapazität, Erzeugungsdaten und Eigenverbrauch 2021) sowie großen, im Zusammenhang mit der Photovoltaikanlage angeschafften Verbrauchern und Batteriespeichern in Bezug gesetzt. Darüber hinaus wird untersucht, wie diese Faktoren die Zufriedenheit mit der Investition PV-Anlage beeinflussen und welche Faktoren die zufriedenstellende Nutzung behindern.
Nicht erfasst werden dagegen z.B. der Autarkiegrad oder weitere technischen Daten wie Modell, Art der PV-Technologie oder die Ausrichtung der Module.
Innerhalb dieser Zielsetzung stellen sich folgende Forschungsfragen:
- Welche Rolle spielen verschiedene Kauffaktoren bei der Kaufentscheidung pro PV-Anlage? Was macht die Prosumer eines bestimmten Kauffaktors aus?
- Welche Leistung haben die Anlagen? Welche Faktoren beeinflussen, wieviel Leistung installiert werden?
- Steigt mit der Anschaffung der PV-Anlage der Stromverbrauch der Haushalte? Welche Faktoren bedingen einen größeren Verbrauch?
- Welche Änderungen in der eigenen Stromnutzung beobachten die Prosumer?
- Welche Geräte schaffen sich die Prosumer an? Was beeinflusst, ob sie sich diese Geräte anschaffen?
- Was tun die Befragten, um ihren Eigenverbrauch zu erhöhen? Was korreliert in der Praxis mit einem höheren Eigenverbrauch?
- Sind sie zufrieden mit der PV-Anlage? Wer ist zufrieden? Wer nicht?
- Was behindert die optimale Anlagennutzung aus Sicht der Prosumer?
Diese Untersuchung des Nutzungsverhaltens von privaten Photovoltaikbesitzern mitsamt den Hintergründen ist besonders wichtig, weil mit dem massenhaften Rollenwechsel vom einfachen Stromkunden hin zum Prosumer große gesellschaftliche Veränderungen beginnen, die es zu verstehen gilt, damit sie angemessen gestaltet werden können.
Bei der Einordung der Untersuchungsergebnisse spielen insbesondere die Verhaltenstheorie und der von Alvin Toffler geprägte Prosumer-Begriff eine wesentliche Rolle.
Die Verhaltenstheorie ist ein Ansatz, um zu beschreiben, wie sich Inputs bzw. Reize, in diesem Fall z.B. die sinkende Einspeisevergütung auf das Verhalten eines Individuums bzw. die Outputs des von ihm verkörperten Systems auswirken.
Der in dieser Arbeit verwendete Prosumer-Begriff bezieht sich auf Haushalte, die eigenen Strom produzieren und diesen sowohl anderen zur Verfügung stellen, also ins öffentliche Stromnetz einspeisen, als auch selbst verbrauchen.
Aufbauend auf der Literaturrecherche folgt im zweiten Teil der Arbeit eine empirische Untersuchung. Dazu wurde ein überwiegend quantitativer Online-Fragebogen erstellt und mit Vertretern der Zielgruppe getestet. Im einmonatigen Studienzeitraum vom 10.03. bis zum 10.04.2022 haben 180 Teilnehmer die Umfrage erfolgreich abgeschlossen. Davon konnten 162 Antworten ausgewertet werden.
Im folgenden Hauptteil wird zunächst die Situation der Photovoltaik auf Privathäusern in Deutschland im Gesamtkontext der Energiewende beschrieben.
Neben der Verhaltenstheorie und dem Prosumer-Begriff werden mit der Verhaltensökonomik, dem Locus of Control, dem Prinzip Verantwortung und der Diffusionstheorie weitere Modelle aus der Literatur zur Erklärung des Nutzungsverhaltens privater Photovoltaikbesitzer vorgestellt.
Im Abschnitt „Methodik“ erläutere ich mein Vorgehen von der Erstellung eines überwiegend quantitativen Fragebogens über die Durchführung der Umfrage hin zur Auswertung der Antworten.
Es folgt die Auswertung der Antworten im Kapitel „Stromnutzung nach Anschaffung einer Photovoltaikanlage“ und eine Diskussion der Ergebnisse und ihrer Aussagekraft sowie ein abschließendes Fazit zur Beantwortung der Forschungsfragen.
2. Private Photovoltaik in Deutschland
In diesem Abschnitt gebe ich zunächst einen Überblick über die aktuelle Situation privater Photovoltaik. Im ersten Teilabschnitt beschreibe ich die technischen Grundlagen von Photovoltaikanlagen und ihr Zusammenspiel mit anderen Erneuerbaren Energien sowie die grundlegenden Entwicklungen auf dem Photovoltaikmarkt.
Im zweiten Teilabschnitt beschreibe ich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere ab 2012, die einen Einfluss auf die private Nutzung von Photovoltaik in Deutschland haben.
Im letzten Abschnitt beschreibe ich Soziologische und Sozialpolitische Sichtweisen auf die Photovoltaik, die ich im darauffolgenden Kapitel um relevante soziologische Konzepte ergänze. Abschließend fasse ich den aktuellen Forschungsstand zu den Forschungsfragen zusammen.
2.1 Technische & wirtschaftliche Grundlagen
Die Technologie der Photovoltaik ermöglicht es, Sonnenlicht direkt in elektrische Energie umzuwandeln. Bei diesem Prozess werden keine Emissionen verursacht, weshalb sich Experten weitgehend einig sind über die herausragende Rolle, die Strom aus Photovoltaik beim Wandel hin zur Klimaneutralität spielt. Getrennt davon sind Solarthermie und Solarkraftwerke zu betrachten, welche nicht Gegenstand dieser Arbeit sind.
Ein Hauptschwachpunkt der Photovoltaik ist ähnlich wie bei der Windkraft die starke Schwankung der Stromerzeugung durch die Abhängigkeit vom Wetter, in diesem Fall von der Sonneneinstrahlung. Dadurch sinkt die Stromerzeugung durch Photovoltaik insbesondere bei bewölktem Wetter, in der Nacht sowie im Winter.
Untersuchungen zeigen jedoch, dass Photovoltaik und Windkraft sich saisonal ergänzen können. Während die Stromerzeugung durch Photovoltaik im Winter abnimmt, steigt zugleich die durch Windkraft im Mittel an und im Sommer steigt die Erzeugung durch Photovoltaik, während die durch Windkraft sinkt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Source: International Energy Agency, Monthly Electricity Statistics, December 2021. Data for OECD Europe, updated to September 2021.
Abbildung 1 Windkraft und Solar ergänzen sich in der Stromerzeugung in Europa (Tsafos, 2022)
Nichtsdestotrotz bleibt die Angst vor sogenannten Dunkelflauten, in den weder Photovoltaik noch Windkraft den Elektrizitätsbedarf decken können. Daher gelten die Speicherung sowie die lokale und flexibel an die Stromerzeugung angepasste Stromnutzung als essenziell zum Erhalt der Versorgungssicherheit und zur Begrenzung von Belastungen der Stromnetze und die damit begründete Notwendigkeit ihres Ausbaus. Um den Bedarf nach Speicherung und Flexibilisierung zu minimieren, haben Forscher für Europa bei 100-prozentiger Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien einen optimalen Mix aus 55 % Windkraft und 45 % Solarenergie ermittelt. (Heide, von Bremen, Greiner, Speckmann, & Bofinger, 2010)
Insgesamt sanken die Preise für Photovoltaiksysteme inkl. Installation in Deutschland wie auch weltweit in den letzten Jahren deutlich:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Sinkende Preise für Photovoltaik-Aufdachsysteme in Deutschland von 2006 bis 2021 (Philipps & Warmuth, 2022, S. 45)
Grund dafür sind die immer weiter gesunkenen Preise für Photovoltaikmodule auf dem Weltmarkt in Folge von Ausweitung der Produktionskapazitäten und Effizienzsteigerungen. Allerdings stiegen die Preise in Folge von Lieferengpässen durch die Corona-Pandemie und höhere Nachfrage in Folge gestiegener Energiepreise in den letzten zwei Jahren wieder. Zudem besteht schon jetzt ein Handwerkermangel, der sich in Zukunft aller Voraussicht nach noch verstärken wird, sodass auch die Montagekosten weiter steigen. (Class, 2022)
Der Trendradar des Photovoltaik-Startups Zolar berichtet von einem Trend hin zu größeren Aufdachanlagen, seitdem im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 zum 1. Januar 2021 Anlagen bis 30 kWp und 30.000 Kilowattstunden Eigenverbrauch statt bisher 10 kWp von der EEG-Umlage befreit sind. So sei die durchschnittliche Anlage bis einschließlich August 2021 9,74 kWp gegenüber 9 kWp im Jahr 2020 groß gewesen (ener|gate Energie News, 2021).
2.2 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Die Energiewende als Begriff für die Transformation unseres Energiesystems von der nicht-nachhaltigen Nutzung fossiler Energieträger und der Kernenergie hin zum nachhaltigen Einsatz Erneuerbarer Energien wurde in Deutschland bereits in den 1980er Jahren eingeleitet. Lange Zeit wurde sie allerdings nur zögerlich vorangetrieben, da die damals hohen Kosten gefürchtet wurden. Mittlerweile ergaben Studien jedoch, dass eine gleichwertige erneuerbare Energieversorgung langfristig zu gleichen oder geringeren Kosten wie auf der Basis von konventionellen Energieträgern führen wird (Hohmeyer & Bohm, 2015, S. 91 f.).
Mangels ausreichender (weiterer) Standorte für Wasserkraft und Geothermie oder anderer ausgereifter und günstiger erneuerbarer Energieträger setzt die deutsche Energiewende überwiegend auf Wind- und Solarenergie (Holler & Gaukel, 2018). Letztere wird zum größten Teil durch Photovoltaik nutzbar gemacht.
Da der Windkraftausbau durch langwierige Genehmigungsverfahren in Folge gesellschaftlicher Spannungen und Bürokratie nur schleppend vorankommt und eine Beschleunigung Zeit braucht, will die Bundesregierung kurzfristig besonders stark den Ausbau der Photovoltaik vorantreiben (Fischer, 2022). Hierbei kommen insbesondere Dach- und Fassadenanlagen, gerade auch auf den Dächern von Ein- und Zweifamilienhäusern, eine große Bedeutung zu, da so keine weiteren Flächen versiegelt werden und somit auch die Widerstände in der Gesellschaft wesentlich geringer sind. Gleichzeitig kann der Strom zu großen Teilen lokal im gleichen Gebäude oder in der Nachbarschaft erzeugt und verbraucht werden. Dadurch sinkt bei guter Verteilung gegenüber größeren und zentraleren Freiflächenanlagen oder Windparks die Netzbelastung und das Erfordernis zum Ausbau der Stromnetze (Wirth, 2022, S. 73).
2.2.1 Die Photovoltaik und das Erneuerbare-Energien-Gesetz
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, soll die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien vorantreiben. Es wurde 2001 als Ersatz für das seit 1991 geltende Stromeinspeisungsgesetz eingeführt. Über die Jahre wurde und wird es als Reaktion auf politische, technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Dynamiken und den sich verschärfenden Klimawandel immer wieder angepasst. Daher lohnt es sich im Zweifel immer zu überprüfen, ob einzelne Regelungen des EEG noch in Kraft sind oder bereits überarbeitet wurden. Neben mit der Zeit angepassten Ausbauzielen verpflichtet das EEG unter anderem die Netzbetreiber vorrangig Anlagen mit Erneuerbaren Energien wie Windkraft- oder Solaranlagen anzuschließen und deren Energie abzunehmen und über die Netze weiterzugeben. Eine Vergütung über eine festgeschriebene Einspeisevergütung oder eine Marktprämie erfolgt allerdings nur für Anlagen, die ohne Förderung nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Für Anlagen unter 100 kW Leistung wird die Förderung in Form einer festen Einspeisevergütung gezahlt, abhängig von der Anlagenart, ihrer Leistung und weiteren Kriterien (Umweltbundesamt, 2021).
Teil des EEG ist auch eine unter der Bezeichnung „70%-Regel“ bekannte Einspeisebegrenzung. Mit dieser wird die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz auf 70 % der maximal möglichen Kapazität der PV-Anlage (angegeben in kWp) begrenzt. Unter PV-Besitzern ist die Sorge vor dadurch verschenktem Strom groß. Das Fraunhofer ISE hält die Einnahmeausfälle mit 2-5 % allerdings für gering, da die Leistung in der Praxis nur selten deutlich über 70 % der unter Idealbedingungen ermittelten Maximalleistung der Anlage steigt (Wirth, 2022, S. 30). Zudem kam die Verteilernetzstudie zu dem eindrucksvollen Ergebnis, dass durch die Berücksichtigung der Abregelung von lediglich 3 % der jährlichen Einspeisung der Netzausbau halbiert werden kann (Büchner, et al., 2014, S. 76).
2.2.2 Die Einspeisevergütung
Die Besitzer privater Photovoltaikanlagen unter 100 kWp Leistung können Teile ihres Stroms oder ihren gesamten Strom ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Dafür erhalten sie eine feste Einspeisevergütung, welche zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme für 20 Jahre festgeschrieben wird. Somit können die privaten Anlagenbetreiber mit sehr sicheren Einnahmen kalkulieren. Dieses Modell hat in Deutschland einen Photovoltaikmarkt etabliert und gilt als Vorbild für die Gesetzgebung in anderen Ländern. Da die Preise von Photovoltaikmodulen seit Jahren stetig abfallen, wurde festgelegt, dass die Einspeisevergütung monatlich sinkt (Degression).
Dabei liegt die Einspeisevergütung für kleinere Anlagen unter 10 kW über der für mittlere Anlagen bis 30 kW und großer Anlagen bis 100 kW Leistung. Auf Ein- bis Zweifamilienhäusern installierte Photovoltaikanlagen haben häufig eine Leistung unter 10 kW und fast immer unter 30 kW. Dies liegt neben der höheren Einspeisevergütung am Anreiz zur Erhöhung des Eigenverbrauchs und begrenzten Dachflächen. Nichtsdestotrotz gilt es als plausibel, dass ohne die rechtliche Unterscheidung zwischen PV-Anlagen unter und über 10 kWp, häufig auch größere Anlagen installiert werden würden (Kegel, Lenk, Ouanes, Wiesenthal, & Weiß, 2021, S. 13). Insgesamt betrachtet kann die Höhe der Einspeisevergütung einen großen Effekt auf den Photovoltaikzubau als Marker für die Attraktivität und Rentabilität in Deutschland haben. So brach der Zubau 2013 um 55 % von 7,6 Gigawattpeak im Jahr 2012 auf rund 3,3 Gigawattpeak ein. Dies lag nach Angaben des Bundesverband Solarwirtschaft vor allem daran, dass sich die Einspeisevergütung in 2 Jahren halbierte, während die Preise neuer PV-Anlagen nur um rund ein Viertel sanken (BSW- Solar, 2014).
2.2.3 Netzparität
Die Netzparität bezeichnet den Punkt, an dem die Gestehungskosten von selbst erzeugtem PV-Strom und die Strombezugskosten gleichauf liegen. Es können aber auch die Einspeisevergütung und die Strombezugskosten eines Haushalts gegenübergestellt werden. Dann spricht man von der „Promotion Parity“. (Ammon, 2016, S. 35) Auf diese Definitionsvariante bezieht sich auch diese Studie bei der Definition des untersuchten Installationszeitraumes. 2012 sank die Einspeisevergütung für neu installierte Anlagen unter den Strombezugspreis. Daher werden nur Anlagen, die ab 2012 installiert wurden, als Anlagen mit Anreiz zum Eigenverbrauch berücksichtigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Promotion Parity privater Photovoltaik in Deutschland im Jahr 2012 (Ammon, 2016, S. 36)
2.2.4 Eigenverbrauch & Autarkie
Durch die Differenz zwischen Einspeisevergütung und Haushaltsstrompreis wird es seit 2012 zunehmend attraktiv, möglichst viel des erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen. So liegen die Arbeitspreise für Privathaushalte im März 2022 bei deutlich über 30 Cent pro kWh, während die Einspeisevergütung für im März in Betrieb genommene Anlagen bei unter 7 Cent pro kWh liegt (Kümpel, 2022; Statistisches Bundesamt, 2021).
Der Begriff “Eigenverbrauch” bezeichnet den Anteil am erzeugten Strom, den der Prosumer selbst und direkt verbraucht, ohne ihn ins Netz einzuspeisen und ggf. später aus dem Netz zu beziehen. Der Eigenversorgungsgrad oder auch Autarkiegrad gibt dagegen an, welcher Anteil des Stromverbrauchs mit dem selbst erzeugten Strom gedeckt wird und gilt somit als Gradmesser für die Unabhängigkeit von der öffentlichen Stromversorgung. Eine 100-prozentige Autarkie gilt allerdings als nicht wirtschaftlich. So wird der Autarkiegrad eines typischen Einfamilienhaushalts mit einer 10-kWp-Photovoltaikanlage mit rund 35 % angegeben (Quaschning, 2015, S. 280). Forscher des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) haben als maximal erreichbaren Autarkiegrad 75 % berechnet, wenn Kraft-Wärme-Kopplung und Batterie zum Einsatz kommen (Gährs, Wieckowski, von Braunmühl, Wolfmaier, & Hirschl, 2015, S. 12). Wirtschaftlich möglich ist dagegen die von der vollständigen Autarkie zu unterscheidende „bilanzielle Autarkie“, bei der insgesamt mindestens so viel Strom erzeugt wie verbraucht wird (McKenna, Herbes, & Fichtner, 2015, S. 6 f.).
Mittlerweile ist der Eigenverbrauch des Stroms aus der eigenen PV-Anlage zunehmend nicht nur attraktiv, sondern zum wirtschaftlichen Betrieb der Anlage häufig notwendig geworden. Bei einer wirtschaftlich dimensionierten PV-Anlage und dem Jahresstromverbrauch eines gewöhnlichen Einfamilienhauses wird die Eigenverbrauchsquote ohne Batteriespeicher mit ca. 20 % angegeben (Madlener, et al., 2016).
Die Attraktivität des Eigenverbrauchs kann den Ausbau der Photovoltaik erheblich dynamisieren. So werden mit zunehmendem Eigenverbrauch die Kosten der Netze und Umlagen auf eine geringere Strommenge umgelegt, wodurch die öffentliche Versorgung sich verteuert und der Kostenvorteil des Eigenverbrauchs immer weiter steigt. (Quaschning, Weniger, & Tjaden, 2014)
Allerdings wird der Eigenverbrauchsanreiz durch die geringe Einspeisevergütung mittlerweile von den gleichen Forschern als Ausbaubremse für die Photovoltaik gesehen, da der Ausbau nicht am Dachflächenpotenzial, sondern an einer möglichst geringen Einspeisung orientiert würde (Bergner & Quaschning, 2019).
Um den Eigenverbrauch zu erhöhen, haben sich einige Maßnahmen vor und nach der Inbetriebnahme der PV-Anlage etabliert (Linnemann M. , 2021, S. 27 f.):
Die Begrenzung der Anlagengröße durch Orientierung am quantitativen Stromverbrauch verringert die erzeugte Strommenge als Nenner des Eigenverbrauchs, während der Stromverbrauch als Zähler konstant bleibt. Dadurch kann sich unter Umständen die Rendite verbessern. Allerdings ist zu beachten, dass mit zunehmender Anlagengröße der Preis pro installiertem Kilowatt Leistung deutlich sinkt und dieser Preisvorteil in jüngster Vergangenheit noch zugenommen hat (Rutschmann, 2022). Das liegt an den durch Personalmängel im Handwerk gestiegenen Installationskosten, welche bei kleineren Anlagen in Relation zum Modulpreis stärker ins Gewicht fallen.
Wird die Anlage nicht nach Süden, sondern (auch) in Ost-West-Richtung ausgerichtet, verringert sich zunächst die erzeugte Strommenge. Allerdings kann dadurch der Eigenverbrauch steigen, da die Stromerzeugung vermehrt in die häufig verbrauchsintensiveren Morgen- und Abendstunden fällt. Die in Folge der COVID19- Pandemie zunehmende Arbeit im Home-Office mit höherem Stromverbrauch zuhause während des Tages könnte dem jedoch entgegenstehen.
Mit der Anschaffung eines Stromspeichers kann der überschüssige Strom bei hoher Erzeugung für Zeiträume mit erhöhtem Stromverbrauch bzw. geringerer -erzeugung gespeichert werden. Dadurch kann bei einem typischen Einfamilienhaus der Eigenverbrauch auf bis zu 50 % gesteigert werden, in Abhängigkeit vom jeweiligen Verbrauchsverhalten. Mit sinkenden Kosten für Silizium-Akkus werden diese zunehmend attraktiver, wie sich an den steigenden Verkaufszahlen erkennen lässt (ener|gate Energie News, 2021). Weitere Erklärungen für diese Entwicklung sind die steigende Differenz zwischen Einspeisevergütung und Strompreisen, die Anhebung der Grenze zur Zahlung der EEG-Umlage auf 30 kWp in der EEG-Novelle 2021 sowie die erstmalige Förderung von Stromspeichern bei Neubau oder Sanierung über die KfW-Kredite 261 und 262 seit Juli 2021. (Roscher, 2022)
Ähnlich kann auch ein Elektroauto als „fahrender Batteriespeicher“ genutzt werden. Darüber hinaus erhöht es den Stromverbrauch (nicht aber den Energieverbrauch), wenn so die vormals durch fossile Energieträger angetriebene individuelle Mobilität elektrifiziert wird. Allerdings können bisher die wenigsten Elektroautos den Strom aus ihrer Batterie in den Haushalt zurückspeisen, sodass sie diesen selbst nutzen müssen. Es wird allerdings erwartet, dass dies zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des Eigenverbrauchs und zur Flexibilisierung der Stromnetze leisten wird. (Roeder, 2021)
Elektrische Wärmeerzeuger wie vor allem die Wärmepumpe können den PV-Strom zur Erzeugung von Wärme und Warmwasser nutzen und so den Eigenverbrauch erhöhen und eine fossile Heizung ersetzen. Wie auch beim Elektroauto spricht man dabei von der Sektorenkopplung (oder Sektorkopplung), bei der Strom-, Wärme und Gasnetze und der Mobilitätssektor miteinander verknüpft werden (Wietschel, 2019). Allerdings liegen die Zeiten hoher Stromerzeugung und hohem Wärmebedarf deutlich auseinander. Daher ist häufig auch die Verwendung als „Klimaanlage“ oder die Anschaffung einer Klimaanlage zur Kühlung bei hoher Sonneneinstrahlung und Temperaturen attraktiv. Da viele Haushalte in Deutschland bisher keine Klimaanlage nutzen, kann es dadurch allerdings zu einem Rebound-Effekt in Form von deutlichen Mehrverbräuchen kommen. Ähnliches gilt auch bei schon bestehenden Klimaanlagen. Der Rebound-Effekt als Begriff der Umweltpsychologie bezeichnet das Phänomen, dass Energieeinsparungen häufig zu Mehrverbräuchen an anderen Stellen führen, sodass ihr für die Umwelt positiver Effekt häufig begrenzt oder vollständig aufgehoben wird (Weiß, Gährs, Galvin, & Ray, 2021).
Günstiger und grüner PV-Strom könnte insgesamt dafür sorgen, dass zusätzliche Großverbraucher angeschafft werden oder der Strom sorgloser verbraucht wird und so Komfort und Eigenverbrauch für den Prosumer steigen, der positive Umwelteffekt aber begrenzt wird. Eine Studie ermittelte z.B. für Prosumerhaushalte mit Installation der PV-Anlage nach 2011 einen durchschnittlichen Mehrverbrauch von 18,4 % gegenüber Prosumer-Haushalten mit Installation der Anlage bis 2011 (Galvin, et al., 2022).
Zudem wird in einem Artikel des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung aus Interviews berichtet, in denen die befragten PV-Besitzer große Sorgen über die 70%- Regel äußerten und einer zum Beispiel einen elektrischen Brunnen angeschafft hat, der unabhängig von Überschusszeiten läuft. Dementsprechend äußern die Autoren die Sorge, dass diese Regelung dazu führt, dass Prosumer sich zulasten der Reduktion des Gesamtverbrauchs vermehrt darauf konzentrieren den Eigenverbrauch zu erhöhen. (Weiß, Gährs, Galvin, & Ray, 2021)
Wärmepumpen können zudem mit Wärmespeichern kombiniert werden, sodass die Wärme tagsüber bei Erzeugungsüberschüssen erzeugt und für die Nutzung in den kälteren und verbrauchsstärkeren Abendstunden genutzt werden. Langzeitspeicher wie z.B. Latentwärmespeicher oder Wasserstoff für die Nutzung von Sonnenstrom aus dem Sommer im Winter und zur Erhöhung von Autarkie und Eigenverbrauch befinden sich zurzeit noch in der Entwicklung bzw. sind bisher nicht wirtschaftlich (Thess, André, Wörner, & Zunft, 2015; Göckeler, 2018).
Neben der Anschaffung neuer Geräte können auch bestehende Geräte zur Erhöhung des Eigenverbrauchs genutzt werden. Dazu werden diese dann betrieben, wenn durch die Solaranlage mehr Strom erzeugt wird, als ohne diese Lastverschiebung verbraucht werden würde. Mögliche Potenziale sind u.a.:
Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner können gezielt dann laufen, wenn die PV-Anlage viel Strom erzeugt. Dazu kann der Prosumer die Geräte manuell starten und sich dabei auf seine eigene Wetterbeobachtung oder professionelle Vorhersagen verlassen. Alternativ können aber auch mit Zeitschaltuhren oder zunehmend appbasiert über Smart-Home-Systeme die Geräte so programmiert werden, dass sie zu einer bestimmten Tageszeit bzw. bei bestmöglichen Wetterbedingungen oder hoher Stromerzeugung laufen. Dadurch können diese tagsüber auch dann optimiert werden, wenn die Haushaltsmitglieder häufig nicht anwesend sind. Eine Intervalllänge von jeweils 3 bis 4 Stunden, in denen die Geräte zum Zeitpunkt mit dem höchsten Überschuss an eigenem PV-Strom laufen, scheint bei Waschmaschinen und Trocknern mit einer Laufzeit von 2 bzw. 1,5 Stunden auszureichen, um den Eigenverbrauch signifikant zu erhöhen. Längere Intervalle zeigen dagegen nach der Modellberechnung nur geringe Effekte. (Linnemann A.-L. , 2016)
Darüber hinaus können auch Haushaltstätigkeiten wie das Kochen, Putzen, Gartenarbeit oder Heimwerken in Zeiten mit Überschuss an eigenem PV-Strom gelegt werden. Allerdings sind diese Optimierungen in der Praxis häufig schwieriger, da sie in der Regel die Arbeit und Anwesenheit eines Haushaltsmitglieds erfordern und so zeitlich gerade im Hinblick auf die erzeugungsstarken Tageszeiten unflexibler sind.
2.2.5 Die Rolle von Smart Homes
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Typische Stromflüsse in einem Prosumer-Haushalt (DZ-4 GmbH)
Smarte Haushaltsgeräte nehmen ihrem Besitzer einige Steuerungsaufgaben ab bzw. erleichtern ihm diese, indem sie sich automatisch nach definierten Regeln in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern regulieren. In Bezug auf den Eigenverbrauch passen sie sich und ihren Verbrauch an den Überschuss an PV-Strom an. Dazu nutzen diese im Idealfall neben aktuellen Erzeugungs- und Verbrauchsdaten auch historische Daten und Wetterprognosen, insbesondere bezüglich der Sonneneinstrahlung, um Überschüsse zu antizipieren und zu nutzen. Zu diesen Geräten gehören beispielsweise die oben genannten Batteriespeicher, Waschmaschine, Spülmaschine, Trockner oder Elektroauto.
2.2.6 Netzdienlichkeit
Das öffentliche Stromnetz Deutschlands verbindet grob vereinfacht Stromerzeuger mit -abnehmern. Durch zeitliche Schwankungen und regionale Unterschiede zwischen Erzeugung und Verbrauch können die Netze erheblich belastet werden. So belastet eine hohe Stromerzeugung durch Windkraft bei geringer Stromerzeugung durch Photovoltaik die Stromnetze besonders stark, wenn im Norden sehr viel Windkraft- und im Süden sehr viel Photovoltaik installiert ist und gleichzeitig große Industrieanlagen im Süden besonders viel Strom benötigen. Werden solche Tendenzen vermieden, kann auch der Ausbaubedarf begrenzt werden.
Grundsätzlich sind PV-Aufdachanlagen sehr netzverträglich oder gar netzdienlich.
Insbesondere weil Prosumer in der Lage sind, über den Eigenverbrauch Einfluss auf die Höhe und den Zeitpunkt der Einspeisung zu nehmen, können sie die Netze entlasten und damit den Bedarf zum Ausbau der Stromnetze reduzieren. (Büchner, et al., 2014)
Das heißt, dass sie die Netze nicht stärker belasten, sondern zum Teil sogar entlasten können, weil die Erzeugung des Stroms mit ihnen deutlich näher an den Ort des Verbrauchs heranrückt. Dieser positive Effekt auf das Stromnetz steigt, wenn die PV- Anlagen gleichmäßig verteilt sind, weil so im Gegensatz zu großen, zentralen, konventionellen Kraftwerken oder Wind- und Solarparks keine großen Strommengen über weite Strecken verteilt werden müssen (Wirth, 2022, S. 27). Die bei vielen Prosumern zu findenden Solarstromspeichern, Wärmepumpen oder Elektroautos als dezentrale Speicher bzw. Wandler hin zu Wärme- und Bewegungsenergie reduzieren den Ausbaubedarf weiter. (Wirth, 2022, S. 73) Außerdem haben Lastflussberechnungen des Fraunhofer ISE bei netzdienlicher Betriebsstrategie für Batteriespeicher eine Reduktion der Einspeisespitzen um 20-40 % ergeben. Das steigert in ländlichen Räumen die Aufnahmekapazität der Netze um bis zu 66 %. (Hollinger, et al., 2013)
Werden Speichersysteme wie die Batteriespeicher von Prosumern den Netzbetreibern im Rahmen ihrer Mehrfachnutzung als Flexibilität zur Verfügung gestellt, sollen die Ausbaukosten der Verteilnetze um bis zu 60 % reduziert werden können (Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), 2017). Allerdings wird dafür die Schaffung finanzieller Anreize für das Anbieten von Flexibilität vorausgesetzt (Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), 2019).
Wie solche Anreize auf die (potenziellen) Prosumer wirken und welche weiteren Modelle ihr Verhalten und ihre gesellschaftliche Rolle erklären, legt der folgende Abschnitt dar.
3. Soziologische Konzepte zu Verhalten & Rolle der Prosumer
3.1 Verhaltenstheorie
Die Verhaltenstheorie stellt ein Konzept dar, um das Verhalten von Individuen zu erklären. Es wird auch Behaviorismus genannt und stellt in starker Vereinfachung eine Beziehung zwischen den auf das Individuum wirkenden Reizen als Input und seinem Verhalten als Output her. Dabei wird die psychologische Introspektion bzw. Einfühlung, also die Betrachtung der inneren Vorgänge zwischen Reiz und Reaktion, ausdrücklich abgelehnt. (Reimann, Giesen, Goetze, & Schmid, 1995, S. 104 f.) Verhalten versteht die Theorie „als sichtbare und/oder mentale Aktivitäten, die durch lernen zustande kommen“. Voraussetzung in Behavioristischen Lerntheorien ist, dass der Lernprozess und damit das Verhalten durch Reize hervorgerufen wird (S. 114). in der Photovoltaik gibt es Beispiele für solche lerntheoretische ReizReaktionsschemata, besonders mit ökonomischen Reizen. Die in Relation zu den sinkenden PV-Preisen doppelt so starke Degression der Einspeisevergütung (Reiz) führte 2013 zum Beispiel zum Einbruch des Photovoltaikausbaus (Reaktion). Andersherum führen z.B. die steigenden Energiepreise aktuell zu einer stärkeren Nachfrage. Auf individueller Prosumer-Ebene können Apps mit einer gelungenen Darstellung von Eigenverbrauch und Kostenersparnis die Prosumer dazu anregen, den Kostenvorteil von selbst erzeugtem PV-Strom mit Verschiebung großer Verbräuche in Überschusszeiten zu realisieren.
3.2 Verhaltensökonomik
Die Erwartungsnutzentheorie und die Modellannahme des Homo oeconomicus gehen davon aus, dass der Mensch immer rein rational versucht seinen eigenen Nutzen zu maximieren. Die Verhaltensökonomik (englisch behavioral economics) stellt diese Theorien in Frage und untersucht das menschliche Verhalten in allen wirtschaftlichen Situationen, einschließlich derer, die nicht mit beiden Theorien in Einklang gebracht werden können. Zu diesem Zweck vereint sie wirtschaftswissenschaftliche mit psychologischen Methoden. (Kersting & Obst, 2016)
Die Verhaltensökonomik stellt dabei drei zentrale Annahmen dieses Menschenbilds in Frage:
- Unbegrenzte Rationalität: Der Mensch handelt durchweg rational zu seinem Vorteil.
- Unbegrenzte Willenskraft: Die Nutzenoptimierung wird nicht durch Emotionen oder mangelnde Selbstkontrolle behindert.
- Unbegrenztes Eigennutzenstreben: Der persönliche Nutzen steht über allem, auch über dem Wohlergehen Anderer oder einer Präferenz für Fairness oder Bestrafung unfairen Verhaltens. (Beck, 2014)
Der Verhaltensökonom Rabin sieht drei wesentliche Abweichungen von den drei Variablen der mathematischen Funktion der Erwartungsnutzentheorie:
- Abweichende Präferenzen betreffen die Elemente der Nutzenfunktion. So können soziale Präferenzen wie Altruismus oder Reziprozität oder Zeitpräferenzen wie die höhere Gewichtung der Gegenwart gegenüber der Zukunft ebenfalls Teil der Nutzenfunktion sein. Altruismus könnte dazu führen, dass Menschen sich zum Wohle der Allgemeinheit eine PV-Anlage kaufen, während die höhere Gewichtung für kurzfristiges Handeln und gegen eine PV- Anlage als langfristiges Investment spricht.
- Abweichende Überzeugungen betreffen den Vorgang der Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten im Entscheidungsprozess. Dazu gehört z.B. die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten oder Trugschlüsse von einer kleinen Stichprobe auf die Grundgesamtheit.
- Abweichende Entscheidungsfindungen betreffen die Entscheidungsmaxime, als deren Standard die Maximierung gilt. Beispielsweise wird die Entscheidung durch Framing beeinflusst, sodass sich Menschen wahrscheinlich eher eine PV- Anlage kaufen, wenn die eingesparten Stromkosten gegenüber den Investitionskosten stärker betont werden. Heuristiken wie die Verfügbarkeitsheuristik sorgen aktuell z.B. dafür, dass (Rabin, 2002) durch die wahrnehmbar stark steigenden Strompreise die Kostenabsicherung durch PV- Anlagen präsenter ist, wodurch die Nachfrage steigt.
Die 1979 von den Psychologen Daniel Kahnemann und Amos Tversky präsentierte Prospect Theory, im Deutschen u.a. Neue Erwartungstheorie genannt, stellt als Teil der Verhaltensökonomik ebenfalls das rationale Nutzenstreben der Erwartungsnutzentheorie und des Homo oeconomicus in Frage. Sie beruht auf der experimentellen Beobachtung, dass Menschen bei positiven Ergebnissen sichere 17 Zahlungen gegenüber höheren, aber unsicheren Gewinnen bevorzugen, sich also risikoavers verhalten (lieber 80 Euro sicher statt 100 Euro mit 82-prozentiger Wahrscheinlichkeit). Gleichzeitig gehen sie bei negativen Ergebnissen aber lieber Risiken ein, sodass sie z.B. lieber mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit 100 Euro als mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit 50 Euro verlieren. (Kahnemann, 2012, S. 336 ff.)
Mit dieser Präferenz sicherer Gewinne kann die Neue Erwartungstheorie u.a. erklären, warum die festgeschriebene, sichere Einspeisevergütung von den allermeisten privaten Prosumern gegenüber dem Verkauf des überschüssigen Stroms zu kurzfristigen marktbasierten Spotpreisen bevorzugt wird. Zudem ist die Anschaffung einer Photovoltaikanlage für die meisten eine bedeutende Investition mit langfristigen Folgen, für deren Kalkulation sie mehr Sicherheiten brauchen als bei kleineren Anschaffungen, deren Auswirkungen zeitlich begrenzter sind (Zeitpräferenz).
3.3 Kontrollüberzeugung (Locus of Control)
Der Begriff der Kontrollüberzeugung stammt aus dem Behaviorismus, also der Verhaltenstheorie, und bezeichnet den Grad der Überzeugung eines Menschen, dass er Ereignisse durch das eigene Verhalten beeinflussen kann, also die Kontrolle hat. Er ist damit auch eng mit dem eigenen Selbstbild verknüpft, bei dem die amerikanische Psychologin Carol Dweck zwischen einem Wachstumsselbstbild und einem statischen Selbstbild unterscheidet. (2007) Demnach müssten Prosumer eine höhere Kontrollüberzeugung haben, da sie mit dem Besitz eines eigenen Hauses und der Produktion von Solarstrom Erfahrungen der Selbstwirksamkeit gemacht haben, die „passiven“ Stromverbrauchern weniger zuteilwerden. Dieser Selbstwirksamkeit wird in der Umweltpsychologie insgesamt eine hohe Bedeutung zugeschrieben, da sie umweltfreundliches Verhalten begünstigen soll, insbesondere wenn diese Erfahrung im Kollektiv gemacht wird (Karen, Baumann, & Löschinger, 2016, S. 33). Dementsprechend könnte die merkbare Senkung der eigenen Emissionen durch die Anschaffung einer PV-Anlage als Selbstwirksamkeitserfahrung dafür sorgen, dass PV- Besitzer auch in anderen Bereichen wie Mobilität, Konsum, Ernährung oder Wärme ihre Emissionen reduzieren. Die Schaffung einer kollektiven Erfahrung über den eigenen Haushalt hinaus durch Wettbewerbe mit anderen PV-Besitzern, womöglich aus der Nachbarschaft, den Austausch in Online-Foren, Nachbarschaftsstrom, Bürgerenergieprojekte oder weitere Ansätze kann daher einen Beitrag zu weiteren Emissionsreduktionen leisten.
3.4 Das Prinzip Verantwortung
Das Prinzip Verantwortung ist ein Buch von Hans Jonas aus dem Jahr 1979, das als sein Hauptwerk gilt. Im Widerspruch zum Buch Das Prinzip Hoffnung von Ernst Bloch entfaltet der Philosoph in dem Werk eine „Ethik für die technologische Zivilisation“. Diese bedingt die Vermeidung nicht abschätzbarer Risiken zum Zwecke des Erhalts der Menschheit. Außerdem erkennt sie die Eigenrechte der gesamten Natur an und weist dem Menschen mit seinen großen Handlungsmöglichkeiten dafür die Verantwortung zu. Diese Verantwortung aller für den Erhalt der Menschheit wird in einem Leitspruch besonders deutlich: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ (Jonas, 2020, S. 38) Damit steht das Prinzip Verantwortung, wie die Verhaltensökonomik und die Neue Erwartungstheorie, in starkem Widerspruch zum unbedingten Eigennutzenstreben des Homo Oeconomicus und der Erwartungsnutzentheorie. Wie aktuell dieses Buch ist, wird auch dadurch deutlich, dass der neue Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck für die aktuelle Ausgabe 2020 ein Nachwort verfasst hat. In Bezug auf Prosumer ist das Prinzip Verantwortung relevant, da es ein Motiv darstellen könnte, warum diese nicht nur Verantwortung für ihre eigene Stromversorgung, sondern auch für die Minimierung der negativen Umweltauswirkungen ihrer Energieversorgung und die gemeinschaftliche Herausforderung der Begrenzung des Klimawandels übernehmen.
3.5 Diffusionstheorie
Die Diffusionstheorie beschreibt, wie sich Innovationen, also als neu wahrgenommene Produkte oder Dienstleistungen, aber auch Stile oder Ideen in einer sozialen Gruppe ausbreiten. Breitet sich eine solche Innovation in der gesamten Gruppe oder Bevölkerung aus, gilt sie als erfolgreich. Entscheidendes Unterscheidungsmerkmal ist aber auch die Geschwindigkeit einer Innovation. (Solomon, 2016, S. 482 f.)
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- Leon Schütz (Autor), 2022, Stromnutzung von Privathaushalten mit Photovoltaikanlage, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1282137
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