Über die Jahre fiel Kritik auf den Weltfußballverband, der Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Einzelne Korruptions- und Geldwäscheskandale waren zum Beispiel das Vergabeverfahren 2006 um die Weltmeisterschaft (WM) in Deutschland mit Franz Beckenbauer, die Veruntreuung von Geldern der WM 2010 in Südafrika oder die Sponsoring- und Vermarktungsrechte im Zuge der WM 2014 in Brasilien. Weitere Kritik entstand über die Vergabe der WM nach Katar dieses Jahr oder der WM nach Russland 2018. Letztere ist der Schwerpunkt dieser Arbeit.
Bei sportlichen Großereignissen wie die Olympischen Spiele oder eine Fußball-Weltmeisterschaft sind eine transparente Vergabe, Organisation und Durchführung von immenser Bedeutung. Ethische und moralische Werte sollten hier unter allen Umständen gewahrt werden, da eine Vielzahl von verschiedenen Kulturen, Bevölkerungsschichten, Fans und Mitarbeiter aufeinandertreffen und beteiligt sind. Vor allem die Arbeitsbedingungen und Ausbeutung im Zuge der Vorbereitungen auf die WM in Katar erzeugten hohe mediale Aufmerksamkeit, sodass sogar der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Herr Theo Zwanziger die Vergabe nach Katar als einen der größten Fehler, den es jemals im Sport gab, kritisierte. Herr Zwanziger hat hier verstanden, dass die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung auch im Bereich des Sports angewendet werden muss, da die Verbände Teil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organismus sind. Das Gastgeberland steht bei einer solchen Großveranstaltung immer im Rampenlicht.
Aktuell wird Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine hart von Sanktionen anderer Länder und Unternehmen getroffen. Die UEFA reagiert ebenfalls und entzieht Russland das für 2022 geplante Champions League Finale in St. Petersburg. Darüber hinaus sagt der Ski-Verband die Weltcups in Russland ab, die Formel 1 streicht das Rennen in Sotschi und russische Fußballmannschaften werden aus dem aktuellen Europa-Pokal Turnier sowie der anstehenden Weltmeisterschaft gestrichen, um nur eine kleine Anzahl an Auswirkungen auf den Sport zu nennen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht denkbar, eine der genannten Veranstaltungen umzusetzen. Vor gerade einmal vier Jahren präsentierte sich Russland als Gastgeber der WM. Gab es damals schon abseits der aktuellen Lage Bedenken zum CSR-Management und ethischer Aspekte?
Gliederung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ethik im Allgemeinen
2.1 Beschreibung der Individual-, Sozial- und Umweltethik
2.2 Beschreibung der Unternehmensethik
2.3 Menschenwürde und Menschenrechte
3 Corporate Social Responsibility
3.1 CSR – eine Begriffsabgrenzung
3.2 CSR-Management
3.3 Abgrenzung verschiedener CSR-Modelle
3.4 CSR im Sport
3.5 Der Gegenspieler des CSRs – die Korruption
4 FIFA - Die Fédération Internationale de Football Association
4.1 Wichtige Organe und Kommissionen
4.2 Vergabe der Fußballweltmeisterschaft durch die FIFA
4.3 FIFA – CSR-Management und die soziale Verantwortung
5 Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland
5.1 Die Vergabe der WM 2018 nach Russland
5.2 Kritische Auseinandersetzung mit der Fußball-WM 2018
5.2.1 Russland als Gastgeber
5.2.2 CSR-Management im Zuge der Vergabe
5.2.2.1 Internationale Kritik an der Vergabe
5.2.2.2 Sportpolitische Ziele
5.2.3 CSR-Management bei der Organisation und Durchführung
5.2.3.1 Umweltverantwortung während der WM
5.2.3.2 Umgang mit Menschenrechten in Russland
5.2.3.3 Antworten auf die Kritik
6 Vorschläge zum CSR-Management der FIFA
7 Fazit und Ausblick
8 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Einordnung der Unternehmensethik
Abbildung 2: CSR - theoretische Ansätze
Abbildung 3: Säulen der Corporate Responsibility
Abbildung 4: CSR-Reifegradpyramide - von CSR 0.0 zu CSR 3.0
Abbildung 5: FIFA-Organigramm
Abbildung 6: Gewichtung für den technischen Bewertungsbericht
Abbildung 7: WM 2018 Austragungsorte
Abbildung 8: Stimmenverteilung der Wahl für die WM 2018
Abbildung 9: FIFA fair play
Abbildung 10: Hauptverursacher Emissionen WM 2018
Abbildung 11: Schwerpunktlevel und Einfluss der Vergabe
1 Einleitung
Der Profifußballsport sorgt bei der hohen positiven, medialen Präsenz neben alltäglichen Berichten ebenso für Skandale und gesellschaftliche Diskussionen. In der Zeit der Corona-Pandemie wurde lange an einer Lösung gearbeitet, damit der Ligabetrieb in Deutschland als erster der Top-4 Ligen in Europa wieder aufgenommen werden konnte. Andere Sportarten fühlten sich dadurch zurecht benachteiligt, konnten aber kurze Zeit später ebenfalls Spiele ausrichten. Der finanzstarke Profisport nutzte hier die Wirtschaftsmacht gegenüber dem Breitensport.1 Doch nicht nur in solchen Krisen spielt Geld eine übergeordnete Rolle. Selbst beteiligte Fußballvereine aus der Champions-League, einem Turnier der besten europäischen Vereinsmannschaften, versuchten dort auszutreten, um ein eigenes Turnier zu gründen. In dieser sogenannten Super League erhofften sich die beteiligten Vereine Millionen schwere Sponsoringverträge. Lediglich vorhandene Verträge mit den Ligaorganisationen und der Union of European Football Associations (UEFA), dem europäischen Fußballverband, verhinderten das Vorhaben. Das geplante Grundgerüst aus Sponsoren, Vereinen und Spielmodi war bereits vertraglich festgeschrieben.2
Kritik fiel über die Jahre auch auf den Weltfußballverband, der Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Einzelne Korruptions- und Geldwäscheskandale waren zum Beispiel das Vergabeverfahren 2006 um die Weltmeisterschaft (WM) in Deutschland mit Franz Beckenbauer, die Veruntreuung von Geldern der WM 2010 in Südafrika oder die Sponsoring- und Vermarktungsrechte im Zuge der WM 2014 in Brasilien.3 Weitere Kritik entstand über die Vergabe der WM nach Katar dieses Jahr oder der WM nach Russland 2018.4 Letztere ist der Schwerpunkt dieser Arbeit. Bei sportlichen Großereignissen wie die Olympischen Spiele oder eine Fußball-Weltmeisterschaft sind eine transparente Vergabe, Organisation und Durchführung von immenser Bedeutung. Ethische und moralische Werte sollten hier unter allen Umständen gewahrt werden, da eine Vielzahl von verschiedenen Kulturen, Bevölkerungsschichten, Fans und Mitarbeiter aufeinandertreffen und beteiligt sind. Vor allem die Arbeitsbedingungen und Ausbeutung im Zuge der Vorbereitungen auf die WM in Katar erzeugten hohe mediale Aufmerksamkeit, sodass sogar der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Herr Theo Zwanziger die Vergabe nach Katar als einen der größten Fehler, den es jemals im Sport gab, kritisierte.5 Herr Zwanziger hat hier verstanden, dass die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung auch im Bereich des Sports angewendet werden muss, da die Verbände Teil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organismus sind.6 Das Gastgeberland steht bei einer solchen Großveranstaltung immer im Rampenlicht. Aktuell wird Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine hart von Sanktionen anderer Länder und Unternehmen getroffen. Die UEFA reagiert ebenfalls und entzieht Russland das für 2022 geplante Champions League Finale in St. Petersburg. Darüber hinaus sagt der Ski-Verband die Weltcups in Russland ab, die Formel 1 streicht das Rennen in Sotschi und russische Fußballmannschaften werden aus dem aktuellen Europa-Pokal Turnier sowie der anstehenden Weltmeisterschaft gestrichen, um nur eine kleine Anzahl an Auswirkungen auf den Sport zu nennen.7 Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht denkbar eine der genannten Veranstaltungen umzusetzen. Vor gerade einmal vier Jahren präsentierte sich Russland als Gastgeber der WM. Gab es damals schon abseits der aktuellen Lage Bedenken zum CSR-Management und ethischer Aspekte?
Von wesentlicher Bedeutung ist die zentrale Literatur, welche verantwortungsvolle Unternehmensführung in Form von Corporate Social Responsibility (CSR) -Management beinhaltet. Hierfür wird das Buch „Corporate social responsibility: Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis“ von Schneider und Schmidpeter verwendet. Eine weitere wichtige Quelle ist unter anderem der „Human rights guide for reporters FIFA World Cup 2018 in Russia“ von Human Rights Watch. Dieser erschien zur Vorbereitung auf die WM in Russland. Auf dieser Basis und aufgrund der Aktualität wird das Thema mit aktuellen Internetquellen und Presseberichten bearbeitet. Die Vergabe, Organisation und Durchführung wird mithilfe von CSR-Management beleuchtet. Die offizielle Homepage der FIFA bietet unter anderem aktuelle Meldungen, den Organisationsaufbau und Satzungen. Der Name Fußball-Weltmeisterschaft ist eine geschützte Marke. Als Synonym wird im weiteren Verlauf die Kurzform Weltmeisterschaft oder WM mit der jeweils ergänzten Jahreszahl genannt. Bezogen wird sich hierbei auf das Sportereignis der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer.
Zunächst werden theoretische Grundlagen geschaffen, um diese dann später auf die WM 2018 in Russland zu beziehen. Der erste Punkt beschreibt die Ethik, mit der Hinführung zu Menschenwürde und Menschenrechte. Darauf aufbauend wird die CSR beleuchtet mit der Zuleitung zum Sport und der Korruption. Um diese Aspekte mit dem Schwerpunkt zu verbinden, spielt die FIFA als Organisation mit den verschiedenen Kommissionen und der allgemeinen Vergabe von Turnieren sowie der sozialen Verantwortung eine wichtige Rolle. Diese Grundlagen werden anschließend vertieft, im Zusammenhang mit der WM 2018 in Russland angewandt und die FIFA in den Bereichen Umwelt, Ökonomie und verantwortungsvolle Unternehmensführung beurteilt. In der kritischen Auseinandersetzung werden außerdem Russland als Gastgeber, die Menschenrechte im Land sowie die Reaktionen auf ethische Verletzungen für das Fazit wichtig sein. Das Ziel dieser Arbeit ist neben dieser kritischen Betrachtung der Umsetzung auch die Bewertung sowie das Aufstellen von Vorschlägen zum CSR-Management der FIFA unter Einhaltung ethischer Aspekte. Dadurch kann das Risiko zu unethischen Entscheidungen minimiert werden. Sinkende Vorfreude auf ein Turnier oder sogar der Boykott ist nicht im Sinne der FIFA und sollte daher mit allen Mitteln verhindert werden.
2 Ethik im Allgemeinen
Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie und stammt von dem griechischen Wort ethikos ab, welches übersetzt Gewohnheit oder Brauch bedeutet. Einer der bekanntesten Philosophen, Aristoteles, ordnete als Erster die Ethik dem Bereich der Philosophie zu.8 Es wird nach der theologischen und der philosophischen Ethik unterschieden. Letztere ist im Folgenden der Schwerpunkt.9
Die normative Ethik legt die Maßstäbe fest, wohingehend durch die deskriptive Ethik die Moral lediglich beschrieben wird. Die neuere Disziplin der Metaethik definiert verschiedene Begriffe der Ethik, wie zum Beispiel die Auslegung der Bedeutung des Adjektivs gut. Darüber hinaus wird in der Metaethik auch die Rechtfertigung und Argumentation von Grundsätzen hinterfragt. Die Metaethik ist daher stark mit den normativ-ethischen Aufstellungen verknüpft. Eine grundlegende Fragestellung ist, ob moralische Urteile Erkenntnis oder nur Gefühle zum Ausdruck bringen. Die normativ-ethischen Theorien sind in die Theorie der Pflichten, zum Beispiel in der Moralethik von Kant, und in die der Ziele, unter anderem in der Tugendethik von Aristoteles und im Utilitarismus, unterteilt.10 Im Folgenden werden die einzelnen Bereiche kurz umrissen. In der Kantischen Ethik sind die Normen der Moral verpflichtend. Der Grundstein einer Handlung ist immer ein Grundsatz und der gute Wille. Dabei sagt sein kategorischer Imperativ aus, dass jede Person nur so handeln soll, wie sie wollen würde, dass diese Handlung ein allgemeines Gesetz ist. Eine Weiterentwicklung der vorangegangenen Ethik ist die Neo-Kantische Ethik von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas. Diese Diskursethik zeichnet sich dadurch aus, dass durch Gespräche, deren Rede und Argumentation die Normen von Moral gezogen werden. Wird ein Versprechen gegeben, muss die damit verbundene Verpflichtung eingehalten werden. Die nächste normativ-ethische Theorie ist der Utilitarismus, die Gegenposition zur Ethik von Kant. Hier wird eine Aktion am Einfluss auf die Allgemeinheit bewertet. Der Nutzen wird also nicht auf einzelne Personen bestimmt, sondern auf die Mehrheit. Diese Position hat Jeremy Benthams im 18. Jahrhundert eröffnet. Kritik wird hier im Bezug der Nutzenmaximierung und der Stigmatisierung Einzelner auf Nutzenträger getroffen. Aus der Kritik der kantischen Ethik und dem Utilitarismus entsteht die Tugendethik. Denn es ist nicht klar wie und warum sich Personen an Normen gebunden fühlen sollen. Hier leistet die Tugend Abhilfe. Der richtige Weg wird erkannt und dadurch im Sinne des Prinzips gehandelt. Dies wird durch die Erziehung und den Kulturkreis begründet. Aristoteles sieht als gegeben an, dass eine moralische Entwicklung stattfindet. Eine andere Form eröffnete Thomas Hobbes, nämlich den Kontraktualismus. Hier wird dem Einzelnen rational denkenden Menschen eine egoistische Sichtweise unterstellt. Die Person handelt so, dass sie daraus den größten Nutzen zieht und langfristig davon zehren kann. Die Interessenverfolgung ist daher die Folge aus rational und egoistischen Aktionen. Dabei sind die gängigen Normen wie Gerechtigkeit gegeben, dass Menschen so behandelt werden, wie man selbst behandelt werden will.11
2.1 Beschreibung der Individual-, Sozial- und Umweltethik
Das private Leben sowie auch das öffentliche Leben werden von moralischen Richtlinien geleitet. Die Hauptfrage in der Individualmoral ist, wann eine Person gut handelt oder welche Aktionen erlaubt sind. Dafür ist es wichtig, dass die Personen einsichtig handeln und eine autonome Reflexion der Akzeptanz befolgen. Zwang oder manipulative Handlungen dürfen keine Basis sein. Dabei ist die Individualmoral keinesfalls eine Norm, die wir mit uns selbst ausmachen, da vom ausgeführten Verhalten auch Mitmenschen betroffen sind.12
Die öffentliche Moral beziehungsweise die Sozialethik befasst sich mit dem gesellschaftlichen Zusammenleben und gesellschaftlichen Institutionen. Ein Teil dieser Institutionen ist die politische Ethik. Im Allgemeinen beinhaltet diese die Rechte und Pflichten einer Staatsgemeinschaft. Des Weiteren dienen diese als Vorschriften und Erläuterungen im politischen Leben. Grundlegende Punkte der Sozialethik, welche sich auf Institutionen bezieht, ist die Gerechtigkeit und Gleichheit. Dies umfasst die Chancengleichheit und soziale Absicherung. Dabei unterscheidet sich die Moral deutlich vom Recht. Das Recht und Gesetze beinhalten die Möglichkeit, das Nichtbefolgen zu bestrafen. Dieser implizierte Zwang ist keine Eigenschaft der Moral. Sanktionen der Moral sind Ausgrenzung, Verachtung oder Enttäuschung.13 Gandhi, der geistige und politische Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, sagt, dass in der Demokratie diese gut formulierten Richtlinien und Normen ein wichtiges Grundgerüst bilden. Bei Unstimmigkeiten kann sich auf die Normen berufen werden. Zu beachten sind die Auslegungen des Einzelnen und verschiedene Interpretationen im praktischen Leben.14 Gandhi wählte den Begriff Satyagraha in seiner Lehre aus, welcher ausdrückt, wie sich verschiedene Parteien in einer Gesellschaft bei Konflikten verhalten sollen. Diese wird umrahmt von verwandten Systemen, wie verschiedenen philosophischen Begründungen oder anderen Aspekten aus Gandhis Lehre, den Analysen der menschlichen Natur und konkreten Konfliktsituationen. Die Satyagraha stützt sich auf die Norm 0. Diese beinhaltet, dass man keine Gewalt anwenden soll. Darauf bauen die anderen 15 Normen auf. Diese sind zum Beispiel `Begegne dem Gegner persönlich`, `Sei kompromissbereit! `, `Zwinge den Gegner nicht – überzeuge ihn! ` oder `Sei, wo immer möglich, loyal! `15 Im Weiteren gilt zu prüfen, ob solche Normen für die FIFA bereits vorliegen oder wenn nicht, welche Normen für eine Vergabe und Durchführung der WM angebracht sind.
Für die folgenden Bezugsfelder der Unternehmensethik wird außerdem noch auf die bereichsspezifische Ethik der Umwelt eingegangen, welche die Mensch-Natur-Beziehung beinhaltet und die Eingriffe in die Natur impliziert. Sie weist verschiedene biophile Werte auf. Dabei kann es sich um ästhetische, wissenschaftliche oder auch utilitaristische Werte handeln. Letzteres bedeutet, dass die Natur Nährboden für Materialien darstellt und eine physische Versorgung herstellt. Für die Gesundheit und die menschliche Zukunft ist diese Umweltethik von immenser Bedeutung. Diese kann in vielen verschiedenen Handlungsfeldern wie die Biodiversität, Wasserethik, Moore oder den Tierschutz vertieft werden.16 Der Nachhaltigkeitsgedanke und Umweltschutz sind in den letzten Jahren in aller Munde. Oftmals reicht das Appellieren an die Moral der Personen und Unternehmen nicht aus, sodass ökonomische Instrumente eingesetzt werden müssen. Anreize können durch Umweltsteuern oder Umweltzertifikate gesetzt werden. Die moralische Aufmerksamkeit der Bürger gegenüber der Umwelt ist Umfragen zufolge trotzdem gestiegen, wie zum Beispiel bei dem Ausstieg aus der Kernenergie ganz ohne ökonomische Anreize. Neben dem Wähler- und Konsumentenverhalten ist das Produzentenverhalten von Bedeutung. Der Konsument hat mit seiner moralischen Entscheidung, zum Beispiel gegen Einwegplastik, die Macht des Käufers. Das moralische Handeln von großen Produzenten ausgehend verpufft dagegen eher, da diese im Wettbewerb auf geringe Kosten achten müssen. Ist die Kaufkraft für nachhaltige Produkte vom Konsumenten gegeben, überträgt sich diese moralische Einstellung auf Unternehmen, da diese von den Abnehmern abhängig sind.17
2.2 Beschreibung der Unternehmensethik
Die drei oben beschriebenen Bezugsfelder der Individual-, Sozial- und Umweltethik finden in der Unternehmensethik Anwendung. Wie in der folgenden Darstellung abgebildet, wird diese Unternehmensethik in die Problemebenen der Ordnungs- und Handlungsethik unterteilt. In der Ordnungsethik werden Normen unter Anbetracht der voranschreitenden Globalisierung betrachtet, wohingegen in der Handlungsethik, wie der Name schon ausdrückt, die Tätigkeiten des Unternehmens im Sinne der eigenen Werte und Prinzipien bewertet werden. Insgesamt wird die Unternehmensethik der Gesamtwirtschaftlichen Ethik mit der Ethik des Wirtschaftssystems und der Wirtschaftspolitik untergeordnet. Damit ist die Unternehmensethik eine Schnittstelle zwischen der klassischen Betriebswirtschaftslehre und ethischen Wissenschaften.18
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Einordnung der Unternehmensethik19
Weitere Unterteilungen finden sich in der deskriptiven, normativen und analytischen Unternehmensethik. Wie im allgemeinen Ethikteil beschrieben, zielt der deskriptive Teil auf die Erklärung von Sachverhalten ab. Im normativen Part werden Werte zum Handeln gefunden. Die analytische Unternehmensethik prüft diese ethischen Fragestellungen im Unternehmen mit wissenschaftlichen Methoden. Unternehmensentscheidungen werden demnach in verschiedenen Ebenen und allen betreffenden Abteilungen und Führungssystemen untersucht. Dies beinhaltet die unternehmensethische Fragestellung, die Wirkungsanalyse, Beziehungs- und Konfliktanalyse und zuletzt die Begründungsanalyse. In Letzterer werden die finalen normativen Aussagen getroffen, nachdem mögliche Konflikte mit Kulturen oder Normen durch gegenseitiges Aufeinandertreffen und Auswirkungen auf einzelne Personen analysiert wurden. Diese daraus resultierenden Werte und Regeln werden in der Corporate Governance festgehalten. An dieser kann sich das Führungssystem des Unternehmens orientieren.20 Um die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu fördern, sollen deren individuellen Wertevorstellungen in die Unternehmensziele mit aufgenommen werden. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Ansprüche der Stakeholder in das marktwirtschaftliche System der Gewinnmaximierung zu berücksichtigen, was laut dem Begründer der integrativen Wirtschaftsethik, Peter Ulrich, nicht immer umgesetzt wird. Ihm zufolge sollten die ethischen Leitlinien in der Unternehmensethik als selbstverständlich angesehen werden und nicht der Gewinnmaximierung untergeordnet werden.21 Neben dem Einfluss auf Führung und Verantwortung hat die Unternehmensethik auch starke Anteile an der CSR, welche in Kapitel 3 näher beleuchtet wird.
2.3 Menschenwürde und Menschenrechte
Oft wird die Würde des Menschen als rechtliche Würde angesehen, welche mit Hilfe des Staates oder vor Eingriffen geschützt werden soll. Dies wurde mit Ende des Zweiten Weltkrieges populär und wird aus der philosophischen Sichtweise nicht als bindend interpretiert.22
Der lateinische Begriff ‚dignitas‘, welcher mit Würde, Verdienst oder Ehre übersetzt wird, ist bereits in der Spätantike bei dem Philosophen Marcus Tullius Cicero zu lesen. Doch zuerst ist der Würdebegriff im antiken Griechenland verwurzelt.23 Aristoteles unterscheidet die Menschen in Würdeträger wie folgt: „Der Sklave hat das Vermögen zu überlegen überhaupt nicht, das Weibliche hat es zwar, aber ohne die erforderliche Entschiedenheit, und das Kind hat es auch, aber noch unterentwickelt. Ebenso muß es sich denn auch mit den ethischen Tugenden verhalten.“ 24 Der Gedanke, den Beherrschten die Würde abzusprechen, ist selbstverständlich nicht mit den heutigen Ansichten zu vergleichen, wonach jeder Mensch Würde besitzt. Des Weiteren differenziert die antike Auffassung, dass die Würde nicht mit dem moralischen Anspruch verbunden ist, sondern eher mit der beschriebenen Übersetzung der Ehre.25
Im christlich geprägten Mittelalter beschreibt Thomas von Aquin den Menschen als Ebenbild Gottes, weshalb dieser dadurch eine angeborene Würde trägt, wenn dieser sich vernünftig und gottesfürchtig verhält. Das Brechen von Gottes Geboten stellt diesen Menschen sogar unter die Stufe von Tieren.26 Dass jede Person selbst Zweck ihrer Handlungen ist, wird später im 18. Jahrhundert von Immanuel Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten unterstützt und wird Kants Objektformel genannt. Anders als in den vorherigen Jahrhunderten bewertet Kant die Würde unabhängig von der Religion. Seine Schwerpunkte sind das Selbstbewusstsein, die Vernunftbegabung, die Autonomie und die Fähigkeit zum moralischen Handeln. Letzteres ist gegeben, wenn wir uns an seine Leitlinie des Kategorischen Imperativs halten. Handlungen sind daher nicht eigene Wünsche, sondern sollen pflichtbewusst an seinem Gesetz ausgeführt werden. Diese Befolgung der Leitlinie lässt eine Aktion zu einer moralisch guten Handlung werden. Er unterscheidet zwischen Personen und Sachen, also Wesen, welche vernunftlos sind. Jeder Mensch kann nach dem Kategorischen Imperativ leben, da diese einen freien Willen haben. Dadurch besitzen Menschen einen Zweck der Handlungen, welche nicht als Mittel verwendet werden sollen. Andere Personen sollen demnach nicht für eigene Zwecke verwendet und zu Mitteln werden, da diesen dann die Selbstbestimmung genommen wird. Kant unterscheidet die Zwecke in diejenigen, die einen Preis haben und ersetzt werden können, oder die unersetzbaren, die die Würde tragen. Seine Objektformel sagt daher aus, dass niemand belogen, keine Freiheit eingeschränkt oder Eigentum anderer Personen beschädigt werden soll. Gegen die Pflichten verstoße des Weiteren, wer Heuchelei, Sklaverei, Verschuldung oder Selbstmord begeht. Daraus abgeleitet besteht die Möglichkeit, neben der Verletzung der Würde anderer Personen auch seine eigene Würde zu verletzen.27
Der Grundgedanke der Würde von Kant findet sich in Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes wieder, allerdings in abgewandelter Form. Alle Menschen sind Würdeträger, auch Kleinkinder, Demenzkranke oder Menschen mit Behinderung und können weder komplett noch für einen Zeitraum ausgeschlossen werden. Wie mit diesen Gruppen umgegangen werden soll, die nach Kant keine Würdeträger sind, bleibt offen. Daher wird diese Theorie von manchen Seiten kritisiert. Warum stellt die Individualität von Personen einen Wert da und warum ist eine Person nur Würdeträger, wenn diese autonom, vernunftgemäß und moralisch handelt? Die Würde sollte jedem Menschen zustehen, ohne Einschränkung. Es fehlt in seiner Aufstellung die Begründung, warum dies nicht der Fall sein sollte. Auch wenn Kant einen großen Einfluss auf die heutige Definition der Würde hat, war diese in seiner Zeit noch nicht final geklärt. Heutzutage ist diese völlig frei von Einschränkungen wie Herkunft, Bildungsstand, Beruf oder Geschlecht. Vor allem für politische und insbesondere für juristische Gegebenheiten ist es wegweisend, alle Menschen in der Würde mit einzubeziehen. Verankert ist dies in den Grundrechten der Europäischen Union und im Grundgesetz.28
Durch die angeborene Menschenwürde werden in diesem Zusammenhang auch oft Menschenrechte genannt. Hier gibt es vier verschiedene Sichtweisen zu nennen:
„Die Menschenwürde ist ein Menschenrecht (unter anderen).
Die Menschenwürde ist ein Ensemble aus verschiedenen Menschenrechten.
Die Menschenwürde stellt eine Begründung für die Menschenrechte dar.
Die Menschenwürde ist das Ziel der Menschenrechte.“ 29
Die Würde mit dem Menschenrecht in der Praxis zu verbinden, stellt trotzdem eine Herausforderung dar. Ein Praxisbeispiel ist die aktive Sterbehilfe. Natürlich ist die Menschenwürde verletzt, wenn ein Mensch getötet wird, doch wie sieht es aus, wenn dies ausdrücklich der eigene Wunsch ist? Hier gehen die Meinungen auseinander, was die Menschenwürde nun vertritt, den eigenen Wunsch oder die Würde des Lebens.30 Punkt 3, dass die Menschenwürde eine Begründung für Menschenrechte ist, stützt auch Schaber. Ihm zufolge haben wir keine Rechte, weil wir Rechte haben, sondern weil jeder einzelne Würde hat.31 Wetz dagegen sieht die Würde eher als Ziel der Menschenrechte. Die körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit sind seine gelebten Menschenrechte. Seine Definition sieht den Menschen als endlich an und wer keine Achtung voreinander besitzt, der besitzt auch keine Würde. Das Leben in voller Würde ist dann eben auch nur möglich, wenn die Zielvereinbarung, alle Menschenrechte eingehalten werden. Jedes eingehaltene Menschenrecht begründet demnach einen Teil der Menschenwürde.32
Wie beschrieben gehen die Meinungen verschiedener Autoren über das Thema Würde, auch mit der Verknüpfung zu Menschenrechten, auseinander. So kann die Würde als Wert, als Eigenschaft oder als Haltung gesehen werden. Einfacher ist dies bei den Menschenrechten. Diese drücken die Ordnung aus, um verschiedene Arten von Ungerechtigkeiten anzuprangern. Menschenrechtsverletzungen treten häufig auf, wenn die international anerkannten Abkommen gebrochen werden. Weltweit gelebte Statuten wurden von den Vereinten Nationen aufgestellt. Diese Rechte dürfen von der Autonomie eines Staates nicht eingeschränkt werden. Dort steht geschrieben, dass sich die Menschenrechte aus der Menschenwürde herleitet. Wichtige Privilegien sind die Freiheit, Gleichheit und das Recht nach Belieben zu handeln, ohne die Rechte weiterer Personen einzuschränken.33 Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, kurz UN-Sicherheitsrat, ist verantwortlich, dass der Weltfrieden und die Sicherheit sowie die Menschenrechte eingehalten werden und Regierungen oder Unternehmen diese nicht aus Macht und Profitgier missbrauchen. In den letzten Jahrzenten reduzierten sich Konflikte an der Grenze, jedoch traten Bürgerkriege mit Zivilisten vermehrt auf. Die Grundlage für funktionierende Menschenrechte ist der gelebte Frieden, welcher von den verschiedenen Staaten unterschiedlich interpretiert wird. Oftmals ist es schwer zu definieren, wer Rechtinhaber und Pflichtenträger ist. Die Menschenrechte werden auch im Völkerrecht weiter ausgeführt. Hier spielt außerdem der Schutz der Umwelt oder die Weltkultur als Erbe der Menschen eine Rolle. Beeinflusst wird die Auslegung durch den jeweiligen Kulturkreis. Die Wiener Menschenrechtskonferenz hat daher auch bestätigt, dass wirtschaftliche Not oder Armut einzelner Länder die Menschenrechte behindern, das aber auf keinen Fall ein Grund für eine Menschenrechtsverletzung sein darf. Es wurde daher ein Konzept der ‚basic needs‘ verfasst, welches zur Sicherung des Wohlstands, Würde und Freiheit dient. Dieses hat aber keine rechtliche Verbindlichkeit und findet daher in vielen Ländern keine Anwendung.34
3 Corporate Social Responsibility
Die Ethik oder vielmehr eine Art Wertemanagement, insbesondere die Unternehmensethik hat großen Einfluss auf die CSR. Die Wissenschaft hat aber für diese keine einheitliche Definition, da für manche jedes freiwillige Engagement als CSR zählt, für andere aber nicht. Die einen behaupten, soziale Spenden seien kein CSR, andere zählen Nachhaltigkeit nicht in die Kreise von CSR. Viele Unternehmen vergessen hierbei, dass auch die Strategie oder das Management zum CSR zählen und nicht nur gesellschaftliche Verantwortung. Demnach hat jedes Unternehmen eigene CSR Schwerpunkte, welche sich je nach Region und Motivation abgrenzen. Übergeordnet wird CSR auch als unternehmerische Sozialverantwortung übersetzt. Dies beinhaltet den freiwilligen Beitrag eines Unternehmens in ihren normalen Geschäftstätigkeiten und darüber hinaus in den Bereichen wie Umwelt, im Umgang mit Arbeitnehmern sowie den Beziehungen zu weiteren Stakeholdern.35 Dass keine allgemeine Definition vorhanden ist, bedeutet auch, dass die Aussage von Dow Votaw aus dem Jahr 1972 heute noch aktuell ist: „The term is a brilliant one; it means something, but not always the same thing to everybody. To some it conveys the idea of legal responsibility or liability; to others it means socially responsible behavior in an ethical sense; to still others, the meaning transmitted is that of ‘responsible for’, is a casual mode; many simply equate it with a charitable contribution.” 36
Da CSR ein dynamisches Konzept ist, funktioniert dieser Begriff auch ohne feste Definition. An diese Auslegung wagte sich die europäische Kommission 2001, wobei diese das social in CSR als soziale Verantwortung und nicht wie es richtig ist als gesellschaftliche Verantwortung übersetzten. 2011 setzte die Kommission fest, dass neben gesellschaftlichen und ökologischen Motiven auch ethische Themen inklusive der Menschenrechte in der Geschäftsstrategie aufgenommen werden sollen, was als CSR angesehen wird. Das Ziel soll daraus sein, einen gesellschaftlichen Mehrwert für Unternehmen sowie auch Gesellschaft zu generieren. Dies wurde auch als Basis für die Entwicklung der Internationalen Organisation für Normung (ISO) 26000 herangezogen. Darin wird das Augenmerk auf die Verantwortung der Unternehmen, auf Effekte der Entscheidungen, auf die Gesellschaft und Umwelt gelenkt. Ethische Ausrichtungen dienen der Nachhaltigkeit, welche im internationalen Recht liegen sollen und den Erwartungen der Stakeholder entsprechen. Diese ISO 26000 wird erst erfüllt, wenn diese im gesamten Unternehmen gelebt werden. Weiter vertieft wird dies durch verschiedene Prinzipien wie Transparenz oder Rechenschaftspflichten, welche von regionaler Einbindung und fairer Betriebs- und Geschäftspraktiken umrahmt werden.37
Aufgrund der vielen Einflüsse auf die CSR können verschiedene Bereiche in theoretischen Ansätzen wie folgt dargestellt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: CSR - theoretische Ansätze38
In der betriebswirtschaftlichen Sichtweise ist der primäre Gedanke, ob Unternehmen aus ökonomischen Gründen CSR Ansätze verfolgen. Darüber hinaus wird in der Volkswirtschaft der gesellschaftliche Nutzen aufgezeigt. Die Verantwortung der Unternehmen betrifft auch die Soziologie in Form von soziokulturellen Einflüssen, da die Gesellschaft Teil von Unternehmen ist. Als Investition in Sozialkapital wird das gesellschaftliche Engagement wie Spenden oder Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen verstanden, was ein Vorteil für die Gesellschaft, aber auch für das eigene Unternehmen zur Folge hat. Dieser Teil fällt unter Corporate Citizenship, welche in Abschnitt 3.1 fundierter beschrieben wird.39
3.1 CSR – eine Begriffsabgrenzung
Wie erläutert ist der Begriff CSR schwer zu greifen und einheitlich zu deuten. So gibt es viele weitere verwandte Akronyme, welche sich abgrenzen lassen. Viele haben sich der CSR stark angenähert oder werden in dieser impliziert. Zu nennen sind hier Corporate Citizenship (CC), Corporate Cultural Responsibility (CCR), Social Responsibility (SR), Corporate Responsibility (CR), Corporate Sustainability (CS), Sustainable Development (SD) und Diversity Management (DiM).40
Die Nachhaltigkeit geht Hand in Hand mit der CSR. Die beiden Auslegungen von CSR und Nachhaltigkeit haben sich über die Jahre angenähert und verbunden. Grund dafür ist die über die Jahre stark wachsende Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. So ist laut Schneider 1969 bei der ersten Idee zur Ökosozialen Marktwirtschaft, dem Aufkommen des Begriffes CSR sowie der UN-Umweltkonferenz in Stockholm 1972 die Nachhaltigkeit noch nicht in der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung enthalten, nähert sich jedoch über den Brundtland-Report 1987 stark an. Die oben angesprochene CSR Definition der EU 2011 und die Klimakonferenz 2012 in Rio de Janeiro schließen die Lücke der Annäherung beider Begriffe und Auslegungen. So soll die nachhaltige Entwicklung alles geben, was die heutige Generation benötigt, ohne die kommenden Generationen in ihrem Lebensstil zu gefährden. Zusammen wird dies als CS verstanden. Ansprüche der lebenden sowie der nachfolgenden Generationen werden mit gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Ansprüchen verbunden. Im Augenmerkt der jeweiligen Unternehmen steht die nachhaltige Unternehmensführung. Davon abzugrenzen sind hier unfreiwillige Aktionen im Sinne der Nachhaltigkeit, welche durch Gesetze oder die Öffentlichkeit vorgegeben werden. Im Triple-Bottom-Line-Ansatz wird ausgesagt, dass nachhaltige Entwicklung nur im Zusammenspiel zwischen Ökologie, Sozialem und der Wirtschaft erfolgreich umgesetzt werden kann. Dazu zählen neben einer langfristigen Wertschöpfung, grünen Produkten und der Mitarbeiterverantwortung viele weitere Punkte. Ebenso wie Nachhaltigkeit wird auch DiM als ein Teil des Managementkonzeptes innerhalb des CSR angesehen.41 Für erfolgreiche Umsetzungen in diesem Bereich werden Unternehmen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. In Deutschland haben mehrere Unternehmen die Charta der Vielfalt unterschrieben. Unter Diversität wird die Vielfalt in verschiedenen Punkten verstanden. Dies kann unter anderem das Alter, die Religion, die sexuelle Orientierung, aber auch die Arbeitserfahrung betreffen. Aufgrund der demographischen Veränderungen und der steigenden Migration sowie einer alternden Gesellschaft ist der Schwerpunkt in DiM gestiegen. Gelebtes DiM steigert die Mitarbeiterbindung und erhöht das Image des Unternehmens.42 Explizit nicht CSR, aber nahe an CSR angegliedert, ist Corporate Governance. Dies ist der Rahmen für Unternehmen zur Kontrolle und Leitung im Sinne der Stakeholder. Darin enthalten sind Wirtschafts- und Steuergesetze oder auch Richtlinien für moralische Werte. Diese unterscheiden sich je nach Land und Branche. Nachfolgend kann die angesprochene Triple-Bottom-Line mit den drei Verantwortungsbereichen rund um Ökonomik, Umwelt und Soziales mit Erklärungen aus der Grafik entnommen werden. Klar erkennbar ist hier, dass CC und Corporate Governance die CSR flankieren und Teil der CR sind. Unter CC fallen Spenden, Unternehmensstiftungen, Sponsoring für lokale Vereine oder das Corporate Volunteering. Darunter versteht man, dass Mitarbeiter für soziale Projekte freigestellt werden oder in diesen unterstützt werden.43
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Säulen der Corporate Responsibility44
Um nun aber CSR klar abzugrenzen, gibt es drei eindeutige Merkmale. Die erste Grenze, das sogenannte CSR 1.0, herrscht vor, wenn gesellschaftliche Aktivitäten geplant werden und wiederkehrend auftreten. Das CSR 0.0 ist somit kein CSR, da zwar gesellschaftliches Engagement auftritt, dieses aber zufällig ist und nicht gesteuert wird. Dieses Modell wird weiterführend in Punkt 3.3 erläutert. Die zweite Grenze ist das im Zusammenhang mit der ISO 26000 angesprochene gesetzesüberschreitende Engagement. Nicht das Gesetz gibt den Rahmen vor, das Unternehmen selbst wählt den Umfang der CSR. Dies soll aus eigener Verantwortung zur Selbstverpflichtung der Unternehmen führen. Die dritte Grenze baut auf der zweiten auf. Das Ende von CSR ist ein jeweiliges Gesetz, welches zu CSR Aktivitäten verpflichtet. Dies wird dann legal compliance genannt. Dadurch verfügt das Unternehmen über weniger Handlungsspielraum und Umsetzungen der Herausforderungen.45
3.2 CSR-Management
Im Dezember 2008 hat Prinz Charles die ökologische Krise mit der Finanzkrise verglichen. Die Finanzkrise entstand, indem endlose Kredite von den Banken vergeben wurden und dadurch der Schuldenberg so groß geworden ist, dass der konsumierende Gläubiger diese nicht tilgen konnte. Der Vergleich zur Natur kommt daher, dass das wirtschaftliche Wachstum auf den Schultern der leidenden Natur ausgetragen wurde. Im Endeffekt wurde mehr geschadet als jemals wieder aufgefangen werden kann, was ein hohes Risiko für die kommenden Gesellschaften und der Wirtschaft mit sich bringt. Das Problem der Umweltkrise ist außerdem, dass diese durch das Drucken neuen Geldes nicht behoben werden kann. Daher liegt es nicht nur an der Politik, Treiber für verantwortungsvolleres Managen zu sein, auch die Unternehmen sollen CSR einbinden. Nun liegt es wie bei allen Managementsystemen an der Unternehmensführung, diese umzusetzen. Da die CSR als freiwillig angesehen wird, kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen nicht vollständig aus Altruismus handeln. Selbst wenn durch die Maßnahmen keine direkte kurzfristige Auswirkung im Gewinn zu sehen ist, können diese langfristig positiv durch gezielte Marketingschritte einen Mehrwert für das Unternehmen bilden. Davon zu unterscheiden ist Greenwashing, bei dem Fakten übertrieben oder falsch dargestellt werden, um das Unternehmen in ein besseres Licht zu rücken. Um diese langfristigen Faktoren perfekt zu treffen, ist eine vorausschauende Firmenpolitik notwendig. Ressourcen können eingespart werden, was sich wiederum auf die Kosten positiv auswirkt, und Mitarbeiter werden durch geplante Innovationen angesprochen, die Arbeit in Unternehmen mit langfristigen Werten zu verrichten. Der Effekt von nicht finanzieller Wertschöpfung ist daher von guter Pressearbeit bis hin von strategischer Differenzierung des Kerngeschäfts eines Unternehmens abhängig. Damit das CSR-Management offengelegt wird, hat die EU-Kommission eine Nachhaltigkeitsberichterstattung ab 2016 für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtend eingeführt. Hier werden Informationen zu nicht-finanziellen Inhalten wie das Handeln mit ökologischen Aspekten, Leistungen im Menschenrecht oder Anti-Korruptions-Themen aufgelistet.46 Dabei bildet die Befragung der Stakeholder den Grundstein. Daraus werden Ziele geformt und Maßnahmen besprochen. Ein kurzfristiges Ziel kann das Einführen grüner Produktversionen sein, um so neue Kundengruppen zu gewinnen. Für mittel- und langfristige Maßnahmen muss das Unternehmen auf verschiedene Veränderungen eingehen können.47
Um diese kurzfristigen bis langfristigen Maßnahmen sichtbar zu machen, benötigt das Management ein System für messbare Auswirkungen. Laut dem St. Gallener Managementkonzept werden in Managementsystemen neben Analyse, Durchführung und Ziel auch die Kontrolle abgebildet. In diesem System sind mit der normativen, der strategischen und der operativen Ebene drei verschiedene Ebenen integriert. Die Dokumentation rundet das CSR-Management ab. Die daraus für ein Unternehmen entstehenden relevanten Zukunftsthemen können verschiedenen Prozessen zugeordnet werden. Diese Prozesse unterliegen unterschiedlichen Verantwortungsbereichen. Die Abteilung Personal sowie die Unternehmensführung können zum Beispiel Inhalte im übergeordneten Thema Menschenrechte umsetzen und so Aktivitäten zum Schutz der Menschenrechte anstoßen. Ein weiteres Beispiel für die Integration des CSR-Managements kann die Verbesserung des Abfallmanagements zum Schutz der Umwelt sein. Ein gutes CSR-Management findet in der Umsetzung die richtige Balance zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Sozialem und Umwelt. Das grundlegendste Ziel im CSR-Management ist dabei, das nachhaltige Wirtschaften zu fördern, um Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation zu befriedigen ohne Chancen zukünftiger Generationen zu schmälern.48
[...]
1 Vgl. Penders, 2020.
2 Vgl. Nahar, 2021; o. V. (Kicker), 2021.
3 Vgl. o. V. (Frankfurter Allgemeine Zeitung), 2021; Bütikofer, 2017; o. V. (Tagesschau.de), 2015.
4 Vgl. o. V. (tagesschau), 2015.
5 Vgl. o. V. (Zeit), 2017a; o. V. (Frankfurter Allgemeine Zeitung), 2013.
6 Vgl. Keller, 2014, S. 114.
7 Vgl. Brkic, 2022.
8 Vgl. Andersen, 2000, S. 1.
9 Vgl. Andersen, 2000, S. 14.
10 Vgl. Pauer-Studer, 2020, S. 14 ff.
11 Vgl. Pauer-Studer, 2020, S. 35 ff.
12 Vgl. Pauer-Studer, 2020, S. 16 ff.
13 Vgl. Pauer-Studer, 2020, S. 17 f.
14 Vgl. Galtung und Næss, 2019, 1 ff.
15 Vgl. Galtung und Næss, 2019, 41 ff.
16 Vgl. Ott, 2016, S. 114 ff.
17 Vgl. Kirchgässner, 2015, S. 267 ff.
18 Vgl. Küpper, 2006, S. 11 ff.
19 o. V. (Das Wirtschaftslexikon), 2015.
20 Vgl. Küpper, 2006, S. 148 ff.
21 Vgl. Werner, 2021, S. 288 ff.
22 Vgl. Krämer, 2020, 56 ff.
23 Vgl. Wetz, 2011, S. 33.
24 Aristoteles, 1995, S. 12.
25 Vgl. Krämer, 2020, S. 57 ff.
26 Vgl. Wetz, 2011, S. 62.
27 Vgl. Krämer, 2020, S. 67 ff.
28 Vgl. Krämer, 2020, S. 71 ff.
29 Krämer, 2020, S. 78.
30 Vgl. Krämer, 2020, S. 78 f.
31 Vgl. Schaber, 2008, S. 189.
32 Vgl. Wetz, 2008, S. 41 ff.
33 Vgl. Mosayebi, 2018, S. 4 ff.
34 Vgl. Heinz, 2019, S. 127 ff.
35 Vgl. Schneider, 2015, S. 21 ff.
36 Votaw, 1973, S. 11. Eigene Übersetzung: Der Begriff ist ein schillernder Begriff; er bedeutet etwas, aber nicht immer für jeden das Gleiche. Für die einen ist er gleichbedeutend mit rechtlicher Verantwortung oder Haftung, für andere bedeutet er sozial verantwortliches Handeln im ethischen Sinne, für wieder andere ist die übertragene Bedeutung "verantwortlich für" eine beiläufige Art und Weise, viele setzen ihn einfach mit einer wohltätigen Spende gleich.
37 Vgl. Schneider, 2015, S. 23 ff.
38 Schmidpeter, 2015, S. 2.
39 Vgl. Schmidpeter, 2015, S. 1 ff.
40 Vgl. Schneider, 2015, S. 23 ff.
41 Vgl. Schneider, 2015, S. 27 ff.
42 Vgl. Hanappi-Egger, 2015, S. 221 ff.
43 Vgl. Arbeitskreis Nachhaltige Unternehmensführung, 2015, S. 44 ff.
44 Weber und Willers, 2019, S. 173.
45 Vgl. Schneider, 2015, S. 31 ff.
46 Vgl. Gastinger und Gaggl, 2015, S. 283 ff.
47 Vgl. Plas und Resel, 2015, S. 381 ff.
48 Vgl. Lorentschitsch und Walker, 2015, S. 395 ff.
- Arbeit zitieren
- Simon Wagner (Autor:in), 2022, Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Eine unternehmerische Betrachtung der Vergabe, Durchführung und Organisation im Rahmen des CSR-Managements und ethischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1276953
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