Das Pendel der philosophischen Reflexion schwingt zwischen gesellschaftlicher Utopie und Dystopie und im Mittelpunkt dieser Analyse steht zumeist der Mensch und die ihn umgebende Gesellschaft. Falls das Pendel in die Richtung der Utopie schwingt, entstehen Bilder einer Gesellschaft, die eine positive Entwicklung durchmacht oder durchmachen wird, wie sie z.b. im Fortschrittsglauben des Positivismus zu finden ist. Im gegenteiligen Fall ertönen Kassandrarufe, die der Gesellschaft eine Zukunft voraussagen, die voll von schwarzmalerischen Bildern ist. Exemplarisch hierfür kann die „Dialektik der Aufklärung“ von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno gelten.
Doch es gibt gleichermaßen philosophische Denkrichtungen, die sich nicht auf eine starr prognostizierte Zukunft festlegen, sondern proklamieren, dass der Zustand der Gesellschaft sich zu beiden Seiten hin auflösen kann. Letzteres ist der Fall vor allem bei Friedrich Nietzsche und Herbert Marcuse. Sowohl bei Nietzsche, in seinem Monumentalwerk „Also sprach Zarathustra“, als auch bei Marcuse, in „Der Eindimensionale Mensch“, steht die Gesellschaft entweder vor einem Wandel oder macht ihn gerade durch. Beide Philosophen lassen in ihrer Analyse kein gutes Haar an den bestehenden Verhältnissen. Aber sie geben sich mit einer harschen Kritik nicht zufrieden, sondern entwerfen Gegenkonzepte. Jedoch gilt für beide in gleicher Weise, dass sie die Entwicklung der Gesellschaft mit Sorge betrachten, da die Anzeichen eher dafür sprechen, dass sich die Menschen für die negative Option entscheiden würden.
In der vorliegenden Arbeit sollen die Ähnlichkeiten der beiden Denker untersucht werden und zwar gerade im Hinblick auf dieses dystopische Element. Ginge es darum, die Sichtweise von Nietzsche und Marcuse aphoristisch auf den Punkt zu bringen, genügt ein Verweis auf Albert Einstein: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein.“ (...) Trotz dieser zeitlichen Differenz von ca. 80 Jahren scheint es auf den ersten Blick so, als ob der eindimensionale Mensch Marcuses genau den Kriterien eines letzten Menschen bei Nietzsche entspricht. Damit dieser Vergleich, Ähnlichkeiten in der Philosophie Nietzsches und der Marcuseschen Konzeption herauszufinden, ein fruchtbarer ist, gilt es, die Essenzen der jeweiligen Postulate herauszukristallisieren und in Beziehung zueinander zu setzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der letzte Mensch in ,,Also sprach Zarathustra“
- Theoretischer Hintergrund: Der Tod Gottes und der Nihilismus
- Der letzte Mensch
- Marcuse
- Der eindimensionale Mensch und die Technik
- Die Eindimensionalität der Sprache
- Repressive Toleranz
- Konsequenz der Eindimensionalität: Revolutionsverzicht
- Schnittpunkte und Unvereinbares
- Das,,göttliche Leben ohne Gott“
- Falsche Bedürfnisse
- Wege zum letzten und eindimensionalen Menschen
- Ausbruch aus der Gesellschaft
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten zwischen Friedrich Nietzsches Philosophie und Herbert Marcuses Konzeption des eindimensionalen Menschen. Der Fokus liegt dabei auf der dystopischen Vision beider Denker, die eine negative Entwicklung der Gesellschaft prognostizieren. Die Arbeit analysiert, inwiefern Marcuses eindimensionaler Mensch als Weiterführung des letzten Menschen von Nietzsche verstanden werden kann.
- Der Tod Gottes und der Nihilismus als Ausgangspunkt für die Entwicklung des letzten Menschen
- Die Kritik an der modernen Gesellschaft und ihren Mechanismen der Unterdrückung
- Die Rolle der Technik und der Massenmedien in der Entstehung des eindimensionalen Menschen
- Die Bedeutung von Freiheit und Selbstbestimmung für die Überwindung der eindimensionalen Existenz
- Die Möglichkeiten und Grenzen einer revolutionären Veränderung der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert den Zusammenhang zwischen Nietzsche und Marcuse. Sie führt die zentralen Begriffe „letzter Mensch“ und „eindimensionaler Mensch“ ein und skizziert die Argumentationslinie der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem letzten Menschen in Nietzsches „Also sprach Zarathustra“. Es erläutert den theoretischen Hintergrund des Todes Gottes und des Nihilismus und analysiert die Charakterisierung des letzten Menschen als Massenmensch, der sich in seinem Dasein als Massenmensch vollends genügt.
Das dritte Kapitel widmet sich Marcuses Konzeption des eindimensionalen Menschen. Es untersucht die Rolle der Technik und der Massenmedien in der Entstehung des eindimensionalen Menschen, die Eindimensionalität der Sprache und die repressive Toleranz als Mechanismen der Unterdrückung.
Das vierte Kapitel analysiert die Schnittpunkte und Unvereinbarkeiten zwischen Nietzsche und Marcuse. Es untersucht die Gemeinsamkeiten in der Kritik an der modernen Gesellschaft und den Möglichkeiten einer revolutionären Veränderung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den letzten Menschen, den eindimensionalen Menschen, den Tod Gottes, den Nihilismus, die Technik, die Massenmedien, die repressive Toleranz, die Freiheit und die Revolution.
- Quote paper
- Hakan Tanriverdi (Author), 2008, Ist der eindimensionale Mensch Marcuses eine Weiterführung des letzten Menschen bei Nietzsche?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127838
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