Im Rahmen der Hausarbeit werden neben der Begriffsbestimmung und der Rolle der Motivation in der praktischen Pflegeausbildung insbesondere die Rolle der/des Praxisanleitenden im motivationalen Prozess beleuchtet. Dabei geht der Autor auf die Anforderungen der generalistischen Pflegeausbildung ein und beschreibt Motivationsstrategien für die praktische Anwendung in den alltäglichen pflegerischen Anleitungssituationen sowie deren Konsequenzen für die Ausbildungsqualität.
Mit der Reformation der Pflegeausbildung in Form einer generalistischen, also mehrere Berufsgruppen vereinenden Ausbildung im Jahr 2020, änderten sich ebenfalls die Anforderungen an die Inhalte des praktischen Teils der Lehre: Während der theoretische Ausbildungsanteil seit jeher im Aufgabengebiet der Bildungsträger lag und damit durchaus bereits eine gute Strukturierung aufwies, beispielsweise durch länderspezifische Curricula, zeichnete sich der praktische Ausbildungsabschnitt durch sehr individuelle und damit eine qualitativ stark divergierende Formen der Wissensvermittlung aus. Arbeitsbelastung, Personalmangel, der Faktor „Zeit“ und die Einstellung von Praxisanleitenden selbst gegenüber den Auszubildenden bestimmte das Bild der Kompetenzvermittlung im praktischen Bereich.
Mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung und ihrem Anspruch an strukturierte Praxisanleitung im Umfang von mindestens 10 Prozent der Einsatzzeit revidierte sich auch das Bild der Praxisanleitung: Durch die nun deutlich bewusster wahrgenommene tragende Rolle beim Kompetenzerwerb der Auszubildenden entwickelte sich auch ein neues Selbstverständnis der Praxisanleitenden. Die gezielte und geplante Anleitung von Auszubildenden erfordert nun eine deutlich höhere pädagogische Kompetenz seitens der Anleitenden. Hinzu kommt eine neue Erwartungshaltung der Auszubildenden sowie die generellen Eigenschaften der derzeitigen jugendlichen beziehungsweise adoleszenten Generation.
Mit Blick auf den Fachkräftemangel insbesondere im Pflegesektor kommt den Praxisanleitenden daher neben der klassischen Aufgabe der einfachen Vermittlung einer Handlungskompetenz eine neue Verantwortung zu: Die umfassende Förderung der jungen Menschen im anspruchsvollen Sektor der praktischen Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Motivation
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Die Rolle der Motivation beim Lernen
3 Die Rollen der Praxisanleitenden
3.1 Gesetzliche Grundlagen der Praxisanleitung in der Pflegeausbildung
3.2 Rollenvielfalt
4 Motivationsstrategien und Konsequenzen für die praktische Ausbildung
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Leistungsmotivation in Abhängigkeit von der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit
Abbildung 2: Einfluss der Selbstwirksamkeit auf Problemlösungen
Abbildung 3: Regelkreis prozesshafter Anleitungen
Abbildung 4: Effektivität des Medieneinsatzes
1 Einleitung
Mit der Reformation der Pflegeausbildung in Form einer generalistischen, also mehrere Berufsgruppen vereinenden Ausbildung im Jahr 2020, änderten sich ebenfalls die Anforderungen an die Inhalte des praktischen Teils der Lehre: Während der theoretische Ausbildungsanteil seit jeher im Aufgabengebiet der Bildungsträger lag und damit durchaus bereits eine gute Strukturierung aufwies, beispielsweise durch länderspezifische Curricula, zeichnete sich der praktische Ausbildungsabschnitt durch sehr individuelle und damit qualitativ stark divergierende Formen der Wissensvermittlung aus. Arbeitsbelastung, Personalmangel, der Faktor „Zeit“ und die Einstellung von Praxisanleitenden selbst gegenüber den Auszubildenden bestimmte das Bild der Kompetenzvermittlung im praktischen Bereich. Mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung und ihrem Anspruch an strukturierte Praxisanleitung im Umfang von mindestens 10 Prozent der Einsatzzeit (PflAPrV, 2018, § 4 Abs. 1) revidierte sich auch das Bild der Praxisanleitung: Durch die nun deutlich bewusster wahrgenommene tragende Rolle beim Kompetenzerwerb der Auszubildenden entwickelte sich auch ein neues Selbstverständnis der Praxisanleitenden. Die gezielte und geplante Anleitung von Auszubildenden erfordert nun eine deutlich höhere pädagogische Kompetenz seitens der Anleitenden. Hinzu kommt eine neue Erwartungshaltung der Auszubildenden sowie die generellen Eigenschaften der derzeitigen jugendlichen beziehungsweise adoleszenten Generation. Mit Blick auf den Fachkräftemangel insbesondere im Pflegesektor kommt den Praxisanleitenden daher neben der klassischen Aufgabe der einfachen Vermittlung einer Handlungskompetenz eine neue Verantwortung zu: Die umfassende Förderung der jungen Menschen im anspruchsvollen Sektor der praktischen Arbeit. Hierfür ist ein Kernelement der anleitenden Arbeitsmethodik die Entwicklung und Unterstützung der Motivation von Auszubildenden. Diese Hausarbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, welche Methoden zur Förderung der Motivation von Auszubildenden im praktischen Teil der generalistischen Pflegeausbildung den Praxisanleitenden zur Verfügung stehen.
2 Motivation
2.1 Begriffsbestimmung
Die Motivation ist ein täglicher Begleiter aller Menschen, doch eine genaue Definition ihres Inhaltes kann mitunter sehr komplex werden. In einer pragmatischen Form haben Ekert & Ekert die Motivation als den grundsätzlichen Antrieb für jedes menschliche Verhalten definiert, welcher stets von individuellen Bedürfnissen gesteuert wird. Dabei wird ein Bedürfnis als ein Streben dargestellt, das ein bestimmtes Defizit beseitigen oder ein festgelegtes Ziel erreichen soll (Ekert & Ekert, 2005, S. 154f.).
2.2 Die Rolle der Motivation beim Lernen
Im Kontext des Lernprozesses ist nach Ekert & Ekert insbesondere die Leistungsmotivation von entscheidender Bedeutung für den Kompetenzerwerb. Die Leistungsmotivation wird als das Bestreben beschrieben, einen möglichst erfolgreichen Abschluss bei Handlungen und Zielstellungen zu erzielen. Entsprechend der heutigen Leistungsgesellschaft spielt das Leistungsmotiv damit auch eine deckungsgleiche große Rolle im täglichen Leben, denn der Wert und Selbstwert eines Menschen wird zu einem maßgeblichen Anteil von ihrer oder seiner Leistung sowie deren individueller und gesellschaftlicher Bewertung definiert. Drei festgelegte Faktoren üben dabei einen bestimmenden Einfluss auf die Leistungsmotivation aus: Der extrinsisch oder intrinsisch fundierte Anreiz, die Chance auf Erfolg und subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit sowie die Attribution, also das Erkennen von Kausalzusammenhängen zwischen Leistungserbringung und Erfolg. Eine optimale Motivation entsteht, wenn alle drei Faktoren erfüllt sind und die Aufgabe weder als unter- noch als überfordernd empfunden wird. Die folgende Abbildung zeigt das Verhältnis von Leistungsmotivation zum Anforderungsprofil einer Aufgabe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Leistungsmotivation in Abhängigkeit von der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit (Ekert & Ekert, 2005, S. 157)
Entsprechend groß ist also der Einfluss der Motivation auf den Lern- und Leistungserfolg des Individuums. Neben extrinsischen Motivationsfaktoren wie der Bezahlung oder entgegengebrachte Wertschätzung müssen daher vermehrt auch intrinsische Aspekte berücksichtigt und gefördert werden, insbesondere die Prinzipien der Selbstregulation und Selbstwirksamkeit (Ekert & Ekert, 2005, S. 156ff.). Selbstregulation bezeichnet dabei nach Althenthan et al. die Fähigkeit der Erzeugung von Eigenmotivation sowie des Setzens eigener Ziele, das Entwickeln von Strategien zum Erreichen dieser Ziele sowie die fortlaufende Reflexion des eigenen Verhaltens mit dem Ziel der Verhaltensoptimierung. Analog dazu wird die Selbstwirksamkeit als unmittelbare subjektive Überzeugung der eigenen Fähig- und Fertigkeiten beschrieben. Selbstwirksamkeit ist damit die positive Grundeinstellung, Situationen zu meistern und das eigene Leben selbstbestimmt verwirklichen zu können (Althenthan et al., 2016, S. 186f.). Dementsprechend wird die Wirkung dieser positiven Grundhaltung nachfolgend beschrieben: „Wenn Menschen dazu neigen, ihre Fähigkeiten gering zu schätzen, meiden sie schwierige Aufgaben und empfinden sie als Bedrohung. Negative Selbsteinschätzung beeinträchtigt ihre Leistung. Wenn Menschen dagegen ihre Selbstwirksamkeit hoch einschätzen, stellen schwierige Aufgaben für sie Herausforderungen dar, auf diese sie zielorientiert antworten. Positive Selbsteinschätzung hält Stress und Depression fern“ (Edelstein, 1995, S. 90).
Welchen Einfluss die Selbstwirksamkeit auf die individuelle Fähigkeit zur Problemlösung hat zeigt die folgende Abbildung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Einfluss der Selbstwirksamkeit auf Problemlösungen (Althenthan et al., 2016, S. 188)
3 Die Rollen der Praxisanleitenden
3.1 Gesetzliche Grundlagen der Praxisanleitung in der Pflegeausbildung
Als Praxisanleitende werden nach Mamerow Lehrende im praktischen Ausbildungsabschnitt der Pflegeausbildung bezeichnet, welche zusätzlich eine Schnittstelle zwischen den theoretischen Inhalten und der praktischen Ausführung von Arbeitsschritten bilden. Sie grenzen sich von den Praxisbegleitenden ab, welche als Pädagogen in den jeweiligen Bildungsträgern tätig sind und die Praxisanleitenden im Zuge der Ausübung ihrer Tätigkeiten unterstützen. Ihre notwendigen Qualifikationen und Eignungen sind gesetzlich klar definiert (Mamerow, 2021, S. 12). So benötigt eine praxisanleitende Person eine Berufserlaubnis nach § 1 (PflBG, 2017) sowie eine mindestens einjährige Berufserfahrung innerhalb der letzten fünf Jahre in ihrem jeweiligen Fachbereich (PflAPrV, 2018, § 4 Abs. 2). Es muss eine berufspädagogische Zusatzqualifikation im Umfang von 300 Stunden absolviert werden sowie, als Novum eingeführt, der Nachweis über mindestens 24 Stunden jährliche, hauptsächlich berufspädagogische Pflichtfortbildung erbracht werden (PflAPrV, 2018, § 4 Abs. 3). Etwas weniger klar definiert war bisher das Aufgabenprofil der Praxisanleitenden, wobei dies durch die gesetzliche Novellierung klarer formuliert wurde (PflAPrV, 2018, § 4 Abs. 3): Nach Mamerow nehmen sie eine Vielzahl an Funktionen wahr. Praxisanleitende gestalten die Vermittlung praktischer Ausbildungsinhalte gemäß § 7 (PflAPrV, 2018), entwickeln auf der Grundlage der schulinternen Curricula in Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern den Ausbildungsplan und setzen diesen um, bilden die Schnittstelle mit den Pflegeschulen, ermöglichen den Auszubildenden einen spiralförmigen Kompetenzerwerb durch geplante und strukturierte Anleitungen, beteiligen sich an den Leistungseinschätzungen und nehmen an Prüfungssituationen teil (Mamerow, 2021, S. 12f.). Bedingt durch dieses breite Spektrum an Aufgaben nehmen Praxisanleitende in der Realität häufig eine Fülle von Rollen im täglichen Berufsleben ein (Mamerow, 2021, S. 4).
3.2 Rollenvielfalt
Nach Mamerow ist die Rollendiversität der Praxisanleitenden sowohl historisch gewachsen als auch in den neuen Anforderungen der generalistischen Pflegeausbildung verortet. Die vormals nicht klar abgegrenzten Aufgabenfelder von Praxisanleitenden haben zur Entwicklung einer diffusen Anzahl an Verpflichtungen geführt, welche erst durch die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe strukturierter wurden: Neben den traditionellen Aufgaben der Übernahme von Diensten im Pflegebereich und dem fungieren als Ansprechpartner für Auszubildende und Mitarbeitende bei Konfliktsituationen übernehmen Praxisanleitende nun eine deutlich prominentere Rolle in der Entwicklung und Qualitätssicherung der Pflegeausbildung. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis und stellen somit eine wichtige Säule in der qualitätsorientierten Pflege dar, denn sie unterstreichen den Ausbildungscharakter der praktischen Arbeitseinheiten. Damit kommen den Praxisanleitenden nach Mamerow neben der herkömmlichen Rolle der hart arbeitenden Pflegekraft mit viel Fachkompetenz zwei zusätzliche Funktionen zu: Die der Beziehungsgestaltung mit den Auszubildenden, welche nun deutlich intensiver betreut werden, sowie die des Pädagogen und Didaktikers, welcher mithilfe lernpädagogischer Kenntnisse eine optimale Betreuung der Auszubildenden anstrebt (Mamerow, 2021, S. 3ff.).
4 Motivationsstrategien und Konsequenzen für die praktische Ausbildung
Mit dem gewandelten Rollenverständnis von Praxisanleitenden ist es nunmehr nötig, sich deutlich stärker mit pädagogischen Inhalten und lernpädagogischen Instrumenten zu befassen. Nobels führt die neuen Herausforderungen für Praxisanleitende im neuartigen Handlungs- und Kompetenzverständnis der generalistischen Pflegeausbildung aus: Das Lernpotenzial im praktischen Teil der Pflegeausbildung wurde bisher nicht vollständig genutzt, weshalb die neuen Bestimmungen an diesem Punkt zu Veränderungen aufrufen. Insbesondere die Reflexion nimmt eine zunehmend zentrale Bedeutung ein, da sie fehlerhafte Handlungsschritte effektiv revidiert und zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen professionellen Pflegeverständnis führt. Damit nimmt die Interaktion zwischen den Auszubildenden und den Praxisanleitenden einen sehr hohen Stellenwert im Kontext der Praxisanleitungen ein, weshalb die Gestaltung der Lernprozesse ein hohes Maß an lernpädagogischer Planung und Qualifikation voraussetzt (Nobels, 2020, S. 38f.). Die folgende Abbildung zeigt den Regelkreis inklusive Rückkopplungseffekt von prozesshaften Anleitungen: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Genau an diesen lernpädagogischen Ansprüchen setzt eine zunehmende Anzahl an pädagogischen Lehrmethoden für die Praxisanleitung an, die sogenannte Methodensammlung (Nobels, 2020, S. 66). Im Rahmen der Gesprächsführung im Lern- und Anleitungsprozess wird zur Vorbereitung einer Praxisanleitung die Grundlage der gemeinsamen Arbeit geschaffen: Der Ausbildungsstand der oder des Auszubildenden wird eruiert und es werden gemeinsam individuelle Rahmenbedingungen, vorhandenes Vorwissen und Ressourcen, Inhalte und Aufgabenstellungen sowie Vereinbarungen und Zielsetzungen der Anleitungssituation festgelegt. Dabei ist darauf zu achten, dass die oder der jeweilige Auszubildende das Gefühl der Integration und Wertschätzung erfährt, um damit den Anreiz der Leistungsmotivation zu fördern. Durch die genaue Absprache der Anleitungssituation kann zudem verhindert werden, dass Gefühle der Unter- oder Überforderung auftreten. Ebenso erhöht diese Absprache die Chance auf Erfolg und damit auf eine positive Wahrnehmung der Anleitung und der eigenen Kompetenzentwicklung seitens der Auszubildenden, da Erwartungen klar kommuniziert werden (Nobels, 2020, S. 50).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Regelkreis prozesshafter Anleitungen (Mamerow, 2021, S. 196)
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- Citation du texte
- Tim Kiery (Auteur), 2022, Motivation in der praktischen Pflegeausbildung. Motivationsstrategien und Konsequenzen für die praktische Ausbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1277762
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