In der vorliegenden Bachelorarbeit wird die Beeinflussung der politischen Willensbildung durch das Agieren von politischen Parteien auf Social Media, speziell Instagram, untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem individualpsychologischen Erklärungsansatz. Dieser beschreibt, aus welchen Gründen sich der*die Wähler*in für eine Partei entscheidet. Basierend auf den Ergebnissen konnte der digitale Wahlkampf der politischen Parteien für die Bundestagswahl 2021 ausgewertet werden. Auch generelle, durch Social Media hervorgerufene Effekte, die die politische Willensbildung lenken, werden genauer beleuchtet.
Die Untersuchung der Forschungsfrage „Beeinflussung der politischen Willensbildung bei der Bundestagswahl 2021 durch Social Media am Beispiel der Selbstdarstellung von politischen Parteien auf Instagram“ ergab, dass alle im deutschen Bundestag vertretenen Parteien auf Instagram aktiv sind und hier auch Wahlkampf führten. Unentschlossene Wähler*innen wurden auf der sozialen Plattform durch die Darstellung von Kandidaten*innen, Wahlkampfthemen und möglichen Koalitionen beeinflusst.
Auch befinden sich kontinuierlich willensbildungsbeeinflussende Effekte auf Social Media. So verhindert z.B. der Instagram Algorithmus eine transparente Analyse der Plattform und erschafft u.a. Filterblasen und Echokammern. Der*die Nutzer*in ist nur noch von Menschen mit gleichen Einstellungen umgeben und bewertet diese dann als Mehrheitsansichten. Weitergehend bedroht u.a. auch Microtargeting den freien Willensbildungsprozess durch das gezielte Schalten von personalisierter Werbung.
Es ist davon auszugehen, dass Instagram Nutzer*innen - bei der Wahlentscheidung für den zwanzigsten deutschen Bundestag – durch die soziale Plattform beeinflusst worden sind.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkiirzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Themendarstellung
1.2 Relevanz des Themas und personliche Motivation
1.3 Problemstellung und thematische Abgrenzung
1.4 Zielsetzung
1.5 Methodische Vorgehensweise und Aufbau
2 Politische Parameter
2.1 Definition Demokratie
2.2 Politische Willensbildung
2.3 Politische Parteien
2.4 Parteien im deutschen Bundestag
2.4.1 Alternative fur Deutschland
2.4.2 Christlich Demokratische Union Deutschlands
2.4.3 Christlich-Soziale Union
2.4.4 Freie Demokratische Partei
2.4.5 Bundnis 90/DIE GRUNEN
2.4.6 DIE LINKE
2.4.7 Sozialdemokratische Partei Deutschlands
3 Der Bundestagswahlkampf 2021
3.1 DerWahlkampf
3.2 Der digitale Wahlkampf
3.4.1 Die Bundestagswahlkampfphasen 2021
3.4.2 Das Bundestagswahlergebnis 2021
4 Social Media
4.1 Definition
4.2 Informationsbeschaffung uber Social Media
4.3 Instagram
4.3.1 Allgemeine Beschreibung
4.3.2 Nutzer*innen der Plattform Instagram
4.3.3 Instagram als wichtigste Plattform fur politische Kommunikation
4.3.4 Politische Parteien auf Instagram
5 Erklarungsansatze in der Wahlforschung
5.1 Erklarungsansatze
5.1.1 Der soziologische Ansatz
5.1.1.1 Der mikrosoziologische Ansatz
5.1.1.2 Der makrosoziologische Ansatz
5.1.2 Das Modell des rationalen Wahlverhaltens
5.1.3 Das Modell des sozialen Milieus
5.1.4 Der individualpsychologischer Erklarungsansatz
5.2 Das Ann-Abor-Modell
5.2.1 Grafische Darstellung des Ann-Arbor-Modells
5.2.2 Erlauterung der dargestellten Faktoren im Ann-Abor-Modell
5.2.2.1 Langfristige Faktoren
5.2.2.2 Kurzfristige Faktoren
6 Analyse von Kurzfristfaktoren auf der sozialen Plattform Instagram
6.1 Bewertung der Kanzlerkandidaten*innen
6.1.1 Personalisierungsthese
6.1.2 Kanzlerkandidaten*innen
6.1.2.1 Annalena Baerbock
6.1.2.2 Armin Laschet
6.1.2.3 Olaf Scholz
6.1.3 Die Kanzlerkandidaten*innen auf den Instagram-Profilen ihrerjeweiligen Partei
6.2 Bewertung der politischen Themen
6.2.1 Agenda-Setting
6.2.2 Themenrelevanz
6.3 Bewertung dermoglichen Koalitionsmodelle
7 Allgemeine Einflussfaktoren von Social Media auf die politische Willensbildung
7.1 Unvorteilhafte Einflussfaktoren
7.1.1 Der Instagram-Algorithmus
7.1.2 Die Filterblase
7.1.2.1 Der Confirmation Bias
7.1.3 Echokammern
7.1.4 Microtargeting
7.1.4.1 Microtargeting im Bundestagswahlkampf 2021
7.1.4.2 Mere-Exposure-Effekt und Microtargeting
7.1.5 Framing
7.1.6 Negative Compaigning
7.1.6.1 Negativitatsbias
7.1.7 Social Bots
7.1.8 Fake News
7.2 Vorteilhafte Einflussfaktoren
7.2.1 Die Mobilisierung junger Wahler*innen
7.2.2 Informations- und Meinungsvielfalt
7.2.3 Chancen des Microtargeting
7.3 Gesamtheitliche Betrachtung des Einflusses von Social Media auf die politische Willensbildung
8 Fazit
8.1 Kritische Wurdigung der Arbeit
8.2 Wesentliche Erkenntnisse
8.3 Ausblick
Anhangsverzeichnis
Abstract
Die Untersuchung der Forschungsfrage „Beeinflussung der politischen Willensbildung bei der Bundestagswahl 2021 durch Social Media am Beispiel der Selbstdarstellung von politischen Parteien auf Instagram" ergab, dass alle im deutschen Bundestag vertretenen Parteien auf Instagram aktiv sind und hier auch Wahlkampf fuhrten. Unentschlossene Wahler*innen wurden auf der sozialen Plattform durch die Darstellung von Kandidaten*innen, Wahlkampfthemen und moglichen Koalitionen beeinflusst.
Auch befinden sich kontinuierlich willensbildungsbeeinflussende Effekte auf Social Media. So verhindert z.B. der Instagram Algorithmus eine transparente Analyse der Plattform und erschafft u.a. Filterblasen und Echokammern. Der*die Nutzer*in ist nur noch von Menschen mit gleichen Einstellungen umgeben und bewertet diese dann als Mehrheitsansichten. Weitergehend bedroht u.a. auch Microtargeting den freien Willensbildungsprozess durch das gezielte Schalten von personalisierter Werbung.
Es ist davon auszugehen, dass Instagram Nutzer*innen - bei der Wahlentscheidung fur den zwanzigsten deutschen Bundestag - durch die soziale Plattform beeinflusst worden sind.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
Abbildung 2: Bundestagswahlen 2017 und 2021 im direkten Vergleich
Abbildung 3: Follower*innen auf Instagram am 30.04.2021
Abbildung 4: Follower*innen auf Instagram am 15.03.2022
Abbildung 5: Haufigkeit der veroffentlichten Beitrage auf Instagram
Abbildung 6: Das Ann-Abor-Modell
Abbildung 7: Bewertung von Politiker*innen nach Sympathie und Leistung .
Abbildung 8: Karikatur A. Baerbock
Abbildung 9: Karikatur A. Laschet
Abbildung 10: Relevante Themen der Bundestagswahl 2021
Abbildung 11: Bewertung von Koalitionsmodellen
Abbildung 12: Instagram-Post der CSU
Abbildung 13: Instagram-Post der CDU
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Alter der Instagram Nutzer*innen
Tabelle 2: Haufigkeit der Postings uber die Kanzlerkandidaten*innen auf den Profilen der Parteien
Tabelle 3: Auswertung der themenbasierten Postings
Tabelle 4: Ausgaben digitaler Wahlkampf/ Microtargeting im Verhaltnis zum Gesamtbudget
Tabelle 5: Vergleich der erreichten Zielgruppen durch Microtargeting
Aus urheberrechtlichen Grunden wurden Abbildungen aus dieser Arbeit entfernt
Abkiirzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
In der vorliegenden Bachelorarbeit wird die Beeinflussung der politischen Willensbildung durch das Agieren von politischen Parteien auf Social Media, speziell Instagram, untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem individualpsychologischen Erklarungsansatz. Dieser beschreibt aus welchen Grunden sich der*die Wahler*in fur eine Partei entscheidet. Basierend auf den Ergebnissen konnte der digitale Wahlkampf der politischen Parteien fur die Bundestagswahl 2021 ausgewertet werden. Auch generelle, durch Social Media hervorgerufene Effekte, die die politische Willensbildung lenken, werden genauer beleuchtet.
1.1 Themendarstellung
Knapp 90 Prozent der Deutschen sind aktive lnternetnutzer*innen. In der Gruppe der 14- bis 29-Jahrigen sind es 100 Prozent. Mindestens die Halfte aller User*innen surfen auch in den sozialen Medien auf Plattformen wie Instagram, Facebook Oder Twitter (vgl. Lamberty 2020). 15 Millionen Deutsche nutzen den Social-Media-Kanal Instagram. Hier stoBt man vor allem auf potenzielle Erstwahler*innen (vgl. Bayern SPD 2019).
Die oben genannten Zahlen verdeutlichen, welch immense Reichweite soziale Medien erzielen konnen.
Fraglich ist, wie sehr die politische Willensbildung durch soziale Plattformen beeinflusst werden kann. Werden politische Ansichten Oder Einstellungen erweitert, bestatigt Oder verworfen? Kann Social Media unsere Wahlentscheidung lenken?
In einem demokratischen System sollen sich Menschen eine eigene politische Meinung in einem moglichst facettenreichen Willensbildungsprozess bilden. Daher ist es von Relevanz, moglichst vielen Perspektiven Berucksichtigung zu bieten. Diese Aufgabe wurde bisher durch die klassischen Medien abgedeckt. Der Anbruch des digitalen Zeitalters fuhrte jedoch zu einer immer starkeren Vermischung von offentlicher und privater Kommunikation. Jeder Burger kann seine personliche Meinung offentlich auBern und sich direkt an Diskussionen beteiligen. Die einstige „one-to-many-Kommunikation“ der klassischen Medien ist somit zu einer „many-to-many-Debatte“ geworden (vgl. Breyer et al. 2020).
Die jungste Wahlentscheidung stellte die Wahl des neuen Bundesparlamentes im September 2021 dar.
1.2 Relevanz des Themas und personliche Motivation
Politische Entscheidungen betreffen jeden und bestimmen unser aller Leben.
Demzufolge wird in demokratischen Wahlen daruber entschieden, welche Politiker*innen welchen politischen Regierungsauftrag erhalten sollen. Damit verbunden ist die Umsetzung der in den Wahlprogrammen angekundigten Ziele.
Die alle vier Jahre stattfindende Bundestagswahl ist innerstaatlich die Bedeutendste. Sie entscheidet unmittelbar uber die Sitzverteilung einzelner Parteien im Bundestag.
Infolgedessen ist es bedeutend zu ermitteln, durch welche Faktoren Oder Einflusse die Wahlentscheidung fur eine bestimmte Partei herbeigefuhrt wird. In der heutigen Zeit, in der vor allem junge Menschen viel Zeit auf Social Media verbringen und auch politisches Geschehen - spatestens nach dem digitalen Wahlkampf von Donald Trump - auf sozialen Plattformen nicht mehr wegzudenken ist, stellt sich die zentrale Frage, inwiefern der Wahlkampf und damit das Ergebnis der Bundestagswahl durch die Nutzung von Social Media beeinflusst wird.
Ich bin politisch sehr interessiert und habe den digitalen Bundestagswahlkampf 2021 auf Social Media mit groBem Interesse verfolgt. Im Zuge dessen habe ich mit verschiedenen Parteien durch Kommentare, Gefallt-mir-Angaben, respektive Likes, Oder Nachrichten interagiert. In meinem personlichen Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich meine Generation (Generation Z) vor allem durch Social Media uber politische Themen informiert und austauscht.
Als am 26.09.2021 das Bundestagswahlergebnis verkundet wurde, stellte ich mir die Frage, welche Grunde fur die personliche Wahlentscheidung des Einzelnen maBgeblich waren.
Da der digitale Wahlkampf durch die Corona-19-Pandemie immer bedeutender geworden ist, richtete ich die Fragestellung meiner Bachelorarbeit dahingehend aus, zu untersuchen, inwiefern das Wahlergebnis durch Social Media beeinflusst wurde. Die Frage, ob ich selbst einem etwaigen Einfluss von Social Media bei meiner Wahlentscheidung erlegen bin, motivierte mich besonders.
1.3 Problemstellung und thematische Abgrenzung
Die Bachelorarbeit soil eine Antwort auf die Forschungsfrage geben, ob und in welchem Ausmafi die Bundestagswahl 2021 durch politische Willensbildung auf Social Media bzw. Instagram beeinflusst wurde.
Die Forschungsfrage bewegt sich im Fachgebiet der politischen Psychologie.
Motive des politischen Handelns scheinen zunachst sowohl bei Berufspolitiker*innen als auch bei Burger*innen auf einer rationalen Grundlage zu beruhen. Da jedoch die gleichen Informationen zu unterschiedlichen Wahlentscheidungen fuhren, lasst sich diese Divergenz nicht auf eine rationale Ebene zuruckfuhren. Das politische Verhalten des Einzelnen bedarf somit einer psychologischen Untersuchung (vgl. Steck 1980 :9).
Politische Psychologie beschaftigt sich mit der personalen Seite von politischen Prozessen (vgl. Bayer-Katte zitiert nach Steck 1980: 17). Demnach behandelt dieser Fachbereich alle Themenfelder, in denen politische Ereignisse durch den individuellen Charakter des Individuums, die personliche Dynamik Oder durch interpersonale Kommunikation beeinflusst werden (vgl. Steck 1980: 17).
1.4 Zielsetzung
Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, herauszufinden, ob soziale Medien einen Einfluss auf unsere politische Willensbildung haben und es somit auch zu einer Beeinflussung des Wahlergebnisses der Bundestagswahl 2021 - durch Instagram- gekommen ist. Sollte die These der Beeinflussung der Wahlentscheidung durch Instagram bestatigt werden konnen, soil in der vorliegenden Bachelorarbeit auch untersucht werden, welche Bedeutung dem zu untersuchenden Einfluss zugeschrieben werden kann.
1.5 Methodische Vorgehensweise und Aufbau
Die Forschungsfrage soil mithilfe von bereits zur Verfugung stehender Literatur (Sekundarliteratur) beantwortet werden. Es handelt sich also vorliegend um eine literarische Arbeit. Als Literatur fur grundlegende Darstellungen dieser Arbeit wurden vorrangig Fachbucher und Fachzeitschriften ausgewahlt. In der vorliegenden Bachelorarbeit wurden an dieser Stelle auch Darstellungen im Internet als Informationsquelle herangezogen. Da es sich bei der untersuchten Thematik um einen neuen Themenbereich handelt, der so konkret noch keine Forschung erfahren hat, musste fur weitergehende Ausfuhrungen dieser Arbeit primar das Internet genutzt werden. Als essenziellste Internetseite stellte sich die soziale Plattform Instagram dar. Nur durch das Forschen auf dieser sozialen Plattform konnte eine Beantwortung der Forschungsfrage teilweise ermoglicht werden.
Bei der konkreten Auswahl der angefuhrten Quellen wurde besonders auf die formalen Kriterien bezuglich des*der Verfassers*in und der Aktualitat Wert gelegt. Vorrangig werden Autoren*innen angefuhrt, die beruflich im Feld der Soziologie/Psychologie Oder Medienwissenschaft tatig sind. Vor allem bei der konkreten Auswertung auf Instagram wurde Wert auf aktuelle Quellen gelegt, da die digitale Welt als schnelllebig bezeichnet werden kann. Eine kritische Auseinandersetzung mit der verwendeten Sekundarliteratur erfolgte durch eine Bewertung der Inhalte, des Literaturverzeichnisses und der Frage, an welche Zielgruppe sich das Werk richtet.
In den verschiedenen Literaturbeitragen wird die Forschungsfrage durch Nennung der verschiedenen Faktoren, die sich auf die Willensbildung des Einzelnen auswirken, beantwortet. Anhand dieser Auswertung konnte eine Analyse des Verhaltens der Parteien auf Instagram durchgefiihrt und mogliche, verhaltenstechnische Auswirkungen dieser dargestellt werden. Zudem ermoglichte die Literatur, konkrete Einflussfaktoren, also Faktoren, die den politischen Willen beeinflussen konnen, darzustellen.
Folgend wird in diesem Kapitel der Aufbau der Bachelorarbeit skizziert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (Eigene Darstellung)
Im Kapitel 1 erfolgt ein ganzheitlicher Uberblick, der ein gedankliches Mitverfolgen des Lesers*in ermoglichen soil.
Die Kapitel 2 bis 4 vermitteln Grundlagen zur vorliegenden Problematik. So werden relevante politische Parameter vorgestellt. Auf dieser Basis wird in Kapitel 3 die Bundestagswahl 2021 naher betrachtet. Kapitel 4 schafft ein Verstandnis fur Social Media und die soziale Plattform Instagram.
Nach dem Abschluss dieser Kapitel beginnt die konkrete Untersuchung der Forschungsfrage. Zunachst stellt Kapitel 5 vor, welche Erklarungsansatze es fur das Wahlverhalten gibt. Hier wird der individualpsychologische Erklarungsansatz genauer beleuchtet. Dieser fuhrt den Wahler*in zu sog. Kurzfristfaktoren. Diese konnten auf Instagram als Einflussfaktoren gewirkt haben. Dementsprechend werden diese im nachsten Kapitel - Kapitel 6 - naher untersucht. Da auf Social Media jedoch auch generelle Einflusse vorherrschen, die Wahler*innen in ihrer politischen Willensbildung beeinflusst haben konnten, werden diese im Kapitel 7 bearbeitet. In Kapitel 8 erfolgt das Fazit und ein Ausblick. Dort werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und reflektiert.
2 Politische Parameter
Im folgenden Kapitel wird an die politische Dimension der Thesis herangefuhrt.
Es wird erlautert, was allgemein unter einer Demokratie verstanden wird und wie sich die politische Willensbildung der Burger*innen artikuliert. AnschlieBend werden die sechs im aktuellen Bundestag vertretenen Parteien der Bundesrepublik Deutschland aufgefuhrt und deren Entstehungsgeschichte sowie Programmatik naher beleuchtet. Auch zentrale Wahlkampfthemen werden benannt.
“Politik ist organisierter Machtkampf. Am Wahltag entscheiden die Wahlerinnen und Wahler in demokratischen Verfassungsstaaten uber die zukunftige Machtverteilung” (Korte 2021).
2.1 Definition Demokratie
Das Wort Demokratie kommt aus dem Griechischen (demokratia) und bedeutet Volksherrschaft. Demokratia leitet sich aus demos - griechisch Volk - und krateTn - griechisch herrschen - ab (vgl. DWDS o. D.).
Nach Artikel 20 des Grundgesetzes ist die Bundesrepublik Deutschland ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. In dieser Staatsform ubt das Volk die Herrschaftsgewalt aus. Demokratie im weiten Sinne bedeutet die Achtung der Menschenrechte (Art. 1 GG), Gewaltenteilung (Art. 20 GG), Verantwortlichkeit der Regierung, Unabhangigkeit der Gerichte (Art. 97 GG), GesetzmaBigkeit der Verwaltung (Art 20 GG), ein Mehrparteiensystem (Art. 21 GG) sowie allgemeine, freie, gleiche, geheime und unmittelbare Wahlen (Art. 38 GG). In Deutschland herrscht das Volk durch gewahlte Volksvertreter (representative Demokratie). Diese Vertreter bilden den Bundestag (vgl. Deutscher Bundestag o. D.).
Als Erganzung zur reprasentativen wird die sogenannte E-Demokratie (electronic democracy) verstanden. Diese soil die Demokratie eines Landes durch mehr Legitimation, Partizipation und Transparenz starken (vgl. Demokratiezentrum Wien o. D.)
Konkludierend ist unter einer E-Demokratie die „Umsetzung bzw. Unterstutzung demokratischer Prozesse mittels digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien" (Maier-Rabler et al. 2012: 20) zu verstehen.
2.2 Politische Willensbildung
„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeubt" (Art. 20 Abs. 2 GG).
Das deutsche Volk hat somit das Recht, in demokratischen Wahlen uber die Staatsgewalt zu bestimmen und besitzt somit einen unmittelbaren Einfluss auf die Machtverteilung der deutschen Parteien (vgl. Bundeszentrale fur politische Bildung 2021: 3).
Hier wird die tragende Rolle der politischen Willensbildung der Burger*innen in der Bundesrepublik Deutschland deutlich. Dass die Parteien an diesem Willensbildungsprozess teilhaben, macht Art. 21 Abs.1 S. 1 GG deutlich: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Den deutschen Parteien kommt demnach eine entscheidende Position zu, dennoch bestimmen sie den Willensbildungsprozess nicht alleine. Ein zentraler Einfluss kann medial vermittelten Informationen zugeschrieben werden. Besonders massenmedial verbreitete Inhalte spielen hier eine tragende Rolle (vgl. Hasebrink 2016).
In diesem Prozess fuhren - subjektiv bewertete - Gegebenheiten (Zustande Oder Fakten) sowie bestimmte Absichten (Interessen, Ideen) zu politischen Uberzeugungen. Diese Uberzeugungen fuhren schlieBlich zu politischen Zielen und politischen Handlungen (vgl. Schubert/Klei 2020). Simplifiziert kann man die Entwicklung eines eigenen Willens und die daraus hervorgehende Wahlentscheidung als politische Willensbildung bezeichnen (vgl. Schneider/Toyka-Seid 2022).
2.3 Politische Parteien
Parteien sind „Vereinigungen von Burgerinnen und Burgern, die gemeinsame Interessen und gemeinsame politische Vorstellungen haben. Parteien wollen politische Macht in Parlamenten und Regierungen gewinnen, um ihre politischen Ziele zu verwirklichen" (Thunrich 2011).
Diese unterscheiden sich von Burgerinitiativen dadurch, dass letztere nur ein bestimmtes Ziel verfolgen.
Im Grundgesetz findet sich folgender Passus „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Grundung ist frei. Ihre innere Ordnung mufi [sic!] demokratischen Grundsatzen entsprechen. Sie mussen uber die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie uber ihr Vermogen offentlich Rechenschaft geben“ (Art. 21 Abs. 1 GG).
Eine weitere gesetzliche Definition von Parteien wird im Gesetz uber die politischen Parteien (Parteiengesetz) angefuhrt. Wortlich heifit es: „Die Parteien sind ein verfassungsrechtlich notwendiger Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Sie erfullen mit ihrer freien, dauernden Mitwirkung an der politischen Willensbildung des Volkes eine ihnen nach dem Grundgesetz obliegende und von ihm verburgte offentliche Aufgabe“ (§1 Abs. 1 Parteiengesetz (PartG)).
„Parteien lassen sich [...] mit dem, was sie tun, definieren und gegenuber anderen Organisationen abgrenzen" (Wiesendahl 2006: 8).
2.4 Parteien im deutschen Bundestag
In diesem Unterkapitel werden die im deutschen Bundestag vertretenen Parteien dargestellt.
2.4.1 Alternative fur Deutschland
Die internationale Finanzmarktkrise bot den Nahrboden fur die Grundung der Alternative fur Deutschland (AfD) im Jahr 2013. Die AfD sah die Bewaltigung der ausbrechenden Krise der Europaischen Wahrungsunion - entstanden durch die internationale Finanzkrise - von der Europaischen 9 Union (EU) und ihren Mitgliedsstaaten als grundsatzlich verfehlt an (vgl. Bundeszentrale fur politische Bildung 2020).
Die Alternative fur Deutschland vertritt vor allem konservative Werte und gilt als rechtspopulistisch.
Politische Kernthemen sind Migration und Flucht. Zudem sollen viele gesellschaftliche Entwicklungen ruckgebildet werden, so spricht sich die AfD fur ein auBerst konservatives Familienbild aus (vgl. \NAZ 2021).
Im Marz 2021 erging zudem das Urteil des Verwaltungsgerichts Koln, dass das Bundesamt fur Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall einordnen und somit beobachten darf (vgl. Schneider 2022).
Im Wahlprogramm 2021 standen folgende Themen im Vordergrund: Familiennachzug fur Gefluchtete abschaffen, die Sicherung der deutschen AuBengrenzen und der Austritt von Deutschland aus der EU (vgl. AfD o. D.: 29, 92ff.).
2.4.2 Christlich Demokratische Union Deutschlands
Zum Kriegsende 1945 stand Deutschland vor den entsetzlichen Folgen des sechsjahrigen Weltkrieges, die schliefilich zu der Entstehung einer neuen christlichen Partei fuhren sollten. Ziel war es, alle christlich orientierten Krafte in einer „Union“ zu vereinen und einen wahrhaft demokratischen Staat zu grunden. Dieser sollte auf christlichen, demokratischen und foderalen Grundlagen neu aufgebaut werden (vgl. CDU o. D.).
„Die CDU ist eine burgerliche Volkspartei, die in ihrer Selbstbeschreibung auf ihr liberales, konservatives und christlich-soziales Fundament verweist" (Decker/Neu 2013: 203).
Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) tritt fur eine offene Gesellschaft ein; Grundpfeiler fur diese stellen Familie und Ehe dar. Des Weiteren halt die Partei an religiosen Werten fest und steht zudem fur die Forderung des Mittelstandes und ein sicheres Leben in Deutschland (vgl. CDU o. D.).
Zentrale Themen im Wahlprogramm waren der Klimaschutz, das Einsetzen fur das Fortbestehen Deutschlands als Industriestandort und die Ablehnung von Steuererhohungen (vgl. CDU/CSU 2021: 5, 14, 35).
2.4.3 Christlich-Soziale Union
In verschiedenen bayerischen Orten versammelten sich zum Kriegsende im Sommer 1945 politisch Interessierte. Sie hatten das Ziel, eine burgerlich- christliche Partei zu grunden. In einer Sitzung, die als eigentliche Grundungssitzung bezeichnet werden kann, wurde am 12.September 1945 der Name "Bayerische Christlich-Soziale Union" beschlossen (vgl. CSU o. D.).
„Wir machen eine Politik aus Bayern und fur Bayern. Denn wir sind die Partei aus Bayern und fur Bayern“ (CSU o. D.). Folgerichtig tritt die CSU nur bei Wahlen in Bayern an, sie bildet jedoch im Bundestag eine gemeinsame Fraktion mit der CDU. Selbst versteht sich die CSU als burgerlich-konservative Partei und beruft sich auf uberkonfessionelle christliche Standpunkte. Auch setzt sich die Partei fur mehr Eigenstaatlichkeit Bayerns ein (vgl. Decker 2020).
Das Wahlprogramm der CSU setzt den Fokus auf Ziele, die ein „starkes Bayern" fordern sollen. Programmpunkte sind unter anderem Mobilitat fur Bayern, Klimaschutz und Innere Sicherheit (vgl. CSU o. D.: 7f., 14).
2.4.4 Freie Demokratische Partei
Im Dezember 1948 wurde die Freie Demokratische Partei (FDP) in den drei westlichen Besatzungszonen und Berlin als liberaler Zusammenschluss von Landesorganisationen gegrundet Diese Vereinigung bedeutete die Uberwindung der traditionellen Spaltung in National- und Linksliberalismus (vgl. Decker/Neu 2013: 270).
„Die Freien Demokraten sind die Partei der Freiheit und der Selbstbestimmung" (FDP o. D.).
Als Grundpfeiler des gesellschaftlichen Lebens werden Respekt, Toleranz sowie Chancengleichheit benannt. Vielfalt wird als Bereicherung der Gesellschaft angesehen (vgl. FDP o. D.). Die Partei setzt auf einen Rechtsstaat mit sozialer Marktwirtschaft, starken Burgerrechten und einem handlungsfahigen Staat (FDP o. D.).
Das Wahlprogramm setzt sich vor allem mit den Themen Digitalisierung, Rentenreform und Klimaschutz durch Innovationen auseinander (vgl. FDP o. D.: 24f„ 66).
2.4.5 Bundnis 90/DIE GRUNEN
In der Bundesrepublik Deutschland formierte sich in den siebziger Jahren eine westdeutsche grun-okologische Bewegung, die 1993 zu dem Zusammenschluss der Partei Bundnis 90 fuhrte (vgl. Decker/Neu 2013: 166). Diese Bewegung entstand aus dem gemeinsamen Protest gegen Umweltzerstorung, der Nutzung von Kernenergie und der atomaren Hochrustung. Weitere Verwurzelungen der Partei fuhren zuruck in die Studentenbewegung von 1968 und in die Burgerrechtsbewegung der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1989 (vgl. Decker 2020).
„Grune Politik" steht fur okonomische, okologische und soziale Nachhaltigkeit. Die Partei wird als okologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei charakterisiert. Konkret tritt ein besonderer Aktivismus in den Bereichen Klima, Bildung, Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Frieden und Globalisierung hervor (vgl. Lebens-Welt o. D.).
Im Wahlprogramm 2021 setzten sich DIE GRUNEN besonders fur den Kampf gegen den Klimawandel, ein starkes Europa und ein verbessertes transatlantisches Bundnis ein (vgl. Bundnis 90/DIE GRUNEN O. D.: 10f., 93).1
2.4.6 DIE LINKE.
Die LINKE, ist aus der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) und der Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit - Die Wahlalternative (WASG) hervorgegangen. Demnach ist DIE LINKE, fest im gewerkschaftsnahen Umfeld und dem Protest gegen die Sozialpolitik der 2000er-Jahre verwurzelt (vgl. Decker 2021).
DIE LINKEN. haben das Ziel, fur eine „bessere Welt“ zu kampfen. Sie konzentrieren sich vor allem auf den Kampf gegen Armut und fur Gleichberechtigung (vgl. DIE LINKE, o. D.). Alle Menschen sollen „selbstbestimmt in Frieden, Wurde und sozialer Sicherheit leben und die gesellschaftlichen Verhaltnisse demokratisch gestalten konnen“ (DIE LINKE, o. D.).
Im Wahlprogramm 2021 der Linken ging es vorrangig darum, den Anspruch an Sozialleistungen (vor allem fur Frauen) zu erhohen, die Vermogenssteuer wieder einzufiihren und den Austritt Deutschlands aus der NATO zu fordern (vgl. DIE LINKE, o. D.: 40, 49, 69).
2.4.7 Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Als Geburtsstunde der parteipolitischen Organisation der Arbeiterschaft im Jahre 1863, betrachtet die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) die Grundung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins durch Ferdinand Lassalle. Um August Bebel und Wilhelm Liebknecht konstituierte sich 1869 als Gegengrundung die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP).
Beide Gruppierungen schlossen sich schlieBlich im Jahr 1875 zu der Sozialistischen Arbeiterpartei zusammen. Im Jahr 1890 erfolgte eine Umbenennung in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (vgl. Decker/Neu 2013: 387 f.).
Die SPD wird als Partei der linken Mitte zugeordnet und unterstutzt die soziale Marktwirtschaft unter der Maxime »Wettbewerb so weit wie moglich - Planung so weit wie notig«. Das Grundsatzprogramm fordert mehr soziale Gerechtigkeit, die Starkung der sozialen Marktwirtschaft und der okologische und arbeitnehmerfreundliche Umbau der Industriegesellschaft (vgl. Bundeszentrale fur politische Bildung 2021).
Im Wahlprogramm 2021 pladierte die SPD dafiir, Hartz IV durch ein Burgergeld zu ersetzen, das Einkommenssteuergesetz zu reformieren und Deutschland bis 2050 zu einem klimaneutralen Bundesstaat zu machen (vgl. SPD o. D.: 22, 33, 56).
3 Per Bundestagswahlkampf 2021
Im Kapitel 3 wird zunachst dargestellt, was unter einem Wahlkampf im Allgemeinen zu verstehen ist. Der Fokus liegt hier auf der Darstellung des digitalen Wahlkampfes und der Verdeutlichung dessen Relevanz. Nach dem Abschluss der Grundlagendarstellung wird konkret auf die Bundestagswahl 2021 eingegangen.
3.1 Der Wahlkampf
Unter einem Wahlkampf wird der Wettbewerb der politischen Parteien um politische Macht verstanden. Dieses politische Machtstreben wird durch die Mobilisierung der potenziellen Wahler*innen und der damit verbundenen Gewinnung von Unterstutzern und den wiederrum damit einhergehenden Wahlerstimmen erreicht (vgl. Moeckli 2017: 12).
Ziel von Wahlkampfen ist es, individuelle Einstellungen zu verandern Oder zu verstarken (vgl. Korte 2021: 17).
Eine Einstellung ist „[...] ein seelisch-geistiger und neurologischer Zustand der Bereitschaft, der aus der Erfahrung erwachsen ist und einen steuernden Oder dynamischen EinfluB [sic!] auf die individuellen Reaktionen gegenuber alien Objekten und Situationen ausiibt, mit denen er im Zusammenhang steht“ (HARTLEY und HARTLEY zitiert nach Steck 1980 :38).
3.2 Der digitale Wahlkampf
Der digitale Wahlkampf soil im Wesentlichen vier Funktionen erfullen:
1. Informationsfunktion
Die Informationsfunktion, also das Gewinnen von Informationen uber Politiker*innen und Parteien soil es ermoglichen, eine Wahlentscheidung fur eine bestimmte Partei zu treffen (vgl. Schmitt-Beck zitiert nach Hubert 2017: 11f.).
2. Mobilisierungsfunktion
Die Wahler*innen werden durch den (digitalen) Wahlkampf an das Anstehen der Wahl erinnert und somit motiviert, uber das aktuelle politische Geschehen nachzudenken. Dies fuhrt zu einem Anstieg der Wahlbeteiligung. Letztendlich bewirkt die Mobilisierung der Wahler*innen auch, dass der Wahlkampf ihre Parteibindung verstarkt und im Sinne dieser Bindung abgestimmt wird (vgl. Schmitt-Beck zitiert nach Hubert 2017: 11f.).
3. Vernetzungsfunktion
Soziale Medien ermoglichen die Vernetzung zwischen Parteien, Wahlkampfer*innen, Parteifreunden*innen und potenziellen Wahler*innen. Dies eroffnet eine Intensivierung der Kommunikation zwischen Politik und Gesellschaft und kann den politischen Diskurs um zusatzliche Themen- und/ Oder Problemfelder erweitern (vgl. Landeszentrale fur politische Bildung Baden-Wurttemberg 2021).
4. Teilhabefunktion
Die Teilhabefunktion und die Vernetzungsfunktion erganzen sich gegenseitig. User*innen konnen offentliche Beitrage lesen und sich durch Likes, Texte und Bilder passiv Oder aktiv an Diskussionen Oder Gesprachen uber bestimmte Themen beteiligen (vgl. Landeszentrale fur politische Bildung Baden-Wurttemberg 2021).
Eine Informations- und Mobilisierungsfunktion der Wahler*innen kann auch der analoge Wahlkampf gewahrleisten. Die Effekte der Vernetzung und der Teilhabefunktion sind jedoch ausschlieBlich dem digitalen Wahlkampf vorbehalten.
Nach dem Politikwissenschaftler K. Korte besteht der Haupteffekt des Wahlkampfes darin, dass das Bewusstsein der Wahler stimuliert wird. Er ordnet somit der Mobilisierungsfunktion die groBte Relevanz zu:
„Mobilisierung entscheidet den Wahlausgang. Nicht die Uberzeugung der Unentschiedenen Oder parteipolitisch Andersdenkenden treibt die Strategien der Partei an, sondem „Reinforcement“ - die Bekraftigung der eigenen Anhangerschaft" (Korte 2021: 17).
Am 26.09.2021 fand die Wahl zum zwanzigsten deutschen Bundestag statt. 76,6 Prozent der wahlberechtigten Deutschen machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch (vgl. Forschungsgruppe Wahlen 2021: 74).
3.4.1 Die Bundestagswahlkampfphasen 2021
1. Phase
Die Fruhphase des Wahlkampfes 2021 endete im Fruhjahr - am 19.04.2021 - mit der Nominierung der Kanzlerkandidatin der GRUNEN, Annalena Baerbock und dem Kanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet.
Die Union fuhrte zu Beginn des Bundestagswahlkampfes mit 28 Prozent, gefolgt von den GRUNEN mit 21 Prozent und der SPD mit 15 Prozent (Korte 2021: 6).
2. Phase
Die zweite Phase des Wahlkampfes begann im Mai. Kurzzeitig uberholten DIE GRUNEN (26 Prozent) die Union (24 Prozent). Die Zustimmung fur DIE GRUNEN nahm durch die Aufdeckung von Unrichtigkeiten in der Biografie der grunen Spitzenkandidatin gegen Ende des Monats rapide ab (Korte 2021: 6).
3. Phase (Hauptwahlkampfzeit)
Die dritte und letzte Phase des Bundestagswahlkampfes ist auf Ende August bis Anfang September zu datieren. Das erste Mai seit Jahrzehnten gelang es der SPD die CDU in Umfragewerten zu uberholen (Korte 2021: 6).
3.4.2 Das Bundestagswahlergebnis 2021
Mit der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag wurde die SPD mit 25,7 Prozent der Stimmen (plus 5,2 Prozent) zum vierten Mai die starkste Partei bei einer deutschen Bundestagswahl. Die CDU/CSU hingegen fuhr mit 24,1 Prozent der Stimmen (minus 8,9 Prozent) Rekordverluste ein. DIE GRUNEN erzielten mit 14,8 Prozent der Stimmen (plus 5,8 Prozent) ihr bisher bestes Bundestagswahlergebnis und auch die FDP verbesserte sich um 0,7 Prozent Stimmen auf ein Ergebnis von 11,5 Prozent.
Die AfD hingegen verschlechterte ihr Ergebnis auf 10,3 Prozent der Stimmen (minus 2,3 Prozent). Auch DIE LINKE, musste Verluste hinnehmen. Die Partei erreichte ein Ergebnis von 4,9 Prozent der Stimmen (minus 4,3 Prozent), zog aber dennoch durch die AuBerkraftsetzung der 5 Prozent Klausel (3 Uberhangsmandate) in den Bundestag ein.
Die sonstigen Parteien erreichten ein Gesamtergebnis von 8,7 Prozent der abgegebenen Stimmen (plus 3,8 Prozent).
Die Wahl vom 26.09.2021 fiihrte zu einem Regierungswechsel. Mit dem Tag der Ernennung des neuen deutschen Bundeskanzlers, Olaf Scholz, war die neue Regierung im Amt. Dieser wurde am 08.12.2021, ebenso wie die 16 neuen Bundesminister (Bundeskabinett) ernannt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Bundestagswahlen 2017 und 2021 im direkten Vergleich
(Eigene Darstellung in Anlehnung an Der Bundeswahlleiter2017 u. 2021)
Die Abbildung 2 macht erkennbar, dass eine starke Variation zwischen den beiden Wahlergebnissen vorliegt. Die Bundestagswahl 2021 wird von vielen Beobachter*innen als Wendepunkt der deutschen Wahlgeschichte eingestuft (vgl. Schmidt-Beck 2021: 3).
Dies ist dadurch zu begrunden, dass die Ausgangslage von zwei groBen Besonderheiten uberschattet wurde.
Die erste Besonderheit betraf die personelle Ausgangssituation. Angela Merkel ist die erste Person, die das Amt der Bundeskanzlerin innehatte und auf eine Wiederwahl verzichtete. Dieser Verzicht brachte die Unionsparteien (CDU/CSU) in eine neue herausfordernde Situation. Diese verloren den Kanzlerbonus.
Zweitens wurde der Wahlkampf von einer der groBten Krisen seit dem Kriegsende 1945 uberschattet: der Corona-19-Pandemie.
Die Auswirkungen der Pandemie fuhrten zu einer Veranderung der Wahlkampfthemen, als auch zu technischen und organisatorischen Veranderungen. Parteitage und Kandidatennominierungen liefen atypisch ab (vgl. Decker 2021: 2). Die Rolle von Social Media wurde somit noch relevanter. Politische Diskussionen konnten trotz Pandemie stattfinden. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass Social Media auf die Bundestagswahl 2021 einen erheblich groBeren Einfluss hatte als auf die Bundestagswahl 2017 (vgl. Bettendorf et al. 2021).
Insgesamt kann die Stimmung der Bevolkerung vor dem Wahlkampf als sehr ambivalent beschrieben werden. Diese Stimmung nahm die deutsche Gesellschaft auch selbst wahr. In einer Befragung sagten 2017 82 Prozent der Teilnehmenden aus, dass der Ausgang der Wahl bereits klar sei. 2021 stimmten dieser Aussage lediglich 17 Prozent der Befragten zu (siehe Anhang 1) (vgl. Forschungsgruppe Wahlen 2021: 22).
4 Social Media
Im Kapitel 4 wird eine grundlegende Darstellung von Social Media vorgenommen. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die soziale Plattform Instagram.
4.1 Definition
Social Media bezeichnet ein digitales Netzwerk, in dem sich Menschen zusammenschlieBen um kommunikative sowie mediale Inhalte auszutauschen (vgl. Gabriel/Rohrs 2017, 12).
Kommunikativer Austausch meint hier den Austausch verschiedener Nutzer*innen untereinander auf Plattformen im Internet. Anbieter wie z.B. Facebook, Instagram und Twitter bieten soziale Plattformen, die durch Inhalte, Videos, Bilder Oder Kommentare von dem*r Nutzer*in gestaltet werden konnen (user-generated contents). Diese nutzergenerierten Inhalte unterscheiden sich von traditionellen Websites. Hier entscheidet der Anbieter uber die Veroffentlichung von Inhalten, auf Social Media liegt diese Entscheidung bei dem*r Nutzer*in (Boker et al. 2013, 9f.).
Medialer Austausch geschieht durch das Austauschen bzw. die Veroffentlichung von Texten Oder Videos, ohne dass dafur besondere technische Kenntnisse auf Seiten der Nutzer*innen vorliegen miissen (vgl. Schmidt 2013: 10f.).
Zudem kann Social Media als Monitoring Instrument verwendet werden, um zu verfolgen, wie die eigenen Aktivitaten wahrgenommen werden und wie sich - wesentlich fur z.B. Influencer/ Politiker - Konkurrenten verhalten (Moeckli 2017: 136f.).
4.2 Informationsbeschaffung fiber Social Media
Laut dem ..Reuters Institute Digital News Report 2021“ des Leibniz-lnstitut fur Medienforschung (Hans-Bredow-lnstitut) wachst der Anteil an User*innen, die Social Media als Nachrichtenquelle nutzen.
Fur 40 Prozent der erwachsenen Nutzer*innen ist das Internet die Hauptnachrichtenquelle. Im direkten Vergleich dazu stellt das Fernsehen fur 44 Prozent dieser Gruppe die Hauptnachrichtenquelle dar.
Unter den Befragten, die das Internet als Hauptquelle nutzen, sehen 10 Prozent der Befragten soziale Medien als ihre wichtigste Ressource an. Unter den 18- bis 24-Jahrigen sind es 25 Prozent
Auf soziale Medien als alleinige Ressource zur Informationsbeschaffung verlassen sich vier Prozent der erwachsenen User*innen. In der Gruppe der 18- bis 24-Jahrigen sind es acht Prozent (vgl. Holig et al. 2021).
Es werden sehr individuelle Grunde fur die nachrichtenbezogene Nutzung von sozialen Medien genannt. Fur die Nutzer*innen von Instagram stellen Nachrichten am ehesten eine kurze und unterhaltende Moglichkeit des Zeitvertreibes dar (23 Prozent) (vgl. Holig et al. 2021).
Dass vermehrt junge Menschen soziale Medien als Moglichkeit der Informationsbeschaffung heranziehen, bewertet die FDP als Einflussfaktor fur die Wahl der FDP und der GRUNEN.
„Allgemein sieht man jedoch, dass wir bzw. die Grunen und wir am starksten bei den jungen und Erstwahlerinnen und -wahlern abgeschnitten haben. Da sich diese weniger uber die traditionellen Medien informieren, sondern eher uber Social Media, kann man hier einen etwaigen Einfluss ablesen" (FDP, personliche Kommunikation, 21.Marz 2022) (siehe Anhang 2).
4.3 Instagram
„Menschen die Moglichkeit geben, Gemeinschaften aufzubauen, und die Welt naher zusammenzubringeri' (Instagram o. D.).
4.3.1 Allgemeine Beschreibung
Instagram ist eine primar fur das Smartphone ausgelegte mobile App, jedoch ist auch die Verwendung an einem PC moglich (vgl. Kumpel/Rieger 2020: 7).
Durch das Offnen der App erscheint zunachst die sogenannte „Home- Seite“, auf der nutzergenerierte Inhalte angezeigt werden.
[...]
1 Folglich wird die Partei Bundnis 90/DIE GRUNEN - aus Vereinfachungsgriinden - in der vorliegenden Bachelorarbeit als DIE GRUNEN bezeichnet.
- Arbeit zitieren
- Viola Schmidt (Autor:in), 2022, Die Selbstdarstellung der Parteien auf Social Media während den Bundestagswahlen 2021 und dessen Einfluss auf die politische Willensbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281885
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