"Der angewachsene Fernseher lässt sich kollektiv nicht mehr abschalten, ohne dass wir fürchten müssen, halbblind zu werden. Denn: heute gibt es Segmente von Wirklichkeit, die nur deshalb wirklich (und wahr) sind, weil sie auf dem Bildschirm des Fernsehens erscheinen. Die wirkliche Wirklichkeit findet im Fernsehen statt." (Christopher Tholen: Talkshow als Selbstbekenntnis)
Jeden Tag laufen in Deutschland unzählige Talkshows, angefangen bei dem morgendlichen „Frühstücksfernsehen“ über die mittägliche „Oliver Geißen“ Show bis zum Late Night Talker „Beckmann“. Alle haben sie eines gemeinsam, sie wollen dem Publikum, zum Zwecke der Befriedigung voyeuristischer Begierden, das Innenleben unserer Mitmenschen, egal ob prominent oder nicht, auf dem Präsentierteller anrichten, auf das sich jeder den Sensationshappen rauspicke, der ihn interessiert.
Das klingt so, als wenn das Publikum an seinem Ruf schuld sei, indem es den Moderator als seinen Vertreter aussendet, den Gast dazu zubringen, sich für die Zuschauer zu prostituieren. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn auch wenn dem Geständigen das Ausmaß seiner Offenbarung vielleicht nicht so bewusst ist, haben die Menschen heute ein starkes Interesse daran, Details aus ihrem Privatleben preiszugeben, ihr Inneres nach Außen zu kehren. Und die Zuschauer lassen die Flut der alltäglichen Probleme, mit denen sie medial konfrontiert werden, bereitwillig über sich zusammenbrechen. Lieber beim Konsumieren fremden Lebens untergehen, als sich aus dem Meer der Geständnisse ans Ufer der eigenen Identität zu retten.
Im Rahmen dieser Abhandlung habe ich mich mit dem Format Domian auseinandergesetzt, das bis auf sonntags täglich bimedial im WDR und auf 1Live gesendet wird.
Hingegen vieler anderer Talkshows hat sich Domian seit der Erstausstrahlung 1995 zu einer festen Institution etabliert mit konstant guten Einschaltquoten. Durchschnittlich rufen zu jeder Sendung, sei es mit thematischer Festlegung oder nicht, 40 bis 60.000 Menschen an, von denen etwa einhundert bis zu den Rechercheuren weitergeleitet werden, die wiederum die zehn interessantesten und geprüften Fälle zu Domian ins Studio durchstellen, damit sie sich ihre Sorgen von der Seele reden können.
Inhaltsverzeichnis
- Selbstoffenbarung bei Domian Austausch
- Intimitäten zwischen Exhibitionisten und Voyeuren
- Einleitung
- Talkshow Genres und ihre Charakteristika
- Domian das Talk-Radio
- Seelenstriptease am Telefon - Exhibitionisten
- Der Blick durch das Schlüsselloch - Voyeure
- Therapie oder Bloẞstellung
- Die Rolle des Moderators Domian als Spielleiter und Therapeut
- Kirchliche Beichte vs. mediale Bekenntnisse oder: das Verhältnis von Innen und Außen
- Intimitäten zwischen Exhibitionisten und Voyeuren
- Das Talk-Radio Privatheit im öffentlichen Raum
- Zusammenfassung
- Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Abhandlung analysiert das Format Domian, eine bimediale Talkshow des WDR und 1Live, die sich seit 1995 als feste Institution etabliert hat. Die Arbeit untersucht die Selbstoffenbarung von Anrufern in der Sendung, die durch die unmittelbare Interaktion mit dem Moderator Domian und die Öffentlichkeit des Mediums geprägt ist. Dabei werden die spezifischen Charakteristika von Talkshows und die Rolle des Moderators als Spielleiter und Therapeut beleuchtet. Die Abhandlung befasst sich mit den Themen Exhibitionismus und Voyeurismus im Kontext der medialen Selbstoffenbarung und analysiert das Verhältnis von Innen und Außen, das durch die Sendung Domian aufgezeigt wird.
- Selbstoffenbarung in Talkshows
- Exhibitionismus und Voyeurismus in den Medien
- Die Rolle des Moderators als Spielleiter und Therapeut
- Das Verhältnis von Innen und Außen
- Die mediale Inszenierung von Privatheit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Abhandlung befasst sich mit der Selbstoffenbarung von Anrufern in der Sendung Domian. Es werden die spezifischen Charakteristika von Talkshows und die Rolle des Moderators als Spielleiter und Therapeut beleuchtet. Die Analyse konzentriert sich auf die Themen Exhibitionismus und Voyeurismus im Kontext der medialen Selbstoffenbarung und untersucht das Verhältnis von Innen und Außen, das durch die Sendung Domian aufgezeigt wird. Das Kapitel beleuchtet die Rolle des Moderators Domian als Spielleiter und Therapeut und analysiert die mediale Inszenierung von Privatheit. Es werden die Unterschiede zwischen kirchlicher Beichte und medialen Bekenntnissen diskutiert.
Das zweite Kapitel der Abhandlung befasst sich mit dem Talk-Radio und der Inszenierung von Privatheit im öffentlichen Raum. Es werden die spezifischen Charakteristika von Talkshows und die Rolle des Moderators als Spielleiter und Therapeut beleuchtet. Die Analyse konzentriert sich auf die Themen Exhibitionismus und Voyeurismus im Kontext der medialen Selbstoffenbarung und untersucht das Verhältnis von Innen und Außen, das durch die Sendung Domian aufgezeigt wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Selbstoffenbarung, Talkshows, Domian, Exhibitionismus, Voyeurismus, mediale Bekenntnisse, Privatheit, Öffentlichkeit, Spielleiter, Therapeut, Innen und Außen, Beichte, Medienkultur.
- Citation du texte
- Kristina Hötte (Auteur), 2007, Analyse von Phone-In Sendungen als Orte der unmittelbaren Selbstoffenbarung am Beispiel der Radio- und Fernsehsendung "Domian", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127973
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