In dieser Arbeit wird das ternäre System Beryllium-Sauerstoff-Wolfram untersucht. Beryllium und Wolfram sind als Wandmaterialien für Fusionsreaktoren wie z.B. ITER im Gespräch. Da es im Plasmagefäß zu Sauerstoffverunreinigungen kommen kann, ist die Untersuchung dieses ternären Systems von großem Interesse.
Als Substrate werden in dieser Arbeit Wolframtrioxid und Wolframdioxid verwendet. Zunächst werden geeignete Syntheserouten für die Darstellung der Substrate entwickelt. Die Substrate werden mithilfe der Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) und der Röntgendiffraktometrie (XRD) charakterisiert. Auf die Substrate wird im Ultrahochvakuum jeweils eine dünne Berylliumschicht aufgedampft. Beide Proben durchlaufen ein Temperaturprogramm von 573–1273 K. In 100-K-Schritten werden die Proben mittels XPS analysiert.
Zur Auswertung der Daten wird ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe die chemischen Prozesse innerhalb eines Temperaturschritts analysiert werden können. Hierzu werden aus den Spektren Signalbeitragsbilanzen aufgestellt. Aus diesen Bilanzen wird zunächst jeweils die Gesamtgleichung aller stattfindenden Reaktionen ermittelt. Diese wird anschließend innerhalb eines Gleichungssystems in die einzelnen chemischen Reaktionen aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Röntgenphotoelektronenspektroskopie
2.1.1 Der photoelektrische Effekt
2.1.2 Photoionisation
2.1.3 Intensitäten und Mengenbestimmung mit XPS
2.1.4 Aufbau eines XPS-Experiments
2.1.5 Das Spektrum
2.2 Röntgendiffraktometrie
2.2.1 Röntgenbeugung
2.2.2 Die Laue-Gleichungen
2.2.3 Die Netzebenen
2.2.4 Die Bragg-Gleichung
2.2.5 Das Bragg-Brentano-Verfahren
2.2.6 Aufbau eines XRD-Experiments
3 Aufbau der verwendeten Apparaturen
3.1 Die XPS-Anlage
3.1.1 Die Hauptkammer
3.1.2 Die Präparationskammer
3.2 Das Röntgendiffraktometer
3.3 Rasterkraftmikroskopie
4 Experimenteller Teil
4.1 Auswertung der Spektren
4.2 Darstellung der Wolframoxidsubstrate
4.2.1 Allgemeines zu Wolfram und seinen Oxiden
4.2.2 Darstellung von Wolfram(VI)oxid
4.2.3 Darstellung von Wolfram(IV)oxid
4.3 Beschichtung der Substrate mit Beryllium
4.3.1 Beryllium auf Wolfram(VI)oxid
4.3.2 Beryllium auf Wolfram(IV)oxid
5 Gesamtdiskussion
5.1 Das System Beryllium-Sauerstoff-Wolfram
5.2 Das Modell
6 Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Danksagungen
Abstract
In this thesis the ternary system beryllium-oxygen-tungsten is examined. Beryllium and tungsten are proposed as plasma-facing materials in fusion reactors, e.g. ITER. Because of oxygen contamination in the reaction vessel, the examination of this ternary system iscrucial.
Tungsten trioxide and tungsten dioxide are used as substrates in this work. First of all, an appropriate synthesis strategy is developed for the preparation of these substrates. The substrates are characterized by means of X-ray photo electron spectroscopy(XPS)andX-raydiffraction(XRD).Underultra-highvakuumconditi- ons a thin film of beryllium is evaporated on the oxidic substrates. Both specimens undergo a temperature programm from 573-1273 K in steps of 100 K. After each step the specimens are analyzed by XPS.
For data interpretation a model is developed to analyze the chemical reactions taking place at a specific temperature. For this, a balance of signal contributions is drawn. With this balance the overall equation is compiled. Chemical reactions are derived from this overall equation.
Bothspecimensshowanextremelydifferentbehaviour.Tungstentrioxideisalready reduced by beryllium at r.t. and shows a high reactivity throughout the complete temperature range. Tungsten dioxide on the other hand is not reduced by beryllium and is inert until 1273 K, where the normal heat dissociation of tungsten dioxide takes place.
1 Einleitung
Strom aus der Steckdose ist heute eine Selbstverständlichkeit. So verwundert es auch nicht, dass der Strombedarf mit einer wachsenden Weltbevölkerung und zunehmender Technologisierung der Gesellschaft ständig steigt. Bis zum Jahr 2030 wird der Energieverbrauch auf der ganzen Welt um knapp die Hälfte steigen [1]. In DeutschlandwurdenimJahr200782.3%desEnergiebedarfsdurchfossileBrenn- stoffe gedeckt [2]. Die Verbrennung von fossilen Rohstoffen zur Energiegewinnung hat allerdings den Nachteil, dass eine Menge CO2 entsteht und somit die Umwelt stark belastet wird. Außerdem stehen die fossilen Brennstoffe nicht unbegrenzt zur Verfügung. Es muß also eine Alternative gefunden werden.
Zudem plant die Bundesregierung bis 2022 den Ausstieg aus der Atomenergie [3]. Wegenderungelösten FragederEndlagerung derradioaktivenAbfällestelltsiezu- dem auch keine umweltfreundliche Alternative dar. Außerdem sind Atomkraftwerke ein Sicherheitsrisiko wegen der Gefahr von Unfällen und terroristischen Anschlä- gen,weswegenmanihneninderBevölkerungauchmitMißtrauengegenübersteht. Der Ausstieg aus der Atomenergie verschärft das Problem der Energiegewinnung zusätzlich.
Die einzige bisher vernünftige Lösung ist die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Allerdings ist aufgrund ihrer hohen Kosten und eingeschränkten Verfügbarkeit keine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Bis 2010 soll ihr Anteil in Deutschland 12.5 % betragen. [3]
Die Lösung des Energieproblems stellt also eine der schwierigsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. Eine geeignete Lösung für dieses Problem könnte die Energiegewinnung durch Kernfusion sein.
Kernfusion
Die Relativitätstheorie beschreibt die Equivalenz von Masse und Energie nach der folgenden Gleichung:
E = mc [2] (1.1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.1: Semitechnische Zeichnung des Fusionsexperiments ITER [6]
Quelle der Energie bei Fusionsprozessen ist die Massendifferenz zwischen Ausgangsstoffen und Endprodukten. Verschmilzt man zwei leichte Atome miteinander, wird Energie frei. Dieser Prozess findet auch auf unserer Sonne statt. Diesen Prozess versucht man sich in einem Fusionskraftwerk zu Nutze zu machen. Die vielversprechendste Reaktion ist hierbei die Fusion von zwei Wasserstoffisotopen, Deuterium und Tritium, da bei dieser Reaktion der Wirkungsquerschnitt am höchsten ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei dieser Reaktion wird eine Energie von 17.58 MeV frei [4]. Die entstandene Energie wird durch konventionelle Dampfturbinen in Strom umgewandelt. Die Rohstoffe sind nahezu unbegrenzt verfügbar verfügbar: Deuterium kann aus dem Meer gewonnen werden, wohingegen Tritium im Reaktor durch Brutreaktionen aus Lithium gewonnen wird:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beispiel für ein aktuelles Fusionexperiment ist der Reaktor ITER (s. Abb. 1.1), der in Cadarache, Frankreich, gebaut wird. Dieser Reaktor soll im Jahr 2016 in Betrieb genommen werden. Dieser Reaktor soll als erster Fusionreaktor mehr Energie liefern, als für seinen Betrieb nötig ist. [5]
Allerdings sind die theoretischen und praktischen Herausforderungen bei der fried- lichen Nutzung der Kernfusion immens. Das Plasma muss eine Temperatur von ca. 100 Millionen Grad erreichen. Um die Temperatur zu erreichen bzw. aufrechtzuerhalten, muss das Plasma in einem Magnetfeld eingeschlossen werden, damit es seine Energie nicht an die Wände des Reaktors abgibt, da sonst die Reaktion sofort abbrechen würde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.2: Wandmaterialien des Fusionsexperiments ITER [11]
Wandmaterialien
Trotz des magnetischen Einschlusses lässt es sich nicht vermeiden, dass das Plasma mit dem Wandmaterial in Kontakt kommt. Das Wandmaterial kann mit dem Teilchen im Plasma reagieren. Des Weiteren wird das Material der Wände durch das Plasma erodiert und kann an anderer Stelle wieder abgelagert werden. Aus diesem Grund stellt die Wahl des Wandmaterials ein entscheidendes Kriterium für das Funktionieren eines Fusionsreaktors dar. [7, 8, 9] In aktuellen Fusionsexperimenten werden unter anderem Beryllium, Kohlenstoff und Wolfram hierfür vorgesehen (s. Abb. 1.2). [10, 11]
Eine genaue Kenntnis des chemischen und physikalischen Verhaltens dieser Elemente und ihrer Verbindungen ist essentiell. Binäre Systeme waren schon das Thema zahlreicher Arbeiten. So wurden z.B. die Systeme Kohlenstoff-Beryllium [12], Wolfram-Beryllium [13] und Wolfram-Kohlenstoff [14] bereits in der Literatur untersucht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.3: Ergebnisse aus der Doktorarbeit von Jens Luthin [14]
Auch die Wechselwirkung von Plasma und reinen Wandmaterialien, wie z.B. Deuterium mit elementaren Beryllium [15], wurden in der Literatur untersucht. Da in einem Fusionsreaktor zudem Sauerstoff als Verunreinigung des Reaktionsgases auftritt bzw. bei Wartungsarbeiten in den Reaktorraum eindringt, ist es nötig auch die Eigenschaften der Oxide dieser Materialien zu untersuchen. Weiterhin werden durch Erosion, Migration und Wiederablagerung im Reaktor Mischphasen gebildet. Mit den Vorkenntnissen aus den Untersuchungen binärer Systeme ist es möglich, zu den weitaus komplexeren ternären Systemen vorzustoßen.
Wolframoxide
In der Vorgängerarbeit [16, 14] zu dieser Arbeit, wurde bereits damit begonnen ein ternäres System aus Wolframoxide und Kohlenstoff zu untersuchen. In dieser Arbeit wurde festgestellt, dass Wolframoxide abhängig von ihrer Stöchiometrie unterschiedlich mit Kohlenstoff reagieren (s. Abb. 1.3)
In den beiden Graphiken ist zu sehen, dass Wolframdioxid bei hohen Temperaturen ab 1370 K Wolframcarbide bildet. Beim substöchiometrischen Wolframtrioxid WO3-x ist keine Carbidbildung zu beobachten. Im Spektrum der O 1 s -Region desWolframdioxidsistzunächsteineIntensitätsabnahmebeieinerTemperaturvon 1370 K zu beobachten. Anschließend steigt die Signalintensität bei einer Temperatur von 1670 K wieder an. Im O 1 s -Spektrum des WO3-x fehlt dieser erneute Anstieg der Intensität völlig.
Das System Wolfram-Sauerstoff-Beryllium
Um den Unterschied der Wolframoxide in Bezug auf aufgedampfte Schichten genauer zu untersuchen wird in dieser Arbeit Beryllium auf die unterschiedlichen Wolframoxide WO3 und WO2 aufgedampft und anschließend untersucht.
Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, ob die unterschiedlichen Wolframoxid- substrate Einfluss auf die Berylliumschichten nehmen. Des Weiteren werden die beiden Systeme qualitativ beschrieben.
2 Grundlagen
2.1 Röntgenphotoelektronenspektroskopie
Die Hauptmethode zur Charakterisierung der Proben in dieser Arbeit ist die Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS). Mit ihrer Hilfe ist es möglich, gleichzeitig sowohl Information über die quantitative Elementzusammensetzung der Probe als auch Informationen über ihren chemischen Bindungszustand zu erhalten. Aufgrund der Oberflächenempfindlichkeit dieser Methode eignet sie sich ideal zur Untersuchung von dünnen Schichten. Zusätzlich können qualitative Tiefenprofile mit Hilfe von Ionenzerstäubung erstellt werden. Eine Alternative für Tiefenprofile der oberen 10 nm stellt die winkelaufgelöste XPS (ARXPS) dar.
2.1.1 Der photoelektrische Effekt
Das zugrunde liegende Prinzip der Photoelektronenspektroskopie ist der photoelektrische Effekt. Wird ein Atom bzw. Molekül mit Photonen der Frequenz v bestrahlt, so können Elektronen angeregt werden, so daß sie die Anziehungskräfte des Kerns überwinden und zu einem freien Elektron, dem so genannten Photoelektronen, werden. Diese Photoelektronen entstehen allerdings nur dann, wenn dieEnergiedereingestrahlten PhotonenmindestensgenausogroßistwiedieBin- dungsenergie des Elektrons E B. Im Fall von Festkörpern muss das Elektron zusätzlich zur Bindungsenergie die Austrittsarbeit überwinden. Die Austrittsarbeit ist definiert als Differenz der Vakuumenergie E Vakund der Fermienergie E F [17]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Häufig werden in der Literatur auch die Bindungsenergie E B und die Austrittsarbeit zusammengefasst. Übersteigt die Energie des Photons hv die Austrittsarbeit des Festkörpers und die Bindungsenergie E B, wird die überschüssige Energie des Photons in kinetische Energie E kin des Elektrons umgewandelt [18, 19].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1: Der photoelektrische Effekt: (a) zeigt ein Atom eines Halbleiters (hier Si) in seinem Grundzustand. Das Atom wird in (b) durch ein Photon mit der Energie hv angeregt und emittiert ein Photoelektron. (c) zeigt einen KL1L2-Augerprozeß.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Somit kann durch Messung der kinetischen Energie des Elektrons bei bekannter Frequenz des Photons v die Summe aus Austrittsarbeit und Bindungsenergie E B bestimmt werden.
Für die Messung der Bindungsenergie muss lediglich die Austrittsarbeit des Analysators bekannt sein, um die Bindungsenergie der Probe E B, P bestimmen zu können (vgl. Abb. 2.2). Allerdings ist diese Beziehung nur dann gültig, wenn es sich bei der Probe um einen Leiter handelt und Probe und Analysator elektrisch verbunden sind, also ihre Fermienergien E F auf dem gleichen Niveau liegen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Man unterscheidet zwei Arten der Photoelektronenspektroskopie: Die Ultraviolettphotoelektronenspektroskopie (UPS) und die Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS). Beide Methoden unterscheiden sich lediglich durch die eingestrahlten Energie: Für die UPS werden Photonen mit einer Energie von 10 - 50 eV (entsprechend einer Wellenlänge A von 125 bis 25 nm) und für die XPS werden Photonen mit einer Energie von 100 - 10.000 eV verwendet (ca. 12 - 0,1 nm). Somit werden bei der UPS eher Valenzorbitale untersucht, während die XPS eher für die Untersuchung der kernnahen Orbitale verwendet wird. Deshalb wird die XPS auch als core level spectroscopy bezeichnet [13]. Synonym für sowohl die Photoelektronenspektroskopie im Allgemeinen als auch für XPS wird die Abkürzung ESCA (electron spectroscopy for chemical analysis) verwendet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.2: Durch ein Photon der Energie hv wird in der Probe ein Photoelektron erzeugt. Das Elektron muß zunächst die Austrittsarbeit des Analysators <fi A durchlaufen, bevor seine kinetische Energie bestimmt werden kann.
Im Allgemeinen ist die Trennung von UPS und XPS eher willkürlich, da beide auf dem gleichen physikalischen Grundlagen beruhen. Bei Messungen am Synchroton ist es sogar möglich, beide Spektroskopiearten im gleichen Aufbau zu verwirklichen. [18, 17]
2.1.2 Photoionisation
Bei beiden Photoelektronenspektroskopiearten kommt es immer zu einer Photoionisation durch die Entfernung eines Photoelektrons. Es bleibt also immer ein einfach geladenes Teilchen zurück:
M + hv —> M + + e- (R2.1)
Da es sich hierbei um eine einfache Ionisation (siehe R 2.1) handelt, sind alle Übergänge erlaubt. Zwar muß der Ionisationsprozeß der Auswahlregel für elektrische Dipole Al = ±1 gehorchen, aber die Wellenfunktion des entstehenden freien Elektrons kann einen beliebigen Drehimpuls annehmen, weil sie sich durch eine beliebige Kombination der s, p, d, f...-Orbitalwellenfunktionen beschreiben lässt. Somit kann die Auswahlregel für elektrische Dipole immer erfüllt werden. Das hat den großen Vorteil, daß die Austrittsarbeit von Elektronen aus allen Orbitale und damit in erster Näherung auch alle Orbitalenergien gemessen werden können [20].
Dass die gemessenen Bindungsenergien in erster Näherung mit den Orbitalenergien übereinstimmt wird durch Koopmans Theorem beschrieben:
Für ein Molekül mit geschlossener Schale ist die Ionisierungsenergie E I eines Elektrons in einem bestimmten Orbital näherungsweise gleich der negativen Orbitalenergie ei. [18, 21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Annahme geht davon aus, daß sich die Orbitalenergien in einem neutralen Molekül sich durch die Ionisation nicht verändern (frozen orbitals -Näherung). In Wirklichkeit sind die Orbitalenergien allerdings nicht identisch. Dafür sind im wesentlichen zwei Effekte verantwortlich:
- Relaxation der Elektronen: Nach der Ionisation des Teichens verteilt sich die Elektronendichte neu, wodurch sich die Orbitelenergien im Vergleich zum Grundzustand des Teilchens ändern.
- Elektronenkorrelation: Die Elektronenkorrelationsenergie ändert sich. Da ein Elektron weniger zur Verfügung steht, sind die Bindungsenergien der Elektronen mit gleichen Spin wie das emittierte Elektron nicht mehr mit dessen Bindungsenergie korreliert.
Prinzipiell führt die Vernachlässigung der Elektronenrelaxation zu höheren Ionisierungspotentialen, wohingegen die Vernachlässigung der Elektronenkorrelation zu geringeren Ionisierungspotentialen führt. Somit heben sich diese beiden Effekte in guter Näherung auf. Somit stellt Koopman‘s Theorem für Ionisierungspotentiale eine zulässige Näherung dar. [21]
2.1.3 Intensitäten und Mengenbestimmung mit XPS
Die Photonen bei der XPS durchdringen die Probe mehrere Mikrometer und erzeugen somitauch bisin dieseTiefePhotoelektronen.AllerdingsnimmtderBeitrag der Photoelektronen zum XPS-Signal mit zunehmender Tiefe ab, da die Elektronen einen längeren Weg zur Oberfläche haben und somit mehr Energie verlieren können. Aus welcher Tiefe die Elektronen noch bis zur Oberfläche durchdringen, ist abhängig von ihrer mittleren freien Weglänge A m(E A) und dem Kosinus des Austrittswinkel des Elektrons cos a . Die mittlere freie Weglänge ist abhängig von der kinetischen Energie E A des entsprechenden Photoelektrons, das aus dem Energieniveau X des Atoms A herausgeschlagen wurde. Außerdem ist die Intensität
Abbildung 2.3: Wichtige Winkel eines XPS-Experimentes (vgl. Gl. 2.5)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
des Peaks auch vom Wirkungsquerschnitt a A (hv) des Atoms in Bezug auf Photoelektronen der Energie hv abhängig. D(E A) ist der Wirkungsgrad des Detektors. La(y) ist der winkelabhängige Asymmetriefaktor, der über den gesamten Raum integriert wird, da Elektronen in jede Richtung emittiert werden können.
Für homogene Proben ergibt sich das tiefenabhängige Integral zu:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
J0(xy) ist der Fluß der Photonen der Röntgenstrahlung pro Einheitsfläche am Punkt (x;y) auf der Probe. Die Intensität der Röntgenstrahlung pro Fläche nimmt mit zunehmenden Einfallswinkel ab, aber die bestrahlte Fläche nimmt zu. Der Gesamtfluss auf der gesamten Probe jedoch bleibt gleich. Damit der Fluß zu einer winkelunabhängigen Größe wird, muß er mit dem Sekans des Einfallswinkels der Röntgenstrahlen sec e = cOse multipliziert werden (siehe Abb. 2.4).
Um den Anteil eines Elements A in einer homogenen Probe zu bestimmen, muß man zunächst die Intensität I A » des reinen Elements A als Referenz bestimmt werden. Aus dem Verhältnis der Intensität I A der Probe und der Intensität der Referenz
Abbildung 2.4: Winkelabhängigkeit der Photonenflussdichte J0(xy) (vgl. Gl. 2.5). Die Helligkeit steht hier für die relative Photonenflussdichte. Je dunkler, desto höher die Photonenflussdichte pro Einheitsfläche. Bei einem senkrechten Strahl ist die Photonenflussdichtehöher(a)alsbeieinemStrahlmiteinemflacherenEinfalls- winkel (b).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um den Anteil von A nun in einer Probe aus mehreren Elementen zu bestimmen, wird der Ausdruck aus Gl. 2.7 nun durch die Summe über die Intensitäten aller anderen Elemente geteilt:
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2.1.4 Aufbau eines XPS-Experiments
Bei einem XPS-Experiment wird eine Probe mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Dort entstehen Photoelektronen, die mit Hilfe eines Analysators detektiert werden. Wird eine monochromatische Röntgenquelle benutzt, müssen sich Röntgenquelle, Monochromator und Probe auf einem Kreis, dem sog. Rowlandkreis befinden. Röntgenquelle und Probe müssen im gleichem Winkel zum Monochromator stehen, damit die Bragg-Bedingung (2.34) erfüllt wird. Der Aufbau der verwendeten Apparatur ist ausführlich in Kapitel 3.1 beschreiben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.5: Beispiel für ein Übersichtsspektrum: Zu sehen ist ein Spektrum von Wolframtrioxid mit auf der Oberfläche adsorbierten Verschmutzungen von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff
2.1.5 Das Spektrum
Augerübergänge
Durch Röntgenstrahlung wird nicht nur normale Photoionisation induziert, sondern es werden auch Augerübergänge (siehe Abb. 2.1 c) angeregt. Die Peaks der Au- gerübergänge sind auch im XP-Spektrum zu sehen (s. Abb. 2.5). Durch die Photionisation entsteht in einem kernnahen Orbital eine Lücke, in die ein Elektron aus einer höheren Schale relaxieren kann. Um die Energiebilanz einzuhalten, kann ein Elektron emittiert werden. Dieses Elektron ist das so genannte Augerelektron. Die Nomenklatur von Augerübergängen besteht aus drei Buchstaben. Der erste Buchstabe bezeichnet das Orbital, aus dem das Photoelektron stammt, der zweite das Orbital aus dem das Elektron, das relaxiert stammt, und der dritte das Orbital, aus dem das Augerelektron emittiert wird (s. KLL-Übergang in Abb. 2.1).
Spin-Bahn-Kopplung
Durch die Photoionisation verliert das entsprechende Orbital ein Elektron und ein ungepaartes Elektron bleibt zurück. Hat das Orbital einen Bahndrehimpuls ( l >1), ist im Spektrum ein Dublett zu sehen. Dies liegt an der sog. Spin-Bahn-Kopplung. Der Spin s des ungepaarten Elektrons kann entweder parallel (s = 1) oder antiparallel (s = -2) zum Bahndrehimpuls l ausgerichtet sein. Daraus ergeben sich zwei Zustände mit unterschiedlichen Gesamtdrehimpulsen j und damit unterschiedlichen Bindungsenergien:
j = l + s (2.9)
Das Flächenverhältnis der beiden Peaks ergibt sich aus dem Verhältnis der Multiplizitäten J der beiden Gesamtdrehimpulse j [22, 23]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Energieaufspaltung AEls der beiden Peaks sind die unterschiedlichen Gesamtdrehimpulse j der Elektronen verantwortlich. Da sich jedes Elektron im elektrischen Feld E des Kerns bewegt, sieht es ein magnetisches Feld B l. Die Wechselwirkungsenergie E ls ergibt sich aus dem Skalarprodukt des magnetischen Momentes des Elektrons ( und des Magnetfeldes B t. Da das Magnetfeld durch den Bahndrehimpuls des Elektrons verursacht wird, ist es proportional zu l. Ebenso ist das magnetische Moment in diesem Fall proportional zur Spinquantenzahl s.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Vektor des Gesamtdrehimpulses j kann durch die Vektorsumme von Spin- und Bahndrehimpulses ausgedrückt werden. Also kann auch sein Betrag durch die Impulse j und s ausgedrückt werden und man erhält:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Vektorbeträge gelten folgende Proportionalitätsbeziehungen:
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Somit ergibt sich mit den Gl. 2.16 und 2.13:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als Proportionalitätskonstante wird 2 hc£ ls verwendet und somit ergibt aus Gl. 2.20:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
£ls ist hier die mittlere Spin-Bahn-Kopplungskonstante in cm-[1]. Diese hängt zum einen vom Magnetfeld, zum anderen vom Erwartungswert (r-[3]) ab:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Spin-Bahn-Kopplung ist im Beispielübersichtsspektrum (Abb. 2.5) bei den W 4 p - ,W4 d - und W 4 f -Peaks zu sehen. Mit zunehmenden Bahndrehimpuls l rücken die entsprechenden Peakpaare energetisch näher zusammen.
Energieverlust durch Plasmonenanregung
Elektronen, die einen Festkörper durchdringen, können Elektronen im Leitungsband anregen. Diese Schwingungen haben für jedes Material charakteristische Frequenzen v P. Der Energieverlust, den ein Elektron durch Plasmonenanregung erfährt, ist damit hv P. Aus diesem Grund ist vor jedem großen Peak ein kleiner Peak sichtbar, der von Elektronen stammt, die einen Energieverlust durch Plasmo- nenanregung erfahren haben. Mehrfachanregung von Plasmonenschwingungen durch ein Elektron ist zwar möglich, jedoch sehr unwahrscheinlich. [22]
Reorganisation der Valenzelektronen (Shake-Up und Shake-Off )
Durch die Photoionisation geht ein Elektron aus den kernnahen Orbitalen verloren. Dadurch wird die positive Ladung des Kerns weniger abgeschirmt und die Valenzelektronen sehen mehr von Kernladung. Durch diesen gravierenden Störung in der Ladungsverteilung, sind die äußeren Elektronen dazu gezwungen sich neu zu verteilen. Durch diese essentielle Reorganisation kann es vorkommen, dass ein Elektron in ein höheres Energieniveau oder sogar ins Ionisationskontinuum gelangt. Die Energiedifferenz steht allerdings dem primären Photoelektron nicht zur Verfügung. Der Energieverlust dieses Zweielektronenprozesses führt zu einem Peak bei höheren Bindungsenergien. Diese Peaks werden auch als Shake-up - bzw. Shake-Off -Satelliten bezeichnet. Solche Übergänge können z.B. n* nÜbergänge sein. [24, 22]
2.2 Röntgendiffraktometrie
AlszusätzlicheAnalysemethodezurXPSkommtdieRöntgendiffraktometrie(XRD) in dieser Arbeit zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, die Struktur der Proben zu bestimmen. Die Kombination dieser beiden Methoden ermöglicht es, die zu untersuchende Probe sowohl chemisch, als auch strukturell umfassend zu analysieren. Somit stellt die XRD eine wertvolle Ergänzung zu den durchgeführten XPS-Experimenten dar.
2.2.1 Röntgenbeugung
Mit Hilfe von Röntgenstrahlen können Rückschlüsse auf die Struktur kristalliner Stoffe gezogen werden. Der zugrunde liegende Effekt ist die Beugung von Licht an einem Gitter und die daraus resultierenden Interferenzerscheinungen. Beugung tritt immer dann auf, wenn die Abstände in einem Gitter in etwa der Wellenlänge des einfallenden Lichts entsprechen. Die Wellenlänge der Röntgenstrahlung liegt im Bereich der Gitterabstände in einem Kristallgitter (« 0,1 nm). Das Kristallgitter stellt somit für die Röntgenstrahlung ein dreidimensionales Beugungsgitter dar.
Das elektromagnetische Feld der einfallenden Röntgenstrahlen regt die Elektronen des Kristalls an. Kehren die Elektronen nun in ihren Grundzustand zurück, emittieren sie ihrerseits hauptsächlich Röntgenstrahlen der gleichen Frequenz. Somit strahlt jedes Atom des Kristalls Röntgenstrahlen in Form einer kugelförmigen Welle ab (Huyghen‘sches Prinzip). Ob die entstandenen Wellen sich gegenseitig auslöschen oder verstärken, hängt von ihrem Gangunterschied 25 ab. Lediglich Wellen, deren Gangunterschied 25 ein Vielfaches ihrer Wellenlänge nA ist, erfüllen die Bedingung für konstruktive Interferenz und löschen sich somit nicht aus (siehe Gl. 2.34).
2.2.2 Die Laue-Gleichungen
Der Gangunterschied 25 ist zum einem vom Winkel des einfallenden Lichts und des Detektors abhängig, zum anderen vom Abstand der einzelnen Atome. Da ein Kristall aus periodisch wiederkehrenden Strukturen besteht, lässt sich das Prinzip an einer eindimensionalen Atomreihe verdeutlichen. Jedes Atom auf dieser Reihe stellt ein Streuzentrum dar und der Abstand zwischen zwei Atomen ist immer a. Die Röntgenstrahlung trifft im Einfallswinkel auf ein Atom. Dieses Atom emittiert im Winkel v seinerseits Röntgenstrahlung in alle Richtungen. Die emittierten Röntgenstrahlen spannen somit einen Kegelmantel mit einem Öffnungswinkel von 2v auf.
Dieser Kegelmantel wird auch als Laue-Kegel bezeichnet (siehe Abb. 2.6). Den Gangunterschied zwischen zwei benachbarten Punkten mit Abstand a berechnet sich nach der sog. Laue-Gleichung (Gl. 2.24). [25]
Abbildung 2.6: Streuung an einer eindimensionalen Atomreihe (aus [25])
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein reales Kristallgitter besteht näherungsweise aus Atomreihen in die drei Raumrichtungen a, b und c. Deshalb muss die Lauegleichung in alle drei Raumrichtungen für identische Ein- und Ausfallswinkel der Röntgenstrahlung erfüllt werden. Damit ergibt sich das folgende Gleichungssystem.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das bedeutet, dass nur dann ein Reflex entsteht, wenn sich alle drei Lauekegel in einer Geraden schneiden. Nur in Richtung der Schnittgeraden ensteht ein Reflex. Des Weiteren müssen die Ein- und Austrittswinkel p und v gleich groß sein.
2.2.3 Die Netzebenen
Da ein Kristall ein periodisches, dreidimensionales Gitter darstellt, ist der Abstand zwischen Atomen des gleichen Elements immer gleich und somit auch der Gangunterschied der emittierten Wellen bei konstanten Ein- und Austrittswinkeln. Die einzelnen Schichten gleicher Atome innerhalb des Kristalls können zu sog. Netzebenen zusammengefasst werden. Jede dieser Netzebenen wird durch drei Gitterpunkte definiert. Da der Ursprung des Gitters frei wählbar ist, wird nicht nur eine Netzebene, sondern immer gleich eine Netzebenenschar durch die Gitterpunkte
definiert. Das reale Gitter wird durch die drei Einheitsvektoren a"1, a"2 und a 3 aufgespannt. Die Gitterebene schneidet die Achsen a1, a2 und a3 in den Punkten (m;0;0),(0;n;0)und(0;0;p)undwirdsomitdurchdasTripel(mnp)definiert(siehe Abb. 2.7).
Abbildung 2.7: Beispiel der Darstellung einer Netzebene: Dargestellt sind hier zwei (121)- Netzebenen. Die gestrichelte Ebene verläuft näher am Ursprung und gibt damit die Koordinaten für die Ebenenschar vor. Im normalen Koordinatensystem sind ihre Koordinaten bezüglich der drei Einheitsvektoren (1; 2;1). In Millerschen Indizes ausgedrückt stellt sie die Ebene (121) dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da es später wesentlich leichter ist, sich im reziproken Raum zu bewegen, werden die Netzebenen ebenfalls in reziproken Koordinaten angegeben. Um die reziproken Koordinaten zu ermitteln, werden zunächst dir reziproken Achsenabschnitte ermittelt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anschließend werden die so erhaltenen Achsenabschnitte durch den Größten gemeinsamen Teiler q dividiert:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das erhaltene Tripel (hkl) beschreibt die Netzebene. Die erhaltenen Zahlen werden auch als Miller‘sche Indizes bezeichnet (s. Abb. 2.7) [26, 27].
2.2.4 Die Bragg-Gleichung
Damit die drei Lauegleichungen (2.26 - 2.27) erfüllt werden können und ein Reflex beobachtet werden kann, muß der Einfallswinkel der Röntgenstrahlung einen ganz bestimmten Wert annehmen, so daß alle reflektierten Wellen in Phase sind. Das bedeutet, daß der Gangunterschied der einzelnen Wellen ein Vielfaches der Wellenlänge nA sein muss. Der Gangunterschied der einzelnen Wellen ist wiederum direkt vom Abstand d der Netzebenen abhängig (siehe Abb. 2.8). Dieser Zusammenhang wird durch die Bragg-Gleichung beschrieben:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.8: Graphische Darstellung der Bragg-Beziehung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die linke Seite stellt die Bedingung für die konstruktive Interferenz dar. n wird auch als Beugungsordnung bezeichnet. Die rechte Seite der Gleichung ist der Gangunterschied. Der Winkel 0 ist der Winkel unter dem die Röntgenstrahlung auf die Gitterebene trifft. Sobald für eine Schar von Gitterebenen die Bragg-Gleichung erfüllt ist, entsteht ein Röntgenreflex [25].
2.2.5 Das Bragg-Brentano-Verfahren
Da es sich bei den untersuchten Proben dieser Arbeit nicht um Einkristalle, sondern um polykristalline Proben handelt, kommt hier das Bragg-Brentano-Verfahren zum Einsatz. In polykristallinen Materialien und Pulvern sind die Kristallite, und damit auch ihre Gitterebenen, statistisch angeordnet. Idealerweise sollte jede Orientierung genau gleich vertreten sein. Durch die zufällige Anordnung entstehen Reflexe in jede Raumrichtung. Jede Substanz und jede ihrer Kristallstrukturen hat ihr eigenes Beugungsmuster. Somit ist es möglich, Substanzen und ihre Kristall- strukuren mit Hilfe der Datenbank Powder Diffraction File (PDF) des International Centre for Diffraction Data nach dem fingerprint -Prinzip zu identifizieren. In der Praxis wird der Winkel 9 durch bewegen der Röntgenquelle und Kippen der Probe variiert. Die Intensität der Röntgenstrahlung wird gegen 29 aufgetragen.
Um die Qualität der Diffraktogramme zu verbessern, wird ihre Auflösung auf mathematischem Wege verbessert. Der Monochromator filtert alle Bestandteile der Röntgenstrahlung außer den Ka-Linien heraus. Um die Auflösung der Diffrakto- gramme weiter zu verbessern, muss auch die K a 2 -Linie entfernt werden. Dies wird durch die Rachinger-Korrektur erreicht. [26]
2.2.6 Aufbau eines XRD-Experiments
Bei einem XRD-Experiment wird die Probe mit einer monochromatischen Röntgenquelle bestrahlt. Die reflektierten Röntgenstrahlung wird mit einem Analysator detektiert. Röntgenquelle und Analysator befinden sich auf einem Kreis, in dessen Mittelpunkt die Probe liegt (siehe Abb. 2.9). Die Seite mit der Röntgenquelle wird alsPrimärseite,dieSeitemitdemAnalysatorwirdalsSekundärseitebezeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.9: Aufbau eines XRD-Experiments nach Bragg-Brentano
3 Aufbau der verwendeten
Apparaturen
3.1 Die XPS—Anlage
Für die XPS-Untersuchungen kommt eine kommerzielle XPS-Anlage vom Typ PHI ESCA 5600 der Firma Pelkin-Elmer Corporation zum Einsatz. Der Aufbau entspricht größtenteils dem ursprünglichen Aufbau. [13, 24]
3.1.1 Die Hauptkammer
Vakuum
Der Basisdruck in der Meßkammer liegt bei 2.0 • 10-[8] Pa. Zur Druckkontrolle sind an der Hauptkammer ein Bayard-Alpert- und ein Kaltkathodenmanometer angebracht. Als Hauptpumpe wird eine Ionenzerstäuberpumpe eingesetzt. Bei hoher Gaslast kann zusätzlich noch eine Titansublimationspumpe zugeschaltet werden.
Standardröntgenquelle
Die Standardröntgenquelle ist mit einer wassergekühlten Doppelanode ausgestattet. Die eine Seite der Anode ist aus Magnesium, die andere aus Aluminium. Dies ermöglicht drei verschidenen Betriebsarten: Entweder werden die Anoden einzeln mit einer Leistung von 400 W betrieben oder im Doppelbetrieb mit einer Leistung von 350 W pro Anodenseiten. Im Doppelbetieb ist die Intensität der Röntgenstrahlung höher. Die verwendete Software MultiPak verwendet im Doppelbetrieb eine der beiden Quelle als Referenz. Die Arbeitsspannung der Anode beträgt 14 kV. Vorteil dieser Röntgenquelle ist die längere Lebendsdauer der Filamente und die leicht höhere Intensität der erzeugten Röntgenstrahlung als bei Verwendung der monochromatischen Röntgenquelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.1: Die in dieser Arbeit verwendete XPS-Apparatur
Monochromatische Röntgenquelle
Die monochromatische Röntgenquelle besteht aus zwei 2-mm-Wolframfilamenten, eins als Ersatzfilament, und einer wassergekühlten Al-Anode. Die Quelle wird mit einer Leistung von 300 W und einer Spannung von 14 kV betrieben. Der Monochromator besteht aus einem toroidal-gekrümmten Quarzkristall und bildet mit der Probe einen Rowlandkreis von 500 mm Durchmesser. Durch den Monochromator wird die Bremsstrahlung und die Al-Kß-Linien herausgefiltert. Die Bragg- Gleichung (siehe Gl. 2.34) ist nur für die Al-Ka-Linie (hv = 1486.6 eV) erfüllt. Durch diesen Aufbau ist eine extrem hohe Energieauflösung möglich. Die Energieauflösung des Monochromators liegt bei 0.2 eV. [28] Allerdings leidet hierunter die Intensität der emittierten Röntgenstrahlung. Der Winkel zwischen Monochromator, Probenoberfläche und Analysator beträgt 90°. Für die Messungen dieser Arbeit wird ausschließlich diese Röntgenquelle benutzt.
Analysator
Die Meßkammer ist mit einem hemisphärischen Analysator (HSA) ausgestattet. Der Analysator ist mit unterschiedlichen Blenden ausgestattet. Durch Auswahl der Apertur und der passenden Linseneinstellung der Elektronenoptik kann die unter- suchteFlächederProbeeingestelltwerden.FürdieseArbeitkommtausschließlich die Apertur mit einem Analysefleck von 0.8 mm Durchmesser zum Einsatz. Je größer die Apertur, desto höher die Intensität der Photoelektronen. Allerdings kann mit einer kleineren Apertur eine bessere Ortsauflösung erzielt werden. Der Analysator wird bei einer konstanten Durchtrittsenergie (pass energy) betrieben. Die Photoelektronen werden durch Anlegen einer Brems- bzw. Beschleunigungsspannung auf die eingestellte Durchtrittsenergie abgebremst bzw. beschleunigt. Bauartbedingt sinkt die Energieauflösung AE bei Halbkugelanalysatoren mit zunehmender Durchtrittsenergie E. Für den hier verwendeten Analysator gilt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Allerdings ist die Signalintensität proportional zur Durchtrittsenergie. Auch hier gilt es wieder einen geeigneten Kompromiß zwischen Intensität und Energieauflösung zu finden. Für Übersichtsspektren wird in dieser Arbeit eine Durchtrittsenergie von 93.90 eV (AE = 1.41 eV) und für hochaufgelöste Spektren von 2.95 eV (AE = 0.04 eV) verwendet. Valenzbandspektren werden mit einer Durchtrittsenergie von 29.35 eV (AE = 0.44 eV) aufgenommen. Allerdings ist die Auflösung durch den Monochromator auf AE = 0.2 eV limitiert (3.1.1). Anschließend werden die Elektronen, dann mit einem 16-Kanal-Detektor detektiert und das Signal an den Rechner zur Verarbeitung weitergeleitet. Die Energieskala wird nach dem Dreipunktverfahren geeicht. [22, 23, 13] Hierzu wird zunächst ein Spektrum des 4f ?- Peaks von Gold (84.0 eV) als Bezugspunkt aufgenommen und die Arbeitsfunktion des Analysators angepasst. Anschließend wird ein Spektrum des 2 p 3-Peaks von Kupfer (932.67 eV) aufgenommen, um die Spreizung der Skala zu justieren. Zur Überprüfung der Linearität der Energieskala wird zum Schluss noch ein Spektrum des 3d 5-Peaks von Silber (368.3 eV) aufgenommen.
Ionenquelle
An der Hauptkammer ist eine Ionenquelle des Typs IQE 12/38 der Firma Specs angebracht, die mit Argon betrieben wird. Die Ionenquelle ist zusätzlich mit zwei Turbomolekularpumpen mit vorgeschalteten Drehschieberpumpen ausgestattet, um die Gaslast für die Ionenzerstäuberpumpe der Hauptkammer zu reduzieren und um einen differentiellen Pumpbetrieb während des Zerstäubens zu ermöglichen. Mit ihr kann die Oberfläche der Probe durch Ionenzerstäubung von Verunreinigungen befreit werden. Ein weiterer Verwendungszweck ist die Erstellung von Tiefenprofilen. Hier wird zunächst eine Schicht der Probe durch Zerstäubung abgetragen. Anschließend wird ein Spektrum aufgenommen. Dieser Vorgang wird wiederholt. Anhand der Peakflächen kann dann ein Tiefenprofil erstellt werden.
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- Martin Köppen (Author), 2008, Untersuchung des ternären Systems Wolfram-Sauerstoff-Beryllium, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1280554
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