Betrachtet man diese Ausführungen so kann nur ausgedrückt werden, dass „das Größere staunenswerte Gestalt gewinnt.“ In interessanten Worten drückt die Vulgata die Worte Haggais aus wenn sie sagt, dass der „Schatz aller Völker der ersehnte Messias ist, der kommen wird; Er ist der Kostbare.“ Meiner Meinung nach drückt folgende Strophe eines bekannten Adventsliedes diese Aus-sage am besten aus: „Komm der Heiden Heiland du, Sohn der Jungfrau eil herzu. Darob staune, was da ist! So nun will Gott werden Menschen.“ In diesem Sinne dürfen wir diesen Text verstehen, der unseren „Glauben über die Verwandlung der Verheißung in der Erfüllung staunen lässt.“
Inhaltsverzeichnis:
1. Zu Person, Buch, Sprache und Botschaft des Propheten Haggais
1.1 Zur Person Haggais
1.2 Zum Buch Haggai
1.3 Zur Sprache Haggais
1.4 Zur Botschaft Haggais
2. Exegetische Untersuchung
2.1 Der Text
2.1.1 Aufbau
2.1.2 Die Überschrift 2,1-2
2.1.3 Die Verheißung der Gegenwart des Herrn als Ermutigung zum Bau des Tempels 2,3-5
2.1.4 Die Verkündigung der zukünftigen Herrlichkeit des Tempels 2,6-9
2.1.5 Zum Ort der gesprochenen Worte
2.2 Formale Untersuchungen
3. Würdigung
4. Literaturverzeichnis:
1. Zu Person, Buch, Sprache und Botschaft des Propheten Haggais
1.1 Zur Person Haggais
Von Haggai können wir mit bestimmter Sicherheit sehr wenig sagen. „Weder Herkunft noch Vatersnamen“[1], Amt und Stellung „des ersten Propheten, durch den JHWH zur nachexilischen jüdischen Gemeinde sprach“[2], sind auf uns gekommen und werden im vorliegenden Buch Haggai nicht erwähnt. Allein in Esra wird er zusammen mit Sacharja erwähnt.[3] Aufgetreten ist Haggai im 2. Regierungsjahr des persischen Königs Darius I. 520 v. Chr. Haggai bezeichnet sich selbst als „den Propheten Haggai“[4]. Der Name Haggai bedeutet in etwa „Festfeier“ und könnte darauf hinweisen, dass Haggai an einem Festtag geboren wurde.[5] In einigen Publikationen wird darauf hingewiesen, dass Haggai auch zu den Exilanten gehört hat und die Zerstörung des Tempels 586 v. Chr. miterlebte.[6]
1.2 Zum Buch Haggai
Betrachtet man das Buch Haggai in seiner Gesamtheit so wird deutlich, dass es sich in aller Gänze nicht um das Werk dieses Propheten handeln kann und es durch redaktionelle Bearbeitung, im Zusammenhang mit der Einfügung von Sach 1-8 in das Dodekapropheton, seine heutige Gestalt bekommen hat. Deutlich wird dies durch ein „Rahmenwerk“[7], das das Buch durchzieht und in vier Teile gliedert[8] ; dabei handelt es sich um Schriftprophetie und schriftliche Prophetie.[9] Ein Hinweis darauf dürfte sein, dass Haggai in der 3. Person angesprochen wird. Dieses teilt uns genaue Daten zur Sprechzeit des Propheten mit. Hierbei handelt es sich um Regierungsdaten des Darius I., Tages- und Monatsangaben und um Personennennungen. So kann man daraus folgern, dass ein Schülerkreis des Propheten die erste Redaktion übernommen hat und Haggai an dieser nicht teilgenommen hat.[10]
1.3 Zur Sprache Haggais
Arbeitet man mit den deutschen Übersetzungen so lässt sich nicht erkennen, welche Sprachform das Buch Haggai besitzt. Vergleicht man hingegen den hebräischen Text der BHK und BHS so fällt auf, dass es sich um Prosa und Poesie handelt.[11] Dabei wird deutlich, dass sich die Rahmenerzählungen von den Haggai-Worten durch „poetische Formen“[12] abheben.
Durch die verschiedenen redaktionellen Bearbeitungen ist im heute bekannten Text ein Konglomerat „von typisch prophetischen Redegattungen“[13] zu entdecken. Im Folgenden sei kurz darauf hingewiesen. Eine Besonderheit ist die Dialogform, in der der Prophet die Hörer in der 2. Person anspricht, ihre Gedanken aufgreift und sich imperativisch und fragend an sie wendet.[14] Zurückversetzt in die Zeit vorexilischer Propheten wird der Leser des heutigen Textes durch Mahn- und Scheltworte, die jedoch nicht mehr künftiges Gericht ankündigen sondern vielmehr auf eingetretenes Unheil hinweisen.[15]
Durch diese verschiedenen Form- und Stilelemente wird die „Lebendigkeit“[16] des Prophetenwortes nicht verschleiert und es kann der Eindruck nachempfunden werden, den die Hörer im Jahr 520 v. Chr. selbst erlebten.[17]
1.4 Zur Botschaft Haggais
Die Beurteilung der Prophetie Haggais und deren Bedeutung litt vielfach unter dem Vergleich des negativen Urteils vorexilischer Prophetie in Bezug auf seine kultische Denkweise.[18] Haggai will das Volk dazu ermutigen den Tempel, der 586 v. Chr. zerstört wurde, wieder aufzubauen, damit die Herrlichkeit JHWH einziehen kann. So kündigt dieser Prophet für den Fall, dass der Tempelbau begonnen wird, JHWH´s Anwesenheit an und seinen Segen, wenn der Aufruf zum Tempelbau Erfolg hat.[19] Kann man die Botschaft Haggais als Apokalyptik bezeichnen? Wohl eher nicht. Es ist zwar eine gewisse Zukunftserwartung als Naherwartung zu erkennen, die sich in Theophaniehymnen[20] ausdrückt, jedoch die charakteristischen apokalyptischen Aspekte fehlen.[21]
2. Exegetische Untersuchung
2.1 Der Text
Zum besseren Verständnis und zur Verdeutlichung soll folgende von mir vorgenommene Einteilung des Textes dienen:[22]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Reventlow, Henning Graf: Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi, Göttingen 1993; S. 5
[2] Lindsey, F. Duane: Haggai in: Das Alte Testament erklärt und ausgelegt, Hg. Walvoord, Jhon F. und Zuck, Roy B., Holzgerlingen 20044; S. 655
[3] vgl. Esra 5,1; 6,14
[4] Lindsey, F. Duane: Haggai in: Das Alte Testament erklärt und ausgelegt, Hg. Walvoord, Jhon F. und Zuck, Roy B., Holzgerlingen 20044; S. 655
[5] ebd.
[6] ebd.
[7] Reventlow, Henning Graf: Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi, Göttingen 1993; S. 5
[8] Hag 1,1-15a; 1,15b+2,1-9; 2,10-19; 2,20-23
[9] Reventlow, Henning Graf: Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi, Göttingen 1993; S. 5
[10] ebd.
[11] vgl. ebd. S. 6
[12] ebd.
[13] ebd.
[14] vgl. ebd.
[15] vgl. ebd. S.7
[16] ebd.
[17] vgl. ebd.
[18] vgl. ebd.
[19] vgl. ebd.
[20] vgl. Hag 2,6-9
[21] vgl. Reventlow, Henning Graf: Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi, Göttingen 1993; S. 7
[22] Legende zu den farbigen Unterlegungen: Endredaktion; Situationsschilderung; Aufforderung zum Handeln; begründendes Heilswort; Thema der Rede
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