Schillers Werke übten stets eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Komponisten aus: Jedes seiner Dramen inklusive des Demetrius-Fragments wurde vertont. Erstaunlich ist, daß sich kaum vollständige deutsche Opernbearbeitungen von Schillers Dramen finden. Die schon bald nach seinem Tod beginnende Verehrung Schillers als Nationaldichter mag bei der Zurückhaltung deutscher Komponisten eine Rolle gespielt haben. Die zweifellos notwendigen Anpassungen, die ein Drama bei der Transformierung in ein gutes Libretto über sich ergehen lassen muß, wurden bei dem Nationaldichter Schiller als unstatthaft empfunden. Italienische Opernkomponisten hingegen bedienten sich gern und häufig bei Schiller, und so nimmt es nicht wunder, daß die berühmtesten auf Schiller basierenden Opern aus Italien stammen. Hierzu zählen zweifelsohne Rossinis Guilleaume Tell, Donizettis Maria Stuarda sowie Verdis Schiller-Opern Giovanna d’Arco, I masnaderi, Luisa Miller und Don Carlos. Selbst innerhalb dieser vier Opern Verdis sind große Unterschiede darin zu erkennen, wie die Umformung von Drama zu Libretto vonstatten ging. Als gelungenste Umformung eines Schiller-Dramas in eine Verdi-Oper wird allgemein Don Carlos angesehen. Hier gelang es den Librettisten Joseph Méry und Camille du Locle – trotz aller für ein Libretto notwendigen Kürzungen und Verdeutlichungen – alle wesentlichen Elemente bei gleicher Schwerpunktsetzung beizubehalten. Für die weit weniger bekannte Oper Luisa Miller hingegen wurden Verdi und sein Librettist Salvatore Cammarano immer wieder angegriffen.
Diese Arbeit wird sich mit dieser Oper beschäftigen und der Frage nachgehen, inwieweit Verdi und sein Librettist Cammarano die Dramenvorlage von Schillers Kabale und Liebe verändert haben und welche Auswirkungen dies auf die dargestellten Figurencharaktere zeitigt. Soweit es möglich erscheint, sollen auch denkbare Gründe für diese Veränderungen aufgezeigt werden. Hierbei werden ohne Zweifel auch Einflüsse der neapolitanischen Zensur, sowie der italienischen Libretto-Ästhetik und -Tradition des 19. Jahrhundert eine Rolle spielen, jedoch können diese, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, nur am Rande behandelt werden.
Da auch Verdis und Cammaranos Schiller-Bild geprägt war von einem speziell italienischen Schiller-Verständnis und da auch ihnen Schiller nur in bestimmten Übersetzungen zugänglich war, erscheint es sinnvoll, einführend einen kurzen historischen Überblick über die Schiller-Rezeption in Italien zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schiller-Rezeption in Italien
- Das Bild Deutschlands in Italien
- Schiller im Romanticismo
- Schiller und Verdi
- Luisa Miller
- Vorgeschichte
- Verdis Luisa Miller im Vergleich zu Schillers Kabale und Liebe
- Der äußere Rahmen
- Die Männergestalten
- Rodolfo
- Il Conte di Walter
- Wurm
- Miller
- Die Frauengestalten
- Luisa Miller
- Federica
- Schlußbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Verdis Oper Luisa Miller im Vergleich zu Schillers Kabale und Liebe, wobei der Fokus auf den Veränderungen der Charaktere liegt. Ziel ist es, die Unterschiede in der Darstellung der Figuren und die möglichen Gründe für diese Veränderungen aufzuzeigen. Dabei werden auch Einflüsse der neapolitanischen Zensur, der italienischen Libretto-Ästhetik und -Tradition des 19. Jahrhunderts berücksichtigt.
- Vergleich der Charaktere in Luisa Miller und Kabale und Liebe
- Analyse der Veränderungen der Figuren durch Verdi und Cammarano
- Einflüsse der italienischen Opern-Tradition und der Zensur
- Schillers Rezeption in Italien
- Verdis Umgang mit Schillers Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Rezeption von Schillers Werken in der Oper vor und beleuchtet die Besonderheiten der Schiller-Vertonungen, insbesondere in Italien. Es wird auf die Schwierigkeiten bei der Umformung von Dramen in Opernlibretti hingewiesen und die Bedeutung der Schiller-Rezeption für die Entstehung von Verdis Luisa Miller hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Schiller-Rezeption in Italien. Es wird die lange Tradition eines negativen Deutschlandbildes in Italien aufgezeigt, das bis ins 19. Jahrhundert hinein die Rezeption deutscher Literatur beeinflusste. Die Rezeption Schillers in Italien wird im Kontext des Romanticismo betrachtet, wobei die Schwierigkeiten bei der Übersetzung und Adaption seiner Werke hervorgehoben werden.
Das dritte Kapitel analysiert Verdis Luisa Miller im Vergleich zu Schillers Kabale und Liebe. Es werden die Unterschiede in der Darstellung der Figuren, insbesondere der Männergestalten Rodolfo, Il Conte di Walter, Wurm und Miller, sowie der Frauengestalten Luisa Miller und Federica, untersucht. Die Arbeit geht auf die möglichen Gründe für diese Veränderungen ein und beleuchtet die Einflüsse der italienischen Opern-Tradition und der Zensur.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Verdis Luisa Miller, Schillers Kabale und Liebe, Figurencharaktere, Opernlibretto, italienische Opern-Tradition, Schiller-Rezeption, Zensur, Deutschlandbild, Romanticismo.
- Citation du texte
- M.A. Anne Oppermann (Auteur), 2005, Verdis "Luisa Miller" im Vergleich zu Schillers "Kabale und Liebe", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127844
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