Beschäftigt man sich mit der Frage, wie der Ursprung der deutschen Komödie mit den Fastnachtsspielen zusammenhängt, so kommt man nicht ohnehin zu definieren, was unter dem Begriff Komödie verstanden wird. Der Begriffsklärung folgt eine Beschreibung der Fastnachtsspiele. Ausgehend von der Fragestellung wird im darauffolgenden eine Untersuchung des Vorhandenseins von komödienspezifischen Eigenschaften bei den Fastnachtsspielen vollzogen, wobei das Augenmerk auf die komikerzeugenden Elemente und ihre Wirkung gerichtet ist. Schlussendlich soll anhand der Evaluierung der Ergebnisse die Fragestellung, ob Fastnachtsspiele als Ursprung der deutschen Komödie angesehen werden können, in einem Fazit reflektiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Komödienbegriff
3. Die Fastnachtsspiele
4. Komikerzeugende Elemente des Fastnachtspiels
4.1. Komik des Inhalts
4.2. Komik des Dargestellten
4.3. Komik der Sprache
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Beschäftigt man sich mit der Frage, wie der Ursprung der deutschen Komödie mit den Fastnachtsspielen zusammenhängt, so kommt man nicht ohne hin zu definieren, was unter dem Begriff Komödie verstanden wird. Der Begriffsklärung folgt eine Beschreibung der Fastnachtsspiele. Ausgehend von der Fragestellung wird im darauffolgenden eine Untersuchung des Vorhandenseins von komödienspezifischen Eigenschaften bei den Fastnachtsspielen vollzogen, wobei das Augenmerk auf die komikerzeugenden Elemente und ihre Wirkung gerichtet ist. Schlussendlich soll anhand der Evaluierung der Ergebnisse die Fragestellung, ob Fastnachtsspiele als Ursprung der deutschen Komödie angesehen werden können, in einem Fazit reflektiert werden.
2. Der Begriff Komödie
Heutzutage wird der Begriff Komödie im Zusammenhang mit künstlerischen Ausdrucksformen wie Theater, Film und Literatur verwendet, wobei er vorwiegend genutzt wird als Bezeichnung für eine literarische Gattung, die neben der Tragödie als zentrale dramatische Gattung gilt (vgl. Schulz 2007, S. 7). Häufig werden die Begriffe Komödie und Lustspiel in der deutschen Sprache synonym verwendet (vgl. ebd., S. 8).
Etymologisch lässt sich die Bezeichnung Komödie auf den griechischen Terminus komós zurückführen (vgl. Schulz 2007, S. 8). Der Begriff komós hat seinen Ursprung in den im fünften und sechsten Jahrhundert vor Christus in Griechenland stattfindenden „Festen zu Ehren des Gottes Dionysos“, aus denen sich später theatrale Spiele, wie Tragödien und Komödien, entwickelten (ebd., S. 7).
Die Bedeutung des Begriffs Komödie hat sich seit seiner Entstehung häufig gewandelt: So wurden zeitweilig alle Literatursorten mit positivem Ausgang, alle Textgattungen mit witzigen Inhalten oder auch später Dramen im Allgemeinen als Komödien bezeichnet (vgl. ebd., S. 8). Darauf kann jedoch nicht im Weiteren eingegangen werden.
Eine eindeutige Definition und ausschlaggebende Kriterien, die Komödien als diese charakterisieren, lassen sich aufgrund der Änderungen der Wortbedeutung zwar schwer festlegen, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die prototypischen Komödien bestimmte Merkmale wie „Komik, die erheiternde Wirkung und das gute Ende“ aufweisen (ebd., S. 10). Andere komödienhafte Elemente, wie die Gebundenheit an Personen der niederen Schicht und deren einfache Sprache, sind oft noch in älteren Komödien bestehend.
Der Ausdruck Komik, der sich von dem der Komödie ableitet, steht oft im Kontext zu diesem, jedoch muss erwähnt werden, dass die Komödie und die Komik nicht zwangsläufig gemeinsam auftreten müssen (vgl. ebd., S. 10). Die Komik beschreibt menschliche Verhaltensweisen, die als belustigend aufgefasst werden und auch außerhalb von Literatur, Theater oder Film in Erscheinung treten (vgl. ebd., S. 10). Es ist zu erwähnen, dass komische Elemente ebenso in anderen literarischen Gattungen vorzufinden sind (vgl. ebd., S. 10).
Die erheiternde Wirkung beruht auf dem Effekt, den die Komik bei dem Zuschauer auslöst, dabei muss aber bedacht werden, dass diese erheiternde Wirkung subjektiv ist und in ihrem kulturellen und historischen Zusammenhang betrachtet werden muss (vgl. ebd., S. 10).
Das gute Ende ist für Komödien gleicherweise nicht unentbehrlich, tritt aber oftmals dort auf (vgl. ebd., S. 10). Was als positiver Ausgang verstanden wird, kann relativ variabel ausgelegt werden. So ist es möglich, ein klassisches Happy End, aber auch eine Niederlage, welche aber nicht vordergründig dargestellt wird, als glückliches Ende zu interpretieren (vgl. ebd., S. 11).
3. Die Fastnachtsspiele
Der Ausdruck „Fastnacht ist abgeleitet von dem Verb faseln “, welches „Possen treiben“ (Spiewok 1997, S. 17) oder auch „sich närrisch benehmen“ meint (Krohn 1974, S. 65). Als Fastnachtsspiele werden im Allgemeinen jene Spiele bezeichnet, die vor Beginn der sechswöchigen Fastenzeit seit etwa Mitte des 14. Jahrhunderts zu Unterhaltungszwecken des Publikums aufgeführt wurden (vgl. Fink 1977, S. 36). Die Spiele hatten durchschnittlich einen Umfang von zweihundert Versen (vgl. Schulz 2007, S. 49). Ursprünglich waren die Fastnachtsspiele auf einen Brauch zurückzuführen bei dem junge Männer, vorwiegend Handwerksgesellen im nürnbergischen Raum, durch die Stadt streiften und unangekündigt in Wirtshäusern ihre Spiele aufführten um dann wieder weiterzuziehen (vgl. ebd., S. 48f.).
Vor Anbruch der strikten kirchlich bestimmten Fastenzeit herrschte eine „ausgelassen- enthemmte Stimmung“, sodass die Themen der Fastnachtsspiele gekennzeichnet waren von zügellosen Sinnesfreuden wie Trinken, Essen und sexuellen Handlungen (Schulz 2007, S. 48). Die an den Alltag der Bauern und des niedrig gestellten Bürgertums angelehnten Motive stellten menschliche Charakterdefizite dar (vgl. Spiewok 1997, S. 17).
Es gab eine weite Verbreitung der Fastnachtspiele im deutschsprachigen Raum (vgl. Spiewok 1997, S. 17). Neben Nürnberg zählten auch Lübeck und Elsass zu den wichtigsten Aufführungsorten (vgl. ebd., S. 17). In wenigen Gebieten, zu denen Nürnberg gehört, wurden die Fastnachtsspiele auch literarisch umgesetzt (vgl. Catholy 1966, S. 5).
Zu unterscheiden sind zwei Arten des Fastnachtspiels: Das „Reihenspiel und das Handlungsspiel“ (Hagen 1983, S. 53). Bei den Reihenspielen führten einzelne Sprecher ihre Reden der Reihe nach auf ohne aufeinander Bezug zu nehmen (vgl. Schulz 2007, S. 49). Die Gemeinsamkeit der Monologe bestand aus demselben Vortragsthema, welches meist anstößige und derbe Tendenzen beinhaltete (vgl. Spiewok 1997, S. 21). Die Handlungsspiele waren geprägt von einer einheitlichen Handlung, bei der sich die einzelnen Sprecher aufeinander bezogen (vgl. Catholy 1977, S. 35). Sie verweisen bereits auf die neuzeitliche Komödie (vgl. ebd., S. 35). Die Handlungsspiele erhielten zunehmend einen didaktischen Anspruch und man entfernte sich thematisch von obszönen Inhalten (vgl. Schulz 2007, S. 50). Es bestand zudem eine geringe Anzahl aus Mischformen der Handlung- und Reihenspiele (vgl. ebd., S. 49).
Es ergibt sich aus dem Terminus Fastnachtsspiel, ähnlich wie bei der Bezeichnung Komödie, eine problematische Begriffseingrenzung. Zwar haben die konventionellen Fastnachtsspiele komikbehaftete Grundzüge, allerdings wurden darüber hinaus gelegentlich auch andere weltliche Dramen des Mittelalters als Fastnachtsspiele begriffen (vgl. Catholy 1966, S. 6). Sogar nicht dramatische Schöpfungen wurden zeitweilig als Fastnachtsspiele deklariert (vgl. ebd., S. 5). Als Bedingung eines Fastnachtsspiels benennt Catholy die Relation zu dem Anlass der Fastnacht und ihren Zweck zur Unterhaltung, zugleich bleibt innerhalb dieses Rahmens das Fastnachtsspiel als solches flexibel (vgl. ebd., S. 7).
4. Komikerzeugende Elemente in den Fastnachtsspielen
4.1. Komik des Inhalts
Die Komik des Inhalts beruht zum einen auf der typisierten Darstellung der Personen und zum anderen auf den Themen, von denen die Fastnachtsspiele handelten.
Es gab bestimmte Figuren, zu denen die Bauern, die Adeligen, die Geistlichen und auch die Ärzte gezählt werden, die prototypisch verkörpert wurden. Die Bauern nahmen bei den meisten Spielen die Hauptrolle ein und wurden im Wesentlichen in einem gewissen Typus, der sich durch Maßlosigkeit und Dummheit kennzeichnete, vorgeführt (vgl. Knühl 1981, S. 158f.). Die Bauern handelten dabei nach niederen Motiven und versuchten zunächst ihre eigenen Bedürfnisse, sowohl die sexuellen, oralen als auch analen, zu befriedigen, was mit einem Interesse des Publikums an diesen Themen einherging (vgl. ebd., S. 161). Die Prämisse der Bauern, das triebgesteuerte Verhalten schnellstmöglich zu erfüllen, führte dazu, dass diese auch als sehr selbstbezogen präsentiert wurden (vgl. ebd., S. 164). So entlud sich die Aggression um die unerfüllten Bedürfnisse häufig in Schlägereien (vgl. ebd., S. 165). Diese bestimmten besonders in den Reihenspielen die Schlussszene (vgl. ebd., S. 165). Die Torheit der Bauern äußerte sich vor allem in einer naiven Weltanschauung, in der die Umwelt nicht hinterfragt wurde und die Bauern übersahen, wenn sie von ihren Ehefrauen hintergangen wurden. Oder sie stellten sich so ungeschickt an, dass sie selbst beim Ehebruch enttarnt wurden (vgl. ebd., S. 163). Die Komik beruht auf der Darstellung der Schwächen der Bauern, die ihn durch seine Triebsteuerung wie eine Marionette agieren ließen (vgl. ebd., S. 166). Zudem fühlte sich das Publikum der Figur überlegen und empfand das Verhalten der Bauern deshalb als lustig, weil es dieses aus Distanz betrachtete. Weitere, zwar nicht ebenso stark typisierte Figuren wie der Bauer, waren die Adeligen, Geistlichen und Ärzte. Bei den Adeligen und Geistlichen wurden die fehlenden moralischen Züge, insbesondere das Manko der nicht eingehaltenen Keuschheit dargestellt (vgl. ebd., S.171). Die Komik lag in dem Widerspruch von erwartetem und gebotenem Verhalten. Es war dem Publikum zwar bekannt, dass die Enthaltsamkeit, auch von den Geistlichen, nicht immer rigide eingehalten wurde, allerdings wurde diese Thematik tabuisiert (vgl. ebd., S. 177). Den komischen Effekt bei den Adelsspielen erwirkten die nicht erfüllten, hohen Erwartungen an die Adeligen. Der Sachverhalt, dass die Adeligen von Handwerksgesellen gespielt wurden, die als solche identifizierbar blieben, sorgte aber auch für amüsante Momente (vgl. ebd., S. 172). Dieser unverkennbare Widerspruch steigerte die Komik für den Zuschauer ungemein. Die Rolle des geizigen und habgierigen Arztes wurde in einigen Fastnachtsspielen zur Komiksteigerung eingebaut. Gelegentlich wurden den Ärzten auch mangelnde medizinische Kenntnisse unterstellt, die Komik auslösten. Die Verspottung der Ärzte wurde sich zu Nutze gemacht um den Zuschauern eine Art Genugtuung zu ermöglichen, die zur Erheiterung führt, da einige Bürger im Mittelalter von Ärzten betrogen wurden (vgl. ebd., S. 174). Aus dem Bestreben die Fäkalienkomik in die Spiele einzubauen, wurde der Arzt im Zusammenhang mit Verdauungsproblemen der Bauern ebenso miteinbezogen (vgl. ebd., S. 175).
[...]
- Citar trabajo
- Bianca Butterweck (Autor), 2016, Das Fastnachtsspiel als Ursprung der deutschen Komödie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281551
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.